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1911 wurden ausgeführt u. a. Wein (166 Mill. Mk.), Getreide (64), Tiere (27), Tafelfrüchte
(13), Eisenerz (10), Phosphate (8,8), Tabak (8), Zinkerz (8), Kork (8), Gemüse (7,8),
Wolle (6.5), Häute und Felle (6,3), Halfa (5,7), Olivenöl ,3,9), Kartoffeln (2,9) usw.
Da die französischen Kolonien durch Zollschranken gegen alle fremden Länder ab-
geschlossen sind, fällt Frankreich naturgemäß der Löwenanteil (mehr als 3/4) vom Außen-
handel Algeriens zu. Deutschland war 1911 an der Ausfuhr mit 26, an der Einfuhr
nur mit 4,2 Mill "M. beteiligt.
Siedlungen» Algerien ist zum Zwecke der Verwaltung in drei, nach ihren Haupt-
städten Oran, Algier und Konstantine benannten Provinzen eingeteilt. Alschier (franz.
Alger [alsdjelh] 172000 E.), die Hauptstadt, liegt einzig schön an der Westseite einer
geräumigen Bucht und steigt in Stufen an einem steilen Hügel empor, auf dessen Höhe
die Kasba oder Zitadelle steht. Die Unterstadt, die fast ganz von Europäern bewohnt
wird, hat breite Straßen, freie, mit Palmen besetzte Plätze, hohe, schöne Häuser, Gasthöfe,
Theater, Kirchen u. a. Prachtbauten wie die europäischen Großstädte. Die obere oder
Maurenstadt dagegen bildet ein Gewirr von engen, winkligen, häufig treppenförmig an-
steigenden Gassen mit von außen unscheinbaren, im Innern oft prächtig ausgestatteten Häusern
{Abb. 3). Alschier ist stark befestigt, hat einen geräumigen, durch mächtige Steindämme
geschützten Hafen, wissenschaftliche Anstalten, darunter einen großen botanischen Garten,
und ist der erste Handelsplatz des Landes. Im Westalgerien liegt Ora»» (123 000 E.),
dessen Handel dem von Algier nur wenig nachsteht, in Ostalgerien, 87 km von der Küste,
Konstantine (65 000 E.), das alte Cirta. Die wichtigsten Häfen sind hier Philippeville
(27000 E.) und Bona (42000 E.), das alte Hippo Regius. Im Innern nahe der
marokkanischen Grenze, Tlemsen (40000 E).
4. Tunesien.
(120000 qkm, 1,9 Mill. E., 16 auf 1 qkm).
Das Land. Die 650 km lange Küste Tunesiens ist an der Ost-
feite, der Kleinen Syrte, flach und sandig, im N. dagegen steil und felsig wie
die Algeriens, jedoch besser gegliedert und leichter zugänglich. Wichtig ist be-
sonders die von N.-O. her eindringende Bucht von Tunis. Der N. und W.
des Landes wird von den Fortsetzungen des Algerischen Atlas erfüllt. Die Berg-
züge sind aber hier bedeutend niedriger und rücken näher aneinander. Zwischen
beiden liegt ein breites, von Schwemmland bedecktes Längental, das von der
Metscherda, dem Bagradas der Alten, durchflössen wird. Der Fluß ist zwar
nicht schiffbar, führt aber das ganze Jahr hindurch Wasser und befruchtet das Land
durch seine Schlammablagerungen. Der O. und S. Tunesiens sind flach. Unmittel-
bar s. vom Atlas liegt eine von Schotts bedeckte muldenförmige Senke, die bis
20 m unter den Meeresspiegel hinabreicht. Das Flachland ist in seinem
n. Teile fruchtbar und gut angebaut, geht aber weiter nach S. in Steppenland
und endlich in die Wüste über. Wie in Algerien, so liegen auch hier zahl-
reiche Oasen mit großen Dattelpflanzungen.
Wirtschaftsverhältnisse. Tunesien besitzt Algerien gegenüber manche Vor-
züge. Seine Lage an der Straße von Tunis, an der Grenze des w. und ö.
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Tabak, Mohn und Reis. Das Handwerk erzeugt Webstofse, Teppiche und
Metallwaren.
Dastarimbecken nebst den angrenzenden Gebirgslandschaften, zusammen Ostturkeftau
genannt, gehört zum Chinesischen Reiche. Die größeren Siedlungen liegen sämtlich am
Fusze der hohen Randgebirge in Hufeisenform gruppiert. „Sie bestehen aus Lehmhütten
und Steinhäusern mit engen, dunklen Höfen an ebenso engen Straßen und sind von
Gärten und Feldern umgeben" (Sievers). Die bedeutendsten Städte liegen im W.:
Jarkand (120000 E.) und Kaschgar (80000 E.), beide mit bedeutendem Karawanen-
verkehr, der sich bis nach China und Indien auf der einen, bis nach Turan auf der
andern Seite erstreckt.
Die Mongolei, auch Wüste Gobi oder Schamo (d. h. Sandmeer)
genannt, ist 3l/2 mal so groß wie das Tarimbecken. Ihre Höhe beträgt
1200—1500 ra, sinkt aber im mittleren Teile bis aus 600 in herab. Zahl-
reiche Bergketten durchziehen das Land. Insbesondere von den Randgebirgen
streichen mächtige Züge ins Innere hinein und gliedern verschiedene Becken ab.
Tie größte dieser Mulden ist die Dsnngarei zwischen dem Tienschan und dem
Altai. Sie senkt sich bis auf 300 in und bildet die große Ausgangspforte
Jnnerasiens nach W. hin. Durch dieses „Völkertor" sind im Mittelalter die
Hunnen, die Mongolen und die Türken nach Europa vorgedrungen, und von
jeher hat es auch für deu friedlichen Verkehr eine wichtige Rolle gespielt. Die
zahlreichen Flüsse des n. Gebirgsrandes nehmen fast sämtlich ihren Weg nach
N., nach Sibirien. Im S. tritt der Hoangho in die Gobi ein, beschreibt ein
großes Viereck und verläßt sie dann wieder. Nur kleinere Flüsse strömen von
den Nandgebirgen ins Innere, versiegen aber nach kurzem Lause.
Das Klima ist bedeutend kälter als das des Tarimbeckens. Die mittlere Jahres-
wärme beträgt in Urga —2°; der Januar hat —26, der Juli 171ji. Die Niederschläge
sind gering (20—45 cm). Daher ist die Gobi fast überall Steppe oder Wüste, teils Fels-
und Kies-, teils Sand- und Lehmwüste. Die Pflanzenarmut ist aber nicht so schlimm wie
in der Sahara, weil der im Winter fallende Schnee im Frühjahr bei der Schmelze den
Boden tief durchfeuchtet, so daß um diese Zeit fast überall Gras und Kräuter empor-
sprossen. Die n. Randgebirge enthalten auch Wälder und Weiden. Der eigentliche Kultur-
boden ist auf die von den Gebirgsbächen bewässerten Randgebiete beschränkt.
Den Hauptteil der Bevölkerung bilden die eigentlichen Mongolen, bei
denen das Gepräge der Rasse am schärfsten zum Ausdruck kommt. Die Haupt-
kennzeichen sind ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen,
platter Nase und schiefgeschlitzten Augen, gelbgraue Hautfarbe und schwarzes,
straffes Haar. Die Mongolen sind überwiegend Nomaden, die in Filzzelten
(Jurten) wohnen und Rinder, Pferde, Schafe und zweihöckerige Kamele züchten.
Sie genießen fast nur tierische Nahrung: Fleisch, Milch und Käse, wozu als Ge-
tränk noch der billige, aus China eingeführte Ziegeltee kommt. Ursprünglich
waren die Mongolen ein unbändig wildes und rohes Volk — man denke an
die Hunnen —, aber unter dem Einflüsse des Buddhismus, den sie angenommen
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Extrahierte Personennamen: Sievers
Extrahierte Ortsnamen: Hufeisenform China Indien Mongolei Jnnerasiens Europa Sibirien Sahara China
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des Geschäftsverkehrs, und die Mandschustadt, in der sich die mandschurischen Eroberer
niedergelassen haben, die 1644 China eroberten. In ihr liegt wieder als ein Quadrat die
gartenreiche Kaiserstadt, in der die Beamten und die Dienerschaft des Hofes wohnen,
und mitten in dieser, wieder von Mauern umrahmt, die Verbotene Stadt, der Wohnsitz
des Kaisers, mit prächtigen Palästen, Tempeln und Gartenanlagen. .Alle Dächer sind hier
mit gelbglasierten Ziegeln gedeckt, die in der Sonne wie Gold glänzen. Nur bei kaiserlichen
Bauten dürfen solche Ziegel verwendet werden. Ein besonderes, stark befestigtes Stadtviertel
bewohnen auch die fremden Gesandten. Seit der Belagerung und teilweisen Zerstörung
während des Boxeraufstandes im Jahre 1900 hat sich dieses sehr verändert. Es ist jetzt mit
Soldaten aller Völker angefüllt, und die Entschädigungssummen, die China hat zahlen müssen,
hat man dazu verwandt, stattliche Botschaftspaläste, andere öffentliche Gebäude und Baracken
für die Truppen zu errichten. Deutschland hat sich sogar eine kleine förmliche Festung
mit Wällen, Gräben und Geschützen geschaffen.
Tientsin (800000 E.) am Peiho und Endpunkte des Kaiserkanals, 200 km von
Peking, 80 vom Meere entfernt, ist der Hasen Pekings und eine sehr lebhafte Handelsstadt.
Ein großer Stadtteil wird nur von Europäern bewohnt und gliedert sich in eine französische,
englische und deutsche Ansiedlung. Von der letzteren schreibt ein Reisender: „Zum dritten-
male wechselte das Bild, und durch ein Städtchen der Heimat glaubte ich jetzt zu fahren.
Da war der blaue Briefkasten der Reichspost und über ihm ein blaues Straßenschild mit
deutschem Namen. Hier war eine deutsche Kunsthandlung, dort eine deutsche Bäckerei und
hier wieder ein deutsches Schneidergeschäft. Dann begann ein Villenviertel, wie ich es so
schmuck in ganz Asien noch nicht gesehen hatte. Alle Häuser waren im Stil deutscher
Landhäuser gehalten, alle glänzten vor Sauberkeit, alle waren mit Gärten umgeben und
mit Efeu oder Weinlaub umrankt. Die deutsche Konsulatsflagge flatterte lustig in ihrer
Mitte, und ein Denkmal aus Erz schloß ihre Reihen wie ein Sinnbild ihrer Gemeinschaft
harmonisch ab. Wir stiegen aus und traten an den erzenen Gesellen heran. Der deutsche
Roland blickte uns ins Angesicht; die Inschrift zu seinen Füßen aber belehrte uns, daß er
hier stehe zum Gedächtnis der deutschen Soldaten, die in den Kämpfen von 1900 gefallen
sind" (I. Dittmar). — Am Mündungstrichter des Jaugtsekiang liegt Nanking (270000 E.)
mit bedeutender Seiden- und Baumwollindustrie. Bedeutend größer ist das nahe der
Mündung gelegene Schanghai (650000 E.), der erste Hafen Chinas und Hauptplatz für
den Seiden- und Teehandel. Auch hier befindet sich eine umfangreiche Europäerstadt mit
großen Kaufhäusern, Banken und Niederlassungen der großen Schiffahrtsgesellschaften. W.
davon Sutschou (500000 E.). Inmitten des Landes, in höchst fruchtbarer Ebene am
Jangtfekiang, Hankon (825000 E.), dem sich noch zwei andere Großstädte mit zusammen
600000 E. unmittelbar anschließen. An einer Bucht s. von Schanghai die Hafenstadt
Hangtfchou (350000 E.); endlich ganz im S., an einem Mündungsarm des Sikiang,
Kanton (900000 E.), die erste Industrie- und zweite Handelsstadt Chinas.
Fremde Besitzungen in China. An den Küsten haben vier fremde Mächte
Besitzungen von zusammen 6000 qkm und 1 Miß. E.
a) Deutsch ist Kiautschou auf der Südostseite der Halbinsel Schantung (Siehe:
Deutsche Kolonien).
d) Englisch: Die kleine Felseninsel Hongkong vor der Bucht von Kanton und
der Kriegshafen Waihaiwai an der Nordostseite von Schantung. Hongkong wurde
1839—42 während des Opiumkrieges von England besetzt und dann festgehalten.
Es hat einen vorzüglichen Hafen, an dem unter der englischen Herrschaft die Stadt
Viktoria (170000 E.) entstanden ist. Diese ist jetzt der Mittelpunkt des ausgedehnten
englischen Handels mit China und Japan und eine „Militär- und Flottenstation ersten
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Extrahierte Personennamen: Dittmar
Extrahierte Ortsnamen: China China Deutschland Peking Pekings Nanking Schanghai Chinas Jangtfekiang Hankon Schanghai Hangtfchou Chinas China Hongkong Schantung Hongkong England Viktoria China Japan
— 5 —
Hautfarbe und schwarzem, braunem, zuweilen auch blondem Haar. Im Gegensatze zu den
Arabern, die eine Vorliebe für das Nomadenleben haben, sind sie größtenteils seßhaft und
treiben Ackerbau, Handwerk und Handel. Sie wohnen in Dörfern, die der allgemeinen
Unsicherheit wegen gewöhnlich auf geschützten, leicht zu verteidigenden Höhen oder Berg-
abhängen liegen und von Mauern oder Dornverhauen umgeben sind. Die Wohnungen,
teils Steinhäuser, teils Lehmhütten, stehen dichtgedrängt aneinander und haben flache, in
regenreichen Gegenden jedoch auch abgeschrägte Dächer. Das Hauptkleidungsstück der Männer
ist ein bis zu den Knien reichendes Wollhemd, das ein Hüftengürtel umschließt. Im
Winter trägt man auch bauschige Pumphosen. Den Kopf deckt ein rotes Mützchen, der
Fes. Dazu kommt dann noch der Burnus, ein weißer, einem Mantelkragen ähnlicher
Überwurf, den sie in malerischen Falten um
die Schultern zu werfen verstehen. Die Frauen
tragen ein längeres Hemd, das mit farbigen
Tüchern verschiedenartig umschlungen wird, und
den ebenfalls weißen Heil, der ihre ganze Ge-
stalt verhüllt, unter dem aber bei den Vor-
nehmen bisweilen prächtige Stickereien zum
Vorschein kommen. In den Städten ist natür-
lich die Tracht reicher und mannigfaltiger.
Wie bei allen morgenländischen Völkern, hat die
Frau eine untergeordnete Stellung und wird
vom Manne gekauft. Doch genießt sie bei den
Berbern viel mehr Freiheit und Ansehen als
bei den Arabern, was auch schon daraus her-
vorgeht, daß sie nicht wie die Frauen der übrigen
mohammedanischen Welt ihr Gesicht durch einen
Schleier verhüllt (Abb. I). Die Berber sind
ein kriegerisches und sreiheitliebendcs Volk, z.
T. von fanatischem Haß gegen die Fremden
erfüllt. Die Franzosen haben in Algerien
lange mit ihnen kämpfen müssen und ihnen
zuletzt größere Freiheit gelassen als den andern Stämmen, und auch in Marokko werden
die neuen Herren schwerlich bald mit ihnen fertig werden.
Die Araber sind größtenteils Viehzüchter, ziehen als Nomaden in den Steppen
umher und wohnen in Zeltdörfern, Dnars. Die Zahl der Juden beträgt in Marokko
rund 100000, in Algerien und Tunis etwa 60000. Sie sind durchweg Kausleute und
haben in Marokko den gesamten Außenhandel in Händen. Sie müssen sich hier aber
schwere Bedrückungen und Beschränkungen ihrer Freiheit gefallen lassen und wohnen in
besonderen Stadtteilen, den Jndenvicrteln (Mellahs), die sie nach Sonnenuntergang nicht
verlassen dürfen. In Algerien sind sie jetzt den anderen Bewohnern gleichgestellt.
Geschichtliches. Die Atlasländer haben eine wechselvolle Geschichte erlebt. Im
grauen Altertum faßten die Phönizier hier festen Fuß und gründeten das seegewaltige
Karthago. Daneben bestanden die Reiche Numidien (Algerien) und Mauretanien
(Marokko). Infolge der Punifchen Kriege kamen dann alle diese Länder unter die Herr-
schaft der Römer. Sie entwickelten sich zu einer hohen Kultur, und als dann später das
Christentum sich verbreitete, schlug es hier besonders tiefe Wurzeln. Die Namen der
Kirchenväter Tertulliau, Cyprian und Augustinus zeugen von der Bedeutung der afri-
kanifchen Kirche. Dann aber, 429, brach der wilde germanische Stamm der Wandalen
Abb. 1. Arabische Frauen in Algerien
mit Heik und Schleier.
(Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd).
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— 91 —
der viel zahlreicheren, bunt gemischten früheren Bevölkerung hervorgegangen, bilden aber
jetzt ein ziemlich einheitliches Volk mit gleicher Sprache und gleicher Religion und fühlen sich alle
als echte Türken. Sie sind körperlich kräftig, aber bequem und träge, ohne Streben nach
Erwerb, daher meist arm. Sie treiben hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht, iu den Städten
Handwerke und Kleinhandel. Von ganz anderer Art sind die Griechen: lebhaft, leicht-
beweglich, hellen Geistes, schlau berechnend, vorwärts strebend. Sie zeichnen sich aus als
tüchtige Seeleute, Winzer, Obstgärtner und Seidenzüchter. Als Kaufleute sind sie durch
ihre Schlauheit und Geriebenheit allen überlegen, und auch in den wissenschaftlichen Berufs-
zweigen stehen sie allen voran. Sie sind die Ärzte, die Rechtsanwälte, Lehrer, Buchhalter,
Bankiers. Kein Wunder, daß sie immer mehr Einfluß gewinnen und die Türken mehr
und mehr zurückdrängen. Den Griechen ähnlich an Rührigkeit und Erwerbssinn sind die
Armenier, die namentlich im O. und N. den Handel in Händen haben und den Griechen
gefährliche Nebenbuhler sind.
Stellung, Geschichtliches. Kleinasien bildet ein Übergangsland zwischen
Europa und Asien. Sein geologischer Bau wie auch seine Gebirgszüge lassen
es als eine Fortsetzung der Balkanhalbinsel erscheinen. Ebenso vollzieht sich
hier der Übergang von dem mehr ozeanischen Klima Europas, das noch an
seinen Küsten herrscht, zu dem Festlandsklima Asiens. Auch geschichtlich ist es
ein Bindeglied zwischen beiden Erdteilen. Über Kleinasien sind wahrscheinlich
die Griechen nach Europa eingewandert, und später kamen auf demselben Wege
die Türken. In umgekehrter Richtung drang die griechische Kultur in Asien
vor. Alexander der Große und die Römer begannen von hier ans die Eroberung
Vorderasiens; im Mittelalter war es der Weg, aus dem die Kreuzfahrer zum
Heiligen Lande zogen. Naturgemäß hat Kleinasien auch im Handelsverkehr
zwischen den beiden Erdteilen von jeher eine Vermittlerrolle gespielt, und seine
Bedeutung in dieser Beziehung wird noch wachsen, wenn erst die Bagdadbahn
fertig ist.
Sehr wechselvoll ist die Geschichte Kleinasiens. Schon früh hatten die Griechen,
wenn wir von der ältesten Zeit absehen, an den Küsten, vor allem an der Westseite und auf
den vorliegenden Inseln, festen Fuß gefaßt. Ihre Kolonien, darunter Milet, Ephefus,
Halikarnaß u.v.a., entwickelten sich zu blühenden Gemeinwesen. Im Innern bestand
lange Zeit das mächtige Reich der Lyder mit der Hauptstadt Sardes. Um 546 v. Chr.
aber wurde dieser Staat durch den Perserkönig Cyrus erobert, und auch die Griechenstädte
kamen unter persische Herrschaft. Später, 334, folgte die Eroberung durch Alexander den
Großen. Ganz Kleinasien wurde iu der Folge hellenisiert. Nach dem Tode Alexanders
entstanden mehrere kleinere Reiche, unter denen Pergamnm mit der gleichnamigen
glänzenden Hauptstadt ein wichtiger Sitz griechischer Kunst und Wissenschaft wurde. Nach
und nach kamen dann diese Reiche unter die Herrschast der Römer. „In jenen Jahr-
Hunderten war Kleinasien ein hoch entwickeltes Land mit reichem Ackerbau, besonders auf
Weizen, mit blühenden großen Städten, guten Bewässerungsanlagen und einem dichten
Netz voit Verkehrswegen." Diese Blüte dauerte auch noch fort unter der Herrschaft der
oströmischen Kaiser. Als aber dann um 1300 die Türken die Halbinsel eroberten, trat der
Versall ein. Die Zahl der Bewohner schmolz unter dem harten Druck rasch dahin, das
Ackerland verödete und wurde zur Steppe, viele Dörfer und Städte sanken in Trümmer,
die Verkehrswege wurden unbrauchbar, und die Häsen versandeten. Erst in neuster Zeit
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cyrus Cyrus Alexander Alexander Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Europa Asien Europas Asiens Kleinasien Europa Asien Kleinasien Kleinasiens Sardes Kleinasien Alexanders Kleinasien
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..blassen Tupfen fast zufälligen Gestrüpps" bedeckt. Er endet im S. mit dem
stattlichen Hermon (2760 in).
Die Bewohner sind überwiegend Semiten, hervorgegangen aus einer
Verschmelzung verschiedener Völkerschaften (Hethitern, Aramäern, Phöniziern,
Juden usw.), die das Land im Altertum bewohnten, und Arabern, die im Mittel-
alter erobernd eindrangen und deren Sprache jetzt in ganz Syrien gesprochen
wird. Von der Gesamtbevölkerung, rund 21/2 Mill., sind etwa 900 000 Christen,
die übrigen Mohammedaner.
Von den Völkerschaften Syriens verdienen die Maroniten und Drusen besonders
erwähnt zu werden, die beide den Libanon bewohnen. Die Maroniten, etwa 250000,
bilden eine eigne christliche Sekte, die aber jetzt mit Rom in Verbindung steht. Sie haben
ihren eignen Patriarchen, eigne Kirchen, Klöster und Schulen und halten ihren Gottesdienst
in altsyrischer Sprache ab. „Sie sind ihrem Glauben mit Treue und Eifer ergeben, überhaupt
ein tapferes und tüchtiges Volk. Ihre Dörfer und 200 Klöster hängen wie Adlernester
an den Vorsprüngen und Stufen des Gebirges, und zuweilen stehen zwei Dörfer senkrecht
übereinander". Die Drusen (100000) besitzen eine merkwürdige Geheimlehre, ein Gemisch
von mohammedanischen, christlichen und altpersischen Glaubenssätzen. Sie sind ein schöner,
kräftiger, tapfrer Menschenschlag, aber treulos und wild. 1860 haben sie unter den Christen
ein furchtbares Blutbad angerichtet, wobei 20000 Menschen ihr Leben verloren. Das gab
den Türken Veranlassung, gegen das unbotmäßige Volk einzuschreiten. Viele verließen
darauf ihre Heimat und fiedelten sich im Haurangebirge an (S. 107).
Wirtschaftlich ist Syrien besser entwickelt als manche andern Gebiete des
Türkischen Reiches. Es werden Getreide, Olivenöl, Südfrüchte, Wolle, Tabak, vor
allem aber Seide ausgeführt. Auch die Industrie in Wollwaren und Teppichen
ist nicht unbedeutend. Die Ausfuhr über die drei wichtigsten Häfen, Beirut,
Tripolis und Alexandretta, hatte 1907 einen Wert von 65 Mill. Mk.
Siedlungen. An der Küste liegt an einer „reizenden, zwischen Berg und Meer
halbmondförmig hingebreiteten Bucht" Beirut (114000 E.), die erste Hafenstadt Syriens.
Sie verdankt diese Stellung ihrem trefflichen Hafen und der leichten Verbindung mit dem
Hinterlaude. Denn von hier führt der bequemste Paß über das Gebirge nach Damaskus.
Nachdem die Franzosen bereits 1863 eine Kunststraße angelegt und einen regelrechten Fuhr-
Werksverkehr eingerichtet hatten, erbauten sie später (1895) die Libanonbahn, auf der
man in 10 Stunden Damaskus erreicht. — Im Altertum war der Küstenstrich von dem
Handels- und gewerbtätigen Volke der Phönizier bewohnt. Ihre großen Städte Tyrus
und Sidon sind aber vom Boden verschwunden, und an ihrer Stelle stehen jetzt unbe-
deutende Siedlungen, Sur und Saida. — In dem zwar regenarmen, aber durch die
Gebirgsflüsse reich bewässerten und fruchtbaren Hohlsyrien sind Homs (50000 E.) und
Hama (60000 E.) an der ns. verlaufenden Bahnstrecke von Damaskus nach Haleb be-
deutende und gewerbtätige Städte. Weiter f. das kleine, aber bekannte Baalbeck, in
dessen Nähe die z. T. noch wohlerhaltenen großartigen Ruinen der Stadt Heliopolis
liegen. Jenseits des Antilibanon Damaskus (250000 E.), eine der ältesten Städte der
Erde. Es liegt in einer großen, von den Bächen des Antilibanons bewässerten üppigen
Oase. Ergiebige Felder, Fruchigärten und Dattelhaine umgeben die Stadt, die der Araber
mit Stolz als das „Auge der Wüste" bezeichnet. Durch Jahrtausende hindurch hat Damaskus
seine Größe bewahrt. Es ist ein lebhafter Handelsplatz, der Kreuzungspunkt mehrerer
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Außer den schon genannten Erzeugnissen wird Weizen, Gerste, Mais, Wein
Opium, Krapp und mancherlei Obst gebaut, insbesondere Pfirsiche, die von
Persien den Namen haben, Aprikosen, Mandeln, Walnüsse, im S. auch Datteln.
Berühmt ist die Rosenzucht bei Schiras zur Gewinnung von Rosenöl. (Vergl.
Iii, S. 95). Ein wichtiger Erwerbszweig ist die Viehzucht. Gute Erträge
liesert die Seidenzncht. Bodenschätze sind reichlich vorhanden, werden aber
noch wenig ausgebeutet. Die Industrie ist hauptsächlich Hausgewerbe. Einige
Bedeutung hat die Herstellung von seinen Teppichen, besonders in Kurdistan
und Meschhed, von kostbaren Schals in Kirman und von Seidenwaren und
Seidenstickereien. Der Handel leidet unter dem Mangel an geeigneten Ver-
kehrsmitteln. Es gibt nur wenige Fahrstraßen, und die Waren werden daher
hauptsächlich mit Kamelkarawanen befördert. Nur eine kleine, 13 km lange
Eisenbahn zwischen Teheran und einem Vororte ist im Betrieb. Doch planen
die Russen große Bahnlinien von Kankasien aus, und die deutsche Bagdadbahn-
gesellschast hat eine Zweiglinie nach Persien ins Auge gefaßt.
Der Außenhandel hatte 1910—11 einen Wert von 317 Mill. Mk. (A. 133,
E. 184). Ausgeführt wurden u. a. Baumwolle (27 Mill. Mk.), Früchte (24), Teppiche (18),
Reis (11), Häute und Felle (8), Seide (6,7), Opium (5), Klebegummi (4,5), Wolle (4).
Am Handel sind in erster Linie Rußland (56°/0), England (17 °/0) und Britisch-Indien
(12 °/0) beteiligt, Deutschland nur mit 1,8 °/0.
Siedlungen. Die Häuser sind meist aus lufttrockenen Ziegeln erbaut und zeigen
die übliche morgenländische Bauart: einen Hof in der Mitte, der häufig Blumenbeete und
ein Wasserbecken enthält, flache Dächer, fensterlose Wände nach der Straße zu. Die Haupt-
stadt Teheran (280000 E.) liegt auf einer baumlosen, im Sommer verbrannten Hochebene
am Fuße des Elbursgebirges. „Die mit Mauer und Graben versehene Stadt hat außer
dem durch seine herrlichen Gärten berühmten Palast des Schah und den Palästen einiger
seiner Günstlinge kaum ein anständiges Bauwerk auszuweisen. Die Straßen sind meist eng,
krumm und schlecht gepflastert und die Wohnräume in den Häusern niedrig, winklig und
fast durchweg nur spärlich ausgestattet. In den Basaren dagegen fehlt es nicht an ge-
schmackoollen Gebrauchs- und Luxusgegenständen". Im Sommer verläßt die wohlhabende
Bevölkerung die nur auf Zisternenwasser angewiesene und vom Fieber heimgesuchte Stadt
und sucht das benachbarte Gebirge auf. Sw. von Teheran Hamadan (30000 E.), das
alte Egbatana, 340 km s. Jspahan (70000 E.), die frühere Hauptstadt, ein Hauplsitz der
Gewerbetätigkeit und des Handels. Zur Zeit seiner Blüte soll es 3/4 Mill. E. gehabt haben,
wovon noch großartige Ruinen in der Umgebung zeugen. Schiras (32000 E.), in einem
Hochtale der s. Randgebirge, ist berühmt durch seine Rosenpflanzungen. Es hatte seine
Glanzzeit im 13. und 14. Jahrhundert und war damals der Sitz der neupersischen Literatur
und Kunst, der Wohnort der Dichter Saadi und Hasiz. Nö. von ihr die Ruinen der alten
Königsstadt Persepolis. Mehr in der Mitte des Landes Jesd (45000 E.) und Kirman
(00000 E.), im N.-O., in der Landschaft Chorassan, Meschhed (130000 E.), die heilige
Stadt der Perser, mit dem Grabe eines Nachkommen des Kalifen Ali, berühmter Wall-
fahrtsort und bedeutend durch seinen Handel mit Turan. In Persisch-Armenien Täbris
(200000 E., S. 94). Von Küstenstädten kommen in Betracht Abuschehr (25000 E.) am
Persischen Busen und Barfernsch l50000 E.) und Rescht (40000 E.) am Kaspischen
Meere.
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Extrahierte Personennamen: Krapp Rosenöl Ali
Extrahierte Ortsnamen: Kurdistan Meschhed Kirman Teheran England Britisch-Indien Deutschland Teheran Teheran_Hamadan Persepolis Chorassan Meschhed Kaspischen
Meere
— 137 —
sowie zur Ausrottung wilder Tiere und giftiger Schlangen geschehen. Der ungeheuren
Hungersnöte, die zuweilen das Land heimsuchen, ist die englische Regierung allerdings noch
nicht Herr geworden. Aber die Verbesserung der Verkehrswege hat auch hier eine wesent-
liche Erleichterung gebracht.
Siedlungen. Die indische Bevölkerung wohnt vorwiegend auf dem Lande. Nur
etwa 1j10 entfällt auf die Städte, unter denen 30 mehr als 100000, 4 mehr als 1/2 Mill.
E. haben. Die größte Volksdichte findet sich in der Gangesebene, besonders in der frucht-
baren Provinz Bengalen, die */4 der Gesamtbevölkerung des Reiches umfaßt. In ihr
Kalkutta (1,2 Mill. E.), bis 1912 die Hauptstadt des Landes. Die Stadt liegt an der
wichtigsten natürlichen Eingangspforte der Gangesebene, an dem für Seeschiffe zugänglichen
Gangesarm Hugli, 160 km von der Mündung, und ist der zweite Hafenplatz Indiens, der
Sitz einer Universiiät n. a. wissenschaftlicher Anstalten. Man unterscheidet die weiße und
die schwarze Stadt. Jene, die überwiegend von Europäern bewohnt wird, hat breite, schöne
Straßen, hervorragende öffentliche Bauwerke und im vornehmen Viertel, dem Wohnsitz der
hohen Beamten und Kaufleute, prächtige Paläste und Landhäuser mit den wundervollsten
Park- und Gartenanlagen. Die schwarze Stadt dagegen, die fast nur von Eingeborenen
bewohnt wird, besteht zum größten Teil aus Lehmhütten, die an engen, krummen, oft un-
glaublich schmutzigen Gassen stehen. Beständig herrschen hier Seuchen und Fieber.
Patna (136000 E.) am Ganges ist der Mittelpunkt einer durch Opium- und
Jndigobau reichen Gegend. Weiter aufwärts am Fluß Benares (200000 E.), die heilige
Stadt der Hindu mit 1450 Tempelu und 570 Moscheen, der Sitz der brahminischen
Gelehrsamkeit und das Ziel unzähliger Wallfahrer. Hier in den heiligen Fluten des
Ganges zu baden, ist die Sehnsucht jedes Brahmagläubigen. „Da stehen sie im Wasser,
die frommen Hindus, und verrichten ihre umständlichen Waschungen und Gebetsübungen.
Eine solche Übung kunstgerecht zu machen, ist nicht leicht; das Fingerspiel in streng geord-
neter Weise währends des Betens ist weitläufiger, für den Fremden unverständlicher als
das Beten eines Mohammedaners. Und dazu all die peinlich beobachteten Vorschriften des
Untertauchens, des Schlürfens vom heiligen Wasser, unangefochten, ob dicht nebenan die
Hindufrau mit dem aufgewühlten Schlamm ihre Trinkgefäße scheuert oder die Asche des
Scheiterhaufens mit den nicht völlig verbrannten und verkohlten Leichenresten in den Strom
ausgeschüttet wird. Der Hindu schlürft das heilige, schier ekelhafte, dickschlammige Schmutz-
wasser, andachtsvoll überzeugt, daß er von den Tropfen in zauberischer Weise an Leib und
Seele gesunde. Weit ins Wasser hinein sind auf Holzböcken Bohlen gelegt. Auf ihnen sitzt
stundenlang mit untergeschlagenen Beinen der fromme Pilger, nachdem die Waschungen
vorüber, in scheinbar tiefe Betrachtungen versenkt, die ihn freilich nicht abhalten, gleich
wieder mit dem Nachbar zu plaudern oder dem Fremdling nachzusehen, der mit seinem
Boote laugsam an ihm vorübergleitet. Neben ihm hockt unter einem mächtigen Sonnen-
schirm, wie ihn bei uns Gemüseweiber auf dem Markte aufspannen, der Falir mit
ungekämmtem, wüstem Haar, fast völlig unbekleidet, und Männlein und Weiblein hören
seinem Gerede zu. Dort wieder steht regungslos wie ein Storch auf einem Beine ein
Asket, den einen Arm kerzengerade in die Höhe gereckt, das stiere Auge auf den Strom
gerichtet. Als ich nach einer halben Stunde wieder an die Stelle kam, stand das menschliche
Lineal noch ebenso da wie vorhin; nichts schien ihn von der umgebenden kuuterbunten
Welt zu berühren" (Dalton).
Allahabad (172000 E.), am Einfluß der Dfchamna in den Ganges, ist ebenfalls
eine heilige Stadt und ein berühmter Wallfahrtsort, „wo ein Bad und mehr noch das Er-
trinken im Ganges ein religiöses Verdienst ist". Kanpur (200000 E.) und Lacknau
(260 000 E.) weiter nö., sind gewerbreiche Städte mit Seiden- und Baumwollfabriken.
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— 229 —
Die Papua stehen in der Kultur bedeutend höher als die Australier. Sie wohnen
in Dörfern zusammen, haben Kokos- und Bananenpflanzungen, bauen Bataten, Jams,
Sago, Reis und Zuckerrohr, treiben Fischfang mit Zugnetzen, Rensen und Angeln, kochen
in irdenen Gefäßen und halten Hunde, Schweine und Hühner als Haustiere. Ihre Hütten,
die nicht selten großes Geschick im Bauen verraten, haben meist Wände von Bambusrohr
und Matten und große, herabhängende Dächer. In vielen Gegenden sind sie zum Schutz
Abb. 42. Gemeindehaus auf Neuguinea.
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
gegen feindliche Angriffe auf hohen Pfählen im Wasser oder auf Bäumen errichtet. Ein
angelehnter, eingekerbter Baumstamm dient als Treppe. In der Mitte der Ansiedelungen
befindet sich gewöhnlich ein freier Platz mit einem Tempel, einem Gemeinde- und einem
Junggesellenhaus, „die zuweilen architektonisch hervorragende Leistungen sind" (Abb. 42).
Die Papua sind auch geschickte Schiffer. Als Fahrzeuge dienen ausgehöhlte Baumstämme,
die zum Schutze gegen das Umschlagen mit Auslegern versehen sind, starken, zur Seite des
Schiffskörpers schwimmenden Balken, die mit jenem durch Querhölzer verbunden sind
(Abb. 43). Von den religiösen Vorstellungen der Papua ist noch wenig bekannt. Sie
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Bedeutung. Kiautschou nimmt unter den Schutzgebieten Deutschlands eine
Sonderstellung ein. Bei seinem geringen Umfang wird sein wirtschaftlicher
Eigenwert stets gering bleiben. Seine Bedeutung liegt auf andern Gebieten.
Zunächst bildet es einen Stützpunkt für uusre Flotte. Infolge unsers
gewaltig entwickelten Handels befindet sich stets eine größere Zahl deutscher
Kauffahrteischiffe in den chinesischen und japanischen Gewässern, und zum Schutze
uusrer Volksangehörigen in Ostasien ist es nötig, daß dort auch einige Kriegs-
schiffe dauernd Ausenthalt nehmen. Für beide ist es aber außerordentlich
wichtig, daß wir dort einen eignen Hafen besitzen, in dem sie anlausen können,
um Schäden ausbessern zu lassen und sich mit Lebensmitteln und Kohle» zu
versorgen und in dem sie in Zeiten kriegerischer Verwicklungen Unterschlupf
und Schutz finden. Daher ist auch die Verwaltung des Schutzgebietes nicht
dem Reichskolonial-, sondern dem Reichsmarineamt unterstellt, der Gouverneur
ist ein höherer Seeoffizier, und der Hafen Tsingtau ist stark befestigt und mit
einem Schwimmdock und Werftanlagen ausgestattet worden. Zum andern soll
Kiautschou ein Stützpunkt für den deutfch-chinesischen Handel sein, eine
Handelskolonie im eigentlichen Sinne des Wortes, deren wirtschaftliche Aufgabe
in der Vermittlung des Güteraustausches zwischen zwei großen Wirtschasts-
gebieten liegt. Für diesen Zweck ist Kiautschou vorzüglich gelegen. Es bildet
das Eingangstor zu der großen, von etwa 30 Mill. bevölkerten Provinz
Schantuug, die zudem reich an Kohlen und Erzen ist, deren Ausbeutung dem
deutschen Unternehmungsgeiste ein weites Feld der Betätiguug darbietet. Daher
wurde denn auch gleich die Schautungbahu angelegt, die in einer Länge von
436 km von Tsingtau über die im neutralen Gebiete liegende Stadt Kiautschou
zur Landeshauptstadt Tfiuanfu am Hoangho führt und eine Zweiglinie in das
wertvolle Kohlengebiet von Poschan entsendet. Die hier lagernde Kohle ist von
ausgezeichneter Beschaffenheit und wird in Zukunft nicht nur den Bedarf der
deutschen Flotte decken, sondern auch die minderwertige japanische, die bisher
hauptsächlich die Küsten Ostasiens versorgte, und die teure englische Kohle
zurückdrängen.
Der Außenhandel hat sich von 1905—1911 verdoppelt und erreichte im letzt-
genannten Jahre den Wert von 130 Mill. Mk. (A. 61, E. 69). Unter den Ausfuhr-
gegenständen stehen an erster Stelle Strohborten (für 13 Mill. Mk.), Erdnüsse (10),
Erdnuß- und Bohnenöl (7,2), Pongecs, eine Art Seitengewebe (5,7), Seide (4), Baum-
wolle (3,5), Kohle (1,6), unter den Einfuhrgegenständen Baumwollgarn (17,5), Baum-
wollwaren (13,6), Papier (8), Erdöl (5,3), Anilinfarben (3,3), Metalle (3), Zündhölzer (2,7),
Zucker (2,5).
Siedlungen. Die Hauptstadt Tsingtau (40000 E.) liegt an der Ostseite der Ein-
fahrt zur Kiautschoubucht. Zur Zeit der Erwerbung stand hier ein elendes, schmutziges
Chinesendorf. Jetzt ist Tsingtau ein stattlicher Ort, der aus 2 getrennten Teilen besteht,
der Europäer- und der Chinesenstadt. Jene ist ganz neuzeitlich gebaut, hat breite, schattige
Straßen, hervorragende Gebäude, elektrisches Licht und Wasserleitung. Die Haseneinrich-
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