22
Karthager.
^lassungen? und auf den Inseln des persischen Meerbusens: Tyros,
Arados. Araber dienen ihnen als Matrosen.
Die Maaren und Produkte der von ihnen besuchten Länder tauschen
sie theils gegen einander, theils gegen die Erzeugnisse ihrer eigenen
Industrie um , und so gewinnen sie durch ihren S e e h a n d e l in
Spanien: Silber, Gold, Eisen, Blei und Südfrüchte; auf den Kassite-
riden: Zinn; au den Küsten der Ostsee, der Mündung des Eridanos
(Rhenus? Padus?): Bernstein (Elektron); an den Küsten des arabi-
schen Meerbusens (Ophir — Südland?): Gold, Elfenbein, Ebenholz,
Weihrauch; auf den, persischen Meerbusen von Vorder - Indien und der
Insel Taprobane (Ieilon): Gewürze, Zimmt re.
Ihr Landhandel durch Karawanen erstreckt sich: nach Palästina:
Waizen, Rosinen, Oel, Balsam; nach Aegypten: Getraide, baumwollene
und gestickte Zeuge; nach Syrier: Wein und Wolle; nach Babylon
über Palmyra: Webereien; Arabien: Gewürze und Ranchwerk; Persien
bis ins Innere von Asien: Zimmt, Elfenbein, Ebenholz; und über
Armenien nach Vorder- und Nord-Asien: Kupfer, Pferde, Sklaven rc.
* Ihre zahlreichen Fabriken und Mannfacturen bestehen in
Purpnrfärbereien (aus dem Safte der Seemnscheln), Webereien (die
beste Leinwand von Sidon), Glas (Sand, nitrum, im kleinen Flusse
Belos), Spielsachen, Bearbeitung des Bernsteins, Elfenbeins, Goldes
und anderer Metalle.
Ihre Haupterfindungen sind: Schiffbau, Buchstabenschrift
(durch Taaut? Kadmos bringt sie nach Vöotien?), Rechenkunst,
Astronomie rc.
Religion: Vielgötterei nnt Menschenopfern, — Vergötterung
der Heroen und Naturkräfte: Herakles (sein Tempel in Alttyros, seine
Wanderungen), Baal (Sonne oder Himmel, Kronos), Kabircn und
Patäkcn, (Schutzgötter der Schiffe, Laren), Dagon und Derketo
(Fischgottheiten) rc. Priester der einzelnen Götter.
§. 9.
Karthager (Karchedonier).
I. Von der Entstehung des Staates bis zum An-
fänge des fyrakufanifchen Krieges, von 888 bis
480 v. Eh. G.
^ Unsicherheit der wenigen Nachrichten. Schnelles
Aufblühen des jugendlichen Staates. Kolonien führen
zu Eroberungen.
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» '
28 Di e d e r.
v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger
536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird
von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,—
Babylonien persische Provinz.
Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der
Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte
Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden
Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im
Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc.
Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien,
Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in
der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig.
Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen
bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier
Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt,
Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien.
-1 - • ■ ^
§. 12.
Meder.
* Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter
assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der
Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht,
und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht.
821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien;
aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis
gegen 711 v. Ch.
700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen
Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana,
Gerechtigkeitspflege rc.
647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den
assyrischen Nabuchodonosor.
625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt
die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück-
606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo-
polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt
die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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s
Friedrich H Kreuzzug. Mongolen. 121
N.c.t.
5) Otto Iv. allgemein anerkannt, alsbald mit dem 1208.
Pabste entzweit, erkommunicirt, wird von Friedrich von
Sicilien, den die Hohenstaufen heranrufen, und der sich mit
Philipp August von Frankreich verbindet, bei Tournai ge-1214.
schlagen, stirbt auf der Harzburg 1218.
6) Friedrich H. zu Aachen von dem Erzbischof von 1215.
Mainz und zu Rom von dem Pabste Honorius Iii. gekrönt,
— seine Versprechungen, Kreuzzug (Damiette den Christen
entrissen); Vermählung mit Jolantha, der Tochter Johann's
von Brienne, des Titularkönigs von Jerusalem, — König
von Jerusalem 1225.
Fünfter Kreuz zu g : Friedrich, vom Pabste Gregor Ix. 1228.
gedrängt, und selbst erkommunicirt, ist glücklich im Morgen-
lande, gewinnt die deutschen Ordensritter, und schließt mit
dem ägyptischen Sultan Al-Kamel einen zehnjährigen Waffen-
stillstand, seine Krönung zu Jerusalem. Nach seiner Rückkehr
alsbald Frieden mit dem Pabste 1230; aber die Lombarden
widerstreben. Die Empörung seines Sohnes Heinrich dämpft
schnell Friedrich, vermählt sich mit Jsabella von England,
gleicht sich aus mit Otto dem Kinde 1235, und ist seit 1236
fortwährend in Italien gegen die trotzigen Lombarden und
den Pabst beschäftigt. Deutschland wird durch den Sieg der
Mongolen unter Batu, einem Enkel Dschingiö-Chan's, 1241.
bei Liegnitz in Schrecken gesetzt* *).
Andreas von Ungarn 1217 mit mehren deutschen Fürsten (Damiette
können sie nicht behaupten). — Der Kreuzzug gegen die Albigenser
im südlichen Frankreich, von Innocenz I!l. schon 1218 geboten, zeichnet
sich bis 1229 nur durch Grausamkeiten aus.
*) Unter den mongolischen nomadisirenden Horden der jetzigen Ta-
tarei erhob sich im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts Dschingis-
Chan zum Oberhaupte empor, er erobert Peking 1215, vernichtet das
chowaresmische Reich rc., unterwirft durch seinen Sohn Dschudschi 1224
das südliche Rußland, starb 1227. Sein Sohn Oktai, der ihm nach-
folgt, bezwingt durch Dschudschi's Sohn, Batu, das nördliche Ruß-
land (1238 Moskau und 1240 Kiew zerstört). Ein mongolisches Heer
dringt durch Polen, siegt bei Liegnitz, während Batu Ungarn verwüstet;
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Otto Friedrich_von
Sicilien Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Friedrich_H. Friedrich Honorius_Iii Honorius Johann's
von_Brienne Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Jsabella_von_England Otto Andreas_von_Ungarn Innocenz_I!l Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Tournai Harzburg Mainz Jerusalem Jerusalem Jerusalem Italien Deutschland Liegnitz Frankreich Peking Moskau Kiew Polen Liegnitz Ungarn
— 90 —
Bergbau liefert besonders Meerschaum, die Industrie Teppiche (Smyrna)
und Seidenwaren (Brnssa). Den Verkehr besorgen noch größtenteils Kamel-
karawanen. Fahrstraßen gibt es nur in geringer Zahl, und die Gesamtlänge
der Eisenbahnen beträgt nur 2400 km. Die wichtigsten Linien sind die von dem
neu angelegten Hafen Haidar Pascha bei Skutari nach Konia mit Abzweigung
nach Angora (Anatolische Bahn) und mehrere Strecken von Smyrna ins Innere.
Von großer Bedeutung für die Zukunft des Landes wird die Bagdadbahn werden,
die als Fortsetzung der Auatolischeu Bahn nach Bagdad und weiter zum Per-
fischen Meerbusen führen soll.
Die Bagdadbahtt wird von der Deutschen Bank gebaut, in deren Händen auch der
Betrieb der Anatolischen Bahn liegt. 1908 wurde mit dem Bau begonnen, und man ist jetzt
am Taurus angelangt, dessen Durchstechung das schwierigste und kostspieligste Stück der ganzen
Anlage ist. Doch ist anch in Syrien bereits eine Strecke vom Amanusgebirge über Aleppo
bis zum Euphrat (200 km) im Betrieb. Die geplante Linie berührt Adana in der Ebene von
Tarsus und zieht von da ö. durch Syrien nach Mosul am Tigris, folgt diesem bis Bagdad,
berührt weiterhin Basra und endet bei Koweit am Persischen Busen. Sie wird eine Länge von
2100 km haben; die Kosten hat man auf 200 Mill. Mk. veranschlagt. Da die Bahn auf
weite Strecken durch öde, wirtschaftlich wertlose Gegenden führt, ist wohl für lange Zeit auf
einen Betriebsgewinn nicht zu rechnen, und die Gesellschaft hat sich darum von der tür-
kischen Regierung eine Noheinnahme von jährlich 12300 Mk. auf das km sichern lassen.
Doch ist zu erwarten, daß in vielen Gegenden, die die Bahn berührt, neue Kulturoasen
entstehen. Banse, ein guter Kenner des Morgenlandes, hält die Anlage der Bahn, im
ganzen genommen, wirtschaftlich für verfehlt. „Strategisch ist sie für die Türkei von Be-
deutung, da für einen n. Kriegschauplatz jetzt erst ihre mefopotamischen und Teile der syrischen
Truppen verwertbar werden. Für den Schnell- und Postverkehr ist sie ebenfalls eine Er-
leichterung, kommt aber da vornehmlich den Interessen der Engländer in Indien entgegen.
Großer Güterverkehr jedoch, der ja allein das Unternehmen gewinnbringend macht, wird
niemals die ganze Bagdadbahn benutzen, sondern höchstens Teilstrecken, um möglichst schnell
den billigen Seeweg zu erreichen. Phantasie ist es, daß die Erzeugnisse Mesopotamiens
oder gar Indiens durch die Bagdadbahn direkt bis Mittel- und Westeuropa oder auch nur
bis Konstantinopel könnten befördert werden". (Vergl. auch S. 99.)
Der Handel Kleinasiens ist beträchtlich, läßt sich aber nicht in Zahlen angeben.
Über Smyrna, den wichtigsten Hafen, mit dem aber neuerdings Haidar Pascha stark in
Wettbewerb tritt, wurden 1906 Waren im Werte von 112 Millionen Mark ausgeführt,
darunter besonders Rosinen (28,5 Millionen Mark), Feigen (15), Gerste (14), Knoppern
(9), Teppiche (7), Baumwolle (6,6), Opium (5,6).
Die Bevölkerung ist sehr ungleichmäßig verteilt. Während im Innern
weniger als 10 Menschen aus dem qkm wohnen, steigt die Dichte in den w.
Küstenlandschaften stellenweise ans 75—100. Den Hauptbestandteil bilden die
Osmanen (7 Mill.), ein Zweig des Türkenvolkes, der sich nach seinem Führer
Osman nennt. An den Küsten wohnen viele Griechen (1 Mill.), die Haupt-
sächlich den Handel in Händen haben. Daneben gibts noch Armenier, besonders im
O., Tscherkessen, Juden usw. 4/5 der Bewohner sind Mohammedaner, 1f6 Christen.
Die heutigen Osmanen sind aus einer Verschmelzung der türkischen Eroberer mit
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— 92 —
hat das Land infolge der immer weiter fortschreitenden Bahnbauten und dank der Rührig-
keit nichttürkischer Völker wieder einen Ausschwung genommen, der für die Zukunft eine
neue Blüte erhoffen läßt.
Siedlungen. Kleinasien führt als türkische Provinz den Namen Anädoli (Anatolien),
das Land gegen den Aufgang. Dasselbe bedeutet die früher für den w. Teil gebräuchliche
Bezeichnung Levante. Dank der überwiegend türkischen Bevölkerung, die in keiner andern
Provinz so zahlreich ist, bildet Kleinasien die Hauptstütze des Osmanischen Reiches. Unter
den Städten überragt an Bedeutung alle andern Tmyrna (225000 E., darunter 100000
Griechen), im Hintergrunde einer geräumigen Bucht an der Westküste, der erste Handels-
platz der Türkei (S. 90). Unter den Gewerben ist die Teppichknüpserei am bedeutend-
sten. Vrnssa (80000 E.), herrlich gelegen am Fuße des Myfischen Olymp (2530 m),
nicht weit vom Marmarameer, hat bedeutende Teppich-, Wollwaren- und Seidenindustrie.
Tkutari (80000 E.) am Bosporus gilt als Vorstadt von Konstantinopel. An der Nord-
küste liegen die Hafenstädte Sinob (Sinope) und Tarabison (Trapezunt, 50000 E.),
letzteres besonders wichtig als Ausfuhrhafen für die Erzeugnisse Armeniens. — An der
Südküste ist die im Winkel zwischen Kleinasien und Syrien gelegene fruchtbare Schwemm-
landebene von Tarsus der Sitz einer dichten Bevölkerung. Das alte berühmte Tarsus,
die Vaterstadt des Apostels Paulus, ist jetzt unbedeutend. Die wichtigste Stadt ist heute
Lldlna (45000 E.), durch eine Eisenbahn über Tarsus mit dem Hafen Merfina ver-
bunden. Eine steigende Bedeutung, namentlich auch für den Handel mit Mesopotamien,
gewinnt der Hafen Alexandretta oder Jskendernn im Hintergrunde des gleichnamigen
Busens. Die Städte des Hochlandes liegen alle in fruchtbaren Oasen. Angora
(30000 E.) ist bekannt durch die hier in großem Umfange betriebene Zucht der Angora-
ziege. Konia (60000 E.) ist das alte, ans der Apostelgeschichte und den Kreuzzügen
bekannte Jkonium. Am Fuße des Erdschias Kaisarie (70000 E.), eine lebhafte
Handelsstadt.
Inseln. Der Westküste ist eine große Zahl von Inseln vorgelagert, darunter als
wichtigste Lemnos, Lesbos oder Mytilene (1750 qkm), Chios, Samos, das seit 1832
ein unabhängiges, aber zinspslichtiges Fürstentum ist, und Rhodns (1460 qkm). Alle
diese Inseln sind gebirgig, werden von Griechen bewohnt und erzeugen viel Wein und
Feigen. Auch treiben die Bewohner Schiffahrt, Fischfang und Schwammsischerei. 70 dm
von der Südküste entfernt liegt Cypern (9600 qkm), das seit 1878 unter englischer Ver-
waltung steht. Gegen früher verödet, hebt es sich wieder unter der Fürsorge der englischen
Regierung. Die Hauptausfuhrerzeugnisse sind Johannisbrot (jährlich bis zu 2 Mill. Mk.),
Wein und Seide. Die Hauptstadt ist Nikosia (15000 E.).
2. Armenien.
(380000 qkm, 4,7 Mill. E., 12 auf 1 qkm).
Das Land. Ö. von Kleinasien liegt das Hochland von Armenien, die
gewaltigste Erhebungsmasse Vorderasiens. Es besteht aus mehreren stufenartig
übereinanderliegenden Hochflächen, die sich 1500 bis 2000 m über den Meeres-
spiegel erheben. Ihnen sind wieder kreuz und quer verlausende Gebirgszüge
und einzelne Bergstöcke aufgesetzt, und die Flüsse haben tiefe, oft schluchtenartige
Täler in die Hochlandsmasse eingegraben. Zahlreiche Berge, sast durchweg er-
loschene oder noch schwach tätige Vulkane, erreichen Höhen von 3000—4000 m.
Der höchste ist der ziemlich in der Mitte gelegene Ära rat (5200 m). Als ein
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Apostels Paulus Merfina Alexandretta
— 93 —
sanft ansteigender Kegel erhebt sich der Hauptgipfel aus eiuer 1800 in hohen
Ebene, durch sein Riesenmaß einen mächtigen Eindruck hervorrufend. Eine
Schnee- und Eiskappe, die aber erst bei 4000 m beginnt, krönt ihn. Im
übrigen bilden seine Abhänge eine öde Steinwüste ohne den Schmuck grüner
Wälder und frischer Matten. Armenien ist das Ursprungsland großer Flüsse,
der mesopotamischen Zwillingsströme En ph rat und Tigris und der Kura und
des Aras, die nach O. zum Kaspischeu Meere gehen. Außerdem besitzt Armenien
zahlreiche Seen, darunter als größte den Wan- und den Urmiasee, von denen
jeder etwa die siebenfache Größe des Bodensees hat.
Klima und Pflanzenwelt. Als meerfernes Hochland hat Armenien ein fest-
ländisches Klima mit wenigstens am Tage heißen Sommern und sehr kalten Wintern.
Beträgt doch in Kars das Januarmittel 140 unter Null. Die Niederschläge sind im all-
gemeinen gering, besonders im Sommer, und werden hauptsächlich von den Randgebirgen
aufgefangen. Doch fällt im Winter viel Schnee, der bis tief in den Frühling hinein liegen
bleibt und die Pässe ungangbar macht. Bei der Regenarmut und der hohen Lage des
Landes ist die Pflanzenwelt natürlich sehr dürftig. „Alle Hochländer sind kahl und fast
baumlos. Der Boden besteht weithin aus schwarzer Lava und grauen Tuffen, bietet aber
doch, wo er genügend bewässert wird, dem Ackerbau eine Stätte. In andern Teilen tritt
die düstere Lava zurück, aber die Hochebene bleibt eine Steppenlandschaft mit fahlen,
bleichen, in Graugelb und Graugrün getauchten Farben, übersät von Gefteinstrümmern,
überdeckt mit Schutt und durchzogen von Schluchten. Erst an den Rändern gegen das
Kaspische und das Schwarze Meer wird das Bild freundlicher, und sobald man die Küsten-
ketten überschritten hat, tritt feuchter Wald an die Stelle der dürren Steppe" (Sievers).
Auch die tiefeingeschnittenen und darum geschützten Täler sind frisch und grün. In ihnen
gedeiht sogar vorzügliches Obst, und die Aprikose hat hier ihre Heimat.
Tie Bevölkerung besteht etwa zur Hälfte aus christlichen Armeniern,
zu einem Viertel aus Kurden; den Rest bilden Tataren, Russen, Türken usw.
Die Armenier gehören zu den Jndogermanen. Sie sind hochgewachsene und kräftige
Gestalten mit großer Adlernase, reichem schwarzen Haar- und Bartwuchs und großen,
schwarzen Augen. Schon früh haben sie das Christentum angenommen und trotz aller
Bedrängnis durch den Islam festgehalten. Sie bilden eine eigene Kirche mit einem Patri-
ärchen an der Spitze, der im Kloster Etfchmiadsin wohnt. Da sie aber, ähnlich wie die
Abessinier (S. 58), lange Zeit von der übrigen Christenheit abgeschlossen waren, ist ihr Glaube
stark ausgeartet. Die Armenier sind ein geistig hochstehendes, friedliches, fleißiges und
strebsames Volk. In ihrer Heimat treiben sie vorwiegend Ackerbau und Viehzucht, doch
auch Handel. Oft sind sie furchtbaren Verfolgungen durch die Türken und Kurden ausge-
setzt gewesen. Bei den Metzeleien in den Jahren 1895 und 96 sollen 200—250000 ihr
Leben eingebüßt haben. Die Bedrückungen haben viele zur Auswanderung veranlaßt, und
man findet Armenier jetzt in ganz Vorderasien und Südosteuropa, besonders in den
Handelsstädten, wo sie als Kaufleute, Bankiers. Makler, Dolmetscher, wozu sie ihre hohe
Sprachbegabung besonders geeignet macht, als Handwerker, Diener und Lastträger leben. Ihr
Charakter ist nicht frei von großen Fehlern. Insbesondere artet ihr zäher Erwerbssinn
oft aus. Die armenischen Kaufleute nehmen es an Schlauheit und Geriebenheit mit den
Griechen auf (S. 91) und sind als Betrüger und listige Wucherer überall verrufen und
gefürchtet. Die Gesamtzahl der Armenier schätzt man 2lji—d Millionen. Die Kurden
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— 99 —
unter Benutzung des alten Kanalnetzes mit absehbaren Kosten und Arbeitskräften wieder
in Kulturland verwandelt werden; eine weitere Ausdehnung müsse einer späteren Zeit vor-
behalten bleiben. In Obermesopotamien sei zwar eine künstliche Bewässerung nur in sehr
beschränktem Umfange möglich. Dafür sei aber der Regen etwas reichlicher und gestatte
auf großen Flächen den Getreidebau. Zahlreiche Trümmerhügel (Tells) großer Ortschaften
in jetzt öden Steppenlandschaften seien ein Beweis dafür, daß das Land in früheren Zeiten
dem Ackerbau gedient habe, und vereinzelt angebaute Landstriche zeigten, daß dies auch
jetzt noch möglich sei. Rohrbach weist ferner hin auf das häufige Vorkommen von Naphtha
in dem Landstrich ö. vom Tigris. Ohne Zweifel könnten hier große Erdöllager erschlossen
werden, und die Nähe des schiffbaren Stromes würde einen leichteren Versand des Oles
ermöglichen als von Baku und den amerikanischen Petroleumgebieten. Zudem würde der
Masud (S. 96) für die Bahnen einen billigen Heizstoff abgeben. Rohrbach erwartet Großes
von der Bagdadbahn mit ihren unausbleiblichen Zweiglinien, die das Land erschließen und
in den Weltverkehr hineinziehen werde. Mesopotamien gehe jedenfalls einer großen Zukunft
entgegen und werde insbesondere imstande sein, gewaltige Mengen von Getreide, Baum-
wolle und Erdöl auf den Weltmarkt zu liesern.
Die Bewohner, im ganzen nur 2 Mill., sind überwiegend Araber,
zum kleineren Teile Kurden, Armenier, Perser, Juden, Türken usw. Die meisten
sind seßhaft und treiben Ackerbau oder leben in den Städten als Kaufleute und
Handwerker. Die übrigen ziehen noch, wie zu Abrahams Zeiten, in Zelten
wohnend in den Steppen umher und weiden ihre Herden von Kamelen, Pferden,
Rindern und Schafen.
Wirtschaftlich spielt Mesopotamien heute natürlich eine untergeordnete Rolle.
Doch ist der Handel, seit die Engländer auf dem Tigris einen regelmäßigen
Dampferverkehr eingerichtet haben, rasch gestiegen. 1904 wurden für 31 Mill. Mk.
Landeserzeugnisse ausgeführt, darunter besonders Gerste (7,6 Mill. Mk.), Datteln
(5,9), Wolle (5,1), Galläpfel (1,2), Süßholz, Häute und Teppiche.
Geschichtliches. Babylonien gehört zu den ältesten Kulturländern der Erde.
Wie zahlreiche Ausgrabungen aus neuster Zeit dartun, reicht seine Geschichte bis weit
über das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. 538 v. Chr. kamen die alten Reiche Assyrien
und Babylonien unter die Herrschaft der Perser, dann wurden sie unter Alexander dem
Großen ein Teil des Mazedonischen Reiches (331 v. Chr.). Später wurden die
Römer Herren des Landes, dann nach Mohammeds Tode die Araber. Unter diesen
erlebte das Land seine letzte Blüte. Bagdad, der glänzende Herrschersitz der Kalifen, war
zur Zeit Harun al Raschids, eines Zeitgenossen Karls des Großen, die größte Stadt der
Erde. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Mesopotamien von den Mongolen
verheert, die auch die Kanäle mit Absicht zerstörten. Unter der türkischen Herrschaft
endlich geriet es vollends in Verfall.
Siedlungen. Mesopotamien ist heute arm an größeren Siedlungen. Die großen,
prächtigen Städte des Altertums, Ninive, Babylon, Ktesiphon, Seleuzia u. a.,
sind ganz vom Boden verschwunden, und nur noch Schutthügel kennzeichnen die Stellen,
wo sie einst gestanden haben. In Obermesopotamien ist jetzt Mosul (80000 E.) am
Tigris die Hauptstadt. Von ihr haben die leichten Musselinstoffe, die früher hier angefertigt
wurden, ihren Namen. In 4 km Entfernung liegt die Trümmerstätte des alten Ninive.
Im N.-W. des Landes, nahe der armenischen Grenze, Diarbekr (80000 E.) am Tigris
7*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Rohrbach Rohrbach Abrahams Alexander Alexander Mohammeds Harun_al_Raschids Karls Karls
— 190 —
im S.-W., die jetzt mehr und mehr zum Ackerbau übergehen, und die Kirgisen
im N. in der nach ihnen benannten Kirgisensteppe (Abb. 37). Der vorherrschende
Glaube ist der Islam.
Wirtschaftliches. Tnran hat außer seinen Steppen- und Wüstenlandschasten
auch guten Ackerboden. Überall liegen kleinere und größere Oasen. Umfang-
reichere Strecken ergiebigen Landes ziehen sich an den beiden großen Flüssen
und am Fuße der Gebirge hin. Das fruchtbarste Gebiet aber ist die Landschaft
Fergana, ein gewaltiges, vom mittleren Sir und mehreren Nebenflüssen
bewässertes Kesseltal. Bis 3000 in hohe, meist kahle Berge schließen es ein
und schützen es vor rauhen Winden. Eine Fläche von fast der halben Rhein-
Provinz ist hier Kulturland und wird zum größten Teile künstlich bewässert.
Der Ackerbau Turnus liefert Weizen, Gerste, Mais, Hirse, Reis, Melonen,
Abb. 37. Kirgisenzelt. (Phot. Dudin.) .
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
edles Obst, wie Pftrsische, Aprikosen, Weintrauben, und Baumwolle. Von großer
Bedeutung ist in den letzten Jahrzehnten der Baum wollen bau geworden, um
dessen Ausbreitung und Veredlung sich die russische Regierung dnrch die Ein-
führung edler amerikanischer Arten sehr verdient gemacht hat. Turan liefert
jetzt jährlich etwa 1,4 Mill. dz Baumwolle im Werte von 140 Mill. Mk.,
mehr als 1/s des russischen Bedarfs, und steht unter den Baumwollländern der
Erde an 4. Stelle (Vereinigte Staaten, Indien, Ägypten, Tnran). Ein wichtiger
Erwerbszweig ist auch die Seidenzucht, besonders in Buchara. Man schätzt
ihren Ertrag auf 20—30 Mill. Mk. jährlich. In den Steppenlandschaften ist
die Viehzucht die alleinige Erwerbsquelle. An erster Stelle steht die Schaf-
zu cht; man hält aber auch Rinder, Ziegen, Kamele und Pferde. Einen Haupt-
ausfuhrgegenstand bilden die kostbaren weißen oder schwarzen Felle neugeborner
Fettschwanzschafe, die unter dem Namen Astrachanfelle oder Persianer in
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den Handel kommen. „Die glänzende Wolle zeigt eine dichtgeschlossene, muschelige
Lockenbildung von großer Schönheit". Die Pelze kommen hauptsächlich aus
Karakul in Buchara. Auf der Messe von Nischnij-Nowgorod werden ihrer
jährlich für 4—5 Mill. Mk. abgesetzt, und ein Leipziger Geschäftshaus allein
kaufte 1905 in Buchara 385900 Stück im Werte von 6 Mill. Mk.
Noch vor einigen Jahrzehnten vollzog sich aller Verkehr in Turan auf Karawanen.
Jetzt ist das Land durch zwei Eisenbahnen erschlossen. Die eine ist die 1888 eröffnete
Transkaspische Bahn. Sie beginnt am Hafenorte Krasnowodsk am Kaspischen Meer
und bildet die Fortsetzung der bei Baku endenden Linien von Batnm und von Rostow.
Die Verbindung über den See wird durch Dampfer hergestellt, die zur Überfahrt 18 Stunden
gebrauchen. Die Bahn zieht sö. am Fuße der iranischen Randgebirge entlang, wendet sich
dann nach N.-O. über die Oase Merw nach Buchara, Samarkand und Taschkent.
Die ganze Strecke, 1870 km, wird in 65 Stunden durchfahren. Von Samarkand führt jetzt
eine Zweiglinie nach Andisch a n im Herzen Ferganas, eine andre von Merw aus bis in
die Nähe von Herat. Eine zweite große, erst 1904 dem Verkehr übergebene Bahn ist die
1850 km lange Linie Orenburg-Taschken t, die am Sir und Aralsee entlang führt.
Die Verbindung mit Sibirien soll durch eine Linie von Taschkent nach Omsk (4000 km)
hergestellt werden. Welche Bedeutung diese Bahnen für den Handel haben, erhellt aus
folgender Angabe. Vor ihrer Eröffnung kostete eine Kamelladung (260 kg) von Taschkent
bis Orenburg 50 Mk., und die Karawane war 3 Monate unterwegs. Jetzt wird dasselbe
Gewicht in 5 Tagen für etwa 3'/z Mk. befördert.
Staatliche Verhältnisse; Siedlungen. Turan ist in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts nach und nach von den Russen besetzt worden und
führt als Verwaltungsbezirk den wenig zutreffenden Namen Russisch-Zentral-
asten. Der weitaus größere Teil ist unmittelbarer Besitz; doch bestehen am
Amu noch zwei Fürstentümer, das Emirat Buchara und das Khanat Chiwa,
die als russische Schutzstaaten gelten.
a) Turkeftan (1,6 Mitl. qkm, 6,1 Mill. E.). Die Hauptstadt Taschkent
(156 000 E.), seitwärts vom mittleren Sir, liegt in einer fruchtbaren Oase und ist
bedeutend als Handels- und Fabrikplatz mit großen Seiden- und Baumwollwebereieu.
Samarkand (60000 E.), am Fuße der letzten Ausläufer des Tienschan, ist eine alt-
berühmte Stadt. Zur Zeit Alexanders des Großen hieß sie Marakanda, und in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts war sie der Sitz des gewaltigen Mongolenfürsten
Timur. Aus jener Zeit stammen noch große, z. T. verfallene Bauwerke. In der dicht-
bevölkerten Landschaft Fergana liegen Kokan (80000 E.) und Andischan (48000 E.).
b) Das Emirat Buchara liegt rechts vom mittleren Amur und reicht bis zum
Pamirhochlande. Die Hauptstadt Buchara (80000 E.) ist der Hauptsitz der mohammeda-
nischen Gelehrsamkeit in Turan und ein wichtiger Handelsmittelpunkt.
e) Das Khanat Chiwa, links vom untern Amu. Die Hauptstadt Chiwa
(30000 E.) liegt in einer fruchtbaren Oase, geht aber zurück, da sie von keiner der großen
Verkehrsstraßen berührt wird.
Vi. Asien im allgemeinen.
Weltstellung. Asien hat in seiner Naturausstattung gegenüber Afrika
(S. 79) erhebliche Vorzüge. Vorteilhaft ist zunächst seine Lage inmitten aller
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der letzteren eine Tochter der europäischen ist, so ist Europa eine Tochter von Asien. Ehe
man noch wußte, daß ein Festland Europa als Anhängsel des großen asiatischen Kontinentes
vorhanden sei, vielleicht ehe noch ein Hirt oder Jäger über den Ural und die Wolga vor-
gedrungen war, blühten im Morgenlande schon Weltreiche, herrschten mächtige Könige in
prächtigen Palästen und großen Städten über Millionen von Untertanen, forschten schon
Weise in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zu Ehren der Götter ober-
und unterirdische Tempelhallen bauen, kämpften schon Völker mit Völkern aus Leben
und Tod."
3. Asien ist die Geburtsstätte der wichtigsten Religionen. Hier sind die
erhabensten heidnischen Religionen entstanden, die Lehre des Zoroaster, der Brahmaismus
und der Buddhismus, die auf ihre Bekenner, die Hauptkulturvölker Asiens, den größten
Einfluß ausgeübt haben. Aber auch die drei monotheistischen Religionen, die den Glauben
an einen Gott lehren, haben hier ihre Heimat: das Judentum, das Christentum und der
Islam.
4. Asien ist die Heimat unsrer wertvollsten Haustiere und Kultur-
pflanzen. Pferd, Esel, Rind und Schaf sind von dort zu uns herübergekommen, ebenso
unsre wichtigsten Getreidearten, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis, die edleren Obstarten,
Äpfel, Kirschen, Aprikosen, Psirsische, Apfelsinen, Zitronen, der Wein, und wertvolle Faser-
stoffe, Flachs und Hanf. Noch heute versorgt es den europäischen Markt mit sehr wert-
vollen Erzeugnissen, die in nnserm Erdteil gar nicht oder nur in geringen Mengen hervor-
gebracht werden können: Baumwolle, Seide, Gewürzen (Pfeffer, Zimt, Gewürznelken) und
anregenden Genußmitteln (Tee und Kaffee).
So gilt in der Tat das Wort: Ex Oriente lux — Aus dem Osten kommt das
Licht — nicht bloß von dem Aufgang der Sonne, sondern auch von der Kultur, die von
Asien her ihren Weg nach W. genommen hat. Aber auch kulturschädigende Ein-
flüffe sind von Asien ausgegangen. Mehrmals sind rohe Völkerschaften, Hunnen,
Madjaren, Mongolen und Türken, in Europa eingebrochen und haben die hier bestehende
höhere Kultur vernichtet. Merkwürdig ist ferner, daß die Völker Asiens in ihrer Kultur
über eine gewisse Höhe nicht hinausgekommen sind, daß vielmehr eine Stockung, ein Still-
stand, ja ein Rückfall in frühere Barbarei eintrat, während sich in Europa die Keime der
Bildung zu ungeahnter Blüte entfalteten. So ist denn jetzt eine Rückströmnng eingetreten.
Asien ist aus dem gebenden ein empfangender Erdteil geworden, und vor allem in Japan,
aber auch in China und Indien, regt sich neues, an der Kultur Europas entzündetes
Leben. Die Völker erwachen zu neuem Streben und neuer Tatkraft. Freilich zur
Bildungshöhe Europas wird sich Asien als Ganzes nie emporschwingen. Dazu fehlen die
Vorbedingungen. Der hohe Norden läßt eine dichtere Besiedlung, die Voraussetzung jeder
höheren Kultur, nicht zu. Die Steppen und Wüsten Hochasiens und Arabiens werden
stets nur Nomadenhorden zu beherbergen vermögen. In Indien und der Indischen Insel-
welt wirkt das heiße Klima erschlaffend. So bleiben Japan und China und vielleicht
einige Gebiete Vorderasiens, die in Zukunft voraussichtlich mit Europa wetteifern werden.
Geologisches. Die Mannigfaltigkeit der Bodengestalt und der Küstenumrisse Asiens
ist in seiner erdgeschichtlichen Entwicklung begründet. Der gewaltige Hochlandsgürtel, der
den Erdteil in seiner ganzen Breite durchzieht, ist Faltenland. Nach W. hin bilden die
großen Faltengebirge Mittel- und Südeuropas seine Fortsetzung. Karpaten und Alpen
liegen in der Richtung des Hindukusch und des Kaukasus, das Dinarische Gebirge steht in
Zusammenhang mit den Ketten Kleinasiens und ist von diesen erst durch den Einbruch des
Ägäischen Meeres getrennt worden. Die Faltenzüge Asiens beschreiben große Bogen,
besonders die des Südrandes. Mehrmals, in Armenien, im Hindukusch, an der Wurzel
Fick, Erdkunde. Iv. Band. i?
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Europa Asiens Asien Asien Europa Asiens Europa Japan China Indien Europas Europas Asien Hochasiens Arabiens Indien Japan China Vorderasiens Europa Asiens Kaukasus Asiens Armenien