Karl Marteil. Muhamedaner.
107
Baiern und Friesen, stirbt 714. Sein Sohn Karl entflieht n.c.g.
seiner Stiefinutter Plcktrudis, siegt gegen die Neustrier bei
Cambra!, zwingt der Plcktrudis Pipins Schätze nv, ernennt 717.
(¿rotar Iv. zum König, schlägt die Sachsen und abermals die
Neustrier bei Soissons 7k 9 z eben so die Baiern und Aleinnn--
nen, und von dem Herzog Endes von Aquitanien zu Hilfe
gerufen, die in Spanien und Gallien eingedrnngenen Mn ha-
me d an er*) bei Poitiers; er besiegt noch Friesen, Burgunder 732.
und Sachsen, — Karl Martell Dux et Princeps Francorum,
“) Mu h am ed, zu Mekka in Arabien 57t. n. Ch. G. geboren,
aus dem Stamme Koreisch und dem Geschlcchte Haschem, vermählt als
Kaufmann mit der reichen Kadidscha, faßt in der Einsamkeit den Plan,
die getrennten Araber, die noch meistens dem Sabäismus ergeben waren,
durch %ciue neue Religion zu vereinen. Im Jahre 6n u. Ch. tritt er
ass Prophet auf, und verkündet den Islam (selbstverlaugnende Ergebung
zu Hiytt),. Mit seinen wenigen Anhängern, den M os l e m in (Gläu-
bigen), durch seinen eignen Stamm aus Mekka vertrieben, flieht er nach
Ja.treb (Medinah), — Heg ira den 15. Jul. 622; aber Siege, die er
akàld' erkämpft, vermehren schnell seine Anhänger; Mekka 629 erobert,
und bei'seinem Tode 652 ist ihm ganz Arabien unterworfen (seine Aus-
sprüche und Offenbarungen im Koran gesammelt). Seine Nachfolger
(Chalifen) sind: Abu-Bekr, erobert Persien (der letzte Sassanide
fällt 651), und dringt bis zum Indus. Unter Omar wird Syrien,
Phönicien, Judäa und Aegypten erobert (durch Khaled und Amru 654
—644); unter Othman und Ali die Nordküste Afrikas (644—661).
Darauf folgt die Dynastie der Ommijaden bis 750. Damask Resi-
denz. Konstantinopel wiederholt belagert. Empörungen; Religionspar-
teien. Erst unter Walid l. (705—715) neue Eroberungen: Armenien,
ein Theil von Kleinasieu, Spanien (durch den Feldherrn Musa Sieg
bei Xeres 711 gegen die Westgotheu). Aber unter dem Chalifen
He sch am wird der Statthalter Abderrhaman von Karl bet Poiticr»
732 geschlagen. Nach vielfältigen inneren Verwirrungen folgt 750 die
Dynastie der Abbasiden; nur Abderrhaman gründet sich in Spanien
(Cordova) 756 ein unabhängiges Chalifat. Noch später entstehen eigne
Reiche zu Bagdad und zu Kairo. Harun-al-Raschid (786—809)
tritt noch mit Kraft auf, besiegt die Griechen, erobert Cypern, unter-
drückt Empörungen rc., aber nach ihm Verfall des Reiches durch innere
Zerrüttungen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Marteil Karl Karl Karl Plcktrudis_Pipins_Schätze Karl_Martell_Dux Karl Princeps_Francorum Haschem Damask Walid_l Musa_Sieg Karl_bet_Poiticr» Karl
%
Lothar der Sachse. Kreuzzüge. 117
n.c.t.
4) Heinrich V. bedrängt wiederholt die Päbste, kämpft 1100.
gegen empörte Fürsten in Deutschland (Pfalzgraf Siegfried),
beendigt den Investitur-Streit mit dem Concordat zu 1122.
Worms (der Kaiser belehnt die Geistlichen wegen der Rega-
lien mit dem Sceptcr, der Pabst investirt mit Ring und Stab),
stirbt zu Utrecht, als der letzte der fränkischen Dynastie. 1125.
Lothar Ii. der Sachse, von 1125 — 1137.
* Au die Nachtheile des beginnenden unseligen
Streites zwischen den Hohenstaufen und Welfen schließen
sich die immer verderblicheren Züge nach Italien.
Lothar, von den versammelten Fürsten am Rheine
gewählt, kämpft gegen die geächteten Hohenstaufen, Kon-
rad von Franken und Friedrich von Schwaben (Ghibellinen
und Waiblinger), verbindet sich mit Herzog Heinrich dem
Stolzen (Welfen) von Baiern und überträgt ihm Sachsen
1127. Zwei Züge nach Italien; Normänner unter Roger tl.
von Sicilien. Albrecht der Bär, Graf von Ballenstädt,
erhält die Markgrafschaft Nordsachsen, — seine wendischen
Eroberungen (seit 1144 Markgraf von Brandenburg).
Die Pfalz grafen verlieren, bei der zunehmenden Macht der
Herzoge, an Einfluß; ihre Rechte gehen im Kleinen über an die Burg-
grafen; und statt der Grafen erhalten viele Bischöfe Kirchenvögte
über ihre kirchlichen Güter.
Die Leibeigenen fangen unter Heinrich Iv. an, Waffen zu
tragen und Kriegsdienste zu thntt: — Die Reichsversammlnngen sind
allmälig mehr in den Städten, als in den Reichspfalzen; daher Reichs-
städte. Handwerke und Handel besonders seit Heinrich V. allgemeiner;
aber Menge der Raubschlösser, vorzüglich unter Heinrich Iv.
Kreuzzüge: Jerusalem seit 657 unter den Arabern; der Druck
der dortigen Christen, und namentlich der Pilger, im achten Jahrhundert
unter dem Chalifat der Abbasiden besonders groß, steigt noch höher im
zehnten unter den ägyptischen Fatimiden und im eilften unter dem Chali-
fen Hakem, und als endlich die seldschukischen Türken unter dem
Sultan Malek-Schah sich der arabischen Länder bemächtigen, und der
Bruder des Sultans, Thutusch, seinem Feldherrn Orthok 1086
Jerusalem schenkte, begannen die furchtbarsten Greuel in der heiligen
Stadt. Allgemeine Klage der Pilger. Peter von Amiens 1094.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V. Heinrich_V. Siegfried) Siegfried Lothar_Ii Lothar Friedrich_von_Schwaben Friedrich Waiblinger Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Graf_von_Ballenstädt Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Iv Heinrich Peter_von_Amiens
Hohenstaufen. Kreuzzüge. 119
n.c.g.
1) Konrad Iii. erklärt Heinrich den Stolzen in die 1137.
Acht, übergibt das Herzogthum Sachsen an Albrecht den
Bären und Baiern an Leopold von Oesterreich; Welf Vi.,
Heinrich's Bruder, bei Weinsberg geschlagen. Heinrich der
Löwe entsagt Baiern, behauptet Sachsen.
Zweiter Kreuzzug, nachdem Edessa von den Türken 1147.
erobert worden. König Ludwig Vii. von Frankreich, sowie
Konrad, von dem Abte Bernhard von Clairvaux beredet,
entschließen sich dazu. Beide Heere durch trauriges Mißge-
schick aufgerieben; Damask vergebens belagert. Die Könige
erfolglos zurück.
2) Friedrich I. Barbarossa, sucht mit großer Kraft1l52.
das kaiserliche Ansehen in Italien wieder herzustellen. Zn
Unteritalien König Roger von Sicilien, in Oberitalien unab-
hängige Staaten — Mailand, Pa via. Daher Friedrichs
sechs Züge nach Italien. Reichstage auf den Roncalischen
Feldern. Mailand, wiederholt sich auflehnend, belagert und 1162.
zerstört. Darauf lombardischer Städtebuud. Niederlage Fried-
richs bei Lignano 1176. Frieden zu Costnitz 1183.
Friedrich rächt sich an Heinrich dem Löwen, und vermählt
seinen Sohn Heinrich mit Constantia von Sicilien.
Dritter Kreuzzug, nachdem Jerusalem durch Saladinii87.
erobert worden*): König Philipp August von Frankreich,
und Heinrich Ii. von England und nach dessen Tod sein
Sohn Richard Löwen herz, sowie Friedrich I. über-
Im Morgenlande war indessen der tapfere Balduin Hi-, der
noch 1153 Askalvn bezwingt, 1162 gestorben; sein Bruder Amalrich
führt Kriege gegen Aegypren, und dessen Sohn Balduin Iv., ein
kranker Knabe, legt in seiner Schwäche den Grund zum Untergange des
in sich selbst zerrütteten Reichs, starb 1183. Sein Neffe Balduin V.
regiert als Kind unter dem Grafen Raimund von Tripolis, stirbt schon
1186, und nun wird das Ganze durch Parteien zerrissen. König Veit
kämpft gegen den von Türken unterstützten Raimund, wird von Sultan
Sa lad in bei Chittim unfern Tiberias geschlagen und gefangen 1187,
und Jerusalem muß sich ergebe» (Saladin's großmüthige Behandlung
desselben).
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Leopold_von_Oesterreich Leopold Welf_Vi Heinrich Heinrich Ludwig_Vii Ludwig Konrad Konrad Bernhard_von_Clairvaux Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Constantia_von_Sicilien Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Heinrich_Ii Heinrich Richard_Löwen Friedrich_I. Balduin_Iv. Balduin_V. Raimund_von_Tripolis Raimund
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Baiern Weinsberg Baiern Sachsen Edessa Frankreich Italien Unteritalien Sicilien Oberitalien Mailand Italien Mailand England Morgenlande Chittim Jerusalem
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Karawanenstraßen, und wie schon im Mittelalter, auch heute noch berühmt durch die
Herstellung feiner, golddnrchwirkter Seidenstoffe (Damast) und vorzüglicher Stahlwaren
(Damaszenerklingen). Neuerdings ist es durch die unter deutscher Leitung erbaute,
1s00 km lange Hedschas- oder Mekkabahn mit Mekka verbunden worden. Die Bahn
ist Eigentum des Sultans und aus freiwilligen Beiträgen der Gläubigen erbaut worden,
da sie hauptsächlich der Beförderung der Pilger zu den heiligen Stätten des Islams dienen
soll. Sie wird aber auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung gewinnen. Dem herrlichen
äußeren Bilde von Damaskus entspricht nicht das Innere, das vielmehr mit seinen engen,
winkligen und schmutzigen Gassen ganz den andern morgenländischen Städten gleicht
(S. 8). Über 200 Inn nö. von Damaskus, in einer Oase, die Trümmer der einst be-
rühmten Stadt Palmyra. — In Nordsyrien ist Haleb oder Zlleppo (200000 E.)
Abb. 18. Stadtmauer von Haleb.
eine wichtige Handelsstadt, da es an der kürzesten, von der Orontesmündung ausgehenden
Verkehrsstraße vom Mittelmeer nach Mesopotamien liegt (Abb. 18). Hier mündet die
Bahnlinie von Damaskus in die Bagdadbahn (S. 90). Als Hafen dient Alexandretta
(S. 92). In früheren Zeiten hatte diese Stellung Antiochia am unteren Orontes, eine
der größten und prächtigsten Städte des Altertums.
b) Palästina.
Das Land. Palästina, d. h. Philisterland, im Altertum Kanaan
(Niederland), auch das Gelobte, das Heilige Land genannt, hat nur die Größe einer
mittleren preußischen Provinz (30000 qkm). In ns. Richtung, von „Dan bis
Bersaba", mißt es 230, von W. nach O. höchstens 150 km. Vom Libanon aus
durchziehen zwei Gebirgsplatten das Land, geschieden durch den mittleren Teil des
Syrischen Grabens, das Jordantal oder Ghor. So gliedert sich Palästina
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— 114 —
für den S.-W. Arabiens, die Landschaft Jemen, die tropische Sommerregen empfängt und
schon im Altertum wegen ihrer Fruchtbarkeit das Glückliche Arabien (Arabia felix)
genannt wurde. Hier gedeiht der berühmte Mokkakaffee; hier baut man neben Getreide
Baumwolle, Tabak, Zuckerrohr, Indigo, Feigen und Bananen; hier gewinnt man Balsam,
Weihrauch und Gummi. Die weiter n. gelegenen Landschaften Afir und Hedschas sind
trockener, und der Anbau ist auf kleinere Gebiete beschränkt. Sehr fruchtbar ist dagegen
wieder die meerwärls gerichtete Abdachung von Oman.
Die Bevölkerung besteht fast ausschließlich aus Arabern und ist natur-
gemäß sehr gering. Die Araber gehören zu den Semiten, wie die Juden, und
bekennen sich zum Islam. Sie gliedern sich in eine Menge von Stämmen,
deren jeder sein Oberhaupt, seinen Schech, hat. Öfter sind mehrere Stämme
zu einer Art Staat miteinander verbunden. An ihrer Spitze steht dann ein Fürst,
ein Emir. Ist dieser zugleich geistliches Oberhaupt, so führt er den Titel Jmam.
Die Araber sind mittelgroß, mager, aber sehnig, haben dunkle Augen, schwarzes Haar
und starken Bartwuchs. Die Hautfarbe ist hell- bis dunkelbraun, in Südarabien sogar fast
schwarz. Der Beschäftigung nach hat man zu unterscheiden zwischen Nomaden und den
seßhaften Bewohnern der Dörfer und Städte. Bei den Nomaden oder Beduinen,
d. ,h. Wüstensöhnen, ist die arabische Eigenart am schärfsten ausgeprägt. Sie bewohnen
hauptsächlich das innere Hochland und ziehen, in Zelten wohnend, unstät mit ihren Herden
von Kamelen, Pferden, Schafen und Ziegen in den Steppen umher. Nur nebenbei treiben
sie auch etwas Ackerbau. Die Kleidung besteht aus einem langen, weißen, meist schmutzigen
Hemde, das bis auf die Knöchel reicht. Darüber trägt man häufig einen gestreiften Mantel.
Um den Kopf wickelt man ein baumwollenes Tuch. An einem ledernen Gürtel hängt ein
Messer. Dazu kommen als weitere Waffen Flinten, Pistolen und lange Speere. Die
Nahrung besteht aus gesäuertem Brot, das auf erhitzten Steinen oder in der Asche gebacken
wird, aus Kamelmilch, Käse und vor allem Datteln (S. 24). Fast unzertrennlich ist der
Araber von seinen Kamelen und Pferden, auf deren Zucht er außerordentliche Sorgfalt
verwendet und für die er Dutzende von Namen hat. Der Beduine ist räuberisch; Kara-
wanen zu überfallen und auszuplündern, hält er für sein gutes Recht; Krieg ist ihm Lebens-
gewohnheit. Beleidigungen glaubt er nur mit dem Blute des Gegners sühnen zu können,
und da noch die Sitte der Blutrache besteht, so nimmt das Morden oft erst dann ein
Ende, wenn die feindseligen Familien sich gegenseitig fast ausgerottet haben. Die seßhaften
Araber sind friedlicheren Sinnes. Sie leben vom Ackerbau und in den Städten von Handel
und Gewerbe.
Die Araber wohnten in alter Zeit ausschließlich in Arabien. Als aber Mohammed
sie mit Feuereifer für die Ausbreitung ihres neuen Glaubens beseelt hatte, drangen sie
unter den Kalifen, den Nachfolgern des Propheten, erobernd in andere Länder vor. Fast
ganz Vorderasien und Nordafrika kam unter ihre Herrschaft; sie setzten sogar nach Spanien
über und fielen in Gallien ein, wo dann Karl Martell ihrem weiteren Vordringen in der
blutigen Schlacht bei Tours (732) ein Ziel setzte. Zur Zeit ihrer höchsten Macht, als Bag-
dad der glänzende Herrschersitz der Kalifen war, haben die Araber auch eine hohe Kultur
entwickelt. Sie schufen in den eroberten Ländern, z. B. Spanien (Iii, S. 199), großartige
Bewässerungsanlagen, errichteten prächtige Bauwerke (Alhambra, Iii, S. 202) und erzielten
auch in der Wissenschaft und der Dichtkunst achtungswerte Leistungen. In Mesopotamien
und Syrien bilden die Araber noch heute den Grundstock der Bevölkerung, ihre Sprache ist
dort Volkssprache geworden, und auch in Nordafrika sind sie noch überall zahlreich.
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Karl_Martell Karl
— 99 —
unter Benutzung des alten Kanalnetzes mit absehbaren Kosten und Arbeitskräften wieder
in Kulturland verwandelt werden; eine weitere Ausdehnung müsse einer späteren Zeit vor-
behalten bleiben. In Obermesopotamien sei zwar eine künstliche Bewässerung nur in sehr
beschränktem Umfange möglich. Dafür sei aber der Regen etwas reichlicher und gestatte
auf großen Flächen den Getreidebau. Zahlreiche Trümmerhügel (Tells) großer Ortschaften
in jetzt öden Steppenlandschaften seien ein Beweis dafür, daß das Land in früheren Zeiten
dem Ackerbau gedient habe, und vereinzelt angebaute Landstriche zeigten, daß dies auch
jetzt noch möglich sei. Rohrbach weist ferner hin auf das häufige Vorkommen von Naphtha
in dem Landstrich ö. vom Tigris. Ohne Zweifel könnten hier große Erdöllager erschlossen
werden, und die Nähe des schiffbaren Stromes würde einen leichteren Versand des Oles
ermöglichen als von Baku und den amerikanischen Petroleumgebieten. Zudem würde der
Masud (S. 96) für die Bahnen einen billigen Heizstoff abgeben. Rohrbach erwartet Großes
von der Bagdadbahn mit ihren unausbleiblichen Zweiglinien, die das Land erschließen und
in den Weltverkehr hineinziehen werde. Mesopotamien gehe jedenfalls einer großen Zukunft
entgegen und werde insbesondere imstande sein, gewaltige Mengen von Getreide, Baum-
wolle und Erdöl auf den Weltmarkt zu liesern.
Die Bewohner, im ganzen nur 2 Mill., sind überwiegend Araber,
zum kleineren Teile Kurden, Armenier, Perser, Juden, Türken usw. Die meisten
sind seßhaft und treiben Ackerbau oder leben in den Städten als Kaufleute und
Handwerker. Die übrigen ziehen noch, wie zu Abrahams Zeiten, in Zelten
wohnend in den Steppen umher und weiden ihre Herden von Kamelen, Pferden,
Rindern und Schafen.
Wirtschaftlich spielt Mesopotamien heute natürlich eine untergeordnete Rolle.
Doch ist der Handel, seit die Engländer auf dem Tigris einen regelmäßigen
Dampferverkehr eingerichtet haben, rasch gestiegen. 1904 wurden für 31 Mill. Mk.
Landeserzeugnisse ausgeführt, darunter besonders Gerste (7,6 Mill. Mk.), Datteln
(5,9), Wolle (5,1), Galläpfel (1,2), Süßholz, Häute und Teppiche.
Geschichtliches. Babylonien gehört zu den ältesten Kulturländern der Erde.
Wie zahlreiche Ausgrabungen aus neuster Zeit dartun, reicht seine Geschichte bis weit
über das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. 538 v. Chr. kamen die alten Reiche Assyrien
und Babylonien unter die Herrschaft der Perser, dann wurden sie unter Alexander dem
Großen ein Teil des Mazedonischen Reiches (331 v. Chr.). Später wurden die
Römer Herren des Landes, dann nach Mohammeds Tode die Araber. Unter diesen
erlebte das Land seine letzte Blüte. Bagdad, der glänzende Herrschersitz der Kalifen, war
zur Zeit Harun al Raschids, eines Zeitgenossen Karls des Großen, die größte Stadt der
Erde. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Mesopotamien von den Mongolen
verheert, die auch die Kanäle mit Absicht zerstörten. Unter der türkischen Herrschaft
endlich geriet es vollends in Verfall.
Siedlungen. Mesopotamien ist heute arm an größeren Siedlungen. Die großen,
prächtigen Städte des Altertums, Ninive, Babylon, Ktesiphon, Seleuzia u. a.,
sind ganz vom Boden verschwunden, und nur noch Schutthügel kennzeichnen die Stellen,
wo sie einst gestanden haben. In Obermesopotamien ist jetzt Mosul (80000 E.) am
Tigris die Hauptstadt. Von ihr haben die leichten Musselinstoffe, die früher hier angefertigt
wurden, ihren Namen. In 4 km Entfernung liegt die Trümmerstätte des alten Ninive.
Im N.-W. des Landes, nahe der armenischen Grenze, Diarbekr (80000 E.) am Tigris
7*
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Extrahierte Personennamen: Rohrbach Rohrbach Abrahams Alexander Alexander Mohammeds Harun_al_Raschids Karls Karls
— 11 —
Der Bergbau ist in Marokko fast unbekannt, obwohl an vielen Stellen reiche Lager
an Erzen, besonders Kupfer, nachgewiesen sind. Eist in letzter Zeit haben europäische
Gesellschaften die Erlaubnis erhalten, Bergwerke anzulegen. Das Gewerbe steht noch
auf niedriger Stufen Es erzeugt Seiden- und Wollengewebe, Teppiche, Metall-
und Töpferarbeiten und feines Leder aus Ziegenfellen (Maroquin und Saffian nach
den Stadien Marokko und Saffi). Die früher in Fes bedeutende Herstellung der nach
dieser Stadt benannten roten Mützen ist fast ganz eingegangen.
Der Binnenhandel leidet unter dem Mangel aller neuzeitlichen Verkehrsmittel
Es gibt weder Telegraphen, Eisenbahnen, noch Kunststraßen. Die Wege sind nichts weiter
als von Tieren und Menschen ausgetretene Pfade. Brücken sind selten. Man muß die
Flüsse durchwaten, und wo das nicht möglich ist, benutzt man Fähren, die von aufgeblasenen
Hammelbälgen über Wasser gehalten werden. Die Beförderung der Waren geschieht aus-
schließlich durch Kamel- und Maultierkarawanen. Der Außenhandel ist gering, aber
infolge des Einflusses, den Europäer in letzter Zeit im Lande gewonnen haben, in den
letzten Jahren rasch gewachsen. Der Gesamtwert der Aus- und Einfuhr betrug 1911
142 Mill. Mk. (A. 67, E. 75). Ausgeführt werden insbesondere Gerste, Felle, Häute,
Wolle, Datteln, Hülsenfrüchte und Eier. Deutschland war in dem genannten Jahre mit
13,9 Mill. Mk. an der Ausfuhr, mit 6,2 an der Einfuhr beteiligt.
Der Staat. Marokko war bis 1912, wo es in französischen Besitz kam,
ein selbständiges Reich, der letzte Rest der sich einst über ganz Nordasrika er-
streckenden Araberherrschaft. Sein Bestehen verdankte es nicht eigner Kraft,
sondern wie die Türkei der Eifersucht der europäischen Großmächte, von denen
keine der andern den fetten Bissen gönnte. Schon 1910 wollte sich Frankreich
Marokko aneignen, mußte aber dann auf Beschluß der Konferenz von Alge-
sir a s seine Hand wieder zurückziehen. 1911 ließ es unter dem Vorwand, seine Unter-
tanen schützen zu wollen, abermals Truppen einrücken. Deutschland erhob
Einspruch, indem es den Kreuzer „Panther" nach Agadir schickte, ließ sich aber
dann im sog. Marokkovertrag vom 4. Nov. 1911 mit der Abtretung eines
Streifens von Französisch-Kongo abfinden (s. Kamerun), und da keine andere
Macht widersprach, konnte Frankreich das Scherisenreich in der Form der „Schutz-
Herrschast" seinen übrigen Besitzungen in Nordafrika angliedern.
Über die Zustände, wie sie bisher in Marokko bestanden, sei noch folgendes mitgeteilt.
Der Sultan oder Kaiser besaß unumschränkte Macht, war zugleich geistliches Oberhaupt
(Scherif) und galt als Nachfolger des Propheten. Zum Zwecke der Verwaltung war das
Land in Bezirke eingeteilt, an deren Spitze je ein Kaid stand, der auch die richterliche
Gewalt ausübte. Doch erstreckte sich die Macht des Sultans in Wirklichkeit noch nicht
über die Hälfte des Landes. Große Gebiete, vor allem die Gebirgsgegenden, waren tatsächlich
unabhängig und erkannten den Herrscher höchstens als religiöses Oberhaupt an. Welche
grauenvolle Willkürherrschaft im Lande bestand, davon entwirft Th. Fischer folgende Schilderung:
„Der Dorffchech schindet seine Bauern, um sich zu bereichern; hat er sich vollgesogen,
so fällt er dem Kaid zum Opfer, der seinerseits über kurz oder laug, wenn ein andrer
für seine Stelle mehr bietet oder die freiwilligen Geschenke, die er dem Sultan und seiner
Umgebung alljährlich bringen muß, nicht groß genug erscheinen, unter irgend einem
Vorwande an den Hof befohlen, seiner Schätze beraubt wird und im Kerker verschwindet.
Tie Sultane ihrerseits endigen meist durch Gift. Nur derjenige, der gar nichts hat, ist
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Extrahierte Personennamen: Frankreich
Marokko
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Marokko Deutschland Marokko Nordasrika Alge- Deutschland Agadir Kamerun Frankreich Nordafrika Marokko
— 100 —
und ttrfrt (72000 E.), das alte berühmte Edessa, bekannt aus den Kreuzzügen. In
Niedermesopotamien, am Tigris, Bagdad (125000 E.). Die 762 von den Arabern ge-
gründete Stadt soll zur Zeit der Kalifen 2 Mill. E. gehabt haben. Jetzt ist sie nur noch
ein Schatten ihrer einstigen Größe. Die Häuser der engen, schmutzigen Straßen sind z.
T. Lehmhütten. Nnr die reichen Basare und die prächtigen Moscheen erinnern an die
alte Glanzzeit. Seit der Tigris mit Dampfern befahren wird, beginnt die Stadt sich
wieder zu heben. S. von Bagdad, am Euphrat, die Trümmerstätte von Babylon. In
der Nähe, in einer herrlichen Oase, Kerbelt» (65000 E.), ein berühmter Wallfahrtsort
mit dem Grabe des Enkels Mohammeds. Wer hier stirbt oder begraben wird, hat keine
Bestrafung für seine Sünden zu erwarten. Daher wandern Alte hierher, um zu sterben,
und Hunderttausende von Leichnamen werden von weither gebracht, um dort begraben zu
werden. Ein fast beständiger Begleiter dieser „Totenkarawanen" ist die Pest. Basra
oder Bassora (60000 E.) am Schat et Arab ist wichtig als Ausfuhrhafen.
5. Syrien und Palästina.
- (220000 qkm, 2,8 Mill. E., 13 auf 1 qkm).
Übersicht. Von Mesopotamien steigt das Land nach W. allmählich zur
Syrischen Wüste an. Im N. schmal, nimmt sie nach S. hin an Breite zu
und geht hier ohne Grenze in die Arabische Wüste über. Sie bildet eine
Felsenplatte aus Kalkgestein, ist im Mittel etwa 600 m hoch und wird von
mehreren Gebirgsketten und großen Trockentälern durchzogen. Im W., nahe dem
Mittelmeere, hebt sich das Land zu einem höheren Gebirgsrande, der nur einen
schmalen Küstenstreifen freiläßt. Dieses Küstenland ist Syrien. In einer
Breite von 100—150 km erstreckt es sich in einer Länge von 600 km von
Kleinasien und Armenien im N. bis zum Sueskanal im S. Seiner ganzen
Länge nach wird es von einer tiefen Talsnrche, dem Syrischen Graben, durch-
zogen, der bis zum Roten Meere reicht und hier die Halbinsel Sinai von
Arabien trennt. Man unterscheidet einen n. und s. Teil: Syrien im e. S.
und Palästina, wozu dann, gewissermaßen als Anhängsel, noch die Halbinsel
Sinai kommt.
a) Syrien.
Das Land. Syrien wird von zwei mit der Küste in gleicher Richtung
verlausenden Gebirgen durchzogen, deren s., höhere Teile als Libanon und
Antilibanon bezeichnet werden. Zwischen beiden liegt der n. Abschnitt des
Syrischen Grabens, Hohlsyrien (arabisch Bikäa), ein im Mittel 15 km breites
Hochtal, das durch eine 1100 m hohe Wasserscheide in einen n. und s. Abschnitt
zerlegt wird. Zwei Flüsse, der Orontes und der Leontes, durchströmen es
in entgegengesetzter Richtung, biegen dann nach W. um und durchbrechen das
Küstengebirge. Dieses beginnt im N. mit dem Basaltrücken des Amanus
(1800 m), der bis zur Durchbruchspforte des Orontes reicht. S. von dieser
wird das Gebirge niedriger; dann aber erhebt es sich im Libanon zu statt-
lichen Formen (2500—3070 m). Der Name, ..Weißer Berg«, weist hin auf
das weißliche Kalkgestein und ans den Schneemantel, der seine Höhen den größten
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..blassen Tupfen fast zufälligen Gestrüpps" bedeckt. Er endet im S. mit dem
stattlichen Hermon (2760 in).
Die Bewohner sind überwiegend Semiten, hervorgegangen aus einer
Verschmelzung verschiedener Völkerschaften (Hethitern, Aramäern, Phöniziern,
Juden usw.), die das Land im Altertum bewohnten, und Arabern, die im Mittel-
alter erobernd eindrangen und deren Sprache jetzt in ganz Syrien gesprochen
wird. Von der Gesamtbevölkerung, rund 21/2 Mill., sind etwa 900 000 Christen,
die übrigen Mohammedaner.
Von den Völkerschaften Syriens verdienen die Maroniten und Drusen besonders
erwähnt zu werden, die beide den Libanon bewohnen. Die Maroniten, etwa 250000,
bilden eine eigne christliche Sekte, die aber jetzt mit Rom in Verbindung steht. Sie haben
ihren eignen Patriarchen, eigne Kirchen, Klöster und Schulen und halten ihren Gottesdienst
in altsyrischer Sprache ab. „Sie sind ihrem Glauben mit Treue und Eifer ergeben, überhaupt
ein tapferes und tüchtiges Volk. Ihre Dörfer und 200 Klöster hängen wie Adlernester
an den Vorsprüngen und Stufen des Gebirges, und zuweilen stehen zwei Dörfer senkrecht
übereinander". Die Drusen (100000) besitzen eine merkwürdige Geheimlehre, ein Gemisch
von mohammedanischen, christlichen und altpersischen Glaubenssätzen. Sie sind ein schöner,
kräftiger, tapfrer Menschenschlag, aber treulos und wild. 1860 haben sie unter den Christen
ein furchtbares Blutbad angerichtet, wobei 20000 Menschen ihr Leben verloren. Das gab
den Türken Veranlassung, gegen das unbotmäßige Volk einzuschreiten. Viele verließen
darauf ihre Heimat und fiedelten sich im Haurangebirge an (S. 107).
Wirtschaftlich ist Syrien besser entwickelt als manche andern Gebiete des
Türkischen Reiches. Es werden Getreide, Olivenöl, Südfrüchte, Wolle, Tabak, vor
allem aber Seide ausgeführt. Auch die Industrie in Wollwaren und Teppichen
ist nicht unbedeutend. Die Ausfuhr über die drei wichtigsten Häfen, Beirut,
Tripolis und Alexandretta, hatte 1907 einen Wert von 65 Mill. Mk.
Siedlungen. An der Küste liegt an einer „reizenden, zwischen Berg und Meer
halbmondförmig hingebreiteten Bucht" Beirut (114000 E.), die erste Hafenstadt Syriens.
Sie verdankt diese Stellung ihrem trefflichen Hafen und der leichten Verbindung mit dem
Hinterlaude. Denn von hier führt der bequemste Paß über das Gebirge nach Damaskus.
Nachdem die Franzosen bereits 1863 eine Kunststraße angelegt und einen regelrechten Fuhr-
Werksverkehr eingerichtet hatten, erbauten sie später (1895) die Libanonbahn, auf der
man in 10 Stunden Damaskus erreicht. — Im Altertum war der Küstenstrich von dem
Handels- und gewerbtätigen Volke der Phönizier bewohnt. Ihre großen Städte Tyrus
und Sidon sind aber vom Boden verschwunden, und an ihrer Stelle stehen jetzt unbe-
deutende Siedlungen, Sur und Saida. — In dem zwar regenarmen, aber durch die
Gebirgsflüsse reich bewässerten und fruchtbaren Hohlsyrien sind Homs (50000 E.) und
Hama (60000 E.) an der ns. verlaufenden Bahnstrecke von Damaskus nach Haleb be-
deutende und gewerbtätige Städte. Weiter f. das kleine, aber bekannte Baalbeck, in
dessen Nähe die z. T. noch wohlerhaltenen großartigen Ruinen der Stadt Heliopolis
liegen. Jenseits des Antilibanon Damaskus (250000 E.), eine der ältesten Städte der
Erde. Es liegt in einer großen, von den Bächen des Antilibanons bewässerten üppigen
Oase. Ergiebige Felder, Fruchigärten und Dattelhaine umgeben die Stadt, die der Araber
mit Stolz als das „Auge der Wüste" bezeichnet. Durch Jahrtausende hindurch hat Damaskus
seine Größe bewahrt. Es ist ein lebhafter Handelsplatz, der Kreuzungspunkt mehrerer
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Wirtschaftlich spielt Arabien auf dem Weltmarkt keine Rolle. Das wich-
tigste Ausfuhrerzeugnis ist Kaffee, der aber heute kaum mehr ^ioo der Welt-
ernte ausmacht. Andere Ausfuhrgegenstände sind Datteln, Gummi, Weihrauch,
Balsam und Straußfedern.
Weihrauch ist das Harz des unsrer Eberesche ähnlichen Weihrauchbaumes. Er wird
gewonnen, indem man Einschnitte in den Stamm und die Zweige macht. Das heraus-
fließende Harz erhärtet rasch, ist blaßgelb, von würzigem Geschmack und angenehmem Ge-
ruch. Schon seit alter Zeit haben Phönizier, Ägypter und Juden, später auch Griechen und
Römer den Weihrauch als Räuchermittel, namentlich in Tempeln, benutzt, indem sie kleine
Stückchen auf glühenden Kohlen verdampfen ließen. Seit Konstantin dem Großen wurde
die Sitte des Weihräucherns auch in den christlichen Gottesdienst eingeführt und hat sich
Abb. 22. Die Kaaba in Mekka.
in der griechisch- und der römisch-katholischen Kirche bis heute erhalten. Auch der Balsam,
zum Unterschiede von andern Arten, Mekkabalsam genannt, ist ein Harz, das vom Balsam-
strauch gewonnen wird. Es dient ebenfalls zum Räuchern und wurde früher auch als
Heilmittel verwendet.
staatliche Verhältnisse; Siedlungen» Arabien ist politisch geteilt und enthält
neben türkischen und englischen Besitzungen mehrere selbständige Staaten.
a) Türkisch-Arabien (440000 qkm, 1050000 E.) umfaßt den w. Küstenstrich
mit den Landschaften Hedfchas, Afir und Jemen und die unfruchtbare Landschaft El
Hasa am Persischen Busen. In Hedschas liegen die beiden heiligen Städte der Moham-
medaner: Mekka und Medina. Mekka (70000 E.), Mohammeds Geburtsort, liegt 100 km
von der Küste in einem engen und sandigen Felsentale, in öder Umgebung. Die Bewohner
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