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mächtige Cyzikus an der Propontis, ebenso Abydus gegenüber dem äolischen Sestns am Hellefpont, während Lampsakus von Phoeäa herrührte.
2. Mit Milet wetteiferte das dorische Megara, von dem an der Propontis Chaleedon, vor allem aber das dem letzteren gegenüberliegende Byzanz (658) ausgingen. Unterstützt durch die Meeresströmung und einen vorzüglichen Hafen, beherrschte Byzanz infolge seiner Lage am Bosporus die ganze Handelsverbindung zwischen dem Schwarzen Meer und den griechischen Gewässern. Als Stapelplatz für den Getreidehandel der Pontusländer und insbesondere auch für die Ausfuhr gesalzener Thunsische gelangte es trotz ununterbrochener Kämpfe mit den umwohnenden Barbaren zu einer bewundernswerten Blüte.
3. Die Küsten des Südostens.
Im Süden war Cypern mindestens schon im 9. Jahrh, mit griechischen Kolonien besetzt (Salamis), neben denen sich freilich die Phö-ni cier behaupteten. Ebenso alt waren die griechischen Niederlassungen an der Südküste Kleinasiens, die sich später fortwährend vermehrten. Von größter Wichtigkeit aber für den griechischen Handel wurde es, daß die Milesier in der 2. Hälfte des 7. Jahrh, auch in dem getreidereichen, uralten Kulturlande Ägypten für ihn Bahn brachen. Seitdem der Pharao Psammetich mit Hilfe ionischer und karischer Söldner (S. 51) das Land von der assyrischen Fremdherrschaft befreit hatte, begann er dasselbe den Fremden, besonders den Griechen, in einer bis dahin unerhörten Weise zu öffnen. Etwa 100 Jahre später trat Arnasis in noch engere Verbindung mit der griechischen Welt (Naukratis).
7. Athen.
1. Attika ist die südöstliche Küstenlandschaft, welche, vom Festlande (Böotien) durch den Kithäron (1400 m) und Parnes getrennt, in der Form eines gleichschenkeligen Dreiecks von seiner Basis zwischen der Bucht von Eleusis und der marathonischen Ebene sich nur 41/? M. (33 km) ins Meer hinaus erstreckt. Ihr Flächeninhalt beträgt 43,67 Qm. (2404,6 qkm) mit einer Küstenstrecke von 24 M. Die ganze Halbinsel gehört ihrem Gebirgs-system wie ihrem Klima nach zu der benachbarten Inselwelt des ägäischen Meeres und ist darum vorzugsweise berufen, ihre Verbindung mit dem griechischen Festland zu vermitteln. Die Küsten sind hafenreich und bei tiefem Fahrwasser aller Orten zugänglich, die fruchtbarsten Ebenen gegen die See geöffnet. Zwei von ihnen ziehen sich, durch den Ägialeus von einander geschieden, tief in das Innere des Landes hinein', die Ebene von Eleusis im W. und die von Athen in der Mitte.
2. Die Ebene von Athen ist auf drei Seiten von Bergen umgürtet: im N. von dem wild- und waldreichen Parnes, dem höchsten und ausgedehntesten Gebirgsstock Attikas (1413 m), im No. von den Marmorwänden des Brilessus oder Pentelikon, im O. vom kräuter-reichen Hyme11us, im W. von dem niedrigeren Höhenzug des Ägialeus; gegen S. öffnet sie sich in allmählicher Abdachung zum offenen Strande. Im Inneren wird sie durch einen vom Pentelikon sich abzweigenden, felsigen Höhenzug in die westliche, breite Niederung des Kephisns und in eine schmalere, vom Jlissus durchflossene Osthälfte
3*
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26
Iii. Nationale Einmngsmittkl.
Die Zersplitterung der Stämme und Städte im Mutterlande
und in den Kolonien hätte ohne ein bestimmtes Gegengewicht zur
völligen Auflösung führen müssen. Dieses Gegengewicht fand sich
neben. dem stark ausgeprägten Nationalbewußtsein allen Nicht-
griechen (Barbaren) gegenüber in mehreren, durch die Volks-
religion hervorgerufenen oder geheiligten Instituten: Der gemein-
same Götterglaube ist das festeste staatengründende Band.
A. Das Delphische Orakel.
Ein uraltes Erdorakel des Apollon, des ,Propheten des
höchsten Zeus', des Gottes der sittlichen Reinheit und geistigen
Klarheit, der Ordnung und des Rechtes (s. S. 13). Der Sage
nach der ,Nabel' der Erde, in Wahrheit das Centrum der hel-
lenischen Cultur, durch den dorischen Stamm und feit der Wand-
rung desselben zu besonderer Bedeutung gelangt; ein höchstes
Tribunal über die Grundsätze des Rechts und oberste Instanz
in der Politik.
Ein Erdspalt mit ausströmendeu gasartigen Dämpfen, die
ekstatische Erregungen bewirken, lieber dem Schlund der goldne
Dreifuß, der Sitz der Pythia, deren weissagende Aeußerungen
von den mit den Zuständen Griechenlands wohl vertrauten
Priestern und ihren Gehülfen metrisch gefaßt wurden. Ursprüng-
lich nur eine Pythia und ein Priester, später zwei Priefterinnen
und mehrere Priester. Großer moralischer Einfluß des Orakels
auf ganz Griechenland bis in die Mteren Zeiten; — Einwirkung
mehr auf das was geschehen sollte, als eigentliche Wahrsagung.
Bestechungen der Priesterin kommen vor, aber als seltene Aus-
nahmen; — Große Tempelschätze.
B. Die Ainphictimien.
Einungen von Nachbarstaaten zu religiöser Festfeier um
ein Bundesheiligthum. Am bedeutendsten die Delphische
Amphictyonie, zum Schutz des Delphischen Heiligthnms und
des Demetertempels zu Anthela bei den Thermopylen. sowie zur
Besorgung der pythischen Spiele, schon im hohen Alterthum ge-
gründet, aber wohl erst im achten Jahrhundert zu festen Formen
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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— 223 —
Burgunder: sind es nicht, denn sie fallen bis auf zwei und müssen den letzten Goten entweichen lassen. Also keine Partei ist Sieger und keine Partei ist der Besiegte. Goten und Burgunden haben als echte Helden mit Ehren gestritten und sind als Helden mit Ehren gefallen. Keine Partei hat die Schande der Feigheit ans sich geladen, beide Parteien standen und kämpften und fielen in Ehren. — Zusammenfassung.
Iii. 1. Wir haben gesehen, was an dem Verderben so vieler wackerer Helden schuld war. Abgesehen von dem unglückseligen Zusall mit der Leiche war es Hildebrands Unbesonnenheit und Kampfgier, Wolfharts und Volkers Übermut, Spottsucht und Jähzorn, an sich kleine Vergehen (ein kleiner Ungehorsam, ein kleiner Zank), aber furchtbar in ihren üblen Folgen. Besonders verderblich war aber dabei, daß Wolfhart und Volker die bösen Gelüste ihres Herzens auch noch mit scharfer und spitzer Zunge kund thaten. Ihre lose Zunge hat eigentlich hauptsächlich das Unheil angerichtet. Die lose Zunge hat überhaupt in unserer Geschichte viel Unheil angerichtet. Denken wir nur an den Zank Brunhildens und Kriemhildens, der zum Mord Siegfrieds und weiter zu den Rachethaten Kriemhildens führte, und an die lose Zunge Hagens und Volkers, die schon öfter den Kampf noch mehr anfachte und verbitterte. —
Auch in der biblischen Geschichte haben wir oft genug gesehen, welch Unheil lose Zunge anrichtet, von der Zunge Evas bis zur Zunge Jsebels. Und ebenso haben wir oft genug gesehen, daß ursprünglich kleine Zungen- und Herzenssünden zu einem größeren Herzeleid (Übel) und immer größeren Sünden und Missethaten führten (Eva, Kain, Jakob, Josephs Brüder, Saul u. s. w.). Von all diesen Erfahrungen lassen wir uns darum nochmals recht eindringlich gesagt sein: „O hüte deine Zunge wohl, bald ist ein böses Wort gesagt!" „Auf die Sünde folgt das Übel." „Das eben ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß gebären."
2. So thöricht, unnötig und unrecht der Kampf auch war, in dem Goten und Burgunden sich gegenseitig vernichten, so müssen wir doch zugestehen, daß die Kämpfer sich durchaus als echte Helden bewähren. Vergleichen wir sie unter einander, so müssen wir allen ohne Ausnahme nachrühmen: Mut, Kühnheit, Kraft, Gewandtheit, Waffentüchtigkeit, Kampfesfreude, Todesverachtung; daher kommt es auch, daß wir keine der beiden Parteien als Siegerin und keine als besiegt betrachten können. Außerdem werden aber noch von einzelnen Helden ganz besonders wohlgefällige Züge berichtet: Wolfhart (Stolz auf ehrenvollen Schlachtentod), Hildebrand (Mannentreue, Verwandtentreue), Gifelher (Königstreue), Hagen (Freundestreue). Also können wir sagen: Goten und Burgunden kämpften und fielen als echte Helden.
Iv. „D hüte deine Zunge wohl, bald ist ein böses Wort gesagt!" „Auf die Sünde folgt das Übel." „Das eben ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böfes muß gebären."
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Extrahierte Personennamen: Volkers_Übermut Volker Siegfrieds Hagens Eva Jakob Josephs_Brüder Hagen
Griechenland.
111
Oesterreich, Türkei und Walachei). Export von Vieh und Rohhäuten,
Wolle, Talg, Knoppern 3% Mill. Thlr.
Belgrad, 17,000 E., T.j/Jl. Mittelpunkt des Handels zwi-
schen Ungarn und der Türkei.
Das Fürstenthum Montenegro (Zernagora, d. h. schwarzer Berg).
70—90 Qm. und 130,000 E. (nach unsicherer Schätzung).
Ein hohes Gebirgsland mit unabhängiger, christlicher Bevölker- .
ung. Wenig Ackerbau, mehr Viehzucht. Ihr Markt ist Cättaro (öster-
reichisch); im Lande giebt es keine Kaufleute.
Königreich Griechenland.
900 Qm. und 1,097,000 Einw., 1218 Einw. auf 1 Qm. (1861).
Lage: Von 36v20 (Cap Matapan) — 391/4° N. (Pindusgebirge).
Die Inselgruppen liegen zwischen 36%° und 39%° N., von 38%—43%°
O. Die Küstenlänge, ohne die Inseln, 205 Ml., ist verhältnismäßig
die größte in Europa. Die Küsten überall steil und zu Häsen geeignet,
sumpfi-ge Niederungen nur am Golf von Patras. Jeder der größeren
Golfe (Golf von Lamia mit Enripus, Golf von Aegina oder Athen,
Golf von Nauplia, Marathonisi, Koron, Arkadia, Petras, Lepanto oder
Korinth und Arta) bildete, als ein Kesselthal, in alter Zeit den Mittel-
punkt des maritimen Verkehrs der Hellenen und aller nationalen Ein-
heit einer besondern Völker- und Staatenentwickelung.
Flüsse: Jri (Enrotas). Ruphia (Alpheios). Aspropota-
mos (Acheloos), 30 Ml. lang.
Bodenbeschaffenheit: Kein Land von gleich geringem Um-
fange hat einen solchen Wechsel von Boden, Klima und landschaftlicher
Natur; ein merkwürdiges Ineinander von Land und Meer. Der größte
Theil des Landes ist Hügel - und Gebirgsland, Ebenen sind Ausnahmen;
daher die Bewohner entweder Seeleute od. Gebirgsvölker. Der Pindus zer-
gliedert sich an der Nordgrenze des Reichs in 3 Gebirgsarme: Oth rys ,
7000) Oeta mit den Thermopylen und Parnasses (Liüknra) 8000'.
Nach Attika ziehen vielgestaltige Berggruppen: Helikon (Palao Buna,
Zagora) 5300', Kithäron (Elateab.) 4300', Hymettos (Trelo Vnni)
2500'. Die Gebirge von Attika und Euböa setzen sich auf den Kykla-
den fort. Im Peloponnes, welcher durch den felsigen Isthmus von Ko-
rinth mit dem Norden znsammenhängt, Plateausbildung, das hohe
Weideland Arkaden von Randgebirgen umgeben, die terassenförmig
zum Meere herab fallen. Taygetos Gebirge 7400'.
Klima: Mittlere Temperatur von Athen 13,7° R., die größte Win-
terkältc bis — 3°R., höchste Sommerhitze 32°R., durch Seewind gekühlt.
Regen fällt vom Mai bis Oktober gar nicht, im Süden mehr Regen.
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Extrahierte Personennamen: Cättaro Cap_Matapan Aegina Nauplia Petras Arta) Ruphia Zagora
291
Widerhaken versehenen Wurfspieß, dem Fische in den Leib. Ein langes
Seil, das am Wurfspieße befestigt und an der Spitze der Schaluppe um
eine Rolle gewunden ist, können die, wahrhaft jetzt nicht säumenden
Schiffer kaum so geschwind nachgehen lassen, als das Thier nun in den
Grund eilt. Ist das Seil, das indeß meist über 600 Ellen mißt, nicht
lang genug, so befestigen sie daran noch ein anderes mit einem ausge-
höhlten und wohlverstopften Kürbis, den sie in's Wasser fallen lassen, und
geben nun genau auf dessen Bewegung acht, damit sie wissen, wo das
Ende des Seiles und der Walfisch sich befinden. Noch vor Verlauf einer
Viertelstunde kommt der Fisch wieder in die Höhe, um Luft zu schöpfen,
und er wird dann weiter durch Harpunen und Spieße so lange verfolgt,
bis er sich verblutet hat. Darnach ragt er wie eine kleine Insel hoch über
die Wasserfläche, und seine Jäger suchen eben deßhalb nun zunächst seinen
Luftschlauch zu durchstechen, damit er wieder um ein Beträchtliches sinke
und sie ihn bequemer besteigen können. Zu diesem Behufe werden Taue
um den Schweif geschlagen und es spannen alle Schaluppen sich vor, um
das Thier an die Seite des Hauptschiffes zu ziehen. Hier beginnt zuerst
die Zertheilung. Matrosen, die den Fisch besteigen, hauen mittelst eigens
dazu gefertigter scharfer Metzgerbeile vor Allem den Speck und die Oberkiefer
oder Barten ab, auch wohl noch den Unterkiefer, aus denen gewöhnlich
von selbst ein ganzes Faß des feinsten Thranes rinnt, der auch viel
theurer bezahlt wird als der, welcher erst durch Aussieben des Speckes ge-
wonnen wird.
Ist der Fisch genug zerhauen, so wird das Uebrige, der Rest, in
Stücken auf's Schiff gezogen. Ein Fisch ist genug Ladung für das ganze
Schiff. Sofort geht es daher nach einer der Küsten Spitzbergens, Grön-
lands, Islands oder Norwegens. Hier find Siedereien, wo man den
Speck sogleich ausläßt, den Thran in Fässer füllt und sogleich durch parat
liegende blose Transportschiffe, sammt den ungeheueren Gräten, Rippen
und Kiefern, die zu allerhand Geräthschaften verarbeitet werden, nach
Hause schickt. Der Jäger, so heißt das zum Fange bestimmte Schiff,
zieht, ist Alles gut gegangen und noch Zeit genug übrig, abermals zum
Kampfe aus und treibt sein großartiges, aber gefahrvolles Geschäft fort,
bis Kälte eintritt, das Eis mehr herunter in's Nordmeer dringt und er
nun ebenfalls, meist zuletzt noch mit einer Menge von Seehunden und»
Stockfischen beladen, den Weg nach der Heimath antreten muß, um
dort bis zum nächsten Frühjahrp voller Ruhe zu pflegen, sowie seinem
Herrn Rechnung von dem oft unglaublichen Gewinne abzulegen, den
er durch seinen kühnen Zug mqchre. Die kleineren Fische, gewöhnlich
aus der Stockfischgattung, sind gleich nach dem Fange ordnungsmäßig
entweder eingesalzen oder getrocknet und in Fässer oder Kisten gepackt
worden.
Mehr als sie aber wird von den Ausrüstern eines Walfischjägers ge-
schätzt, wenn letzterer das Glück hatte, und das fehlt selten, nebenbei auch
den einen oder anderen Potfisch zu sangen. Dieser Fisch, obschon bei-
läufig 40 Fuß lang, hat doch im Ganzen wenig Speck, aber in seinem
großen Hirnkasten, der fast die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt, das
Walrath, ein helles öliges Mark, dessen aus einem einzigen Kopfe oft
mehr als zwanzig Tonnen gewonnen werden, und das präparirt, viel von
den Apothekern als erweichendes Mittel zu Salben und Pflastern, auch bef
Brustkrankhciten, Durchfall und Ruhr, sowie zur Verbesserung des Brenn-
stoffes der Wachskerzen gebraucht wird. Auch der noch kleinere Cachelot
macht viele Freude wegen des Ambra, der von ihm gewonnen swird, über
dessen Ursprung man aber bis jetzt noch nicht im Reinen ist. Gewöhnlich
19 *
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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280
der Vögel ihre Jagd auf dieses Ungeziefer an, kalte Nächte tödten
eine Unzahl, und überdies sind aus der Klasse der Insekten selbst
sehr viele thätig, ihr eigenes Geschlecht zu erwürgen. Zu ihnen
sind die Laufkäfer zu zählen, wahre Tiger in Mordlust, dabei
ausgerüstet mit Stärke, Gewandtheit und Muth. Allerorts mar-
schiren sie mit Wachsamkeit und halten Standrecht über das ver-
wüstende Geschmeiß. Wem ist der Goldlaufkäfer oder Gold-
schmied nicht bekannt, der in der glänzenden Montur mit aller
Leichtigkeit über Erdschollen, Furchen, unebene Wege und Pfade
dahin eilt, manchmal an abschüssigen Stellen sich überstürzt und
herunterpurzelt, dann gleich darauf wieder eine Erhöhung erklettert,
und daselbst Halt macht, die Gegend zu überschauen! Er ist ohne
Rast geschäftig, fegt das Land und Gefilde, und manche Raupen,
Käfer, Regenwürmer und Schnecken sterben zwischen seinen harten
Freßzangen, und diese Waffe versagt ihm niemals. Er wehrt sich damit
auch, wenn man ihn in die Hand nimmt, doch kann er nicht verwunden.
Nebst dem Goldlaufkäfer gibt es noch andere Laufkäfer, welche in
derselben Weise, wie dieser, thätig sind und daher alle Schonung ver-
dienen. Fast sämmtliche Käfer dieser Art sind von herrlich schim-
merndem Metallglanze an Brustschild und Flügeln. Letztere fehlen
manchen größeren Gattungen oder sind vielmehr verkümmert. Einige
dieser Käfer dürften bekannt sein, z. B. der Bombardierkäfer,
der seinen Verfolgern einen blauen Dunst entgegen knallt; der kleine
Raupensäger oder Aufpasser und die Sy cophanta, welche
beide häufig auf Bäumen vorkommen, besonders Abends und Mor-
gens, um Raupen zu fressen.
8. Das Johanniswürmchen und Marienkäferchen.
Wenn am schönen Sommerabende mit dem einbrechenden Dun-
kel von dem dämmernden Grunde des Himmels einzelne Sternlein
blicken, denen allmälig sich so viele zugesellen, daß ein Leuchten und
Flammen entsteht, als ob jenseits ein himmlischer Fest- und Freuden-
tag angebrochen sei; so will die dunkle Erde bei dem prachtvollen
Lichtscheine, der sich so reichlich über sie ergießt, auch nicht ohne ähn-
lichen Schmuck erscheinen. Sie streut glänzende Leuchtkäferchen, schö-
ner als Edelsteine, in Menge über den Rasen und an Häge, Hecken,
Zäune und Wegeränder, schmückt damit ihr dunkles Gewand und ahmt
so gleichsam, freilich schwach und bescheiden, das majestätische Schau-
spiel des gestirnten Firmamentes nach. Kein Wunder, daß kleine Kin-
der, welche die schimmernden Glühwürmchen zum ersten Male sehen,
solche für herabgefallene Sternchen halten und sie voller Verwunderung
hetrachten; haben ja die Erwachsenen ihre Freude daran, obwohl sie
dieselben schon oft gesehen haben, es müßte denn der späte Spazier-
gänger gar keinen Sinn für die Schönheiten der Natur haben und sehr
gleichgültig sein, was jedenfalls bei dieser Erscheinung selten der Fall
sein wird. Doch nicht alle Fünkchen liegen zur Zierde ruhig im Dun-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
273
2. Darum singt die Nachtigall,
Wo du schlummerst in der Nacht;
Und die schönste Blume blüht,
Eh' des Tages Aug' erwacht.
3. Und der schönste Schmetter-
ling
Fliegt, wo Niemand sein hat Acht.
Perle ruht im Meereöschoß
Und der Edelstein im Schacht.
4. Kind, da reichlich Aug' und
Ohr
Dir mit Füllen ist bedacht,
Gönn' der Mutter etwas auch,
Das sie zum Geschmeid sich macht.
Das Heer der Lebendigen, das uns umgibt, sich aller Enden regt
und nach bestimmten Gesetzen sich richtet, weist auf die unerforschliche
Allmacht und Größe des Schöpfers hin. Diesen zu erkennen, im
Staube anzubeten, seinem heiligen Willen zu gehorchen, ist nur Einem
unter den Geschöpfen der Erde vergönnt, und dieses ist der Mensch,
das Ebenbild der ewigen Gottheit.
2. Jnfusionsthierchen.
Die Erfindung des Vergrößerungsglases machte es möglich, mit dem
Blicke nicht nur zu vorher ungesehenen Fernen des Himmels zu reichen,
sondern auch in nächster Umgebung Thierchen wahrzunehmen, von deren
Dasein man früher keine Ahnung hatte. Wie das Meer im Großen von
unzähligen Geschöpfen belebt ist, so der Tropfen stillstehenden Wassers im
nächsten Graben, der abgestandene Esfig, überhaupt jede Flüsfigkcit, worin
Pflanzen- und Thierstoffe in Verwesung begriffen find, wogegen reines
Brunnen- und Quellwasser sie weniger oder nicht enthält. Gestalt und
Bewegung dieser an Kleinheit wunderbaren Geschöpfe beobachtet man am
besten mittelst des Sonncnmikroskops, unter das man einen Tropfen oben
genannter Flüssigkeiten bringt. Ein Gewimmel von Thierchen sonderbarster
Bildung stellt sich dem Blicke dar; einige sind schlangen-, andere kugel-
oder scheibenförmig, wieder andere wie eine Glocke, Urne, Trompete oder
ein Nachen gestaltet. Mit Blitzesschnelle schießen die Schlangen hin und
her, verfolgen die anderen und verschlingen sie. Ist das Wasser durch die
Sonnenstrahlen erwärmt und damit in Verdunstung begriffen, so ermatten
die Thierchen, sinken hin; das Mittel ihres Aufenthaltes verschwindet end-
lich und mit ihm das kurz vorher so mannichsaltige Leben. Die Jnfu-
sionsthierchen pflanzen sich durch Eier fort, von deren Kleinheit wir
kaum eine Vorstellung haben. Unzählige derselben schweben überall in
mäßiger Höhe über der Erde und entwickeln sich, wo das zum Leben der
werdenden Thierchen Erforderliche sich findet; daher erscheinen dieselben auch
überall. Viele sind mit einer kiesel- oder kalkartigen Hülle umgeben, welche
in allen möglichen Mustern geschmiedeter Waffenstücke erscheinen. Merk-
würdig ist, daß ganze Erdschichten und gewisse Gesteine nichts anders sind,
als die Schalen dichtgedrängter Massen von Jnfusionsthierchen, welche
übrig blieben, während die Thiere abstarben und verwesten. Die Erde,
welche zu Kugeln geballt auf den westindischen Inseln von den Negern
als Leckerbissen gegessen wird, deßgleichen diejenige, welche zur Zeit einer
Hungersnoth in mehreren Gegenden Schwedens genossen wurde, besteht
aus solchen Ucberresten. Oft find sie Mitursache der Verschlammungen von
Seehäfen. ^
Nebst den erwähnten winzigen Geschöpfen, welche durch ihre unge-
heure Anzahl Großes zu erzeugen vermögen, verdienen die Polypen,
Bewohner des Wassers, unsere Aufmerksamkeit wegen des außerordentlich
zähen Lebens und der Wohnungen, welche manche Meerpolypen errichten.
Die Gehäuse bestehen aus Kalk, den die Thierchen ausschwitzen, und der
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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— 32 —
Pflanzenwelt herrschen riesenhafte Schachtelhalme, baumartige Farne n.
Nadelhölzer, in der Tierwelt lassen sich nachweisen die ersten Säugetiere,
Kerbtiere, Wasser- u. Landechsen, Fische, Schildkröten u. Heuschrecken.
4. Die Neuzeit läßt Basalt, Braunkohle u. Bernstein sich bilden. Die
Pflanzen u. Tiere sind die nnsrer Zeit, die ersten Spuren des Daseins
der Menschen sind jetzt nachzuweisen. 5. Die Gegenwart sieht die Entstehung
von Ton, Lehm, Sand, Kies, Torf u. Humusboden; Verwitterung, An-
u. Abschwemmung arbeiten an der Veränderung der Erdoberfläche. Die
Herrschaft des Menschen führt die heutige Ausbildung der Tierwelt n. die
heutige Verbreitung der Pflanzen herbei. Wie viele Millionen von Jahren
die feuerflüssige Erde brauchte, bis Gottes Hand den Menschen in ihre
pflanzengeschmückte und von Tieren belebte Gefilde setzen konnte, das können
auch die Gelehrten nicht einmal annähernd schätzen.
Trnck von B. Teubner in Dresden.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
33
Zweites Kap. Geschichte der Griechen.
schen dem Oeta-Gebirge und dem Meere ein schwieriger Engpaß —
Thermopytä von seinen warmen Quellen genannt—nach Lokris führt.
Hier hatte sich — auf Befehl des korinthischen Bundestages — Leoni-
das, der Spartaner König, mit 7000 Streitern gelagert, um den
Barbaren den Eintritt in Hellas zu wehren. Glorreiche Gefechte wur-
den geliefert, der Lobpreisung aller Zeiten werth. Die Perser mit ihrer
unermeßlichen Kriegszaht verzweifelten am Siege. Da zeigte ein Ver-
räther, Epialtes, ihnen einen Fußsteig über's Gebirg, der sie in
den Rücken der Griechen führte. Iczt sandte Leonidas seinen Schlacht-
haufen zurück, auf daß derselbe nicht unnüz verblute. Aber er selbst,
und mit ihm dreihundert Spartaner nebst einigen hundert Männern von
Thespiä und Theben, beschlossen zu sterben, um den Griechen ein
großes Beispiel zur Nacheiferung, um den Barbaren einen schrecken-
den Beweis hellenischen Heldeumuthes zu geben. Nachdem sie sich feierlich
dem Tode geweiht, stürzte die der Unsterblichkeit würdige Schaar bei
tiefer Nacht ins Lager der Feinde, bahnte sich einen blutigen Weg zu
Xerrcs Gezelt — der Aufgeschreckte war schnell entflohen — streute
ringsum Verderben, bis die ausgehende Sonpe den Persern die kleine
Zahl der Feinde und die eigene Schande entdeckte. Eine Wolke von Pfei-
len flog jezt gegen die Tupfern, und durch die ungeheuere Ueberzahl
erdrückt, starben sie Alle — ^um dem vaterländischen Geseze zu gehor-
chen " — und um in späten Zeiten noch durch das Beispiel ihrer Da-
hingebung zu großer That zu begeistern (Juni 3504. 479 v. Ehr.).
§. 7. Fortsezung.
Diese glorreiche Selbstaufopferung, da sie bei allen Griechen einen
hohen Enthusiasmus hervorrief, und den Persern die Stärke griechischer
Seelen zeigte, wirkte mehr, als ein Sieg. Vergebens überschwemm-
ten die Perser Hellas. Sic mochten wohl die Mauern der Städte, aber
nicht den Sinn der Griechen brechen. Die Bürger Athens, auf The-
mistokles Rath, verließen ihre Häuser und Tempel und die Gräber
der Vorfahren, schickten die Wehrlosen nach befreundeten Sicherhcits-
pläzen, und suchten auf Schiffen ihr Heil. Nur wenige schwache Greife
blieben zurück. Bald erschienen die Perser, würgten sie, und legten
Thescus Stadt in Asche.
Indessen war die griechische Flotte, die ein glänzendes Treffen bei
Artemisum bestanden, nach dem Ereignisse bei Thcrmopylä in die
Bucht von Salamis gekommen. Euribiades, der Spartaner, befeh-
ligte sie; die meisten Schiffe waren Athens, und Themistolles durch die
Ueberlcgenheit seines Geistes im Kriegsrathe der Erste. Sein Werk
war der große Sieg, den die Griechen in dieser merkwürdigen Meer-
3 *
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den Säugethieren und heissen Walle. Zu ihnen zählt man z. B. die
Seekuh, den Delphin, den Walisisch. Letzterer ist das grössle Säuge-
thier; denn 100 Nashörner oder 80 Elephanten machen erst einen
Walisisch aus. Der Kopf nimmt über ein Drittel des ganzen Thieres
ein,* und das Maul ist so gross, dass ein Mann bequem darin umher-
gehen kann. Die speckige Zunge ist 27 Fuss lang und 9 bis 12 Fuss
breit. Statt der Zähne hat der Walisisch Barten *). Diese geben gegen
3000 Pfund Fischbein. Auf dem Kopfe befinden sich die Spritz-
löcher, aus denen er das Wasser 20 bis 24 Fuss hoch herausgischt.
Diese sonderbaren Springbrunnen machen ein Geräusch, das man
bedeutend weit hört. Die Seitenflossen des Walisisches, die er, wie
Arme, brauchen kann, find 7 bis 9 Fuss lang. Wenn das Junge vom
Schwimmen müde ist, so nimmt die Mutter es zärtlich zwischen die
Flossen und trägt es. Der Schwanz ist 18 bis 24 Fuss breit und hat
eine grosse Kraft. Mit einem Schlage desselben kann das Thier ein
Boot zerschmettern. Wenn der Walisisch ungefähr eine Viertel-
stunde unter Wasser geblieben ist, so kommt er herauf, streckt den
Kopf aus demselben und holt acht bis neunmal Athem. Dabei ftöfst
er, besonders bei kaltem Wetter, einen Dampf aus, gleich dem Rauche
eines Ofens.
Nun läge mir aber, wovon dieses gewaltige Thier lebt! Das
wird wohl recht grosse Fische verschlingen? O, nein! denn es hat
einen so engen Schlund, dass man kaum mit einer Faust durch-
dringen kann. Bedenke einmal: „Der ungeheure Walisisch lebt meist
von kleinen Schleimthieren, die nur einen Zoll lang sind! Doch
kommen ihm Krebse und Häringe auch sehr erwünscht.“
Wegen des grossen Nutzens, den der Walisisch durch seinen
Thran und sein Fischbein gewahrt, ist der Fang desselben seit Jahr-
hunderten von verschiedenen Völkern mit grossem Eifer betrieben
worden. Vom 11. bis 14. Jahrhundert beschäftigten sich besonders
die Basken (aus Spanien) damit. Daraus kam er in die Hände der
Holländer, die ihn im 17. Jahrhundert zu einer solchen Blüthe
brachten, dass sie in einem Jahre 300 Schisse mit 18,000 Matrosen
ausschickten und aus Spitzbergen eine besondere Niederlassung zur
Betreibung dieses wichtigen Industriezweiges gründeten. Gegenwär-
tig wird der Fang dieses Thieres im hohen Norden, hauptsächlich
von den Engländern, betrieben; doch gehen jährlich auch einige
Schisse von Frankreich, Hamburg, Bremen, Altona, Glückstadt, Hol-
stein und Schleswig, Hannover, Rostock und Stettin auf den Wall-
fischfang. Die Schisse, jedes ungefähr mit 50 Mann besetzt, laufen
im Frühjahre aus und kommen im Auguste und September zurück.
’) Hinter einander gereihte Hornplatten.
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