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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 105

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Papstthum und Kaiserthum. 105 aufgekommen, daß der Apostel Petrus, auf welchen Christus seine Gemeinde gebaut, nicht nur das römische Bisthum gegründet, sondern auch seinen Nachfolgern besondere Vollmacht über die Kirche hinterlassen habe. Bei dieser Anmaßung kam dem Patriarchen das Ansehen der Weltstadt zu gut. Dazu gelang es ihm, in den schweren Zeiten, die über Rom und Italien kamen, sich als den größten Wohlthäter des Landes zu erzeigen, wie z. B. (S. 91) Bischof Leo. Besonders gebieterisch benahm sich Gregor I. oder der Große (590 — 604), der nichts unversucht ließ, seinen Stnhl zu erhöhen, und in Alles sich mischte, was in der Nabe und Ferne sich zutrug. Er sorgte auch sehr für die Ausbreitung des Christenthums ; in Deutschland, Frankreich und England setzte er bereits willkürlich die Bischöse ein und machte sie von sich abhängig. Er war auch der Schöpfer des neuen Kultus, der das ganze Abendland erfüllte. Er führte die herrlichen Gesänge, die prachtvollen Priestergewänder und die vielen geheimnißvollen Ceremonien ein, die so zauberisch auf die Menschen einwirken. Zugleich wurde in den Gottesdiensten überall die lateinische Sprache befohlen. Indem so Alles vom römischen Bischöfe ansgieng, wurde dieser immer mehr zum Vater (Papa) der Gläubigen, zum Papst. Indessen gehörte Rom noch zum griechischen E^ar-chate; und so war auch der Papst Unterthan des Kaisers. Sich unabhängig zu machen, war fein und der Römer einziges Bestreben. Dazu gab der Bilderstreit Veranlassung, der 726 in Konstantinopel ausbrach. Ein Kaiser erließ ein allgemeines Verbot gegen die Anbetung der Bilder. Dagegen eiferte der Papst auf's Heftigste; und die Römer vertrieben in einem Aufstande die kaiserlichen Beamten. Dann standen auch die Langobarden auf, vorgebend, den Papst und den Glauben zu schützen. Sie wollten j>as Exarchat erobern und auch Rom im Besitz haben. So lag es aber nicht im Sinne des Papsts und feiner Räthe; sie verweigerten den Langobarden den Tri-

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 129

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Jii. Papstthum und Kaiserthum. 129 erobern (1248), ward aber gefangen und konnte nur durch schweres Lösegelb wieder frei werden. Er zog baun (1270) nach Tunis, in der Meinung, von hier ans nach Aegypten vordringen zu können; aber auch dieses Heer erlag der Hitze und dem Mangel, der edle König selbst einer Krankheit. Im I. 1291 gieitg in Palästina die letzte Besitzung, Akko, verloren; und die Päpste predigten bereits mehr gegen Ketzer und Griechen Kreuzzüge. In 200 Jahren haben gegen 7 Millionen den Zug unternommen; und wie wenige sahen ilire Heimat wieder! Die Päpste hatten in dieser Zeit das Regiment in der Christenheit ; denn sie sahen sich als die Oberstatthalter der Länder an, bereu Könige ausgezogen waren. Aber eben die Krenzzüge, durch die sie sich auf ihrer Höhe erhielten, wurden die Veranlassung, daß die Papst macht allmählich sank. Denn die vielseitige Erregung der Geister während berfelben brachte das erste Morgenroth citier geläuterten Denkweise in das Abendland. 8. Das Ritterwesen. tz 52. Eine der wichtigsten Folgen der Kreuzzüge war die bestimmtere Ausprägung des R i 11 e 11 h u m 8. Es entstanden in und um Jerusalem zur Beherbergung, Verpflegung und Beschirmung armer, verwunbeter und reifenber Pilger sogenannte geistliche Ritterorden. Diese verbaitben mit ihrem kriegerischen Wesen zugleich die klösterlichen Gelübbe der Armuth, der Keuschheit und des Gehorsams; und zu einer engen Brübevschast verbunden, und durch Beiträge von allen Seiten unterstützt, wuchsen sie zu großer Macht und Bedeutung heran. Der Johanniterordeit (f. 1113) verlegte feinen Sitz später nach Cypern, dann nach Rhobus, zuletzt nach Malta (1530) und würde erst feit 1798 umgewanbelt. — Die Tempelherren kamen 1128 auf. Sie wohnten zuerst am ehmaligen Tempel Salomo's, dann in Cypern, erhielten aber auch große Besitzungen in Frankreich. Nach den letzteren gelüstete es König Philipp Iv.; und im Ein-

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 136

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
136 Mittlere Geschichte. überlassen. Waren die beiden Orden auch sehr eifersüchtig auf einander, so waren sie wenigstens in dein Bestreben Eins, das Ansehen des Papstes und der kirchlichen Lehren nud Irrthümer aufrecht zu erhalten. Indessen konnten ihre schwärmerischen Predigten dem Erwachen eines besseren Geistes nicht mehr wehren. Aber bereits war der Papst auf ein anderes Mittel gekommen, freie Stimmen verstummen zu machen. Um dieselbe Zeit, da in Deutschland die Fehmgerichte aufkamen, fetzte der Papst die heimlichen Ketzer- oder Jnquisitionsgerichte zur Bestrafung vermeintlicher Jrrlehrer oder Jrrdenker ein. Sie wurden 1229 zu Toulouse beschlossen, und die Dominikaner ließen sich zu Inquisitoren ernennen. Die heimlichen Richter untersuchten fortan alle Häuser und Winkel, um Ketzer auszutreiben. Wer dergleichen beherbergte, dessen Haus wurde niedergerissen. Die Angeklagten wurden oft, ohne daß sie ihr Verbrechen oder ihren Ankläger kannten, in scheußliche Gefängnisse geworfen und lebenslang aufbewahrt, oder öffentlich verbrauut, auch zu Tode gemartert. Diese schändlichen Gerichte faßten weniger in Deutschland als in Frankreich, Italien, und besonders in Spanien und Portugal festen Fuß. Durch solche und andere Mittel erhielten sich die Päpste auf ihrer Höhe. Indessen gab ihnen der französische König Philipp Iv. einen empfindlichen Stoß. Er bewog den Papst Clemens V., den Wohnsitz von Rom nach Avignon in Frankreich zu versetzen. Diese sogenannte babylonische Gefangenschaft dauerte 73 Jahre (1305— 1378), und war den Päpsten sehr nachtheilig. Endlich wählten die Römer einen eigenen Papst, woraus die große Kirchentrennung (Schisma) entstand (1378 —1417). Man hatte jetzt zwei Päpste, die einander verbannten und verfluchten; und die Christen kamen in Verlegenheit und Nachdenken über dieser seltsamen Erscheinung. Zuletzt, da man schlichten wollte, erwuchsen drei Päpste neben einander. Das Aergerniß wurde zu schreiend; und der Kaiser Sigismund berief

4. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 137

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Papstthum und Kaiserthum. 137 die berühmte Kirchenversammlung nach Constanz, welche die Einheit der Kirche herstellen sollte. Die geistlichen und weltlichen Herren saßen vier Jahre lang (1414 bis 1418) bei einander, stritten, zankten und schwelgten. Sie wählten wieder einen eigenen Papst; aber sonst konnten sie nichts ausrichten, als einen Hus verbrennen. Ein neues Concil zu Basel, das von 1431 — 49 dauerte, sollte die Mißvränche der Papstgewalt abstellen; aber durch List rettete der Papst immer wieder sein Ansehen. Er blieb, was er war, so anmaßend und gewaltthätig als se. Pius Ii. verbot bei Strafe des Bannes hinfort die Bernsuug auf ein Concil; Paul Ii. that den König von Böhmen in den Bann ; S i x t n s Iv. verschenkte neu entdeckte Länder an die Portugiesen; Juno-cenz Viii. lehrte, daß die Ablässe aus dem Fegfener erlösen, und schmuggelte durch Hexenprozesse die Ketzergerichte nach Deutschland ein; Alexander Vi., einer der abscheulichsten Wollüstlinge, führte die Büchercensnr ein und vertheilte Amerika mit einem Federstrich an die Spanier und Portugiesen; Julius Ii. zog in eigener Person zu Felde, den Kirchenstaat herzustellen; und Leox. endlich (1513—21) schrieb neue Kirchensteuern ans, um seine Prachtliebe zu befriedigen. Was vermochten menschlicher Witz und Trutz gegen solches Wesen! Es mußten andere Waffen in Gebrauch kommen, wirksamer als Alles, was die größten Könige und Kaiser bisher versucht hatten. Nur die Feder eines Luther, der den Kern des Evangeliums aus dem grausen Schutthaufen eines Jahrtausends wieder hervorzog, konnte die Krone des Papstes zum Wanken bringen. 6**

5. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 147

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Einzelne Staaten Europa's. 147 platz der Welt wurde; dahin kamen alle Gewürze und Schätze des Ostens. Die Inquisition und übertriebene Ausbreitungslust brachten jedoch auch dieses Land bald von seiner Höhe herab; und bis heute genießt es so wenig Glück als Spanien. 5. England. §. 59. Ganz anders gieng es in England, wo die blutigen Kämpfe zuletzt mit der Freiheit des Volks endeten. Wilhelm der Eroberer (s. 1066) sah es ganz auf Unterdrückung des Landes ab. Er stürzte die alte Verfassung mit ihren Rechten und führte ein Leheussystem ein, bei dem die Vasallen ganz von ihm abhieugeu. Aber schon seilt Sohn, Heinrich !., mußte der Geistlichkeit und deu Vasallen in einem Freiheitsbriefe wichtige Vorrechte abtreten (1101). Mit ihm starb Wilhelms Man-nesstamiil aus; und nach manchen Unruhen kam Heinrich H., Gras vou Anjou, auf deu Thron, dessen" Haus 331 Jahre regierte (1154 — 1485). Heinrich war ein tüchtiger Regent, der sich vom Papst die Insel Irland schenken ließ -und sofort sie eroberte; er fiel aber tief im Kampfe gegen die Geistlichkeit. Thomas Becket nämlich , Erzbischof von Canterbnry, wollte durchaus den König von der Geistlichkeit abhängig wissen; nachdem er einmal neue Unruhen angeregt hatte, entfuhren dem Könige die zornigen Worte: „Ich werde niemals Ruhe haben; habe ich denn nur feige Diener um mich her, da keiner von diesem aufrührerischen Priester mich befreien kann?" Dieß faßten vier Ritter als eine Aufforderung zur Ermordung des Erzbischofs auf, eilten nach Canterbnry und erschlugen ihn vor dem Hochaltäre. Heinrichs Bote, der sie zurückführen sollte, hatte sie nicht mehr getroffen. Alles gerieth in Bestürzung, auch Heinrich wurde tief betrübt. Um dem Bann zu entgehen, mußte er feierlich schwören, daß er unschuldig am Blute des Märtyrers sei, und dabei viele Rechte an die Kirche und den Papst abtreten. Da aber Stürme aus Stürme folgten, nainent-

6. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 135

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Papstthum und Kaiserthurn. 135 Die Gerichte geschahen im Namen des Kaisers, und die Theilnehrner waren zum tiefsten Stillschweigen beeidigt. Sie wurden so eines der furchtbarsten Schreckmittel gegen übermüthige Frevler. In der Folge arteten sie freilich aus, verschwanden aber erst im 16. Jahrhundert. 10. Fortgesetztes päpstliches Unwesen. §. 54. Wie hoch sich der Papst geschwungen, haben wir gesehen. Unter dem Volk waren seine Hauptstütze die vielen Mönchsorden, die nach einander sich erhoben. Wir gedenken hier nur der Franziskaner und Dominikaner. Franciscus, ans dem Städtchen Assisi in Neapel gebürtig, schon als Knabe schwärmend, stellte sich barfuß, blos mit einer Kutte von grobem Tuch und einem Strick um den Leib bekleidet (1^10), bei Innocenz Iii. mit der Bitte, einen neuen Orden gründen zu dürfen. Der Papst, entsetzt über seine schmutzige Gestalt, hieß ihn mit den Säuen Brüderschaft machen, denen er ähnlicher sehe als einem Menschen. Franciscus gehorchte, wälzte sich mit den Schweinen im Koth und kam wieder. Einen Mann von solchem Gehorsam konnte der Papst brauchen. Der Orden wurde als Bettler- und Prediger--orden bestätigt und zu unbedingtem Gehorsam gegen den päpstlichen Ltnhl verpflichtet. — Um dieselbe Zeit (1216) kam zu Honvrins Iii. ein anderer Schwärmer, Do-minicns Guzman, ein gelehrter Spanier. Dieser hatte Mitleiden mit den friedlichen Albigensern, die im südlichen Frankreich, mit Verwerfung des päpstlichen und katholischen Unwesens, nach einer Geheimlehre sich die Bibel auslegten. Solche Ketzer (d. H. Katharer, Reine, wie sie sich nannten) durch Predigen zu bekehren, wurde auch sein Orden als ein Bettler- und Predigerorden bestätigt. Beide Orden, die Franciskaner und Dominikaner, breiteten sich in wenigen Jahren reißend schnell durch alle Christenländer aus. Sie hatten große Vorrechte: durften Überall predigen, Beichte hören, Absolution ertheilen; jeder Pfarrer mußte ihnen ohne Weiteres seine Kanzel

7. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 163

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
V. Vorbereitungen zur neuen Geschichte. 163 rossa einen Arnold vonbrescia, der mit ungemeinem Muth die kirchlichen Gebrechen aufdeckte und die christliche Freiheit wider die Anmaßungen des Papstes vertheidigte, den Händen des päpstlichen Gerichts zum Feuertod ausliefern (1155). Sollte es besser werden, so mußten die Bestrebungen frömmer fein; man mußte um der Ehre Gottes willen sich in den Riß stellen. Auch hiesür wurde noch am Schlüsse des Mittelalters vorgearbeitet. Bedeutsam erscheint besonders das Völklein der Waldenser im südlichen Frankreich, das vielleicht schon von älteren Zeiten stammt, aber um 1170 durch Peter Wal-dus seinen Gegensatz gegen die Kirche bestimmter ausbildete. Sie hatt-’u die heilige Schrift in ihrer Muttersprache, und glaubten, nur das gelte, was in ihr stehe, und aus die Traditionen und Kirchenbeschlüsse, wenn sie mit der H. Schrift nicht übereinstimmten, sei nicht viel zu heilten. Den Papst nannten sie das Hanpt der Irrthümer; und den Anmaßungen der Geistlichkeit setzten sie den Glaubenssatz gegenüber, es sei eigentlich jeder fromme Laie ein Priester. Sie verwarfen die Lehre vom Ablaß und Fegfeuer, die Seelenmessen, die Anrufung der Heiligen, die Ehelosigkeit der Priester, und feierten auf apostolische Weise die h. Sakramente unter sich. Weil sie jetzt auch öffentlich predigten, so kamen sie in den Bann, als solche, die das Lehramt sich widerrechtlich anmaßten. Aber sie machten gutes Muthes fort, und allmählich wurden die Pfründen der Geistlichen magerer. Neben ihnen standen aber auch andere Neuerer ans, wie die Albigenser (§ 54). Nun predigte Innocenz Iii. einen Kreuzzng gegen sie, der 20 Jahre dauerte (1209—1229) und fast einer Million Kezer das Leben kostete. Bei der Erstürmung der Stadt Bez iers kamen allein 60,000 um. Hier hatten die Kreuzfahrer vorher einen Mönch gefragt, wie man die Kezer vou den Gläubigen unterscheiden könne; und der Mönch antwortete: „Schlagt nur alle todt; der Herr wird schon die Seinen herausfinden." Die Jnqnisitions-gerichte spürten ihnen fortan überall nach; und wie schänd-

8. Die Weltgeschichte - S. 127

1835 - Mainz : Kupferberg
Concil zu Kostnitz. Hussiten. 127 reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t- wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt. 8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener), noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn, und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09. den, stirbt er plötzlich. 9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410. Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt, bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414. Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne; Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen, gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti- sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich hartnäckig, wird nicht beachtet. Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415. eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst. Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver- kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417. Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg. Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor; blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419. Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen. Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten; Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc. Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431. *) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 130

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — wieder vereinigt wird" (Weber-Baldamus). Mit diesem Glauben hängt die eigentümliche Stellung zusammen, die der Inder den Tieren gegenüber einnimmt. Tiere zu töten oder zu verletzen, selbst schädliche, gilt als sündlich, weil wandernde Menschenseelen in ihren Leibern Hausen kannten. Das indische Volk ist seinem Glauben und dem Dienst der Götter mit Eifer ergeben. Über- all gibt es Tempel, Wallfahrtsstätten, werden Götzenfeste gefeiert, zu denen ungeheure Menschen- massen herbeiströmen. Um sich das Wohlgefallen der Götter zu erwerben, legt man sich die schrecklichsten Bnßllbungen auf. Es gibt auch eine Art Mönche, Fakire, die es darin besonders weit gebracht haben. Manche setzen sich bei Sonnenglut noch zwischen zwei Feuer und ertragen so die fürchterlichste Hitze. Andre bringen sich schwere Wunden bei oder schwingen an Haken, die im Fleisch und den Sehnen des Rückens befestigt werden. Noch andre lassen sich am „Wagenfeste" zu Ehren des Gottes Knschna von den Rädern des heiligen Götterwagens zermalmen. Häufig aber sind diese Fakire nur Faulenzer, die vom Bettel leben und das Volk durch ihre oft erstaunlichen Zauberkünste unterhalten und betören. Als heilige Stätten, Wallfahrtsorte, gelten den Hindus insbesondere die Quellen des Ganges und die Stadt Benares. Im heiligen Strom zu baden, ist ein verdienstliches Werk, und viele bestimmen auch, daß ihr Leichnam in dessen Fluten versenkt wird. Die indischen Tempel, Pagoden, sind oft gewaltige Bauten und tragen in ihrem Innern reichen Schmuck. Viele Tempel sind auch in Felsen gehauen. Der Gründer des Buddhismus ist Gautama 548 v. Chr.), ein indischer Königssohn. Er entsagte der königlichen Würde und zog sich in die Einsamkeit zurück, wo er ein entsagungsvolles Leben führte. Umherziehend verkündete er dann als Buddha, d. h. der Erweckte, Erleuchtete, eine neue Religion, die bald zahlreiche Anhänger fand. Der Buddhismus kennt keinen Golt. Die Welt ist aus dem Nirwana, dem Nichts, entstanden, bewegt sich in unaufhörlichem Kreislauf und kehrt wieder in das Nichts zurück. Alles Leben ist Leiden, und es wäre besser, nicht geboren zu sein. Erlösung vom Leiden, Rück- kehr ins Nirwana ist das Ziel, nach dem der Mensch streben muß. Er erreicht dies, indem er Barmherzigkeit und Menschenliebe übt, vor allem aber dadurch, daß er allen irdischen Genüssen entsagt, seinen Willen abtötet und ein Leben beschaulicher Betrachtung führt. Doch verwirft Buddha grausame Peinigungen. Seine Lehre verbreitete sich nicht nur in Indien, sondern auch in Mittelasien, China und Japan. Sie ist aber mit der Zeit sehr ausgeartet und vielfach zu einem öden Zeremoniendienst mit allerlei abergläubischen Ge- bräuchen, Gebetsformeln, Prozessionen, Bußübungen und Wallfahrten geworden. Eine eigentümliche Erscheinung des indischen Lebens ist das Kastenwesen, die Gliederung des Volkes in streng gesonderte Stände oder Kasten. Ihre Entstehung geht zurück auf die Einwanderung der Arier. Diese richteten zunächst eine Scheidewand auf zwischen sich und der unterworfenen Bevölkerung. Im Laufe der Zeit entstand dann auch bei ihnen selbst noch eine Gliederung in drei Stände: Priester, Krieger und Ackerbauer und Gewerbetreibende, die sich als die drei reinen Kasten von der vierten, unreinen Kaste der Urbevölkerung abschlössen. Durch die Unterwerfung neuer Stämme, durch Mischung, durch Verteilung der Arbeit, durch Abzweigung religiöser Sekten, durch Unterschiede der Bildung usw. entstanden immer neue Kasten. So gibt es z. B. unter den Priestern mindestens 25 Genossenschaften, die nicht untereinander heiraten, meist nicht einmal zusammen essen dürfen. Am größten ist die Spaltung bei den untern Schichten der Bevölkerung, wo jeder, selbst der kleinste Beruf, eine Kaste für sich bildet. Die Brahmanen oder Priester gelten für heilig und unverletzlich. Sie sind die Lehrer der Religion, verrichten die Opfer, Gebete und Reinigungen, beraten die Könige und pflegen die Wissenschaften und die Künste. Die Kfchatrijas oder Krieger, denen die Könige und

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 77

1894 - Dresden : Ehlermann
§ 25- Geistesleben in Deutschland. 77 Schwulst der 2. schlesischen Dichterschule setzen Männer wie Christian Weise Einfachheit und Natürlichkeit entgegen (freilich auch in Wässerigkeit verfallend — die ,,Wasserpoeten“), e) Ein Dichter wie Günther stimmt zum ersten Male wieder wärmere Herzenstöne an, ein Grimmelshausen schreibt einen volkstümlichen Roman „Der abenteuerliche Simplicius“ (gew. Simpli-cissimus genannt), der die schreckliche Zeit des grauenvollen Krieges mit Naturwahrheit seinen Zeitgenossen vor Augen führt. Die geistliche Dichtung bewahrt sich noch etwas von der Herzensinnigkeit der früheren Zeit, wie bei dem Jesuiten Spee (Trutznachtigall) und dem Mystiker Angelus Silesius (Johann Scheffler, später zur katholischen Kirche übergetreten) und erreicht in Paul Gerhard sogar noch einen Höhepunkt. Ii. Zweite Stufe. Freiere Geistesregungen mit dem Aufgang Preussens zusammenfallend, a) Die englisch-französischen Aufklärungsgedanken finden hier empfänglichen Boden. Am Hofe Sophie Charlottens streiten Freidenker mit orthodoxen Geistlichen und verkehrt vor allem der grosse Leibn iz (s. § 21, I. 3). b) In Berlin wird eine Akademie der Künste und eine „Sozietät der Wissenschaften“ gegründet (§ 14, Vi. 3 b). c) In der vom Kurfürsten Friedrich Iii. gestifteten Universität Halle lehrt ein Thomasius in deutscher Sprache und kämpft gegen Hexenprozesse (§ 14, Vi. 3 a). d) Gegenüber der engherzigen Glaubensrichterei zünftiger Theologen öffnen die Pietisten (Spener und Francke) die Gemüter wieder der Herzensfrömmigkeit, die sich auch in Werken thätiger Nächstenliebe wirksam erweist (Stiftung des Halleschen Waisenhauses durch Francke, Wirken der vom Grafen Zinzendorf gestifteten Herren-huter Gemeinde). e) Unter dem Einfluss dieser Geistes-stromung findet die Musik den ergreifendsten Ausdruck für tiefe Seelenbewegungen und erhebt die Gemüter zu Gott in den Tonwerken eines Sebastian Bach und eines Fried-rich Händel, f) Auch die bildende Kunst bringt einen Meister wie Schlüter (Baumeister Friedrichs Iii zugleich Bildhauer; s. § 14, Vi, 3 c.) hervor, g) Man sucht die r esse ln der Unnatur abzustreifen. Der Drang, sich aus unnatürlichen Zuständen in ein reines Naturleben zu flüchten, verschafft den Robinsonaden, Nachahmungen eines von em englischen Freidenker De Foe herausgegebenen Komans, die weiteste Verbreitung. Das Ideal einer reinen
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