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1. Die Weltgeschichte - S. 127

1835 - Mainz : Kupferberg
Concil zu Kostnitz. Hussiten. 127 reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t- wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt. 8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener), noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn, und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09. den, stirbt er plötzlich. 9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410. Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt, bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414. Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne; Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen, gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti- sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich hartnäckig, wird nicht beachtet. Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415. eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst. Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver- kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417. Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg. Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor; blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419. Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen. Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten; Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc. Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431. *) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 130

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — wieder vereinigt wird" (Weber-Baldamus). Mit diesem Glauben hängt die eigentümliche Stellung zusammen, die der Inder den Tieren gegenüber einnimmt. Tiere zu töten oder zu verletzen, selbst schädliche, gilt als sündlich, weil wandernde Menschenseelen in ihren Leibern Hausen kannten. Das indische Volk ist seinem Glauben und dem Dienst der Götter mit Eifer ergeben. Über- all gibt es Tempel, Wallfahrtsstätten, werden Götzenfeste gefeiert, zu denen ungeheure Menschen- massen herbeiströmen. Um sich das Wohlgefallen der Götter zu erwerben, legt man sich die schrecklichsten Bnßllbungen auf. Es gibt auch eine Art Mönche, Fakire, die es darin besonders weit gebracht haben. Manche setzen sich bei Sonnenglut noch zwischen zwei Feuer und ertragen so die fürchterlichste Hitze. Andre bringen sich schwere Wunden bei oder schwingen an Haken, die im Fleisch und den Sehnen des Rückens befestigt werden. Noch andre lassen sich am „Wagenfeste" zu Ehren des Gottes Knschna von den Rädern des heiligen Götterwagens zermalmen. Häufig aber sind diese Fakire nur Faulenzer, die vom Bettel leben und das Volk durch ihre oft erstaunlichen Zauberkünste unterhalten und betören. Als heilige Stätten, Wallfahrtsorte, gelten den Hindus insbesondere die Quellen des Ganges und die Stadt Benares. Im heiligen Strom zu baden, ist ein verdienstliches Werk, und viele bestimmen auch, daß ihr Leichnam in dessen Fluten versenkt wird. Die indischen Tempel, Pagoden, sind oft gewaltige Bauten und tragen in ihrem Innern reichen Schmuck. Viele Tempel sind auch in Felsen gehauen. Der Gründer des Buddhismus ist Gautama 548 v. Chr.), ein indischer Königssohn. Er entsagte der königlichen Würde und zog sich in die Einsamkeit zurück, wo er ein entsagungsvolles Leben führte. Umherziehend verkündete er dann als Buddha, d. h. der Erweckte, Erleuchtete, eine neue Religion, die bald zahlreiche Anhänger fand. Der Buddhismus kennt keinen Golt. Die Welt ist aus dem Nirwana, dem Nichts, entstanden, bewegt sich in unaufhörlichem Kreislauf und kehrt wieder in das Nichts zurück. Alles Leben ist Leiden, und es wäre besser, nicht geboren zu sein. Erlösung vom Leiden, Rück- kehr ins Nirwana ist das Ziel, nach dem der Mensch streben muß. Er erreicht dies, indem er Barmherzigkeit und Menschenliebe übt, vor allem aber dadurch, daß er allen irdischen Genüssen entsagt, seinen Willen abtötet und ein Leben beschaulicher Betrachtung führt. Doch verwirft Buddha grausame Peinigungen. Seine Lehre verbreitete sich nicht nur in Indien, sondern auch in Mittelasien, China und Japan. Sie ist aber mit der Zeit sehr ausgeartet und vielfach zu einem öden Zeremoniendienst mit allerlei abergläubischen Ge- bräuchen, Gebetsformeln, Prozessionen, Bußübungen und Wallfahrten geworden. Eine eigentümliche Erscheinung des indischen Lebens ist das Kastenwesen, die Gliederung des Volkes in streng gesonderte Stände oder Kasten. Ihre Entstehung geht zurück auf die Einwanderung der Arier. Diese richteten zunächst eine Scheidewand auf zwischen sich und der unterworfenen Bevölkerung. Im Laufe der Zeit entstand dann auch bei ihnen selbst noch eine Gliederung in drei Stände: Priester, Krieger und Ackerbauer und Gewerbetreibende, die sich als die drei reinen Kasten von der vierten, unreinen Kaste der Urbevölkerung abschlössen. Durch die Unterwerfung neuer Stämme, durch Mischung, durch Verteilung der Arbeit, durch Abzweigung religiöser Sekten, durch Unterschiede der Bildung usw. entstanden immer neue Kasten. So gibt es z. B. unter den Priestern mindestens 25 Genossenschaften, die nicht untereinander heiraten, meist nicht einmal zusammen essen dürfen. Am größten ist die Spaltung bei den untern Schichten der Bevölkerung, wo jeder, selbst der kleinste Beruf, eine Kaste für sich bildet. Die Brahmanen oder Priester gelten für heilig und unverletzlich. Sie sind die Lehrer der Religion, verrichten die Opfer, Gebete und Reinigungen, beraten die Könige und pflegen die Wissenschaften und die Künste. Die Kfchatrijas oder Krieger, denen die Könige und

3. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1861 - Freiburg : Herder
96 Geschichte des Mittelalters. ihres meistens durch Wucher erworbenen Reichthums, sodann wegen ihrer eigentümlichen Lebensweise und endlich standen sie im Verdachte mit dem Blute ermordeter Christenkinder Zauberei zu treiben. So wurde ihnen die Aufregung des ersten Kreuzzuges verderblich; blie- den sie bei verheerenden Seuchen verschont, wozu ihre Mäßigkeit und Vorsicht zweifelsohne viel beitrug, so wurden sie beschuldigt die Brun- nen vergiftet zu haben und massenhaft ermordet. § 286. Noch schlimmer aber erging es denen, welche von dem Glauben der Kirche absielen, den Häretikern oder Ketzern (von dem griechischen Katharoi, d. h. Reine, weil sie die Kirche von Jrrthü- mern zu reinigen behaupteten). Diese wurden, sobald sie von der Geistlichkeit ihres Irrglaubens schuldig erfunden wurden und sich nicht bekehrten, von dem weltlichen Arme ergriffen und dem Tode, ge- wöhnlich dem Feuertode überliefert. Diese Justiz war aus dem Heidenthume (man erinnere sich an die Verfolgung der Philosophen, an die Christenverfolgungen von Nero bis Diokletian) in das christliche Cäsarenreich übergegangen und hatte sich auch frühe in das Abendland übersiedelt. Jedoch ist cs eine falsche Behauptung, daß die mittelalter- lichen Häretiker harmlose Leute gewesen seien, die gerne in der Stille ihrer Ueberzeugung gelebt hätten, aber dem spürenden Glaubenshasse zum Opfer sielen; die Geschichte beweist im Gegentheil, daß fast alle Häresien mit dem größten Eifer Anhänger warben, und die Kirche mit glühendem Hasse verfolgten, dem es nur an der Macht zu einem Religionskriege fehlte. Die Kirche durfte dem Abfalle nicht ruhig zusehen, und die damaligen Staaten waren so innig mit der Kirche verbunden, daß ein Abfall von der Kirche zugleich als eine Empörung gegen die Staatsordnung betrachtet wurde. Die Albi- § 287. Die bedeutendste Häresie war die der Albigenser (von genfer. £er Stadt Albi so genannt) in dem südlichen und südwestlichen Frank- reich. Sie lehrten nicht nur, daß der Besitz weltlicher Macht in den Händen der Geistlichen unchrifilich sei, sondern hatten in ihren Glauben auch manichäische Elemente ausgenommen; ihr Beschützer war ihr Lan- desherr, der mächtige Graf Raymund von Toulouse. Die Be- kehrungsversuche waren bei ihnen vergeblich, 1208 erschlugen sie sogar einen päpstlichen Legaten; darauf ordnete Papst Innocenz Iii. in Uebereinstimmung mit Ludwig Viii. von Frankreich einen Kreuzzug gegen sie an, in welchem Simon von Montfort der Anführer war, der Städte und Schlösser erstürmte und ein fürchterliches Blutbad anrichtete. Ihm war es wie dem König von Frankreich wenigstens ebenso viel um die Eroberung der Grafschaft als um den wahren Glauben zu thun, daher kam König Peter von Aragonien, dem die Grafschaft einmal als Erbtheil zufallen konnte, seinen Verwandten zu Hilfe, fand aber in der Schlacht den Tod. Selbst als der Papst den reuigen Grafen schützte, konnte er ihm nur einen Theil seines Be- 1227. sitzeö retten, der andere siel an Montforts Sohn Amalrich, der ihn später dem französischen König abtrat. Damals führte der Papst die Dieinqui-Inquisition (Nachforschung) ein, d. h. er verordnete, daß jeder Bi- sition. in den Pfarreien seiner Diöcese zuverlässige Männer auswähle und eidlich verpflichte den Ketzereien nachzuspüren und dem Bischöfe zu berichten; später wurden die Dominikaner mit dieser Inquisition hetraut.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 111

1861 - Freiburg : Herder
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Iii. 111 Flucht ergriff, erkannte man die Unmöglichkeit die Hussiten mit Gewalt zu besiegen, und nach langen Unterhandlungen zu Basel, wo ein Koncil versammelt war, sowie zu Prag kamen am 30. November 1433 die sogenannten Prager Kompaktsten zu Stande. 1) Das Abendmahl wird in Böhmen und Mähren jedem Erwachsenen auf sein Verlangen pa ü cn* unter beiden Gestalten gereicht, jedoch bemerken die Priester dabei, daß auch unter einer Gestalt allein das vollkommene Abendmahl gereicht werde. 2) Todsünden, besonders die öffentlichen, sollen nach dem göttlichen Gesetze und den Anordnungen der hl. Väter gestraft werden, aber nur von den dazu Berechtigten und mit Beachtung des Gerichts- standes. 3) Das Wort Gottes soll von Priestern und Leviten, die von ihren Oberen dazu Approbation und Mission haben, frei gepredigt werden, aber in Ordnung und ohne Beeinträchtigung der Autorität des Papstes, der in allen Dingen der oberste Ordner Met'fct. 4) Die Kirche kann Häuser, Güter re. und die Weltgeistlichen dürfen Eigenthum besitzen; in Betreff der Kirchengüter sind die Geistlichen aber nur Verwalter und müssen sie treu und nach den Bestimmungen der hl. Väter verwalten; ohne Sakrilegium können weder sie noch andere sich diese Güter aneignen. Die Taboriten und Waisen empörten sich bald gegen diesen Ver- gleich, unterlagen aber unweit Böhmischbrod in einer mörderischen Schlacht Schlacht, in welcher beide Prokope fielen, worauf Sigmund 1435 als et b°ov. ' König in Böhmen und Mähren anerkannt wurde. * Friedrich von Hohenzollern wird Markgraf von Brandenburg (1415). 8 332. Kaiser Sigismund, welcher die deutsche, lombardische, ungari- sche und böhmische Königskrone trug, befand sich in beständiger Geldver- legenheit, denn er war ein sehr schlechter Haushälter. Dem klugen Burg- grafen Friedrich von Hohenzollern schuldete er eine für die dama- Anfänge lige Zeit gewaltige Summe und belehnte ihn an Zahlungsstatt und zum Danke für viele Dienste mit der Mark Brandenburg und der Kurwürde. ' tea. Der Deutschorden unter polnischer Oberherrlichkeit (1410). § 333. Der heidnische lithauische Großfürst Witold Jagcllo (Jagiel) wurde durch seine Heirath mit Ludwigs des Großen Tochter Hedwig König von Polen, ließ sich taufen und erneuerte als La dis- izgg. laus Ii. die Feindseligkeiten seiner Vorfahren gegen den Deutschor- den. Er errang bei Tannenberg einen großen Sieg; der Großmeister Am 15 Juli Ulrich von Jungingen mit 40,000 Ordenskriegern fiel, dagegen 1110‘ blieben auch 60,000 Polen, Lithauer, Russen und Tataren auf dem Schlachtfelde, und die festen Plätze des Ordens leisteten so hartnäckigen Widerstand, daß sich Ladislaus mit der Abtretung Samogitiens be- gnügte. Kaiser Sigismund vermochte dem Orden so wenig Beistand zu leisten, als 1466 Kaiser Friedrich Iii. ; damals verlor der Orden Ermeland und Westpreußen und anerkannte die polnische Oberlehens Herrlichkeit über Ostpreußen. Die Niederlande burgundisch (1430). § 334. Eben so wenig hinderte Sigismund den burgundischen Herzog Philipp Holland, Friesland, Hennegau und Seeland der

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1861 - Freiburg : Herder
Zeitalter der Revolution. 113 derselben war in der letzten Zeit auch in katholischen Staaten keine kleine; denn Regenten und Staatsmänner, welche die Rechte des päpst- lichen Stuhles schmälern und das Gebiet der Staatsgewalt auf Kosten der Kirche ausdehnen wollten, waren dem Orden feindselig, weil sie in ihm eine Stütze der päpstlichen Macht sahen. Zu ihnen gesellten sich alle, welche den großen Einfluß, den der Orden auf Fürsten und hohe Herren ausübte, mit Argwohn oder Eifersucht betrachteten, die Janse- nist en in Frankreich, welche die kirchliche Lehre von der Gnade ver- unstalteten, endlich auch die Eifersucht von Mitgliedern anderer Orden, von hohen und niederen Weltgeistlichen. Veranlassung zu stürmischen Anklagen boten Schriften einzelner Ordenömitglieder, Vergehen, die sich einzelne zu Schulden kommen ließen, angedichtete Verbrechen, und endlich führte der portugiesische Minister José de Karvalho, Graf von Pombal den ersten Gewaltstreich. Portugal bekam 1750 durch Tausch einen Theil von Paraguay, in welchem die Jesuiten seit 1586 die Indianer civilisiert, in 33 glückliche große Gemeinden angesiedelt und unter der Oberhoheit der spanischen Krone patriarchalisch geleitet hatten. Pombal ließ die Jesuiten und die christlichen Indianer vertreiben und weil die letzter» ihre Heimat nicht gutwillig verließen, so wurden Je- suiten als Anstifter der Empörung angeklagt. Im Jahr 1758 benutzte Pombal einen angeblichen Mordversuch gegen den König von Portugal, um alle Jesuiten aus Portugal gewaltsam zu vertreiben und das Ver- mögen des Ordens einzuziehen. Nach entschlossenem Widerstande des französischen Episkopats bestätigte der König von Frankreich 1764 das 1762 von dem Parlamente zu Paris erlassene Urtheil, welches den Orden als dem Staate und der Kirche verderblich erklärte und hob ihn auf; ihm folgten die bourbonischen Höfe: der spanische 1767, wodurch auch die Reduktionen im spanischen Paraguay zerstört wurden, der neapolitanische und 1768 der parmesanische; sie bedrängten auch Papst Klemens Xiv. so lange, bis er durch das Breve vom 23. Juli 1773 den Orden aufhob. Maria Theresia wollte in die Aufhebung der Ordenshäuser in ihrem Reiche lange nicht einwilligen; Friedrich Ii. that es gar nicht und ebenso wenig Katharina Ii. von Rußland. Siebentes Kapitel. Zeitalter der Revolution. Gründung der nordamerikauischen Republik (1775 — 1783). 8 296. Die Spanier kannten die nordamerikanische Küste von Florida bis zur Mündung des Lorenzstromes, legten aber keinen Werth auf dieselbe und machten das Entdeckungsrecht nicht oder wenig geltend, als andere Nationen Niederlassungen zu gründen anfingen. Im Jahre 1586 nahm Walter Raleigh im Namen der englischen Königin Elisabeth Besitz von Virginien, die ersten Kolonisationsversuche Bumüllcr, Weltg. Ni. o ic Reduk- tionen.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 112

1861 - Freiburg : Herder
112 Geschichte der neueren Zeit. Kant (-s 1804), die sich wie die antiken gegenseitig ausschließen. Neben der eigentlichen Philosophie, der streng wissenschaftlichen For- schung, thaten sich aber sogenannte Philosophen auf, deren Stre- den geradezu auf die Zerstörung der christlichen Religion und der durch sie geschaffenen Einrichtungen in Kirche und Staat zielte; andere trieb nicht immer vorgefaßte Feindseligkeit zum Widerspruche, sondern sie erhoben Zweifel und Verneinungen, weil sie dieselben auf ihrem Standpunkte außerhalb der Kirche nicht überwinden konnten. Die hauptsächlichsten Vertreter dieser Philosophie des Zweifelnö und Leug- nens waren in England Shaftesbury, Tindal, Kolli ns, Bo- lingbroke rc., in Frankreich Bayle und besonders der boshafte Voltaire mit seiner Schule, die von Friedrich Ii. in Deutschland be- günstigt wurde. Diese Partei stellte eine sogenannte Vernunftre- ligion auf, spaltete sich aber auch auf diesem freien Gebiete, denn ein Theil erklärte die Idee eines höchsten Gottes als eine Forderung der Vernunft und die Grundsätze der Sittlichkeit und des Rechts als dem Menschen angeboren, der andere dagegen verwarf einen persönlichen Gott, erklärte die Natur für Gott, den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele für Wahn, den Menschen als das vornehmste Thier. § 294. Wie es dem christlichen Glauben erging, so geschah es auch der Geschichte der christlichen Völker, die in ein Zerrbild ver- kehrt wurde, denn alles, was im Geiste des Christenthums geschah, erschien diesen Philosophen als Betrug, Täuschung, oder als Unsinn und Thorheit, die „frommen" Päpste, Bischöfe, Kaiser, Könige, Herren und gemeinen Leute als Menschen, welche im besten Falle in einem heiligen Wahne Stärke oder Ruhe fanden. Ebenso wenig konnte der noch bestehende christliche Staat bei diesen Philosophen Gnade sinden; wie sie die kirchlichen Einrichtungen verwarfen, so leugneten sie auch, daß die weltliche Obrigkeit in Folge göttlicher Anordnung be- stehe; der Staat sei vielmehr, erklärten sie, das Werk eines ursprüng- lichen freien Vertrags einer bestimmten Anzahl von Menschen, und erst im Lauf der Zeit habe der Staat durch Gewalt und List der Mächtigen mit Hilfe der Priester die Gestalten angenommen, durch welche er auf dre Mehrheit der Menschheit so schwer drücke; daher haben die Völker auch das Recht den ursprünglichen Vertrag und damit die Gleichheit Aller wieder herzustellen. Ebenso wenig als der christliche Staat konnte diese Philosophie die christliche Familie bestehen lassen; sie lockerte das Band der Ehe bis zur Willkür der Gatten und revolutionierte die Erziehung durch den Grundsatz, daß das Kind nicht durch Gebot und nöthigen Falls durch Strafe zum Gehorsam, zur Arbeit, zum Lernen und Beten anzuhalten sei, sondern nur in der freien Entwick- lung seiner Anlagen von dem Erzieher gefördert werden dürfe, denn der Mensch sei von Natur gut und werde sich also auch gut entwickeln, wenn er nicht durch die Erziehung verdorben werde (I. I. Rousseau | 1778). Die Aushebung des Jesuitenordens. § 295. Weil sich der Orden der Jesuiten die Verteidigung und Ausbreitung der katholischen Kirche zur Aufgabe gemacht hatte und sich derselben gewachsen zeigte, so war er naturgemäß ein Gegen- stand des besonderen Haffes für alle Feinde der Kirche. Die Anzahl

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 77

1894 - Dresden : Ehlermann
§ 25- Geistesleben in Deutschland. 77 Schwulst der 2. schlesischen Dichterschule setzen Männer wie Christian Weise Einfachheit und Natürlichkeit entgegen (freilich auch in Wässerigkeit verfallend — die ,,Wasserpoeten“), e) Ein Dichter wie Günther stimmt zum ersten Male wieder wärmere Herzenstöne an, ein Grimmelshausen schreibt einen volkstümlichen Roman „Der abenteuerliche Simplicius“ (gew. Simpli-cissimus genannt), der die schreckliche Zeit des grauenvollen Krieges mit Naturwahrheit seinen Zeitgenossen vor Augen führt. Die geistliche Dichtung bewahrt sich noch etwas von der Herzensinnigkeit der früheren Zeit, wie bei dem Jesuiten Spee (Trutznachtigall) und dem Mystiker Angelus Silesius (Johann Scheffler, später zur katholischen Kirche übergetreten) und erreicht in Paul Gerhard sogar noch einen Höhepunkt. Ii. Zweite Stufe. Freiere Geistesregungen mit dem Aufgang Preussens zusammenfallend, a) Die englisch-französischen Aufklärungsgedanken finden hier empfänglichen Boden. Am Hofe Sophie Charlottens streiten Freidenker mit orthodoxen Geistlichen und verkehrt vor allem der grosse Leibn iz (s. § 21, I. 3). b) In Berlin wird eine Akademie der Künste und eine „Sozietät der Wissenschaften“ gegründet (§ 14, Vi. 3 b). c) In der vom Kurfürsten Friedrich Iii. gestifteten Universität Halle lehrt ein Thomasius in deutscher Sprache und kämpft gegen Hexenprozesse (§ 14, Vi. 3 a). d) Gegenüber der engherzigen Glaubensrichterei zünftiger Theologen öffnen die Pietisten (Spener und Francke) die Gemüter wieder der Herzensfrömmigkeit, die sich auch in Werken thätiger Nächstenliebe wirksam erweist (Stiftung des Halleschen Waisenhauses durch Francke, Wirken der vom Grafen Zinzendorf gestifteten Herren-huter Gemeinde). e) Unter dem Einfluss dieser Geistes-stromung findet die Musik den ergreifendsten Ausdruck für tiefe Seelenbewegungen und erhebt die Gemüter zu Gott in den Tonwerken eines Sebastian Bach und eines Fried-rich Händel, f) Auch die bildende Kunst bringt einen Meister wie Schlüter (Baumeister Friedrichs Iii zugleich Bildhauer; s. § 14, Vi, 3 c.) hervor, g) Man sucht die r esse ln der Unnatur abzustreifen. Der Drang, sich aus unnatürlichen Zuständen in ein reines Naturleben zu flüchten, verschafft den Robinsonaden, Nachahmungen eines von em englischen Freidenker De Foe herausgegebenen Komans, die weiteste Verbreitung. Das Ideal einer reinen

8. Römische Geschichte - S. 125

1893 - Dresden : Ehlermann
Vierter Zeitraum. — § 44. Geistesleben und Sittenzustände etc. 125 und Handel nehmen bei der christlichen Anschauung von dem Werte der Arbeit, besonders in den Seestädten, noch einmal einen gewissen Aufschwung, sinken aber in der Kriegsnot herab. Die Beamten üben, geschützt durch den Namen des Kaisers, vielfach harten Druck auf die Unterthanen aus und bereichern sich auf deren Kosten (Westgotenempörung). Der Steuerdruck wächst ins Unerträgliche. Die Kirche, wo vom Hofe abhängig, bewahrt nicht die Demut und Sittenstrenge der ältesten Christengemeinden. Unter den hohen Geistlichen sind viele prunksüchtig und hof-färtig (vgl. dagegen Ambrosius von Mailand und Augustinus). Auch der Gottesdienst wird prunkvoller gestaltet. Der Glaubenskampf, für den die alte Bildung die Waffen liefert, wird oft zur Glaubenszänkerei und führt zur Unduldsamkeit. Kampf gegen die nichtkatholischen Arianer (zum grossen Teil Germanen). Der Hof zwar im ganzen sittenrein, doch prachtliebend, üppig und hohlem Formenwesen verfallend. Iii. Sitte. Die heidnische Weltlust wird durch das Christentum gezügelt und verkehrt sich schliesslich zu Weltentsagung. Die ersten Mönche in Egypten. Zu den Kirchen, die sich über den Gräbern der Märtyrer erheben, wallfahrten unzählige Gläubige. An Stelle der heidnischen Feste christliche Liebesmahle. Die Tierhetzen und Fechterspiele verschwinden, die Lust am Wagenrennen bleibt (Parteien des Cirkus „die grünen“, ,,die blauen“). Iv. Bildung. Der alte Bildungsgang des Triviums und Quadriviums erfährt durch das Christentum keine wesentliche Änderung. Der Neuplatonismus (s. o. S. 114), von Plotin systematisch durchgebildet, wird vielfach ein Bindeglied zwischen antiker Bildung und Christentum. Die lateinische Sprache wandelt sich unter dem Einfluss der neuen germanischen Bevölkerung. Aus der Volksmundart entwickeln sich die romanischen Sprachen. Das Latein bleibt Kirchensprache des Abendlandes. A. Litteratur. a) Die Dichtungen bewahren rhetorisches Gepräge.*) b) In der Geschichtsschreibung erheben sich der griechisch schreibende Dio Cassius (3. Jahrh.) und der lateinisch schreibende Ammianus Marcellinus (Zeit der Völker- *) Ausonius (Mosella), Claudianus (Lobgedichte wie de laudibus Stilichonis) u. a.

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 72

1891 - Dresden : Höckner
— 72 — im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges). 6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen. 3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen Kirche. 1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster. 2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 186

1891 - Dresden : Höckner
Reichsheer, welches der Reichstag aufbot, wich 1427 bei Mies 1431 (westlich vou Pilsen), ein anderes 1431 bei Taus (Kardinal Cefarini) schmählich zurück, und immer wieder ergossen sich die tschechischen Raubscharen, jetzt mit dem Auswurf aller Länder gemischt, über Ungarn, Österreich, Schlesien, die Lausitzen, Meißen, das Vogtland, Thüringen und Franken bis vor Nürnberg und die Oder hinunter bis Brandenburg, ja bis Pommerellen (Danzig und Oliva) an die Ostsee. Bei der jammervollen Kriegsverfassung des deutschen Reiches war Frieden und Rettung nur noch von der Vermittelung eines Concils zu erwarten. 7. Das noch von Martin V. widerwillig berufene Concil zu Basel (1431—1449), dessen energische und von Sigismund unterstützte Haltung den Papst Eugen Iv. schließlich doch zur Anerkennung nötigte (1433 Kaiserkrönung Sigismunds), brachte 1433 denn auch 1433 ans Grund der „Prager Kompaktsten" (im Anschluß an die vier Prager Artikel) eine Verständigung mit den gemäßigten Calixtinern zu stände. So erhob sich in Böhmen die erste ketzerische und von Rom anerkannte Landeskirche. Die Ta-boriten und Waisen wurden dann durch ihre furchtbare Niederlage bei Böhmisch-Brod (östlich von Prag) gegen die Calix- 1434 tiner 1434 (Tod der beiden Prokope) zur Anerkennung des Vertrages gezwungen. — Die Vernichtung des böhmischen Deutschtums hatte nicht nur die Entfremdung Böhmens, sondern auch einen allgemeinen Niedergang der Kultur und die Erhebung des tschechischen Adels auf Kosten des Königtums wie des leibeigenen tschechischen Landvolkes zur Folge. Sigismund, in Böhmen jetzt aner- 1437 kannt, starb 1437 als der letzte Luxemburger, ohne seine politischkirchlichen Reformpläne durchgeführt zu haben. 4. Der Sieg der Kurie. 1. Der persönlich treffliche, aber allzu habsburgisch gesinnte 1438 Albrecht Ii. von Österreich (1438—1439), vereinigte als Schwiegersohn und Erbe Sigismunds zum ersten Male Ungarn und Böhmen mit der Hauptmasse des habsburgischen Landes. Aber die auf ihn gefetzten Hoffnungen wurden durch feinen frühen 1439 Tod auf einem Türkenzuge 1439 vereitelt (Plan einer Reichsreform des Kardinals Nikolaus Cufanus-Krebs von Cues an der Mosel, die s. g. „Reformation Kaiser Sigismunds", Kreiseinteilung des Kanzlers Kaspar Schlick auf dem Nürnberger Reichstage von 1438). 2. Ebenso wurden aber auch die Erwartungen getäuscht,
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