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Geschmack und ein widerliches Aussehen hatten, Kochsisch, Klößchen aus Fischfleisch, ein
gemeinsamer Napf mit einer durch Seetang oder Gallerttiere verdickten Suppe, Quallen,
Fischgekröse, Taubeneier mit geschmorten Pilzen, Bambussprossen, Seeschnecken in Hühner-
brühe mit Schinken, geschmorte Lilienwurzeln, wilde Enten mit Schantungkohl, fettes,
knusperig gebratenes Ferkelfleifch und Entenbraten. Und dazu keine Kartoffel, kein Brot!"
(Exner). — Geistige Getränke spielen beim chinesischen Volke keine Rolle, dagegen sind Tabak-
rauchen und Schnupfen weit verbreitet. Ein schlimmes Laster ist das Körper und Geist
zerrüttende Opiumrauchen, auf dessen Ausrottung aber die Regierung jetzt eifrig bedacht ist.
Der Chinese ist außerordentlich höflich und zuvorkommend. Die Begrüßungen und
Verbeugungen, womit er seinen Gast empfängt, nehmen gar kein Ende. Rühmenswert ist
die Ehrfurcht und Achtung der Kinder vor den Eltern, überhaupt vor Erwachsenen. Un-
gehorsam gegen die Eltern ist nach chinesischer Anschauung eine Sünde, für die es keine
Vergebung gibt. Die überaus starke Betonung der Pflichten der Kinder den Eltern, aller den
Vorgesetzten gegenüber ist für China von großem Segen gewesen und eine der Hauptursachen
für das Jahrtausende lange Bestehen des Chinesischen Reiches. Die Verehrung erstreckt sich auch
auf die Vorfahren, denen man Ahnenhallen errichtet und Opfer darbringt wie den Göttern.
Den Lichtseiten entsprechen dunkle Schattenseiten. Der Chinese ist ein geborner Ge-
schästsmann, gewandt und geschickt im Handel, aber auch im höchsten Grade gerieben, voller
Lug und Trug, so daß im geschäftlichen Verkehr mit ihm die höchste Vorsicht am Platze ist.
Dazu kommt Lieblosigkeit und Hartherzigkeit gegen die Mitmenschen. Ein Reisender beobachtete
auf einem Schiffe eine Schar chinesischer Arbeiter, die in ihre Heimat zurückkehrten, rauchten,
spielten und lärmten. Einer lag schwer krank zwischen ihnen. „Aber niemand kümmerte
sich um ihn, seine Kameraden umlagerten gefühllos sein Sterbelager, spielten weiter, ohne
sich um sein Todesröcheln zu kümmern, und rückten höchstens ein wenig beiseite, wenn sie
der Sterbende im Zusammenzucken mit den Gliedern stieß." In der Familie nimmt die
Frau eine durchaus untergeordnete Stellung ein, und vom öffentlichen Leben ist sie ganz
ausgeschlossen. Neugeborene Mädchen werden häufig ausgesetzt, ins Wasser oder auf die
Straße geworfen, wo sie den herrenlos umherschweifenden Hunden zur Beute werden. Die
christlichen Missionare suchen, so weit möglich, solche Kinder zu retten, kaufen sie auch
wohl zu diesem Zwecke den Eltern ab und bringen sie in den von ihnen errichteten Findel-
Häusern unter, wo sie zu Christen erzogen werden. Arme Leute werfen auch Kinder, die
ihnen sterben, auf die Straße, um die Beerdigungskosten zu sparen. „In Peking", berichtet
Ehlers, „fahren täglich in der Frühe Karren durch die Stadt, um die aus den Häusern
geworfenen Leichen der über Nacht verstorbenen Kinder armer Leute aufzusammeln und in
eine gemeinsame Grube abzuliefern." Eine sehr unangenehme Eigenschaft der Chinesen ist
.ihre Unsauberkeit. Sie betrifft nicht nur den Körper, sondern zeigt sich auch in den
Wohnungen und Straßen, die von Schmutz starren und voll widriger Gerüche sind.
Geistig ist der Chinese gut beanlagt, aber er ist vorwiegend Verstandesmensch, nüchtern
und phantasielos, ohne Gemüt. Die Gelehrsamkeit steht in hohem Ansehen, aber nur,
soweit sie praktischen Nutzen gewährt und zu Amt und Würden berechtigt. Dazu fehlt
dem Chinesen die Beweglichkeit. Er hängt am Alten, Überkommenen und ist jedem Fort-
schritt, jeder Neuerung abgeneigt. Die Volksbildung steht ziemlich hoch. Überall gibt es
Schulen, die Lesen und Schreiben lehren und in die „klassischen Schriften" einführen. Die
Beamten müssen sich schweren und langwierigen Prüfungen unterziehen. Das chinesische Schrift-
tum ist sehr umfangreich und erstreckt sich auf alle Zweige des Wissens und der Dichtkunst.
Höchst eigentümlich ist die chinesische Sprache. Sie besteht aus 450 einsilbigen
Wörtern, die aber vermöge verschiedenartiger Aussprache und Betonung 1200 Lautgebilde
darstellen. Jedes dieser Wörter hat wieder mehrere, manche sogar 30—40 verschiedene
11*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
— 177 —
Götzendienst ausgeartet. Unter den höheren Ständen hat auch die Lehre des Konfuzius
viele freunde (S. 164). Die Ausbreitung des Christentums in Japan begann bereits
1549 durch den Jesuiten Franz Xaver. Es fand rasch zahlreiche Bekenner. Dann aber
begannen furchtbare, Jahrzehnte hindurch anhaltende Verfolgungen, in denen Hundert-
taufende von Christen standhaft die schrecklichsten Todesqualen ertrugen. Erst 1873 wurde
Religionsfreiheit gewährt, und seitdem sind evangelische wie katholische Missionare mit
Erfolg tätig. Insbesondere haben sich auch viele vornehme Japaner dem Christentum
zugewandt, und sie sehen darin zugleich ein Mittel, das Land schneller der europäischen
Kultur zu erschließen.
Über die Gemüts- und Geistesart und die sittlichen Eigenschaften der
Japaner gehen die Urteile der Reisenden vielfach auseinander. Allgemein wird hervor-
Abb. 34. Eingang zu einem japanischen Tempel.
gehoben, das Volk sei das heiterste, kindlich frohste der Welt, stets zu Scherz und Schelmerei
geneigt. Man rühmt seinen Reinlichkeitssinn, wodurch es sich sehr vorteilhaft von den
Chinesen unterscheidet, seine Höflichkeit und sein zuvorkommendes Wesen, seine Lernbegierde
und rasche Ausfassungsgabe. „Nichts ist dem europäischen Beobachter wohl ausfälliger, als
die außerordentliche Ordnungsliebe und Fügsamkeit, die wieder zusammenhängt mit der von
der Sitte geforderten Selbstbeherrschung. Disziplin bis zur Selbstvernichtung des einzelnen,
Unterordnung unter den Staat, die Familie, die Sitte in einem uns modernen Jndi-
vidualisten unerträglich vorkommenden Maße sind das Ergebnis einer langen nationalen
Erziehung. Nirgends wird es der Polizei so leicht, die öffentliche Ordnung aufrecht zu er-
halten. Nirgend find Verwaltungsmaßregeln so leicht durchzuführen" (Rathgen). Sehr
stark ausgeprägt ist die Vaterlandsliebe. Japan über alles in der Welt! Für sein Vaterland
bringt der Japaner jedes Opfer, sind ihm alle Mittel recht. „Wer aber längere Zeit in
^apan zugebracht hat", schreibt Hasfter, „lernt an den Bewohnern auch manche unangenehme
Fi ck, Erdkunde. Iv. Band. 19
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Extrahierte Personennamen: Franz_Xaver Franz Hasfter
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wiegend die Nama oder Hottentotten. In der Kalahari Hausen die ihnen der-
wandten Buschmänner. Beide gehören der südafrikanischen Rasse an. Den
übrigen Teil des Landes haben Bantuneger in Besitz, und zwar wohnen im
mittleren Teile die Damara oder Hsrero, im N. die Ovambo. Dazu
kommen dann noch in den wenig zugänglichen Gebirgsgegenden die Berg-
damara, über deren Volkszugehörigkeit man noch im Zweifel ist, und im S.,
um Rehoboth, die Bastards, ein Mischvolk aus Hottentotten und Buren. Die
Zahl der Weißen betrug 1911 13962, mehr als in allen unsern andern
Kolonien zusammengenommen. 11140 davon waren Deutsche.
Die Hottentotten und Buschmänner sind S. 63 ausführlich behandelt worden.
Die in unserm Schutzgebiet wohnenden Nama (etwa 14000 Köpfe) sind eifrige Viehzüchter
und waren früher ein wohlhabendes und auch politisch kräftiges Volk. In der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwarfen sie unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner
die Hereros und dehnten ihre Herrschaft auch über das Ovamboland aus. Nach seinem
Tode aber (1860) machten sich die Herero wieder frei, und in jahrzehntelangen Kämpfen
mit diesen sowie auch in den Ausständen gegen die deutsche Herrschaft haben sie ihre Macht
gänzlich eingebüßt, und ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. Sie sind jetzt gänzlich
verarmt und müssen sich ihren Unterhalt zum großen Teil durch Arbeit bei den Weißen
verdienen. Ihre geringe Arbeitslust macht sie aber zu einem wenig wertvollen Völker-
bestandteil unsrer Kolonie. Da die Mission schon lange unter ihnen gearbeitet hat, sind
die meisten Christen. Sie können lesen und schreiben und kleiden sich europäisch. Ihre
alte Wohnweise in bienenkorbartigen Hütten oder Pontocks haben sie aber beibehalten (S. 65).
Die erst im 18. Jahrhundert von N. her eingewanderten Damara oder H6rero
(18000) sind ein körperlich kräftiges, kriegerisches und zur Arbeit anstelliges Volk. Vor
dem großen Ausstande (S. 360), der auch ihre Macht gebrochen hat, besaßen sie große
Viehherden. „Die Herero gelten aber als lügenhaft, hochmütig, betrügerisch und unreinlich.
Unvorteilhafte Charaktereigenschaften sind ferner ihre Tücke und Hinterlist, ihre zügellose
Roheit und kaltherzige Grausamkeit, die bei aller Gerechtigkeit eine eisern strenge Bevor-
mundung des unzuverlässigen und gefährlichen Volkes nmfomehr nahe legen, als es den
Weißen stets frech und unverschämt entgegengetreten ist. Anderseits sind die Herero
brauchbar für schwere Arbeiten beim Berg- und Bahnbau, und vor allem schätzt man sie
als tüchtige Viehzüchter, deren ganzes Leben in der Sorge um ihre Herden aufgeht. Alle
sind eifrigst auf die Vermehrung ihres Viehstandes bedacht, der ihren Reichtum bedingt und
mit dem ein schwunghafter Handel betrieben wird" (Hafsert).
Im Gegensatze zu den umherziehenden viehzüchtenden Hereros sind die ihnen nahver-
wandten Ovambo (60000) seßhafte Ackerbauer, die den Boden gut bearbeiten und für
ihr Vieh schützende Ställe besitzen. Auch in der Bearbeitung des Eisens und in Flecht-
arbeiten sind sie sehr geschickt. Ebenso haben sie sich als Arbeiter im Dienste der Weißen
bei Bahnbauten und in Bergwerken als fleißig und anstellig bewährt. Von europäischen!
Einfluß sind sie noch wenig berührt worden, was sich u. a. auch darin zeigt, daß sie säst
unbekleidet gehen. Ihr Land ist bis jetzt noch nicht in regelrechte Verwaltung genommen
worden, wird aber in Zukunft wohl die Kornkammer des Schutzgebietes werden.
Die Bergdamara, so genannt im Gegensatz zu den viehzüchtenden Damara, gleichen
in ihrem Äußern den Bantnnegern, reden aber die Sprache der Hottentotten. Wahr-
scheinlich sind sie als einer der ersten Bantustämme in das Gebiet der Hottentotten ein-
gebrochen, dann aber von diesen überwältigt worden. Von den andern Völkerschaften immer
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Hierdurch gewann Cäsar zur Sicherung seiner weiteren Absichten die Möglichkeit, sich kriegerische Lorbeeren und die Ergebenheit eines kriegsgeübten Heeres zu erwerben.
4. Zu Konsuln für das folgende Jahr wurden zuverlässige Anhänger der Machthaber gewählt (Cäsars Schwiegervater Piso und Gabinius). Zur Wahrung seines Einflusses in der Stadt während seiner Abwesenheit und zur weiteren Bekämpfung der Aristokratie bestimmte Cäsar insbesondere den mit der Senatspartei und besonders mit Cicero zerfallenen Volkstribunen P. Clodius Pülcher, einen frechen Demagogen patriüfchen Standes, welchem er selbst als Oberpontifex den Übertritt zur Plebs erleichtert hatte. Derselbe brachte nach einer Reihe agitatorischer Gesetze noch vor Cäsars Abreise den auf den lästigen Redner Cicero gemünzten Antrag ein: ut, qui civem Romanum indemnatum interemisset, ei aqua et igni interdiceretur, vor dessen Annahme Cicero die Stadt verließ (58). Darauf wurde feine Verbannung durch Volks-befchluß zu einer gesetzlichen gemacht, sein Vermögen eingezogen, sein Haus niedergerissen. Den anderen Vorkämpfer der Senatspartei, Cato, wnßte er durch einen außerordentlichen Auftrag des Volkes (Einrichtung Cyperns als Provinz) aus Rom zu entfernen.
5. Die Eroberung Galliens durch Cäsar 58—51.
Das noch unabhängige Gallien war das Hauptland der längst im Sinken begriffenen keltischen Macht und Kultur. Die Gallier waren in viele kleine Stämme zerspalten, die bei aller Lebendigkeit des Nationalgefühls nicht nur jedes festeren politischen Zusammenhanges (Gauverfassung), sondern auch der Eintracht innerhalb der einzelnen Gaue,. Gemeinden und Familien entbehrten (Vorherrschen der kriegerischen Ritterschaft über das in Hörigkeit versunkene Volk). Das einzige, doch lockere Band zwischen den kleinen gallischen Staaten bildete die Priesterherrschaft der Druiden (Aberglaube, Menschenopfer). Tapfer, aber unbesonnen und wankelmütigen Sinnes, suchten die Gallier in einem abenteuerlichen Kriegerleben am liebsten Befriedigung ihrer Ruhmsucht und Eitelkeit.
1. Bei feiner Ankunft in Gallien fand Cäsar zwei Nachbarvölker in einer auch seiner Provinz gefährlichen Bewegung begriffen. Die keltischen Helvetier hatten ihre bisherigen Wohnsitze zwischen Genfer- und Bodensee verlassen, um im westlichen Gallien neue zu suchen, und die von den Sequa-nern gegen die Hädner herbeigerufenen Heerhaufen des germanischen Suebenfürsten Ariovist hatten diese zwar besiegt, aber einen großen Teil des Landes selbst eingenommen. Cäsar schlug 58 die Helvetier bei Bibracte (Autuu), den Ario- 58
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(u. a. Medea, Jphigcnia in Aulis und in Taurien) sinb nach Inhalt und Geist Spiegelbilber des wirklichen Lebens seiner Zeitgenossen, aber ausgezeichnet durch die Entwickelung der Leibenschast und den Reichtum der Reflexion.
4. Als hervorragenbster Vertreter bcr alten attischen Komöbie geißelte der geistreiche Aristophanes (444—380) mit zügellosem, scharfem Witz die Dichter und Philosophen seiner Zeit (Euripibes in den „Fröschen", Sokrates in den „Wolken") und die Demokratie seiner Vaterstabt (Klcon in den „Rittern" und „Wespen"), ohne sich freilich durch die Abneigung gegen die neue Zeitrichtung abhalten zu lassen, selbst auch die alte Götterwelt dem Spotte preiszugeben. — Nach Aristophanes verliert die (mittlere und neue) Komöbie mit dem politischen Charakter auch den kühnen Freimut und genialen Humor und nähert sich immer mehr unserem bürgerlichen Jntriguenlustspiel.
5. Die Geschichtschreibung würde durch den Umsturz aller politischen Verhältnisse in Athen zur pragmatischen Betrachtung eines großen Zusammenhangs gebrängt. Mit großartiger staatsmännischer und zugleich unparteiischer Auffassung schrieb Thucybibes (471—396) die „Geschichte des peloponnesischen Krieges" (bis 411), das größte historische Meisterwerk des Altertums, welches jeenophon (c. 431—355) in seinen „Hellenika" (bis 362) fortsetzte. Der letztere entfaltete eine vielseitige litterarische Thätigkeit in schlichter und anmutiger Sprache (Anabasis, Cyrupäbie, Erinnerungen an Sokrates u. a.).
6. Die Rhetorik würde durch die Sophisten allmählich zum wichtigsten Bilbungsmittel erhoben (1. Rhetorenschule des Antiphon in Athen). Lysias (459 — 379) machte sich zuerst als Logograph von der künstlichen Rebeweise bcr sophistischen Schule frei und würde bcr erste Rilbner des schlichten Stils. Dagegen suchte Jsokrates (436 — 338), ohne unmittelbaren Anteil am hanbelnben Leben, durch seine mit höchster Formvollenbung (Periobenbau) geschriebenen politischen Abhanblungen (Panegyrikos, Areopagitikos, Panathenaikos) auf das lefenbe Publikum zu wirken. Als Meister der politischen Berebsamkeit überragt alle seine Vorgänger und Zeitgenossen Demosthenes (384—322), der Schüler des Jsäus, der mit seiner letzten Rebe „für den Kranz" (330) feine nationale Politik siegreich rechtfertigte gegen feinen langjährigen Gegner Äschines.
7. Die Philosophie entwickelte sich in Athen zu einer Macht, welche am Ende das ganze Kulturleben burchbrang und von Granb aus umgestaltete. Bahnbrechenb wirkte hier Sokrates (469 — 399). Von Hause aus Bilbhauer wie sein Vater Sophroniskus, zog er sich vom Geschäftsleben, später auch vom Staatsleben zurück, um fortan philofophierenb und mit aller Welt bisputierenb in uneigennützigem Kampfe gegen die selbstsüchtige und nur skeptische Scheinweisheit bcr Sophisten das wahre begriffsmäßige Wissen zu suchen, aus welchem Xugenb und Glückseligkeit von selbst entspringe (Ironie und Mäeutik). In seinem 70. Lebensjahre angeklagt, daß er nicht an die Götter der Stadt glaube, anbere neue Götter einführe und bic Jugcnb verberbe, würde er 399 zum Tode verurteilt (Platons Apologie). — Neben so schroffen Gegensätzen, wie sie sich, den beiben zeitgemäßen Lebensrichtungen entsprechen^ in der cyrenaischen Schule des Aristippus von Cyrene (geistvoll verfeinerter Lebensgenuß) und in der cynifchen (Kynosargcs) des Antisthenes von Athen und Dio-genes von Sinope (Bebürfnislosigkeit und Weltverachtung) barstellen,
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Zeit der Rückströmung. — § 47. Verfassungskämpfe. 141
Ii. Rückströmung. Das Bedürfnis der Ruhe nach soviel Erschütterungen, die Erinnerung an das viele in Frankreich vergossene Blut, und der dadurch hervorgerufene Abscheu vor Staatsumwälzungen bringen eine Rückströmung hervor, die ebenso durch die Anschauung der Fürsten von dem Werte einer festbegründeten Selbstherrschschaft wie durch die romantische Gefühlsrichtung (§ 44, Iii) der Gebildeten genährt wird. *
a) Die Fürsten. (26. September) 1815 Abschluss der (26.Sept.) ,,heiligen Allianz“ zwischen dem Zaren Alexander I., dem 1815 Kaiser Franz I. und dem Könige Friedrich Wilhelm Iii.,
den Vertretern dreier verschiedener christlicher Bekenntnisse!
Ihr Gelöbnis: „ihre Völker gemäss der göttlichen Lehre Christi zu regieren als von Gott verordnete Familienväter in enger und unauflöslicher Brüderlichkeit“. Bürgschaft einer solchen Regierung nach der Vorstellung der Fürsten die Selbstherrschaft. Beitritt der meisten europäischen Staaten zu der Allianz (nur England, der Papst und die Pforte treten nicht bei).
b) Die Staatsmänner. Fürst Metternich, österreichischer Staatskanzler, ein schlauer und gewandter Diplomat, doch ohne ideale Begeisterung und Seelengrösse (schon beim Wiener Kongress thätig: das engherzige Zurücktreten Österreichs von der Stellung als Wacht am Rhein durch Aufgabe des Breisgaus sein Werk) bestimmt den Geist europäischer Diplomatie.
Seine Aufgabe, die verschiedenartigen Volksstämme Österreichs dem Zepter des Kaisers unterwürfig zu erhalten, sucht er durch Unterdrückung jeder freieren Regung zu erfüllen.
Daher ängstliches Überwachungssystem und politische Verfolgungswut (der italienische Dichter Silvio Pellico). Unmittelbar ist sein Einfluss auf deutsche und italienische Staatsleitung ; mittelbar lenkt er auch die meisten übrigen europäischen Staatsmänner. Verständigung auf Fürstentagen („Fürstenkongresse“ zu Aachen, Troppau, Laibach, Verona). Abmachung, jeden Staat in dem sich Volksbewegungen erheben, auf den Boden der Ordnung zurückzuführen.
Iii. Aufhebung der Verfassungen, i) Der
König Ferdinand I. von Neapel folgt der Einladung zu dem Fürstentage in Laibach und willigt trotz feierlich ge-
* Der katholische Philosoph Baader stützt u. a. die fürstliche Selbstherrschaft mit der Forderung einer Durchdringung der Staatskunst mit der Religion.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I. Alexander_I. Franz_I. Franz_I. Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Christi Gott Silvio_Pellico Ferdinand_I._von_Neapel Ferdinand_I. Baader
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Rhein Aachen Troppau Laibach Verona Laibach
Preussische Monarchie. — § 23. Letzte Regierungszeit Friedrichs d. Gr. 71
Winterfeldt, die beiden Keith, Zieten; das Verhältnis zu Voltaire durch dessen schmutzige Geldgier und Schmäh-sucht getrübt). Im Alter vereinsamt und verbittert. 3) Friedrich stirbt am 17. August 1786. Die Worte seines Testamentes: „Ich habe mich mit allen Kräften bemüht, meinen Staat glücklich und blühend zu machen, Gesetz und Gerechtigkeit herrschen lassen, Ordnung und Pünktlichkeit in die Finanzen gebracht, in die Armee jene Mannszucht eingeführt, wodurch sie vor allen übrigen Truppen Europas den Vorrang erhalten hat“ eine Wahrheit.
V. Ergebnis der Regierung Friedrichs. A. Fortschritte: 1) Vergrößerung des Staates durch Schlesien, Ostfriesland, die polnischen Gebietsteile und Westpreussen, das mit Ostpreussen wieder vereinigt wird. 2) Preussen wird eine selbständige Grossmacht. Die Lockerung des Verhältnisses zum Reiche wird eine Vorstufe zur Einigung Deutschlands unter Preussens Führung. 3) Preussen wird ein Rechtsstaat. 4) Preussen erhält eine ruhmreiche Geschichte. Über die Folgen s. u. § 25, Iii. B. Schwächen. 1) Bevorzugung des Adels. 2) Hemmung des wirtschaftlichen Lebens durch Schutzzölle, Monopole u. a. 3) Die Gewöhnung der Beamten an die Leitung eines grossen Geistes macht diese unselbständig. 4) Die Bevorzugung französischen Wesens lässt das Nationalgefühl nicht erstarken und schafft in manchen Kreisen der Leichtfertigkeit Eingang. 5) Die Gleichgiltigkeit Friedrichs in religiösen Dingen leistet dem zunehmenden Unglauben Vorschub („ich wollte, ich könnte das Volk wieder so fromm machen, wie es zu meines Vaters Zeiten war“).
Vi. Nachfolger Friedrichs sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. (1786 —1797), nicht ohne Geist und Kenntnisse, aber genusssüchtig und weich; daher leicht bestimmbar. Seine Ratgeber in religiösen Dingen General v. Bischoffswerder und Minister Wöllner. Das Wöllnersche Religionsedikt (gegen den herrschenden Rationalismus gerichtet und strenges Festhalten am kirchlichen Bekenntnis sowie Überwachung der geistlichen Lehrtätigkeit anordnend) befördert im Gegensatz zu Friedrichs Duldung Glaubenszwang. 1791 Anfall von Anspach-Bayreuth. — Friedrich Wilhelms Eintritt in die Revolutionskriege s. § 28 — 30.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Keith Friedrich Friedrich August Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Europas Friedrichs Ostfriesland Ostpreussen Deutschlands Friedrichs Friedrichs
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§ 25. Geistesleben in Deutschland.
dem Akten- und Protokollwesen des gerichtlichen Verfahrens. Das römische Recht verdrängt das auf deutscher Eigenart aufgebaute germanische. d) Die zur Reformationszeit aufblühende Wissenschaft sinkt zu Kleinkrämerei und pedantischer Gelehrsamkeit, die Kunst zu zopfmässiger Betreibung herab, der Poesie wird durch Martin Opitz der Stempel gelehrter Nachahmung aufgedrückt. Auch den Dichtern der von diesem ausgehenden 1. schlesischen Dichterschule (Paul Fleming, Simon Dach, Andreas Gryphius) gelingt es nur spärlich, das Gemüt über die Leiden der Zeit zu erheben.
B. Einwirkung Frankreichs. Willig unterwirft sich der seiner Selbständigkeit beraubte Volksgeist dem Einfluss der Fremden, die einen schönen Teil deutschen Landes besetzt haben, a) Der glanzvolle Hof des unbeschränkten Selbstherrschers Ludwigs Xiv. lockt die kleineren Fürstenhöfe zur Nachahmung. Üppigkeit und Pracht herrschen hier, die mit Gut und Blut des Volkes bezahlt werden, b) Den Unterthanen wird durch die Fürsten kleinliche Rang- und Titelsucht eingeimpft. Durch Kriecherei wird Befriedigung des Ehrgeizes erstrebt. Das steife Hofceremoniell des Fürstenhofes (ursprünglich spanisches Vorbild, das am Kaiserhofe strenger festgehalten wird) wird bis zur Lächerlichkeit in niedrigeren Kreisen nachgeahmt. Nachäffung der Franzosen in Kleider tracht, Anschauung und Sitte wird Modesache. Die Sprache wird mit französischen Floskeln durchsetzt; eine buntscheckige Alamodepoesie bildet die Tageslitteratur. Selbst französische Unsittlichkeit zieht hie und da in das deutsche Haus ein oder wird wenigstens Gegenstand der Darstellung bei ehrbaren Männern, wie denen der 2. schlesischen Dichterschule (Hofmannswaldau, Lohenstein), die ganz in Schwulst verfällt.
C. Gegenwirkungen, aj Dem Sprachunwesen treten Sprachgesellschaften entgegen, wie die von Philipp von Zesen zu Hamburg gestiftete „deutsch gesinnte Genossenschaft“, die „Gesellschaft der Schäfer an der Pegnitz“ (der Ratsherr Harsdörfer Verfasser des „Nürnberger Trichter“) u. a. b) Gegen die Französelei richtet ihren Spott die Satire (der Satiriker Mo sehe-rosch, der Epigrammendichter Logau). c) Die verrottete Staatsform des deutschen Reiches bekämpft der Rechtslehrer und Geschichtsschreiber Puffendorf. d) Dem
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92 Dritter Zeitraum. — § 34. Sittliche Zustände und Geistesleben etc.
in deren Armen. Kleopatra endet, von Oktavian verschmäht, durch Schlangengift.
Oktavian Herr des römischen Reiches.
§ 34. Sittliche Zustände und Geistesleben im Zeitalter der Bürgerkriege.
I. Zeitgepräge. Fortschreitende Entartung des Volkscharakters durch Zunahme der Üppigkeit und Gewöhnung an Blutvergiessen. Männer der Zeit Catilina, Clodius. Bei dem Mangel erhebender Gedanken im Staatsleben politischer Verfall. Statt der Hingabe an das Gemeinwohl Ringen des selbstsüchtigen Adels und der von Volksführern unterwühlten und nach Staatsspenden lüsternen Masse. Statt des Freiheitsdranges Sehnsucht nach Ruhe. Statt nationaler Eigenart hellenistisches Weltbürgertum. — Bei der ungleichen Verteilung des Besitzes wirtschaftlicher Verfall. Bei den Vornehmen neben ungemessenem Reichtum tiefe Verschuldung, bei den Geringeren neben Erwerbslosigkeit Bettelhaftig-keit. Zunahme des Räuberwesens, Sklaven- und Seeräuberkriege Zeichen der Zeit. Folge: Der sittliche Verfall. Genusssucht, Gewissenlosigkeit, Unredlichkeit, Wucher und Laster aller Art in erschreckendem Masse zunehmend. Lockerung des Familienlebens bei Leichtigkeit der Ehescheidung. Zeit politischer Morde! Ausbildung eines Hanges zur Grausamkeit, durch die Fechterspiele genährt. Zunahme der Verbrechen, auch in höheren Kreisen.
Trotzdem Erhebung edlerer Geister über die Zeitgebrechen. Rom noch immer imstande, einen Cäsar hervorzubringen. Vaterlandsliebe und ehrenwerte Lebensführung vertreten bei Männern wie Cicero u. a. Achtungswerte Charaktere auch in geringeren Kreisen nicht fehlend (der Vater des Horaz) Auch Frauentugend nicht erstorben (Porcia). Sittliche Bedeutung der stoischen Schule. Alte Römertugend freilich von Männern wie Cato Uticensis mehr äusserlich dargestellt als innerlich erfüllt. Die Tugend ist in die Landstädte und Provinzen entflohen.
Ii Religion. Festhalten an der Staatsreligion zu politischen Zwecken. Sonst Unglaube und Aberglaube herrschend. An morgenländischen Religionsgebräuchen wird neu eingeführt (über Cybele vgl. § 18, C. S. 47) der persische Mithra-und der egyptische Isisdienst. Daneben chaldäische Sterndeuterei und vereinzelt jüdischer Religionsgebrauch. Bei den
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2. Die Bewohner.
im Lande (Theben) und auf den Inseln (Cythera, Melos, Sa-mothrace). Der griechische Tempelbau weist auf Egypten zurck, Gerte und Schmuckgegenstnde auf Egypten und Phnizien. bereinstimmung peloponnesischer Grabmler mit phrygischen. Das babylonische Talent dem griechischen gleich u. a. m.
Ii. Charakter. Krperschnheit (griechische Nasen-und Stirnbildung). Hauptumlockt". Schwarzhaarig, blond ein Vorzug (der ,,blonde" Achill, Menelaus). Grosse glnzende Augen. Schne Krperbildung als Zeichen edler Eigenschaften
des Geistes angesehen.
Anlagen. Frische der Sinne. Daher Schrfe der Auffassung des Wirklichen, feiner Formensinn (Einfluss des Landes hierauf s. i, Iv). Klarheit des Geistes. Schwung der Seele. Bei grosser Empfnglichkeit fr Gemtseindrcke doch Fhigkeit zur Selbstbeherrschung (das griechische Mass). Daneben starke Sinnlichkeit, Selbstliebe, Leidenschaftlichkeit (besonders im politischen Leben hervortretend, daher Parteisucht).
Entwickelung bei den hervorragenden Geistern zu schner Menschlichkeit, der Harmonie zwischen Leib und Seele.
Gegensatz des freien Hellenen zum unfreien Barbaren einer- und zum Sklaven andrerseits.
Schpfer einer Geisteskultur sonder Gleichen, daher Lehrmeister aller folgenden Jahrhunderte.
Keine gemeinsame Ausgestaltung des Nationalcharakters. Eigenartige Ausbildung der Anlagen nach den verschiedenen Richtungen hin in den Stmmen.
Frher sittlicher Verfall (Unredlichkeit, Gewinnsucht,
Laster).
Politisch unfhig zur Gestaltung eines grsseren einheitlichen Ganzen. (Einfluss des Landes hierauf s. o. i, Ii.) Daher Zerfall in kleine Gemeinden und Landschaften.
Die griechische Geschichte somit keine Nationalgeschichte (nur Perserkriege nationale Unternehmungen), sondern einerseits Stamm- und Stadt-, andererseits Kulturgeschichte.
Iii Religionsvorstellungen. Wandlung der arischen Natur- (Licht- und Himmels-) gottheiten zu menschenhnlichen Persnlichkeiten. Die Dichter Homer und Hesiod (Theogonie) gestalten die Götter aus.
Die Natur von gttlichen Wesen beseelt (Oreaden, Dryaden, Nymphen, Najaden, Tritonen, Boreaden).
Entstehung der Welt aus dem Chaos. Zeitalter des Uranus, dann des Kronos (das des Kronos, das Saturnische",
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