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lung auf einem Felde zwischen Kamba und Tribur, südöstlich von Mainz, abgehalten. Die sieben Kurfürsten versammelten sich zur Wahl im Chore des Domes zu Frankfurt. Die Krönung und L-albuug des neugewählten Königs durch die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier fanb in Aachen statt.
Der König war oberster Regent, oberster Richter und oberster Felb-herr des Reiches. Er hatte keine feste Residenz, sondern begab sich jeweils dahin, wo die Reichsangelegenheiten feine Gegenwart nötig machten. In verschiedenen Teilen des Reiches waren königliche Paläste (Pfalzen), so in Aachen, Ingelheim, Goslar, auf dem Kyffhänserberg, auf dem Trifels. In den Pfalzen faßen hohe königliche Beamte, die Pfalzgrafen, welche das zu den Pfalzen gehörige Gebiet regierten und an der Stelle des Königs zu Gericht faßen. Der vornehmste dieser Beamten war der zu Aachen, der später als Pfalzgraf bei Rhein unter die höchsten Fürsten des Reiches gehörte. Zur Beratung über wichtige Reichsangelegenheiten würde vom Könige der Reichstag berufen, eine Versammlung aller freien Männer, später nur des hohen Abels. In alter Zeit wurden die Reichstage am liebsten in rheinischen Städten abgehalten.
Die Einkünfte des Königs flössen aus den Erträgnissen der Krongüter und der Allodialgüter des königlichen Hauses, ferner aus den sogenannten Regalien, d. H. Königsrechten, nämlich ans Zöllen und sonstigen Wegegeldern, Bergwerken, Salinen, dem Münzrechte, sowie auch aus gerichtlichen Strasgelbern. Steuern würden im alten deutschen Reiche nicht Bezahlt.
Die Kailerwürde. Tie Krönung Karls des Großen zum Kaiser bedeutete, daß Karl der oberste Gebieter über die Völker des Abendlandes und der Schutzherr der christlichen Kirche sein solle. In der Tat gehorchte seinem Scepter ganz Mitteleuropa und säst ganz West- und Südeuropa. Bei der Teilung des Karolingerreiches durch den Vertrag von Verdun gelangte die Kaiserkrone an die Familie Lothars, der zugleich die Herrschaft in Italien zufiel, und in den nächsten hundert Jahren führten die Könige von Italien den Kaifertitel. Otto der Große vereinigte das Königreich .Italien mit dem beutfchen Reiche und ließ sich 962 zum römischen Kaiser krönen, und die Kaiserwürde blieb den deutschen Königen bis zum Jahre 1806. Seit Kaiser zu frönen hatte nur der Papst das Recht; daher kam es, daß manche Päpste behaupteten, die Kaisermacht sei ein Ausfluß der päpstlichen Gewalt, was sie aber so wenig war, als die Königsmacht ein Ausfluß der Gewalt der Erzbischöse, die den deutschen König salbten und frönten. Es entstanden infolge davon viele und heftige Kämpfe, und mehr als ein Papst verlangte das Recht, die beutsche Königswahl zu bestätigen ober zu verwerfen. Darum traten im Jahre 1338 die deutschen Kurfürsten auf dem sogenannten Königsstuhl — einer Halle mit einer Plattform — bei Reuse zusammen und erklärten, daß ein deutscher König feine Macht nur von Gott habe durch die Wahl der Kurfürsten und keiner Bestätigung durch den Papst bedürfe. Dabei wurde es als selbstverständlich angesehen, daß nur der deutsche König einen Anspruch auf die Kaiserwürde habe. Die deutschen Könige ließen zwischen ihrer Königskrönung und ihrer Fahrt nach Rom zur Erlangung der Kaiserkrone seither oft viele Jahre vergehen, ohne daß ihnen die Ehren und Rechte des Kaisers streitig gemacht würden. So gewohnte man sich baran, das Oberhaupt des deutschen Reiches als Kaiser anzusehen und zu ehren, wettn auch die Krönung durch den Papst nicht erfolgte. Der letzte vom Papste gekrönte Kaiser war Karl V.; die späteren Kaiser würden vom Erzbischöfe von Mainz in Frankfurt gefrönt. Das Reich führte den Ramen „das heilige römische Reich deutscher Ration".
Heerwesen. Das Heer des alten römischen Reiches bestand zuerst aus dem Heerbanne, d. h. dem Aufgebote aller freien, waffenfähigen
-5*
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Extrahierte Personennamen: H._Königsrechten Karls Karl Otto Karl_V. Karl_V.
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wollte. Wie zehn Jahre zuvor wagte Berengar keinen Widerstand und begab sich auf die Flucht. Im folgenden Jahre, am 13. Februar 96*2, wurde Otto vom Papste Johannes zum
römischen Kaiser gekrönt. Von diesem Tage an besaßen Deutschlands Herrscher 844 Jahre hindurch (bis Juli 1806) die Kaiserwürde.
Auch in seinen letzten Lebensjahren ließ Otto nicht nach in
seiner Sorge sür die Einheit, Stärke und Größe unseres Vater-
landes. Er erlebte noch die Freude, daß die Fürsten des Reiches seinen Sohn Otto zum deutschen König und Kaiser wählten. Um Pfingsten 973 starb er nach kurzer Krankheit zu Memleben und wurde zu Magdeburg in der Moritzkirche bestattet. Noch lange bewahrte ihm das Volk ein dankbares Andenken.
X. Don Kaiser Heinrich dem Dritten und dem Vierten.
1. Kaiser Heinrich Iii., der Schwarze.
Hundert Jahre nach Otto dem
Großen war Heinrich lil. Kaiser. Unter seiner Regierung erreichte die Kaisermacht die höchste Blüte und das Deutschereichseine größte Ausdehnung. In Ungarn war der König Peter vertrieben worden. Heinrich unternahm drei Feldzüge in das ferne Land und fetzte den König wieder ein. Aus Dankbarkeit erkannte Peter Heinrich Iii. als seinen Lehnsherrn an. Ta auch Burgund und Italien damals zum Deutschen Reiche gehörten, beherrschte der Kaiser drei Königreiche (Italien, Burgund und Ungarn), sieben deutsche Herzogtümer (Franken, Sachsen, Schwaben, Bayern, Oberund Niederlothringen und Kärnten) und zwei slavische Herzogtümer (Polen und Böhmen).
Besonders lagen dem srommen Kaiser die Angelegenheiten der Kirche am Herzen. Damals waren drei Päpste vorhanden, und der Zucht und Ordnung in der Kirche drohte die größte Gefahr. Darum schickten die
Heinrich Iii.
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Extrahierte Personennamen: Berengar Otto Otto Otto Heinrich Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Otto Heinrich Heinrich Peter Heinrich Heinrich Peter_Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich
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Reiches und große Vorrechte vor den anderen Fürsten und sollten den obersten Rat des Königs bilden. Aus einer großen Fürsteu-versarnniluug zu Metz wurde das neue Gesetz verkündigt. Es wurde aus Pergament geschrieben, an dem das Siegel des Kaisers in einer goldenen Kapsel angebracht wurde. Eine solche Kapsel mit dem Siegel nannte man eine Bulle, und davon hat das ganze Gesetz den Namen „die goldene Bulle" erhalten. Die goldene Bulle hatte bis zur Auslösung des alten deutschen Reiches im Jahre 1806 Geltung.
2. Sigismund.
Aus Kaiser Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel, ein roher, dem Trnnke ergebener Mann, der sich um die Regierung des Reiches wenig kümmerte. Darum setzten ihn die Kurfürsten ab itrtd wählten an seiner Statt den Psalzgrasen Ruprecht und nach dessen Tode Wenzels Stiefbruder Sigismund, der Markgraf von Brandenburg und König von Ungarn war.
In die Regierungszeit Sigismunds fallen die Kirchenversammlungen von Pisa, Konstanz und Basel.
Vom Jahre 1308 bis 1378 hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern zu Avignon in Frankreich. Endlich im Jahre 1378 wurde wieder ein Papst zu Rom gewählt, Urban Vi. Allein die französischen Kardinäle kündeten ihm den Gehorsam und wählten einen neuen Papst, zu dem die Franzosen, Engländer und Spanier hielten.
Hierdurch entstand eine Spaltung der Kirche?) Sigismund.
Um die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, wurde in Pisa eine Kirchenversamm-lnng gehalten. Die versammelten Geistlichen erklärten die beiden streitenden Päpste sür abgesetzt und wühlten ein neues
*) Das große abendländische Schisma. (Schisma — Spaltung).
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Karl_Iv Karl Sigismund Sigismunds Urban Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Wenzels Brandenburg Ungarn Konstanz Basel Rom Avignon Frankreich Rom
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heute bewundert mau die feinen Goldschmiedearbeiten, Holzschnitzereien, Glasgemälde und Taselgemälde, die Prachtvollen Rüstungen und Waffen, die in deutschen Städten gefertigt wurden, und wir haben alles Recht, stolz zu sein aus Mäuuer wie Erwin von Steinbach, der das Straßburger-Münster gebaut hat, aus den Erzgießer Peter Bischer von Nürnberg, den Holzschnitzer Jörg L-Yrlin von Ulm, auf die Maler Martin Schonganer aus Colmar, Hans Baldnng aus Gmünd, Hans Holbein aus Basel, Albrecht Dürer aus Nürnberg. Auch die Dichtkunst wurde in den Städten gepflegt durch die Gesellschaft der Meistersinger. Dies waren Handwerksleute, die schöne Lieder dichteten und Melodien dazu erfanden. Sonntags kamen sie zusammen und trugen ihre Sachen vor; diese wurden streng geprüft, ob sie die Kunstregeln nicht verletzten. Von Zeit zu Zeit wurde ein Wettfingen gehalten, bei dem die Sieger Preise erhielten. Diese Singgefell-fchaften blühten besonders in Mainz, Ulm, Straßburg, Colmar, am meisten in Nürnberg, wo der bekannteste Meistersinger, Hans Sachs, ein Schuhmacher, um 1550 lebte, der mehr als 6000 Gedichte hinterlassen hat. In den Städten war man auch auf einen guten Jugendunterricht bedacht; in keiner Stadt fehlte die Pfarrfchnle, in der die lateinische Sprache gelehrt wurde, und um das Jahr 1300 gab es in den meisten Städten Bürgerschulen oder Volksschulen. Von der Zeit an, da auch weltliche Leute sich dem Studium der Wissenschaften hingaben, zählten die deutschen Reichsstädte Unter ihren Bürgern viele berühmte Gelehrte.
Städtebünde. Die $attfa. Tie Fürsten und Adeligen waren den Städten nicht freundlich gesinnt. Sie nötigten die Handelsleute, große Zölle zu entrichten, und mancher adelige Herr hielt es für keine Schande, wenn er einen Zug von Güterwagen auf offener Landstraße Überfiel, die Begleiter derselben niedermachte und die Waren raubte. Um sich dagegen zu schützen, schlossen die Städte Bündnisse miteinander. Der berühmteste Städtebund ist die Hansa,*) zu der mehr als hundert Städte in Nord-und Mitteldeutschland gehörten. Das Haupt der Hansa war Lübeck; hier wurden die Bundesversammlungen gehalten, die anordneten, was zum Schutze und zur Förderung des Handels in Deutschland und im Auslande nötig war. Die Hansa hatte Niederlassungen in England, Norwegen, Schweden, Rußland. Wenn es nötig war, wurde ein starkes Heer aufgestellt oder eine Flotte ausgerüstet, und fo stark war der Bund, daß die Könige von Dänemark, Norwegen und Schweden sich vor ihm beugen mußten.
Dao Uemgericht. Infolge der allgemeinen Rechtsunsicherheit in Deutschland gelaugte ein Volksgericht zu mächtigem Einflüsse: das Femgericht oder „die hl. Feme". Seinen Hauptsitz hatte es in Westfalen. Das Femgericht bestand aus einem Freigrafen und einer Anzahl Freischöffen**) oder Beisitzer, welche auch die Wissenden hießen, da sie um die Geheimnisse der hl. Feme wußten. Die Mitglieder des Gerichts waren durch einen furchtbaren Eid zur Geheimhaltung verpflichtet; sich selbst aber erkannten sie an geheimen Zeichen und Losungen. Sie walteten vermummt ihres Amtes. Das Gericht tagte unter freiem Himmel mit seltsamen Gebräuchen. Die Verbrechen, über welche das Femgericht ursprünglich richtete, waren Raub, Diebstahl, Mord und Zauberei; später wurden auch andere Vergehen geahndet. Die Vorladung des Angeschuldigten geschah durch einen Brief des Freigrafen und der Schöffen. Im Schuldfalle lautete das Urteil auf . Tod durch den Strang. Erschien der Angeklagte trotz
*) Hansa = Gesellschaft; Hamburg, Lübeck, Bremen heißen von jener Zeit her Hansastädte.
**) Schöffen — die Schaffenden, weil sie das Urteil schaffen oder finden sollten.
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von_Steinbach Peter_Bischer_von_Nürnberg Martin_Schonganer Hans_Baldnng Hans_Holbein Albrecht_Dürer Albrecht Hans_Sachs
Extrahierte Ortsnamen: Ulm Colmar Basel Nürnberg Mainz Ulm Straßburg Colmar Nürnberg Nord-und_Mitteldeutschland Deutschland England Norwegen Schweden Norwegen Schweden Deutschland Westfalen Bremen
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Ringbahn umgibt sie, und Eisenbahnen ermöglichen nach allen Richtungen hin eine rasche
Verbindung mit den andern großen Städten des Reiches. Sie ist der Sitz einer Universität,
einer lebhaften Industrie und ein bedeutender Handelsplatz. Da aber die Stadt für die
großen Schiffe der Gegenwart nicht zugänglich ist, hat man näher dem Eingange der Bucht
die ganz neuzeitlich eingerichtete Hafenstadt Aokomma angelegt. 1860 noch ein Fischer-
dorf, zählt sie jetzt schon 325000 E. Kiöto (380000 E.), fw. von Tokio, bis 1868 Haupt-
stadt, ist ein bedeutender Jndustrieplatz, berühmt besonders durch ihre Seidenstoffe und Töpfer-
und Porzellanwaren. An der Küste Osaka (üsaka, 1,2 Mill. E.), von Kanälen durchschnitten,
ein bedeutender Hasenplatz und jetzt erste Industriestadt des Reiches, und die Hafenstadt Kobe
(285000 E.). An einer andern Bucht, weiter ö., Nagoja (290000 E.). d) Aufkiuschiu:
Nagasaki (135 000 E.) an einer schönen, geschützten Bucht (Abb. 36). Es hat große
Abb. 36. Nagasaki.
(Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd.)
Werften und vermittelt insbesondere den Handel mit China, c) Auf Jesso die Handels-
stadt Hakod-tte (100000 E.).
Der Staat. Japan war bis 1889 eine unumschränkte Monarchie, besitzt
aber seitdem eine der preußischen nachgebildete Verfassung mit einem Herren-
und einem Abgeordnetenhause. Ter Kaiser, dessen Würde erblich ist, führt neben
anderen die Titel Mikado (erhabenes Tor), Tenno (Himmelskönig) und Tenschi
(Himmelssohn).
Das Heerwesen ist durch deutsche Offiziere nach deutschem Muster eingerichtet worden
und hat in den siegreichen Kriegen mit China und Rußland den Lehrmeistern wie den
Schülern Ehre gemacht. Die Friedensstärke des Heeres beläuft sich auf 250000, die
Kriegsstärke mit Einschluß aller Reserven und der Landwehr auf etwa 1*/, Mill. Mann.
Die Kriegsflotte bestand 1912 aus 117 Fahrzeugen, darunter 15 Schlachtschiffen und
14 Panzerkreuzern erster Klasse, mit einem Gesamtgehalt von 560000 t.
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Extrahierte Personennamen: Jesso
Extrahierte Ortsnamen: Aokomma Tokio Osaka Nagoja China Japan China
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(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
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Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 12. Der Nordische Krieg.
Siebzehnjährig stürzt er 1689 die Regentin (die in ein Kloster verwiesen wird) und übernimmt selbst die Regierung. Schon 1696 im (venetianisch-österreichisch-polnischen) Türkenkrieg Eroberung von Asow, das ihm 1699 durch den Frieden von Karlowitz (§ 9, Iv.) nebst freiem Handel auf dem Schwarzen Meere zugestanden wird. Anlage von Ta-ganrog.
[Seine Reisen ins Ausland zur Selbstbelehrung 1697 f und 1716 f. In Berlin auf seiner ersten Reise am Hofe Sophie Charlottens, in Holland zu Sa r dam auf einer Schiffswerft arbeitend (Zar und Zimmermann von Lortzing), in England im Verkehr mit Seeleuten, lernt er die Einrichtungen der vorgeschritteneren europäischen Länder kennen und sucht diese auf alle Weise, auch durch Heranziehung von Ausländern, nach Russland zu verpflanzen.]
Eifrige Thätigkeit für Heer und Flotte. Beginn von Reformen auf allen Gebieten (Bau von Strassen und Kanälen, Verbesserung der Rechtspflege und der Verwaltung, Stiftung von Schulen; Abschaffung der Nationaltracht unter Beseitigung der langen Bärte!). Sein Günstling Mentzschikoff (aus niederem Stande — Pastetenbäcker, dann Kammerdiener — von Peter zum Minister erhoben). Widerstand der Altrussen gegen die neuen Einrichtungen.
[Während Peters erster Reise erregt seine Halbschwester Sophie einen Aufstand der Strelitzen, der von ihm nach seiner Rückkehr mit grausamer Strenge unterdrückt wird. Sophie wird in enger Klosterzelle eingeschlossen. Während Peters zweiter Reise Aufstand seines Sohnes Alexei. Nach Misslingen desselben flüchtet Al ex ei, wird aber ergriffen und endet im Kerker.]
Die Absicht, Russland bis an die Ostsee auszudehnen, bewegt Peter zur Teilnahme am Kriege gegen Schweden.
Peter ,,der Grosse“, der Schöpfer russischer Grossmacht. Unbeschränkter Selbstherrscher; auch die Kirche \ on ihm abhängig (der „heilige Synod“ die geistliche Behörde des Zaren; Lösung von Byzanz, Cäsaropapismus). Er stirbt 1725. (Die überstürzte Aufzwingung fremder Kultur bei innerer Unreife für das russische Volk verhängnisvoll!)
Ii. Der Krieg. A. Ausbruch. Die Unterschätzung der Fähigkeiten Karls Xii. erweckt bei seinen Nachbarn den Gedanken, die Macht Schwedens zu zertrümmern, um mit dessen Splittern die eigene Macht zu vergrößern. 1699 Bund Christians V. (später Friedrichs Iv.) von Dänemark, Augusts des Starken von Sachsen-Polen und Peters des Grossen von Russland (Vermittelung Patkuls. S. o. I, C.) teils zur Wiedergewinnung des an Schweden Verlorenen, teils
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Iv. Sophie_Charlottens Zimmermann_von_Lortzing Günstling_Mentzschikoff Peter Peters Sophie Peters Alexei Peter Peter_,,der_Grosse“ Karls Christians_V. Friedrichs_Iv.)_von_Dänemark Friedrichs_Iv. Augusts Peters C.
Extrahierte Ortsnamen: Karlowitz Berlin Holland England Russland Russland Schweden Byzanz Karls Russland Schweden
206 Neues Deutsches Reich. — § 65 Das Deutsche Reich im Frieden.
jährigen Bewilligungsperiode) gegen die Schwankung der Mehrheiten im Abgeordnetenhause gesichert. Eine weitere Erhöhung erfolgt 1881, ferner 1888, wo Bismarck gegenüber russischen Bedrohungen den bisher unbekannten Wortlaut der Verträge mit den beiden anderen Staaten des Dreibundes veröffentlicht.* Das Landwehr- und Landsturmgesetz ging durch, so dass Deutschland schon damals eine Million Krieger gegen Frankreich und eine Million gegen Russland aufzubringen vermochte. Die ausserordentliche Vermehrung der Heeresmassen in den beiden feindlichen Staaten hat auch neuerdings noch eine ausserordentliche Heranziehung und Ausbildung wehrpflichtiger Mannschaften unter Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die Infanterie notwendig gemacht.
Iii. Einkünfte. Anfangs nur wenig eigene Einnahmen des Reichs aus Zöllen, Überschüssen der Post- und Telegraphenverwaltung u. a. Deckung des Fehlenden durch „Matri-kularbeiträge“ der einzelnen Staaten. Bei der hierdurch bewirkten starken Belastung dieser Einführung neuer Zölle und damit Veränderung der Wirtschaftspolitik. Einschränkung des Freihandels und Anbahnung eines gemässigten Schutzzollsystems. Schutzzölle (Getreide, Eisen u. a.) kommen der heimischen Produktion, Finanzzölle dem Geldbedürfnis des Reiches zu gute. 1887 Einführung der Branntweinsteuer. — Hamburg und Bremen werden in den Zollverein einbezogen.
Die Einführung noch anderer neuer Reichssteuern eine
Frage der neuesten Zeit.
Iv j Ausgleich im Inneren. a) In Eisass-L~öttiti n gen viele Franzosenfreunde! Veranstaltung einer ,,Option“ (Wahl des Vaterlandes), infolge deren 50000 von diesen den Heimatsboden verlassen. Zur Pflege deutschen Geistes wird die Universität Strassburg zu einer deutschen Hochschule ausgestaltet, das Schulwesen in deutschem Sinne umgebildet. Das milde Regiment des kaiserlichen Statthalters v. Manteuffel hielt nicht immer die deutschfeindlichen Regungen zurück. Besuche des Reichslandes durch die Kaiser Wilhelm I. und Ii. belebten und stärkten indessen deutsche Gesinnung. Unter dem Regiment des jetzigen Statthalters,
des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, ist ein Umschwung unverkennbar. Die alten deutschen Reichslande sind nicht
* Bei dieser Gelegenheit sprach Bismarck das bekannte Wort: „Wir
Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt“.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Wilhelm_I. Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Russland Hamburg Bremen
Neues Deutsches Reich. — § 66. Das wirtschaftliche Leben. 211
Volkes * andererseits. Am 15. Juni 1888 machte der Tod seinen Leiden ein Ende.
Den Thron bestieg Kaiser Friedrichs Sohn, der jetzige Kaiser Wilhelm Ii.
§ 66. Das wirtschaftliche Leben.
I. Gewinnung der Rohprodukte, a) Landwirtschaft.
[Rationellere Betreibung seit Thaer in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts. Seine Musteranstalt in Möglin. Praktische Verwertung der Lehren des berühmten Chemikers Liebig von den Eigenschaften der Nährstoffe seit den vierziger Jahren. Verwendung von Maschinen auch beim Ackerbau. Grossbetrieb durch freie Vereinigungen zu gemeinschaftlicher Anschaffung von Maschinen und Saatkorn ermöglicht. Landwirtschaftliche Akademien verbreiten Kenntnisse, Vereine und Ausstellungen nötigen zu Vergleichen und treiben zum Wetteifer. Die Errichtung von „Landwirtschaftskammern“ wird neuerdings in Aussicht genommen.]
Schwunghafte Betreibung des Zuckerrübenbaues (Magdeburg; doch Schwankungen bei massenhafter Einführung des Rohzuckers). Getreidebau zeitweis wegen der Billigkeit fremden Getreides weniger lohnend; der Schutz der Landwirtschaft durch Schutzzölle eine Frage der neuesten Zeit. Weinbau am Rhein, der Mosel, der Nahe und in dem wiedergewonnenen Eisass - Lothringen erhält nach Gründung des deutschen Reiches ein weiteres Absatzgebiet. Das deutsche Bier wird von allen Nationen begehrt. Auch die Branntweinbrennerei sichert dem Landwirt ausreichenden Ertrag.
b) Viehzucht lohnend. Rinderzucht in Schleswig-Holstein, Oldenburg u. a., Schafzucht weit verbreitet (Möglin), Pferdezucht vom Staate gepflegt (Gestüte zu Trakehnen u. a.). Schutz des Reiches gegen Eindringen von Viehseuchen.
c) Die Fischerei erfreut sich einer wirksamen Pflege durch Fischereigesellschaften.
d) Der Bergbau entwickelt sich zu schwunghaftem Betriebe. Die Kohlenschätze Oberschlesiens, Westfalens, der Rheinlande, des Königreichs Sachsen gelangen mit den englischen auf den Weltmarkt.
Ii. Gewerbe unter dem Schutz des Reiches aufblühend.
[Bedeutung des Zollgesetzes von 1818 (§ 45, Ii, C), des Zollvereins (§ Zo, I), des Dampfes für Entwickelung einer Grossindustrie (§ 50, Ii). Die
* Leute des Volkes erboten sich, den gesunden Kehlkopf sich anschneiden zu lassen, um den kranken des Kaisers zu ersetzen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Wilhelm
212 Neues Deutsches Reich. — § 66. Das wirtschaftliche Leben.
Weltausstellungen (Paris, London, Wien, Philadelphia, Sidney, Melbourne) befördern den Wetteifer der Nationen. Daneben kleinere Industrieausstellungen.]
Deutscher Fleiss und deutsche Ausdauer sichern Deutschland eine ehrenvolle Stellung in dem Wettbewerb der Nationen. Das Urteil Reuleaux’ aus den siebziger Jahren, deutsche Ware sei billig aber schlecht, für heute ungiltig und durch Aufschwung der Industrie widerlegt. Die Metallarbeiten von Remscheid und Solingen verdrängen die Ware Sheffields. Die Kruppschen Geschütze werden von allen Reichen bestellt, auf deutschen Eisenschienen laufen die Züge auch in fernen Landen, deutsche Panzerschiffe werden selbst von China bestellt. Ausgezeichnet die Erzeugnisse deutscher Weberei, sowohl in der Woll-, Tuch- und Leinen-, wie in der Baumwoll- und Seidenindustrie. In allen Zweigen, deren Herstellung kunstvolle Technik verlangt, wie Licht-, Farben-, Öldruck, physikalische Instrumente und chemische Präparate, ist Deutschland allen Nationen voran. Auch in solchen Zweigen, worin Nordamerika sonst den ersten Rang einnahm (Verfertigung von Nähmaschinen, Musikinstrumenten — Steinwaysche Flügel! —), oder, worin Frankreich früher unübertroffen war (Ausführung kunstvoller Möbel und Bronzen), findet Deutschlands Ware reichen Absatz. Deutschland das Land technisch-wissenschaftlicher Erfindungen (vgl. Werner Siemens Lebenserinnerungen). Die Einrichtung des physikalisch-technischen Reichsinstituts in Chailotten-burg einzig dastehend!
Iii. Handel.
[Über die Entwickelung zum Welthandel nach Verwendung der Dampfkraft s. o. § 50, Ii.]
Fortschritte der Technik im Eisenbahnwesen! Zunächst Verbindung der grossen Handelscentren, dann der kleineren Städte (Sekundärbahnen). Die Alpen kein Hindernis mehr; zunächst Bahnen über Gebirgspässe (Semmering, Brenner), dann Durchstechung der trennenden Berge (Mont-Cenis, St. Gotthard; der Simplon in Angriff genommen). Bau von Wasserstrassen zur Verbindung von Meeren (über den Suezkanal s. o. § 64, V.; der Nordostseekanal ein Unter nehmen des Reiches) und Flüssen. Einrichtung von Dampferlinien (die Fahrt nach New-York bis auf 7 Tage gekürzt); Unterstützung des Reiches bei besonders wichtigen Linien (China, Australien, Ostafrika). Post- und Telegraphen wesen, vom Reich übernommen oder überwacht, trägt zui Beförderung
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Extrahierte Ortsnamen: Paris London Wien Philadelphia Melbourne Deutschland Remscheid Solingen China Deutschland Nordamerika Frankreich Deutschlands Deutschland Chailotten-burg New-York China Australien Ostafrika