4(3 Preussische Monarchie. — § 15. Prägung preussischer Eigenart.
des Königs im Hinblick auf seinen Sohn Friedrich: „Hier steht einer, der mich rächen wird“).
Vii. Innere Fortschritte, a) Der Ackerbau wird auf alle Weise gefördert. ,,Landesmeliorationen“ in grossem Umfang. Durch Austrocknen von Mooren werden Viehweiden gewonnen (im Havellande Anlage des Gutes Königshorst, dessen Butter berühmt). Heranziehung von Ausländern (Holländer) für Viehwirtschaften. Besetzung wüster Strecken mit Ansiedlern (die durch den Erzbischof F i r m i a n vertriebenen protestantischen Salzburger in dem durch die Pest verödeten litauischen Preussen). Kartoffelfelder bei Berlin seit 1728. b) Gewerbe. Hebung der Betriebsamkeit (Tuchweberei u. a.), Beispiel des Staates durch Anlegung von Fabriken (die Tuchweberei in der Klosterstrasse zu Berlin liefert das blaue Tuch der Uniformen, die Gewehrfabrik in Spandau die Waffen). Schutz des Gewerbes durch hohe Eingangszölle (Wolle, Baumwolle, Seide), c) Hebung der Städte. In Ostpreussen neben Anlegung von mehreren hundert Dörfern Gründung von 4 Städten. Anregung zur Bauthätigkeit (Wohlhabendere werden zu Neubauten gezwungen). In Berlin wird die Friedrichsstadt erweitert, die Wilhelmstrasse angelegt. Bau von Kirchen (Böhmische, Dreifaltigkeits-, Jerusalemer Kirche); ein Kadettenkorps- und ein Krankenhaus (Charite) wird eingerichtet; in Potsdam, nunmehr der zweiten Residenzstadt, wird das grosse Militärwaisenhaus begründet, d) Religion. Beispiel des Königs in Beobachtung christlicher Sitte. Friedrich Wilhelm nach dem Muster seines Grossvaters Schutzherr der Evangelischen. Aufnahme der vertriebenen Salzburger (deren Ansiedelung s. oben a). e) Bildung. Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Gründung von Volksschulen (Anstellung von Unteroffizieren als Lehrer). Bei Missachtung der Gelehrsamkeit doch Schätzung der Wissenschaft, wo sie dem praktischen Leben nützt. (Vernachlässigung der Akademie ; G u n d 1 i n g, ein nicht ungelehrter, aber charakterloser und am Hof verspotteter Mann, deren Präsident. Überweisung von 2000 astronomischen, mathematischen, physikalischen und medizinischen Werken nebst einer Sammlung von Naturerzeugnissen).
Viii. Bedeutung der Person des Königs.
Friedrich Wilhelm, bei aller Grösse königlicher Denkart doch rauh in seinen Neigungen (Jagd, Tabakskollegium, burschi-
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Spandau Ostpreussen Berlin Potsdam
Zeit der Rückströmung. — § 47. Verfassungskämpfe. 141
Ii. Rückströmung. Das Bedürfnis der Ruhe nach soviel Erschütterungen, die Erinnerung an das viele in Frankreich vergossene Blut, und der dadurch hervorgerufene Abscheu vor Staatsumwälzungen bringen eine Rückströmung hervor, die ebenso durch die Anschauung der Fürsten von dem Werte einer festbegründeten Selbstherrschschaft wie durch die romantische Gefühlsrichtung (§ 44, Iii) der Gebildeten genährt wird. *
a) Die Fürsten. (26. September) 1815 Abschluss der (26.Sept.) ,,heiligen Allianz“ zwischen dem Zaren Alexander I., dem 1815 Kaiser Franz I. und dem Könige Friedrich Wilhelm Iii.,
den Vertretern dreier verschiedener christlicher Bekenntnisse!
Ihr Gelöbnis: „ihre Völker gemäss der göttlichen Lehre Christi zu regieren als von Gott verordnete Familienväter in enger und unauflöslicher Brüderlichkeit“. Bürgschaft einer solchen Regierung nach der Vorstellung der Fürsten die Selbstherrschaft. Beitritt der meisten europäischen Staaten zu der Allianz (nur England, der Papst und die Pforte treten nicht bei).
b) Die Staatsmänner. Fürst Metternich, österreichischer Staatskanzler, ein schlauer und gewandter Diplomat, doch ohne ideale Begeisterung und Seelengrösse (schon beim Wiener Kongress thätig: das engherzige Zurücktreten Österreichs von der Stellung als Wacht am Rhein durch Aufgabe des Breisgaus sein Werk) bestimmt den Geist europäischer Diplomatie.
Seine Aufgabe, die verschiedenartigen Volksstämme Österreichs dem Zepter des Kaisers unterwürfig zu erhalten, sucht er durch Unterdrückung jeder freieren Regung zu erfüllen.
Daher ängstliches Überwachungssystem und politische Verfolgungswut (der italienische Dichter Silvio Pellico). Unmittelbar ist sein Einfluss auf deutsche und italienische Staatsleitung ; mittelbar lenkt er auch die meisten übrigen europäischen Staatsmänner. Verständigung auf Fürstentagen („Fürstenkongresse“ zu Aachen, Troppau, Laibach, Verona). Abmachung, jeden Staat in dem sich Volksbewegungen erheben, auf den Boden der Ordnung zurückzuführen.
Iii. Aufhebung der Verfassungen, i) Der
König Ferdinand I. von Neapel folgt der Einladung zu dem Fürstentage in Laibach und willigt trotz feierlich ge-
* Der katholische Philosoph Baader stützt u. a. die fürstliche Selbstherrschaft mit der Forderung einer Durchdringung der Staatskunst mit der Religion.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Rhein Aachen Troppau Laibach Verona Laibach
— 74 —
4. Der Übergang des fränkischen Königtums auf die Karolinger und der Bund derselben mit dem Papsttum 741-768.
1. So fest gegründet hatte Karl Martell die Macht seines Hauses, daß er das Majordomat ohne Widersprach auf seine Söhne Karlmann (in Austrasien, Alamanuien, Thüringen) und Prppiu (in Neustrien und Burgund) übertragen konnte. Die beiden Brüder befestigten zunächst gemeinsam ihre Herrschaft in siegreichen Kämpfen gegen die unbotmäßigen Alamannen (Aufhebung des Herzogtums 747) und gegen den bisher ganz unabhängigen Herzog Odilo von Baiern, dessen unmündiger Sohn Tassilo 748 nach des Vaters Tode sein Herzogtum als fränkisches Lehen empfing. Die kirchlichen Bestrebungen ihrer Zeit unterstützten sie beide mit gutem Vorbedacht und stellten außerdem ihre Macht auch dadurch auf eine neue Grundlage, daß sie ein gesetzlich anerkanntes Verfügungsrecht über den größten Teil des Kirchengutes gewannen.
2. Nach dem Eintritt Karlmanns in das Kloster Monte Cassino 747 alleiniger Inhaber der höchsten Gewalt im Frankenreiche, entschloß sich Pippin der Kurze zur Wahrung der neuen Ordnung das Scheinkönigtum der Merowinger zu beseitigen und zwar mit Hilfe des Papsttums, das seinerseits des Schutzes gegen die Angriffe des Langobardenkönigs bedurfte (S. 70). Auf Grund der ausdrücklichen Zustimmung des Papstes Zacharias (Gesandtschaft nach Rom) ließ sich Pippin Ende 751
752 oder Anfang 752 zu Soissous von den versammelten Großen zum König erheben und von den Bischöfen salben. Der letzte Merowinger Childerich Iii. wurde ins Kloster geschickt.
3. Im Jahre 754 wurde die Salbung vom Papst Stephan Ii., der vor den Angriffen König Aistulfs hilfesuchend an den fränkischen Hof gekommen war, am Königspaar in der Kirche des h. Dionysius (St. Dänis) bei Paris wiederholt und dadurch das Bündnis des karolingischen Königtums und des Papsttums feierlich besiegelt. In zwei siegreichen Feldzügen (754 und 756) zwang Pippin darauf als Schutzherr der Kirche („Patricius") den Langobardenkönig zum Frieden und zur Herausgabe des Exarchats von Ravenna und der Pentapolis (des Küstenstrichs südlich von der Pomündung bis nach Ancona hin), die er nun dem römischen Stuhle übertrug („Constantinische Schenkung").
4. In enger Verbindung mit der fränkischen Kirche (Bischof Chrodegang von Metz) war Pippin seitdem eifrig bemüht, auf
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— 111 —
Klöster (Benediktiner: Admont und Melk, Augustiner-Chorherren: Kloster-Neuburg, noch später die Cistercienser) den Anbau und die Kirchengründung gleich eifrig betrieben.
3. Demnächst begann sich auch der Verkehr und mit ihm die städtische Entwickelung zu heben, doch vorerst ausschließlich unter dem Schutze der Kirche. Eine Stadt entstand durch die Gründung eines ständigen Marktplatzes (das Kreuz oder „Weichbild" Marktzeichen) und zwar an solchen Orten, wo, abgesehen von der den Handel begünstigenden geographischen Lage, insbesondere kirchliche Feste zu gewissen Zeiten große Menschenmengen zusammenführten und dadurch Anlaß zu Marktverkehr gaben. Hierzu kam als zweite wesentliche Eigenschaft der Stadt zum Schutze des neuen wirtschaftlichen Lebens und zugleich zur Begrenzung der städtischen Pflichten und Rechte die Ilmmauerung (daher „Bürger" und im oberdeutschen Sprachgebrauch „Burgrecht" = Stadtrecht) und endlich später als eine der errungenen „Freiheiten" die Herstellung eines besonderen Stadtgerichtsbezirkes. Das Recht zur Errichtung eines Marktes wie zur Anlage einer Befestigung war ursprünglich ein Vorrecht (Regal) des Königs (daher des Königs Schwert, Hut oder Fahne als Marktzeichen, später in die Rolandsfäule verwandelt), wenn er auch zahlreiche Märkte an die Großen des Reiches, namentlich an die Bischöfe als Marktherren (Münze und Zollrecht) verlieh.
4. In rascher Folge entstanden Märkte zuerst (seit dem Ausgang des 9. Jahrh.) in den alten Römerstädten (Straß-bnrg, Regensburg, Augsburg), besonders längs des Rheines in den Bischofsstäben (Kölns Verbindung mit England). Aber auch neue Städte wurden gegründet, wie Nürnberg unter dem Schutze einer königlichen Psalz, Dortmund und Ulm im Anschluß an einen Königshof. Freilich die bedeutendsten Straßen des damaligen Weltverkehrs von Asien nach Europa (abgesehen von den Nordseeplätzen) umgingen Deutschland im wesentlichen noch immer oder streiften es nur. Der Verkehr im Binnenlande beschränkte sich noch immer vorzugsweise aus den Vertrieb der Landeserzeugnisse aus den Flüssen. Doch schon entwickelte sich hier und ba unter kirchlicher Pflege ein lebhafter Gewerbfleiß auch für den Verkauf.
5. Kunst und Wissenschaft.
1. Völlig unter kirchlicher Leitung ftanb die geistige Kultur, besonders auf dem Gebiete der Kunst. Die Kunstthätigkeit nahm
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg
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21
wegungen (der Pfeifer von Nicklashausen 1476), spter ausgedehnte und niemals ganz unterdrckte Geheimbnde, berbunb-schuh" am Oberrhein und der arme Konr ab " in Wrttemberg (1514), denen hnliche Erscheinungen im innern sterreich und der greuelvolle Kuruzeukrieg in Ungarn parallel gehen.
So wrben Adel und Bauern, an sich die konservativsten Stnbe, auf die Bahn der Revolution gebrngt.
e) Die Kirche. 1. Das Koukorbat V.j. 1448 hatte baszerfahrene Deutfchlaub mehr als jebes anbre Land der ppstlichen Ausbeutung durch Annaten und Palliengelber, Reservationen und Exspectanzen, Zehnten und Ablsse unterworfen. Die beutfche Kirche selbst bte als Herrin bebeutenber Frstentmer und des besten Drittels von Deutschlaub groen politischen Einflu aus; anderseits war die beraus zahlreiche, wohlorganisierte Geistlichkeit von aller staat-lichen Gerichtsbarkeit befreit, obwohl sie durch ihr geistliches Gericht in viele weltliche Verhltnisse eingriff; sie beherrschte die gesamte geistige Bildung vollstnbig, ba alle hheren Unterrichts-anstalten, die Universitten, wie die Dom- und Kloster- und selbst die Stabtschulen unter ihrer Leitung stanben, und war in ihrer Mittlerstellung zwischen Gott und Menschen der Ergebenheit der Laien sicher, die sich in Stiftungen, Wallfahrten, Bruder-schaften u. a. m. kunb gab.
2. Doch sie war in allen ihren Schichten sittlich verberbt, prebigte eine rein uerliche Werkheiligkeit, die ganz und gar auf dem Glauben an die seligmachenbe Kraft der guten Werke" beruhte und hemmte, indem sie unfruchtbare Gelehrsamkeit pflegte, jeben Fortschritt der Wissenschaft durch ihren Anspruch auf unfehlbare Entfcheibung, whrenb sie das Volksschulwesen vernachlssigte. Auf biesem Gebiet erlitt ihre Herrschaft den ersten Sto.
d) 1. Der Humanismus, fr besten Aufnahme in Deutschland nicht seine nationale Bedeutung wie in Italien, sondern seine formalen und wissenschaftlichen Leistungen sprachen, kam seit den Concilien von Konstanz und Basel durch einzelne italienische Humanisten (Aeneas Sylvius Geheimschreiber K. Friedrichs Iii. in Wien), spter durch in Italien gebildete Deutsche, unter denen bahn-brechend Rudolf Agricola (14451485) wirkte, der die Alpen. Allmhlich gewannen die Humanisten an einzelnen Uni-verfitten, namentlich Heidelberg, Straburg, Wien, Erfurt, als Lehrer der Beredsamkeit, im Patriziat einzelner grerer Reichs-
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Extrahierte Personennamen: Deutschlaub Sylvius_Geheimschreiber_K._Friedrichs Friedrichs Rudolf_Agricola Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Nicklashausen Wrttemberg Ungarn Deutschland Italien Konstanz Basel Wien Italien Heidelberg Straburg Wien Erfurt
241
In der Wiener Schluakte vom Juni 1820 sicherten sich dann die einzelnen Bundesstaaten gegenseitige Hilse bei Aus-stnden zu und garantierten einander ihre Souvernitt. Doch erhielten die freiheitlichen Ideen neue Nahrung durch Vorgnge auerhalb Deutschlands.
b) Preußen und der Zollverein.
1. Whrend der Bundestag als Werkzeug sterreichs den nationalen Bedrfnissen entgegentrat, vollzog Preußen, obwohl in den allgemein .deutschen und europischen Angelegenheiten sich sterreich unterordnend, seine Neuordnung im Innern und begrndete im Zollverein die wirtschaftliche Einheit Deutschlands,
beides unabhngig vom Bundestage und als Vorbereitung der politischen Neugestaltung. Die erstere wurde erschwert durch die Gegenstze zwischen den alten und neuen Provinzen (die Rhein-lande berwiegend katholisch und halb-sranzsisch, daher hier die Universitt Bonn 1818) und das Widerstreben des seudalen Adels, konnte deshalb nur einem starken Knigtume und seinem an bedeutenden Mnnern reichen Beamtentums gelingen. Sie beschrnkte sich zunchst aus die Ordnung der Provinzialverwal-tung (10, spter 8 Oberprsidien, im April 1815) und die 1815 gesetzliche Feststellung der allgemeinen Wehrpflicht im September 1814. Dagegen kam die 1815 vom König verheiene Reichs-verfasfung, obwohl Wilhelm von Humboldt 1819 das Ministerium des Innern bernahm, nicht zur Ausfhrung, wobei auch
die Vorgnge in Sddeutschland und sterreichs Einflu mitwirkten; vielmehr verblieb es bei der Errichtung von Provin- -uni zialstnden im Juni 1823, in denen der Adel das der- 1823 gewicht behauptete.
2. Die notwendige Reform der Finanzen, welche das Zoll-gesetz vom Mai 1818 (Verlegung aller Zlle an die Staats- 1818 grenzen, mige Schutzzlle) und die Einfhrung einer allgemeinen Gewerbe- und Klassensteuer 1820 anbahnten, war bei
der Zerrissenheit des preuischen Staatsgebiets nur durch den Anschlu der Nachbarlnder an das preuische Zollsystem durch-fhrbar (Eichhorn, Maaen, Motz). Doch konnte deren Widerstand nur langsam berwunden werden, zumal die Interessen ost sehr verschiedene waren, indem die groen Handelspltze den freien Handel, die Industriegebiete Schutzzlle (gegen England) for-derten. Zunchst traten nur einige Kleinstaaten bei (Schwarzburg-Sondershausen 1819, Anhalt-Bernburg 1826, Anhalt-
Kaeuimel und Ulbricht, Grundzge Lh. 16
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wie gegenber den Unabhngigkeitstendenzen der Italiener, der Czechen und der Magyaren. Bei den Czechen erweckten sprachwissen-schaftliche und historische Studien das Bewutsein ihres Volkstums (Dobrowsky, Palacky, Kollar, der Urheber des Panslavismns); die Magyaren arbeiteten seit 1825, gefhrt von ihrem Adel, auf Wie-derherstellung ihres Staatsrechts hin, schufen eine Litteratur in der Volkssprache (Petfi, Jokaj, 1842 die ungarische Akademie) und ersetzten 1844 die lateinische Amtssprache durch die magyarische. Die Bewegung, beschleunigt durch die Finanznot, begann im niedersterreichischen Landtage und richtete sich zunchst auf die ^ Gewhrung einer Konstitution. Ihr weichend trat Metter- Mrz nich am 13. Mrz 1848 zurck und der Kaiser verhie eine 1848 Reichsversammlung. Daraus forderte die czechifche National-Partei die Wiederherstellung des bhmischen Gesamtstaats und bildete einen Nationalausschu (Graf Thun); in Ungarn wurde der Palatiu Erzherzog Stephan zur Berufung eines neuen libe-ralen Ministeriums (Franz Dek, Ludwig Kossuth) gentigt,
neben dem aber in Pest schon ein Sicherheitsausschu auftrat; in Lombardo-Venezien brach der offne Aufstand aus (s. unten S. 268). So war sterreich auer stnde, in die deut-schen Wirren einzugreifen.
3. In Preußen schien trotz der groen Aufregung, die sich in Tumulten und zahllosen Adressen kundgab und durch die Nachricht von der Erhebung in Wien noch gesteigert wurde,
alles in geordnete Bahnen geleitet zu sein, da der König am lg 18. Mrz die Berufung des Landtags fr den 2. April und Mrz Antrge auf die Begrndung eines deutschen Bundesstaates ver-hie. Allein aus der begeisterten Huldigung fr den König ging durch Miverstndnis und Aufhetzung ein wtender Barrikaden-kmpf hervor, der, obwohl von den Truppen siegreich gefhrt,
doch den König so erschtterte, da er das Militr zurckzog, ein neues Ministerium (Graf Arnim, Schwerin, Auerswald) berief und am 20. Mrz eine allgemeine Amnestie erlie; Prinz Wilhelm ging nach England (am 22. Mrz Begrbnis der Gefallenen). Seine Verheiung aber, sich an die Spitze Deutsch-lands zu stellen, blieb wirkungslos, denn die Kraft des preu-ischen Knigtums war gelhmt, der König selbst von tiefster Abneigung gegen die ganze Bewegung erfllt. So fiel ihre Leitung nicht an die preuische Krone, sondern an den sddeutschen Liberalismus, dem der preuische Staat ganz antipathifch war.
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2. Den ruhigen Fortgang seiner Thtigkeit verbrgte dann die Haltung des Reichsregiments (seit Herbst 1521 in Nrnberg), das die Forderung des einer Reform an sich geneigten Papstes Hadrians Vi. (Adrian von Utrecht 152223), als Bedingung jedes Zugestndnisses an Deutschland das Wormser Edikt streng durchzufhren, zurckwies und ein Concil in Deutsch-laud binnen Jahresfrist verlangte (Februar 1523).
3. Dann aber unterbrach den Frieden der Aufstand der 1522 Reichsritter unter Sickingen (15221523). Zur Verwirk- bis lichung ihrer unklaren Ziele (Sicherung ihrer Selbstndigkeit gegenber den Fürsten, Einziehung der geistlichen Frstentmer
und gewaltsame Durchfhrung der Kirchenreform) schlo die rheinische, srnkische und schwbische Reichsritterschaft in Landau ein brderliches Verstndnis" (August 1522). Aber die Verstndigung mit den Stdten milang auch Hutten, und Sickingens Angriff aus das Erzstist Trier scheiterte nicht nur an der tapfern Verteidigung der Hauptstadt, sondern trieb auch Hessen und Pfalz zum Bndnis mit Trier. Whrend die Reichsritter meist un-thtig blieben und dann vereinzelt vom schwbischen Bunde berwltigt wurden, erlag Sickingen selbst inzwischen gechtet dem Angriff der drei Fürsten aus dem Landstuhl (April und Mai 1523). In seinen Fall verwickelte er auch Hutten, der als armer Flcht-ling unter Zwiuglis Obhut in Usnau bei Zrich starb.
4. Der Aufstand erschtterte die Stellung des Reichsregi-ments gegenber den Fürsten, die ihn allein besiegt hatten. Gleich-zeitig erregte es die Besorgnis der Reichsstdte durch das Projekt einer Reichszollgrenze. Beide erzwangen deshalb aus dem Reichstage von Nrnberg Anfang 1524 die Entlassung der bisherigen Mitglieder und die Verlegung seines Sitzes nach Elingen, damit die Auslsung jeder geordneten Reichsregierung. Der Kaiser aber verbot den zur Regelung der kirchlichen Frage in Speier beabsichtigten Reichstag, und der Sonderbund von Regensburg (zwischen sterreich, Bayern, Salzburg und
elf Bischsen) zur selbstndigen Durchfhrung des Wormser Juli Ediktes Juli 1524 entschied die konfessionelle Spaltung 1524 Deutschlands.
5. Andrerseits begann die kirchliche Neugestaltung, da Fürsten und Bischfe sie ablehnten, durch selbstndiges Vorgehen der Gemeinden nach Luthers Anweisung, zuerst in Kursachsen (Wittenberg, Zwickau, Altenburg), Erfurt, Magdeburg, in der Oberlausitz und in Schlesien (Breslau), in den sddeutschen
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Extrahierte Personennamen: Adrian_von_Utrecht August Sickingen
242
Febr. Kothen 1828 nach langem Zollkriege), erst im Februar 1828 Hessen-Darmstadt. Gleichzeitig begrndete Ludwig I. von Bayern (18251848), fr eine fhrende Rolle Bayerns im reinen Deutschland" begeistert, im Januar 1828 einen bayrisch-wrttembergischen Zollverein. Zwischen beide Zollgebiete suchte sich der mitteldeutsche Handelsverein (Sachsen, die th-ringischen Staaten, Kurhessen) einzuschieben, konnte aber die enge Verbindung des preuischen und des bayrischen Zollvereins im Mai 1829 nicht hindern. Die Zunahme der Bevlkerung (von 10 Millionen im Jahre 1816 auf 12s/4 Millionen im Jahre 1831) und des Wohlstandes in Preußen, insbesondere durch die Entwicklung der Industrie und des Verkehrs (Straen-bauten, Eilpost, Handelsvertrag mit England 1824) bewies die Richtigkeit der eingeschlagenen Politik.
c) Die Revolutionen in Spanien und Italien.
1. In Spanien hob Ferdinand Vit. nach der Vertreibung der Franzosen die Verfassung von 1812 auf. Infolgedessen ergriff der Abfall der amerikanischen Koloniallande, der schon 1810 mit dem Aufstande der La-Platalnder und Chiles begonnen hatte, ganz Mittel- und Sdamerika (1819 Volivar Diktator in Columbia, 1824 in Peru, f 1830; Mexiko und Centralamerika 1821), foda schlielich nur Euba und Puertorico
3qu bei Spanien verblieben. Unter solchen Eindrcken ntigte eine
1820 Militrrevolution in Cadix unter Oberst Riego im Januar 1820 den König zur Anerkennung der Verfassung von 1812 und zur Einberufung der Cortes.
2. Dieses Beispiel wirkte in Italien, wo der Ha gegen den Absolutismus der wiederhergestellten Regierungen und gegen die sterreichische Fremdherrschaft schon zur Bildung des national-republikanischen Geheimbundes der Carbonari gefhrt hatte. In Neapel ntigte ein Militraufstand zu Nola (General Pepe) im Juli 1820 Ferdinand I. zur Annahme der spanischen Verfassung, während Stellten sich losri. In Piemont fhrten im Mrz 1821 Militraufstnde in Turin und Alessandria die Abdankung König Vietor Emanuels I. zu Gunsten feines Bruders Karl Felix und die Annahme der spanischen Verfassung herbei, wobei Karl Albert von Savoyen-Carignan der Bewegung sich anschlo.
%an 3. Dem gegenber beschlo der Frstenkongre von
1821 Laibach im Januar 1821, dem ein Ministerkongre in Troppau vorangegangen war, trotz der Bedenken Englands und Frank-
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schsse im Januar 1848 erffneten gnstige Aussichten, zumal der König die regelmige Berufung des Landtags verhie.
3. In seiner romantischen Stimmung bewies der König der katholischen Kirche weitherziges Entgegenkommen, indem erden Verkehr der Bischfe mit Rom vllig freigab, die verhafteten Erzbischse entlie und den Weiterbau des Klner Domes in Angriff nahm (Dombaufest im September 1842). Mit alledem frderte er freilich nur den Ultramontanismus. Zwar rief nun innerhalb des Katholicismus selbst die Ausstellung des sge-nannten heiligen Rockes (Christi) in Trier 1844 namentlich in Schlesien die deutsch-katholische Bewegung (Johannes Ronge, Czerski) hervor, deren Anhnger Ostern 1845 ein Eon-eil in Leipzig veranstalteten, doch bewies sie geringe innere Kraft und wurde in Bayern, Kurhessen und Sachsen zunchst nicht zugelassen. Da sich hier mit der Verstimmung der die ab-lehnende Haltung der Regierung gegenber den Forderungen der liberalen Opposition (Landtag 1842/3) die grundlose Besorgnis vor katholischen Umtrieben verband, so kam es in Leipzig im August 1845 schon zu blutigen Austritten.
4. In der protestantischen Kirche bevorzugte Friedrich Wilhelm Iv. im Einvernehmen mit dem Kultusminister von Eichhorn die strengglubige Richtung, doch erfllte die Ge-neralfynode 1846 seine Erwartungen nicht. Andrerseits gelangten die Gemeinschaften, die sich von der Union trennten, die Freigemeinden, die auch nach Sachsen sich verbreiteten, und die separiert-altlutherischeu Gemeinden nur zu geringer Bedeutung. Trotz solcher Spaltungen bewies die Entstehung
1843 des Gustav-Adolf-Bereins 1843 zur Untersttzung evangelischer Glaubensgenossen in der Diaspora, da ein starkes Gefhl der Gemeinschaft in der deutsch-evaugelischeu Kirche lebe.
5. Alle diese Bewegungen steigerten das Interesse an ffent-lichen Angelegenheiten, doch richtete sich dasselbe ganz vorwiegend auf freiheitliche Gestaltung der Einzelstaaten. Das National-gefhl und damit das Bedrfnis nach krftigerer Einigung Deutschlands wurde zuerst durch die Bestrebungen Frank-
1840 reichs nach der Rh eingrenze 1840 (Beckers Rheinlied, Schneckenburgers Wacht am Rhein"), nachhaltiger noch durch die schleswig-holsteinische Frage erweckt.
6. In S ch l e s w i g - H o l st e i n, das, obwohl nur Holstein zum Deutschen Reiche und zum Bunde gehrte, ein einheitlicher Staat und mit Dnemark nur durch Personalunion verbunden war,
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Ronge Czerski August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Eichhorn Beckers_Rheinlied Schneckenburgers
Extrahierte Ortsnamen: Rom Klner_Domes Christi Schlesien Leipzig Bayern Kurhessen Sachsen Leipzig Sachsen Deutschlands Rhein" Holstein