— 189 —
gibt Anlaß zur Verdichtung des Wasserdampfes und zur Wolken-
bildung. Es bringt deshalb in der Regel Niederschläge. Das
Maximum hat absteigende Lustbewegung und bewirkt Helles
und trockenes Wetter. Ferner ist zu beachten, daß die Minima
mit ihren Windsystemen meist schnell ihre Lage ändern und
darum unbeständige Witterung schassen, während die Maxima
gewöhnlich längere Zeit über derselben Gegend lagern und ihr
Beständigkeit des Wetters geben. Das Minimum ist dem
Maximum aber stets überlegen und darum in erster Linie
sür das Wetter bestimmend. Deshalb hat man bei der Vorher-
bestimmung des Wetters (Wetterprognose) vor allem darauf
zu achten, ob ein Minimum dem betreffenden Orte sich nähert,
und an welcher Seite desselben es vorüberzieht. Zur Wetter-
Prognose benutzt mau die synoptischen oder Übersichts-Wetter-
karten.
Die synoptischen Wetterkarten stellen die gleichzeitigen
Witterungserscheinungen auf weite Gebiete hin dar. Sie werden
täglich vom „Berliner Wetterbureau" auf Grund des Nachrichten-
Materials der Deutschen Seewarte in Hamburg eutworsen. Die
Deutsche Seewarte ist Zentralstation sür diewitteruugsbeobachtung
und erhält jeden Tag telegraphische Wetterberichte von allen
Stationen Euröpas und den Hauptstationen der fremden Erdteile.
Von besonderer Wichtigkeit sind dabeidie Berichte derhöheustationen.
Die höchste bewohnte Station in Europa ist zur Zeit auf dem
Sonnenblick in den Hohen Tauern 3103 m; andere sind auf der
Zugspitze (2960 m), der Schneekoppe (1601 m) und auf dem Brocken
(1140 m). Die Wetterkarten sind täglich durch die Post zu bezieheu
(jährlich 18 J€) und werden auch von den großen Tageszeitungen
veröffentlicht.
Zur Vorherbestimmuug des Wetters für einen Tag
vergleicht man die Wetterkarten der nächstvorhergenden Tage
miteinander und achtet dabei hauptsächlich auf die Bewegung der
Minima. Man findet bald heraus, daß die Minima, welche für
Nordwesteuropa in Frage kommen, sich gewöhnlich zuerst westlich
der britischen Inseln bemerkbar machen und bei ihrem Weiter-
schreiten nach Osten gewisse Wege so sehr bevorzugen, daß man
diese als ihre Zugstraßen bezeichnen kann. Die wichtigste der-
selben sührt von England nordöstlich nach Skandinavien, so daß
die meisten Minima nördlich von uns vorüberziehen.- Die Folge
davon ist, daß wir bei der Annäherung eines Minimums Süd-
ostwind haben, der dann beim weiteren Vorrücken der Depression
von einem warmen Südwind, darauf von feuchten, Niederschläge
bringenden Südwest- und Westwinden und zuletzt von kühlen Nord-
west- und Nordwinden abgelöst wird. Da die Minima in der Regel
nördlich von uns vorbeiziehen, so ist auch diese Drehuug des
Windes die gewöhnliche. Sie ist als D o v e s ch e s W i n d d r e h u u g s-
gesetz („Von Ost nach Nord kann sich der Wind nicht drehen;
stets muß er mit dem 'Sonnenlause gehen") schon länger bekannt
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Extrahierte Ortsnamen: Niederschläge Hamburg Europa Nordwesteuropa England Skandinavien Niederschläge Nord
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104 Napoleons Weltherrschaft. — § 33. Das Kaisertum Napoleons.
zurückfallen, die Republik der jonischen Inseln von Frankreich anerkannt werden. Die Engländer geben den grössten Teil der auf französischem, spanischem und holländischem Gebiet gemachten Eroberungen heraus und behalten nur das ehemals spanische Trinidad und das ehemals holländische Ceylon.
§ 33. Das Kaisertum Napoleons.
I. Einlenken in monarchische Bahnen. Um
den ersten Konsul bildet sich ein Hof. Ein Teil der Emigranten kehrt zurück; die ehemaligen Jakobiner besuchen die geselligen Kreise der Gemahlin Napoleons, Josephine. Der von Napoleon gestiftete ,,Orden der Ehrenlegion“ schmeichelt der Eitelkeit und gewinnt viele Republikaner der neuen Ordnung; die Herstellung des christlichen Gottesdienstes und der Abschluss eines Konkordates mit dem Papste (Pius Vii.; Kardinal Consalvi) auch die Altgläubigen. Durch straffes militärisches Regiment und wohlorganisierte Polizei (Fouche) werden regierungsfeindliche Kundgebungen niedergehalten.
Ii. Niederwerfung des Widerstandes. Feinde der neuen Ordnung bleiben unter den alten Republikanern und den Anhängern des Königtums. Verschwörungen und Mordversuche (die „Höllenmaschine“ Dezember 1800) richten sich gegen den ersten Konsul. Napoleon benutzt die Anschläge, um Verdächtige und Missliebige jeder Parteifarbe verhaften und deportieren zu lassen. Pichegru wird wegen royalistischer Verschwörung eingekerkert und stirbt (1804) im Gefängnis durch Erdrosselung (Selbstmord?), Moreau geht in die Verbannung. Der Herzog von Enghien, Enkel des Prinzen Gonde (§ 27, Ii, 1), dem Napoleon die Urheberschaft der Verschwörungen gegen sein Leben zuschreibt, wird unter Bruch des Völkerrechtes (!) auf deutschem Boden (Etten-heim in Baden) aufgegriffen und auf den Spruch eines eiligen Kriegsgerichtes zu Vincennes erschossen.
Iii. Aufrichtung des Kaisertums. Nachdem sich Napoleon 1802 zum Konsul auf Lebenszeit hat wählen lassen, wird ihm 1804 auf Vorschlag des Tribunals und unter Gutheissung des Senats durch Volksabstimmung die erbliche Kaiserwürde übertragen. Salbung durch den Papst am
Dez. 2. Dezember 1804 in Nötre-Dame. Die Verwandten des 1804 Kaisers erhalten den Titel „Kaiserliche Hoheit“. 18 Heer-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Napoleons Napoleons Josephine Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Napoleons Frankreich Ceylon Napoleons Napoleons Baden
Zeit der Stürme. — § 53. Sturmjahre 1848/49.
155
b) Die Erhebung der Polen feiert Lenau in seinen „Polenliedern“ (s. o. § 49, Iii. Anm.) Vorbote der Revolution ist die erstehende politische Dichtung. Dichter: a) in Österreich: Anastasius Grün, Graf von Auersperg, (,,Spaziergänge eines Wiener Poeten“); b) in Preussen: Hoff mann von Fallersleben („Unpolitische Lieder“), Dingelstedt („Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters“) , Herwegh („Gedichte eines Lebendigen“, voll beissender Epigramme), Prutz („Politische Wochenstube“, eine aristophanische Komödie).
Dritter Zeitraum.
(Zweiter Zeitraum der Neuesten Geschichte.) Von der französischen Februarrevolution bis zur Begründung des Neuen deutschen Reiches.
1848—1871.
Erster Abschnitt.
Zeit der Stürme und erneuter Rückströmung.
Von der Pariser Februarrevolution
bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I.
1848— 1861.
§ 53- Die Sturmjahre 1848/49.
I. Ursachen. Unzufriedenheit mit den bestehenden politischen Zuständen weit verbreitet. Neben den gemässigten Anhängern einer freien Verfassung auch viele politische Heiss-sporne! Dabei bildet sich aus katilinarischen Elementen eine Lj msturzpartei heraus. Ihre „Bataillone“ die „Arbeiter“. Zündstoff bei diesen infolge wirtschaftlicher Not.
[Entwertung der Handarbeit nach Errichtung zahlloser Fabriken mit Dampfbetrieb. Übermass der Warenerzeugung, Mangel an Absatz, bei geringem Bedarf an Menschenkräften Herabsetzung der Löhne und Arbeitsmangel. Dazu das Hunger jahr 1847! Unterwühlung der Arbeiter durch die Lehre vom Rechte aller auf Gütergemeinschaft (Kommunismus). Das Wort Proudhons „Eigentum ist Diebstahli“]
Ii. Die Pariser Februarrevolution. Ludwig Philipp, „der Bürgerkönig“, anfangs volksbeliebt, hat bei Beginn seiner Regierung mit Erhebungen zu thun, die teils Wiedereinsetzung der Bourbonen, teils Errichtung einer
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Extrahierte Personennamen: Lenau Graf_von_Auersperg Herwegh Prutz Wilhelms_I. Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
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Extrahierte Personennamen: Welf Urban Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Welf Heinrich_von_Eilenburg Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Sachsen Markgräfin_Mathilde Monza Deutschland Piacenza Clermont Ostmark
— 170 —
jetttes Hauses im alten Umfange wieder her (nur die von Diezmann verkaufte Niederlausitz blieb brandenburgisch).
5. Gleichzeitig setzte sich während der Wirren, die auf den Tod des letzten Arpaden (1301) folgten, Karl Robert, der Enkel des Königs Karl I. von Anjou-Neapel, in Ungarn fest, und das Papsttum geriet ganz unter den Einfluß der französischen Kapetinger (S. 196), die mit den Anjous in Neapel und Ungarn nunmehr das Reich von drei Seiten umspannten. — Inmitten der neuen Anschläge auf Böhmen wurde Albrecht 1308 1308 durch seinen Neffen und Mündel Johann (Parricida) bei Rheinfelden im Aargau ermordet.
3. Ausbildung der luxemburgischen und der wittelsbachischeu Hausmacht und die Erneuerung des Kampfes gegen das Papsttum 1308-1378.
1. Die Aussichten, welche sich dem neuen französischen Machtsystem jetzt auch auf die deutsche Krone eröffneten (Karl von Valois, Philipps Iv. Bruder), wurden durch den Widerstand der weltlichen Wahlfürsten des Ostens vereitelt, aber ebenso auch die Wahl eines mächtigen deutschen Fürsten durch die Abneigung der geistlichen Kurfürsten des Westens. Diesen Umständen und dem Einflüsse seines Bruders, des Erzbischofs Balduin von Trier, fowie des Mainzer Erzbischofs Peter von Afpelt verdankte der französisch gebildete und dem französischen König wie dem Papst gleich nahestehende machtlose Graf von Lützelbnrg (Luxemburg) feine Wahl.
1308 2. Heinrich Vii. von Luxemburg (1308—1313) lehnte
1308 sich nicht an die Städte, sondern an die Fürsten (Bestätigung des Markgrafen Friedrich im Besitze von Meißen-Thüringen, Wiederherstellung der Rhünzölle) und legte durch die Belehnung seines jüngeren (mit der Schwester des letzten Prschemys-liden vermählten) Sohnes Johann mit Böhmen den Grnnd zur luxemburgischen Hausmacht, die nun neben der habsburgischen emporstieg (1310).
3. Dann wandte er sich nach Italien, dessen Verhältnisse seinen idealen italienischen Plänen entgegenzukommen schienen (der Florentiner Dante Alighieri, der Dichter der Divina comedia). Denn Italien war nach dem Sturze der Hohenstaufen der Schauplatz unaufhörlicher Parteikämpfe geblieben, welche die Städte auch in sich selbst zerspalteten. Nur im Süden walteten Machthaber der einen oder der anderen Partei über ganze Landschaften,
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Extrahierte Personennamen: Diezmann Karl_Robert Karl Karl_I._von_Anjou-Neapel Karl_I. Albrecht Johann Karl_von_Valois Karl Philipps Philipps Balduin_von_Trier Peter_von_Afpelt Heinrich_Vii Heinrich Friedrich Friedrich Johann
48 -
b) Die Inquisition.
1542 Auf spanische Anregung hin erneuerte Papst Paul Iii. 1542 die Inquisition zunchst fr Italien, die Durchfhrung bernahm von Rom aus Kardinal Caraffa. Durch rcksichtslose Strenge erreichte sie vollstndig ihren Zweck, die Unterdrckung aller ab-weichenden Lehrmeinungen in Wort und Schrift (Index librorum prohibitorum, der magebende in Rom feit 1559).
c) Das Concil von Trident.
Berufen von Paul Iii., geleitet von ppstlichen Legaten und abstimmend nach Kpfen, nicht nach Nationen, schuf es die gesetzlich e und dog matische Grundlage. Es ordnete in seiner ersten Session 1545/7 die Glaubenslehre ohne und gegen die Protestanten (Quellen der Offenbarung die revidierte Vulgata und die Tradition, die guten Werke notwendig, Siebenzahl der Sakramente). Die zweite Session 1551/2, auch von den Protestanten beschickt, endete in heftigem Streit Die dritte Session 1562/3, welche Pius Iv. berief, lste, schon unter jesuitischem Einflsse, ohne die Protestanten, aber unter ausng-lichem Widerstreben der Spanier, Franzosen und Deutschen, die Verfafsungsfrage im Sinne des Papsttums (die Hierarchie von Gott eingesetzt, der Papst allgemeiner Bischof" und alleiniger Ausleger der Coucilienbefchlsse). Den Abschlu bildete die Professio fidei Tridentina. der alle Andersglubigen sprach die Kirche den Bannfluch aus. Unbedingte Annahme fanden die Tridentiner Beschlsse nur in Teilen Italiens, in sterreich, Portugal, Polen, bedingte in Spanien (unbeschadet der kniglichen Gewalt) und Frankreich (hinsichtlich der Glaubenslehre). Die Erneuerung der Kirche entkleidete schlielich auch das Papsttum seines berwiegend weltlichen Charakters und drngte es in eine streng kirchliche Richtung, besonders energisch unter Paul Iv. Caraffa 1555-1559, Pius Iv. Medici 15591564, dessen Neffe Karl Borromeo, Erzbischos von Mailand (f 1584) Muster eines Priesters war, und Pius V. Ghislieri 15651572, der uach Luthers Muster den Catechismus romanus, ein neues Brevier und Missale aufstellte.
Ihrem Wesen und Prinzip nach unverndert, unterdrckte die restaurierte Kirche zunchst in Italien in der Wissenschaft alle freieren Richtungen (der Philosoph Giordano Bruno in Rom verbrannt 1600, der Astronom Galileo Galilei zum Widerruf gezwungen 1633), daher auch den Humanismus, der den Jesuiten erlag, und nahm sie nur soweit in ihre Dienste,
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Extrahierte Personennamen: Paul Kardinal_Caraffa Paul_Iii Caraffa Karl_Borromeo Karl V._Ghislieri Giordano_Bruno
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Italiens Portugal Polen Spanien Frankreich Mailand Italien Rom
Vi
lich der Verfassungsgeschichte und auch den Kulturver-Hltnissen insoweit, als in ihnen die Natur der Völker und die Wirkungen oder die Ursachen ihres geschichtlichen Lebens zum charak-teristischen Ausdruck kommen. Hat man in der alten Geschichte schon lngst beides, in der mittelalterlichen mindestens das erstere zur Gel-tung gebracht, so wird es nicht lnger angehen, dies fr die neuere zu unterlassen, also die Kenntnis dieser Dinge ganz und gar dem akademischen Studium zuzuweisen, während dessen die meisten doch kaum die Zeit dazu finden, und es ist gewi nicht schwerer, diese Verhltnisse, so weit es hier notwendig ist, bei gereisteren Schlern, denen schon nach ein oder zwei Jahren die Universitt ganz andere Zumutungen stellt, zum Verstndnis zu bringen, als die oft sehr verwickelten Verfassungskmpfe der klassischen Völker. Da der Ent-Wickelung des Welthandels und der Kolonisation der modernen Völker besondere Aufmerksamkeit geschenkt ist, drfte nicht unmotiviert erscheinen.
Was endlich die Form betrifft, so haben wir uns bestrebt, einen mglichst lesbaren Text zu liefern und Satzbruchstcke nur in Paren-thesen der Krze wegen zugelassen. Fr das eben sich bildende Stilgefhl der Schler scheint uns in einem formlosen Text eine gewisse Gefahr zu liegen, die wir vermeiden mchten.
Wir lassen zuerst die neuere Geschichte erscheinen, weil die Be-Handlung derselben relativ die meisten Schwierigkeiten und also die meisten Kontroversen darbietet. der diesen Teil mgen dem Ver-fasser deshalb noch einige Worte gestattet sein. Anerkanntermaen ist hierbei der nationale Standpunkt nicht in der Weise festzuhalten, da die Geschichte der auerdeutschen Völker nur als Nebensache behandelt werden knnte. Wohl aber ist der deutschen Geschichte relativ der meiste Raum zugewiesen und die der brigen Völker mit grerer Ausfhrlichkeit nur da behandelt, wo sie von allgemeiner Bedeutung wird. Besonderes Gewicht ist darauf gelegt worden, die neuere Geschichte nicht in eine Anzahl einzelner Volksge-schichten auseinanderfallen zu lassen, da dies ihrer inneren Natur widersprechen wrde, denn sie ist die Geschichte der eng mit einander verbundenen europischen Vlkerfamilie. Die Entwicklung
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Dienstmann des Königs eine reiche ägyptische Karawane, bei der sich auch eine Schwester des Sultans Saladin befand, und plünderte sie völlig aus. Und als Saladin Schadenersatz und Bestrafung des Übelthäters forderte, weigerte sich der König von Jerusalem. Nun schwur Saladin, sich selber Rache zu schaffen, und bald war Jerusalem und Akkon erobert und tausende von Christen büßten mit ihrem Blute den Frevel.
Zweiter Abschnitt: Der vierte Kreuzzug.
Ii a. Ursache? Weitere Eroberungen Saladins nach Richards Heimkehr; Kreuzpredigt des gewaltigen Papstes Innocenz Iii, der sich noch mehr, wie einst Gregor Vii., als Oberherrn aller Könige und Fürsten suhlte. Sein Gebot lautete: Sämtliche Könige und Herren sind vor allem schuldig, ihren obersten Lehnsherrn Christus, dem die Feinde sein Land entrissen haben, zu Hilfe zu eilen. Wer das Kreuz nimmt, erhält Vergebung der Sünden; wer einen Kreuzfahrer hindert, wird mit dem Bann bestraft. Die Kreuzprediger sollen jedermann zum Kreuzgelübde zulassen, ohne zu prüfen, ob er tauglich ist, ja sogar reuige Verbrecher. Täglich soll in allen Kirchen gebetet und monatlich soll eine feierliche Prozession veranstaltet werden, damit Gott den Seinen Sieg über die Ungläubigen verleihe. Vier Jahre lang dürfen die Christen keinen Krieg unter einander führen, drei Jahre lang kein Turnier halten. Jeder Geistliche muß drei Jahre lang den 20. Teil seines Einkommens, der Papst und die Kardinäle werden den 10. Teil ihres Einkommens für den Kreuzzug opfern, und jeder Christ soll nach Vermögen in die in jeder Kirche aufgestellten Opferstöcke Geld spenden.
Teilnehmer? Zuerst bereit war ein französisches Heer von etwa 40 000 Kriegern, das die Venetianer für 4 Millionen Mark auf einer Flotte überfahren und ein Jahr lang verpflegen sollten.
Ausgang? Der ehrgeizige Doge von Venedig bewog die Kreuzfahrer, im Bunde mit der venetianischen Kriegsflotte (72 große Kriegsschiffe) zunächst gegen Konstantinopel zu ziehen. Und wirklich gelang es der Tapferkeit der Franzofen und Venetianer nach furchtbarem Kampfe, die Mauern der alten Kaiserstadt zu erstürmen. Schrecklich wüteten die grimmigen Eroberer trotz des Verbotes der Fürsten mit Mord und Mißhandlung unter den unglücklichen Einwohnern und erbeuteten unermeßliche Schätze. Zum Herrscher des eroberten Kaiserreiches, das nun das „lateinische" hieß, wurde ein französischer Graf erwählt, während ein venetianischer Bischof in der Sophienkirche zum römisch-katholischen Patriarchen von Konstantinopel ernannt wurde. Auch die Länder und Städte verteilten die Sieger unter sich. Der letzte griechische Kaiser war dem Blutbad entronnen und nach Nicäa hinüber geflohen, wo er sich und sein kleines Reich mühsam gegen die Türken und die Lateiner behauptete.
Erläuterung der angegebenen Thatsachen. Hervorhebung der Hauptpunkte: Gewalt des Papstes Innocenz; Kriegsmacht und Reichtum
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Extrahierte Personennamen: Richards Innocenz_Iii Innocenz Gregor_Vii Gregor Christus Innocenz Innocenz
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Aber rasch wandte sich ein Kardinal an das Volk und sprach: „Brüder, ihr wißt, wie Hildebrand seit Jahren die heilige römische Kirche erhöht hat. Wir finden für das römische Bistum keinen seinesgleichen. Darum wählen wir ihn, der in allen Dingen erprobt ist!" Freudig riefen einige Kardinäle: „Der heilige Petrus hat den Papst Gregor gewählt!" Die aufgeregte Menge riß Hildebrand mit sich fort zur Krönungskirche, uno hier wurde er zum Papst geweiht. Nachträglich erklärten sich auch die übrigen Kardinäle mit seiner Wahl einverstanden. So wurde Hildebrand in einem Alter von etwa 40 Jahren Papst und nannte sich Gregor Vii.
Zur Erläuterung: Wie kam es, daß der Bauernknabe so rasch emporstieg? Warum erschrak Hildebrand? (Last und Größe des Amtes). Warum wurde er doch gewählt? Wer waren seine Wähler? Das Volk von Rom und die Kardinäle. (Die Kardinäle waren die vornehmsten Geistlichen Roms und des Kirchenstaates, es gab damals 53). Wer hatte wohl am meisten bei der Wahl zu sagen: Die Kardinäle (dreimalige Erwähnung ihres Einverständnisses).
Zusammenfassung: Herkunft, Bildung, erster Dienst, Wahl zum
Papst. Überschrift: Die Wahl Gregors zum Papst.
Zweiter Abschnitt: D i e Einrichtungen Gregors Vii.
Von den Einrichtungen und Bestimmungen des neuen Papstes wollen wir vier besprechen, die für unsere Geschichte sehr wichtig geworden sind.
1. Die Pap ft io a h l.
Die neue Bestimmung darüber, die Gregor noch als Minister des Papstes treffen ließ, lautete: Der römische Bischof wird durch die 53 Kardinäle gewählt. Das war neu; denn früher wählte auch das Volk und der Adel von Rom mit, und der römische Kaiser bestätigte dann diese Wahl. Ja, von Otto I. wissen wir, daß er zwei Päpste nach einander absetzte und einen anderen Papst dafür einsetzte; von dem Vater Heinrichs Iv. kann ich euch erzählen, daß er auf einmal drei unwürdige Päpste, die sich um den Thron stritten, abfetzte und dafür einen frommen deutschen Bifchof zum Papst einsetzte.
Was war wohl der Zweck dieser neuen Einrichtung? Der Papst sollte nicht mehr vom römischen Volk und vom deutschen Kaiser abhängig fein, sondern die Kirche sollte sich selber ihr Oberhaupt wählen. Damit diese neue Wahlordnung nicht umgestoßen würde, wurde jeder mit dem Banne bedroht, der auf andere Weise zum Stuhl Petri gelangte.
Zusammenfassung: Erste Einrichtung Gregors: Die Cardinäle wählen den Papst. Zweck: Der Oberherr der Kirche soll vom Kaiser unabhängig fein. Überschrift: Die Papstwahl.
2. Die Priest er ehe.
Die neue Bestimmung darüber lautete: Kein Geistlicher darf verheiratet sein.
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Extrahierte Personennamen: Hildebrand Petrus Gregor Gregor Hildebrand Gregor_Vii Gregor Hildebrand Gregors Gregors Gregors Gregor Gregor Otto_I. Heinrichs Heinrichs Gregors Gregors