Concil zu Kostnitz. Hussiten.
127
reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t-
wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt.
8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener),
noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn,
und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene
Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09.
den, stirbt er plötzlich.
9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410.
Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt,
bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große
allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414.
Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von
Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne;
Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen,
gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti-
sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich
hartnäckig, wird nicht beachtet.
Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer
Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im
Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des
Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415.
eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von
Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst.
Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver-
kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417.
Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg.
Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger
Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor;
blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419.
Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen.
Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten;
Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter
ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach
Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc.
Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431.
*) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*
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Extrahierte Personennamen: Jobst_von_Mahren Johann's_Xxiii Friedrichs Johann Johann Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann Johann Engländer
Wiclef Schüler_Hieronymus_von
Prag Martin_V._Pabst Siegmund Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Jakob_von_Mieß Johann Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Friedrichs Oesterreich Spanien Prag Oesterreich Baiern
— 130 —
wieder vereinigt wird" (Weber-Baldamus). Mit diesem Glauben hängt die eigentümliche
Stellung zusammen, die der Inder den Tieren gegenüber einnimmt. Tiere zu töten oder
zu verletzen, selbst schädliche, gilt als sündlich, weil wandernde Menschenseelen in ihren
Leibern Hausen kannten.
Das indische Volk ist seinem Glauben und dem Dienst der Götter mit Eifer ergeben. Über-
all gibt es Tempel, Wallfahrtsstätten, werden Götzenfeste gefeiert, zu denen ungeheure Menschen-
massen herbeiströmen. Um sich das Wohlgefallen der Götter zu erwerben, legt man sich
die schrecklichsten Bnßllbungen auf. Es gibt auch eine Art Mönche, Fakire, die es darin
besonders weit gebracht haben. Manche setzen sich bei Sonnenglut noch zwischen zwei Feuer
und ertragen so die fürchterlichste Hitze. Andre bringen sich schwere Wunden bei oder
schwingen an Haken, die im Fleisch und den Sehnen des Rückens befestigt werden. Noch
andre lassen sich am „Wagenfeste" zu Ehren des Gottes Knschna von den Rädern des heiligen
Götterwagens zermalmen. Häufig aber sind diese Fakire nur Faulenzer, die vom Bettel
leben und das Volk durch ihre oft erstaunlichen Zauberkünste unterhalten und betören. Als
heilige Stätten, Wallfahrtsorte, gelten den Hindus insbesondere die Quellen des Ganges
und die Stadt Benares. Im heiligen Strom zu baden, ist ein verdienstliches Werk, und
viele bestimmen auch, daß ihr Leichnam in dessen Fluten versenkt wird. Die indischen
Tempel, Pagoden, sind oft gewaltige Bauten und tragen in ihrem Innern reichen Schmuck.
Viele Tempel sind auch in Felsen gehauen.
Der Gründer des Buddhismus ist Gautama 548 v. Chr.), ein indischer
Königssohn. Er entsagte der königlichen Würde und zog sich in die Einsamkeit zurück, wo
er ein entsagungsvolles Leben führte. Umherziehend verkündete er dann als Buddha,
d. h. der Erweckte, Erleuchtete, eine neue Religion, die bald zahlreiche Anhänger fand. Der
Buddhismus kennt keinen Golt. Die Welt ist aus dem Nirwana, dem Nichts, entstanden,
bewegt sich in unaufhörlichem Kreislauf und kehrt wieder in das Nichts zurück. Alles
Leben ist Leiden, und es wäre besser, nicht geboren zu sein. Erlösung vom Leiden, Rück-
kehr ins Nirwana ist das Ziel, nach dem der Mensch streben muß. Er erreicht dies, indem
er Barmherzigkeit und Menschenliebe übt, vor allem aber dadurch, daß er allen irdischen
Genüssen entsagt, seinen Willen abtötet und ein Leben beschaulicher Betrachtung führt.
Doch verwirft Buddha grausame Peinigungen. Seine Lehre verbreitete sich nicht nur in
Indien, sondern auch in Mittelasien, China und Japan. Sie ist aber mit der Zeit sehr
ausgeartet und vielfach zu einem öden Zeremoniendienst mit allerlei abergläubischen Ge-
bräuchen, Gebetsformeln, Prozessionen, Bußübungen und Wallfahrten geworden.
Eine eigentümliche Erscheinung des indischen Lebens ist das Kastenwesen, die
Gliederung des Volkes in streng gesonderte Stände oder Kasten. Ihre Entstehung geht
zurück auf die Einwanderung der Arier. Diese richteten zunächst eine Scheidewand auf
zwischen sich und der unterworfenen Bevölkerung. Im Laufe der Zeit entstand dann auch
bei ihnen selbst noch eine Gliederung in drei Stände: Priester, Krieger und Ackerbauer und
Gewerbetreibende, die sich als die drei reinen Kasten von der vierten, unreinen Kaste
der Urbevölkerung abschlössen. Durch die Unterwerfung neuer Stämme, durch Mischung,
durch Verteilung der Arbeit, durch Abzweigung religiöser Sekten, durch Unterschiede der
Bildung usw. entstanden immer neue Kasten. So gibt es z. B. unter den Priestern
mindestens 25 Genossenschaften, die nicht untereinander heiraten, meist nicht einmal zusammen
essen dürfen. Am größten ist die Spaltung bei den untern Schichten der Bevölkerung, wo
jeder, selbst der kleinste Beruf, eine Kaste für sich bildet.
Die Brahmanen oder Priester gelten für heilig und unverletzlich. Sie sind die Lehrer
der Religion, verrichten die Opfer, Gebete und Reinigungen, beraten die Könige und pflegen
die Wissenschaften und die Künste. Die Kfchatrijas oder Krieger, denen die Könige und
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Extrahierte Personennamen: Gottes_Knschna Gautama
Extrahierte Ortsnamen: Weber-Baldamus Benares Nirwana Nirwana Indien Mittelasien China Japan
96
Geschichte des Mittelalters.
ihres meistens durch Wucher erworbenen Reichthums, sodann wegen
ihrer eigentümlichen Lebensweise und endlich standen sie im Verdachte
mit dem Blute ermordeter Christenkinder Zauberei zu treiben. So
wurde ihnen die Aufregung des ersten Kreuzzuges verderblich; blie-
den sie bei verheerenden Seuchen verschont, wozu ihre Mäßigkeit und
Vorsicht zweifelsohne viel beitrug, so wurden sie beschuldigt die Brun-
nen vergiftet zu haben und massenhaft ermordet.
§ 286. Noch schlimmer aber erging es denen, welche von dem
Glauben der Kirche absielen, den Häretikern oder Ketzern (von dem
griechischen Katharoi, d. h. Reine, weil sie die Kirche von Jrrthü-
mern zu reinigen behaupteten). Diese wurden, sobald sie von der
Geistlichkeit ihres Irrglaubens schuldig erfunden wurden und sich nicht
bekehrten, von dem weltlichen Arme ergriffen und dem Tode, ge-
wöhnlich dem Feuertode überliefert. Diese Justiz war aus dem
Heidenthume (man erinnere sich an die Verfolgung der Philosophen,
an die Christenverfolgungen von Nero bis Diokletian) in das christliche
Cäsarenreich übergegangen und hatte sich auch frühe in das Abendland
übersiedelt. Jedoch ist cs eine falsche Behauptung, daß die mittelalter-
lichen Häretiker harmlose Leute gewesen seien, die gerne in der Stille
ihrer Ueberzeugung gelebt hätten, aber dem spürenden Glaubenshasse
zum Opfer sielen; die Geschichte beweist im Gegentheil, daß fast
alle Häresien mit dem größten Eifer Anhänger warben,
und die Kirche mit glühendem Hasse verfolgten, dem es nur
an der Macht zu einem Religionskriege fehlte. Die Kirche durfte dem
Abfalle nicht ruhig zusehen, und die damaligen Staaten waren so innig
mit der Kirche verbunden, daß ein Abfall von der Kirche zugleich als
eine Empörung gegen die Staatsordnung betrachtet wurde.
Die Albi- § 287. Die bedeutendste Häresie war die der Albigenser (von
genfer. £er Stadt Albi so genannt) in dem südlichen und südwestlichen Frank-
reich. Sie lehrten nicht nur, daß der Besitz weltlicher Macht in den
Händen der Geistlichen unchrifilich sei, sondern hatten in ihren Glauben
auch manichäische Elemente ausgenommen; ihr Beschützer war ihr Lan-
desherr, der mächtige Graf Raymund von Toulouse. Die Be-
kehrungsversuche waren bei ihnen vergeblich, 1208 erschlugen sie sogar
einen päpstlichen Legaten; darauf ordnete Papst Innocenz Iii. in
Uebereinstimmung mit Ludwig Viii. von Frankreich einen Kreuzzug
gegen sie an, in welchem Simon von Montfort der Anführer
war, der Städte und Schlösser erstürmte und ein fürchterliches Blutbad
anrichtete. Ihm war es wie dem König von Frankreich wenigstens
ebenso viel um die Eroberung der Grafschaft als um den wahren
Glauben zu thun, daher kam König Peter von Aragonien, dem
die Grafschaft einmal als Erbtheil zufallen konnte, seinen Verwandten
zu Hilfe, fand aber in der Schlacht den Tod. Selbst als der Papst
den reuigen Grafen schützte, konnte er ihm nur einen Theil seines Be-
1227. sitzeö retten, der andere siel an Montforts Sohn Amalrich, der ihn
später dem französischen König abtrat. Damals führte der Papst die
Dieinqui-Inquisition (Nachforschung) ein, d. h. er verordnete, daß jeder Bi-
sition. in den Pfarreien seiner Diöcese zuverlässige Männer auswähle
und eidlich verpflichte den Ketzereien nachzuspüren und dem Bischöfe zu
berichten; später wurden die Dominikaner mit dieser Inquisition hetraut.
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Extrahierte Personennamen: Innocenz_Iii Innocenz Ludwig_Viii Ludwig Simon_von_Montfort Peter_von_Aragonien
Extrahierte Ortsnamen: Frank- Toulouse Frankreich Frankreich
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Iii. 111
Flucht ergriff, erkannte man die Unmöglichkeit die Hussiten mit Gewalt
zu besiegen, und nach langen Unterhandlungen zu Basel, wo ein Koncil
versammelt war, sowie zu Prag kamen am 30. November 1433 die
sogenannten Prager Kompaktsten zu Stande. 1) Das Abendmahl
wird in Böhmen und Mähren jedem Erwachsenen auf sein Verlangen pa ü cn*
unter beiden Gestalten gereicht, jedoch bemerken die Priester dabei, daß
auch unter einer Gestalt allein das vollkommene Abendmahl gereicht
werde. 2) Todsünden, besonders die öffentlichen, sollen nach dem
göttlichen Gesetze und den Anordnungen der hl. Väter gestraft werden,
aber nur von den dazu Berechtigten und mit Beachtung des Gerichts-
standes. 3) Das Wort Gottes soll von Priestern und Leviten, die
von ihren Oberen dazu Approbation und Mission haben, frei gepredigt
werden, aber in Ordnung und ohne Beeinträchtigung der Autorität
des Papstes, der in allen Dingen der oberste Ordner Met'fct. 4) Die
Kirche kann Häuser, Güter re. und die Weltgeistlichen dürfen Eigenthum
besitzen; in Betreff der Kirchengüter sind die Geistlichen aber nur
Verwalter und müssen sie treu und nach den Bestimmungen der hl.
Väter verwalten; ohne Sakrilegium können weder sie noch andere sich
diese Güter aneignen.
Die Taboriten und Waisen empörten sich bald gegen diesen Ver-
gleich, unterlagen aber unweit Böhmischbrod in einer mörderischen Schlacht
Schlacht, in welcher beide Prokope fielen, worauf Sigmund 1435 als et b°ov. '
König in Böhmen und Mähren anerkannt wurde. *
Friedrich von Hohenzollern wird Markgraf von Brandenburg
(1415).
8 332. Kaiser Sigismund, welcher die deutsche, lombardische, ungari-
sche und böhmische Königskrone trug, befand sich in beständiger Geldver-
legenheit, denn er war ein sehr schlechter Haushälter. Dem klugen Burg-
grafen Friedrich von Hohenzollern schuldete er eine für die dama- Anfänge
lige Zeit gewaltige Summe und belehnte ihn an Zahlungsstatt und zum
Danke für viele Dienste mit der Mark Brandenburg und der Kurwürde. ' tea.
Der Deutschorden unter polnischer Oberherrlichkeit (1410).
§ 333. Der heidnische lithauische Großfürst Witold Jagcllo
(Jagiel) wurde durch seine Heirath mit Ludwigs des Großen Tochter
Hedwig König von Polen, ließ sich taufen und erneuerte als La dis- izgg.
laus Ii. die Feindseligkeiten seiner Vorfahren gegen den Deutschor-
den. Er errang bei Tannenberg einen großen Sieg; der Großmeister Am 15 Juli
Ulrich von Jungingen mit 40,000 Ordenskriegern fiel, dagegen 1110‘
blieben auch 60,000 Polen, Lithauer, Russen und Tataren auf dem
Schlachtfelde, und die festen Plätze des Ordens leisteten so hartnäckigen
Widerstand, daß sich Ladislaus mit der Abtretung Samogitiens be-
gnügte. Kaiser Sigismund vermochte dem Orden so wenig Beistand
zu leisten, als 1466 Kaiser Friedrich Iii. ; damals verlor der Orden
Ermeland und Westpreußen und anerkannte die polnische
Oberlehens Herrlichkeit über Ostpreußen.
Die Niederlande burgundisch (1430).
§ 334. Eben so wenig hinderte Sigismund den burgundischen
Herzog Philipp Holland, Friesland, Hennegau und Seeland der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Sigismund Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Witold_Jagcllo Ludwigs Hedwig_König_von_Polen Tannenberg Ulrich_von_Jungingen Ladislaus Sigismund Friedrich_Iii Friedrich Sigismund Philipp_Holland Philipp
Zeitalter der Revolution.
113
derselben war in der letzten Zeit auch in katholischen Staaten keine
kleine; denn Regenten und Staatsmänner, welche die Rechte des päpst-
lichen Stuhles schmälern und das Gebiet der Staatsgewalt auf Kosten
der Kirche ausdehnen wollten, waren dem Orden feindselig, weil sie in
ihm eine Stütze der päpstlichen Macht sahen. Zu ihnen gesellten sich
alle, welche den großen Einfluß, den der Orden auf Fürsten und hohe
Herren ausübte, mit Argwohn oder Eifersucht betrachteten, die Janse-
nist en in Frankreich, welche die kirchliche Lehre von der Gnade ver-
unstalteten, endlich auch die Eifersucht von Mitgliedern anderer Orden,
von hohen und niederen Weltgeistlichen. Veranlassung zu stürmischen
Anklagen boten Schriften einzelner Ordenömitglieder, Vergehen, die
sich einzelne zu Schulden kommen ließen, angedichtete Verbrechen, und
endlich führte der portugiesische Minister José de Karvalho, Graf von
Pombal den ersten Gewaltstreich. Portugal bekam 1750 durch Tausch
einen Theil von Paraguay, in welchem die Jesuiten seit 1586 die
Indianer civilisiert, in 33 glückliche große Gemeinden angesiedelt und
unter der Oberhoheit der spanischen Krone patriarchalisch geleitet hatten.
Pombal ließ die Jesuiten und die christlichen Indianer vertreiben und
weil die letzter» ihre Heimat nicht gutwillig verließen, so wurden Je-
suiten als Anstifter der Empörung angeklagt. Im Jahr 1758 benutzte
Pombal einen angeblichen Mordversuch gegen den König von Portugal,
um alle Jesuiten aus Portugal gewaltsam zu vertreiben und das Ver-
mögen des Ordens einzuziehen. Nach entschlossenem Widerstande des
französischen Episkopats bestätigte der König von Frankreich 1764
das 1762 von dem Parlamente zu Paris erlassene Urtheil, welches den
Orden als dem Staate und der Kirche verderblich erklärte und hob ihn
auf; ihm folgten die bourbonischen Höfe: der spanische 1767, wodurch
auch die Reduktionen im spanischen Paraguay zerstört wurden, der
neapolitanische und 1768 der parmesanische; sie bedrängten
auch Papst Klemens Xiv. so lange, bis er durch das Breve vom
23. Juli 1773 den Orden aufhob. Maria Theresia wollte in die
Aufhebung der Ordenshäuser in ihrem Reiche lange nicht einwilligen;
Friedrich Ii. that es gar nicht und ebenso wenig Katharina Ii.
von Rußland.
Siebentes Kapitel.
Zeitalter der Revolution.
Gründung der nordamerikauischen Republik (1775 — 1783).
8 296. Die Spanier kannten die nordamerikanische Küste von
Florida bis zur Mündung des Lorenzstromes, legten aber keinen
Werth auf dieselbe und machten das Entdeckungsrecht nicht oder wenig
geltend, als andere Nationen Niederlassungen zu gründen anfingen.
Im Jahre 1586 nahm Walter Raleigh im Namen der englischen
Königin Elisabeth Besitz von Virginien, die ersten Kolonisationsversuche
Bumüllcr, Weltg. Ni. o
ic Reduk-
tionen.
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Extrahierte Personennamen: José_de_Karvalho Graf_von
Pombal Klemens_Xiv Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Katharina_Ii Walter_Raleigh Königin_Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paraguay Portugal Portugal Frankreich Paris Paraguay Florida Weltg
112
Geschichte der neueren Zeit.
Kant (-s 1804), die sich wie die antiken gegenseitig ausschließen.
Neben der eigentlichen Philosophie, der streng wissenschaftlichen For-
schung, thaten sich aber sogenannte Philosophen auf, deren Stre-
den geradezu auf die Zerstörung der christlichen Religion und
der durch sie geschaffenen Einrichtungen in Kirche und Staat zielte;
andere trieb nicht immer vorgefaßte Feindseligkeit zum Widerspruche,
sondern sie erhoben Zweifel und Verneinungen, weil sie dieselben auf
ihrem Standpunkte außerhalb der Kirche nicht überwinden konnten. Die
hauptsächlichsten Vertreter dieser Philosophie des Zweifelnö und Leug-
nens waren in England Shaftesbury, Tindal, Kolli ns, Bo-
lingbroke rc., in Frankreich Bayle und besonders der boshafte
Voltaire mit seiner Schule, die von Friedrich Ii. in Deutschland be-
günstigt wurde. Diese Partei stellte eine sogenannte Vernunftre-
ligion auf, spaltete sich aber auch auf diesem freien Gebiete, denn
ein Theil erklärte die Idee eines höchsten Gottes als eine Forderung
der Vernunft und die Grundsätze der Sittlichkeit und des Rechts als
dem Menschen angeboren, der andere dagegen verwarf einen persönlichen
Gott, erklärte die Natur für Gott, den Glauben an die Unsterblichkeit
der Seele für Wahn, den Menschen als das vornehmste Thier.
§ 294. Wie es dem christlichen Glauben erging, so geschah es
auch der Geschichte der christlichen Völker, die in ein Zerrbild ver-
kehrt wurde, denn alles, was im Geiste des Christenthums geschah,
erschien diesen Philosophen als Betrug, Täuschung, oder als Unsinn
und Thorheit, die „frommen" Päpste, Bischöfe, Kaiser, Könige, Herren
und gemeinen Leute als Menschen, welche im besten Falle in einem
heiligen Wahne Stärke oder Ruhe fanden. Ebenso wenig konnte der
noch bestehende christliche Staat bei diesen Philosophen Gnade
sinden; wie sie die kirchlichen Einrichtungen verwarfen, so leugneten sie
auch, daß die weltliche Obrigkeit in Folge göttlicher Anordnung be-
stehe; der Staat sei vielmehr, erklärten sie, das Werk eines ursprüng-
lichen freien Vertrags einer bestimmten Anzahl von Menschen, und
erst im Lauf der Zeit habe der Staat durch Gewalt und List der
Mächtigen mit Hilfe der Priester die Gestalten angenommen, durch
welche er auf dre Mehrheit der Menschheit so schwer drücke; daher
haben die Völker auch das Recht den ursprünglichen Vertrag und damit
die Gleichheit Aller wieder herzustellen. Ebenso wenig als der christliche
Staat konnte diese Philosophie die christliche Familie bestehen
lassen; sie lockerte das Band der Ehe bis zur Willkür der Gatten und
revolutionierte die Erziehung durch den Grundsatz, daß das Kind nicht
durch Gebot und nöthigen Falls durch Strafe zum Gehorsam, zur Arbeit,
zum Lernen und Beten anzuhalten sei, sondern nur in der freien Entwick-
lung seiner Anlagen von dem Erzieher gefördert werden dürfe, denn der
Mensch sei von Natur gut und werde sich also auch gut entwickeln, wenn
er nicht durch die Erziehung verdorben werde (I. I. Rousseau | 1778).
Die Aushebung des Jesuitenordens.
§ 295. Weil sich der Orden der Jesuiten die Verteidigung
und Ausbreitung der katholischen Kirche zur Aufgabe gemacht hatte
und sich derselben gewachsen zeigte, so war er naturgemäß ein Gegen-
stand des besonderen Haffes für alle Feinde der Kirche. Die Anzahl
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Leug- England_Shaftesbury Frankreich_Bayle Deutschland
§ 25- Geistesleben in Deutschland.
77
Schwulst der 2. schlesischen Dichterschule setzen Männer wie Christian Weise Einfachheit und Natürlichkeit entgegen (freilich auch in Wässerigkeit verfallend — die ,,Wasserpoeten“), e) Ein Dichter wie Günther stimmt zum ersten Male wieder wärmere Herzenstöne an, ein Grimmelshausen schreibt einen volkstümlichen Roman „Der abenteuerliche Simplicius“ (gew. Simpli-cissimus genannt), der die schreckliche Zeit des grauenvollen Krieges mit Naturwahrheit seinen Zeitgenossen vor Augen führt. Die geistliche Dichtung bewahrt sich noch etwas von der Herzensinnigkeit der früheren Zeit, wie bei dem Jesuiten Spee (Trutznachtigall) und dem Mystiker Angelus Silesius (Johann Scheffler, später zur katholischen Kirche übergetreten) und erreicht in Paul Gerhard sogar noch einen Höhepunkt.
Ii. Zweite Stufe. Freiere Geistesregungen mit dem Aufgang Preussens zusammenfallend, a) Die englisch-französischen Aufklärungsgedanken finden hier empfänglichen Boden. Am Hofe Sophie Charlottens streiten Freidenker mit orthodoxen Geistlichen und verkehrt vor allem der grosse Leibn iz (s. § 21, I. 3). b) In Berlin wird eine Akademie der Künste und eine „Sozietät der Wissenschaften“ gegründet (§ 14, Vi. 3 b). c) In der vom Kurfürsten Friedrich Iii. gestifteten Universität Halle lehrt ein Thomasius in deutscher Sprache und kämpft gegen Hexenprozesse (§ 14, Vi. 3 a). d) Gegenüber der engherzigen Glaubensrichterei zünftiger Theologen öffnen die Pietisten (Spener und Francke) die Gemüter wieder der Herzensfrömmigkeit, die sich auch in Werken thätiger Nächstenliebe wirksam erweist (Stiftung des Halleschen Waisenhauses durch Francke, Wirken der vom Grafen Zinzendorf gestifteten Herren-huter Gemeinde). e) Unter dem Einfluss dieser Geistes-stromung findet die Musik den ergreifendsten Ausdruck für tiefe Seelenbewegungen und erhebt die Gemüter zu Gott in den Tonwerken eines Sebastian Bach und eines Fried-rich Händel, f) Auch die bildende Kunst bringt einen Meister wie Schlüter (Baumeister Friedrichs Iii zugleich Bildhauer; s. § 14, Vi, 3 c.) hervor, g) Man sucht die r esse ln der Unnatur abzustreifen. Der Drang, sich aus unnatürlichen Zuständen in ein reines Naturleben zu flüchten, verschafft den Robinsonaden, Nachahmungen eines von em englischen Freidenker De Foe herausgegebenen Komans, die weiteste Verbreitung. Das Ideal einer reinen
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Weise Günther Angelus_Silesius_(Johann_Scheffler Johann Sophie_Charlottens Friedrich_Iii Friedrich Spener Francke Francke Sebastian_Bach Fried-rich_Händel Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Friedrichs
Vierter Zeitraum. — § 44. Geistesleben und Sittenzustände etc. 125
und Handel nehmen bei der christlichen Anschauung von dem Werte der Arbeit, besonders in den Seestädten, noch einmal einen gewissen Aufschwung, sinken aber in der Kriegsnot herab.
Die Beamten üben, geschützt durch den Namen des Kaisers, vielfach harten Druck auf die Unterthanen aus und bereichern sich auf deren Kosten (Westgotenempörung). Der Steuerdruck wächst ins Unerträgliche.
Die Kirche, wo vom Hofe abhängig, bewahrt nicht die Demut und Sittenstrenge der ältesten Christengemeinden. Unter den hohen Geistlichen sind viele prunksüchtig und hof-färtig (vgl. dagegen Ambrosius von Mailand und Augustinus). Auch der Gottesdienst wird prunkvoller gestaltet.
Der Glaubenskampf, für den die alte Bildung die Waffen liefert, wird oft zur Glaubenszänkerei und führt zur Unduldsamkeit. Kampf gegen die nichtkatholischen Arianer (zum grossen Teil Germanen).
Der Hof zwar im ganzen sittenrein, doch prachtliebend, üppig und hohlem Formenwesen verfallend.
Iii. Sitte. Die heidnische Weltlust wird durch das Christentum gezügelt und verkehrt sich schliesslich zu Weltentsagung. Die ersten Mönche in Egypten. Zu den Kirchen, die sich über den Gräbern der Märtyrer erheben, wallfahrten unzählige Gläubige. An Stelle der heidnischen Feste christliche Liebesmahle. Die Tierhetzen und Fechterspiele verschwinden, die Lust am Wagenrennen bleibt (Parteien des Cirkus „die grünen“, ,,die blauen“).
Iv. Bildung. Der alte Bildungsgang des Triviums und Quadriviums erfährt durch das Christentum keine wesentliche Änderung. Der Neuplatonismus (s. o. S. 114), von Plotin systematisch durchgebildet, wird vielfach ein Bindeglied zwischen antiker Bildung und Christentum.
Die lateinische Sprache wandelt sich unter dem Einfluss der neuen germanischen Bevölkerung. Aus der Volksmundart entwickeln sich die romanischen Sprachen. Das Latein bleibt Kirchensprache des Abendlandes.
A. Litteratur. a) Die Dichtungen bewahren rhetorisches Gepräge.*) b) In der Geschichtsschreibung erheben sich der griechisch schreibende Dio Cassius (3. Jahrh.) und der lateinisch schreibende Ammianus Marcellinus (Zeit der Völker-
*) Ausonius (Mosella), Claudianus (Lobgedichte wie de laudibus Stilichonis) u. a.
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im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges).
6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen.
3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen
Kirche.
1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster.
2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis
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Reichsheer, welches der Reichstag aufbot, wich 1427 bei Mies
1431 (westlich vou Pilsen), ein anderes 1431 bei Taus (Kardinal Cefarini) schmählich zurück, und immer wieder ergossen sich die tschechischen Raubscharen, jetzt mit dem Auswurf aller Länder gemischt, über Ungarn, Österreich, Schlesien, die Lausitzen, Meißen, das Vogtland, Thüringen und Franken bis vor Nürnberg und die Oder hinunter bis Brandenburg, ja bis Pommerellen (Danzig und Oliva) an die Ostsee. Bei der jammervollen Kriegsverfassung des deutschen Reiches war Frieden und Rettung nur noch von der Vermittelung eines Concils zu erwarten.
7. Das noch von Martin V. widerwillig berufene Concil zu Basel (1431—1449), dessen energische und von Sigismund unterstützte Haltung den Papst Eugen Iv. schließlich doch zur Anerkennung nötigte (1433 Kaiserkrönung Sigismunds), brachte
1433 denn auch 1433 ans Grund der „Prager Kompaktsten" (im Anschluß an die vier Prager Artikel) eine Verständigung mit den gemäßigten Calixtinern zu stände. So erhob sich in Böhmen die erste ketzerische und von Rom anerkannte Landeskirche. Die Ta-boriten und Waisen wurden dann durch ihre furchtbare Niederlage bei Böhmisch-Brod (östlich von Prag) gegen die Calix-
1434 tiner 1434 (Tod der beiden Prokope) zur Anerkennung des Vertrages gezwungen. — Die Vernichtung des böhmischen Deutschtums hatte nicht nur die Entfremdung Böhmens, sondern auch einen allgemeinen Niedergang der Kultur und die Erhebung des tschechischen Adels auf Kosten des Königtums wie des leibeigenen tschechischen Landvolkes zur Folge. Sigismund, in Böhmen jetzt aner-
1437 kannt, starb 1437 als der letzte Luxemburger, ohne seine politischkirchlichen Reformpläne durchgeführt zu haben.
4. Der Sieg der Kurie.
1. Der persönlich treffliche, aber allzu habsburgisch gesinnte
1438 Albrecht Ii. von Österreich (1438—1439), vereinigte als Schwiegersohn und Erbe Sigismunds zum ersten Male Ungarn und Böhmen mit der Hauptmasse des habsburgischen Landes. Aber die auf ihn gefetzten Hoffnungen wurden durch feinen frühen
1439 Tod auf einem Türkenzuge 1439 vereitelt (Plan einer Reichsreform des Kardinals Nikolaus Cufanus-Krebs von Cues an der Mosel, die s. g. „Reformation Kaiser Sigismunds", Kreiseinteilung des Kanzlers Kaspar Schlick auf dem Nürnberger Reichstage von 1438).
2. Ebenso wurden aber auch die Erwartungen getäuscht,
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Extrahierte Personennamen: Martin_V. Sigismund Eugen_Iv Eugen Sigismunds Sigismund Albrecht_Ii Albrecht Nikolaus_Cufanus-Krebs_von_Cues Nikolaus Kaspar_Schlick