— 92 —
2- Vermöge einer solchen Selbstbeschränkung gelang es ihm, sowohl die Herzöge Bnrkard von Schwaben und Arnulf von Baiern, diesen freilich nur gegen Überlassung des königlichen Rechtes, die Bischöfe seines Landes zu ernennen, wie durch kluge Benutzung der westfränkischen Wirren 926 auch den Herzog Giselbert von Lothringen zur Anerkennung seiner Oberhoheit zu bringen und dadurch die Einheit des Reiches wiederherzustellen (Giselberts Vermählung mit Heinrichs Tochter Gerberge).
3. In seinem sächsischen Stammlande übernahm Heinrich mit Energie die Abwehr der äußeren Feinde. Als 924 die Ungarn ins Land brachen, mußte er sich freilich zunächst noch begnügen, durch einen jährlichen Tribut einen 9jährigen Waffenstillstand zu erkaufen. Doch die so gewonnene Frist benützte er eisrig zur Anlage oder zum Ausbau fester Plätze in den Grenzgegenden (Merseburg, Quedlinburg, Goslar) mit stehender Besatzung (jeder 9. Mann der benachbarten königlichen Vasallen) und zur Ausbildung einer stattlichen Lehnsreiterei.
4. Diese erprobte er zunächst in dem Grenzkriege gegen die Slawen. Zuerst unterwarf er 928 die Heveller auf beiden Seiten der Havel und an der unteren Spree (Brennabor—brandenburg), dann die Dalemiucier durch die Einnahme ihres Hauptplatzes Jana bei Lommatzsch (Burg Meißen) und zwang durch einen Zug bis vor Prag den Böhmenherzog zur Huldigung (Tribut). Unterdessen unterjochten die sächsischen Grenzgrafen die Redarier zwischen Havel und Peene, die Obotriten und Wilzen nordwestlich und westlich von jenen bis zur Ostsee.
929 Ein allgemeiner Aufstand der Unterworfenen wurde 929 in der blutigen Schlacht bei Lenzen niedergeworfen und später auch die Lausitzer (Lebusa) und Milzener im Gebiete der Spree zur Anerkennung der sächsischen Herrschaft gezwungen, die beim Ablauf des ungarischen Waffenstillstandes das ganze Land zwischen Elbe und Oder umspannte.
5. Als nunmehr die Ungarn in 2 Haufen abermals in Sachsen einbrachen, wurde der eine von dem sächsischen Aufgebot in die Sümpfe des Drömling gejagt, der andere vom König selbst mit
933 seiner Reiterei 933 bei Ri ade (Dorf Rietheburg a. d. Unstrut) zersprengt und vernichtet. — Aber auch die alte Nordgrenze stellte Heinrich wieder her, indem er 934 die Eider überschritt und die Dänen (Gorm der Alte) aus dem Gebiete nördlich derselben
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Jana Lommatzsch Heinrich Heinrich
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Extrahierte Personennamen: Welf Urban Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Welf Heinrich_von_Eilenburg Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Sachsen Markgräfin_Mathilde Monza Deutschland Piacenza Clermont Ostmark
— 117 —
mußte er 1074 im Vertrage von Gerstungen die Schleifung der Burgen, eine allgemeine Amnestie und die Zurückgabe Baierns an Otto von Nordheim zugestehen.
3. Plötzlich aber gaben der Kirchenfrevel der sächsischen Bauern auf der Harzburg und die Anschläge der Kurie auf die Selbständigkeit des Reiches (S. 118) der Sache des Königs das Übergewicht. Der Vertragsbruch der Sachsen nahm dem Papste die Möglichkeit, zwischen ihnen und dem König zu vermitteln, und erfüllte die Fürsten mit Grauen vor dem entfesselten Volke, und auch die jetzt doppelt bedrohten Bischöfe sahen sich auf des Königs Schutz angewiesen. Mit dem gesamten Reichsaufgebote schlug Heinrich jetzt das sächsische Heer unter Otto von Nordheim vernichtend 1075 bei Hohenburg an der Unstrut (unweit 1075 Langensalza), und die Erbitterung der von ihrem Adel im Stich gelassenen Bauernschaften zwang denselben zu bedingungsloser Unterwerfung auf dem Felde bei Spira (südlich von Sondershausen). Die zerstörten Burgen wurden wieder aufgebaut, aber Otto von Nordheim begnadigt und mit der Verwaltung Sachsens beauftragt.
e) Der Kampf Heinrichs Iv. mit Gregor Vii. 1075--1085.
1. Der neugewonnenen Macht des selbstbewußten Königs trat das reformierte Papsttum in der Person Gregors Vii. (Hildebrand) 1073—1085 gegenüber. Dieser forderte die Freiheit der Kirche, d. h. die Unterwerfung der Kirche und des Staates unter den Papst als den Stellvertreter Gottes auf Erden. Der drohenden Verwirklichung! einer solchen päpstlichen Weltherrschaft, welcher die kirchliche Reform nur als Mittel dienen sollte, mußte das deutsche Königtum schon um seiner selbst willen entgegentreten ').
2. Den Widerstand der deutschen Bischöfe gegen die resor-matorifchen Beschlüsse der Fastensynode von 1074 beantwortete Gregor \ Ii. auf der des nächsten Jahres mit der Erneuerung der Verbote gegen Simonie und Priesterehe und mit der wiederholten Bannung der „simonistischen Räte" des Königs, sowie
*) In dem fg. Dictatus papae hat Gregor selbst die vermeintlichen Vorrechte des Papstes zusammengestellt, z. B.: Quod solus possit uti im-perialibus insigniis. Quod solius papae pedes omnes principes deosculen -tur. Quod illi liceat imperatores deponere. Quod sententia illius a nullo debeat retractari, et ipse omnium solus retractare possit. Quod a nemine ipse iudicari debeat.
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Otto Spira Otto Heinrichs Heinrichs Gregor_Vii Gregor Gregors Gregor_\ Gregor Gregor Gregor
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
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— 24 —
dersheim), Bisthümern und Stiften (Hildesheim, Halber-
stadt, Quedlinburg) und weltlichen Städten (wie Goslar
und Nordhausen). Die durch Otto d. Gr. erschlossenen Silber-
gruben des Rammelsberges*) Veranlassung, daß Goslar Kai-
serpsalz wurde, wie Dresden ein Fürstensitz durch Freibergs
Silbergruben.
8. Das sächsische Erzgebirge von der Elsterquelle nord-
östlich bis gegen die Elbe, wo es durch ein von diesem Strome
und vielen kleinen Bergwüssern zerrissenes Sandsteinplateau**),
die sächsische Schweiz, mit dem Lausitzer Gebirge zusammen-
hängt. Gegen Böhmen steiles, bewaldetes Randgebirge mit flachen
Kuppen (Keilberg 3800') und wenig großen Straßen; die Höhe
von Nollendorf der alte, das Clbthal der neuere Paß zwischen
Prag und Dresden, beide vom Königsstein bei Pirna
überwacht. Gegen das Tiefland zwischen Aldenburg, der Leipziger
Ebene und Meißen ein sich ganz allmählich in breiter Ausdeh-
uuug herabsenkendes Plateau mit den tief eingeschnittenen Thä-
lern der Mulde und Zschopau. Der Boden im einförmigen
noch wenig besuchten Oberlande kaum noch fähig, die dichte Be-
völkerung zu ernähren, trotzdem bleibt sie den von ihren Vor-
fahren gegen Czechen und Daleminzier vertheidigten Wohnsitzen
treu. Weiter ^abwärts wird die Gewerbthätigkeit (Chemnitz)
durch den Reichthum an Erzen (Freiberg), Kohlen (Z w ick au)
und Viehweide begünstigt (Electoralwolle), ähnlich wie in dem
daranstoßenden Sudetenlande. Vor dem Fuße des Gebirgs
Leipzig, Centrum der Handelstätigkeit und der ernsten Wis-
fenschasten, und Dresden, Centrum der schönen Künste (in
der Nähe freundlicher Berglandschaften). Das Königreich Sach-
sen ein rechtwinkliges Dreieck zwischen Plauen, Zittau, Leipzig.
9. Die Sudeten, von der Elbe südöstlich bis zum Quell-
bezirk der Oder (über 40 Meilen), weisen durch ihre breite Ab-
dachung ***) und durch den Lauf der Flüsse (das Marchgebiet
*) Hier die Wiege des deutschen Bergbaus, der im Erzgebirge zu noch
größeren Ehren gelangte. — Der deutsche Bergmann ein Lehrmeister in
der ganzen Welt.
**) Der große Steinbruch für die Bauwerke der Elbstädte.
***) Auf und an ihr ist die Landschaft mit vielen isolierten, bewachsenen
Höhen geschmückt, wie die Landskrone bei Görlitz und der Zobten (Sobotka
Gora, Feuerberg) bei Schweidnitz; öfter zu größern Rücken ausgedehnt,
zwischen denen auf fruchtbarem Boden eine sehr zahlreiche Bevölkerung in
vielen kleinen Städten und langgestreckten Dörfern große Regsamkeit zeigt.
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Extrahierte Personennamen: Otto Bergmann Sobotka
Gora
Der 46. Pfal m.
ursprünglichen Wortlaut des ersten Gesangbuches).
Ajn teste bürg ist tmfer Gott, nin gutte roör vn maffen,
Er hilfst vns frey auß aller not, die vns yetzt hat betroffen.
Der alt böse feynd, mitt ernst ers yetzt meint, groß macht vn vil lift fein grausam rüstung ist, auff erb ist nicht feind gleichen.
Mit vnnser macht ist nichts gethan, wir feinb gar balb verloren:
Es ftreyt für vns der rechte man,
Den Gott hatt felbs erforen:
Fragftu wer der ist, er haift Jesu Christ,
Der Herr Zebaoth, ünb ist fain anber Got,
Das selb mutz er behalten.
Bnb wenn die Welt vol Teuffel wer onb wolt vns gar verschlingen,
So fürchten wir ons nicht zu sehr, es soll ons boch gelingen.
Der fürst bifer wellt, wie faur er sich stellt, thut er vns boch nicht,
Das macht, er ist gericht, ain wörtlein fan jn feilen.
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66
Das deutsche^Reich-
Lausitz und einige Tausend Kassuben westlich von Danzig; 145,000
Dänen in Nordschleswig; ferner 147,000 Litauer in Ostpreußen und
10,000 Wallonen im W. der Rheinprovinz. Die Volksbildung ist auf
hoher Stufe. 9 Universitäten sind zu Berlin, Bonn, Bres-
lau, Göttin gen, Halle, Königsberg, Marburg, Kiel, Greisswalde,
eine Akademie Zu Münster. Preußen, durch Friedrich den Großen zu
einer Großmacht erhoben, ist seit 1850 constitutionelle Monarchie,
beschränkt durch 2 Kammern, das Herrenhaus und das Haus der Ab-
geordneten.
§ 87, Der Bergbau lieferte an Steinkohlen 590 Mill. Ctr.,
davon die Hälfte aus Westfalen, */3 ans Schlesien, aus den Kohlen-
becken von Ruhrort-Unna, Stollberg-Aachen, Saarbrücken, Gleiwitz,
Glatz-Waldenburg; 150 Mill. Ctr. Braunkohlen, davon fast die Hälfte
aus dem Distrikt zwischen Halle u. Eisleben; 731/2 Mill. Ctr. Eisenerz,
zum größten Theil aus Westfalen, der Rheinprovinz und Nassau,
8 Mill. Ctr. Zinkerz aus Schlesien (Preußen producirt die Hälfte des
Gesamtgewinnes der Erde); 2 Mill. Ctr. Bleierz aus der Nheinpro-
vinz, Westfalen, Schlesien und vom Harz, 5h2 Mill. Ctr. Kupfererz
und Silber vom Harz. Salzlager finden sich in Staßfurt, Speren-
berg südl. von, Berlin, wo man in einer Tiefe von 1269 m. (dem
tiefsten Bohrloch der Erde) die Sohle des Steinsalzes noch nicht
erreicht hat, Jnowraclaw südwestl. v. Thorn, Segebcrg in Holstein,
Erfurt u. a. Das Salzlager von Staßfurt hat eine Mächtigkeit von
215 m., das von Erfurt 345 m. Staßfurt ist einzig in seiner Art
durch die so sehr werthvollen Kalisalze, und ist dadurch zu dem Range
der größten Saline ihrer Art in Europa gestiegen. Außerdein gibts
noch 34 Salinen (besonders Schönebeck bei Magdeburg und Dürren-
berg bei Halle) und über 200 Mineralquellen in Nassau, Schlesien
und der Nheinprovinz.
§ 88. Ackerbau treiben 13 Mill. Einw. Am meisten Ackerland
hat Posen, Sachsen und Schleswig-Holstein, am wenigsten Westfalen
und Rheinland. Sachsen nimmt in Bezug auf vortreffliche Beschaffen-
heit und sorgfältigen Anbau des Bodens die erste Stelle ein. Man
baut als Brotfrüchte Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Kar-
toffeln. 460,000 Eimer Wein, besonders am Rhein und in Schle-
sien. Oelgewächse (Raps, Hanf, Lein), Krapp in Schlesien, Sachsen,
Rheinprovinz; Waid, Saflor, Wau und Anis in Erfurt; Kümmel
bei Halle; Flachs in Preußen, Schlesien, Hannover, Westfalen;
Cichorien bei Magdeburg; vorzüglicher Hopfen in Posen; Runkel-
rüben auf fast 8 Qm., meist in Sachsen, Tabak und Obst. Die
Gartenkultur ist berühmt in Erfurt. Der fünfte Theil des Landes ist
mit Wald bedeckt.
H 89. Viehzucht. Die meisten Pferde zieht Preußen, Ostfries-
land, Holstein: Rindvieh: Nassau, Preußen, Schleswig-Holstein,
Hannover und Schlesien, Schafe (22 Mill., ausgezeichnete Zucht mit
1/2 Mil. Ctr. Wollproduction) Brandenburg und Schlesien, daher dort
die größten Wollmärkte in Berlin und Breslau.^ Die schlesische
Wolle ist die feinste. Ziegen und die besten Schweine zieht
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Krapp
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Nordschleswig Berlin Bonn Königsberg Marburg Kiel Westfalen Schlesien Ruhrort-Unna Gleiwitz Glatz-Waldenburg Eisleben Westfalen Rheinprovinz Nassau Westfalen Staßfurt Berlin Thorn Holstein Erfurt Erfurt Europa Magdeburg Nassau Schlesien Posen Sachsen Schleswig-Holstein Westfalen Rheinland Sachsen Rhein Schlesien Sachsen Rheinprovinz Erfurt Schlesien Hannover Westfalen Magdeburg Posen Sachsen Erfurt Holstein Nassau Schleswig-Holstein Hannover Brandenburg Schlesien Berlin Breslau
— 7 —
Unterhalt erforderten Nothwendigkeiten wol und reichlich versehen, sonderlich auch zu etablirung ^ allerhand manutacturen '), Handel und Wandels zu Wasser und zu Lande sehr bequem, als stellen Wir denen, die darinn sich werden setzen wollen, allerdings frey, denjenigen Ort. welchen sie in Unserm Hertzogthum Cleve, den Graffschafften Marck und Ravensberg, Fürstentümern Halberstadt und Minden, oder auch in dem Hertzogthum Magdeburg, Chnr-Marck-Brandenburg und Hertzogthümern Pommern und Preussen zu ihrer Profession3) und Lebens Art am bequemsten finden werden, zu erwählen; Und gleichwie Wir dafür halten, daß in gedachter Unserer Chur-Marck-Brandenburg die Städte Stendal. Werben, Rathenow. Brandenburg und Franckfurl. und in dem Hertzogthum Magdeburg die Städte Magdeburg. Halle und Calbe. wie auch in Preussen die Stadt Königsberg, so wol deshalb, weil daselbst sehr wolfeil zu leben, als auch, wegen der allda sich befindenden facilität zur Nahrung und Gewerb vor sie am bequemsten sehn werden, Als haben Wir die Anstalt machen lassen, befehlen auch hiemit und Krafft dieses, so bald einige von erwehnten Evangelisch reformirten Frantzösischen Leuten daselbst ankommen werden, daß alsdann dieselbe wol ausgenommen, und zu allen dem fo zu ihrem etablissement nöthig, ihnen aller Mügligfeit nach verholffen werden soll. Wobey Wir gleichwol ihrer freyen Wahl anheim geben, auch fonsten ausser oberwehnten Städten alle und jede Orte in unsern Provincien zu ihrem etablissement zu erwählen. welche sie in Ansehung ihrer profession und Handthierung vor sich am bequemsten erachten werden.
4. Diejenige Mobilien, auch Kauffmanns und anderemaaren, welche sie bey ihrer Antunfft mit sich bringen werden, sollen von allen Aufflogen, Zoll. Licenten4) und andern dergleichen Imposten5), sie mögen Nahmen haben wie sie wollen, gäntzlich be-freyet seyn, und damit in keinerley Weise beleget werden.
i) Einrichtung. 2) Fabriken. *) Gewerbe. 4) Warensteuern. 5) Auflagen.
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— 103 —
Die Weiße Elster entspringt nahe dem Südrande des Gebirges und
durchzieht dieses in einem tief eingeschnittenen Tale. Sie berührt auf ihrem
Laufe zuerst das vielbesuchte Bad Elster, dann die gewerbreiche Hauptstadt des
Vogtlandes, Plauen, ferner die kleinen Residenzstädte Greiz und Gera.
Bei Zeitz erreicht sie die Ebene, die sie nun trägen Laufs in n. Richtung bis
Leipzig durchfließt, wo sie sich nach Aufnahme der Pleiße westwärts wendet
und zwischen Merseburg und Halle die Saale erreicht. In der obern Elster
sowie in einigen ihrer Nebenflüsse kommt die Perlmuschel vor, die zur Ent-
stehung einer blühenden Perlmntterindnstrie Anlaß gegeben hat. Doch werden
heute zum weitaus größten Teile Meermuscheln verarbeitet, da die Perlenfischerei
in der Elster gegen früher sehr zurückgegangen ist. Der Hauptsitz der Industrie
ist Adorf.*) (Vergl. I, S. 152.)
Da das Elstergebirge viel niedriger ist als das Fichtelgebirge und das im O. sich
anschließende Erzgebirge, so ist es für den Verkehr von großer Bedeutung. Neben dem
Elbtale und der Lausitzer Pforte (S- 125) bildet es das wichtigste Eingangstor von Nord-
deutschland nach Böhmen. Ebenso besteht eine leichte Verbindung zur Oberpfalz und
weiter zur Donau hin. Endlich führt auch eine Hauptstraße zum Main nach Sachsen über
das Elstergebirge. Wie die Warenzüge so haben auch die Kriegsheere seit alters her diese
bequeme Durchgangspforte benutzt, und die Bewohner des Vogtlandes haben oft entsetzlich
darunter zu leiden gehabt, namentlich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Jetzt über-
schreiten drei Eisenbahnen das Elstergebirge.
Das Vogtland ist der Sitz einer blühenden Industrie und darum dicht
bevölkert. Wir betrachten diese Gewerbetätigkeit später im Zusammenhange mit
der des Erzgebirges.
18. Das Erzgebirge.
(Anschauungsmittel: L,, Das Erzgebirge; M, Muldenhütten.)
ä. Das Gebirge.
Name und Lage. Das Erzgebirge verdankt seinen Namen dem Erzreichtume,
den es früher in seinem Schöße barg. Es zieht vom Elstergebirge in nö. Richtung
bis zum Tale der Gottleuba, die bei Pirna in die Elbe mündet, und tritt
weiter abwärts bis an die Elbe selbst heran. An der Südseite wird es von
den Tälern der Eger und der Biela begrenzt, während es sich nach N. all-
mählich zum Tieflande hinabsenkt. Über seinen 110 km langen Rücken läuft
die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen.
Der Bau des Gebirges. Das Erzgebirge gehört zu den bedeutendsten Boden-
erhebungen Deutschlands. Nur vom Böhmerwalde, vom Schwarzwalde, den
*) Die Ausbeute an Perlen ist kaum nennenswert. Nach dem Berichte der Handels-
kammer zu Plauen wurden im Jahre 1904 im ganzen Bezirke der unter staatlicher Aufsicht
betriebenen Perlenfischerei nur 16 helle Perlen mit einem Schätzungswerte von 480 Jt.,
36 halbhelle mit einem solchen von 98,75 Ji und 15 verdorbene Perlen im Werte von
10 Ji gefunden.
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TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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Extrahierte Personennamen: Biela
Extrahierte Ortsnamen: Plauen Greiz Gera Zeitz Leipzig Merseburg Donau Main Sachsen Gottleuba Pirna Sachsen Deutschlands