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mußte er 1074 im Vertrage von Gerstungen die Schleifung der Burgen, eine allgemeine Amnestie und die Zurückgabe Baierns an Otto von Nordheim zugestehen.
3. Plötzlich aber gaben der Kirchenfrevel der sächsischen Bauern auf der Harzburg und die Anschläge der Kurie auf die Selbständigkeit des Reiches (S. 118) der Sache des Königs das Übergewicht. Der Vertragsbruch der Sachsen nahm dem Papste die Möglichkeit, zwischen ihnen und dem König zu vermitteln, und erfüllte die Fürsten mit Grauen vor dem entfesselten Volke, und auch die jetzt doppelt bedrohten Bischöfe sahen sich auf des Königs Schutz angewiesen. Mit dem gesamten Reichsaufgebote schlug Heinrich jetzt das sächsische Heer unter Otto von Nordheim vernichtend 1075 bei Hohenburg an der Unstrut (unweit 1075 Langensalza), und die Erbitterung der von ihrem Adel im Stich gelassenen Bauernschaften zwang denselben zu bedingungsloser Unterwerfung auf dem Felde bei Spira (südlich von Sondershausen). Die zerstörten Burgen wurden wieder aufgebaut, aber Otto von Nordheim begnadigt und mit der Verwaltung Sachsens beauftragt.
e) Der Kampf Heinrichs Iv. mit Gregor Vii. 1075--1085.
1. Der neugewonnenen Macht des selbstbewußten Königs trat das reformierte Papsttum in der Person Gregors Vii. (Hildebrand) 1073—1085 gegenüber. Dieser forderte die Freiheit der Kirche, d. h. die Unterwerfung der Kirche und des Staates unter den Papst als den Stellvertreter Gottes auf Erden. Der drohenden Verwirklichung! einer solchen päpstlichen Weltherrschaft, welcher die kirchliche Reform nur als Mittel dienen sollte, mußte das deutsche Königtum schon um seiner selbst willen entgegentreten ').
2. Den Widerstand der deutschen Bischöfe gegen die resor-matorifchen Beschlüsse der Fastensynode von 1074 beantwortete Gregor \ Ii. auf der des nächsten Jahres mit der Erneuerung der Verbote gegen Simonie und Priesterehe und mit der wiederholten Bannung der „simonistischen Räte" des Königs, sowie
*) In dem fg. Dictatus papae hat Gregor selbst die vermeintlichen Vorrechte des Papstes zusammengestellt, z. B.: Quod solus possit uti im-perialibus insigniis. Quod solius papae pedes omnes principes deosculen -tur. Quod illi liceat imperatores deponere. Quod sententia illius a nullo debeat retractari, et ipse omnium solus retractare possit. Quod a nemine ipse iudicari debeat.
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Otto Spira Otto Heinrichs Heinrichs Gregor_Vii Gregor Gregors Gregor_\ Gregor Gregor Gregor
— 114 —
Iii. Die Maas, auf der Hochfläche von Langres entsprungen
und von den waldbedeckten Argonnen durch Frankreich geleitet, durch-
bricht die Ardennen in nördlicher Richtung, verstärkt sich links durch
die Sambre und folgt deren Richtung am Nordsaume des Gebirges.
Viel wichtiger aber ist die aus dem französischen Hügelland kommende
(Scheibe, in welche die Meeresflnt so weit aufsteigt, daß die größten
Seeschiffe bis Antwerpen gelangen können. — Ein reiches Netz von
Kanälen verbindet und ergänzt die Flußläufe.
Iv. Das Klima ist in der Ebene feucht und mild, im Berglande
rauher. — Der Boden ist fruchtbar und wirb sehr sorgfältig au-
gebaut; doch reicht der Ertrag nicht für die außerordentlich dichte
Bevölkerung hin. Belgien ist ein vorwiegend gewerbetreibender
Staat. Während das Bergland durch seine reichen Schätze an
Steinkohlen und Eisen eine ganz außerordentliche, mit Groß-
britannien wetteifernde Judustrie in Eisen- und Stahlwaren erzeugt,
wird in der Ebeue eine hoch entwickelte Leinen- und Boumwollweberei
betrieben. Unerreicht ist die belgische Spitzenweberei (Brabanter
Spitzen). Außerdem sind noch wichtig die Glasmacherei, besonders
von Tafelglas, die Thonwarenindustrie, Zuckerfabrikation u. f. w.
Der Handel ist sehr lebhaft. Das kleine Land hat ein
so dichtes Eisenbahnnetz wie kein anderer europäischer Staat. Die
Gesamtlänge der belgischen Eisenbahnen beträgt etwa 4900 km,
also mehr als die Entfernung von der Südspitze Spaniens bis
zum Nordkap in Skandinavien.
V. a. Belgien hat auf einem Flächenraun,e von 29 000 qkm
6v2 Millionen Einwohner, so daß auf 1 qkm durchschnittlich
224 Menschen treffen; demnach ist Belgien unter den europäischen
Ländern — nach dem Königreich Sachsen — am dichtesten bevölkert.
b. Der Abstammung nach scheiden sich die Bewohner Bel-
giens in Wallonen — sie bewohnen die südliche Hälfte des Landes,
sind Romanen und sprechen französisch — und in Bleiernen —
sie nehmen die nörbliche Hälfte ein und sind Germanen mit nieder-
deutscher Mundart. Obwohl die Vläemen an Zahl überwiegen, ist
das Französische fast allgemein Amtssprache.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Antwerpen Spaniens Nordkap Skandinavien Belgien Sachsen
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- 50 —
Dover, mit den umliegenden kleinen Inseln über 4200 Qm.
groß, aber mit ebenso viel Bewohnern als Preußens) Das
keltische Element jetzt bis auf Nordschottland und die Hebriden
zurückgedrängt, doch bewahrt das westliche Bergland, namentlich
Wales, die Erinnerung an die frühere Selbständigkeit in der
Pflege der kymrischen Literatur und Sage.
a. Das Königreich England nebst dem Fürstenthum
Wales. Wegen der an beiden Längsseiten tief einschneidenden
Meerbusen ist kein Punkt weiter als 16 Meilen vom Meere
entfernt; die großen Hafenplätze Liverpool, Bristol im W.,
Plymouth und die durch die Insel Wight und den Kriegs-
Hafen Portsmouth gesicherte Rhede von Spithead, gegen-
über dem neuen französischen Kriegshafen Cherbourg, im S.,
London mit seinen befestigten Vorhäfen und Hull im O.,
stehen deshalb, wie die übrigen vielen Häfen, mit allen Punkten
im Innern in Verbindung. Zahlreiche Flüsse, größtentheils dem
Nordseegebiete zugehörig, mit kurzem Laufe, aber reichlicher,
durch die weit hinaufsteigende Meeresflut vermehrter Wasser-
fülle. Die Flußgebiete untereinander und mit den verschiedenen
Busen durch zahlreiche kunstvolle Kanäle verbunden (Bridgewa-
ter), nirgends durch die Gebirge gehindert.
Das Gebirgsland, theils isoliert im W., in den alten
gälischen (kymrischen) Zufluchtsstätten der Halbinseln Corn-
wall und Wales, und der wie letzteres wegen seiner land-
fchaftlichen Reize gepriesenen Grafschaft Cumberland, theils
von der fchottischen Grenze her unter dem Namen des Pennini-
schen Gebirges mitten durch Northumberlaud und als hohe
Peaks um die Tieflandsbucht von Liverpool herum, bis zur
Mitte von England; es überragt nirgends (Snowdon 3500') die
Höhe des Harzes; eine niedrigere Gruppe erreicht zwischen Tees
und Ouse in Jorkshire die Ostküste. Das Gebirgsland bildet
nicht sowohl wegen seiner Erhebung, als in Folge seiner Pro-
dukte einen Gegensatz gegen das östlich davorliegende Tief-
land**): meist von langen nach O. und No. gerichteten Hügeln
*) Trotz der großen Unterschiede in den Bevölkerungszahlen des ge-
werblichen Englands und Hochschottlands und trotz der stätigen Abnahme
der Bevölkerung Irlands durch die Auswanderung geht die Einwohnerzahl
des gesammten Königreiches (mehr als 32,000,000) weit über die Durch-
schnittszahl hinaus.
**) Trotz des Reichthums an Getreide und Vieh ist bei der besonders
seit diesem Jahrhundert durch den Aufschwung der Gewerbe entstandenen
Uebervölkerung stets große Zufuhr nöthig.
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Extrahierte Ortsnamen: Dover Wales England Wales Liverpool Bristol Plymouth Portsmouth Rhede Cherbourg London Wales Liverpool England Englands Hochschottlands Irlands
— 53 —
her dacht sich das höchste britische Bergland (Grampiangeb.)
ab, dessen öde und rauhe Scheitelflächen von langgedehnten See-
(Loch-) und Flnßthälern tief durchfurcht werden; jene besonders
an der höheru Westseite bilden bald freundliche, bald düstere
Seelandschaften; diese folgen, wie das wildromantische Deethal
(Balmoral), meist der östlichen Abdachung. Die nordöst. Nich-
tung Nortschottlands deutet das weiter von Meer zu Meer zie-
heude Grenzthal Glenmore an, mit seinen Weiden und Tan-
nenwäldern und dem fruchtbaren Küstenstreifen zugleich Kultur-
grenze gegen den unwirtlichen Norden. In ihm der caledonische
Kanal, eine schiffbar gemachte Seenkette. An seiner Ansmün-
dnng Jnverneß und Macbeths Schloß Cawdor, unweit von
Cullodeu Moor.
2) Das Königreich Jrlau d, keltisch: Erin, ein mit
Seen, Hügel- und Berggruppen überdecktes, nach der Mitte zu
sumpfiges, aber überaus fruchtbares Tiefland mit den üppigsten
Wiesen Europa's. Die höheren Berggruppen wie auf der Nach-
barinfel: im W. die niedrigern und das Hügelland im O. Das
Tiefland, ununterbrochen die Mitte durchziehend, durchsetzt das
Bergland nach allen Richtungen und bringt durch bequeme Was-
serstraßeu das Innere mit der reich entwickelten Küste in Ver-
bindung. Ihren Häfen an der oeeanischen Küste fehlt das Hau-
delsgebiet für die auf Ackerbau und Viehzucht begründete geringe
Industrie. Mit der Annäherung an die europäischen Küsten
steigt die Bedeutsamkeit der Häfen. Im S. in der Landschaft
Munster Cork und Waterford. Am bedeutendsten Belfast
in reicher Ackergegend in der nördlichen Landschaft Ulster; hier
nahe Berührung mit der bis auf die Gesteinsarten (Basalt) ver-
wandten Küste Schottlands und engster Verkehr unter den Be-
wohnern desselben Stammes seit alter Zeit. Im Gegensatz zu
den übrigen Landschaften ist hier die Hälfte der Bewohner der
englischen oder schottischen Staatskirche zugehörig. In der öst-
lichen Landschaft Leinster, England zunächst Du Min*), der
Politische Mittelpunkt der Insel, an der Grenze der weiten hüge-
ligen Ebenen des Boyneslnsses und einer mit Schlössern
und Parks und altkirchlichen Ruinen gezierten Berggruppe.
Plymouth Eddystone und bei Cap Landsend Wolf Rock, bedeutendere Bau-
werke als der Pharos von Alexandria.
*j Verbindung mit London über Holyhead, Anglesea, Nordküste von
Wales.
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— 24 —
dersheim), Bisthümern und Stiften (Hildesheim, Halber-
stadt, Quedlinburg) und weltlichen Städten (wie Goslar
und Nordhausen). Die durch Otto d. Gr. erschlossenen Silber-
gruben des Rammelsberges*) Veranlassung, daß Goslar Kai-
serpsalz wurde, wie Dresden ein Fürstensitz durch Freibergs
Silbergruben.
8. Das sächsische Erzgebirge von der Elsterquelle nord-
östlich bis gegen die Elbe, wo es durch ein von diesem Strome
und vielen kleinen Bergwüssern zerrissenes Sandsteinplateau**),
die sächsische Schweiz, mit dem Lausitzer Gebirge zusammen-
hängt. Gegen Böhmen steiles, bewaldetes Randgebirge mit flachen
Kuppen (Keilberg 3800') und wenig großen Straßen; die Höhe
von Nollendorf der alte, das Clbthal der neuere Paß zwischen
Prag und Dresden, beide vom Königsstein bei Pirna
überwacht. Gegen das Tiefland zwischen Aldenburg, der Leipziger
Ebene und Meißen ein sich ganz allmählich in breiter Ausdeh-
uuug herabsenkendes Plateau mit den tief eingeschnittenen Thä-
lern der Mulde und Zschopau. Der Boden im einförmigen
noch wenig besuchten Oberlande kaum noch fähig, die dichte Be-
völkerung zu ernähren, trotzdem bleibt sie den von ihren Vor-
fahren gegen Czechen und Daleminzier vertheidigten Wohnsitzen
treu. Weiter ^abwärts wird die Gewerbthätigkeit (Chemnitz)
durch den Reichthum an Erzen (Freiberg), Kohlen (Z w ick au)
und Viehweide begünstigt (Electoralwolle), ähnlich wie in dem
daranstoßenden Sudetenlande. Vor dem Fuße des Gebirgs
Leipzig, Centrum der Handelstätigkeit und der ernsten Wis-
fenschasten, und Dresden, Centrum der schönen Künste (in
der Nähe freundlicher Berglandschaften). Das Königreich Sach-
sen ein rechtwinkliges Dreieck zwischen Plauen, Zittau, Leipzig.
9. Die Sudeten, von der Elbe südöstlich bis zum Quell-
bezirk der Oder (über 40 Meilen), weisen durch ihre breite Ab-
dachung ***) und durch den Lauf der Flüsse (das Marchgebiet
*) Hier die Wiege des deutschen Bergbaus, der im Erzgebirge zu noch
größeren Ehren gelangte. — Der deutsche Bergmann ein Lehrmeister in
der ganzen Welt.
**) Der große Steinbruch für die Bauwerke der Elbstädte.
***) Auf und an ihr ist die Landschaft mit vielen isolierten, bewachsenen
Höhen geschmückt, wie die Landskrone bei Görlitz und der Zobten (Sobotka
Gora, Feuerberg) bei Schweidnitz; öfter zu größern Rücken ausgedehnt,
zwischen denen auf fruchtbarem Boden eine sehr zahlreiche Bevölkerung in
vielen kleinen Städten und langgestreckten Dörfern große Regsamkeit zeigt.
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Extrahierte Personennamen: Otto Bergmann Sobotka
Gora
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(s. oben). Von den friesischen Mooren*) her würde unter
Benutzung des großen Sumpfgürtels im östlichen Tieflande eine
Kanalverbindnng zwischen der Nordsee und dem schwarzen Meere
leichter und günstiger sein als die durch den Main-Donaukanal.
In der Mitte dieses unteren Ems- und Wesergebietes die einzige
große Stadt: Bremen, und auch diese nicht durch die Au-
strengungen des prachtliebenden Erzbischofs Adalbert bedeutend
geworden, sondern durch ihre Verbindung mit dem Meere (Mut-
terstadt Riga's und anderer Ostseehäfen), daher im Kampfe mit
dem schon seit Heinrich dem Löwen nach dem Besitze von See-
Häfen strebenden Welfenhanse, dessen alte Herzogliche Hauptstadt
Braunschweig (Brunswik) ebenso wie Hannover, die moderne
Königsstadt, schon an den Vorhöhen des Gebirges. — Mit der
Annäherung an dieses nimmt im Alluvium die Fruchtbarkeit des
Bodens, die Zahl der Bewohner und der größeren Städte zu;
in ihnen reiche Industrie in engster Verbindung mit dem Berg-
lande; hier nach ihrer Wanderung aus der cimbrischeu Halb-
iusel das Kernland der Sachsen, die im S. und W. durch die
Franken gehindert sich an den Ufern der Elbe und jenseits der-
selben ausbreiteten. Ihr nationaler Eiufluß (unterstützt von
Franken und Thüringern) bis nach Polen hinein.
An der Weser und Ems nähert sich die zwischen diesem
Flusse und der Saale vorgeschobene sächsische Akropolis
(das Land der Cherusker) bis auf 20 Meilen dem Meere, zur
Linken das Münsterland, zur Rechten das Saal- und Elb-
uferland"*). Jenes, eine vom Teutoburger Walde und Haar-
stränge umschlossene, von Ems und Lippe durchflössen? Bucht,
mit regem Städteleben um das mittelalterliche Münster herum,
durch niedrige Hügelgruppen von der rheinischen Tiefebene
geschieden, der Ausmündung des unteren Rheinthals. Münster-
und Eölnerland die römischen Eingangspforten nach Rhein-
franken und Westfalen. — Das Westende der norddeutschen Ebene,
früher durch das Meer, seit dem Abfalle der Niederländer durch
*) berüchtigt durch die Moorbrände, täuschende Hilfsmittel der Boden-
kultur. Die Möglichkeit der Beseitigung dieser Moore und den daraus her-
vorgehenden Ruhen zeigt das holländische Friesland. Dagegen ist die Besei-
tigung der Moore auf den Hochflächen der Gebirge (wie die derwäl-
der) von unberechenbarem Schaden für das von diesen Wasserreser-
voiren der Flüsse getränkte Tiefland.
**) Dort die Soester, hier die Magdeburger Börde.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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— 21 —
große Augsburger Alpeustraße Nürnb erg*), den in einer weiten
Vertiefung am erhöhten Ufer der Pegnitz gelegenen Mittelpunkt
zwischen Main- und Donaugebiet. Im N. windet sich der Main
mit breitem und reichem Uferlande um die Höhen durch die
Bisthümer Bamberg und W ü r z b u r g zwischen Spessart (Spechts-
hart) und Odenwald zur Ebene von Frankfurt**). Charakter
dieser in der Mitte zwischen N. und S. gelegenen Krönungsstadt
in Göthe's Wahrheit und Dichtung. — An der Außenseite des
fränkischen Jura 1) die von der Nab durchflössen Platte der
Oberpfalz; über sie zieht von Regeusburg her eine alte Straße
theils zum Voigtlande und dem Norden, theils durch den Böh-
merwald nach Prag; 2) gegen die Donau der bäurische Wald
mit dem obern Regenthal, das fruchtbare und liebliche Vorland
des rauhen Böhmerwaldes.
Franken und Schwaben die Länder der kleinen Reichsstände
(Reichsritter, Reichsstädte. Der Städtekrieg, der Bauernkrieg.
Würtemberg). Die geringe Gliederung des östlichen Theiles
erleichterte das Zusammenschließen desselben mit der schwäbisch-
baierischen Hochebene zu einem politischen Ganzen unter den
Wittelsbachern (Königreich Baiern, so groß als Böhmen mit
Mahren, doch weit weniger bevölkert).
6) Das ostfränkische Uebergangslaud, die geogra-
phische Mitte Deutschlands, sammt der Oberpfalz zur Merovin-
ger Zeit ein Theil des Reiches der Hermunduren (Thüringer).
Hohe waldige Granitketten umgeben an drei Seiten unter dem
Namen des Fichtelgebirges (Vierflußlaud) den Quellbezirk
der Eger. Alte Straßen führen um dasselbe 1) über das von
armen, aber fleißigen Holz-, Glas- und Marmelarbeitern (die in
alle Welt gehenden Spielwaaren) bewohnte Plateau des Frau-
keuwaldes zwischen Werraqnelle und Saale nach Thüringen,
2) über das Voigtland (kaiserliche Voigtei), das Stufenland
der weißen Elster und Saale, theils zur Leipziger Ebene, theils
in das mit der Oberpfalz natürlich, lange auch politisch zusam-
meuhängende Egerland. Diese fränkische Verbindung ein Schutz
für die im nördlichen Böhmerwalde seßhaft gebliebenen Deutschen.
*) Regensburgs glückliche jüngere Rivalin, als Burg gegen die in den
Norgau von Böhmen her vorgedrungenen Slaven gegründet, eine Burg des
deutschen Bürgerthums.
**) Karls des Großen Stiftung. — Das Mündungsland des Main
mit Frankfurt ein wichtigerer Besitz für Preußen als das Quellgebiet desselben
mit der alten Burggrasschaft Nürnberg.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Main- Donaugebiet Main Bisthümer_Bamberg Odenwald Frankfurt Prag Schwaben Baiern Deutschlands Werraqnelle Thüringen Regensburgs Main Frankfurt Nürnberg
— 170 —
Grenzflüssen fällt er steil ab, während er sich nach W. zur Mainebene allmählich
verflacht.
Waldreichtum. Das ganze Gebirge ist ein rauher und wilder Landstrich.
In den höheren Teilen ist der Ackerbau unbedeutend und fast ganz auf Sommer-
früchte beschränkt, von denen besonders die Kartoffel gebaut wird. Der Reichtum
des Spessarts besteht in seinen herrlichen Waldungen, die fast das ganze Berg-
land bedecken. Im Gegensatze zum Schwarzwald, wo das Nadelholz vorherrscht,
finden wir hier vorzugsweise Laubwälder, besonders Eichenwälder. Nirgendwo
sonst in Deutschland liefert die Eiche ein so vorzügliches Holz. Manfndet dort
Stämme von 30 bis 40 in Höhe und mehreren Metern Umsang. Aus keiner
andern deutschen Waldgegend wird darum auch so viel schönes Eichenholz aus-
geführt. Auch Buchenwaldungen sind in Menge vorhanden.
Die Wälder beherbergen zahlreiches Wild. Nicht nur Hasen und Rehe,
auch Hirsche und Wildschweine gibt's in Menge. Früher hielten sich in der
Waldwildnis des Spessarts auch häufig Räuberbanden auf, wodurch das Gebirge
arg in Verruf kam.
Erwerbszweige. Der Spessart ist dünn bevölkert. Im ganzen Gebirge gibt
es keine Stadt, sondern nur ärmliche Dörfer, die weit zerstreut auseinander
liegen. Der Ackerbau ist wenig lohnend. Der Haupterwerbszweig ist die
Waldwirtschaft. In den Wäldern, die meist Staatseigentum sind, finden
die Bewohner als Tagelöhner Beschäftigung. Sie fällen die Bäume, richten die
Stämme zu und schaffen sie zum Main hin, auf dem sie zu Flößen vereinigt
zum Teil bis nach Holland gehen, wo das Holz meist zum Schiffsbau ver-
wendet wird. Ein Teil des Holzes wird auch im Gebirge selbst verarbeitet, so
besonders viel Buchenholz zu Faßdauben.
Das Gebirge enthält ferner einen guten roten Sandstein, der ein vor-
treffliches Baumaterial liefert. Besonders an den Ufern des Mains find viele
Steinbrüche in Betrieb und gewähren zahlreichen Arbeitern Beschäftigung. Sehr
vorteilhast ist dabei die Nähe der großen Städte Frankfurt und Mainz, die viele
Bausteine verbrauchen, und wohin der schiffbare Fluß den Versand außerordentlich
erleichtert.
f. Geologisches.
Das Schwäbisch-Fränkische Stufenland ist ein großes Senkungsfeld (S. 120) und
hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im Altertum der Erde erhob sich hier ein
mächtiges Gebirge, das aber noch weit über unser Gebiet hinausreichte, ganz West- und
Mitteldeutschland erfüllte und sich bis nach Frankreich hinein erstreckte. In den heute
noch vorhandenen Gebirgen dieser Landschaften, im Wasgen- und Schwarzwalde, im
Rheinischen Schiefergebirge, im Harz, im Thüriuger Walde, im Fichtel- und im Erzgebirge,
findet sich überall dieselbe nö. Faltenrichtung, während die Gebirge selbst z. T. in ent-
gegengesetzter Richtung streichen (Vogesen und Schwarzwald nach N., Thüringer Wald und
Harz nach N.-W.). Das macht es im höchsten Grade wahrscheinlich, daß wir in ihnen
die Trümmer eines einst zusammenhängenden großen Kettengebirges vor uns haben,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Deutschland Main Holland Mains Frankreich Rheinischen_Schiefergebirge Fichtel- Schwarzwald
— 155 —
der Bergsegen nachließ, geriet die Bevölkerung in große Armut. Die Handweberei, der
sich viele zuwandten, brachte nur geringen Gewinn. In der Neuzeit hat sich mit der
Einführung neuer Industriezweige der Wohlstand sichtbar gehoben, und die Fichtelgebirgs-
dörfer macheu jetzt meist einen freundlichen Eindruck. Größere Städte fehlen, weil die
Hauptverkehrsstraßen bis in die Neuzeit das Gebirge umgingen. Der Hauptort ist
Wunsiedel (5000 E.), ein schön gelegenes Städtchen mit mancherlei Industrie, der
Geburtsort des Dichters Jean Paul. N. vom Gebirge, au der Saale, Hof (37000 E.),
eine raich emporblühende Industriestadt. Hier vereinigen sich zwei wichtige Eisenbahn-
linien. Die eine, die das Fichtelgebirge an der Westseite umgeht, kommt vom Maintal
(Kulmbach), die andere geht in f. Richtung mitten durch das Gebirge, sendet einen Arm
nach Böhmen und stellt die kürzeste Verbindung zwischen Sachsen und Nürnberg her. —
Das Fichtelgebirge und sein n. Vorland (mit Hof) gehören zum Königreiche Bayern. Die
Bewohner sind fränkischen Stammes und evangelisch.
30. Der Deutsche Jura.
(Anschauungsmittel: G.-E., Die Rauhe Alb; He., Lichtenstein mit dem Echatztal —
Die Nebelhöhle ■— Der Hohenzollern — Der Hohenstaufen — Der Uracher
Wasserfall; — G. 85.)
Der Deutsche Jura ist die Fortsetzung des Schweizer Juras. Er beginnt
am Durchbruchstale des Rheins und zieht erst in nö., dann in n. Richtung bis
zum Main. Die Länge des Zuges beträgt über 400 km. Der erste, nach
N.-O. gerichtete Teil heißt der Schwäbische Jura, der andere der
Fränkische Jura. Beide sind durch das Ries, eine breite Senkung, die
sich wie eine Bucht von N. her in den Gebirgszug hineinschiebt, deutlich
geschieden.
a. Der Schwäbische Jura.
Bau des Gebirges. Der Schwäbische Jura zeigt nur in seinem sw. Teile
eigentlichen Gebirgscharakter. Hier erheben sich Berge bis zu 1000 m Höhe.
Weiterhin bildet er eine wellige, 5—6 Stunden breite Hochebene, die im Durch-
schnitt 600 in hoch sein mag. Der mittlere, höchste Teil heißt die „Rauhe
Alb". Rechts wird er von der Donau, links vom Neckar begleitet, der aber
stets einige Stunden vom Fuße des Gebirges entfernt bleibt. Nach S. zu senkt
sich der Jura im allgemeinen allmählich zur Donau hinab, und da er die
Süddeutsche Hochebene nur um 100 bis 200 m überragt, so macht er von hier
aus gesehen gar nicht den Eindruck eines Gebirges. Von ganz andrer Be-
schaffenheit ist der Nordrand. Hier fällt das Gebirge oft wandartig steil 200
bis 300 in zu den vorliegenden Ebenen ab. Betrachtet man den Jura z. B.
von einer Höhe bei Stuttgart, so erscheint er wie eine lange Mauer, die sich
über die vorliegende Landschaft erhebt. (S. das Wandbild v. G.-E.)
Der Jura hat kein einziges Längental. Er bildet eine festgeschlossene Masse.
Nur an den Rändern laufen zahlreiche tief eingeschnittene kleine Quertäler dem
Neckar und der Donau zu.
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