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(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 12. Der Nordische Krieg.
29
werden im 9. Jhrh die normannischen Waräger oder Russ aus Skandinavien (in Reval und in der Gegend von Petersburg bereits ansässig) gerufen, deren Fürst Rurik sich (862) in Nowgorod niederlässt. Niederlassungen anderer Waräger in Kiew. Name „Russen". Übertritt zum griechisch-katholischen Christentum im 10. Jhrh. durch Ruriks Nachkommen Wladimir den Grossen in Kiew, der sich mit der Schwester der Theophano, Gemahlin Kaiser Ottos Ii., vermählt. Weiterhin Zerfall in viele Teilfürsten-tiimer; zwischen ihnen Zwietracht. Nowgorod freie Hansastadt. Im 12 Jhrh. Gründung von Moskau. Grosse Verluste der Russen an Polen und Litauen. Im 13. Jhrh. Begründung der Mongolenherrrschaft durch Dsc hing is Chan und seine Nachfolger (1241 Vordringen nach Schlesien, Schlacht auf der Wahl statt). Mongolenreich von China bis zum Schwarzen Meere! Bald Zerfall des ungeheuren Reichs; einer der Teile: das Kanat der „Goldenen Horde“ von Kaptschak. Die russischen Teilfürsten werden unterworfen, ihr Hader genährt, das Volk wird ausgesogen und entsittlicht. Verschwägerung russischer und mongolischer Geschlechter. Einwirkung dieser Zeit auf den russischen Volkscharakter (Bestechlichkeit). Im 14. Jhrh. neue Erhebung der Mongolenmacht unter Timurlenk (Tamerlan), dann dauernder Verfall. Durch Iwan Iii. den Grossen von Moskau (f 1505) Abschüttelung der Reste der Mongolenherrschaft. Einigung Russlands unter Moskau, dessen Herrscher die unbeschränkten Erben der mongolischen Zare.]
1) Erste Versuche, europäische Kultur einzuführen durch Iwan Iv. den Schrecklichen (16. Jhrh.). „Selbstherrscher aller Reussen“. Einrichtung des Strelitzenkorps. Entdeckung und Unterwerfung Sibiriens durch den Kosakenführer Jermak.
2) Unter seinem Sohne Aussterben des Rurik sehen Mannesstammes (1598). Unruhen im Innern infolge von Thronstreitigkeiten (der falsche Demetrius) und Bedrohung von aussen.
3) 1613 ist dem Hause Romanow, einem Zweige der Ruriks, der Thron gesichert. Aus diesem Hause nach der Regierung Feodors Iii. 1676—82 dessen Bruder:
4) Peter (der Grosse), Sohn des Zaren Alexei aus zweiter Ehe, der bei der Schwachsinnigkeit seines älteren Bruders Iwan zum Thronfolger bestimmt, aber durch seine ehrgeizige Halbschwester Sophie mit Hilfe der Strelitzen 1682 seiner Rechte beraubt wird. Teilung der Herrschaft mit Iwan unter der Regentschaft Sophies.
[teter, eine kraftvolle Natur, voll Schaffensdrang, zeigt schon früh militärische Neigungen (Errichtung einer Leibgarde aus seinen Spielgefährten. „Preobraschenskoische Garde“) und Bildungstrieb (Erlernung fremder Sprachen), bleibt aber trotz äusserer Bildung und civilisatorischen Strebens innerlich roh (Trunksucht). Seine militärischen Lehrer: Hauptmann Lefort aus Genf, der Schotte Cordon, der Artillerieoffizier Timmermann aus Strassburg. Die Bilder, die ihm seine Erzieher von der Gesittung des Auslandes aufrollen, xvecken in ihm den Gedanken, Russland nach europäischem Muster umzugestalten. Durch seine Vermählung (mit Eudoxia Lapuchin) verschafft er sich Anhang unter den Vornehmen des Reichs.]
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— 125 —
Kirche zeigte sich in der Folge bestrebt, den ihr noch immer nicht genügenden Vertrag als ein persönliches Abkommen mit Heinrich V. hinzustellen; der Kaiser aber hatte seinen Erfolg damit erkauft, daß er die Verbindung des Königtums mit den geistlichen Fürsten gelockert und die Macht der Laienfürsten durch ihre Mitwirkung an der Reichsregierung befestigt hatte, ohne doch neue Stützen für die königliche gesunden zu haben. Während er sich in großen Plänen aufrieb, um sich dieser Übermacht zu entziehen, starb er unter neuen Kämpfen 1125 zu Utrecht. Mit ihm erlosch das salisch-fränkische Haus.
V. Abschnitt.
Frankreich und England.
1. Die Entstehung des englischen Staates 871—1154.
1. Nach langen Kämpfen der angelsächsischen Könige um die Vorherrschaft ging diese durch König Egbert endlich auf Wessex über (bis 829), das durch günstige Lage und Bodenbeschaffenheit, durch eine weise Gesetzgebung, wie durch den nationalen Gegensatz zu den benachbarten Briten in Wales besonders erstarkt war. Als das fruchtbarste der Nordseeländer wurde „England" mit seinen flachen Küsten im Osten, seinen vielen Häfen und den bis weit in das Innere Zugang gewährenden Flüssen ein Hauptziel der normannischen Raubzüge und Niederlassungen. Erst der Enkel Egberts, Alfred der Große (871—901), schuf dem Lande eine Zeit lang Ruhe. Aber wie Karl der Große sorgte er nicht nur für die äußere Sicherheit des jetzt erst fester gefügten Gesamtreiches (Küstenbefestigung und Flotten, London Hauptstadt) und für die innere Neuordnung desselben auf Grund der altgermanischen Gemeindeverfassung, sondern er hob auch durch Pflege des Unterrichts wie durch sein eigenes Beispiel (Übersetzungen) die tief gesunkene Bildung seines Volkes.
2. Allein die dänischen Angriffe erneuerten sich („Dänengeld"), zumal feit Deutschland und Frankreich ihnen verschlossen waren, und vor dem Rachezug (Dänenmord am Bricciustage 1002 durch König Äthelred) des greisen Dänenkönigs Sven 1013 brach das angelsächsische Königtum zusammen; Svens Sohn, Knud d. Gr. (1016—1035) vollendete 1016 die Dänenherrschaft in England (1016—1042).
3. Den unfähigen Söhnen Knuds folgte 1042 Äthelreds frommer, aber schwacher Sohn Eduard der Bekenner auf dem Thron feiner Väter. Er vermehrte zwar das Ansehen Englands nach außen durch den Sturz Macbeths, des Mörders König Duncans, woraus Duncans Sohn Schottland als englisches Lehen empfing, erweckte aber im Innern durch seine Vorliebe für normännifch-franzöfifches Wesen eine nationale Erhebung unter dem mächtigen Grafen Godwin von Weffex. Nach Eduards kinderlosem Tode (1065) folgte ihm der ritterliche Sohn Godwins Harald; doch verlor dieser schon
1125
829
871
bis
901
1016
bis
1042
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Wales London Deutschland Frankreich England Englands Schottland
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Extrahierte Personennamen: Margarete Hakon Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Norb- Ostsee Nieberrhein Golb- Deutschland Schweden Königs_Magnus Norwegen
— 181 —
(seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm.
2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte
sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern.
3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.)
mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte.
4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von
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<*Ur4^ 7*^ -¿wi^, X ^ '7i<r^, ,^Xi S .£yy ,
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V. Uetiersichl itrr Haupt-Culturiänder
Europas.
Frankreich: In Folge der Schwäche der vier ersten Capetinger,
des Uebergewichtes der südfranzösischen Vasallen, der Abhängigkeit
eines Theiles von Nordsrankreich von der englischen Krone fehlte es
im Anfang dieser Periode dem Staate an Einheit, dem Königthum an
durchgreifender Macht. Dasselbe hebt sich durch das persönlich kräftige
Walten einzelner Könige, das Emporblühen der Städte in Folge der.
Kreuzzüge, zuerst im Bunde mit der Kirche, dann gegen deren lleber-
griffe im Laufe des Zeitraums zu bisher ungekannter Höhe.
Ludwig Vi (1s gros; 1108— 1137) bestätigt zum erstenmale
die von weltlichen oder geistlichen Vasallen verliehenen städtischen Com-
munalrechte, breitet die Königsmacht in Südfrankreich aus, schützt den
Bestand des Staates im Norden (Normandie) gegen Heinrich I von
England und dessen Bundesgenossen Kaiser Heinrich V von Deutsch-
land, in inneren Angelegenheiten von dem staatsklugen und charakter-
vollen Abte Suger von St. Denys berathen, dessen Einfluß auch
unter Ludwig Vii (—1180) fortdauert. Dessen Zerwürfnisse mit
dem Pabst; die Gräuel zu Vitry, der zweite Kreuzzug als Sühne und
Büßung (s. ob. S. 64). Trennung seiner Ehe mit Eleonore, der
Erbin von Poitou und Guienne, deren Wiedervermähluug mit Hein-
rich von Anjou, dem Thronerben von England, einen großen Theil
Frankreichs mit England vereinigte. — Weitere Stärkung des König-
thums unter dem thatkräftigen Philipp Ii August (—1223), dem
Theilnehmer des dritten Kreuzzugs (s. ob. S. 66) und Förderer des
Albigenserkrieges (s. ob. S. 69). Seine Kämpfe mit England unter
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vi Ludwig Heinrich_I_von
England Heinrich Heinrich_V_von_Deutsch- Heinrich Denys Ludwig_Vii Ludwig Hein-
rich_von_Anjou Philipp_Ii Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich England Frankreichs England England
kaiserliche Freibriefe schon durch Heinrich Iv. an einzelne Städte,
z. B. an die Bischofsstädte Worms und Speyer: die meisten Ver-
leihungen durch Friedrich Ii. Hohe Bedeutung Kölus in der
Entwicklung des deutschen Städtelebens (s. ob. S. 69); in Süd-
deutschland besonders das Vorbild Freiburgs, im Norden das
von Soest, dessen Recht u. a. auch Lübeck annimmt. — Der
Kmnpf der Zünfte gegen die Geschlechter um die Rathssähigkeit,
dem Wettstreit der Plebs gegen die Patricier int alten Rom ver-
gleichbar, erfüllt die deutsche Städtegeschichte im 14. und 15. Jahr-
hundert. — Die Bauten und das Kunstleben der Städte (im
Süden Nürnberg, Augsburg, Ulm u. a.).
Die drei Haupteinungen deutscher Städte sind:
a. Die drutsche Hansa, atls dem Streben nach Schutz
und Ausbreitung zunächst norddeutscher Handelsinteressen und ans
mancherlei vereinzelten und zum Theil dunkeln Anfättgen (die
frühste Verbindung die zwischen Hamburg und Lübeck) seit dem
Ende des 13. Jahrhunderts entsprungen, im Laufe des 14. zur
vollsten Blüthe entfaltet; seit 1350 über 90 Glieder des Bundes
von Esthland bis Flandern, Lübeck Bundeshaupt, fast im Allein-
besitz des itordischen Handels. Anfängliche Eintheilung der Hansa
in Drittel, später in Viertel (Quartiere): das westfälische
mit Köln, das sächsische mit Braunschweig, das wendische
mit Lübeck, das preußische mit Danzig als Vorort; — Städte-
tage. Wiederholte heiße Kämpfe mit den Nordstaaten Dänemark
und Norwegen (der siegreiche Heldenkampf von 1368—70 gegen
den Dänenkönig Waldemar Iii) entwickelten die Seemacht der
der Hansa — die größte deutsche Flotte, die das Vaterland
je besessen! — und verschafften ihr die Herrschaft der nordischen
Meere. — Haupthandelsstationen in Londott, Brügge, Nowgorod,
Bergen, Wisby (ans Gothland), Stockholtn. Mit dem Umschwung
des Welthandels am Ende des Mittelalters und dem Beginne der
Neuzeit sank die Blüthe der Hansa wie die der italischen Seestädte.
d. Der rheinische Städtebund (s. ob. S. 73), bereits
1254 von Worms und Mainz (Arnold von Walpot) zur Her-
stellung des Landfriedens und zum Schutz des Handels begründet,
über viele andere rheinische und ferner gelegene Städte (z. B.
Nürnberg und Regensburg, Minden und Bregiem, zuletzt mehr
als 70) ausgebreitet, auch geistlichen und weltlichen Fürsten zu-
gänglich, daher kein reiner Stad leb und wie die Hansa. Die
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Waldemar_Iii Arnold_von_Walpot
Extrahierte Ortsnamen: Freiburgs Soest Rom Nürnberg Augsburg Ulm Hamburg Esthland Flandern Danzig Dänemark Norwegen Worms Mainz Nürnberg Regensburg Minden
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i» ’ ; .• . / . .
2. England: Vereinigung der sieben angelsächsischen Reiche zu
82? einem Gesammtreich durch den kräftigen Egbert von Wessex um 827.
Alfred d. Gr., (871 — 901), der zweite Gründer des Staates, ge-
bietet den schon seit lange hin- und herfluthenden Dänenzügen Halt
durch Aufnahme der Einwandrer im Nordosten Englands um 880;
Verschmelzung derselben mit der alten Bevölkerung durch ein Gesetz.
Alfred in seinem eignen Bildungstrieb und dem Interesse für die Bil-
dung seines Volkes ein andrer Karl d. Gr. — Normannische Einfälle
werden unter seinen schwächeren Nachfolgern wiederholt durch Geld-
summen (Anlaß zur Abgabe des Dänengeldes) abgewandt.
Die Dänenherrschaft in England 1016—1042, seit Knud
d. Gr., dem Herrscher in beiden nordischen Reichen und Gemahl der
Wittw" des letzten angelsächsischen Königs (s. ob. S. 50,ft.); — auch
Dänemark nunmehr zum Christenthum,bekehrt.
Nach dieser Episode die gefeierte Regierung Eduards des Be-
kenners, des ^rechtmäßigen Erben des angelsächsischen Königsgeschlechtes
(1042—1066). Macbeth, des Schottenkönigs Duncan Mörder, wird
10-5 von ihm gestürzt; — Schottland ein englisches Lehen 1055.
Eroberung Englands durch Wilhelm, Herzog von der Normandie,
Roberts des Teufels Sohn, unter Zustimmung des päbstlichen Stuhles
(Einfluß Hildebrands). Sein Sieg über Eduards Nachfolger Harald
1066 bei Hastings 1066. Ausstattung der normannischen Barone mit
Erblehen; Schaffung eines Reiterheeres von 60000 Mann.— Bildung
einer englischen Nationalität und Sprache durch allmähliche Verschmelzung
von Angelsachsen, Dänen, französischen Normannen im Laufe der beiden
nächsten Jahrhunderte. Engerer Anschluß an die Kirche und die christ-
lich-europäische Cultur. —
Italiens Geschichte in dieser Periode ist auf das engste mit
der deutschen verflochten; Spanien, mit sich selbst und seinen inneren
Kämpfen beschäftigt, greift noch wenig ein in den allgemeinen Gang
der Geschicke des Abendlandes; die nordischen Länder treten, nach-
dem die normannische Völkerbewegung ihre Ziel- und Ruhepunkte ge-
funden, wieder ganz in den Hintergrund: das griechische Kaiser -
1hum und die Reiche des Islam gewinnen erst in der folgenden
Periode Bedeutung, insofern sie in der Bewegung der Kreuzzüge
hervortreten.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Egbert_von_Wessex Alfred_d Alfred Karl_d Karl Knud
d Eduards Eduards Schottenkönigs_Duncan_Mörder Wilhelm Roberts Eduards_Nachfolger_Harald Eduards
Extrahierte Ortsnamen: England Englands England Schottland Englands Italiens Spanien
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
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Skagens Horn, von gefährlichen Sandbänken begleitet*).
Daher hier nur schwache Bevölkerung (1500 auf die Qm.; auf
der folgenden Gruppe 3 — 4000).
b. Die dänische Inselgruppe, das Bild eines von
gewaltiger Meeresströmung von Skagenshorn her zertrümmerten
Festlandes. Hügeliger, fruchtbarer Thonboden: große Ueberein-
stimmuug mit den benachbarten Küsten; Ackerbau, Viehzucht,
Rhedereihauptsächlichste Nahrungszweige. Seeland**), die größte
und bevölkertste dieser Inseln, fast so groß, aber bevölkerter als
Holstein. Liebliche Seen- und Hügellandschaften mit Buchen-
Wäldern und zahlreichen Ortschaften. Natürlicher Mittelpunkt
der dänischen Geschichte: voll von Erinnerungen aus alter Zeit.
Roeskilde (Roßbach) die alte, einst große Königsstadt, bald
überflügelt durch Kopenhagen (Kaufmannshafen), am größten
und sichersten Hafen der Ostsee.
c. Bornholm (10 Qm.) zwischen Rügen und Oeland in
der Verlängerung der Granitplatte von Gothland; in der Mitte
Haide, an den Rändern fruchtbar.
6. Zu diesem Besitzstande kommen die alten unter norwegisch-
dänischer Herrschaft gebliebenen Kolonieen auf dem Wege von
Norwegen nach Grönland („die Beiländer"): die kleine felsige
Gruppe der Farö er (Schafinseln) ***), und nur in geringer Ent-
fernung von Grönland die 1800 Qm. große, geheimnißvolle
Eisinsel: Islands) zwischen dem Parallel vondrontheim und
dem Polarkreise, im W. und N. zerbuchtet, im S. und O. um-
mauert. Ohne die lebendigen, freilich auch zerstörenden vul-
kauischeu Kräfte würde die Insel der tödtenden Macht der nahen
grönländischen Eiszone und der Schnee- und Gletschermassen
(Jökull) im Innern verfallen. Hohes Plateau mit (bis zu
*) Die Schifffahrt wegen der Nebel hier noch gefährlicher, als die durch
die Untiefen des stürmischen Kattegat. — Die Fahrt durch den Sund die kür-
zeste, durch den großen Belt sicherer wegen größerer Tiefe und Breite
(Kriegsschiffe), aber länger; voller Untiefen und daher nur selten benutzt der
kleine Belt.
**) 144, Holstein 152, Schleswig 166 Qm.
***) mit gleichmäßigem Seeklima, rauh, ohne Winterkälte, melancholisch
wie die zahllosen in den Basaltspalten nistenden kommen. Gefährlicher
Vogelfang, Schafzucht und Fischerei nährt die 8—9000 genügsamen Nor-
männer.
f) von Adam von Bremen irrthümlich als des Pytheas Thüle be-
zeichnet.
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