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Dreißig Tyrannen in Athen. 59
die persönliche Freiheit werden durch die Sykophantie unsicher und
gefährdet. Die ausserordentlichen Abgaben treffen die reichen Claffen der
Bürger, sie müssen theils einzeln, theils gemeinschaftlich Kriegsschiffe
ausrüsten rc.
Auch Sparta war in Gesinnung wie in Sitte verdorben und zer-
rüttet; Habgier und schwelgerischer Genuß untergruben immer mehr alle
öffentliche Zucht. Die Ephoren übten mit Ungebühr ihre angemaßte
Gewalt, ihre Abgeordnete begleiteten den Feldherrn. Heiloten, die nach
Freiheit strebten, wurden in Masse hingemordet; die niedrigste Feilheit
gegen die Person geübt rc.
Von den Wissenschaften wird die Geschichte durch Thuky-
dides in seiner Darstellung des peloponnesischen Kriegs, sowie die alte
Komödie durch Aristophanes zur Vollendung gebracht. Die
Philosophie führte Sokrates in das Leben ein, und die Rede-
kunst sucht Iso kr ares immer mehr zu läutern von allen eitlen Täu-
schungen der Sophisten.
V. Von den drcißi g Tyrannen in Athen bis Alexander
den Großen, von 404 bis 556 v. Ch. G. Dt. 94,1—
Ol. 111,1.
* Der innere Zwiespalt der Hauptstaaten dauert
fort; keiner zeigt sich würdig einer dauernden Hegemonie;
alle politische und moralische Kräfte reiben sich gegen-
seitig in ihrer Entartung auf, und bieten so, geschwächt
und in ihrem Innern zerrissen und aufgelöst, fremdem
Einflüsse freien Spielraum.
1. Sparta macht seine wieder gewonnene Hege-
monie durch despotische Anmaßung allgemein ver-
haßt, und verliert sie in der Schlacht bei Leuktra,
— 371 v. C h. G.
Die Dreißig in Athen, an deren Spitze Kritias, suchen
unumschränkt zu herrschen, erhalten von Lysandros eine lake-
dämonische Besatzung unter dem Harmosten Kallibios. Dar-
auf Verhaftungen, Hinrichtungen und Verbannungen aller
Art; Theramcnes, Alkibiadcs in Phrygicn. Aber Thrasy-
bulos sammelt die Flüchtlinge in Theben, erobert Phyle,
sowie den Peiräeus und schlägt die Tyrannen; sie werden
abgcsetzt, zehn Männer an ihrer Stelle. Allgemeine Verwir-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Sparta Lysandros Kallibios
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Augsburg Frankfurt Strafiburg Erfurt Avignon Mainz Mainz Freiburg Marimilian Cuba Hispaniola Jamaica Trinidad Spanien Valladolid
8
Chinesen.
fungen. Aber mit der weiteren Entwickelung des menschlichen
Geistes wurden auch höhere Kräfte in der Natur anerkannt,
die sich theils feindlich und zerstörend, theils freundlich und
wohlthuend offenbarten. Diese für sich zu gewinnen durch
Geschenke und Pflege lag dem rohen Menschen all zu nahe.
Aeussere Formen knüpften sich an die Götterverehrung, und
machten in ihrer Ausbildung von dem niederen Fetischismus
gleiche Fortschritte mit der Cultivirnng des gesellschaftlichen
Zustandes der Menschen. Die stetige Pflege der Götter und
ihrer Verehrung erzeugte den Götterdienst und mit ihm auch
bestimmte Diener oder Priester desselben, abgeschlossen von
allen weltlichen Beziehungen. Je größer und allgemeiner die
Achtung vor den Göttern sich offenbarte, um so größer war
auch der Einfluß ihrer Priester. Der weltliche Herrscher suchte
durch ihre Weihe seine Würde zu erheben, und unterlag oft
der priesterlichen Gewalt; — daher die Theokratischen
Verfassungen und Priester-Herrschaften.
§. 4.
Chinesen.
* Der Stamm der Mongolen, von welchen die Chinesen
ein Nebenzweig sind, ist aus dem Stande der Rohheit
und Knechtschaft eigentlich nie in den Stand der freien
Entwickelung übergegangen, und hat die Eigenthümlich-
keilen seiner Urzeit mit wenigen Abänderungen stets bei-
behalten.
Die Chinesen hatten eine Menge zum Theil fabelhafte
Herrscher-Dynastien, und nahmen in ihrer Vorzeit zwei große
Ueberschwemmungen an, die erste gegen 3000 v. Ch. G.,
worin Fouhi, gleich dem biblischen Noah, und die zweite,
gegen 2300 v. Ch. G., worin Pao, gleich dem griechischen
Deukalion, gerettet wurde.
Durch die reichen Produkte ihres Landes befriedigt, blieben die
Chinesen ohne alle Verbindung mit den übrigen Völkern des Alterthums;
ihre Cultur daher sehr einseitig und beschränkt; ihre Verfassung patriar-
chalisch , despotisch; ihre bürgerlichen Einrichtungen und industriellen
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%
Lothar der Sachse. Kreuzzüge. 117
n.c.t.
4) Heinrich V. bedrängt wiederholt die Päbste, kämpft 1100.
gegen empörte Fürsten in Deutschland (Pfalzgraf Siegfried),
beendigt den Investitur-Streit mit dem Concordat zu 1122.
Worms (der Kaiser belehnt die Geistlichen wegen der Rega-
lien mit dem Sceptcr, der Pabst investirt mit Ring und Stab),
stirbt zu Utrecht, als der letzte der fränkischen Dynastie. 1125.
Lothar Ii. der Sachse, von 1125 — 1137.
* Au die Nachtheile des beginnenden unseligen
Streites zwischen den Hohenstaufen und Welfen schließen
sich die immer verderblicheren Züge nach Italien.
Lothar, von den versammelten Fürsten am Rheine
gewählt, kämpft gegen die geächteten Hohenstaufen, Kon-
rad von Franken und Friedrich von Schwaben (Ghibellinen
und Waiblinger), verbindet sich mit Herzog Heinrich dem
Stolzen (Welfen) von Baiern und überträgt ihm Sachsen
1127. Zwei Züge nach Italien; Normänner unter Roger tl.
von Sicilien. Albrecht der Bär, Graf von Ballenstädt,
erhält die Markgrafschaft Nordsachsen, — seine wendischen
Eroberungen (seit 1144 Markgraf von Brandenburg).
Die Pfalz grafen verlieren, bei der zunehmenden Macht der
Herzoge, an Einfluß; ihre Rechte gehen im Kleinen über an die Burg-
grafen; und statt der Grafen erhalten viele Bischöfe Kirchenvögte
über ihre kirchlichen Güter.
Die Leibeigenen fangen unter Heinrich Iv. an, Waffen zu
tragen und Kriegsdienste zu thntt: — Die Reichsversammlnngen sind
allmälig mehr in den Städten, als in den Reichspfalzen; daher Reichs-
städte. Handwerke und Handel besonders seit Heinrich V. allgemeiner;
aber Menge der Raubschlösser, vorzüglich unter Heinrich Iv.
Kreuzzüge: Jerusalem seit 657 unter den Arabern; der Druck
der dortigen Christen, und namentlich der Pilger, im achten Jahrhundert
unter dem Chalifat der Abbasiden besonders groß, steigt noch höher im
zehnten unter den ägyptischen Fatimiden und im eilften unter dem Chali-
fen Hakem, und als endlich die seldschukischen Türken unter dem
Sultan Malek-Schah sich der arabischen Länder bemächtigen, und der
Bruder des Sultans, Thutusch, seinem Feldherrn Orthok 1086
Jerusalem schenkte, begannen die furchtbarsten Greuel in der heiligen
Stadt. Allgemeine Klage der Pilger. Peter von Amiens 1094.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V. Heinrich_V. Siegfried) Siegfried Lothar_Ii Lothar Friedrich_von_Schwaben Friedrich Waiblinger Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Graf_von_Ballenstädt Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Iv Heinrich Peter_von_Amiens
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Extrahierte Personennamen: Südafrikas
Extrahierte Ortsnamen: Kalahari Kaplande Nordafrika Nordafrika Atlasländern Madagaskar Nordafrika Ostafrika Afrika Südafrika Algerien Afrikas Algerien Tunis Sansibar Kamerun Kopra Liberia Afrika Afrika
— 136 —
stellt sind außerdem die Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren (S. 142)
und Aden (S. 116), während die Insel Ceylon eine eigene Kolonie bildet.
Der Träger der Krone ist der jeweilige englische König, der darum auch den
Nebentitel eines Kaisers von Indien führt. An seiner Stelle regiert das
Land ein General-Gouverneur, der gewöhnlich als Vizekönig bezeichnet wird.
Der Regierungssitz war bisher Kalkutta, ist aber 1912 nach Delhi verlegt worden.
Das Indische Kaiserreich besteht teils aus unmittelbaren, teils aus mittelbaren
Besitzungen. Jene umfassen ungefähr 8/5 der ungeheuren Landfläche, aber 4/5 der Be-
wohner. Sie sind in Provinzen eingeteilt und werden von englischen Beamten verwaltet.
Das übrige Gebiet besteht aus über 600 Schutzstaaten, die ihre eignen Fürsten und freie
innere Verwaltung haben. Aber an jedem Hose befindet sich ein englischer Beamter, der
dem Fürsten als „Berater" zur Seite steht und ihn nötigenfalls überwacht.
Schon im Altertuiu wurde Indien wegen seiner reichen Erzeugnisse als „Wunderland"
bezeichnet. Angelockt durch seine Reichtümer, sind mehrfach fremde Völker erobernd in die
Halbinsel eingedrungen, so besonders im Mittelalter Mongolen. Einem mongolischen
Herrscher (Babur) gelang es 1525, Delhi zu erobern und eine dauernde Herrschaft, das
mohammedanische Reich des Großmoguls, zu gründen, das unter seinen Nachfolgern
fast die ganze Halbinsel umfaßte und erst 1788 zusammenbrach. Schon im Mittelalter
wurden auch indische Erzeugnisse, namentlich Gewürze, nach Europa gebracht. Persische,
arabische und ägyptische Kaufleute vermittelten diesen Handel. Die Waren kamen auf dem
Landwege mit Karawanen an die Mittelmeerküste, von wo italienische Kaufleute sie weiter-
beförderten. Die ungeheure Verteurung der Waren, die durch die weite Landbeförderung,
die Zölle und den Gewinn der Kaufleute entstand, trieb dazu, den Seeweg nach Indien zu
suchen. 1498 landete der Portugiese Vasco da Gama als erster Europäer im Hafen von
Kalikut. In der Folge erwarben dann die Portugiesen durch Verträge mit den Fürsten
große Besitzungen an der Westküste Indiens, die aber später fast sämtlich an die Holländer
verloren gingen. Diese, wie auch die Franzosen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts Niederlassungen an der Ostküste gründeten, sind aber nach und nach von den
Engländern verdrängt worden. Im Jahre 1600 wurde in England die Ostindische
Kompagnie gegründet, eine Handelsgesellschaft mit einem Kapital von 600000 Mk. Sie
erwarb vom Großmogul die Erlaubnis zur Anlage von Handelsniederlassungen und erzielte
bald Gewinne von 100—200 °/0. Durch kluge Benutzung der Streitigkeiten unter den ein-
heimischen Fürsten verstand es die Gesellschaft, ihren Einfluß immer mehr zu erweitern
und ihre Nebenbuhler zu verdrängen. Als 1857 ein großer Aufstand ausbrach, griff die
englische Regierung ein, auf die dann der ganze Besitz der Kompagnie als Indisches Vize-
königtum überging. 1876 wurde dieses zum Kaisertum erhoben.
Die Engländer haben in Indien eine große Kulturarbeit verrichtet. Das Land ist unter
ihrer Verwaltung emporgeblüht. Sie haben Wege, Eisenbahnen und Häfen gebaut und
durch Bewässerungsanlagen gewaltige Flächen für den Anbau gewonnen. Die Erzeugnisse
sind auf das Mehrfache ihres früheren Wertes gestiegen. Wenn auch die englische Herrschaft
nicht frei geblieben ist von Härten und Grausamkeiten, so kann sie doch für das indische
Volk als ein Segen bezeichnet werden. Sie hat den beständigen Kriegen der zahlreichen
Staaten ein Ende bereitet und für Ruhe und Ordnung gesorgt. Sie hat auch der mitunter
sehr harten Bedrückung der Untertanen durch verschwenderische Fürsten gesteuert, das Los der
verachteten untern Volksklassen verbessert und durch Verbreitung von Bildung das ganze Volk
gehoben. Großes ist auch zur Bekämpfung der Cholera, der Pest u. a. Landeskrankheiten
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Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Indien Kalkutta Indien Europa Indien Indiens England Indien
— 162 —
zwängt werden. Bei den Reichen geschieht dies durch Umwicklungen, die von
fachkundigen Spezialisten angelegt und allmählich immer mehr verschärft werden.
Furchtbar aber sind die Qualen, die die Mädchen armer Eltern zu erdulden
haben. Der Fuß des Kindes wird in eine Holzsorm getrieben, die so klein ist, daß
die gewaltsame Zerstörung von Muskeln und Zehen unter den gräßlichsten Schmerzen
eintreten muß, ja in der Regel pflegt man große Steine als Hämmer zu benutzen, um die
Formen an den Fuß zu treiben. In den höheren Ständen wird mit dieser Plage fortgefahren,
bis das arme Geschöpf wie auf Stelzen geht und sich außer dem Hause nicht mehr anders
als im Tragstuhle oder auf dem Rücken einer Dienerin bewegen kann. In den Niedern
Ständen geht man nicht so weit, hier bewegen sich die Frauen noch immer mit einiger
Freiheit." Der Schuh einer vornehmen Chinesin ist nicht größer als bei uns der Schuh
eines 5—6 jährigen Kindes. Neuerdings ist aber unter dem Einfluß europäischen Wesens
eine lebhafte Bewegung gegen die unnatürliche Sitte entstanden und hat sogar die Unter-
stützung des kaiserlichen Hofes gefunden. Ein Erlaß vom Jahre 1909 verbietet allen Beamten,
die Füße ihrer Töchter zu verstümmeln bei Strafe sofortiger Absetzung.
Der Chinese liebt weite und bequeme Kleidung. Das Hauptstück ist meist ein langer,
bis zu den Knien oder Knöcheln reichender kragenloser Rock mit weiten, langen Ärmeln, die
zugleich als Taschen dienen. Er besteht bei den Ärmeren aus Hanf- oder Baumwollstoffen,
bei den Reicheren aus Seide. Darüber wird im Winter noch ein kürzeres, häufig aus
Pelzwerk bestehendes Kleidungsstück getragen. Die Füße stecken in plumpen Zeugschuhen
mit ungewöhnlich dicken Filz- oder Ledersohlen. Doch geht die ärmere Bevölkerung im
Sommer meist barfuß. Den Kopf bedeckt eine bei den Vornehmen fein gearbeitete Mütze;
Landleute tragen zum Schutz gegen die Sonne einen großen Hut aus Bambusgeflecht.
Sehr beliebt ist der Schmuck. Vornehme Chinesen haben oft, um ihren Reichtum zu zeigen,
alle Finger voll von kostbaren Ringen. Die Wohnungen sind gewöhnlich klein, einstöckig,
aus Holz oder Backsteinen erbaut und stehen dicht zusammengedrängt in engen, winkligen
Gassen, nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern. Millionen wohnen auch
in Erdhöhlen (S. 159), und Hunderttausende auf Flößen oder Booten. Die Reichen haben
natürlich prächtige, mit Gärten und Parkanlagen umgebene Häuser.
Im Essen und Trinken ist der Chinese außerordentlich genügsam. Das Haupt-
Nahrungsmittel ist der Reis. Dazu kommen Brot, Hülsenfrüchte, Gemüse, Schweinefleisch,
Fische und Geflügel, als Getränk hauptsächlich Tee. Aber man verzehrt auch Pferde-,
Hunde-, Katzen- und Rattenfleisch und alle Meertiere, darunter mit Vorliebe Seegurken.
Abweichend von andern morgenländischen Völkern, wird nicht aus einer gemeinsamen
Schüssel und mit den Fingern gegessen, sondern jeder Tischgast hat seinen eignen Teller,
eine kleine Lackschale, aus der die Speisen mit zwei Holz- oder Elsenbeinstäbchen, die man
zangenartig zwischen den Fingern der rechten Hand hält, zum Munde geführt werden. Von einem
Gastmahl in einem vornehmen Hause berichtet ein Europäer u. a.: „Tischtücher waren nicht
landesüblich, wohl aber lag bei jedem Gedeck eine Papierserviette von der Größe eines Brief-
bogens, woran man die Lippen oder auch die Eßstäbchen zwischen den einzelnen Gängen
trocknen konnte. Bei jedem Gedeck lag ferner ein großer Löffel und stand eine kleine
Blechschale, nicht größer als ein Desserttellerchen; aus diesem Schälchen, das nie gewechselt
wurde, aß man alle 30—40 Gänge und warf etwaige Reste eines früheren Ganges einfach
unter oder gar auf den Tisch. Die Vorspeisen sollten offenbar die Eßlust anregen: Me-
lonenkerne, Rosinen, verzuckerte Nüsse, Ingwer, Krabben und Schnecken, kleine rot und
weiß überzuckerte Kuchen. Nachdem der Gaumen gereizt war, folgte Haifischsuppe, eine
Leckerei. Nun aber wechselten die Gerichte, so daß man Mühe hatte, alle im Gedächtnis
zu behalten: Schnecken, Enteneier, die infolge längeren Eingrabens einen senfartigen
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— 333 —
(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
— 356 —
wiegend die Nama oder Hottentotten. In der Kalahari Hausen die ihnen der-
wandten Buschmänner. Beide gehören der südafrikanischen Rasse an. Den
übrigen Teil des Landes haben Bantuneger in Besitz, und zwar wohnen im
mittleren Teile die Damara oder Hsrero, im N. die Ovambo. Dazu
kommen dann noch in den wenig zugänglichen Gebirgsgegenden die Berg-
damara, über deren Volkszugehörigkeit man noch im Zweifel ist, und im S.,
um Rehoboth, die Bastards, ein Mischvolk aus Hottentotten und Buren. Die
Zahl der Weißen betrug 1911 13962, mehr als in allen unsern andern
Kolonien zusammengenommen. 11140 davon waren Deutsche.
Die Hottentotten und Buschmänner sind S. 63 ausführlich behandelt worden.
Die in unserm Schutzgebiet wohnenden Nama (etwa 14000 Köpfe) sind eifrige Viehzüchter
und waren früher ein wohlhabendes und auch politisch kräftiges Volk. In der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwarfen sie unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner
die Hereros und dehnten ihre Herrschaft auch über das Ovamboland aus. Nach seinem
Tode aber (1860) machten sich die Herero wieder frei, und in jahrzehntelangen Kämpfen
mit diesen sowie auch in den Ausständen gegen die deutsche Herrschaft haben sie ihre Macht
gänzlich eingebüßt, und ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. Sie sind jetzt gänzlich
verarmt und müssen sich ihren Unterhalt zum großen Teil durch Arbeit bei den Weißen
verdienen. Ihre geringe Arbeitslust macht sie aber zu einem wenig wertvollen Völker-
bestandteil unsrer Kolonie. Da die Mission schon lange unter ihnen gearbeitet hat, sind
die meisten Christen. Sie können lesen und schreiben und kleiden sich europäisch. Ihre
alte Wohnweise in bienenkorbartigen Hütten oder Pontocks haben sie aber beibehalten (S. 65).
Die erst im 18. Jahrhundert von N. her eingewanderten Damara oder H6rero
(18000) sind ein körperlich kräftiges, kriegerisches und zur Arbeit anstelliges Volk. Vor
dem großen Ausstande (S. 360), der auch ihre Macht gebrochen hat, besaßen sie große
Viehherden. „Die Herero gelten aber als lügenhaft, hochmütig, betrügerisch und unreinlich.
Unvorteilhafte Charaktereigenschaften sind ferner ihre Tücke und Hinterlist, ihre zügellose
Roheit und kaltherzige Grausamkeit, die bei aller Gerechtigkeit eine eisern strenge Bevor-
mundung des unzuverlässigen und gefährlichen Volkes nmfomehr nahe legen, als es den
Weißen stets frech und unverschämt entgegengetreten ist. Anderseits sind die Herero
brauchbar für schwere Arbeiten beim Berg- und Bahnbau, und vor allem schätzt man sie
als tüchtige Viehzüchter, deren ganzes Leben in der Sorge um ihre Herden aufgeht. Alle
sind eifrigst auf die Vermehrung ihres Viehstandes bedacht, der ihren Reichtum bedingt und
mit dem ein schwunghafter Handel betrieben wird" (Hafsert).
Im Gegensatze zu den umherziehenden viehzüchtenden Hereros sind die ihnen nahver-
wandten Ovambo (60000) seßhafte Ackerbauer, die den Boden gut bearbeiten und für
ihr Vieh schützende Ställe besitzen. Auch in der Bearbeitung des Eisens und in Flecht-
arbeiten sind sie sehr geschickt. Ebenso haben sie sich als Arbeiter im Dienste der Weißen
bei Bahnbauten und in Bergwerken als fleißig und anstellig bewährt. Von europäischen!
Einfluß sind sie noch wenig berührt worden, was sich u. a. auch darin zeigt, daß sie säst
unbekleidet gehen. Ihr Land ist bis jetzt noch nicht in regelrechte Verwaltung genommen
worden, wird aber in Zukunft wohl die Kornkammer des Schutzgebietes werden.
Die Bergdamara, so genannt im Gegensatz zu den viehzüchtenden Damara, gleichen
in ihrem Äußern den Bantnnegern, reden aber die Sprache der Hottentotten. Wahr-
scheinlich sind sie als einer der ersten Bantustämme in das Gebiet der Hottentotten ein-
gebrochen, dann aber von diesen überwältigt worden. Von den andern Völkerschaften immer
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