140
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand N
n.c.g. Während Rudolf die Empörungen in Siebenbürgen und
Ungarn, sowie die Drohungen der Türken mit Roth zu besei-
tigen weiß, bewirkt in Deutschland, bei der allgemeinen Unzu-
friedenheit, vorzüglich der Churfürst Friedrich Iv. von der
1603.Pfalz die protestantische Union, und Matthias, von den
kaiserlichen Brüdern zum Haupte ihres Hauses erklärt, erhält
das Königreich Ungarn mit Oesterreich und Mähren, — Reli-
1608.gionsfreiheit der Evangelischen in Oesterreich, Majestäts-
brief der Utraquisten in Böhmen; aber durch Herzog Mari-
milian von Baiern die katholische Liga zu Würzburg
(1610). Die Spaltung immer drohender, vorzüglich durch
den Jülichschen Erbschaftsstrcit *) und die Sorglosigkeit des
Kaisers, der, nachdem Matthias auch als König von Böhmen
in Prag gekrönt worden, stirbt.
1612. 8) Matthias weiß als Kaiser den Jülichschen Streit,
sowie die zunehmende Spannung der beiden Religionsparteien
nicht zu beschwichtigen, sichert dem eifrig katholischen Erzher-
zoge Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in den öster-
reichischen Staaten und die Hoffnung zum deutschen Throne
(dessen Krönung zu Prag 1617).
Dreißigjähriger Krieg 1618—1648.
1618. ») Utraquistlsche Periode: Der gestörte Kirchenbau
der Utraquisten zu Braunau und der Protestanten zu Kloster-
grab in Böhmen veranlaßt Klagen, und nach der strengen Ant-
wort des Kaisers die Rache an den kaiserlichen Statthaltern
Slaw ata und Martiniz mit ihrem Sccretäre Fabricius
in Prag. Die Häupter der Utraquisten: Graf von Thurn,
Colon von Fels, Paul von Rziczan, Wilhelm von Lobkowitz rc.
treffen ihre Dcrtheidigungsanstalteu, und dehnen ihre Empörung
weiter aus. Die kaiserlichen Heere zurückgeschlageu,— Budweis.
Die protestantischen Uuirteu unterstützen heimlich die Böhmen, —
Graf Ernst von Mansfeld erobert Pilsen. Matthias stirbt.
1619. 0) Ferdinand Ii., König von Ungarn und Böhmen,
und Beherrscher der gesammten österreichischen Erbländer,
*) Zwischen Churbrandenburg und Pfalz-Neuburg, s. die Tabelle.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rudolf Rudolf Roth Friedrich_Iv Friedrich Matthias Matthias Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Fabricius Graf_von_Thurn Paul_von_Rziczan Wilhelm_von_Lobkowitz Wilhelm Graf_Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand
Marimilian n, Rudolf Ii. Neligivnsspaltungen. 139
n.ñ.t.
6) Maximilian H., Ferdinands Sohn, erwirbt sich,1562.
nachdem sein Vater in Wien in unermüdeter Thätigkeit gestorben
()564), durch seine Unparteilichkeit allgemeines Vertrauen.
Der Churfürft Friedrich von der Pfalz tritt zu der refor-1566.
mirten Lehre über.
Der Sultan Solimán Ii. bricht mit dem Fürsten Sicg-
mund von Siebenbürgen in Ungarn ein, belagert und erobert
Sigcth (Zriny); sein Nachfolger Selim Ii. schließt Frieden.
Der Herzog Johann Friedrich der Mittlere von Sachsen
als beharrlicher Beschützer des geächteten Grumbach in lebens-
länglicher Gefangenschaft.
Maximilian, im Begriffe, den ihm angetragenen Thron
von Polen in Besitz zu nehmen, stirbt 1576.
7) R ndolf H. täuscht, am spanischen Hofe (Philipps Ii.11576.
erzogen, alle günstige Erwartungen. Parteiungen und Reli-
gionsverfolgungen brechen überall hervor.
Abfall der Niederlande durch Philipps Ii. Unduldsamkeit,
— Inquisition; empörende Grausamkeiten des Statthalters
Herzogs von Alba; seit 1569 allgemeiner Aufstand, — Meer-
Gueusen für die oranische Partei (Egmvnt hingcrichtet).
Wilhelm von Oranien bewirkt die Utrechter Union:1579.
Holland, Seeland, Utrecht, Geldern und Friesland, später
Ober-Assel und Groningen*).
In Oesterreich werden die Evangelischen verfolgt; in der
Pfalz wie in Sachsen ist Spaltung zwischen den Reformirten
und Lutherischen; in Aachen, Köln und Straßburg zwischen
den Katholischen und Protestanten, — Churfürst Gebhard von
Köln ic.**).
Wilhelm wird 1584 ermordet, sein Sohn Moriz setzt den
Kampf glücklich fort; Waffenstillstand 1609; die völlige Anerkennung
der Union erfolgt ini westphälischen Frieden.
**) Auf gleiche Wehe werden damals in England unter Elisabeth
die Katholischen verfolgt, und selbst Maria Stuart, die eifrig katho-
lische Königin von Schottland, Jakobs V Tochter, wird durch Elisabeth,
zu der sie geflohen, nach langjährigem Gefängniß 1587 hingerichtet; —
im folgenden Jahre die unüberwindliche Flotte (Armada) Philipps Ii.
von Spanien vernichtet, s. die Tabelle.
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Extrahierte Personennamen: Marimilian Rudolf_Ii Rudolf Maximilian_H. Maximilian Ferdinands Friedrich Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Grumbach Maximilian Maximilian Philipps Philipps Philipps Herzogs_von_Alba Wilhelm Gebhard_von
Köln Wilhelm Moriz Maria_Stuart Maria Jakobs Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Ferdinands Wien Ungarn Sachsen Polen Niederlande Holland Seeland Utrecht Friesland Oesterreich Sachsen Aachen England Schottland Spanien
56 ...
d) Der Kampf bis zur Union von Utrecht 1579.
1. Die Erhebung zunchst nur fr das alte Landesrecht und
April die Religionsfreiheit begann in den feetchtigen Nordprovinzen
1572 mit der Einnahme von Brielle 1. April 1572 durch die Wassergeusen unter Gras Wilhelm de la Mark (Egmonts Vetter), die Oranien mit Kaperbriefen versehen hatte, England im stillen untersttzte. Seeland und Holland schlssen sich an, erkannten Oranien als Statthalter an und bewilligten ihm eine Kriegssteuer. Aber dem Einbruch Oraniens in die Sd-Provinzen, wo sein Bruder Mns (Bergen) genommen hatte, entzog die Bartholomusnacht (24. August) den gehossten Rck-halt an Frankreich, und Albas Sohn, Friedrich von Toledo, wtete grlich in Holland (Naarden, Haarlem), bis er vor der verzweifelten Gegenwehr von Alkmaar (unter Oranien) zurck-
Decbr. wich. Vom wtendsten Hasse verfolgt und trotz aller Er-
1573 Pressungen in Geldnot nahm Alba seinen Abschied Dec. 1573.
2. Sein Nachfolger, Luis de Zuniga y Requefens 1573/6, beruhigte die Sd- und Mittelprovinzen, wo der Pro-testantismus ausgerottet oder geschwcht war, durch Amnestie und Aufhebung des Blutrats, konnte aber den Nordprovinzen die Religionsfreiheit nicht gewhren, und diese schrften den Gegensatz durch Annahme des Calvinismus (Synode von .Dortrecht 1574). Der Versuch, von Deutschland aus das be-
April lagerte Lehden zu entsetzen, scheiterte in der Schlacht auf der
1574 Mooker Haide 14. April 1574 (Ludwig und Heinrich von Nassau -};) Leyden aber behauptete sich, bis die Durchstechung der Deiche der seelndischen Flotte den Weg zur Stadt bahnte (3. Oktober). Zur Belohnung erhielt es die erste protestantische Universitt der Niederlande (Februar 1575). Durch die Union Hollands und Seelands 1575 fr die Dauer des Krieges und durch die bertragung der frstlichen Rechte an Oranien wurde die Losreiung von Spanien vorbereitet.
3. Dem Tod Zunigas Mrz 1576 folgte die groe Meuterei" seiner unbezahlten Sldner. Ihre Verheerungen in Flandern und Brabant, besonders die entsetzliche Plnde-ruug von Antwerpen 4. November, trieben die meisten Sd-
Nov. Provinzen zum Anschlu an den Norden in der Genter Pd-
1576 sikation 8. November 1576 (Abzug der spanischen Truppen, Suspension der Ketzeredikte, Anerkennung des Calvinismus in Holland und Seeland). Der neue Generalstatthalter Don Juan t)'Austritt mute, gedrngt noch durch die Brsseler Union,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm August Friedrich_von_Toledo Friedrich Luis_de_Zuniga_y_Requefens Ludwig Ludwig Heinrich_von_Nassau Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Utrecht England Holland Frankreich Albas Holland Haarlem Deutschland Niederlande Hollands Spanien Flandern Brabant Antwerpen Holland Seeland
35
den beiden durch Ludwigs Fall erledigten Kronen gewann Erz-Herzog Ferdinand I. die bhmische durch Wahl der bhmischen Stnde (Krnung Februar 1527). Der ungarischen bemchtigte sich zunchst der ehrgeizige Wojewode von Siebenbrgen, Johann Zapolya, gesttzt auf den grten Teil des Adels; dann aber siegte Ferdinand September 1527 mit Hilfe der deutschen Partei bei Tokaj und lie sich in Stuhlweienburg krnen. Doch 1529 setzte Soliman den Johann Zapolya als trkischen Vasallen wieder Sept. ein, nahm die Burg von Ofen und begann im September die 1529 Belagerung von Wien, das sich indes gegen seine ungeheure bermacht tapfer verteidigte. Mangel und der Anmarsch eines Reichsheeres bewogen ihn im Oktober zum Abzge, doch blieb Ungarn mit Ausnahme der westlichen und nrdlichen Grenzgebiete in Zapolyas Hnden.
5. Ermutigt durch die italienischen Siege des Kaisers ver-fgte die katholische Mehrheit des (2.) Reichstags von Speier 1529 die Einstellung der kirchlichen Neuerungen. Gegen diese 1529 einseitige Aushebung des Beschlusses von 1526 unterzeichneten
19. April 7 Fürsten und 13 Reichsstdte die Protestation von Speier, die indes in den Reichstagsabschied nicht ausgenommen wurde. Trotzdem verstndigten sich die Protestierenden" (Protestanten) weder mit den Schweizern in Marburg, wie Philipp von Hessen riet (s. S. 33), noch wagten sie es, sich unter-einander gegen den Kaiser, als ihre legitime Obrigkeit, zu verbnden, stellten aber, Luthers Mahnung solgend, pflichtmig ihre Reichshilfe gegen die Trken.
6. Die Doppelkrnung Karls V. in Bologna Febr. ^e6r 1530, vollzogen durch Papst Clemens Vii., steigerte die Gefahr, 1530 denn sie besiegelte die Unterwerfung Italiens unter die spanische Herrschast und das Bndnis zwischen Kaiser und Papst zur Einsetzung Alexanders von Medi als Herzog von Florenz (bergabe der unter Michelangelos Mitwirkung tapfer vertei-digten Stadt Oktober 1530) und zur Vernichtung der Ketzerei.
Die Entscheidung wollte Karl V. auf dem Reichstage von Augsburg persnlich herbeifhren. Der Aufforderung an beide Parteien, ihre Lehrmeinungen seinem Schiedssprche zu unter-werfen, entsprachen hier die Protestanten, voran Johann der Be-stndige und Philipp von Hessen, durch die Confessio Au- ^ gustana, das gemeinsame Werk Melanchthons und Luthers, c^t der aus der Coburg zurckgeblieben war (verlesen 25. Juni). 1530 Vier sddeutsche Reichsstdte bergaben die etwas abweichende
3*
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ferdinand_I. Ferdinand_I. Johann_Zapolya Johann Ferdinand Soliman Johann_Zapolya Johann )_Reichstags_von_Speier Philipp_von_Hessen Philipp Karls_V. Clemens_Vii Alexanders_von_Medi Alexanders Michelangelos Karl_V. Karl_V. Johann Philipp_von_Hessen Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Tokaj Stuhlweienburg Wien Zapolyas_Hnden Marburg Luthers Karls Bologna Italiens Florenz Augsburg Melanchthons Luthers Coburg
Katholicismus und seine Vermhlung mit Maximilians I. Schwester Magdalena, um die Hilfe der Liga zu gewinnen, und den bergang Johann Sigismunds von Brandenburg 16081609) zum Calvinismus, der ihm die Untersttzung der Niederlande sicherte. Da aber Frankreich nach Heinrichs Iv. Ermordung nicht eingriff, so schlssen beide den vorlufigen 1614 Teilungsvertrag von Xanten 1614 (an Brandenburg Cleve, Mark und Ravensberg, an Pfalz - Neuburg Jlich - Berg). 1618 Dieser westdeutschen Erwerbung folgte 1618 der bergang des Herzogtums Preußen an das Kurhaus Branden-brg nach dem Tode des schwachsinnigen Albrecht Friedrich (15681618). Beides legte den ersten Grund zu Brandenburgs Machtstellung in Norddeutschland.
c) Die Habsburger und die protestantischen Stnde in sterreich und Ungarn.
1. Seit Ferdinands I. Tode 1564 waren die habsburgischen Lnder zwischen der lteren und jngeren Linie geteilt, soda jene (Maximilian Ii., Rudolf Ii.) sterreich, Bhmen und Un-garn, diese (Karl, Ferdinand Ii.) Steiermark, Krnten und Krain (Jnnersterreich) beherrschte. Tirol dem Gesamthause verblieb (Statthalter Ferdinand, Kaiser Ferdinands I. jngster Sohn, dann Maximilian). Einander gegenber standen in allen Lndern der Protestantismus, mit der Libertt" der Stnde verbndet und sie verstrkend, und die aus den Katholicismus sich sttzende lan-desfrstliche Macht, die jene zurckzudrngen suchte und deshalb auch den Protestantismus bekmpfte. Ihr Sieg blieb in Inner-sterreich unter Erzherzog Karl 15^6-^1590 unentschieden, da
1571 dieser zwar 1571 die Jesuiten in Graz ausnahm und 1585 ihnen die Universitt bertrug, aber auch den Evangelischen Zugestndnisse machen mute, und wurde erst von Ferdinand Ii.*) mit brutaler Gewalt durchgesetzt (1598 Ausweisung der evangelischen Prediger 1600 und Lehrer aus den landesfrstlichen Stdten, 1600 bertritt der Brgerschaften erzwungen, dann hnliches Vorgehen gegen den Adel).
2. In Ober- und Nieder-Osterreich erreichten der Statthalter Erzherzog Matthias, Rudolfs Ii. Bruder, und Mel-chior Klefl, 1588 Bischof von Wiener-Neustadt, nur teilweise die Herstellung der katholischen Pfarreien und die Unterdrckung des
*) geboren 1578, Sohn Karls und Marias von Bayern, Schwester Albrechts V., mit seinem Vetter Maximilian I. in Ingolstadt von den Jesuiten erzogen, 1596 mndig.
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Extrahierte Personennamen: Maximilians_I. Magdalena Johann_Sigismunds Johann Heinrichs Heinrichs Albrecht_Friedrich_( Albrecht Friedrich Ferdinands_I. Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Karl Karl Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinands_I. Maximilian) Maximilian Karl_15^6-^1590 Karl Ferdinand_Ii Ferdinand Matthias Rudolfs Karls Marias_von_Bayern Marias Albrechts_V. Albrechts_V. Maximilian_I. Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Niederlande Frankreich Xanten Brandenburg Ravensberg Brandenburgs Norddeutschland Ungarn Krain Graz Nieder-Osterreich Rudolfs Wiener-Neustadt Karls Ingolstadt
86
5. Als aber der Kaiser trotz seiner Ausshnung mit Mat-thias 1610 die Nachfolge in Bhmen seinem Vetter Leopold, Bischof von Passau, zuwenden wollte, und dieser mit seinen Truppen, den Passauern", Februar 1611 Prag besetzte, um auf
Mrz die Stnde zu wirken, so riefen diese Matthias herbei und er-
1611 zwangen Rudolfs Ii. Abdankung Mrz 1611. Der Kaiser starb 20.' Januar 1612.
6. Unter Matthias, 1612 1619 auch Kaiser, versuchte auf dem Reichstage von Regensburg 1613 Klefl als sein leitender Minister eine Vermittlung der kirchlichen Gegen-stze im Reiche, doch milang nicht nur diese, sondern der Kaiser trat auch mit den geistlichen Kurfrsten der Liga bei. Mit der Anerkennung der Nachfolge Ferdinands Ii. von Steier-
1617 mark in Bhmen (1617) und Ungarn (1618), der Philipp Iii. von Spanien, obwohl als Enkel Maximilians Ii. von dessen Tochter Anna nher berechtigt, gegen Abtretung des elsssischen Sundgaus (Vertrag von Graz 1617) zustimmte, gewann auch in Bhmen die strengkatholische Partei das ber-gewicht. ___
2. Der dreiigjhrige Krieg.
16181648.
Der dreiigjhrige Krieg ist der groe Entscheidungskampf der aufs uerste gespannten kirchlichen und politischen Gegen-stze in Deutschland, der protestantisch-reichsfrstlicheu Interessen und der habsbnrgifch-katholifchen Politik, welche noch einmal die Herstellung ihres bergewichts in Deutschland und Europa er-strebt. Da kein deutscher Fnft sie wirksam zu bekmpfen vermag, so treten gegen sie bald die auswrtigen Mchte ein, erst Dnemark, dann Schweden, endlich auch Frankreich, das letztere durchaus im politischen Interesse, soda seit 1635 die kirchlichen Gegenstze zurckweichen, während von der andern Seite Spanien die sterreichischen Habsburger untersttzt, soweit sein Kampf mit den Niederlndern es zult. Der Krieg wird dadurch zum europischen, dem ersten in der Geschichte. Er endet in sterreich mit dem Siege der habsburgisch-katholischen, im brigen Deutschland mit dem der protestantisch-reichssrst-lichen Sache, berall mit tdlicher Erschpfung der Volkskraft.
a) Der bhmisch-pflzische Krieg.
16181623.
1. Den Ansto zum Konflikt in Bhmen gaben Verletzungen des Majesttsbriefes, besonders die Verhinderung protestantischer
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Matthias Rudolfs Matthias Ferdinands Philipp_Iii Philipp Maximilians Anna
Extrahierte Ortsnamen: Rudolfs Regensburg Ferdinands Steier- Ungarn Spanien Maximilians Graz Deutschland Deutschland Europa Schweden Frankreich Spanien Deutschland
18
Gemahl von Ludwigs Schwester Anna (seine Schwester
Maria Ludwigs Wittwe), und schon seit 1521 im Besitz
der deutsch-habsburgischen Länder, die Königskrone von
Böhmen niit seinen Nebenländern und Ungarn erhält.
1527 Gegenkönig der Woiwode von Siebenbürgen Johann Za-
1529 polya, seit 1529 dem Sultan zinspflichtig. Die Türken
"32 vor Wien; erfolglose Belagerung. Abermaliger Einfall 1532.
1527—1529
Zweiter Krieg zwischen Karl V und Franz I.
Gegen Karls V Uebermacht bildet sich 1526 die Ligue zu
Cognac zwischen Frankreich, Venedig, Florenz, Mailand,
(Franz Sforza) dem Pabst Clemens Vii und England.
Franz I aus der Gefangenschaft befreit, nachdem er seine
beiden Söhne als Geißel gestellt, weigert, durch eine Burgun-
dische Notabeln-Verfammlung bestärkt und von Clemens Vii
feines Eides entbunden, die Abtretung Burgunds. Eroberung
1527 und Plünderung Roms durch die Kaiserlichen unter Karl
von Bourbon, der beim Sturm den Tod fand; (auch Georg
Frundsberg s), zeitweise Gefangenhaltung des Pabstes.
1528 Lautree belagert vergeblich Neapel; Uebertritt des Genue-
sischen Admirals Andreas Doria zu Karl V; Genua unab-
"r« hängig von Frankreich. Im Damenfrieden von Cam-
brai verzichtet u. a. Franz auf alle Ansprüche in Italien
und kauft feine Söhne los; Karl überläßt Mailand gegen
Tribut an Franz Sforza, den Kirchenstaat und den Principat
über Florenz dem Pabst. —
"29 d. Auf dem zweiten Reichstag z u S p e i e r 1529 wurde
unter dem Einfluß des zunehmenden Kriegsglücks Karls V und
feines wiederhergestellten guten Einvernehmens mit dem Pabste
durch eine katholische Majorität beschlossen: die Stände, die bis-
her das Wormser Edict gehalten, sollten es auch ferner halten,
in den andern Landschaften aber keine weitere Neuerung vorge-
nommen, kein geistlicher Stand seiner weltlichen Macht verlustig
werden; also wurde der Reformation Stillestand geboten; dagegen
Protest (später „Protestanten") der Minorität und Appellation
an ein allgemeines oder deutsches Concilium.
1530 e. Reichstag z u Augsburg 1530. Karl V kam als
Sieger über Frankreich, Italien, den Pabst und (1530) von letz-
terem in Bologna zum Kaiser gekrönt, zum Reichstag mit der
Absicht, die seinem Streben nach einheitlicher Reichsregierung
hinderliche Kirchenspaltung zu unterdrücken. Melanchthons Con-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Schwester_Anna_( Ludwigs Maria_Ludwigs Maria Ludwigs Johann_Za- Johann Karl_V Karl Franz_I. Karls Franz_Sforza Franz Clemens_Vii Franz_I Franz Clemens_Vii Karl
von_Bourbon Karl Georg
Frundsberg Andreas_Doria Karl_V Karl Franz Franz Karl Karl Franz_Sforza Franz Karls Karl_V Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wien Karls Frankreich Venedig Florenz Mailand England Burgunds Roms Neapel Genua Frankreich Italien Mailand Karls Frankreich Italien Bologna Melanchthons
28
theokratische Macht, giebt bet Kirche demokratische Formen. Sein Nachfolger
Theodor Beza (äe Beze) 1519—1605.
Genf durch Calvin der Mittelpunkt der reformierten Kirche.
Von hier gehen Wirkungen aus namentlich nach Frankreich, Schott-
land, England, den Niederlanden, wo indeß früher schon die
lutherische Richtung, aber eruch wiedertäuferische Lehren (auch nach
der Müusterschen Katastrophe) eingedrungen waren.
Geographisches Bild der Niederlande.
Geschichte des Abfalls.
1. Bis zu Herzog Albas Ankunft in den Niederlanden 1367.
Karl V befolgte in Bezug auf die Niederlande (den burgun-
dischen Kreis) namentlich zwei Mgiernngsgruudsatze: 1. Die katho-
lische Kirche als die^allein herrschende zrt wahren, also das Wormser
Edict und weitere Verordnungen (die s. g. Placate) streng aus-
zuführen: 2. den Zusammenhang dieser Territorien mit dein
deutschen Reich unter Erweiterung seiner Fürstengewalt möglichst
zu lösen — eilt politischer Fehlgriff, indem dadurch das Land
seiner natürlichen Verbindung entzogen ward und die unnatürliche
mit Spanien um so greller hervortrat.
Verfassung der Niederlande. An der Spitze des
Ganzen standen ein Generalstatthalter (unter Karl V seine
Schwester Maria, die Königin-Wittwe von Ungarn, dann sein
Neffe Herzog Emanuel Philibert von Savoyen) und die General-
staaten, an der Spitze der einzelnen (17) Provinzen Unter-
statth alter und Provinzial st aaten. Gemeinsame und pro-
vinzielle Regierungsbehörden.
Unter dem hohen Landesadel, der im Besitz der Unterstatt-
halterschaften und Staatsrathsstellen war, aber durch Philipp
mehr und mehr politisch machtlos wurde, ragten beim Tode
Karls V hervor
W ilh elm Graf von Nassau (taciturnus), 1533 in Dillenburg ge-
boten, Erbe der früher durch Heirat erworbenen niederländischen und franzö-
sischen Besitzungen seines Hauses, als Kind lutherisch, am Hofe Karls V katho-
lisch erzogen, später reformiert, in zweiter Ehe mit einer Tochter des Kurfürsten
Moritz von Sachsen verhejrathet, unter Philipp Ii Statthalter von Holland,
Seeland, Utrecht.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Beza Albas Karl_V Karl Karl Karl Maria Maria Emanuel_Philibert_von_Savoyen Philipp Philipp Karls Karls Moritz_von_Sachsen Philipp_Ii_Statthalter_von_Holland Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Niederlanden Niederlande Niederlanden Niederlande Spanien Niederlande Ungarn Karls Nassau Dillenburg Karls Seeland Utrecht
36
geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
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gegen seinen Bruder Matthias behauptete, war jener sogar genötigt gewesen den Evangelischen große Zugeständnisse durch den Majestätsbrief (1609) zu machen. Es lag wohl nicht in seiner Absicht dieselben zu halten, doch war er viel zu schwach und unselbständig. Sein Hauptzeitvertreib war die Beschäftigung mit seinen Pferden und die Sterndeuterei; indessen kam seine Vorliebe zur Astrologie auch indirekt der Astronomie zu gute, indem er dem Dänen Tycho de Brahe und dem Deutschen Kepler, dem Entdecker der Bewegungsgesetze der himmlischen Körper, seine Gunst zuwandte.
Nach seinem Tode folgte ihm sein kinderloser Bruder Matthias 1612—1619, der die ganze deutsch-habsburgische Macht seinem Vetter Ferdinand von Steiermark vererbte. Ehe dieser jedoch die Herrschaft antrat, brach der unselige große Krieg aus.
§ 29. Der Mfall der Niederlande.
Bei seiner Abdankung in Brüssel hatte Karl V. sich auf die Schulter seines jungen Freundes Wilhelm von Oranien gestützt ohne Ahnung, daß in diesem Manne seinem Hause der furchtbarste Feind erwachsen würde. Philipp von Spanien trat die Regierung mit großen Hoffnungen an; wenn ihm auch die deutschen Besitzungen seines Hauses nicht zugefallen waren, so glaubte er reichen Ersatz dafür in seiner ehelichen Verbindung mit der englischen Königin Mari a zu finden-Doch starb diese schon 1558, und nicht er, sondern die Schwester seiner Gemahlin, Elisabeth, seine unversöhnliche Feindin, bestieg den englischen Thron.
In den Niederlanden war der spanische Herrscher durchaus unbeliebt. Was man seinem Vater, einem gebornen Genter, zu gute gehalten hatte, seine Bemühung "die katholische Kirche selbst den politischen Freiheiten des Landes zum Trotz als herrschende zu erhalten, war man nicht willens sich vom Sohne gefallen zu lassen. Den ersten Anstoß erregte er durch eigenmächtige Errichtung einer Anzahl von neuen Bischofssitzen und dnrch Einführung der Inquisition. Seine Halbschwester Margarethe vonparma, die er in Brüssel als Statthalterin eingesetzt hatte, sah sich bald genötigt ihren Berather, den Cardinal Gran-vella, den man für den Hanptanstifter jener Maßregeln hielt, zu entlassen. Als sie aber fortfuhr Philipps strenge Befehle gegen die mächtig eindringende reformierte Lehre auszuführen, wuchs die Zahl der Unzufriedenen immer mehr, und es bildete sich der Bund der Geusen Eben, Geschichtsabriß. 10
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Extrahierte Personennamen: Matthias Matthias_1612—1619 Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Karl_V. Karl_V. Wilhelm Philipp_von_Spanien Philipp Königin_Mari Elisabeth Margarethe Cardinal_Gran-vella Philipps Philipps