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Römisches Kriegswesen. §. 137.
2) Das Kriegswesen1) hat bei den# Römern eine höhere
Ausbildung erlangt, als bei irgend einem andern Volke der
alten Welt.
Die Schlachtordnung des Servianischen Heeres (s. S.
227) war eine Phalanx, ähnlich der macedonischen; an deren Stelle
setzte Camillus die Manipularstellung. Der den Censusjclassen ent-
sprechende Unterschied der mehr oder minder schweren Bewaffnung
hörte auf, und die normale Legion bestand jetzt aus vier Waffengat-
tungen, deren Unterschied vorzugsweise auf dem Alter beruhte, nämlich
1200 haslali, 1200 principes, 600 Iriarii und 1200 velites. Die
drei ersten, schwer bewaffneten Abtheilungen bildeten jede 10 Manipeln
;(also von 120, und bei den triarii von 60 Mann), die velites waren
als leichte Truppen den Manipeln der drei übrigen Waffengattungen zu-
getheilt. Ausserdem hatte jede Legion 300 equites, welche in 10
turmae (zu 30 M.) zerfielen. Zwei Legionen (zu 4500 M., zuweilen
auch stärker) bildeten in der Regel ein consularisches Iieer, daher
wurden regelmässig jährlich 4 Legionen ausgehoben; im zweiten put-
schen Kriege aber stieg die Zahl der Legionen bis auf 22. Zu den
römischen Legionen kamen nun noch die Contingente der socii, welche
zu vier Legionen etwa 24,000 M. stellten, die in Cohorten eingetheilt
waren, auf ähnliche Weise, wie die römischen Truppen in Manipeln.
Endlich gab es seit den Kriegen ausserhalb Italien noch einen dritten
Bestandteil des Heeres, nämlich die auxilia, d. h. leichte Truppen
aus denjenigen Ländern, in denen der Krieg geführt wurde, insbeson-
dere bestand die Reiterei gegen Ende der Republik hauptsächlich aus
Galliern, Spaniern, Thracieru, Numidiern, Germanen, die nur teilweise
nach römischer Weise disciplinirt waren.
Seit der Stiftung der Monarchie ward die Armee ein stehendes
Heer, welches auch im Frieden zusammen blieb und durch seinen Eid
blos dem Kaiser verpflichtet war. Den ersten Rang im Heere nahmen
die von Augustus errichteten (9—16) cohortes praeloriae unter dem
Befehle der praefecti praetorio ein, welche theils die Leibwache des
Kaisers in Rom, theils die Besatzung Italiens bildeten; sie halten den
Vorzug einer kürzern Dienstzeit (von 16 J.) und eines bedeutend
hohem Soldes. Ebenfalls über den Legionariern standen die (3—5)
cohortes urbanae unter dem praefectus urbi.
3. Litt er atur* 2).
A. Poesie.
Die römische Poesie nahm, wie die griechische (s. S. 168), ihren
0 Nach Becker’s röm. Alterthümer, fortgesetzt von J. Marquardt, Iii., 2.
2) Bernhardy, G., Grundriss der röm. Litteratur, 1830, fünfte Bearbeitung,
1869. — Baehr, J. Chr. E., Geschichte der röm. Litteratur, 3. Aufl. 1845.
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Extrahierte Personennamen: Augustus J._Marquardt Bernhardy J._Chr
Extrahierte Ortsnamen: Manipeln Italien Thracieru Rom Italiens
Das Gebiet von Karthago. §. 27.
75
einen viel stärkern Absatz, dieser zog eine Erweiterung des Acker-
baues und des (durch die Kasteneinrichtung geförderten) Kunst-
fleisses nach sich, und mit dem Wohlstände stieg die Bevölkerung
(in den 20,000 Städten?) auf eine bisher unbekannte Höhe.
П. Die Karthager (Karchedonier).
Ls
Quellen: Die einheimischen Schriftsteller (von denen Sallustius
Jug. c. 17. redet) sind verloren und von den griechischen und römischen
Schriftstellern wird die karthagische Geschichte nur da berührt, wo sie
mit der Geschichte ihres Vaterlandes zusammentrifft. Daher haben wir
ausführliche, wenn auch einseitige Nachrichten über die Kriege der Kar-
thager mit Syrakus und mit Ilom bei Polybius, Diodorus, Livius und
Appianus, aber keiner hat die karthagische Geschichte zum Hauptgegen-
stand seines Werkes gemacht, nur bei Iustinus (aus Theopompus) findet
man eine Uebersieht der frühem Geschichte Karthago’s, und Aristoteles
in seirfer „Politik“ beschreibt die Verfassung von Karthago.
§• 27.
Das Gebiet von Karthago.
Das Gebiet von Karthago, dieses äussersten gegen Westen
vorgeschobenen Postens asiatischer (phönizischer) Civilisation, um-
fasste das Küstenland am Mittelmeere, von Numidien im W. bis
an den Staat von Cyrene im 0. (die Altäre der Philaeni bezeich-
neten die Grenze gegen die Griechen), also das Gegengestade der
reich gegliederten Küsten Südeuropas. An der engsten Stelle des
Mittelmeeres lag die Hauptstadt auf einer Halbinsel, im innersten
Winkel des von 2 Vorgebirgen (dem hermaeischen und dem des
Apollo) gebildeten Meerbusens von Tunis, durch die Citadelle Byrsa
und nach der Landseite durch eine dreifache Mauer befestigt. Sie
hatte einen doppelten Hafen: einen äussern für die Handelsschiffe
und einen innern (Cothon) für die Kriegsschiffe. Die fruchtbaren
Gegenden südlich von Karthago bis zum See Tritonis enthielten
die Urbevölkerung der Libyer, welche von den phönizi-
schen Einwanderern unterjocht und zinspflichtig geworden
war. Unter ihnen siedelte sich eine Anzahl karthagischer Bürger
von phönizischer Abkunft an und verschmolz mit ihnen zu dem
Mischvolke der Libyphönizier. Zu dieser dreifachen Be-
völkerung kommen noch die verbündeten punischen Städte (wie
Utica, nördlich von Karthago und älter als dieses) und die abhängi-
gen afrikanischen Nomadenstämme.
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86
Die Griechen. §. 34.
Fortsetzung der Geschichte des Thucydides his zur Schlacht bei Mantinea,
und b) Kvqov Idvaßaotq (7 B.). 4) Diodorus aus Sicilien schrieb
in Augustus’ Zeit eine ßißhod-rjxii lozoqixrj in 40 Büchern. 5) Plu-
tarchus (im 1. Jhdrt. n. Chr. zu Chaeronea) hinterliess 44 ßioi
naqallrjxoi griechischer und römischer Feldherren und 5 einzelne
Lebensbeschreibungen.
Von lateinischen Geschichtschreibern gehören hierhin
Cornelius Nepos und Iustinus. — Ausser den Geschichtschreibern sind
Quellen für den ersten (mythischen) Zeitraum die Bibliothek des Apollo-
dorus, für den dritten Zeitraum die Reden des Isokrates, Aeschines und
Demosthenes, und für die Kennlniss der Staatsverfassung die „Politik“
des Aristoteles.
Die parische Marmorchronik, eine (1627) auf Paros ^gefun-
dene (jetzt zu Oxford aufbewahrte) Marmortafel, enthält ein chronolo-
gisches Verzeichniss der Hauptbegebenheiten Griechenlands und Athens
ins Besondere.
Die Geographie Griechenlands behandeln: 1) Strabo (im
1. Jhdrt. nach Chr.) im 8.—10. B. seiner ytwyqacpixü, 2) Pausa-
nias (im 2. Jhdrt. nach Chr. zu Rom) in seiner Lel\ddog ue^ir/yr/oig
(in 10 B.), und 3) Claudius Ptolemaeus (aus Aegypten, im 2. Jhdrt.
nach Chr.) in seiner yecoy^acpixt) v(prjyt)aig (in 8 B.)
T~Geographie des alten Griechenlands1).
Weltstellung. Niemals hat wohl ein so kleines Land (1310dm.)
durch die Macht des Geistes eine grössere Bedeutung für die ganze
Menschheit erlangt, als Griechenland. Dies beruhte nicht allein auf den
trefflichen geistigen Anlagen der Nation, sondern nicht minder anf den
Bedingungen, unter denen sie dieselben entfalten konnte. Von allen
Zweigen der arischen Völkerfamilie war den Griechen in ihrer Halbinsel
der günstigste Boden zu Theil geworden. Nach allen Seiten durch scharfe
Naturgrenzen (im N. durch eine hohe Bergwand) abgeschlossen, bildet
sie gleichsam eine Welt für sich, mit einem Gebiete von massigem Um-
fange, mit reichster horizontaler und vertikaler Gliederung, ein Gebirgs-
land mitten im Meere, mit einer Luft, welche nicht erdrückte, mit einem
Boden, welcher Arbeit verlangte, aber nicht durch das Uebermaass der-
selben den Menschen verkümmerte. Durch das Maximum der Berührung
von Meer und Land war sie auf die See, auf Handel und Colonisation
nach allen Richtungen angewiesen. Durch die für Städteanlagen, Handel
und Schifffahrt besonders vortheilhafte Gestaltung der Ostküsle (umge-
kehrt wie bei der italischen Halbinsel) mit Asien in der lebhaftesten
Verbindung, war Hellas berufen, die Cultur des Ostens aufzunehmen,
zu entwickeln und durch eine Reihe von Colonien um das ganze Mittel-
meer herum nach allen Richtungen, griechische Civilisation zu verbreiten.
*) Geographie von Griechenland von Conrad Bursiau, 2 Bde. 1862 ff.
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Zeit der Stürme. — § 53. Sturmjahre 1848/49.
155
b) Die Erhebung der Polen feiert Lenau in seinen „Polenliedern“ (s. o. § 49, Iii. Anm.) Vorbote der Revolution ist die erstehende politische Dichtung. Dichter: a) in Österreich: Anastasius Grün, Graf von Auersperg, (,,Spaziergänge eines Wiener Poeten“); b) in Preussen: Hoff mann von Fallersleben („Unpolitische Lieder“), Dingelstedt („Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters“) , Herwegh („Gedichte eines Lebendigen“, voll beissender Epigramme), Prutz („Politische Wochenstube“, eine aristophanische Komödie).
Dritter Zeitraum.
(Zweiter Zeitraum der Neuesten Geschichte.) Von der französischen Februarrevolution bis zur Begründung des Neuen deutschen Reiches.
1848—1871.
Erster Abschnitt.
Zeit der Stürme und erneuter Rückströmung.
Von der Pariser Februarrevolution
bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I.
1848— 1861.
§ 53- Die Sturmjahre 1848/49.
I. Ursachen. Unzufriedenheit mit den bestehenden politischen Zuständen weit verbreitet. Neben den gemässigten Anhängern einer freien Verfassung auch viele politische Heiss-sporne! Dabei bildet sich aus katilinarischen Elementen eine Lj msturzpartei heraus. Ihre „Bataillone“ die „Arbeiter“. Zündstoff bei diesen infolge wirtschaftlicher Not.
[Entwertung der Handarbeit nach Errichtung zahlloser Fabriken mit Dampfbetrieb. Übermass der Warenerzeugung, Mangel an Absatz, bei geringem Bedarf an Menschenkräften Herabsetzung der Löhne und Arbeitsmangel. Dazu das Hunger jahr 1847! Unterwühlung der Arbeiter durch die Lehre vom Rechte aller auf Gütergemeinschaft (Kommunismus). Das Wort Proudhons „Eigentum ist Diebstahli“]
Ii. Die Pariser Februarrevolution. Ludwig Philipp, „der Bürgerkönig“, anfangs volksbeliebt, hat bei Beginn seiner Regierung mit Erhebungen zu thun, die teils Wiedereinsetzung der Bourbonen, teils Errichtung einer
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Extrahierte Personennamen: Lenau Graf_von_Auersperg Herwegh Prutz Wilhelms_I. Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Sachsen Markgräfin_Mathilde Monza Deutschland Piacenza Clermont Ostmark
— 170 —
jetttes Hauses im alten Umfange wieder her (nur die von Diezmann verkaufte Niederlausitz blieb brandenburgisch).
5. Gleichzeitig setzte sich während der Wirren, die auf den Tod des letzten Arpaden (1301) folgten, Karl Robert, der Enkel des Königs Karl I. von Anjou-Neapel, in Ungarn fest, und das Papsttum geriet ganz unter den Einfluß der französischen Kapetinger (S. 196), die mit den Anjous in Neapel und Ungarn nunmehr das Reich von drei Seiten umspannten. — Inmitten der neuen Anschläge auf Böhmen wurde Albrecht 1308 1308 durch seinen Neffen und Mündel Johann (Parricida) bei Rheinfelden im Aargau ermordet.
3. Ausbildung der luxemburgischen und der wittelsbachischeu Hausmacht und die Erneuerung des Kampfes gegen das Papsttum 1308-1378.
1. Die Aussichten, welche sich dem neuen französischen Machtsystem jetzt auch auf die deutsche Krone eröffneten (Karl von Valois, Philipps Iv. Bruder), wurden durch den Widerstand der weltlichen Wahlfürsten des Ostens vereitelt, aber ebenso auch die Wahl eines mächtigen deutschen Fürsten durch die Abneigung der geistlichen Kurfürsten des Westens. Diesen Umständen und dem Einflüsse seines Bruders, des Erzbischofs Balduin von Trier, fowie des Mainzer Erzbischofs Peter von Afpelt verdankte der französisch gebildete und dem französischen König wie dem Papst gleich nahestehende machtlose Graf von Lützelbnrg (Luxemburg) feine Wahl.
1308 2. Heinrich Vii. von Luxemburg (1308—1313) lehnte
1308 sich nicht an die Städte, sondern an die Fürsten (Bestätigung des Markgrafen Friedrich im Besitze von Meißen-Thüringen, Wiederherstellung der Rhünzölle) und legte durch die Belehnung seines jüngeren (mit der Schwester des letzten Prschemys-liden vermählten) Sohnes Johann mit Böhmen den Grnnd zur luxemburgischen Hausmacht, die nun neben der habsburgischen emporstieg (1310).
3. Dann wandte er sich nach Italien, dessen Verhältnisse seinen idealen italienischen Plänen entgegenzukommen schienen (der Florentiner Dante Alighieri, der Dichter der Divina comedia). Denn Italien war nach dem Sturze der Hohenstaufen der Schauplatz unaufhörlicher Parteikämpfe geblieben, welche die Städte auch in sich selbst zerspalteten. Nur im Süden walteten Machthaber der einen oder der anderen Partei über ganze Landschaften,
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Extrahierte Personennamen: Diezmann Karl_Robert Karl Karl_I._von_Anjou-Neapel Karl_I. Albrecht Johann Karl_von_Valois Karl Philipps Philipps Balduin_von_Trier Peter_von_Afpelt Heinrich_Vii Heinrich Friedrich Friedrich Johann
Vi
lich der Verfassungsgeschichte und auch den Kulturver-Hltnissen insoweit, als in ihnen die Natur der Völker und die Wirkungen oder die Ursachen ihres geschichtlichen Lebens zum charak-teristischen Ausdruck kommen. Hat man in der alten Geschichte schon lngst beides, in der mittelalterlichen mindestens das erstere zur Gel-tung gebracht, so wird es nicht lnger angehen, dies fr die neuere zu unterlassen, also die Kenntnis dieser Dinge ganz und gar dem akademischen Studium zuzuweisen, während dessen die meisten doch kaum die Zeit dazu finden, und es ist gewi nicht schwerer, diese Verhltnisse, so weit es hier notwendig ist, bei gereisteren Schlern, denen schon nach ein oder zwei Jahren die Universitt ganz andere Zumutungen stellt, zum Verstndnis zu bringen, als die oft sehr verwickelten Verfassungskmpfe der klassischen Völker. Da der Ent-Wickelung des Welthandels und der Kolonisation der modernen Völker besondere Aufmerksamkeit geschenkt ist, drfte nicht unmotiviert erscheinen.
Was endlich die Form betrifft, so haben wir uns bestrebt, einen mglichst lesbaren Text zu liefern und Satzbruchstcke nur in Paren-thesen der Krze wegen zugelassen. Fr das eben sich bildende Stilgefhl der Schler scheint uns in einem formlosen Text eine gewisse Gefahr zu liegen, die wir vermeiden mchten.
Wir lassen zuerst die neuere Geschichte erscheinen, weil die Be-Handlung derselben relativ die meisten Schwierigkeiten und also die meisten Kontroversen darbietet. der diesen Teil mgen dem Ver-fasser deshalb noch einige Worte gestattet sein. Anerkanntermaen ist hierbei der nationale Standpunkt nicht in der Weise festzuhalten, da die Geschichte der auerdeutschen Völker nur als Nebensache behandelt werden knnte. Wohl aber ist der deutschen Geschichte relativ der meiste Raum zugewiesen und die der brigen Völker mit grerer Ausfhrlichkeit nur da behandelt, wo sie von allgemeiner Bedeutung wird. Besonderes Gewicht ist darauf gelegt worden, die neuere Geschichte nicht in eine Anzahl einzelner Volksge-schichten auseinanderfallen zu lassen, da dies ihrer inneren Natur widersprechen wrde, denn sie ist die Geschichte der eng mit einander verbundenen europischen Vlkerfamilie. Die Entwicklung
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— 175 —
Dienstmann des Königs eine reiche ägyptische Karawane, bei der sich auch eine Schwester des Sultans Saladin befand, und plünderte sie völlig aus. Und als Saladin Schadenersatz und Bestrafung des Übelthäters forderte, weigerte sich der König von Jerusalem. Nun schwur Saladin, sich selber Rache zu schaffen, und bald war Jerusalem und Akkon erobert und tausende von Christen büßten mit ihrem Blute den Frevel.
Zweiter Abschnitt: Der vierte Kreuzzug.
Ii a. Ursache? Weitere Eroberungen Saladins nach Richards Heimkehr; Kreuzpredigt des gewaltigen Papstes Innocenz Iii, der sich noch mehr, wie einst Gregor Vii., als Oberherrn aller Könige und Fürsten suhlte. Sein Gebot lautete: Sämtliche Könige und Herren sind vor allem schuldig, ihren obersten Lehnsherrn Christus, dem die Feinde sein Land entrissen haben, zu Hilfe zu eilen. Wer das Kreuz nimmt, erhält Vergebung der Sünden; wer einen Kreuzfahrer hindert, wird mit dem Bann bestraft. Die Kreuzprediger sollen jedermann zum Kreuzgelübde zulassen, ohne zu prüfen, ob er tauglich ist, ja sogar reuige Verbrecher. Täglich soll in allen Kirchen gebetet und monatlich soll eine feierliche Prozession veranstaltet werden, damit Gott den Seinen Sieg über die Ungläubigen verleihe. Vier Jahre lang dürfen die Christen keinen Krieg unter einander führen, drei Jahre lang kein Turnier halten. Jeder Geistliche muß drei Jahre lang den 20. Teil seines Einkommens, der Papst und die Kardinäle werden den 10. Teil ihres Einkommens für den Kreuzzug opfern, und jeder Christ soll nach Vermögen in die in jeder Kirche aufgestellten Opferstöcke Geld spenden.
Teilnehmer? Zuerst bereit war ein französisches Heer von etwa 40 000 Kriegern, das die Venetianer für 4 Millionen Mark auf einer Flotte überfahren und ein Jahr lang verpflegen sollten.
Ausgang? Der ehrgeizige Doge von Venedig bewog die Kreuzfahrer, im Bunde mit der venetianischen Kriegsflotte (72 große Kriegsschiffe) zunächst gegen Konstantinopel zu ziehen. Und wirklich gelang es der Tapferkeit der Franzofen und Venetianer nach furchtbarem Kampfe, die Mauern der alten Kaiserstadt zu erstürmen. Schrecklich wüteten die grimmigen Eroberer trotz des Verbotes der Fürsten mit Mord und Mißhandlung unter den unglücklichen Einwohnern und erbeuteten unermeßliche Schätze. Zum Herrscher des eroberten Kaiserreiches, das nun das „lateinische" hieß, wurde ein französischer Graf erwählt, während ein venetianischer Bischof in der Sophienkirche zum römisch-katholischen Patriarchen von Konstantinopel ernannt wurde. Auch die Länder und Städte verteilten die Sieger unter sich. Der letzte griechische Kaiser war dem Blutbad entronnen und nach Nicäa hinüber geflohen, wo er sich und sein kleines Reich mühsam gegen die Türken und die Lateiner behauptete.
Erläuterung der angegebenen Thatsachen. Hervorhebung der Hauptpunkte: Gewalt des Papstes Innocenz; Kriegsmacht und Reichtum
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Extrahierte Personennamen: Richards Innocenz_Iii Innocenz Gregor_Vii Gregor Christus Innocenz Innocenz
— 4 —
Aber rasch wandte sich ein Kardinal an das Volk und sprach: „Brüder, ihr wißt, wie Hildebrand seit Jahren die heilige römische Kirche erhöht hat. Wir finden für das römische Bistum keinen seinesgleichen. Darum wählen wir ihn, der in allen Dingen erprobt ist!" Freudig riefen einige Kardinäle: „Der heilige Petrus hat den Papst Gregor gewählt!" Die aufgeregte Menge riß Hildebrand mit sich fort zur Krönungskirche, uno hier wurde er zum Papst geweiht. Nachträglich erklärten sich auch die übrigen Kardinäle mit seiner Wahl einverstanden. So wurde Hildebrand in einem Alter von etwa 40 Jahren Papst und nannte sich Gregor Vii.
Zur Erläuterung: Wie kam es, daß der Bauernknabe so rasch emporstieg? Warum erschrak Hildebrand? (Last und Größe des Amtes). Warum wurde er doch gewählt? Wer waren seine Wähler? Das Volk von Rom und die Kardinäle. (Die Kardinäle waren die vornehmsten Geistlichen Roms und des Kirchenstaates, es gab damals 53). Wer hatte wohl am meisten bei der Wahl zu sagen: Die Kardinäle (dreimalige Erwähnung ihres Einverständnisses).
Zusammenfassung: Herkunft, Bildung, erster Dienst, Wahl zum
Papst. Überschrift: Die Wahl Gregors zum Papst.
Zweiter Abschnitt: D i e Einrichtungen Gregors Vii.
Von den Einrichtungen und Bestimmungen des neuen Papstes wollen wir vier besprechen, die für unsere Geschichte sehr wichtig geworden sind.
1. Die Pap ft io a h l.
Die neue Bestimmung darüber, die Gregor noch als Minister des Papstes treffen ließ, lautete: Der römische Bischof wird durch die 53 Kardinäle gewählt. Das war neu; denn früher wählte auch das Volk und der Adel von Rom mit, und der römische Kaiser bestätigte dann diese Wahl. Ja, von Otto I. wissen wir, daß er zwei Päpste nach einander absetzte und einen anderen Papst dafür einsetzte; von dem Vater Heinrichs Iv. kann ich euch erzählen, daß er auf einmal drei unwürdige Päpste, die sich um den Thron stritten, abfetzte und dafür einen frommen deutschen Bifchof zum Papst einsetzte.
Was war wohl der Zweck dieser neuen Einrichtung? Der Papst sollte nicht mehr vom römischen Volk und vom deutschen Kaiser abhängig fein, sondern die Kirche sollte sich selber ihr Oberhaupt wählen. Damit diese neue Wahlordnung nicht umgestoßen würde, wurde jeder mit dem Banne bedroht, der auf andere Weise zum Stuhl Petri gelangte.
Zusammenfassung: Erste Einrichtung Gregors: Die Cardinäle wählen den Papst. Zweck: Der Oberherr der Kirche soll vom Kaiser unabhängig fein. Überschrift: Die Papstwahl.
2. Die Priest er ehe.
Die neue Bestimmung darüber lautete: Kein Geistlicher darf verheiratet sein.
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Extrahierte Personennamen: Hildebrand Petrus Gregor Gregor Hildebrand Gregor_Vii Gregor Hildebrand Gregors Gregors Gregors Gregor Gregor Otto_I. Heinrichs Heinrichs Gregors Gregors