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die nationalen Stände beider Länder ohne Rücksicht auf die Erb-ansprüche der jüngeren Habsburgischen Linie selbständig über ihre Kronen. In Ungarn wurde der jugendliche Matthias Corvi-nus (fl 490), Der Sohn des tapfern Türkenkämpfers Hunyady, zum König erhoben, in Böhmen der Utraquist Georg Podjebrad (t 1471), der fortan infolge des unaufhörlichen Haders der deutschen Fürstenhäuser untereinander die eigentliche gebietende Macht auch in deutschen Landen darstellte.
2. Der Niedergang der deutschen Herrschaft in den Grenzgebieten.
1. Während in Deutschland in wüsten Parteifehden mit dem nationalen Gemeingefühl auch der letzte Rest einer leitenden Reichsgewalt dahinschwand, brachen unter dem Druck der ständischen Gegensätze nun auch fast auf allen Seiten die deutschen Grenzstaaten zusammen. Wie der Sieg des tschechischen Adels das Deutschtum an einer wichtigen Stelle der östlichen Grenzwehr erschüttert hatte, so entfremdete die Pflichtvergessenheit des Kaisertums im Westen die Eidgenossenschaft auf die Dauer dem habsburgischen Hause und damit dem Reiche, als die vom Baseler Concil zu seinem Schutze aufgerufenen Eidgenossen bei St.
1444 Jacob an der Birs 1444 gegen die Armagnacs, zuchtlose Söldnerbanden des französischen Dauphins (Ludwig Xi.), unterlagen. Seiner Pflicht, das Elsaß gegen die frechen Plünderer zu schützen, entzog sich Friedrich Iii. durch eilige Abreise, um '27 Jahre lang den Boden des Reiches nicht wieder zu betreten.
2. Noch verhängnisvoller war es, daß jetzt unter dem Doppelstoß einheimischer Empörung und auswärtigen Angriffs auch der preußische Ordensstaat, das stärkste Bollwerk des Deutschtums an der Ostsee, zertrümmert wurde. Die wachsende Zuchtlosigkeit der Ordensritter und die Ausbeutung durch dieselben (Pfundzoll) hatten bereits 1440 zahlreiche einheimische Edelleute und Städte zum Abschluß eines Bundes gegen den Orden und 1454 sogar zur offenen Empörung und zur Anrufung polnischer Hilfe getrieben. Die unbezahlten, meist tschechischen Söldner des Ordens überlieferten die verpfändeten Burgen, darunter auch die Marienburg, dem Polenkönig Kasimir. Nachdem auch die Stadt Marienburg, aber erst nach 3jähriger tapferer Verteidigung, gefallen war, beendete endlich der „ewige Friede" von Thorn
1466 1466 den greulichen Kampf. Der Orden trat das ganze Weichselland samt dem Bistum Ermlaud an Polen ab und nahm den
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Extrahierte Personennamen: Matthias_Corvi-nus Türkenkämpfers_Hunyady Georg_Podjebrad Ludwig_Xi Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Kasimir
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Ostsee Marienburg Marienburg Thorn Polen
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(seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm.
2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte
sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern.
3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.)
mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte.
4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von
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mußte er 1074 im Vertrage von Gerstungen die Schleifung der Burgen, eine allgemeine Amnestie und die Zurückgabe Baierns an Otto von Nordheim zugestehen.
3. Plötzlich aber gaben der Kirchenfrevel der sächsischen Bauern auf der Harzburg und die Anschläge der Kurie auf die Selbständigkeit des Reiches (S. 118) der Sache des Königs das Übergewicht. Der Vertragsbruch der Sachsen nahm dem Papste die Möglichkeit, zwischen ihnen und dem König zu vermitteln, und erfüllte die Fürsten mit Grauen vor dem entfesselten Volke, und auch die jetzt doppelt bedrohten Bischöfe sahen sich auf des Königs Schutz angewiesen. Mit dem gesamten Reichsaufgebote schlug Heinrich jetzt das sächsische Heer unter Otto von Nordheim vernichtend 1075 bei Hohenburg an der Unstrut (unweit 1075 Langensalza), und die Erbitterung der von ihrem Adel im Stich gelassenen Bauernschaften zwang denselben zu bedingungsloser Unterwerfung auf dem Felde bei Spira (südlich von Sondershausen). Die zerstörten Burgen wurden wieder aufgebaut, aber Otto von Nordheim begnadigt und mit der Verwaltung Sachsens beauftragt.
e) Der Kampf Heinrichs Iv. mit Gregor Vii. 1075--1085.
1. Der neugewonnenen Macht des selbstbewußten Königs trat das reformierte Papsttum in der Person Gregors Vii. (Hildebrand) 1073—1085 gegenüber. Dieser forderte die Freiheit der Kirche, d. h. die Unterwerfung der Kirche und des Staates unter den Papst als den Stellvertreter Gottes auf Erden. Der drohenden Verwirklichung! einer solchen päpstlichen Weltherrschaft, welcher die kirchliche Reform nur als Mittel dienen sollte, mußte das deutsche Königtum schon um seiner selbst willen entgegentreten ').
2. Den Widerstand der deutschen Bischöfe gegen die resor-matorifchen Beschlüsse der Fastensynode von 1074 beantwortete Gregor \ Ii. auf der des nächsten Jahres mit der Erneuerung der Verbote gegen Simonie und Priesterehe und mit der wiederholten Bannung der „simonistischen Räte" des Königs, sowie
*) In dem fg. Dictatus papae hat Gregor selbst die vermeintlichen Vorrechte des Papstes zusammengestellt, z. B.: Quod solus possit uti im-perialibus insigniis. Quod solius papae pedes omnes principes deosculen -tur. Quod illi liceat imperatores deponere. Quod sententia illius a nullo debeat retractari, et ipse omnium solus retractare possit. Quod a nemine ipse iudicari debeat.
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Otto Spira Otto Heinrichs Heinrichs Gregor_Vii Gregor Gregors Gregor_\ Gregor Gregor Gregor
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östlichen Teil Preußens (mit Königsberg als Hochmeistersitz) von Polen zu Lehen.
3. Gleichzeitig begann sich nun auch die Handelsherrschaft der Hansa und damit die Machtstellung der Deutschen im Nor-den aufzulösen. Dahin wirkten die Spaltung zwischen dem Fürstentum und den Städten, der Kampf der Stände im Innern der Städte (demokratische Erhebungen der Zünfte gegen das 'patri-zische Regiment), vor allem aber der Gegensatz der Interessen zwischen den einzelnen Gruppen des Bundes. Der Anspruch der Niederländer auf freien Verkehr mit der Ostsee, den Lübeck wie bisher an seine alleinige Vermittelung binden wollte, gab den Anlaß zur dauernden Trennung der Osterlinge und Wester-linge.
4. Dieser Gegensatz verflocht sich dann aber mit demjenigen zwischen den deutschen Städten und Dänemark, das im Interesse der Belebung des Sundverkehrs die Niederländer begünstigte, um die Handelsherrschaft der deutschen Hansestädte zu durchbrechen. Umsomehr wurde diese erschüttert, als nach dem Aussterben der Schauenburger in Schleswig-Holstein der selbstsüchtige Adel diese Lande (allerdings „ewich tosamende uugedeelt")
1460 an den Grafen Christian von Oldenburg (Enkel des 1460 Herzogs Gerhard von Schleswig - Holstein und Neffen des letzten Schauenburger Herzogs Adolf) übertrug, der bereits 1448 vom dänischen Reichsrat zum König von Dänemark gewählt worden war.
5. Die inzwischen bis zum Kaperkrieg verschärfte Feindschaft mit den Niederländern, die durch die Niederlage des deutschen Ordens gelockerte Verbindung seiner Städte mit der Hansa, der veränderte Zug des Härings nach der Nordsee an die niederländische Küste, der auch die Fischerei in die Hände der Niederländer brachte, ganz besonders aber die Eroberung Nowgorods durch den russischen Großfürsten Iwan Iii. von Moskau 1478 und die Schließung des hansischen Hoses zu St. Peter 1494 beschleunigten den Niedergang der einst im Norden allmächtigen Hansa.
6. Während so im Norden und Osten das Deutschtum zurückwich, stieg im Westen eine gewaltige deutsch-romanische Kriegsmacht empor, welche deutschen Boden und deutsche Kultur nicht minder bedrohte. Hier schickte sich der Herzog Karl der Kühne von Burgund (1467—77) an, die von seinen Vorgängern auf Kosten Frankreichs und Deutschlands gemachten Eroberungen der
Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. 13
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Extrahierte Personennamen: Königsberg Christian_von_Oldenburg Gerhard_von_Schleswig Herzogs_Adolf Adolf Peter Karl_der_Kühne Karl
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Ordens gegen die heidnischen Preußen (Cistercienser-Missionar Christian) an, indem er ihm zum Lohne das Kulmerland und dann auch Preußen einräumte. Kaiser Friedrich Ii. bestätigte diese Schenkung und übertrug ihm das zu erobernde Land mit allen Hoheitsrechten, während der Papst die Kreuzpredigt gestattete.
6. Seit 1231 begann der Orden die planmäßige Unterwer- 1231 fung des Landes, indem er an strategisch wichtigen Punkten zur Sicherung des gewonnenen Bodens und als Ausgangsstation zur Eroberung des umliegenden Gebietes Burgen erbaute, an welche
sich sofort städtische Ansiedelungen anschlossen. Nach der Besitznahme von Kulm begründete der Landmeister Hermann Balk die Burg Thorn, später Marienwerder und Elbing. Unterdessen hatte der Papst 1234 den Orden Polen gegenüber dadurch sichergestellt, daß er das Kulmerland und seine Eroberungen unmittelbar unter die Hoheit des h. Petrus nahm. Der Anschluß der Schwertbrüder 1237 dehnte das Gebiet des Ordens auch auf Livland aus und steigerte rasch seine Erfolge. 1252 wurde Memel an der Nordspitze des Kurischen Haffs, 1255 mit Hilfe König Ottokars Ii. von Böhmen (und des Markgrafen Ott/lii. von Brandenburg) Königsberg am Pregel gegründet und ein letzter allgemeiner Aufstand 1260-1273 (Heinrich Monte) unter furchtbaren Kämpfen niedergeschlagen. Daran schloß sich die Unterwerfung der noch freien litauischen Landschaften im Osten bis 1283. 1283
7. Obgleich die nicht geringe Zahl der treu gebliebenen Preußen gegen Abgaben und Kriegsdienst im Besitz ihrer Güter blieben, so war doch die (nieder-) deutsche Einwanderung aus allen Ständen so massenhaft, daß das Land bis ins 14. Jahrh, mit Ausnahme der Grenzstriche vollständig germanisiert wurde. Die Erwerbung Pommerellens, des wichtigen Mündungslandes der Weichsel mit Danzig, 1309 gestattete die Verlegung des Hochmeistersitzes nach der prächtigen Marienburg 1309. 1309
8. Gleichzeitig wurde auch von den Assaniern die Ger-manisterung der neuerworbenen slawischen Gebiete (S. 154) planmäßig weiter gefördert und zwar mit Hilfe von Klöstern (Cister-eienserabteien Lehnin und Ehorin) und Städten (Berlin-Köln in Barnim, Neu-Brandenburg im Lande Stargard, Kustrin im Oderlande, Frankfurt a. £).).
9. Bon der Saale bis zu den Karpathen vollzog sich die Ausbreitung deutscher Kultur ebenfalls seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts in friedlicher Weise durch Gründung von Dörfern und
11*
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Extrahierte Personennamen: Christian) Friedrich_Ii Friedrich Hermann_Balk Ottokars Heinrich_Monte Heinrich
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dischen und die preußisch-livländischen Städte traten sogar dem Bündnis Schwedens, der Fürsten von Mecklenburg und Holstein und des jütischen Adels gegen Waldemar Iv. bei.
7. Vor der hier einmal vereinigten städtischen und adeligen Macht Norddeutschlands wich der Dänenkönig nach Pommern zurück. Die Flotte der „Osterlinge" nahm das wehrlose Kopenhagen (1368) und eroberte Schonen und die kleineren dänischen Inseln, während der holsteinische Adel Jütland besetzte und die Nordseeflotte den ganzen Südwesten des Dänemark verbündeten Norwegens samt Bergen verheerte. Im Frieden von Stralsund 1370 mußte Dänemark der Hansa freien Handel durch das 1370 ganze Reich, die früheren niedrigen Zölle und die festen See-plätze in Schonen und zwei Drittel ihrer Einkünfte auf 15 Jahre,
ja sogar das Recht der Mitwirkung bei der dänischen Königswahl einräumen. Es war der Höhepunkt der hansischen Macht, die nunmehr den Sund und seine Gestade beherrschte.
8. Seitdem schlossen sich die Hansestädte wohl im allgemeinen enger zusammen, doch hinderte die Verschiedenheit der Interessen der einzelnen Städtegruppen eine festere Gestaltung der Bundesverfassung („Hansetage" meist in Lübeck, „Verhansung" widerspenstiger Städte) und gestattete deshalb auch gemeinsames politisches Handeln immer nur für bestimmte Zwecke und bestimmte Fristen. Ihre „Kaufhöfe" oder „Kontore" in Nowgorod, Bergen, London (Stahlhof), Brügge, streng organisierte Genossenschaften, vermittelten ausschließlich den hansischen Verkehr mit den betreffenden Ländern und beherrschten sie in Bezug auf den Handel vollständig. Ihre „Bitten" auf Schonen sicherten ihnen die Seefischerei, eine Hauptquelle des Reichtums für die wendischen Städte, ihre Kriegsschiffe (Fredekoggen) deckten die regelmäßig verkehrenden Handelsflotten. In mächtigen Rathaus- und Kirchenbauten (zu St. Marien, St. Nikolai und St. Petri, der Schutzheiligen der Schiffahrt und des Fischfanges) offenbarten die Städte ihren Reichtum und ihren Kunstsinn.
9. Mit der Hansa zugleich und in einträchtigem Zusammenwirken mit ihr erstieg der deutsche Ordensstaat die Höhe seiner Macht unter den Hochmeistern Winrich von Kniprode (1351 —1382) und Ulrich von Jungingen (1394 — 1410). Nachdem Kasimir d. Gr. von Polen, derselbe, der als Reformator feines Volkes (Umgestaltung des Kriegswesens, Universität Krakau 1364) in Polen die Fortschritte des Deutschtums zum Stillstand brachte, im Vertrage von Kalisch (1343) dem Orden Pomme-
12*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Iv Nikolai Winrich_von_Kniprode Ulrich_von_Jungingen Kasimir_d Kalisch
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Holstein Norddeutschlands Pommern Norwegens Stralsund London Stahlhof Petri Polen Krakau Polen
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71
sich in Deutschland befestigt und die Königswahl seines Sohnes
Heinrich 1220 durchgesetzt hatte, verließ er es und sah es
15 Jahre nicht wieder. Der treffliche Reichsverweser Erzbischof
Engelbert von Köln; 1225 ermordet.
Erster Keim seines Zerwürfnisses mit der Curie die vertrags-
widrige Uebertragung der deutschen und sicilischen Krone auf seinen
Sohn: der zweite die Verzögerung der schon 1215 bei feiner
Krönung zu Aachen, dann 1220 bei seiner Kaiserkrönung (durch
den friedlichen Honorius Iii) wiederholt gelobten Kreuzfahrt.
Vertrag darüber zu S. Germano 1225. — Neuer Antrieb dazu
seine Vermählung mit Jolantd) der Tochter Johanns von Brienne
und Erbin von Jerusalem 1225. — Verhinderung des Kreuzzuges 1225
durch die Pest 1227. Friedrich gebannt durch den neunzigjährigen 1227
Pabst Gregor Ix, Innocenz' Iii Neffen.
d. Fünfter Kreuzzug (1228—1229), von dem ge-M8-1229
bannten Kaiser unternommen, unterstützt von dem deutschen
Orden unter dem ausgezeichneten Hochmeister Hermann von
Salza, von den Genuesen und Pisanern. Opposition der
Johanniter und Templer. Unterhandlungen mit Sultan Kamel
von Aegypten, dem Besitzer des heiligen Landes: Abtretung
Jerusalems, Nazareths und eines Landstrichs an Friedrich;
zehnjährige Waffenruhe; freier Gottesdienst der Moslemin
im Tempel zu Jerusalem. Friedrich König von Jerusalem,
e. Der neunjährigewasfenstillstand mit derkirche
1230—1239. Friede mit dem Pabste zu S. Germano nach
Vertreibung der päbstlichen Schlüsselsoldaten aus Apuliem Lösung
Friedrichs von: Bann. — Politische und juristische Reformen in
den italienischen Erblanden durch Jakob von Capua und Petrus
de Vineis (Monarchia Sicula): ein wohlgeordneter absoluter
amten- und Militärstaat.
Empörung des jungen Königs Heinrich gegen seinen Vater
1234, im Bunde mit dem niederen Adel (gegen den Reichsfürsten- 1231
stand) und mit den schon seit 1231 aufständigen, den Kostnitzer
Frieden verletzenden Lombarden. Das Erscheinen Friedrichs,
dessen Stütze zugleich die deutschen (Reichs-) Städte sind, bricht
den Aufstand; Heinrichs Haft und Tod in Apulien 1242.
Die dritte Ehe des Kaisers, mit Elisabeth von England 1235 i
sein segensreiches Landfriedens ge setz und definitive Aussöh- .
nung mit den Welfen durch Belehnung Ottos, eitles Neffen Ottos
Iv, mit dem Herzogthum Braunschweig-Lünebilrg. Aechtüng Fried-
richs des Streitbaren und zeitweise Einziehung des'herzogthnms
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Salza Friedrich Friedrich Friedrich_König Friedrich Friedrichs Jakob_von_Capua Heinrich Heinrich Friedrichs Heinrichs Heinrichs Ottos Ottos
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Aachen Jerusalem Jerusalems Jerusalem Jerusalem Friedrichs Friedrichs Apulien England Ottos Ottos
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Friedrich H. (1215—1250) hatte vor seiner Königsfahrt versprechen müssen sein normannisches Reich seinem Sohne Heinrich zu überlassen, sich auf Deutschland zu beschränken und einen Kreuzzug zu unternehmen. Dennoch kehrte er bald nach seiner Anerkennung über die Alpen zurück und besorgte persönlich von Palermo aus die Verwaltung seiner Erblande, die unter ihm mächtig emporblühten. Den Kreuzzug verschob er, da der milde Honorius ihn nicht drängte, von Jahr zu Jahr; endlich vom alten Gregor Ix. mit dem Banne bedroht, segelte er mit einer Flotte ab, kehrte aber von Krankheit befallen gleich wieder um. Der Papst, welcher die Erkrankung für eine Ausflucht hielt, schleuderte jetzt wirklich seinen Bannstrahl und bewog dadurch den Kaiser den aufgegebenen Vorsatz auszuführen (1228). Aus Palästina verpflanzte er den deutschen Ritterorden nach Venedig, von wo später ein Theil desselben zur Missionierung des heidnischen Preußens abzog. Mittlerweile hatten päpstliche Schlüffelsoldaten das Königreich Neapel überfallen. Sie zu vertreiben fiel dem Kaiser leicht, der darauf durch Vermittlung des deutschen Hochmeisters Hermann von Salza mit dem Papste den Frieden von San Germano schloß und vom Banne gelöst wurde (1230). Nach fünfjährigem, meist der Entwicklung Süditaliens gewidmetem Frieden, rief die Empörung seines Sohnes Heinrich, des deutschen Reichsverwesers, den Kaiser über die Alpen. Ohne Blutvergießen ward er des Aufstandes Herr, brachte den Abtrünnigen in sichern Gewahrsam, feierte in Worms glänzende Hochzeit und hielt in Mainz einen Reichstag, auf dem in deutscher Sprache ein Landfrieden beschlossen und verkündigt wurde.
Von nun aber verläuft Friedrichs Geschichte unter schweren Kämpfen mit den Lombarden und dem Papste. Die ersteren erlitten bei Cortenuova 1237 eine schwere Niederlage, aber dieser kaiserliche hauptsächlich von sarazenischen Hilfsvölkern erfochtene Sieg, die durch Ezzelin da Romano in Oberitalien geübte Grausamkeit, die Rücksichtslosigkeit der Ghibellinen gegen die Kirche reizten den hochbetagten Papst, der zum zweiten Mal seinen Bann aussprach und ihm durch die Predigt der Bettelmönche beim Volke Nachdruck verschaffte; denn nicht mehr mit
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