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1) Beseitigung des Schisma, indem das Concil all-
mählich alle 3 Päbste absetzt, ihre Wiederwahl für unzulässig und
jede Neuwahl von der Zustimmung des Cotteils abhängig erklärt.
Prozeß gegen den unwürdigen Johann Xxiii; seine Flucht mit
Hülfe Friedrichs von Oesterreich, der durch den Bann des Con-
cils und die Reichsacht des Königs zum Nachgeben genöthigt wird;
Gefangennehmüng und Entsetzung Johanns 1415; freiwilliger
und ehrenvoller Rücktritt Gregors, hartnäckige Weigerung Bene-
dicts, den man erst 1417 absetzt.
Vor der Neuwahl eines all gen: ein en Pabstes verlangte
Sigismund, auf die germanischen Nationen (die deutsche und
englische) gestützt, die kirchliche Reform. Die romanischen
(Italiener, Franzosen, Spanier) begehrten zuerst das neue
Kirchenoberhaupt. Sigismund gab nach unter Bedingung, daß
der zu wählende Pabst das Concil vor erreichter Reform nicht
auflöjen dürfe.
Einstimmige Wahl des Cardinals Otto von Colonna als
Martin V 1417. Unzulänglichkeit seines Reformationsent- 1417
Wurfes; Separatverträge des Pabstes mit den einzelnen Nationen;
sein Abzug von Kostnitz 1418; formelle Auflösung des Concils
1422. Die Reform blieb unerreicht. —
2) Erhebung der Hyh enzollern: Die arg verkommene
Mark Brandenburg hatte bereits 1411 König Sigismund dem
trefflichen Burggrafen von Nürnberg Fr i e d r i ch Vi v 0n Hohen-
zollern als einem „vollmächtigen gemeinen Verweser und obristen
Hauptmann" zur Verwaltung (mit Ausnahme der Kur) über-
tragen, nicht verpfändet. — Uebertragung auch der Kur- und
Erzkämmererwürde auf Friedrich auf dem Kostnitzer Concil 1415.
3) Johann Hus: Böhmen ward besonders stark ergriffen
von dem Verlangen nach kirchlichen Reformen. Beispiel und Be-
deutung der reformatorisch gesinnten Prager Universität. Einfluß
der Wicliffscheu (John Wicliffe 1324—1384) Lehren auf
Böhmen und vor allen auf die Prager Universitätslehrer Johann
Hus und seinen Freund Hieronymus v0n Prag. Haupt-
es ntro Versen Wicliffs: die Stellung des Pabstthums, Fegfeuer,
Mönchthum, Ohrenbeichtc, Ablaß, Abendmahlslehre u. s. w.
Johann Hus, geb. 1369 zuhusinec, aus niederm Stande,
böhmisch-czechischen Stammes, seit 1391 Prediger an der Bethle-
hemskapelle, seit 1398 Lehrer an der Hochschule zu Prag, 1402
Rector, Beichtvater der Königin. Anhänger der Wicliffschen
Ii
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Extrahierte Personennamen: Johann_Xxiii Johann Friedrichs Johanns Johanns Gregors Sigismund Sigismund Cardinals_Otto_von_Colonna Otto Martin_V Sigismund Friedrich Friedrich Johann_Hus Johann John_Wicliffe Johann Wicliffs Johann_Hus Johann
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Iii. Der Charakter Luthers.
Der Grundzug seines Wesens ist der fromme Zug des Herzens zu Gott. Dazu gesellen sich die Hauptzüge, die ihn Zum Reformator machen: Wahrhaftigkeit. Willenssestigkeit, Geistestiefe und Geistesschärfe. Damit hängen zusammen die übrigen Züge: Gottvertrauen, Nächstenliebe und Vaterlandsliebe, Mut, Demut, Selbstverleugnung, heiliger Zorn, rastloser Eifer, Weisheit und Milde, Vater-, Gatten- und Freundesliebe, Wohlthätigkeit und Leutseligkeit, Gottergebenheit und Treue bis in den Tod. Luther ist kein Heiliger (Schwächen), aber der größte und christlichste Mann, den Deutschland hervorgebracht hat.
Iv. Die Freunde uird die Gegner Luthers.
1. Freunde.
Staupitz. Gehilfen: Melanchthon, Justus Jonas, Spalatin, Amsdorf, Mykonius it. a. — Fürsten: Friedrich der Weise (der Beschützer), Johann der Beständige (der Reformator), Johann Friedrich (der Kämpfer und Märtyrer); Philipp von Hessen u. a
2. Feinde.
Tetzel, Eck, Cajetan, Miltitz, Albrecht von Mainz, Karlstadr, Thomas Münzer; Georg von Sachsen und andere Fürsten.
Leo X. und die folgenden Päpste.
Karl V., der Hauptgegner (Worms, Speyer, Augsburg, Mühlberg).
V. Die Hemmungen für die Sache Luthers.
1. Die Bilderstürmer, überwunden durch Luthers Predigt.
2. Der Bauernkrieg, überwunden durch Luthers Absage und das Schwert der Fürsten.
3. Die Niederlage bei Mühlberg und das Augsburger Interim, überwunden durch das Schwert des Moritz von Sachsen.
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Justus_Jonas Friedrich Johann Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Cajetan Albrecht_von_Mainz Albrecht Thomas_Münzer Georg_von_Sachsen Leo_X Leo Karl_V. Karl_V.
194
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Friedrich Schiller war ein Zögling derselben, entfloh aber, da er die
Tyrannei verabscheute und des Herzogs Rache fürchtete,
wg- Ho^v!Z Diese maßlose Verschwendung der kleineren Hofe in Deutsch-
Weimar. land theilten nur wenige nicht. Maximilian Joseph von Baiern,
der Markgraf Karl Friedrich von Baden und Karl August von Weimar
benutzten ihre Macht und ihr Ansehen zum Wohl und zur Bildung
ihrer Unterthanen. Insbesondere bildeten die Herzogin Amalie und ihr
kunstsinniger Sohn Karl August zu Weimar einen Hof, welcher ein
Sammelplatz der edelsten Geister ward. Hier erfreuten sich Wieland,
Herder, Goethe, Schiller und andere geniale Männer des freigebigsten
Schutzes und einer Auszeichnung, wie sie ihrer würdig war.
Nachtheiligcr Frankreichs Einfluß hatte sich auch in anderer Weise höchst nach-
gezeigt. Nach dem Tode Ludwigs Xiv., unter dem die fran-
Schriftsteller. zösische Literatur die höchste Stufe erreicht hatte (S. 148), traten ver-
schiedene Schriftsteller auf, welche mit den Waffen des Witzes und
Spottes alles Sittliche und Religiöse untergruben. Von Paris ging
diese Empfehlung des Unglaubens aus; er ward in der von Diderot
und d'alembert begründeten Encyklopädie weithin verbreitet. Arouet
von Voltaire und Jean Jacques Rousseau strebten eine gänzliche Um-
gestaltung der religiösen und politischen Verhältnisse an und arbeiteten
durch ihre Schriften der französischen Revolution vor. Der ernste
Montesquieu erklärte in seinem Werke „Geist der Gesetze" die Republik
unter der Voraussetzung vollkommener Bllrgertugend für die von allen
Völkern zu erstrebende Staatsform. Wenn man auch zugeben muß,
daß diese französische Aufklärung insbesondere die Aufhebung des Jesuiten-
ordens (1773) zur Folge hatte, so kann doch nicht geläugnet werden,
wie verderblich diese kecken Ideen auf alle Verhältnisse wirkten. In
Diepietiste». Deutschland hatten grade vorher zwei Männer versucht, das erstorbene
Leben der Kirche neu anzufachen; es sind dies die sogenannten Pietisten
Ph. Jakob Spener (f 1705) und Aug. Hermann Franke (4 1727),
welcher letztere mit vier Gulden die segensreichen Stiftungen des Halle'schen
Waisenhauses begründete. Ihnen schloß sich der berühmte Rechtsgelehrte
Christian Thomasius an, der die deutsche Sprache aus der Universität
zu Ehre und Geltung brachte und die öffentliche Meinung gegen die
Unsitte der Folter und Hexenprocesse für sich gewann. Ein Schüler
Franke's war der Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, welcher die
Die Brüder- Ueberreste der böhmischen und mährischen Brüder auf seinem Gute
^Lettnhut^ Berthelsdorf in der Lausitz sammelte und aus ihnen die erneuerte
Brüdergemeinde zu Herrnhut bildete (1722). Viele Auswanderungen
von Böhmen und Mähren erfolgten, so daß die kaiserliche Regierung
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Schiller Friedrich Maximilian_Joseph_von_Baiern Maximilian Karl_Friedrich_von_Baden Karl Friedrich Karl_August_von_Weimar Karl August Amalie Karl_August Karl August Wieland Goethe Schiller Frankreichs_Einfluß Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Diderot Jean_Jacques_Rousseau Jakob_Spener Hermann_Franke Christian_Thomasius Nikolaus_Ludwig_von_Zinzendorf Nikolaus Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-
Weimar Weimar Paris Deutschland Herrnhut
49
1724 f Ernst Friedrich I., Herz, von Sachsen Hildburg-
hausen. Im Spanischen Erbfolgekriege stand er in
holländischen und kaiserlichen Diensten und ward in der
Schlacht bei Höchstadt verwundet. Hang zur Pracht
befriedigte er nur zu sehr zum Ruin des Landes.
ioter März.
1690. Kurfürst Johann Georg Iii.
verbietet alle pietistifchen Versammlungen.
Aie Pietisten, in der Kirchengeschichte der
neuern Zeit eine eben so merkwürdige, als (ur-
sprünglich wohl mit Unrecht) verschrieene Sekte,
entstanden am Ende des i^ten Jahrhunderts
im südlichen Deutschland, durch den berühmten
Theologen D. Ph. Jac. Spener.
Dieser, in mancher Hinsicht sonderbare,
übrigens aber durchaus edle und ehrwürdige
Mann, ein geborner Elsässer, (geb. iz. Jan.
1635 ) zeigte von Jugend auf einen Hang zur
Schwermuth und Einsamkeit. Im i2ten Jahre
schon, wo Tanzen und Springen die Lieblings-
freuden des Knaben sind, entsagte ihnen Spener
auf ewig. Denn einst überfiel ihn, mitten im
Tanz, wozu man ihn verleitet hatte, solche Angst,
daß er davon lief und nie wieder ein Bein dazu
in Bewegung sezte. So machte auch der Anblick
.feiner sterbenden Pathe, einer Grafinn Rappol-
stein, solchen Eindruck auf ihn, daß er, damals
D im.
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Extrahierte Personennamen: Ernst_Friedrich_I. Ernst Friedrich_I. Kurfürst_Johann_Georg_Iii Johann Spener Spener
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen_Hildburg- Deutschland
1812 -
Dresden Leipzig
: Selbstverl. K. Engelhardt
Autor: Engelhardt, Karl August
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Regionen (OPAC): Sachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
n6 ii. Mai. Friedrich der Weise.
den Mönchen sich nicht vergreifen
sollen. —
Sobald aber Friedrich einmal von der Noth-
wendigkeit, wie von dem Nutzen der Reformation
sich überzeugt hatte, hing er auch so fest und mit
ganzer Seele dcrftlben an, daß er, „hatte er
länger leben sollen, Land und Leute,
Leib und Leben dafür gelassen haben
würde.,, — Solche Anhänglichkeit aber, solches
Hingeben für eine neue Lehre verdient desto
mehr Bewundrung, da Friedrich, als das Licht der
Reformation anbrach, bereits 54 Jahre zahlte —
ein Alfer, in welchem man Ueberzeugungen nicht
mehr wechselt, wie Kleider. —
Man hat es Friedrichen oft verdacht, ia ihn so-
gar bitter getadelt, daß er, im Punkt der Refor-
mation, als Fürst nicht eben so derb auf-
trat, wie Luther als Mönch — daß er
nicht mit dem Schwerte dafür that, was Luther
mit der Feder. — Nimmt man aber nur einiger-
maßen auf Zeiten und Umstände Rücksicht, erwägt
man, daß Bann und Ach t, damals noch in ihrer
vollen Kraft, bei dem ersten Gcwaltschritte
des Kurfürsten, ihn getroffen, und damit die Re-
formation ihrer kräftigsten Stütze beraubt haben
würden — bedenkt man, daß Friedrich, ziemlich
nahe den Grenzen des Lebens, das Vaterland doch
nicht gern, wie ein Schis auf stürmischen Wellen,
verlassen wollte— überzeugt man sich, daß Luthers
übermäsige Hitze, wenn Friedrich sich gleich öffent-
lich
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Luther Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
>76 Herzoge zu Sachsen-Zciz.
Weida zu seiner künftigen Residenz. Einige
Jahre nachher, nämlich 1718 änderte Herzog
Moriz Wilhelm seine Religionsmeinung
wieder, und bekannte sich zu Pegau öffentlich
zur lutherischen Kirche, starb aber noch indem
nämlichen Jahre am 15 Nov. und hinterließ
keine männliche Nachkommenschaft. Es leb-
te zwar noch sein Bruder, der Kardinal
Christian August, und sein Vetter der Bi-
schof Moriz Adolf, welche aber, da sie ebenfalö
die Religion geändert lind in geistlichen Stand
getreten waren, ihre Ansprüche aus die zei-
zische Erbfolge ausgegeben zu haben schienen.
Kursachsen nahm also von den zeizischen Erb-
landen Besiz, und verglich sich mit dem Kar-
dinal, und dann auch mit dem Bischof über
eine gewiffe Summe Geldes, welches ihnen
bis zu ihrem Absterben jährlich ausgezahlt
werden solte.
Nach dieser kleinen Abweichung von der
Hauptgeschichte können wir nun in der Ge-
schichte der Kurfürsten von Sachsen bis auf
die neuesten Zeiten ungestört sorterzehlen. Auf
Kurfürst Johann Georgen dem Ersten, bei
dessen Absterben wir oben stehen geblieben,
folgte dessen ältester Sohn.
Johann
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Extrahierte Personennamen: Moriz_Wilhelm Wilhelm Christian_August August Moriz_Adolf Adolf Johann_Georgen Johann