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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 134

1894 - Dresden : Ehlermann
134 Napoleons Weltherrschaft. — § 44. Geistesleben im ersten Zeitraum. § 44. Das deutsche Geistesleben im ersten (dritten) Zeitraum. I. Geistesströmungen des Revolutionszeitalters. Die revolutionäre Strömung erfasst am heftigsten die Rheinlande und führt dort unter Aufgabe des Nationalgefühls zur Erhitzung der Köpfe (die Klubisten von Mainz); im übrigen Deutschland werden die weiteren Kreise weniger von ihr berührt. Die grossen Gedanken der Revolution finden zwar bei den bevorzugteren Geistern der Nation Wiederhall, doch wenden sich diese nach den Schreckensthaten mit Abscheu von den durch sie hervorgerufenen Bewegungen ab. Klopstock feiert die Anfänge der Revolution (die etats generaux, Ludwig Xvi. u. a.), bekennt aber später seinen „Irrtum“. Schiller, in dessen Don Carlos noch die amerikanischen Ideen der „Menschenrechte“ den Grundton bilden, sieht kein Gedeihen der Wohlfahrt bei Selbstbefreiung der Völker (Glocke). Goethe, der sich zwar auch von den bewegenden Gedanken der Freiheit und Gleichheit das Herz erheben lässt (Hermann und Dorothea), sucht sich, innerlichst abgestossen, „ganz aus dem Geist der Zeit herauszusetzen“ und vertieft sich in naturwissenschaftliche Studien. (Vgl. übrigens die Lustspiele „der Grosskophta“, der „Bürger general“ und seine „Campagne in Frankreich“). (Über die Ausgestaltung des Humanitätsideals s. § 21,1. z.) Ii. Die Klassiker. Die Zeit der ersten Revolutionsstürme ist die Denkerperiode Schillers (ästhetische Abhandlungen). 1794 dessen Freundschaftsbund mit Goethe. ! 7gg—1804 die Schöpfungszeit seiner unsterblichen Dramen. Sein „Wilhelm Teil“, ein Freiheitslied, in trüber Zeit durch den Gedanken der Befreiung die Herzen erhebend und später bei Beginn der Erhebung zum Kampfe begeisternd. Von Goethe aus dieser Zeit Hermann und Dorothea, Arbeit am Faust. Gleichzeitig die klassischen Musikwerke von Haydn (Schöpfung), Mozart (Titus, Zauberflöte; Requiem) und Beethoven (die 3. Symphonie „Eroica“, ursprünglich Napoleon gewidmet). Iii. Die Romantiker setzen der nüchternen „Aufklärung“ die unmittelbare Offenbarung des Gemütes, dem klassischen Ideal das mittelalterliche der Hingabe des Gemütes

2. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 60

1886 - Dresden : Höckner
60 - den einheimischen Fürsten und Besetzung der wichtigsten Punkte Jan Koen der eigentliche Begrnder des niederlndisch-indischen Kolonialreiches (Kern Java, Centrum Batavia 1619), dem spter Ceylon und Malakka sich anfgten. Die Ver-Bindung mit Europa sicherte die Besiedlung des Kaplandes 1651. Anderseits eroberte die westindische Kompagnie, gestiftet 1621, seit 1624 den besten Teil Brasiliens (Mittelpunkt Mauritsstad bei Clinda, die Grndung des Gouverneurs Johann Moritz von Nassau), verlor es aber bald wieder infolge einer Em-prnng (16451654). Neben diesen durch Eroberungen erworbe-nen Handels- und Pflanzungskolonien entstand als Ackerbaukolonie Nen-Niederland (1612 Neu-Amsterdam an der Stelle des spteren Neu-T)ork), doch reichten zu ihrer Entwicklung die Menschenkrfte des kleinen Mutterlandes nicht aus. Gleichzeitig enthllten die groen Entdeckungsfahrten in der Sdsee, die zunchst im Interesse des Handels unternommen wur-den, 1616 Neu-Guinea, seit 1611 das Festland von Neu-Holland (Australien, im Auftrage des Gouverneurs van Diemen zuerst umfahren von Abel Tasman 1642, der dabei Neu-Seeland entdeckte), 1616 das Kap Hoorn, umsegelt erst 1643. Auch den Verkehr auf den europischen Meeren, insbesondere der Ostsee, und die Hochseefischerei beherrschten die Hollnder. Ihr Handel, wesentlich Zwischenhandel, obwohl er auch fr die bedeutende einheimische Industrie arbeitete, beschftigte 1634 gegen 35000 Schiffe und fand seinen Mittelpunkt in Amster-dam, das an Stelle Antwerpens der grte Handelsplatz Nord-Europas wurde (Bank 1609). 3. Die Wissenschast, deren erste Pflegsttte die Universi-tat Lehden war, richtete sich, dem Bedrfnis entsprechend, wesentlich auf praktische Ziele, bevorzugte daher die angewandte Naturwissen-schast (ca. 1590 Erfindung des Fernrohrs, Snellius' Erdgrad-Messung, Wasserbauten), das Natur- und Vlkerrecht, das im Gegen-satz zum berlieferten Recht allgemein giltige, vernunftgeme Nor-men aufzustellen suchte (Hugo Gro tius, f 1645), die Altertumskunde (Justus Lipsius, Joseph Justus Scaliger, Daniel Heinsius) und die calvinische Theologie (Arminius, Gomarns). Die Dichtung brachte zwar trotz groer Popularitt kein Werk von klassi-scher Bedeutung hervor (Jost van den Vondel, Jakob Cats), frderte aber die Ausbildung des hollndischen Dialekts zur Schriftsprache und dadurch das Gefhl nationaler Selbstndigkeit. Die Kunst leistete das Hchste in der Malerei und gelangte, indem

3. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 178

1886 - Dresden : Höckner
178 8. Das geistige Leben in Deutschland. 1. Der unter solchen Landesverwaltungen steigende Wohl-stand und das durch Friedrichs des Groen Thaten belebte Nationalgefhl begnstigen den Aufschwung des geistigen Lebens, das dabei unter dem Einflsse der englisch-franzsischen Aufklrung steht. Es entwickelt sich wesentlich im brgerlichen Mittel-stnde, während die Hfe und der Adel mit wenigen Aus-nahmen (Weimar, Darmstadt, Karlsruhe) noch in fremder Bil-dung befangen sind, und berwiegend im protestantischen Teile Deutschlands. Doch mu es ebenso eines groen Mittelpunkts wie gesicherter nationalstaatlicher Zustnde entbehren, steht dem absolutistischen Staate fremd gegenber und gewinnt deshalb einen weltbrgerlichen Charakter. 2. In der Theologie trat dem Pietismus wieder Streng-glnbigkeit der bald kritifch-scharfsinnige (Reimarus), bald platte Rationalismus entgegen. Da er tieferen Gemtern keine Befriedigung gewhrte, so suchten die einen solche in schwr-merischer inniger Mystik (Hamann. Lavater, Jung Stilling), die andern in phantastischer Magie (Mesmer, die Rosenkreuzer), die freilich nicht selten zu gemeinem Schwindel entartete (Cag-liostro). Die staatliche und religise Aufklrung" fand ein mchtiges Werkzeug in dem deistischen Freimaurerorden (seit 1740); ihm traten zunchst fr die katholischen Gebiete die Jlluminaten (177690) zur Seite. Die Philosophie beherrschte Jahrzehnte hindurch Christian Wolff (f 1752), der die verstandesmige Begrndung der Glaubenslehre ablehnte, ohne diese jedoch anzuzweifeln. Eine neue, seitdem lange herrschende Weltanschauung begrndete Immanuel Kant (17241804) auf der festen Basis der Erkenntnisfhigkeit der menschlichen Vernunft. Ans der das Vernnftige und Naturgeme erstrebenden Richtung der Aufklrung ergab sich eine zunehmende Opposition gegen die Methode namentlich der Lateinschulen, die zunchst zur Grndung der Realschule" fhrte (1746); auf philanthropischer" Grundlage erstrebte eine vllige Umgestaltung Basedow in Dessau, dessen Werk dann besonnener Salzmann in Schnepfen-thal bei Gotha, Pestalozzi u. a. weiter fhrten. 3. Fr Staatslehre und Geschichte wurde die Uni-versitt Gttingen der wichtigste Mittelpunkt; doch litt die erstere unter der Verworrenheit der Reichszustude und brachte auer in Friedrichs des Groen Arbeiten kein wirklich selbstndiges Werk im Geiste der Aufklrung" hervor. Justus Mser

4. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 199

1886 - Dresden : Höckner
199 6. Alles dies schied das franzsische Volk aufs schroffste in Unterdrcker und Unterdrckte und fhrte allmhlich auch zu einer Erschtterung des Knigtums; denn das Volk, gewhnt alles von ihm zu erwarten, machte es auch fr alles verantwortlich. An den Privilegierten aber fand die Krone keine feste Sttze, da die Parlamente, an ihren alten Rechten immer noch zh festhaltend, ihr oft Opposition machten, die Kirche fast unabhngig, beide Gewalten untereinander (in-folge der Aufhebung des Jesuitenordens 1764) verfeindet waren. 7. Gegen diese Zustnde erhob sich nun die Litteratur der Aufklrung", beherrscht von den Salons, gepflegt vom gebildeten Mittelstande und einem Teile des jngeren Adels, im bewuten Gegensatze zum Hofe. Sie stand einerseits unter dem Einflsse der glnzend entwickelten exakten Wissen-schasten (d'alembert, La Place, Montgolsier, Lavoisier, Saussure, Buffon), welche die Kritik des berlieferten berhaupt frderten, andrerseits vernunftrechtlicher und deistifcher Anschau-ungen; doch schritten viele von diesen aus zum Materialismus weiter, nach dem die Seele eine bloe uerung des Stoffs, das Ziel des menschlichen Daseins der sinnliche Genu ist. 8. Die Hauptvertreter dieser philosophisch-kritischen Richtung waren Voltaire (Franyois Arouet le Jeune, 1694 1778) und die Encyclopdisten. Voltaire, Anhnger des Deismus und des Vernunftrechts, bekmpfte in seinen geschichtlichen und poetischen Werken unermdlich jeden politischen und religisen Zwang, insbesondere die kirchliche Intoleranz (Henriade, Proze des Jean Calas revidiert 1768). Die Encyclo-pdie, ein groes Realwrterbuch, von d'alembert und D&tis Diderot (17131784) geleitet (vollendet 1766), trug ihre materialistische Anschauung in die weitesten Kreise. 9. Ein positives politisches Ideal stellte zuerst Mon-tesquieu und Rousseau aus. Montesquieu (16891755), Vertreter des begterten und hochgebildeten Parlamentsadels, empfahl im Esprit des lois" 1748 als Vorbild die englische Verfassung, in der er die Teilung der Gewalten und die ge-mischte" Verfassung verwirklicht glaubte, und wurde der Theo-retiker des Mittelstandes. I. I. Rousseau (1712 1778), phantastischer Gemtsmensch und unter dem Eindruck des freien Gemeindelebens des calvinischen Genf in drftigen Verhltnissen ausgewachsen, wollte die Menschheit zu dem an-geblichen glcklichen Naturzustnde" allgemeiner Gleichheit, Frei-

5. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 45

1886 - Dresden : Höckner
45 (f 1576), diese durch den Katholiken Thomas Murner (f ca. 1537) und den eifrig protestantischen Johann Fischart (f 1589). 3. Unter den Knsten erfuhr die vollstndigste Umge-staltung durch den Sieg der italienischen Renaissance die Archi-tektur, welche vor allem sr das aufstrebende Frstentum und Brgertum Schlobauten (Heidelberg) und Wohnhuser schuf. Der Plastik und Malerei war die Reformation insofern nicht gnstig, als sie den Kreis der Gegenstnde und die Zahl der groen Austrge verringerte. Doch leisteten in jener Vortreff-liches meist noch in katholischer Zeit die Nrnberger Adam Krafft, Veit Sto, Peter Bischer; die Malerei machten Alb recht Drer (j 1528) und Hans Holbein (f 1543), durch die Italiener angeregt, aber im Innersten selbstndig, der italienischen ebenbrtig an Gehalt, vielfach auch in der Form (besonders im religisen Bilde und im Portrt), und Lucas Crauach (f 1553) verpflanzte ihre Kunst nach dem Norden. Volkstmlich wurde die Kunst durch die Ausbildung des Kupferstichs und des Holz-schnittes, oft im Dienste der Reformation; alle Lebensverhltnisse veredelte das blhende Kunsthandwerk (Hauptsitze Nrnberg, Augsburg, Mnchen, Dresden). 4. Der Volkswohlstand zeigte sich während einer langen Friedenszeit (15551618) namentlich in den grern Stdten noch aus glnzender Hhe, aber seine Wurzeln begannen trotz verbesserter Verkehrsmittel (Brse in Hamburg 1558, Anfnge des Zeitungswesens) schon zu verdorren, da weder die sddeutschen Städte noch die Hansa einen selbstndigen Anteil an dem ameri-kanischen und indischen Verkehr zu gewinnen vermochten und dem geknechteten Bauernstande der Trieb zum Fortschritt sehlte. Die protestantische Auffassung von der Selbstndigkeit des Staates gegenber der Kirche wie die Steigerung der monarchischen Ge-walt durch die Vermehrung der Einknfte aus dem eingezogenen Kirchengut und die bernahme der Kirchenregierung kam nicht dem Kaisertum, sondern den Einzelsrsten zu gute, doch ntzten diese auch dem Ganzen durch Unterdrckung des Fehdewesens^ Verbesserung der Landesverwaltung und der Rechtspflege, wiewohl deren Verfahren noch barbarisch blieb (Majestas Carolina Karls V. 1535; Hexenprozesse). Die Beschrnkung aus diese Interessen und die vllige Unthtigkeit des Reiches in der europischen Politik shrte freilich auch in Verbindung mit dem kirchlichen Hader zur Verengerung des geistigen Gesichtskreises und zum Ersterben des nationalen Gemeingefhls.

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 331

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die schönen Künste. Poesie und Geschichtschreibung, 331 Die schönen Künste. Poesie und Geschichtschreibung. Diese blühten gleichzeitig mit den klassischen Studien in Italien auf: Malerei, Bildhauerei und Baukunst, und auch auf sie machte sich der Einfluß des klassischen Alterthums geltend, denn offenbar dienten die Bilder und Tempel der Alten vielfach zum Muster. Früher trugen Malerei, Bildhauerei, Baukunst, auch die Poesie das ernste christliche Gepräge, in der Folge aber machten sie sich mehr frei und suchten den Reiz der antiken Kunst wieder zu geben, vielmal auf Kosten der christ- lichen Sittenstrenge. Gegen und am Ende dieses Zeitraumes blühten in Italien die Karacci, Leonardo da Vinci, Michel Angelo Buonarotti, Korreggio, Tiziano, Rafael Sanzio, der Fürst der Maler, in Deutsch- land aber Albrecht Dürer. Mit Dante Alighieri (ff 1321), einem Ghibellinen, beginnt die Reihe der großen italienischen Dichter; in seinem erhabenen Gedichte „Divina Commedia“, sind die Ideale des kirchlichen Mittelalters und die Klagen über den Verfall desselben durch den Streit des Kaisers mit dem Haupte der Kirche in der Sprache seines Volkes niedergelegt; Pe- trarka, der Freund der Klassiker, ist als zarter Lyriker gefeiert, Tor- quato Tasso aber besingt in seinem herrlichen „das befreite Jerusalem" die größte That des Mittelalters, der leichtfertige Ariosto in seinem „rasenden Roland" die Abenteuer jenes'helden, aber durchaus nicht, Oie diesen die Sage charakterisiert. Als Geschichtschreiber glänzt vor allen Nikolo Macchiavelli aus Florenz, ebensowohl ein Schüler der Alten als ein Meister in der arglistigen Politik seines Zeitalters und der ita- lienischen Höfe. Diese, Männer erhoben die italienische Sprache zur klassischen Würde. Italien wurde in seinem Verfalle für das übrige Europa, was einst das zerfallende Griechenland für die Römer. >$ öranthch <tof ■ '.üöff'g ntttw sjs n© h i'io

7. Dichtung der Neuzeit - S. 144

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
144 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. bisherigen Ordnung zu durchbrechen. In der Rückkehr zur Natur durch Beseitigung der durch Religion und Herkommen geschmiedeten Fesseln, durch Kampf gegen Staat und Fürst wollte man das Ideal der neuen Welt erkennen, deren Losung auf dem politischen und sozialen Gebiete der Ruf „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" wurde. Die Periode dieses geistigen Kampfes wurde nach dem im Jahre 1777 herausgegebenen Drama „Sturm und Drang" von Klinger in treffender Bezeichnung „die Sturm- und Drangperiode" oder auch die „der Original- und Kraftgenies" genannt. Als Vertreter dieser Periode ist zunächst bemerkenswert der eben genannte Klinger (geb. 1752 zu Frankfurt a. M., gest. 1831 als russischer Generalleutnant und Kurator der Universität Dorpat), zu seiner Zeit berühmt durch sein Trauerspiel „Die Zwillinge" und durch sein Lust- spiel „Die Spieler". Ersteres, dessen Idee, Bruderzwist und Brudermord, auch Schiller in seiner „Braut von Messina" behandelt, errang über das gleichartige, in Lessingschem Geiste gehaltene Trauerspiel „Julius von Tarent" von Leisewitz (geb. zu Hannover 1752, gest. zu Braunschweig 1806) den Sieg, weil es die Leidenschaft der Genieperiode atmete; letzteres bot Schiller mehrere Motive für seine „Räuber". Neben diesen sind zu nennen der leidenschaftliche Deutschrusse Lenz (geb. 1751 in Livland, gest. in dürftigsten Verhältnissen zu Moskau 1792), der zuchtlose Friedrich Müller, genannt „Maler Müller", und Daniel Schubart, der seinen Tyrannenhaß („Die Fürstengruft") mit zehnjähriger Haft auf dem Hohen- asperg büßen mußte (besonders bekannt seine lyrische Rhapsodie „Der ewige Jude"). Zu den Kraftgenies gehörte in seiner Jünglingszeit, wie Schiller, dessen erste Dramen ganz dem Charakter der Zeit entsprechen, auch Goethe, wie er in folgenden Worten deutlich kundgibt: „Es ist einmal Zeit, daß man aufgehört hat, über die Form dramatischer Stücke zu reden, über ihre Einheiten, und wie das Zeug alles heißt, und daß man nunmehr stracks auf den Inhalt losgeht, der sich sonst von selbst zu geben schien; es ist im Grunde doch besser, ein verworrenes Stück machen als ein kaltes." Einzelne dieser Kraftgenies, welche die Ungebundenheit als Zügel- losigkeit auf ihr eigenes Leben übertrugen, gingen elend zu Grunde, und nur die edleren Geister, wie Goethe und Schiller, arbeiteten sich aufwärts und gingen geläutert aus der Periode des Sturmes hervor.

8. Dichtung der Neuzeit - S. 392

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
392 Neunte Periode. Neunte Periode. 8 52. Das junge Deutschland. Als im Jahre 1830 die französische Juli-Revolution die Herrschaft der Bourbonen und damit die Reaktion in Frankreich gestürzt hatte, zeigte sich auch im deutschen Volke unter Hebung des Nationalbewußtseins eine mehr und mehr sich steigernde Gärung. Die Bewegung richtete sich zunächst gegen das Metternichsche System, gegen die Zensur, die Unterdrückung der öffentlichen Meinung und gegen die politische Zerrissenheit des Vaterlandes. Begabte junge, aber politisch noch nicht reife Männer, das sog. junge Deutschland, griffen in ihrem Sturmesdrange nicht allein den Klassizismus und die Romantik, sondern bald auch die Religion, Zucht und Sitte und die bürgerliche Ordnung an. Pessimistisch angelegt und absoluter Freiheit huldigend, entlehnten sie ihre Stoffe mit Vorliebe der Gegenwart und dem Volksleben. Führer der Bewegung wurden zwei zum Christentum übergetretene Juden, Ludwig Börne (Löb Baruch, 1786—1837) aus Frankfurt a. M., der von Paris aus gegen die Bedrückung des deutschen Volkes durch Zensur und Tyrannei der Fürsten auftrat, und Heinrich Keine (1799—1856). Heinrich Heine, von jüdischen Eltern am 13. Dezember 1799 zu Düsseldorf geboren, widmete sich der Rechtswissenschaft und trat zum Christen- tum über, ohne christliche Gesinnung und Gesittung anzunehmen. Voll Bewunderung des französischen und voll Verachtung des deutschen Wesens ging er 1831 nach Paris, wo er vorwiegend der Prosa und den Tages- fragen sich zuwandte und nach einer langjährigen, schmerzvollen Krankheit am 17. Februar 1856 starb. Von einer geradezu dämonischen Zer- setzungslust getrieben, liebte er gemeine Frivolität und übergoß oft das Heiligste mit Spott und Hohn („Vergiftet sind meine Lieder, wie könnt' es anders sein?"), so daß er selbst das Vaterland und das Christentum zur Zielscheibe bitterer Satire und frechen Witzes und Haffes machte. Zu- gleich wurde er der Dichter des sog. Weltschmerzes, einer krankhaften, unzufriedenen Stimmung über die Verhältnisse des Lebens, die bei vielen Dichtern eifrige Nachahmung fand. Im übrigen ist er jedoch einer unserer bedeutendsten Lyriker, ausgezeichnet gleich Goethe, Eichendorff und Uhland durch Wärme der Empfindung, Objektivität, sachliche Volkstümlichkeit und glatte Form, Eigenschaften, welche einen Silcher,
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