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1. Die Weltgeschichte - S. 127

1835 - Mainz : Kupferberg
Concil zu Kostnitz. Hussiten. 127 reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t- wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt. 8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener), noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn, und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09. den, stirbt er plötzlich. 9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410. Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt, bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414. Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne; Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen, gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti- sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich hartnäckig, wird nicht beachtet. Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415. eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst. Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver- kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417. Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg. Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor; blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419. Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen. Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten; Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc. Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431. *) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 184

1891 - Dresden : Höckner
— 184 — s... 2- Unter dem Einfluß der reformatorischen Schriften Wy-clrffes begann der humanistisch gebildete Tscheche Johannes Huß Qul !lm?. fumld)en Böhmen), Universitätslehrer und böhmischer Prediger an der Bethlehemskapelle in Prag, gegen die Verweltlichung des Klerus und gegen die Mißbrauche des Papsttums insbesondere gegen die Anhäufung des Kirchengutes zu eifern Da nun aber die Deutschen an der Universität ihm und seinen tschechischen Anhängern (der Ritter Hieronymus von Prag) als Vorkämpfer kirchlicher Rechtgläubigkeit entgegentraten, so brachte er )eme reformatorischen Gedanken in Verbindung mit dem tiefen nationalen Gegensatze, welcher die Bevölkerung Böhmens und auch die akademischen Kreise Prags zerriß. Begünstigt durch den streit, m den König Wenzel mit den drei fremden „Nationen" der Universität durch seinen Eingriff in die Verfassung derselben genet (Auswanderung der deutschen Professoren und Studenten und Begründung der Leipziger Universität 1409), griff die Bewegung auch im tschechischen Adel und Volke um sich, besonders als Huß durch das Einschreiten des Papstes Johann Xxiii mit dann und Interdikt (Predigt gegen den Ablaß und Verbrennung der päpstlichen Bulle) genötigt wurde die Stadt zu verlassen. 3. Unterdessen hatte der Papst auf Sigismunds Drängen ein allgemeines Concil nach Constanz (1414-1418) berufen, die größte Kirchenversammlung des Mittelalters. Aber obgleich die Reformpartei mit dem König (Peter däilly, Gerfon) gegen die Überzahl der reformfeindlichen italienischen Prälaten eine Abstimmung nach Nationen durchsetzte, so ging das Concil doch gegen den Wunsch Sigismunds und der germanischen Nationen der eigentlichen Reform aus dem Wege. Es begnügte sich mit der Ab-1415 setzung Johanns Xxiii. (1415) und der Wahl Martins V. (Colonna) statt seiner und der beiden andern schismatischen Päpste (1417), indem es allerdings dabei ausdrücklich die Selbständigkeit und höhere Autorität eines allgemeinen Conciliums feststellte. Huß, der gemäß seiner Berufung an ein solches, vom Kaiser dahin be-_ sohlen war, hier aber den geforderten unbedingten Widerruf feiner 1415 Lehren standhaft verweigerte, wurde trotz kaiserlichen Geleits 1415 als Ketzer verurteilt und verbrannt, ebenso im Jahre darauf fein Freunds Hieronymus von Prag. Der neue Papst Martin V. wußte sich dem Verlangen nach einer Reform durch Sonderverträge („Konkordate") mit den einzelnen Nationen zu entziehen, denen einzelne Vorrechte bei Besetzung der Kirchenämter eingeräumt und einige päpstliche Geldsorderungen nachgelassen wurden.

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 541

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 197. Die katholische Kirche seit dem Konzil von Trient. 541 derselben aber wollten sich in diesen Wechsel der Herrschaft nicht fügen, sondern leisteten bewaffneten Widerstand. Man beschuldigte nun die Jesuiten der Aufreizung; ein Mordversuch auf den König ward ihnen ebenfalls beigeinessen. Obgleich die sorgfältigste Untersuchung keine Schuld zu Tage förderte, wurden dieselben doch in schmählichster Weise aus Portugal verjagt (s. Nr. 511). Dasselbe Schicksal erlitten sie fünf Jahre später in Frankreich und sieben Jahre darauf in Spanien. Um aber E. diese Ungerechtigkeit zu beschönigen, bestürmten die bonrbonischen Höfe den^ Papst, den Orden aufzuheben und so der Gewaltthätigkeit den Stempel des Rechts auszudrücken. Aber Klemens Xiii. bestätigte im Gegenteil ein Jahr nach der Vertreibung des Ordens in Frankreich denselben anfs neue durch eine eigene Bulle. Erst Klemens Xiv. tiefe sich zur Aufhebung des Ordens bewegen, 1773. nachdem die bonrbonischen Höfe diese Anshebnng als Bedingung eines, guten Einvernehmens mit dem päpstlichen Stuhle ausgestellt hatten. So ließ man denn die Jesuiten auch in den übrigen Ländern fallen. Nur Friedrich der Große beließ ihnen ihre Schulen, und Katharina Ii. erlaubte ihnen, mit päpstlicher Genehmigung als Orden in Weißrußland fortbestehen zu dürfen. Anmerkungen. 1- Franziskus wurde 1506 im Schlosse Lavier, einige Stunden von Pampeluna, geboren und war der Sohn eines verdienstvollen Staatsmannes. Er gehörte zu den Gefährten des heiligen Ignatius. Auf Bitteu Johanns Ii. von Portugal saudte ihn der Papst mit Rodri-guez in das portugiesische Indien. Seine Anstalten zur Reise bestanden in der Ausbesserung eines alten Unterkleides; das Brevier machte sein ganzes Gepäck aus. So betrat er Goa und fing, bevor er zu den Eingeborenen sprach, das Werk der Bekehrung mit den tiefgesunkenen Portugiesen an (1542). Zehn Jahre arbeitete er in Indien und Japan, und der Herr segnete seine Thätigkeit, so daß allein in Japan nach Franz Xavers Tode (1552) 200 000 Gläubige, 250 Kirchen, 13 Seminare und ein Jesuiten-Noviziat gezählt wurden. All dies ging in den Christenverfolgungen von 1587 und 1596 wieder zu Grunde. ‘ 2. Matthäus Ricci, aus Macerata in der Mark Ancona, wirkte in China namentlich dadurch, daß er mit der himmlischen Lehre auch menschliche Wissenschaft zu verbinden wußte. Er war ein geschickter Mechaniker und gewann deshalb Zugang am Hofe. Er erbaute eine Sternwarte, bekehrte mehrere Mandarinen und kam sogar zum Kaiser selbst, von welchem er bte (Srlctu6ni§ erhielt, in ^3 e fing eine Kirche ru bauen. Als er starb (1609), erhielt er ein feierliches Begräbnis. 27 Jahre arbeitete er in China, und bei seinem Tode gab es in den verschiedenen ^r0?i,^e" be§ Reiches 300 Kirchen. — Adam Schall aus Köln war ebenfalls Mathematiker und Astronom und bekleidete das Amt eines Vorstehers des mathematischen Kollegiums. Aber er starb schon 1667 an ~.n ,,,en' welche die Verfolgung ihm zugezogen. Diese dauerten in Chuia über 200 Jahre und endeten erst 1845.

4. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 27

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 27 — Noch schärfer schrieb ein vornehmer Beamter des Papstes (Primas) gegen Luther. Er nannte ihn einen Aussätzigen, einen bissigen Hund und lehrte. Die römische Kirche und ihr Haupt, der Papst, können nicht irren. Daher erhält die H. Schrift erst Kraft und Ansehen von der römischen Kirche. Wer etwas tadelt, was die römische Kirche thut, z. B. den Ablaßverkaus, der ist ein Ketzer. Papst Leo X., so wird uns berichtet, hat damals über Luther zweierlei Aussprüche gethan. Einmal sagte er: „Bruder Martinus ist ein feiner Kopf, und der ganze Ablaßstreit ist nur ein neidisches Gezänk der Mönche." Später aber sprach er: „Ein voller trunkener Deutscher, hat die Thesen geschrieben; wenn er wieder nüchtern sein wird, wird er anders darüber denken. 11. Tie Vorladung Luthers nach Nom. Als der Ablaßstreit immer ärger wurde, schrieb Luther eine ausführliche Erklärung seiner Thesen und schickte sie mit einem langen Brief an Papst Leo. In dem Brief hieß es: Ich habe als Doktor der Theologie gegen den Ablaßunfug geschrieben und mir damit viele Widersacher gemacht. Darum schicke ich Eurer Heiligkeit die Erklärung meiner Sätze, damit ich unter dem Schutze Eures Namens desto sicherer sein möchte. Urteilet über mich, wie Euch beliebt. Habe ich den Tod verdient, so weigere ich mich nicht zu sterben. Nun hielt der Papst die Zeit für gekommen, den kühnen Mönch zum Schweigen zu bringen, und beauftragte eine Anzahl feiner Beamten ein Ketzergericht über Luther zu halten. Die Richter beschlossen, Luther nach Rom vorzuladen und schickten ihm durch den Bischof von Brandenburg die schriftliche Ladung, er solle sich binnen 60 Tagen zur Untersuchung und Aburteilung persönlich in Rom stellen. Das geschah im Juli 1518. Das hatte Luther nicht erwartet. Sollte er sich stellen? Wenn er sich stellte, so war er und seine Sache verloren. Denn, das wußte jedermann, Rom glich der Löwenhöhle (in der Fabel), in welche wohl viele Spuren hineingingen, aber keine heraus. Und warum sollte sich Luther so ungerechten Richtern stellen, die ihn von vornherein für einen Ketzer hielten ? Darum wandte sich Luther auf den Rat seiner Freunde brieflich an feinen Kurfürsten, der gerade in Augsburg weilte, wo der Kaiser Maximilian Reichstag hielt. Er bat ihn, beim Kaiser und beim Papst auszuwirken, daß feine Sache in Deutschland verhandelt würde. Gern trat der Kurfürst für feinen Professor und seine Universität ein; war doch die Zahl der Studenten in Wittenberg,

5. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 42

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 42 — werfen und dem Papst folgen, der nicht Glauben noch Geist hat? Wäre doch das den ganzen Glanben und die christliche Kirche verleugnet. Weiter, es muß ja nicht allein der Papst recht haben, so der Artikel recht ist: „Ich glaube au eint heilige, christliche Kirche," oder sie müssen also beten: „Ich glaube an den Papst zu Nom," und also die christliche Kirche ganz in einen Menschen setzen, welches nichts anderes denn teuflischer und höllischer Irrtum wäre. Überdies so sind wir alle Priester, wie oben gesagt ist, haben alle einen Glauben, ein Evangelium, einerlei Sakrament; wie sollten wir denn nicht auch Macht haben, zu schmecken und zu urteilen, was da recht oder unrecht im Glanben wäre? Aus diesem allen sollen wir mutig und frei werden, frisch hindurch alles, was die Päpste thun oder lassen, nach unserm gläubigen Verstand der Schrift richten nud sie zwingen, dem Bessern zu folgen und nicht ihrem eignen Verstand. Darum gebührt einem jeglichen Christen, daß er sich des Glaubens annehme, ihn zu verstehen und zu verfechten und alle Irrtümer zu verdammen. 3. Die dritte Mauer fällt von selbst, wo diese ersten zwei fallen; denn wo der Papst wider die Schrift handelt, sind wir schuldig, der Schrift beizustehen, ihn zu strafen und zu zwingen nach dem Wort Christi, Matth. 18,15. Hier wird einem jeglichen Glied befohlen, für das andere zu sorgen. Wie viel mehr sollen wir dazuthun, wo ein gemeinsames, regierendes Glied übel handelt, welches durch sein Handeln viel Schaden und Ärgernis den andern giebt! Soll ich ihn denn verklagen vor der Gemeinde, so muß ich sie ja zusammen bringen. cie haben auch feinen Grund der Schrift, daß allein dem Papst gebühre, ein Konzil zu berufen oder bestätigen. So lesen wir Apg. 15, 6, daß der Apostel Konzil nicht St. Peter Berufen hat, sondern alle Apostel und die Ältesten. Auch das berühmteste Konzilium Nizäuum hat der Bischof zu Nom weder berufen nach bestätigt, sondern der Kaiser Konstautinus, und nach ihm Haben viele andere Kaiser desselben gleichen gethan, was doch die aller-christlichsten Konzilien gewesen sind. Aber sollte der Papst allein die Gewalt haben, so müssen sie alle ketzerisch gewesen sein. Darum, wo es die Not fordert, und der Papst der Christenheit ärgerlich ist, soll dazu thun, wer am ersten kann, als ein treues Glied des ganzen Körpers, daß ein rechtes, freies Konzilium werde. Dieses vermag niemand so wohl als das weltliche Schwert, sonderlich weil sie nun auch Mitchristen sind, Mitpriester, und sie sollen ihr Amt und Werk, das sie von Gott über jedermann haben, frei gehen lassen, wo es not und nütze ist. Wäre das nicht ein unnatürliches Vornehmen, so ein Feuer in einer Stadt aufginge, und jedermann sollte still

6. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 35

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — kommen, die Eck gebracht hat. Die Unsrigen (von der Universität) werden das Weitere davon an den Kurfürsten schreiben. Ich für meine Person verachte sie und ziehe bereits gegen sie los als gegen ein gottloses, lügenhaftes und ganz Eckisches Machwerk. Du siehst: Christus selber wird darin verdammt... Wenn diese Römer obenauf kommen, so ist es um Glauben und Kirche geschehen. Ach daß doch Kaiser Karl der Mann wäre und erklärte für Christum dem Satanas deu Krieg. Ich fürchte wahrlich nichts für mich; Gottes Wille geschehe!" Und schon früher, als er die erste Kunde vom Bannspruch hörte, hatte er an denselben Freund geschrieben: „Für mich heißt's: Der Würfel ist gefallen! Ich verachte römische Gnade wie Ungnade. Ich mag nimmermehr in Ewigkeit mit ihnen versöhnt werden noch Gemeinschaft haben. Mögen sie immer das Meine verdammen und verbrennen! Ich aber null das ganze päpstliche Recht verdammen und öffentlich verbrennen, und es soll aufhören die Demut, durch die die Feinde des Evangeliums bisher aufgeblasen wurden." Dennoch ließ sich Luther von Miltitz bewegen, noch einen versöhnlichen Brief (den dritten und letzten, von dem wir später hören werden) an den Papst zu schicken und ihn auf die Zeit vor dem Eintreffen der Bannbulle zurück zu datieren. Die Universität Wittenberg nahm die Bulle nicht an, indem sie erklärte, der Papst werde wohl nicht davon wissen, oder sei von Eck dazu gereizt worden. Dieser Beschluß wurde dem Kursürsten nach Köln (wo er sich wegen der Kaiserkrönung aufhielt) geschrieben, und der Fürst billigte ihn. Ja, als ihm zwei päpstliche Gesandte in Köln zuredeten, er solle nun auch Luthers Schriften verbrennen und die Strafe an Luther vollziehen oder ihn nach Rom ausliefern, erklärte er, Luther müsse erst von unparteiischen Richtern vernommen werden. Die Erregung über die Baunbnlle wuchs von Tag zu Tag: von allen seiten hörte Luther feindliche und freundliche Stimmen. Da berief er sich öffentlich und feierlich auf ein künftiges allgemeines Konzil und schrieb zwei scharfe Schriften „Von den neuen Eck'schen Bullen und Lügen" und „Wider die Bulle des Antichrist." In dieser letzten Schrift sagt er: „Dich, Leo X., und auch Euch, ihr Herren Kardinäle, verklage ich hiermit und sage Ench frei ins Angesicht: Wenn in Eurem Nameu diese Bulle ausgegangen ist und Ihr sie für Euer erkennt, so werde ich auch meine Vollmacht gebrauchen, mit welcher ich durch Gottes Barmherzigkeit ein Kind Gottes geworden bin, gegründet auf deu Felsen, der die Pforten der Hölle nicht fürchtet, und ermahne Euch, daß <;hr in Euch geht und diesen teuflischen Lästerungen schleunig Einhalt thut. Wo ,jht das nicht thut, so wisset, daß ich und alle Diener Christi Euern vom Satan selbst eingenommenen Sitz für den Sitz des Antichrists halten, welchem wir auf 3*

7. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 95

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 95 — Beigetragen zu dem Sieg und dem achtunggebietenden Auftreten Luthers haben noch seine Nächstenliebe, die sich als Vaterlandsliebe zeigt (Ich will mich dem Dienst nicht entziehen, den ich meinem Deutschland schuldig bin); seine Beredsamkeit und Geistesschärfe (Bitte um Bedenkzeit, Scheidung der Bücher in drei Gruppen, treffende Worte für die wichtigsten und tiefsten Gedanken); feine Bescheidenheit (Entschuldigung wegen etwaigen unhöflichen Benehmens, ehrerbietiger Ton, ich mach mich nicht zu einem Heiligen); sein Gehorsam gegen die Obrigkeit in allen äußeren Dingen, worin sie ein Recht zu gebieten hat. Dafür weigert er ihr aber den Gehorsam in göttlichen Dingen, in Glaubenssachen, worin man allein seiner Überzeugung und dem Wort Gottes zu folgen hat. 4. Die Gegner und Freunde Luthers. Kaiser Karl ist der Hauptgegner Luthers, er und Aleander allein haben im Grunde die Reichsacht gegen ihn fertig gebracht. Für den Kaiser ist Luther von vornherein der offenbare Ketzer (Vorurteil; „Der soll mich nicht zum Ketzer machen"), und er will ihn von vornherein vernichten. Aber als kluger Staatsmann benutzt er ihn dock» auch zu seinem Vorteil, indem er den Papst, dem es am meisten auf die Beseitigung Luthers ankommt, durch sein Zögern zu einem Bündnis treibt. Es ist ja schön von ihm, daß er auch dem „Ketzer" sein Kaiserwort hält und nicht mit Lug und Trug gegen ihn kämpfen mag; und wir können es ihm auch nicht Übel nehmen, daß er feindlich gegen Luther gelinnt ist (als gläubiger Katholik verehrt er den römischen Glauben und Gottesdienit, als Staatsmann möchte er seine vielen Länder durch das Band des katholischen Glaubens zusammenhalten); aber wir müssen es bedauern, daß dieser Fremdling auf dem deutschen Thron das deutsche Volk und seinen Wortführer gar nicht verstand, daß er gar nicht ahnte, warum sie nichts mehr von römischer Geistesknechtschaft und äußerlichem' Gottesdienst wissen wollten, und daß er daher sich von vornherein dem Verlangen des deutschen Volkes nach Reformation entgegen-stemmte und die Reformation mit all seiner Macht hemmte. Dieser Zwiespalt zwischen dem Oberhaupt und den Unterthanen konnte nur großes Unglück über das habsburgische Kaiserhaus und über das Volk bringen, was wir später deutlich genug sehen werden. Wie ganz anders wäre es doch geworden, wenn statt Karls Friedrich der Weise auf dem deutschen Kaiferthron (der ihm ja angeboten war) gesessen hätte! Der Reichstag sucht ja möglichst gerecht gegen Luther zu verfahren; er schafft ihm Gehör vor der Verurteilung, billigt seine Anklagen gegen den päpstlichen Stuhl und hätte ihn gern in dieser Sache als Bundesgenossen gebraucht, aber er verwirft von vornherein seine Lel)re über den Glauben und die Kirche als ketzerisch; denn er kann iich von der altgewohnten Vorstellung, daß Rom unfehlbar und alleinseligmachend ist, nicht losmachen. Die Freunde Luthers im Reichstage lassen ihm ja manche Aufmunterung und Anerkennung zuteil werden (Beispiele) aber — was die

8. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 49

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 49 - sprechen des Bannes, der schärfsten Strafe und Waffe Roms; Be-beutung des Bannes? Erinnerung an die Bannung Heinrichs Iv.). Wie wird der Bann in Deutfchlanb wirken? (Erinnerung an Heinrich Iv., und Luther ist boch nicht Kaiser ober Fürst, sonbern ein geringer Mönch und Unterthan eines Fürsten, und ob biefer auch den Gebannten schützen wirb, das ist boch sehr fraglich; warum?). Wie wirb der Bann auf Luther wirken? (Canossa? Wiberruf? Nein, benn . . .) Ii. Lesen des Stückes im Lesebuche. Disposition: Die Bannbulle und ihre Wirkung (Volk, Luther Kurfürst); die Verbrennung der Bannbulle. Zur Erklärung des Textes. „Bulle" = Das Schreiben mit dem Bannspruch, das mit der Unterschrift und dem Siegel (in einer „Bulle" ober Kapsel) des Papstes versehen ist; biefer Urschrift sinb noch viele Abschriften zum Anschlag in den ©tobten beigegeben. „Antichrist" — Der Gegner und Feind Christi, der Teufel, der nach einer biblischen Weissagung vor der Wieberkunst Christi noch einmal seine ganze Macht und Bosheit zusammenfassen wirb, um das Reich Christi auf Erben zu zerstören, aber bennoch ihm unterliegen muß. Zur Erläuterung und Ergänzung. Die Ursache des Bannes? (Die Erklärungen Luthers, in benen er die Macht des Papstes und die Unfehlbarkeit der Kirche antastet; nahm diese Meinung überhanb, so war es um die Herrschaft des Papstes geschehen). Warum nimmt der Papst keine Rücksicht mehr auf den Kurfürsten? (Die Kaiserwahl — Karl V. — war währenb der Leipziger Disputation vor sich gegangen, also ? . . . Die Ketzerei Luthers war nunmehr zu gefährlich für die Macht des Papstes geworben). Der Zweck des Bannes? (Luther soll widerrufen ober soll jeben Schutz und Anhang verlieren — benn Beschützer ober Anhänger werben auch mit dem Bann bebroht, und biefer Gefahr wirb sich der Kurfürst nicht aussetzen; er soll baburch jeben Zufluchtsort verlieren und schließlich an Rom ausgeliefert werden — kurz Widerruf oder Vernichtung). Inhalt des Bannfpruches? (Gebet, Ketzereien, Vernichtung der ketzerischen Bücher, fechzigtägige Frist zur Umkehr, dann voller Bann, d. h. Ausschluß aus der Kirche und Seligkeit, über ihn und alle Anhänger, Interdikt gegen feinen Aufenthaltsort, d. H. Verbot des öffentlichen Gottesdienstes, Drohung des Bannes gegen alle, welche die Gebote der Bannbulle nicht beachten). Aufnahme der Bannbulle in Deutschland? (Im allgemeinen ungünstig — Nachweis im einzelnen! — weil Luther bereits mehr Anhänger als Gegner hat; viele Obrigkeiten wagen zwar nicht, die Bulle als ungerecht zurückzuweisen, aber sie machen sie nicht bekannt, indem sie sich mit der Gefahr des Aufruhrs oder mit dem Zweifel an ihrer Echtheit entschulbigen). Der Einbruck der Bulle auf Luther? Er hat sie schon länger erwartet, er verachtet sie als machtlos und ungerecht, weil darin Staube u. Gopfert, Präparationen. Bd. Iv. 4

9. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 80

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 80 — lichen Satzungen verdunkelte Lehre bringen wir wieder ans Licht: Ihr glücklicher, ich nach Kräften ... Es heißet, Ihr seiet in den Bann gethan. Wie groß seid Ihr, o Luther, wenn das wahr ist! . . Doch sehet Euch vor und haltet Augen und Sinn auf Eure Feinde gerichtet. Ihr sehet, welch ein Schaden das für die gemeine Sache wäre, wenn Ihr jetzt fielet. Denn für Euch, weiß ich, seid Ihr so gesinnt, daß Ihr lieber in Eurem Vorhaben sterben wollt als elend zu leben. Ihr seid fest und wankt nicht! Doch was mahne ich, wo nicht zu mahnen ist? An mir habt Ihr einen Anhänger für jeden möglichen Fall Darum wagt es, mir künftig alle Eure Pläne anzuvertrauen! Verfechten wir die gemeine Freiheit! Befreien wir das unterdrückte Vaterland! Gott haben wir auf unserer Seite. „Ist Gott für uns, wer mag wider uns fein?". . Wir werden durchbrechen, durchbrechen unter Christi Beistände, frisch und mannhaft! Franz von Sickingen läßt Euch sagen, zu ihm zu kommen, falls Ihr in Wittenberg nicht gehörig sicher seid. Er wird Euch Eurer Würde gemäß ehrlich halten und gegen allerlei Feinde mannhaft verteidigen. Das hat er mich schon drei oder Biennal geheißen, Euch zu schreiben Lebt in Christo wohll Grüßt Melanchthon und alle Guten vort, und lebt nochmals wohl! Ziel: Drei Schriften Luthers aus dem Jahre 1520. Wir wollen das Wichtigste aus diesen drei Schriften hören (bezw. lesen), um Luthers Seelenleben und feine innersten Gedanken kennen zu lernen. Diese Schriften werden uns auch zweierlei deutlicher erklären, erstens: warum Luther mit Rom gebrochen hat (denn sie sind vorder Verbrennung der Bannbulle geschrieben) und zweitens: warum Luther der Gründer einer neuen, evangelischen Kirche werden konnte und mußte. Die erste Schrift haben wir schon erwähnt. Den Brief an den Papst hat Luther beim Bekanntwerden der Bannbulle geschrieben; es ist also feine erste Antwort auf den Bann. Die zweite Schrift hat Luther kurz vorher geschrieben und als geistliche Gabe dem Brief mitgegeben. Die dritte Schrift ist noch etwas früher geschrieben. I. Brief Luthers an Papst Leo. Es ist der dritte und letzte Brief Luthers an den Papst. Warum der letzte? (Nach Verbrennung der Bannbulle war ein weiterer Verkehr nicht mehr möglich). Welchen Inhalt erwarten wir? (Widerlegung des Vorwurfs der Ketzerei, Bitte um Zurücknahme des Bannes). Vorlesen und Besprechen des Briefes. Inhalt desbriefes (entsprechend den betreffenden Abschnitten): Ich habe von deiner Person allezeit das beste geredet. Aber den römischen Stuhl habe ich fcharf augegriffen als ein zweites Sodom, als den Verderber der Christen und als eine wahre Mordgrube. Du bin zu schwach, um den römischen Hof zu bessern; denn in ihm regiert der böse Geist mehr als du und hat ihn aus der Pforte des Himmels zu einem Rachen der Hölle gemacht. Wenn ich daher diesen römischen Stuhl angriff, so habe ich dir und den Christen einen guten Dienst erwiesen. Ich würde ja auch lieber das unverbesserliche Rom in Ruhe gelassen und still in der heiligen Schrift studiert haben, aber Eck hat

10. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 101

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 101 — nur Abgeordnete des Volkes; die deutschen Fürsten geben ihren Willen im „Bundesrat" zu erkennen; nur wenn Reichstag und Bundesrat einig sind, kommt ein giltiges Reichsgesetz zu Stande. Die R e i ch s a ch t hebt für den Geächteten den Schutz auf, der sonst feinem Eigentum und Leben, feiner Ehre und Freiheit durch die Gesetze gewährt wird, und macht ihn also rechtlos und vogelfrei; sie war oft die weltliche Vollstreckung des päpstlichen Bannes. Diese Art der Bestrafung, wobei die Strafe eigentlich den Feinden des Geächteten überlassen wird, giebt es heutigen Tages nicht mehr. — Reichsherold. V. Aufgaben zu Iv, 1: Kurze Erzählung des Ganges der Ereignisse in Worms. Verknüpfung mit den früheren Ereignissen und Jahreszahlen. Inwiefern hat Luther in Worms den Höhepunkt feines Kampfes erreicht? Welches sind die Höhepunkte in unserer Geschichte? (Sie liegen in den beiden Ansprüchen: „Und wenn so viele Teufel..." und „Hier stehe ich . . .") Zu 2 und 3: Welches find die Hauptgrundfätze der katholischen und der evangelischen Kirche? Welchen Satz stellt die katholische Kirche dem Satz von der Rechtfertigung aus dem Glauben entgegen? Können wir die Verurteilung Luthers in Worms ungerecht nennen? (Nach dem alten Recht des Reiches und dem Grundsatz der alten Kirche gewiß nicht; denn für einen solchen Christen war in der katholischen Kirche kein Raum; Luther schuf aber eben erst ein neues Recht und einen neuen Grundsatz für die neue Kirche). Zu 4. In welchen Fällen muß man Gott mehr gehorchen als den Menschen? Zu 5. Welches sind die Haupteigenfchaften Luthers? Zu 6. Vergleicht den heutigen Reichstag mit dem früheren! Vergleicht Bann und Reichsacht! Sonstige Ausgaben. Nennt die schönsten Aussprüche Luthers! — Wie wird Luther auf seinem Denkmal in Worms dargestellt sein? (Vermutungen über seine Stellung und den gewählten Augenblick; Bestätigung durch den Lehrer). — Warum können wir Luther einen Helden nennen? Wendet auf Luther an: Matth. 10, 16—20, 28. Apg. 4, 20. Ps- 23, 4. 46, 2—4. 73, 25; ferner fein Lied: Ein feste Burg ist unser Gott . . . Lesen und Erklären von Gedichten, z. B. „Luther und Frundsberg" von Hagenbach. An seinen Freund, den Maler Lukas Kranach schrieb Luther noch uon_ Frankfurt aus über feine Erlebnisse in Worms: „Ich meinte, Kaiserliche Majestät sollte einen Doktor ober fünfzig haben versammelt und den Mönch redlich überwunden; so ist nichts mehr hier gehandelt
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