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Vierte Periode des Mittelalters.
Kehle färbten sich bluthroth. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze
Beulen und Flecken. Zuletzt trat Wahnsinn ein, und es erfolgte der
Tod. Kein Arzt vermochte zu Helsen, kein Mittel wirkte. Darum sah
der Volksglaube in diesem „gräulichen Weltsterben" eine Strafe des
Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten
25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte nian die Juden,
sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste.
In Mainz wurden 12000, in Straßburg 2000, in Basel und Bern
3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Buß-
übungen das Uebel abwenden zu können, stifteten die Brüderschaft der
Geißler oder Flagellanten und zogen betend und büßend, singend und
Die Geißler sich geißelnd, mit Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern; mit
Flagellanten, großen Feierlichkeiten wurden sie allenthalben eingeholt und geehrt.
Diese Geißler-Prozessionen, deren Lieder oder Laisen sich erhalten
haben, wurden den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als
der Papst sich gegen die Geißler erklärte, trennten sich diese von der
herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst
und setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuer-
tod vermochte nicht diese Sekte zu unterdrücken, und noch am Ende des
15. Jahrhunderts tauchten neue Schaaren auf.
Carl Iv. empfing in Mailand und Rom die Krone. Doch be-
Laruv. vcr-mühte er sich nicht die deutsche Oberhoheit in Rom und Italien aus-
"der^Kron^ öuüben, sondern begnügte sich damit, seinen Geldsäckel zu füllen. So
bestätigte er z. B. der angesehenen Familie Visconti von Mailand für
200,000 Goldgulden den Besitz alles Dessen, was sie an sich gezogen;
den Florentinern verkaufte er das Versprechen, ihr Gebiet nicht betreten
zu wollen, für 100,000 Goldgulden.
1356 veröffentlichte Carl das berühmte Reichsgrundgesetz „die
veröfsenilicht goldene Bulle," welche so genannt wird von der goldnen Kapsel, in
Reihsgrund-welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er
gesetz der gol-7 Wahl- oder Kurfürsten, welche im Gegensatze zum alten Herkommen,
denen Bulle. Dörnach alle unmittelbaren Reichsvasallen geistlichen und weltlichen
Standes gewählt und auch das Volk bei der Wahl sich betheiligt
hatte, allein die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Die 7 Kur-
fürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches,"
waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten, nämlich die Kurfürsten
und Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier, als Erzkanzler des
heiligen römischen Reiches, der Pfalzgraf bei Rhein, als Erztrnchseß,
der Herzog von Sachsen-Wittenberg, als Erzmarschall, der Markgraf
von Brandenburg, als Erzkämmerer, und der König von Böhmen, als
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Extrahierte Personennamen: Carl_Iv Carl Dörnach
Extrahierte Ortsnamen: Europa Mainz Basel Bern Mailand Rom Rom Italien Mailand Mainz Rhein Sachsen-Wittenberg Brandenburg
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erfochten gegen Leopold Iii. von Oesterreich einen glänzenden Sieg bei Sempach 1386. Einen Augenblick schien sie das Knegsglück zu verlassen. Da stürzte der Sage gemäß Arnold von Winkelried sich in die Reihe der Feinde mit dem Ausrufe: ..Liebe Eidgenossen, der Freiheit eine Gasse Mir nach! sorgt für Weib und Kind!" und umfaßte so viel Speere, als seine Brust begraben konnte. Solcher Heldenmut verfehlte seine Wirkung nicht; die Schweiz blieb ein freies Land!
Sigismund von Ungarn, eilt Bruder Wenzels, regierte von 1410—1438. Sein Gegenkaiser, Jobst von Mähren, erlangte keinen bedeutenden Einfluß.
Die traurigen kirchlichen Zustände veranlaßten das allgemeine Concil zu Consta uz oder Kostnitz 1414.
Dem Einflüsse der französischen Könige war es gelungen, die Päpste nach A v igno n zu ziehen. Dadurch entstanden unselige Wirren. Die französischen Cardinäle wählten einen Papst, der in Avignon residierte, die übrigen Cardinäle einen, der m Rom seinen Sitz hatte. Zur Zeit des Kostnitzer (Sonette gab es drei: Johann Xxiii., Gregor Xii. und der in Avignon residierende Benedikt Xiii. Die beiden ersteren legten freiwillig ihre Würde nieder, Benedikt wurde für abgebt erklärt, und dann zur Wahl eines neuen Papstes geschritten. Der Cardinal Otto Colvnna wurde gewählt und hat unter dem Namen M artin V. die Kirche mit Weisheit und Umsicht regiert.
Die Einheit der Kirche war hergestellt, doch drohten derselben verderbliche Spaltungen. Johann Hus, Professor und Rector an der Universität Prag, hatte die Irrlehre des englischen Professors Wicliffe angenommen, noch mit persönlichen irrigen Ansichten bereichert und sich Anhang ver-jchafft Sem Deutschenhaß veranlaßte die meisten deutschen Professoren und Studenten, nach Leipzig zu ziehen, wo der Markgraf Friedrich von Sachsen eine neue Universität gründete.
Zur Verantwortung gezogen, erschien Hus vor dem Concile in Konstanz, war aber nicht zum Widerrufe zu bewegen.
wurde von den Vätern des Concils dem weltlichen Gerichte übergeben, da im Mittelalter die Ketzerei als Staatsverbrechen galt. Von der weltlichen Gewalt zum Feuertode verurteilt, starb er am 6. Juli 1415. Dasselbe Los traf seinen freund, H ieronymns von Prag.
£mfens Anhänger, Husiten genannt, veranlaßten bln-
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TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_Iii Leopold Arnold_von_Winkelried Sigismund_von_Ungarn Bruder_Wenzels Jobst_von_Mähren Johann_Xxiii Johann Gregor_Xii Gregor Otto_Colvnna Otto Johann_Hus Johann Friedrich_von Friedrich