Abschluß. 207
c) Die Telegraphen haben sich seit 60 Jahren den Weltkreis erobert
und sind das schnellste Mittel des Gedankenaustausches auf größere Ent-
fernnngen. Meistens begleiten die Telegrapheuleituugeu die Eisenbahnen.
Aber auch wo diese fehlen, hat man wichtige Telegraphenlinien. So führt
ein Überlandtelegraph von Konstantinopel über Bagdad nach Ost-
indien, ein anderer in sn. Richtung quer durch Australien. Noch größere
Bedeutung haben die unterseeischen Kabel, die den Atlantischen
Ozean, das Mittelmeer und den Indischen Ozean durchziehen. Selbst durch
den Stillen Ozean sind je ein Kabel von V a n c o u v e r nach I o k o h a m a
und von Neuseeland nach Britisch-Columbia gelegt. Unter-
seeische Kabel 1907: 450 Tsd. km: davon englisch 60%, amerikanisch
(Union) 18 °/0, französisch 9 %, deutsch 61/» °/o-
Der Telegraph übermittelt den Zeitungen der ganzen Erde Neuigkeiten
aller Art, dient dem persönlichen Bedürfnis des Einzelnen, verbreitet amtliche
Anordnungen und leistet unersetzliche Dienste im Kriege. Noch viel größere
Bedeutung hat er indes für Handel und Verkehr. Von allen Telegrammen
betrifft der bei weitem größere Teil Handelsgeschäfte.
Im Großhandel übermittelt der Telegraph ausschließlich alle größeren
Aufträge.
ä) Der Weltpostverein wurde 1874 infolge der Bemühungen des
deutschen General-Postmeisters v. Stephan, des Reformators des gesamten
neuen Postwesens, ins Leben gerufen. Heute gehören dazu die meisten
Kulturländer und ihre Kolonialgebiete. Nach den entferntesten Ländern des
Weltpostvereins wandert heute ein Brief für ein Porto von 20 Pfennig,
eine Postkarte für 10 Pfennig.
e) Der Fernsprecher, das Telephon, wird im Orts- und Fernverkehr
benutzt. So ist Berlin mit den meisten deutschen Großstädten und andern
wichtigen Plätzen, ja sogar mit Wien und Paris telephouisch in Verbindung
und steht mit seiner Fernsprecheinrichtung an der Spitze aller Städte
der Erde.
Iii. Die Hauptlinien des Welthandels und Weltverkehrs.
a) I n Europa.
1. Eisenbahnlinien. Die Hauptader des Eisenbahnverkehrs durchs
zieht Europa in westöstlicher Richtung. Von Lissabon ausgehend, führt
sie über Madrid, Paris, Berlin und Warschau nach
Moskau und darüber hinaus bis nach N i s ch n i - N o w g o r o d. An
diesen Hauplstamm setzen sich, von verschiedenen Seiten ausgehend, wichtige
Nordsüd- oder auch Südostlinien:
1. Von Bordeaux über Toulouse nach dem Mittelmeer.
2. Von Glasgow über Liverpool und London nach Dover,
und jenseits des Kanals von Calais über Paris und Lyon nach
Marseille. Von Lyon zweigt sich eine wichtige Verkehrslinie ab,
die durch den Mont Cenis-Tunnel nach Italien und
Brindisi führt.
1. Der „Orient-Expreßzug" führt von Paris über Straßburg,
Stuttgart, München, Wien, Osen-Pest, Belgrad, Sofia^
Adrianopel nach Konstantinopel. Von Nisch zweigt sich rechts
die Strecke Saloniki ab.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Bagdad Australien Neuseeland Britisch-Columbia Berlin Wien Paris Europa Europa Lissabon Madrid Paris Berlin Warschau Moskau Toulouse Glasgow London Dover Paris Lyon Marseille Lyon Italien Brindisi Paris Stuttgart Wien Osen-Pest Belgrad Konstantinopel Saloniki
Kulturgeographie. 201
Ozeans auf; aber auch das Mittelmeer und der Indische Ozean werden
neuerdings immer mehr in den deutschen Weltverkehr gezogen. Dies
beweisen auch die Dampferlinien nach der Levante, Ostafrika und der
Südsee.
Die Binnenschiffahrt wird durch schiffbare oder kanalisierte Flüsse
und durch Kanäle ermöglicht.
Schiffe mit mehr als 1000 t Tragkraft (= der Tragkraft von 80 Eisen-
bahnwagen!) verkehren im Binnenlands auf dem Rh ein abwärts Mannheim,
sowie auf dem Kaiser Wilhelm-Kanal, bis zu 1000 t
1. auf der Elbe,
2. auf der Oder,
3. aus der Wasserstraße Od er-Spreekanal, Spree, Havel,
Havelmündung,
4. Unter-Weichsel,
5. Dortmund-Ems-Kanal, Ems.
Von den deutschen Wasserstraßen ist der Rhein am belebtesten. Sehr
befahren wird außerdem die Elbe. Außerdem kommen noch die Wasser-
straßen, die von Berlin nach Hamburg und nach Stettin führen, in
Betracht. — Den westlichen Wasserstraßen fehlt die Verbindung mit der
Elbe und damit mit dem östlichen Flußnetz.
Die Weichsel, Oder und Memel führen größere Mengen Floßholz, das
meist aus Rußland kommt, abwärts.
Verkehr der bedeutendsten Binnenschiffahrtshäfen
1905 in Mill. t.
R Hein gebiet: Oder:
Ruhrort, Duisburg 10,3 Breslau 1,0
Köln 0,8
Ludwigshafen, Mannheim 7,0
Frankfurt a. M. 1,4 Pregel: Königsberg 0,5
Elb gebiet:
Hamburg 5,4 Donau: Regensburg 0,3
Magdeburg 1,3
Berlin ' 7,4
Dresden 0,9
Die Eisenbahnen bewältigen neben der Flußschiffahrt den Innen-
Handel. An Gesamtlänge der Bahnen (1905: 56 Tsd. km)
stehen wir in Europa an der Spitze. Wir werden nur von
der Union übertroffen.
Den größten Güterverkehr haben Berlin, Hamburg, Leipzig,
Mannheim, Köln, Duisburg.
Ergebnisse: Aus den vorausgegangenen Darlegungen ergibt sich, daß
das Deutsche Reich der 2. Handelsstaat und der 3. Industriestaat der Erde
ist. Als Broterzeuger nimmt es die 4. Stelle ein.
Die deutsche Volkswirtschaft hat es also in jeder Beziehung zu ganz
hervorragenden Leistungen gebracht, Deutschland ist auch in dieser Hin-
sicht eins der ersten Kulturländer der Erde.
Dabei hat es im Gegensatz zum industriellen England ein gewisses
Gleichgewicht zwischen Landbau und Gewerbe zu halten
verstanden.
8. Auswanderung.
Seit 1821 sind 6 Mill. Deutsche meist nach Nordamerika ausge-
wandert. Noch heute gehen 90^/g aller deutschen Auswanderer nach Nord-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Hein Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Indische_Ozean Ostafrika Mannheim Spree Rhein Berlin Hamburg Stettin Ruhrort Duisburg Breslau Ludwigshafen Mannheim Frankfurt Hamburg Donau Regensburg Magdeburg Berlin Dresden Europa Berlin Hamburg Leipzig Mannheim Duisburg Deutschland England Nordamerika
Abschluß. 205
Der deutsche Welthandel bietet vom Beginn des 16. bis ins
18. Jahrhundert hinein das Bild traurigsten Verfalls dar. Die veränderte
Weltstellung Westeuropas legte sowohl den süddeutschen als auch den
Ostseehandel lahm. Kriege und innere Zerwürfnisse ließen ein Interesse
an überseeischen Unternehmungen nicht aufkommen. Nach dem Westfälischen
Frieden waren Landwirtschaft und Gewerbe, Bürgertum und Handel voll-
ständig ruiniert, und die Ostsee das alte deutsche Handelsmeer, befand sich
zudem noch größtenteils in fremden Händen. Seit der Mitte des 18. Jahr-
Hunderts wagten sich die Kaufleute von H a m b n r g und B r e m e n mit
ihren Schiffen über das Weltmeer und gründeten in überseeischen Gebieten
Handelsfaktoreien. Die heutige Blütezeit des deutschen Handels
begann indes erst 1871 mit der Errichtung des Deutschen Reichs.
Erst der Aufschwung der deutschen Flotte mit der Errichtung ständiger
Flottenstationen gab dem deutschen Weltverkehr und Welthandel festen Rückhalt
und sichern Schutz. Seitdem endlich 1884 und 1885 das Deutsche Reich
in die Reihe der Kolonialmächte getreten ist, wetteifert es in überseeischen
Unternehmungen mit den bedeutendsten Seemächten der Erde.
Ii. Die wichtigsten Mittel des heutigen Weltverkehrs.
a) Eisenbahnen. Seit dem Jahre 1830 breitete sich der Bau von
Eisenbahnen über alle Erdteile ans. Die Eisenbahnen sind auf dem Lande
das beste Mittel für den Personen-, Waren- und Postverkehr. Beschwerliche
Landreisen, zu denen man früher Wochen und Monate brauchte, werden
heutzutage leicht, bequem und billig in ebensoviel Tagen zurückgelegt. Diese
Erleichterung des persönlichen Verkehrs ist auf die Entwicklung von
Handel und Gewerbe von großer Bedeutung und erstreckt ihren Einfluß auch
auf die Denk- und Handlungsweise der Völker. Zu Kriegszeiten leisten
die Eisenbahnen bei Truppeubeweguugen, Zufuhr von Mundvorrat und
Schießbedarf, Rückbeförderung von Verwundeten und Kranken n. f. w.
unschätzbare Dienste.
Im Warenverkehr führten die Eisenbahnen zum wirtschaftlichen
Ausgleich der Güter. Auf die größten Entfernungen können heute z. B.
Bedarf und Überfluß an Nahrungsmitteln ausgeglichen werden. Dadurch
werden oft die unglückseligen Folgen örtlicher Teuerung beseitigt; andernorts
wird dem Mangel an Absatz bei der Überfülle von Gütern abgeholfen;
die Warenpreise gestalten sich gleichartiger, und die Warengewinnnng wird
nach Menge, Art und Güte gesteigert.
Endlich vermitteln die Eisenbahnen in den einzelnen Ländern den
modernen Po st verkehr, und damit einen fruchtbaren Gedankenaustausche
Die Beschleunigung und Ausdehnung der Gedankenmitteilung in der Tages-
presse und im Briefwechsel bedingt eine gesteigerte Teilnahme des Volkes au
den verschiedenartigsten Wohlfahrtsbestrebungen des Staats und den
Äußerungen des öffentlichen Lebens.
Das gesamte Bahnnetz der Erde hatte am Schluß des Jahres
1905 eine Ausdehnung vou ruud 900000 km.*) Der schnellste Zug der
*) 906 Tsd. km, wovon 460 Tds. km aus Amerika, 309 Tsd. km auf
Europa, 81 Tsd. km auf Asien, 28 Tsd. km auf Australien und 27 Tsd. km
auf Afrika kamen.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropas Westfälischen Ostsee Deutsche_Reich Amerika Europa Asien Afrika
Aus dem Vorwort zur ersten und zweiten Auflage.
Für die Art und Weise der Bearbeitung waren in erhöhtem Maße die
Grundsätze einer kraftbildenden Lehrweise maßgebend, wie sie bereits im Teil I
in entsprechender Weise zur Geltung gekommen sind. Demzufolge steht die
Schrift durchaus auf dem Boden der vergleichenden Erdkunde,
berücksichtigt also die Wechselbeziehungen der einzelnen erdkundlichen Objekte
und den Zusammenhang der natürlichen Verhältnisse eines Erdraums mit
dem darauf flutenden Kulturleben, bringt daher auch eine länderkundliche
Gruppierung des Lehrstoffs nach natürlich in sich abgeschlossenen
Bodenräumen, ohne indes die staatliche Einteilung zu vernachlässige». In
nachdrücklicher Weise ist ferner der Knlturgeographie Rechnung getragen
worden, so daß wichtige Äußerungen des Kulturlebens fremder Völker,
namentlich aber des deutschen Volkes, mehr oder weniger ausführliche Be-
rückfichtigung gefunden haben. Einer weitergehenden, vertiefenden Behandlung
nach dieser Richtung hin sollen auch die zahlreichen Fußnoten, Tabellen ?c.
dienen, während die Kulturstellung des Deutschen Reichs und seine Be-
ziehungen zur Fremde (Weltstellung, Verfassung, Wehrkraft Volksbildung,
Landwirtschaft und Industrie, Handel und Verkehr, Auswanderung und
koloniale Bestrebungen) in einem besondern Kapitel ausführlich erörtert
worden sind. Der geographische Unterricht soll auf diese Weise dem
praktischen Leben dienstbar gemacht werden und die Schüler mit
lebhaftem Interesse für die Kulturbestrebungen des deutscheu Volkes erfüllen.
Durch diese pragmatische und praktische Seite der Darstellung soll
indes keineswegs das natürliche Interesse des Schülers an den einzelnen
Erdräumen, und eine gemütvolle und phantasiebildende Auffassung
derselben beeinträchtigt werden. Daher bin ich bemüht gewesen, den trocknen
Leitfadenstil zu vermeiden und in engem Rahmen doch eine lebenswarme
Darstellung zu bieten, welche durch eine anschauliche und klare Sprache,
treffende Schilderungen, maßvolle Benutzung von Ergebnissen aus der
geographischen Namenkunde und durch eiue größere Anzahl von
In st ruktivzeich nungen unterstützt wird. Daß letztere möglichst einfach
gehalten sind, so daß die meisten derselben vom Lehrer auf die Wandtafel
leicht übertragen werden können, halte ich für einen Vorzug derselben. Endlich
sei noch erwähnt, daß die Zahlenangabe möglichst vom eigentlichen Texte
ferngehalten, dafür aber entsprechende Zahlentaseln geboten sind, die zu ver-
gleichenden Betrachtungen dienen sollen und nach Bedarf auch in den Text
übertragen werden können. In dieses Form bieten die Zahlenverhältnisse
unstreitig ein wichtiges Anschauungsmaterial für mancherlei erdkundliche
Belehrungen.
Für die Bearbeitung der zweiten Auflage der „Oberstufe" waren in
erster Linie die Lehrziele maßgebend, welche der Normalplan der neuen
Bestimmungen für preußische höhere Mädchenschulen vorschreibt.
Von einer Verteilung des Lehrstoffes auf die einzelnen Klassen mußte schon
aus dem Grunde abgesehen werden, weil das Buch auch ferner der Oberstufe
verschiedener Anstalten dienen will, so z. B. auch höheren Mädchenschulen
mit zehn aufsteigenden^ Klassen. Aus diesem Grunde sind denn auch die
Stoffe aus der allgemeinen Erd- und Himmelskunde nicht auf die einzelnen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
72
Die fremden Erdteile. Amerika.
ö. Großstädten als nützliche und unentbehrliche, aber verachtete und vielfach
angefeindete Arbeiter an.
I)) Das Erwerbsleben. Rastloser Fleiß und Wagemut haben die
Quellen dieses reichen Landes erschlossen. Die Union ist das erste Roh-
stosfland der Erde. Der Reichtum an Bodenschätzen ist beispiellos.
Die Staaten sind das erste Kupfer-, Eisen-, Kohlen-, Queck-
silber-, Blei-, Erdölland der Erde; sie gehören zu den ersten Silber-
und Goldläuderu. Die Kohlenfelder übertreffen unser Vaterland an Flächen-
räum. — Groß ist der Ertrag der Landwirtschaft: bis zu 4/5 der Baum-
tvoll- und Maisernte der Erde wird hier gewonnen. Die Union ist das
erste Weizen-, Tabak- und Haferland der Erde; für 3'/s Milliarden M.
landwirtschaftliche Erzeugnisse werden ausgeführt: Hier findet sich die erste
Korn- und Fleischkammer der Erde. Voll Stolz sagt der
Amerikaner, daß Nordamerika das letzte und beste Geschenk sei, das Gott der
Menschheit gegeben habe.
Die Industrie steht an zweiter Stelle; der Außenhandel wird
nur von dem Englands und Deutschlands übertroffen.
Das Eisenbahnnetz ist das größte der Erde, größer als das
Europas. Die Eisenbahnen haben sehr viel zur Hebung des Wohlstandes
beigetragen, indem sie die Rohstoffgebiete mit den Jndnstriestätten und den
Verbrauchsgebieten vorteilhaft und billig in Verbindung setzten. Die großen
Entfernungen (Neu-Z)ork—san-Franciseo = 3 X Eydtkuhnen—berlin—
Kassel—koblenz—metz) ließen es zweckmäßig erscheinen, die Wagen sehr
bequem und prunkvoll einzurichten. Sie gestatten den Reisenden ein großes
Maß freier Bewegung.
Deutschlands Handel mit der Union ist sehr lebhaft; Deutschland
steht an der 2. Stelle; der deutsch-amerikanische Handel umfaßt 1/s des Außen-
handels der Union, die uns von Rohstoffen hauptsächlich Baumwolle, Kupfer,
Getreide, Petroleum, Schmalz liefert.
e) Ortskunde. Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden einen
Bundesfreistaat, der sich aus Einzel st aaten, Territorien (d. s.
unfertige Staaten mit zu geringer Bevölkerung) und einem Bundesdistrikt
zusammensetzt. Der Präsident wird auf 4 Jahre gewählt und wohnt
im „Weißen Hause" zu »Washington (uöschiugt'n).
a) An der n.-ö. Küste liegen die großen Hafenstädte, die den Außen-
Handel bewältigen: Gneu-Dork, die zweite Stadt der Erde, mit den
„Wolkenkratzern", ^Philadelphia, Gbaltimore und Eboston das
„amerikanische Athen". Als älteste amerikanische Stadt zeigt sie vielfach
europäische Bauart.
b) Die Städte an den Seen sind ebenfalls durch Handel und
Industrie groß geworden, wie Gchikago, die Königin der Seen",
die zweite Stadt der Union, fast 2 Miß., »Milwaukee mit zahlreichen
Deutschen, »Cleveland und »Busfalo.
c) Im Mississippiland sind »Pittsburg, die „Eisen- und
Rauchstadt", »Ciucinnati, mit vielen Deutschen (1/3), und Ost. Louis
(jjent lüis) die wichtigsten Städte.
ä) ^New-Orleans (nju örlins) und Galveston am Golf sind
Baumwollhäfen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Nordamerika Englands Deutschlands Europas Deutschlands Deutschland Amerika Ost
Australien. 87
Das französische Neukaledonien dient als Verbannungsort von Ver-
brechern.
Neu-Seeland erinnert nach Größe und Gestalt an Italien. Ein
alpenhohes, vergletschertes Gebirge durchzieht die Südinsel der Länge
nach. Es scheidet bei dem herrschenden Westwinde eine sehr nasse ^.-Seite
von einer breiteren, zur Schafzucht wohl geeigneten, trockneren 0.-Seite.
Die erdbebenreiche Nordinsel ist ein Schauplatz regster vulkanischer Tätigkeit
und demgemäß reich an Vulkanen, Geisern und heißen Quellen.
Infolge des gleichmäßigen Seeklimas überzieht ein Kleid von immer-
grünen Bäumen und Sträuchern das Land; im Wachstum der Pflanzen tritt
kaum im Winter ein Stillstand ein. Die Kaurifichte liefert ihr wertvolles,
gesuchtes Harz, der neuseeländische Flachs seine seidenglänzenden,
festen Fasern. Nirgends auf der Erde gibt es es soviel Farne wie hier.
Von der ärmlichen Tierwelt fallen flügellose Vögel auf.
Die Maori (mäöris) gehören zu den Malayen und nehmen an Zahl
ab. Sie stehen weit gegen die eingewanderten Weißen, meist Engländer,
zurück. Diese führen vor allem Wolle, ferner gefrorenes Fleisch und
Getreide, auch etwas Gold aus.
Wellington ist wegen seiner zentralen Lage Hst.; Auckland (ökländ)
hat als ältester Hafen den größten Handelsverkehr sowie die besten Ver-
bindnngen mit der Außenwelt und die größte Einwohnerzahl.
3. Polynesien und Mkronesien*)
(40000 qkm, 0,3 Mill. E.)
umfaßt die zahlreichen kleineren Inseln in der Südsee n. und ö. von
Melanesien. Es gibt in Polynesien hohe und niedrige Inseln.
Die hohen Inseln tragen Berge bis über 400 m, sind meist
vulkanisch und oft von höchster landschaftlicher Schönheit. Hochragende Felsen,
gewaltige Wände, turmartige Zacken heben sich aus dem tiefen Grün der
waldbedeckten Abhänge empor. Wasserreiche Bäche dnrchrauscheu liebliche,
bebaute Täler.
Die niedrigen Inseln sind durch Korallen entstanden (S. 21).
Der Pflanzenwuchs auf dem Kalk ist ärmlich, Wald selten; spärliches
Gesträuch, einzelne Flecken drahtartigen Grases überziehen das rauhe Korallen-
geröll, das jedoch die Kokospalme zu ernähren vermag. An den Riffen
außen schäumt die Brandung und zieht einen weißen Saum um die grünen
Jnselkränze. Sie schließen eine schön blau gefärbte Lagune ein, die häufig
gute Ankerplätze bietet.
Das warme, meist ausreichend feuchte Tropenklima gestattet den Anbau
der Kokospalme und des Brotfruchtbaumes. Jene ist der Charakter-
bäum und die wichtigste Handelspflanze Polynesiens, die die getrockneten
Kerne, Kopra, für die Ausfuhr liefert. Nur wenige Brotfruchtbäume genügen
zum Unterhalt einer Familie.
Die Üppigkeit und der Reichtum der Pflanzenwelt nimmt nach 0. mit
zunehmender Entfernung vom indischen Ausstrahluugsgebiet ab, aus gleichem
Grunde verarmt die Tierwelt nach 0. hin.
*) poly = viel, mikro — klein, vergl. Mikro-skop.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
202
amerila, die übrigen nach Südamerika, Anstralien, Afrika und Asien. Tie
großen Auswandererhäfen sind Bremen, Hamburg und Antwerpen.
Die Auswanderung hat gegen früher sehr nachgelassen. Sie betrug
1881—1890 durchschnittlich im Jahre 134 Tsd.
1891—1900 „ „ „ 53 „
1906: 31
Von den Gebieten Deutschlands waren 190(> am meisten beteiligt.'
1. Posen mit rund 3000 5. Westpreußen mit rund 1800
2. Bayern „ „ 3500 6. Rheinland „ „ 1700
Z. Brandenburg^Berlin „ „ 2500 7. Königreich Sachsen „ „ 1700
4. Hannover „ „ 2200 8. Westfalen-Rheinland,, „ 1500
9 Deutsche Kolonien.
Mit den Erwerbungen der deutschen Kolonien in den Jahren 1884
und 1885 ist das Deutsche Reich in die Reihe der europäischen Kolonial-
mächte getreten. Der gesamte deutsche Kolonialbesitz in Afrika und in der
Südfee umfaßt über 2x/2 Mill. qkm mit 9'/z Mill, E. Über die Lau des-
kuude der einzelnen Kolonien vergl S. 50, 59, 61 63, 86, 88.
Sämtliche deutschen Schutzgebiete sind Kronkolonien und werden vom
Reiche verwaltet. In den einzelnen Gebieten arbeiten Reichsbeamte
und Kolonialgesellschafte u für die Kultivierung der Ländergebiete.
Die bisherigen Erfolge berechtigen zu der Aunahme, daß sich der deutsche
Kolonialbesitz zu festen Stützpunkten des deutschen Weltverkehrs und Welt-
Handels entwickeln werde, Deutsche Forscher haben uns Nachrichten
über die natürlichen Verhältnisse jener Länder gebracht und sind für die
Einrichtung des Handels tätig gewesen. Durch Errichtung von Schutz-
t r u p p e n sucht mau für Ruhe und Sicherheit in jenen Ländern zu sorgen
(wobei auch die deutsche Kriegsflotte viel geleistet hat). Ferner hat man
Versuchsplantagen angelegt und mit dem Bau von Eisenbahnen
begonnen. So ist bereits eine Teilstrecke der Eisenbahnlinie Tanga-
Tabora in Ostasrika, es sind 3 Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika dem
Verkehr übergeben. Dnrch neue Dampferlinien sucht niau den Außen-
Handel zu beleben, durch Anlage von Schulen den Eingeborenen enro-
päische Bildung zu übermitteln. Missionare sorgen unter den Ein-
geborenen aller Kolonien — oft unter den größten Entbehrungen und
Gefahren — für Verbreitung christlicher Religion, Sitte und Lebensweise.
Der Warenverkehr des Deutschen Reiches mit seinen Kolonien
beziffert sich im Jahre 1906 auf 65 Mill. Mk. Die Zunahme der
Ausfuhr, insonderheit in wertvolleren Handelsgewächsen, zeigt, daß die Er-
zengnisse unserer Kolonien immer mehr Bedeutung für den deutschen Ver-
branch gewinnen.
Die deutschen Kolonialgebiete in W e st a f r i k a liefern als Ausfuhrstoffe
Palmkerue, Kautschuk, Palmöl, Kakao und Elfenbein. — Deutsch-
O st a f r i k a liefert hauptsächlich Kautschuk, Wachs, Kopra, Agavefafern,
Elfenbein und Kaffee. Die Südseekolonien führen vor allem Kopra
aus. Eingeführt in die deutschen Kolonien werden vom Reiche Fabrikate,
die die Europäer und Eingeborenen zum Lebensunterhalt sowie znr Kulti-
vierung des Landes brauchen.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Afrika Asien Hamburg Antwerpen Deutschlands Sachsen Westfalen-Rheinland Deutsche_Reich Afrika Ostasrika Kopra
— 221 —
von Zugtieren gezogenen Pflug; sie wissen dem Boden durch
Düngung und — wenn nötig — durch künstliche Bewässerung
hohe Erträge abzuringen und habeu in dichtbevölkerten Gebieten
(China, Japan) die Bodennutzung im Gartenbau zu höchster
Blüte gebracht. Auch Handel und Verkehr, Wissenschaften und
Künste haben bei ihnen teilweise eine beträchtliche Höhe erreicht.
Ihre meist einseitige Bildung pflegen sie aber als einzig berechtigte
anzusehen und sie ganz für sich in Anspruch zu nehmen oder
höchstens unterworfenen Völkern mit Gewalt aufzudrängen.
c. Vollkulturvölker. Sie siud ausnahmslos seßhaft und
haben unter intensivster Ausnutzung des streng abgegrenzten
Bodens und seiner Schätze Ackerbau, Viehzucht, Industrie, Handel
und geistige Bildung zur höchsten Entfaltung gebracht. Ohne
gegen ihr eigenes Volkstum gleichgültig zu fein, stehen ihnen die
gemeinsamen Interessen der Menschheit am höchsten, und dadurch
sind sie dem Entwickluugsziele des Menschengeschlechts am nächsten
gekonnnen. — Wie der Ackerbau mit seiner Nötigung zunt seß-
haften Leben und zu ernster Arbeit den mächtigsten Anstoß zur
Kulturentfaltung gab, so ist er ueben der Viehzucht auch heute
noch die Hauptbeschäftigung der Vollkulturvölker. Daueben mußte
aber auch die Gewerbtätigkeit aufblühen; denn der feßhafte Acker-
bauer bedarf ungleich mehr an Werkzeugeu, an Hausgeräten
u. dgl. als der Jäger oder der Nomade. Die allmählich, aber
stetig fortschreitende Verdichtung der ansässigen Bevölkerung
zwang zu einer immer stärkeren Ausnutzuug des Badens und
führte zum Güterverkehr, durch den der eine vom andern das er-
hält, was er selbst nicht oder nicht genügend erzeugeu kann. Das
gesellige Zusammenleben brachte sehr bald eine Arbeitsteilung
mit sich. Während vor alters jeder Ackerbauer mit seiner Familie
selbst herstellte, was er an Werkzeugen, an Geräten und anderen
Gebrauchsartikeln bedurfte, entstanden nun eigene Gewerbe. Die
Gewerbtätigkeit entwickelte sich durch stärkere Ausnutzung der
Naturprodukte und der Bodenschätze (namentlich Kohle und Eisen),
sowie durch immer mehr vervollkommnete Arbeitsmethoden zur
Großindustrie mit ihrer Massenerzeugung, und Hand in Hand
damit ging unter Erschließung neuer Verkehrswege und Verkehrs-
nnttel ein Allsschwung des ursprünglichen Tauschhandels znni
Welthandel und Weltverkehr, der den Überfluß au Naturprodukten
oder Wareu nach andern Ländern überführt und jetzt den ganzen
Erdball umfpannt.
2. Wobnplähe.
Der Kulturstand eines Volkes osfenbart sich auch in der Ent-
wicklung der menschlichen Wohnstätten. Die auf niederer Stufe
stehenden Sammelvölker haben in der Regel keine festen Be-
hausungen; ihre oft täglich gewechselten Ruheplätze sind meist
nur nächtliche Lagerstätten, die unbenannt bleiben und uur noch
kurze Zeit au geriugeu Spuren ihrer Benutzung (Aschenhaufen,
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Talgründen im Hochgebirge, die Anlage alter Marschdörfer auf
natürlichen oder künstlichen Erhöhungen, sowie der Umstand, daß
am Ober- und Mittellaufe der meisten Flüsse die Dörfer un-
mittelbar am Wasser, im Gebiete des Unterlaufes dagegen der
Überschwemmungsgefahr wegen weiter abseits liegen. Einen An-
halt sür die Beschaffenheit des für eine Siedelung ausgewählten
Platzes, wie auch zugleich über die Ursache und Zeit der Gründung
geben in vielen Fällen die Ortsnamen. Die Namen aus ältester
Zeit deuten in der Regel eine wesentliche Eigenschaft der Ortlich-
keit an. Gewöhnlich sind die mit „bruch, ried, marsch, masch,
born, bach u. s. w." gebildeten Namen älter als die mit „rode,
reute, Hägen, brand, schlag" zusammengesetzten, da jene die ur-
alten Siedelungen in Niederungen, diese aber die später ent-
standenen in neugeschaffenen Waldlichtungen bezeichnen. Für die
Entstehung vieler Dörfer wurde eine Burg oder ein Kloster die
Ursache; aber bei der Auswahl der Ortlichkeit sür diese Einzel-
siedelungen wurden natürlich die oben angeführten Gründe gleich-
falls berücksichtigt. Bei den Burgen kam daneben noch die Mög-
lichkeit leichter Verteidigung in Betracht, während bei den Klöstern
der Anlaß zur Gründung und zur Ortswahl oft auf ganz anderem
Gebiete liegt. Wenn auch bei vielen derartigen Dörfern die Be-
hausung der ehemaligen weltlichen oder geistlichen Herren vers-
chwunden ist, so kann man doch aus den Endungen auf „bürg,
sels, stein" oder „kirchen, kappel, zell" auf eine solche Entstehung
des Dorses schließen. — Bei den Städten, die meistens aus
Kleinsiedelungen emporwuchsen, sind die Gründe sür die Auswahl
der Ortlichkeit weniger bedeutsam als die Ursachen ihrer Ent-
wicklung aus kleinen Anfängen zur heutigen Größe. Nur bei den
ältesten Stadtgründuugen wurde die Ortswahl hauptsächlich durch
die gesicherte Lage gegen feindliche Angriffe beeinflußt (Bergstädte,
Städte in Flußgabelungen, aus Kapvorsprüngen oder aus küsten-
nahen Inseln).
Die Entwicklung einer Siedeluug wird vor allem
durch die Verkehrsverhältnisse und durch die Ausnutzung von
Bodenschätzen bedingt. In gleichartigen Landschaften mit vor-
wiegend Ackerbau treibender Bevölkerung entwickeln sich einzelne
Siedelungen inmitten kleiner Bezirke zu Landstädten als Verkehrs-
Zentren, und gewöhnlich wächst nur ein Ort, meist in der Mitte
des ganzen Gebietes, zur größeren Stadt empor (Münstersche
Bucht). In der Regel aber entstehen große Städte da, wo der
Durchgangsverkehr natürliche Ruhepunkte findet, also an den
Enden vielbegangener Pässe, an Straßenkreuzungen, namentlich
dort, wo wichtige Landwege die Wasserstraßen treffen, an den
Mündungen schiffbarer Ströme, an verkehrsreichen Meeresstraßen.
Ebenso wachsen Kleinstädte rasch empor, wenn sie an Stellen
liegen, wo Bodenschätze ausgebeutet werden (Bergwerksstädte, In-
dustrieorte in Kohlen- und Eisenrevieren, Badeorte). In einzelnen
Fällen ist das Ausblühen der Städte auch vou anderen Faktoren
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um der wertvollen Federn willen. Veranlassung dazu gab der Umstand, daß die wilden
Strauße infolge der unablässigen Jagd, die man auf sie machte, immer seltener wurden,
die Federn also gewaltig im Preise stiegen. 1864 wurden im Kaplande mit zwei gefangenen
Straußen die ersten Versuche gemacht. Einen größeren Aufschwung aber nahm die Zucht
erst, als es 1869 gelang, durch künstliche Bebrütung der Eier die Zahl der zahmen
Strauße erheblich zu vermehren. Gegenwärtig soll ihre Zahl 700000 betragen. Der
Preis der Federn ist infolgedessen erheblich zurückgegangen und die Straußenzucht weniger
lohnend als früher. Während z. B. 1882 das Kz Federn 172 Mk. kostete, erhält der
Züchter heute nur noch 75—80 Mk. dafür. — Wenn die Straußenzucht gedeihen soll,
müssen den Tieren möglichst die Bedingungen geschaffen werden, unter denen sie im
wilden Zustande leben. Das am besten geeignete Gebiet ist die Karru. Quadratkilo-
metergroße Flächen sind hier mit Drahtgittern umzäunt und bieten den Straußen Raum,
sich frei umherzutummeln. Alle 6—8 Monate werden den erwachsenen Tieren die für
den Verkauf geeigneten Federn „abgepflückt". Man treibt die Vögel einzeln in einen engen
Verschlag, damit man vor ihren gefährlichen Schnabelhieben sicher ist, und schneidet die
Federn mit einem scharfen Meffer dicht über der Haut ab, so daß die Tiere keinen
Schmerz empfinden. Die großen langen Federn, die sogen. Amazonen, sitzen an den
Flügeln und am Schwanz. Ihre blendendweiße Farbe bekommen sie allerdings erst durch
sorgfältiges Bleichen, denn in natürlichem Zustande haben sie einen gelblichen Ton.
Ebenso sind die Federn von Natur glalt und flach. Die Kräuselung erhalten sie erst
unter den geschickten Händen der Arbeiterinnen. Der Hauptmarkt für Straußenfedern ist
London, wo jährlich für über 20 Mill. Mk. verkauft werden.
Einen gewaltigen Reichtum besitzt Südafrika an Bodenschätzen, besonders
Gold und Diamanten, in geringerem Maße an Kohlen, Kupfer und
Silber.
Das meiste Gold liefert Transvaal, wo man zahlreiche Fundstätten erschlossen hat.
Weitaus am ergiebigsten sind die bei Johannisburg am Witwatersrand, einem
niedrigen, wö. verlaufenden Höhenzuge. Das edle Metall wird fast durchweg bergmännisch
aus festem Gestein gewonnen. 1908 belief sich die Golderzeugung in Transvaal auf rund
600 Mill. Mk., mehr als ein Drittel der Gesamtausbeute der Erde (1700 Mill. Mk.).
Daneben kommt noch Rhodefia in Betracht (52 Mill. Mk.), während die andern Gebiete
nur geringe Mengen liefern. Diamanten sind über ganz Südafrika verbreitet. Man
kennt bis jetzt nicht weniger als 90 Fundbezirke. Die Edelsteine finden sich teils in losen
Schottermassen, namentlich zu beiden Seiten des Vaalslusses, teils in einem festen, tuff-
artigen Ergußgestein. Den ersten Diamanten fand 1867 ein Bur, der beim Verkauf
20000 Mk. daraus löste. Einen zweiten, bedeutend größeren, den man später als den
„Stern Südafrikas" bezeichnete, erhandelte er von einem Negerhäuptling für 500 Schafe,
12 Rinder und 2 Pferde im Werte von 5400 Mk. und erhielt dafür auf der Londoner
Industrieausstellung 220000 Mk. Geschliffen hatte er einen Wert von 500000 Mk. Die
Nachricht von diesen u. a. Funden lockte ganze Scharen von Gräbern herbei. 1870 waren
am Vaalslusse 10000 Diamantsucher tätig, die aus den alten Schottermassen die wertvollen
Steine auswuschen. Als man dann auch Diamanten in festem Gestein entdeckte, besonders
bei Kimberley, ging man zum Bergwerksbetrieb über. Dieser lag anfangs in den
Händen kleiner Gesellschaften, die aber nicht über genügende Mittel verfügten, die nötigen
Anlagen zu machen. Einen großartigen Aufschwung nahm die Diamantengewinnung erst,
als es dem damals in Südafrika mächtigsten Manne, Eecil Rhodes, gelang, mit Hilfe des
Hauses Rothschild in London die kleinen Gesellschaften aufzukaufen und zu der großen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]