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von Panama und entdeckte so den Großen Ozean, den er, da er von N. kam, als Südsee
bezeichnete. 1520 endlich durchfuhr Magell an die nach ihm benannte Straße im S. des
Erdteils, durchsegelte den Großen Ozean und gelangte zu den Philippinen. Erst dadurch
wurde endgültig festgestellt, daß die bisher entdeckten Länder nicht zu Asien gehörten,
sondern einen eignen Erdteil bildeten. Auch das Innere der Neuen Welt wurde bald
näher bekannt. Cortez eroberte 1519—21 mit einer Handvoll Leute Mexiko (S. 288),
Pizarro 1525—35 Peru. Nach und nach wurde dann ganz Mittel- und Südamerika
von Spaniern und Portugiesen in Besitz genommen. Um die wissenschaftliche Erforschung
hat sich in späterer Zeit besonders Alexander von Humboldt, verdient gemacht, der
von 1799—1804 Mexiko und das n.^Sudämerika bereiste. Die Kenntnis Nordamerikas
wurde stückweise durch die immer weiter nach W. vordringenden Ansiedler erschlossen.
E. Die Polarländer.
Außer den fünf Erdteilen enthält die Erde noch große Landgebiete im Um-
kreise der beiden Pole: die Polarländer. Die der n. Halbkugel bestehen aus
einer Anzahl größerer und kleinerer Inseln, die ein den Pol umgebendes tiefes
Meer umschließen, während sich auf der Südhalbkugel eine große, zusammen-
hängende Landmasse findet. Die Polarländer sind von eigenartiger Beschaffen-
heit, die hauptsächlich in ihrer Stellung zur Sonne begründet ist. Innerhalb
der Polarkreise dauert überall der längste Tag und die längste Nacht mehr
als 24 Stunden, und diese Dauer wächst stetig bis zu den Polen hin, wo die
Sonne ununterbrochen ein halbes Jahr über und ein halbes Jahr unter dem
Gesichtskreise bleibt (I, S. 11). Daraus ergeben sich eigentümliche klimatische
Verhältnisse. Während der langen Polarnacht herrscht beständig bittere Kälte,
die 40, 50 und mehr Grad erreicht, und auch im Sommer beträgt die Wärme
nur wenige Grad über 0. Denn wenn auch die Sonne Wochen- und monate-
lang ununterbrochen scheint, so steigt sie doch niemals hoch am Himmel empor.
Ihre Strahlen fallen stets sehr schräg auf und vermögen daher nur wenig
Wärme zu spenden, die zudem noch größtenteils von den auftauenden Eis- und
Schneemassen verbraucht wird. Nur verhältnismäßig kleine Landflächen werden
auf kurze Zeit von diesen befreit; der weitaus größere Teil ist dauernd von
einer Eisdecke überzogen, die an manchen Stellen eine Mächtigkeit von mehr
als 1000 m erreicht. Von diesem Inlandeise fließen gewaltige Gletscher zum
Meere hinab und schieben sich immer weiter in das Wasser hinein, bis dessen
Auftrieb schließlich so stark wird, daß die Eismassen von unten her durchbrechen.
Die abgelösten Stücke treiben nun als Eisberge auf dem Meere umher und
gelangen mit den Strömungen in wärmere Gegenden, wo sie sich allmählich
auflösen. Es sind oft Klötze von gewaltiger Größe, die 30—100 m über
den Meeresspiegel emporragen, während sich eine 7—8 mal so große Eismasse
unter Wasser befindet (Abb. 63). Die Eisberge bilden eine große Gefahr für
die Schiffe, da sie durch die Abkühlung der Luft oft dichte Nebel veranlassen,
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Extrahierte Personennamen: Cortez Pizarro Alexander_von_Humboldt Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Panama Mexiko Peru Mexiko Nordamerikas Polen
— 392 —
Als regelmäßig wehende Winde haben wir die Passate kennen gelernt. Sie erzeugen
in der Äquatorgegend eine w. gerichtete Strömung, den Äquatorialstrom. Im Atlantischen
Ozean bewegt sich dieser auf Südamerika zu und teilt sich hier in zwei Arme, deren einer,
der Brasilstrom, an der Küste Brasiliens entlang südwärts zieht, während der andere,
verstärkt durch den Nordäquatorialstrom, sein Wasser dem Amerikanischen Mittelmeere
zuführt. Aus diesem tritt er als Golfstrom, 55 km breit, 800 m tief und mit einer
mittleren täglichen Geschwindigkeit von 134 km, durch die Floridastraße wieder heraus und
wendet sich, von den hier herrschenden Westwinden und der Erdumdrehung beeinflußt, nach
N.-W. Dabei breitet er sich mehr und mehr fächerförmig aus, so daß seine Breite auf
viele Hundert km anwächst, während seine Tiefe und seine Geschwindigkeit abnehmen. Ein
Arm des Golfstroms bewegt sich auf die Britischen Inseln zu, umspült die Färcer, zieht
dann an der Westküste Norwegens entlang und sendet einen Zweig bis nach Spitzbergen
(Iv, S. 323). Ein andrer Arm berührt die Küsten Islands und mildert hier das Klima.
Das Wasser des Golfstroms erkennt man an seinem stärkeren Salzgehalt, seiner tiefblauen
Farbe, den tropischen Pflanzen, die es mit sich führt, und an seiner höheren Temperatur.
Diese beträgt im Mexikanischen Busen 30 °, nimmt natürlich nach N. hin immer mehr ab
steht aber selbst im Nördlichen Eismeere noch mehrere Grad über Null. Dem Golsstrome,
der „Warmwasserheizung Europas", verdankt der W. und N.-W. unsers Erdteils zum
großen Teil sein überaus mildes Klima (Iii, S. 403).
Das Wasser, das der Äquatorialstrom nach W. treibt, der Brasil- und der Golfstrom
nach N. führen, muß natürlich durch anderes ersetzt werden. Es geschieht dies teils durch
den ö. verlaufenden warmen Guinea ström, teils durch kaltes Auftriebwasser, das
an der Westküste Afrikas aus der Tiefe emporsteigt, vor allem aber durch kalte Strömungen
von den Polen her. So entsendet das Nördliche Eismeer den Labrador ström, der aus
der Bassinsbai und der Davisstraße kommt und noch durch den Ostgrönlandström
verstärkt wird. Er führt Eisberge und Treibeis weit nach S. und trifft bei Neufundland
auf den Golfstrom. Sein kältender Einfluß macht sich an der ganzen Ostküste Amerikas
bis Florida hin bemerkbar. Im offenen Südlichen Eismeere haben die herrschenden West-
winde eine große ostwärts verlaufende Strömung erzeugt, von der sich ein Arm, der
Benguelaström (Iv, S. 354), abzweigt und an der Westküste Afrikas nach N. zieht.
Ähnliche Strömungen treffen wir im Stillen Ozean. Auch hier bewegt sich ein großer
Äquatorialstrom nach W., der Äste nach N. und S. entsendet, den Kurosiwo, der
Japan bespült und für dieses eine ähnliche Bedeutung hat wie der Golfstrom für West-
europa (Iv, S. 173), und den Ostaustralstrom. Von lalten Strömungen seien
erwähnt: der Perustrom an der Westküste Südamerikas und der Kurilenstrom, der
aus dem n. Eismeere an der Ostseite Asiens nach S. zieht und dem Labradorstrom
entspricht. Im n. Teil des Indischen Ozeans werden durch die wechselnden Monsune
Strömungen erzeugt, die den Winden entsprechend bald nach W., bald nach O. fließen. Im
s. Teile dagegen finden wir eine dauernde w. Strömung, die dann an der Küste Afrikas
als Nadelkapstrom nach S.-W. abbiegt, während an der Ostküste Australiens der kalte
Ostaustralstrom (Iv, S. 206) nach N. zieht.
Die Meeresströmungen haben für das Natur- und Kulturleben der Erde eine große
Bedeutung. Die warmen Ströme mildern das Klima n. Breiten. Von großem
Einfluß sind insbesondere der Golfstrom und der Kurosiwo. Kalte Strömungen
wirken schädigend auf die benachbarten Länder. Der Labradorstrom trägt
wesentlich bei zur Unwirtlichkeit Labradors und Neusundlands, der Benguela-, der Peru-
und der Ostaustralstrom entziehen der warmen Seelust die Feuchtigkeit und machen die
angrenzenden Länder zur Wüste (Iv, S. 250, 354, 304, 306, 206). Die Meeres-
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— 385 —
n. Halbkugel alle Nordwinde zu Nordost-, alle Südwinde zu Südwest-
winden, auf der s. Halbkugel alle Südwinde zu Südost-, alle Nordwinde
zu Nordwestwinden.
Die Passate und die Wmdstillengürtel sind keineswegs so regelmäßig ausgebildet, wie
man vermuten sollte. Nur auf großen Meeren und in weiten Tiefländern wehen jene mit
großer Beständigkeit. Der Wechsel von Land und Meer, von Tiefebenen und Hochländern,
der eine ungleichmäßige Erwärmung zur Folge hat, ruft mancherlei Störungen und Ver-
fchiebungen hervor. So wird z. B. in Vorderindien im Sommer der Nordostpassat durch
den Südwestmonsun völlig aufgehoben (Iv, S. 125). Der Hauptwindstillengürtel liegt
nicht gleichmäßig zu beiden Seiten des Äquators, sondern größtenteils n. davon, und auch
der Gürtel der Passatwinde reicht weiter nach N. als nach S. Die Ursache dieser auffallenden
Erscheinung sind die größeren Landmassen der n. Halbkugel, die eine viel stärkere Er-
wärmung der Luft hervorrufen, als es die in viel größerem Maße mit Wasser bedeckte
s. Halbkugel tut. Außerdem bewirkt der wechselnde Stand der Sonne, daß die Gürtel der
Passate und Windstillen sich beständig verschieben, im Nordsommer nach N., im Südsommer
nach S. So kommt z. B. im Sommer das Mittelmeer in den Bereich des Passats, und
daraus erklärt sich die Trockenheit in dieser Jahreszeit (Iii, S. 124)
f) Veränderliche Winde. In den außertropischen Breiten fehlt den Lnftströmungen
die Regelmäßigkeit und Beständigkeit, die sie innerhalb der heißen Zone haben. Die größte
Veränderlichkeit zeigen sie auf der n. Halbkugel. Die großen Wärmegegensätze zwischen den
einzelnen Jahreszeiten und die ungleiche Erwärmung von Festland und Meer rufen einen
mannigfaltigen Wechsel von verschiedenartigen Winden hervor. Die Hoch- und Tiefdruck-
gebiete bilden hier nicht um die ganze Erde herumgehende Gürtel, sondern mehr oder
weniger eng umgrenzte, der Kreisform sich nähernde Bezirke. Von jenen fließt die Luft
nach allen Richtungen hin ab, diesen strömt sie von allen Seiten her zu. Dabei macht sich
aber ebenfalls der ablenkende Einfluß der Erdumdrehung geltend. Die abgelenkten n. und
f. Strömungen ziehen zugleich die ö. und w. mit in ihre Bewegung hinein. So entsteht
um das Tiefdruckgebiet eine spiralförmig nach innen, um das Hochdruckgebiet eine eben-
solche nach außen gerichtete Windbewegung (Abb. 76), die man als zyklonale und
antizyklonale Luftbewegung bezeichnet. Das Tiefdruckgebiet heißt darum auch
Zyklone (oder Depression), das Hochdruckgebiet Antizyklone. Die zyklonale Bewegung
ist der des Uhrzeigers entgegengesetzt, die antizyklonale hat mit ihm dieselbe Drehrichtung.
Auf der s. Halbkugel ist es umgekehrt. Dabei ist noch zu bemerken, daß das Tiefdruck-
gebiet nicht ruht, sondern in der Richtung des stärksten Windes fortschreitet. Daraus
erklären sich die mitunter so rasch wechselnden Winde. Zieht z. B. eine Zyklone ö. fort-
schreitend mit ihrem f. Teile über einen Ort hin, so hat dieser erst Südwind, der dann in
Südwest-, West- und Nordwestwind üdergeht. Solchen wandernden Tiefdruckgebieten, die
Fick, Erdkunde. Iv. Band. ok
Zyklone.
Abb. 76. Antizyklone.
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— 404 —
Handel gewinnen beständig an Bedeutung und erlangen in manchen Staaten das Ubergewicht
über die Landwirtschaft. Darauf beruht die Unterscheidung von Ackerbau- und Industrie-
und Handelsstaaten (Rußland, China — Belgien, England, Holland). Erst bei solchen
Völkern, wo Güter im Überfluß erzeugt werden und nicht alle Kräfte für den Erwerb der
notwendigsten Lebensbedürfnisse in Anspruch genommen werden, können Wissenschaft und
Kunst rechte Pflege finden, können freiheitlich geordnete Staaten entstehen. Man kann in
der Gegenwart einen morgenländischen und einen abendländischen Kulturkreis
unterscheiden. Zu jenem gehören als Hauptvölker die Inder, die Chinesen und die
Japaner. Bedeutend höher entwickelt ist die abendländische Kultur. An der Spitze
stehen die germanischen Völker; rückständiger sind, abgesehen von den Franzosen, die
Romanen und die Slawen.
6. Die Erde als Weltkörper,
a) Die Erde.
Größe und Gestalt der Erde (I, S. 1—5). — Das Linienuetz der Erde
(I, 6—9). — Die Achsendrehung der Erde; Entstehung von Tag und Nacht
(I, S. 5—6). — Die Bewegung der Erde um die Sonne, a) Die scheinbare
Bewegung der Sonne (I, S. 10) — b) Die Zonen und die Jahreszeiten
(I, S. 11—14). c) Die wirkliche Bewegung der Erde. Wie die tägliche
Bewegung der Himmelskörper um die Erde nur Schein ist (I, S. 6), so beruht
auch die jährliche Bewegung der Sonne (I, S. 16) auf einer Täuschung. In
Wirklichkeit bewegt sich die Erde um die Sonne, wie Kopernikus (-f 1543) zuerst
festgestellt hat. Innerhalb eines Jahres durchläuft sie eine dem Kreise sich
nähernde ellipsenförmige Bahn, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht.
Aus dieser Bewegung, die man als die Revolution der Erde bezeichnet, erklärt
sich der Wechsel der Jahreszeiten und der Tageslängen.
Zur Veranschaulichung diene die Abbildung 79, die die Erde in vier
verschiedenen Stellungen auf ihrer Jahresbahn um die Sonne zeigt. Zunächst
ist zu beachten, daß die Erdachse nicht senkrecht, sondern schräg zur Erdbahn
steht und zwar um 231/2° von der senkrechten Richtung abweicht, und ferner,
daß die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne diese Richtung stets beibehält.
Daraus ergibt sich, daß in der einen Hälfte des Jahres die n., in der andern
die s. Hälfte der Erdachse gegen die Sonne hin geneigt ist und daß darum auch
in der einen Jahreshälfte die n., in der andern die f. Erdhälfte stärker beleuchtet
und erwärmt werden muß.
Am 21. März (Abb. oben) ist die Stellung der Erde so, daß ihre
Strahlen senkrecht auf den Äquator fallen; die Beleuchtungsgrenze geht durch
die beiden Pole (I, S. 11) und halbiert alle Breitenkreise. Daher haben auf
der ganzen Erde, die Pole ausgenommen, Tag und Nacht dieselbe Dauer. Es
ist die Zeit der Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktium). Die n. Halbkugel
hat Frühlings-, die s. Herbstanfang. Vom 21. März ab neigt sich die
Nordhalbkugel täglich mehr der Sonne zu; ein immer größeres Gebiet um den
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Extrahierte Ortsnamen: China Belgien England Holland
— 335 —
brachten. Im Frühjahre trafen sie zufällig auf einen Engländer, der eine Jagdfahrt
dorthin gemacht hatte und der sie dann nach Europa zurückbrachte, wo fast um dieselbe
Zeit auch der Fram wieder ankam. Was Nansen noch nicht erreicht hatte, das sollte
endlich dem Amerikaner Peary, der schon mehrere Polarfahrten gemacht hatte, gelingen.
Van der Nordküste Grönlands aus drang er am 1. März 1909 mit Schlitten nach N.
vor, und da die Eisverhältnisse außerordentlich günstig waren, kam er rasch voran, und
am 6. April war der Nordpol erreicht. Etwa 30 Stunden verweilte der kühne Reisende
am Ziel seiner Wünsche; dann kehrte man in Eilmärschen zurück und betrat am 23. April
wieder die Küste Grönlands.
2. Die Südpolarländer.
Die Polargebiete der s. Halbkugel sind noch größtenteils unbekannt, und was wir
von ihnen wissen, verdanken wir hauptsächlich den Forschungen der letzten Jahrzehnte. Daß
man erst so spät an ihre Aufhellung herangegangen ist, hat mancherlei Gründe. Sie
liegen zu weit ab von den Kulturländern der Erde; es fehlt fast ganz an Inseln, die als
Stützpunkte für weiteres Vordringen dienen könnten; zudem reicht das hindernde Treib- und
Packeis hier in weit niederere Breiten hinein als auf der n. Halbkugel. Soviel darf jetzt
als gesichertes Ergebnis gelten, daß den Südpol eine zusammenhängende Landmasse um-
gibt, die Antarktis, die an Glöße ungefähr dem australischen Festlande gleichkommt.
S. von Amerika liegt das als spitz zulaufende Halbinsel vorspringende Grahamland,
das an seiner Ostseite ein bis 2000 m ansteigendes Gebirge trägt, von dem zahlreiche
Gletscher bis ins Meer hinabreichen. S. von Neuseeland gestattet das weniger eisbedeckte
Roßmeer ein weiteres Vordringen, und hier hat man eine lange, ns. verlaufende Küste,
das Viktorialand, entdeckt. Es ist ein 2500—3000 m hohes, steil zum Meere ab-
fallendes Tafelland, das Berggipfel bis zu 4500 vi Höhe trägt. Auf einer vorgelagerten
Insel erheben sich zwei Riesenvulkane, der schon erloschene Terror ^3300 m) und der noch
tätige Erebus (3900 m). Von hier aus erreichte der 1912 mit einer neuen Südpolar-
expedition zugrunde gegangene Amerikaner Scott 1902 den 83.° s. Breite. Von hier
aus drang Shakleton 1909 bis über den 88.° vor, gelang es Amundsen am
15. Dezember 1911 nach 58tägiger Wanderung mit Schlitten und Schneeschuhen den Süd-
Pol zu erreichen. Auf der Reise wurde ein hohes Gebirge überstiegen; der Pol selbst liegt
auf einer Hochebene in einer Höhe von etwa 3000 m. Die Ostseite des als eine große
Bucht in den Polarerdteil eingreifenden Roßmeeres wird vom König Eduard Vii.-Land
begrenzt, von dem man aber bis jetzt nur Teile aus der Ferne gesehen hat. S. von
Australien verläuft unter der Breite des Polarkreises vom 105.—160. ° ö. Länge die von
Eiswällen umlagerte Küste von Wilkesland, noch weiter w. die von einer deutschen Ex-
pedition unter von Drygalski entdeckte Küste von Kaiser Wilhelm Ii.-Land mit dem
Eaußberg. Noch an einigen andern Stellen hat man Land gesichtet, ohne daß es aber
bis jetzt gelungen ist, den Küstenverlauf des Polarlandes auch nur zur Hälfte festzustellen.
Der Erdteil bildet ein Hochland, das bis zum Meeresspiegel hinab mit einer ge-
waltigen Eiskappe bedeckt ist. Nur hin und wieder findet sich ein eisfreier, mit Flechten
und Moosen überzogener Küstenstreifen, der von zahllosen Seevögeln belebt ist. Die
gewaltigen Gletscherströme, die das Binneneis entsendet, vereinigen sich vielfach im Meere
und bilden dort „Eisplatten", wie eine solche z. B. den hintern Teil des Roßmeeres aus-
füllt. Sie liegen an den seichteren, küstennahen Stellen auf dem Grunde, an den tieferen
schwimmen sie. Von Zeit zu Zeit brechen Teile ab und treiben dann als Eisberge nach
N. Diese übertreffen 'an Größe meist weit die des n. Polarmeeres und haben gewöhnlich
die Form von Tafelbergen.
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Extrahierte Personennamen: Nansen Peary Eduard Drygalski Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Eilmärschen Amerika Neuseeland Eaußberg
— 396 —
nach Schottland, Norwegen und Böhmen verspürt und verbreitete sich über Vis
der ganzen Erdoberfläche.
Die Erschütterungen geben sich oft nur als leises Beben und Erzittern kund. In
andern Fällen bemerkt man ein Schwanken des Bodens, die Fensterscheiben klirren, und
Gegenstände, die an der Decke des Zimmers hängen, geraten in pendelnde Bewegung. Wo
aber Erdbeben mit großer Gewalt austreten, da gehören sie zu den schrecklichsten und ver-
derblichsten aller Naturerscheinungen. Ost ohne jedes Vorzeichen hört man plötzlich ein
Rollen wie von fernem Donner oder dem Abfeuern eines Geschützes, und noch ehe man
sich darüber Rechenschaft geben kann, verspürt man einen heftigen Stoß, dem gewöhnlich
in kurzen Zwischenräumen noch mehrere leichtere folgen. Man fühlt den Boden auf- und
abschwanken, „wie wenn eine Wellenbewegung, wie die Dünung des Meeres, unter uns
hindurchginge". Schornsteine und Häuser wanken hin und her, bekommen Risse und
stürzen unter krachendem Getöse zusammen. An manchen Stellen öffnet sich die Erde und
schließt sich wieder; es entstehen Erdspalten, an denen sich große Schollenstücke ost um
mehrere m gegeneinander verschieben. Mitunter sinken große Landflächen ein und werden
vom Meere überdeckt. Ereignet sich ein Beben im Meere, so werden gewaltig«', 10—20 m
hohe Flutwellen erzeugt, die sich verheerend über die Küstenlandschaften ergießen (Iv, S.
147, 173). Das alles ist das Werk einiger Augenblicke. Bei dem furchtbaren Erdbeben
in Lissabon (1755) kamen 60000 Menschen ums Leben; 1783 wurden in Kalabrien mit
einem Stoße 109 Städte und Dörfer zertrümmert und 32 000 Menschenleben vernichtet,
und noch viel furchtbarer war das Beben vom Jahre 1908, das neben vielen andern
Orlen die großen Städte Messina und Reggio vollständig zerstörte und gegen 200000
Menschen unter den Trümmern begrub.
Die Erdbeben haben verschiedene Ursachen, und man unterscheidet danach 3 Arten:
Einsturz-, vulkanische und tektonische Beben. Die Einsturzbeben sind auf den
Einsturz unterirdischer Hohlräume, wie solche z. B. vom Wasser ausgewaschen werden,
zurückzuführen. Sie ereignen sich besonders häufig in Gebieten leicht löslichen Gesteins,
namentlich in Kalklandschaften, wie im Karst (Iii, S. 70). Sie erstrecken sich gewöhnlich nur
über kleine Gebiete, können aber trotzdem sehr verderbliche Wirkungen haben. Die vnlka-
nischen Beben stehen mit Vulkanausbrüchen in Verbindung und werden wohl durch die
dabei stattfindenden Dampfexplosionen hervorgerufen. Die Erschütterungen sind meist auf
die nächste Umgebung des Feuerbergs beschränkt. Die tektonischen Beben werden durch
Verwerfungen und Faltuugen der Erdrinde verursacht. Die ungeheuren Pressungen und
Spannungen, die durch die Einschrumpfung der Erde in den Gesteinsschichten entstehen,
lösen sich plötzlich durch Biegungen und Brüche und rufen wie mit einem Ruck die
gewaltigsten Erschütterungen hervor. Zu dieser Art gehören die meisten und größten Beben.
Den Ausgangsort der Bewegung bezeichnet man als den Erdbebenherd. Er liegt
meist in einer Tiefe von 10—40 km unter der Erdoberfläche. Die Erschütterung verbreitet
sich wellenförmig nach allen Seiten, ähnlich wie eine Wellenbewegung, die um einen ins
Wasser geworfenen Stein entsteht. Bei der Kugelgestalt der Erde wird natürlich die senk-
recht über dem Ausgangspunkte liegende Stelle, das Epizentrum, zuerstund am stärksten
von der Erschütterung ergriffen, die sich hier in aufwärtsgerichteten Stößen kundgibt. Je
weiter ein Ort vom Epizentrum entfernt ist, in je spitzerem Winkel er also von der
Bewegung getroffen wird, umsomehr geht diese in eine wellenförmige über, umfomehr
verliert sie natürlich auch an Stärke. Die Geschwindigkeit, mit der Erdbeben sich fort-
pflanzen, unterliegt großen Schwankungen, je nach der Beschaffenheit des Gesteins und der
ursprünglichen Siärke der Bewegung. Man hat Geschwindigkeiten von 3 5 km, aber auch
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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— 384 —
der Höhe nach N. und S. ab, während unten die kühlere Luft höherer Breiten zum
Äquator hinströmt. Der obere Luftstrom, den man auch als Gegen- oder Antipassat
bezeichnet, wird infolge der Kugelgestalt der Erde auf seinem Wege nach N. und S. auf
einen immer engeren Raum zusammengepreßt. Die Luft verdichtet sich daher, wird
schwerer und sinkt darum größtenteils wieder zur Erdobeisläche hinab. Das geschieht etwa
zwischen dem 30. und 40.0 n. und s. Breite. Von hier aus strömt sie aufs Neue dem
Äquator zu. So befindet sich also die Tropenluft zwischen dem Äquator und den 30.0
Breitenkreisen in einem beständigen Kreislaufe (Abb. 75).
Zwischen den beiden Passaten, in den Gebieten des aussteigenden Luststroms, zieht
sich rings um die Erde ein Streifen von etwa 6° mittlerer Breite, in dem Nuhe herrscht,
die nur durch schwache, veränderliche Winde unterbrochen wird. Das ist der Wind-
stillen- oder Kalmengürtel (calme = ruhig). Da die hier aufsteigende warme Lust
stets große Mengen von Wasserdampf enthält, der sich in der Höhe verdichtet, so entstehen
Nord- und Südwinde sind, sondern schräg auf den Äquator zuwehen. Es hängt dies mit
der Achsendrehung der Erde zusammen. Wie jeder andre Körper, so nimmt auch die Luft
an dieser Bewegung teil. Die Drehgeschwindigkeit ist naturgemäß am Äquator am größten
und nimmt nach den Polen hin ab. Es ist ferner bekannt, daß ein Körper in einer einmal
erlangten Bewegung mit gleicher Richtung und Schnelligkeit beharrt, so lange er nicht
durch andre Kräfte abgelenkt und gehemmt wird. Daraus ergibt sich, daß eine Luslmasse,
die von N. nach dem Äquator hinströmt, die wö. Bewegung, die sie am Ausgangspunkte
hatte, beibehalten muß. Sie weht aber nun auf ihrem Wege über Gegenden, deren Dreh-
geschwindigkeit immer größer wird. Infolgedessen muß sie hinter der wö. Bewegung der
Erde zurückbleiben, die gleichsam unter ihr wegeilt, und die anfangs s. Bewegung geht in
eine fw. über, der Nordwind wird zum Nordostwind und ebenso auf der f. Halbkugel der
Südwind zum Südostwind. Bei den Gegenpassaten, die von Orten größerer zu solchen
geringerer Drehgeschwindigkeit wehen, ist es natürlich umgekehrt; sie lausen der Erde
voraus und werden auf der n. Halbkugel nach N.-O., auf der f. nach S.-O. abgelenkt.
Die Ablenkung ist also auf jener immer nach rechts, auf dieser immer nach links gerichtet.
Daraus ergibt sich als Regel: Infolge der Erdumdrehuug werden auf der
Hordpo/
regelmäßig, gewöhnlich in den Nachmittags-
stunden, furchtbare, mit den heftigsten
Regengüssen verbundene Gewitter (Äquato-
rialregen Iv, S. 38). Wie der auf-
steigende Luftstrom am Äquator, so erzeugt
die Passate nicht, wie man erwarten sollte,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Preussische Monarchie. — § 22. Friedrichs Friedensthätigkeit. (57
Glas u. a.) Indirekte Besteuerung (hohe Steuer auf Fleisch, Bier, Wein; dagegen Getreide zollfrei!), d) Handel. 1) Anlage von Verkehrswegen (Plauenscher, Finow-, Bromberger Kanal; der Seehafen Swinemünde). 2) Verbesserung des Postwesens. 3) Errichtung von Handelsgesellschaften (die ,,Levantinische“, die Emdener Heringskompagnie). Gründung der Seehandlung (1772). 4) Ein-
richtung der Giro-, Diskonto- und Leihbank zu Berlin (der heutigen Reichsbank). Unter dieser Provinzialbanken. Stiftung von Leihhäusern. 5) Einführung von Staatsmonopolen (Tabak-, Kaffee-, Salz). Leider Generalsteuerpacht nach französischem System! Die ,,Regie“, eine drückende und verhasste Einrichtung (die Kaffeeriecher; Pasquill)! Dadurch Beförderung von Steuerhinterziehung und Schmuggel, e) Rechtspflege. 1) Die Strenge der Gerechtigkeit wird durch Friedrichs persönliches Eingreifen gesichert (charakteristische Erzählung vom Müller zu Sanssouci; „il y a des juges ä Berlin“), das ihn selbst zu Ungerechtigkeiten verleitet (Müller Arnold). 2) Das „allgemeine Landrecht“, von Cocceji vorbereitet, durch Carmer ausgearbeitet, erst nach Friedrichs Tode vollendet. f) Heer. 1) Vermehrung des stehenden Heeres bis auf 200000 M., worunter 40000 Reiter und 12000 M. Artillerie. Das Heer-vielfach aus Ausländern bestehend. Bürgerliche Offiziere fast nur in der Artillerie. 2) Einrichtung der Militärakademie und der Ingenieurschule, g) Religion. Bei eigener philosophischer Lebensanschauung Duldung in Religions-Angelegenheiten („In meinen Staaten kann ein jeder nach seiner Fagon selig werden“), aber auch Gleichgiltigkeit gegen das kirchliche Bekenntnis und dadurch Förderung des Rationalis-mus (§ 2i, I, 3). Gutes Einvernehmen mit der katholischen Kirche (der Papst erkennt den Königstitel in Preussen an was früher verweigert). Duldung der Jesuiten, doch Erhaltung des Staatscharakters als eines evangelischen. h) Bildung. 1) Friedrich selbst französisch gebildet, wendet sich von der deutschen Litteratur ab, deren Aufblühen er nicht kennt. (Vgl. indessen seine Begegnung mit Geliert in Leipzig) Seme Schrift „de la litterature allemande“. Über seinen Einfluss aut die Litteratur s. § 25, Iii. Fruchtbarer Schriftsteller (Oeuvres du philosophe de Sanssouci, memoires de landenbourg u. a.). 2) Das Volksschulwesen wird vom König nur wenig unterstützt (kärglich besoldete Lehrer, teilweise Unteroffiziere), ebensowenig die Universität; für die
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104 Napoleons Weltherrschaft. — § 33. Das Kaisertum Napoleons.
zurückfallen, die Republik der jonischen Inseln von Frankreich anerkannt werden. Die Engländer geben den grössten Teil der auf französischem, spanischem und holländischem Gebiet gemachten Eroberungen heraus und behalten nur das ehemals spanische Trinidad und das ehemals holländische Ceylon.
§ 33. Das Kaisertum Napoleons.
I. Einlenken in monarchische Bahnen. Um
den ersten Konsul bildet sich ein Hof. Ein Teil der Emigranten kehrt zurück; die ehemaligen Jakobiner besuchen die geselligen Kreise der Gemahlin Napoleons, Josephine. Der von Napoleon gestiftete ,,Orden der Ehrenlegion“ schmeichelt der Eitelkeit und gewinnt viele Republikaner der neuen Ordnung; die Herstellung des christlichen Gottesdienstes und der Abschluss eines Konkordates mit dem Papste (Pius Vii.; Kardinal Consalvi) auch die Altgläubigen. Durch straffes militärisches Regiment und wohlorganisierte Polizei (Fouche) werden regierungsfeindliche Kundgebungen niedergehalten.
Ii. Niederwerfung des Widerstandes. Feinde der neuen Ordnung bleiben unter den alten Republikanern und den Anhängern des Königtums. Verschwörungen und Mordversuche (die „Höllenmaschine“ Dezember 1800) richten sich gegen den ersten Konsul. Napoleon benutzt die Anschläge, um Verdächtige und Missliebige jeder Parteifarbe verhaften und deportieren zu lassen. Pichegru wird wegen royalistischer Verschwörung eingekerkert und stirbt (1804) im Gefängnis durch Erdrosselung (Selbstmord?), Moreau geht in die Verbannung. Der Herzog von Enghien, Enkel des Prinzen Gonde (§ 27, Ii, 1), dem Napoleon die Urheberschaft der Verschwörungen gegen sein Leben zuschreibt, wird unter Bruch des Völkerrechtes (!) auf deutschem Boden (Etten-heim in Baden) aufgegriffen und auf den Spruch eines eiligen Kriegsgerichtes zu Vincennes erschossen.
Iii. Aufrichtung des Kaisertums. Nachdem sich Napoleon 1802 zum Konsul auf Lebenszeit hat wählen lassen, wird ihm 1804 auf Vorschlag des Tribunals und unter Gutheissung des Senats durch Volksabstimmung die erbliche Kaiserwürde übertragen. Salbung durch den Papst am
Dez. 2. Dezember 1804 in Nötre-Dame. Die Verwandten des 1804 Kaisers erhalten den Titel „Kaiserliche Hoheit“. 18 Heer-
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Napoleons Frankreich Ceylon Napoleons Napoleons Baden
Neues Deutsches Reich. — § 65. Das Deutsche Reich im Frieden. 207
nur dem Reich, sondern auch deutschem Wesen wiedergewonnen.
b) Die Dänenfreunde in Schleswig-Holstein verschwinden bald angesichts der geordneten preussischen Verwaltung. Die Vermählung des kaiserlichen Prinzen, jetzigen Kaisers Wilhelms Ii., mit Auguste Viktoria, der Tochter des Herzogs von Augustenburg, gewann die Herzen auch der Preussen weniger geneigten Gemüter.
c) Im polnischen Preussen, wo deutsch - nationalen Bestrebungen polnisch-nationale entgegengesetzt wurden, suchte Fürst Bismarck durch Ankauf polnischer Güter aus Staatsmitteln und Wiederverkauf an Deutsche im einzelnen deutsches Wesen zu befestigen.
d) Den welfischen Bestrebungen in Hannover zur Wiederausrichtung eines Sonderkönigreiches wurde mit Ernst und Festigkeit begegnet. Die Rückgabe des eingezogenen ,,Weifenfonds“ an den Herzog von Cumberland, Sohn König Georgs, hat neuerdings viel zur Versöhnung der Gemüter beigetragen.
e) Kaiser und Papst. Der 1870 vom vatikanischen Konzil beschlossene Glaubenssatz von der Unfehlbarkeit des Papstes (in Sachen des Glaubens und der Sittenlehre) führte durch Anwendung kirchlicher Zwangsmittel seitens der kirchlichen Oberen (Absetzung der das Dogma nicht billigenden Geistlichen) und Eintreten des Staates für die Gemass-regelten (Einsetzung von Staatspfarrern) zu heftigen Kämpfen. Einführung der Civilehe und Erlass der Maigesetzegebung. Bildung des Altkatholicismus einerseits und der klerikalen Partei des ,,Centrums“ andererseits. Der sogenannte „Kulturkampf“ trennte längere Zeit die päpstlich Gesinnten im Reichstage von der Nationalpartei. Der weisen Mässigung Bismarcks und dem Entgegenkommen des nach dem Tode Pius’ Ix. (1878) auf den heiligen Stuhl gelangten Papstes Leos Xiii. gelangtes, den kirchlichen Frieden mehr und mehr wieder herzustellen und die Gemüter auch der päpstlich Gesinnten für die Einrichtungen des Reiches zu gewinnen.
V. Sorge für das Wohl der arbeitenden Klasse. Die Bestrebungen für Besserung der Lage der Arbeiter (s. o. 54, Vii.) beseitigten, obwohl nicht ohne Frucht, die Unzufriedenheit dieser Klasse nicht. Das Missverhältnis zwischen dem Ertrage der Arbeit und dem Genuss aus Kapitalien (der Bedingung ihrer Ertragsfähigkeit), machte sich mit Steigerung des Maschinenbetriebs immer fühlbarer. Die sociale Frage, be-
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