— 181 —
Ringbahn umgibt sie, und Eisenbahnen ermöglichen nach allen Richtungen hin eine rasche
Verbindung mit den andern großen Städten des Reiches. Sie ist der Sitz einer Universität,
einer lebhaften Industrie und ein bedeutender Handelsplatz. Da aber die Stadt für die
großen Schiffe der Gegenwart nicht zugänglich ist, hat man näher dem Eingange der Bucht
die ganz neuzeitlich eingerichtete Hafenstadt Aokomma angelegt. 1860 noch ein Fischer-
dorf, zählt sie jetzt schon 325000 E. Kiöto (380000 E.), fw. von Tokio, bis 1868 Haupt-
stadt, ist ein bedeutender Jndustrieplatz, berühmt besonders durch ihre Seidenstoffe und Töpfer-
und Porzellanwaren. An der Küste Osaka (üsaka, 1,2 Mill. E.), von Kanälen durchschnitten,
ein bedeutender Hasenplatz und jetzt erste Industriestadt des Reiches, und die Hafenstadt Kobe
(285000 E.). An einer andern Bucht, weiter ö., Nagoja (290000 E.). d) Aufkiuschiu:
Nagasaki (135 000 E.) an einer schönen, geschützten Bucht (Abb. 36). Es hat große
Abb. 36. Nagasaki.
(Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd.)
Werften und vermittelt insbesondere den Handel mit China, c) Auf Jesso die Handels-
stadt Hakod-tte (100000 E.).
Der Staat. Japan war bis 1889 eine unumschränkte Monarchie, besitzt
aber seitdem eine der preußischen nachgebildete Verfassung mit einem Herren-
und einem Abgeordnetenhause. Ter Kaiser, dessen Würde erblich ist, führt neben
anderen die Titel Mikado (erhabenes Tor), Tenno (Himmelskönig) und Tenschi
(Himmelssohn).
Das Heerwesen ist durch deutsche Offiziere nach deutschem Muster eingerichtet worden
und hat in den siegreichen Kriegen mit China und Rußland den Lehrmeistern wie den
Schülern Ehre gemacht. Die Friedensstärke des Heeres beläuft sich auf 250000, die
Kriegsstärke mit Einschluß aller Reserven und der Landwehr auf etwa 1*/, Mill. Mann.
Die Kriegsflotte bestand 1912 aus 117 Fahrzeugen, darunter 15 Schlachtschiffen und
14 Panzerkreuzern erster Klasse, mit einem Gesamtgehalt von 560000 t.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Jesso
Extrahierte Ortsnamen: Aokomma Tokio Osaka Nagoja China Japan China
— 333 —
(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
38 Kriege mit normannischen u. slavischen Völkern. Karl röm. Kaiser.
Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl, wovon noch Spuren vor-
handen sein sollen.
e) Kriege mit normannischen und slavischen Völkern
zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reiches.
Durch die Ausdehnung des fränkischen Reiches bis an die Grenze
der Slaven und Normannen gerieth Karl der Gr. auch mit ein-
zelnen Stämmen dieser beiden Hanptvölker des Ostens und Nordens
in Fehde. Die normannische Völkerwelt behauptete ihre Unab-
hängigkeit und blieb in ihrer drohenden Stellung an der Nordgrenze
des fränkischen Reiches. Dagegen kam ein nicht unbedeutender Theil
der Slaven an der ganzen Ostgrenze entlang, von der Halbinsel
Jütland am baltischen Meere bis zur Halbinsel Istrien am adriati-
schen Meere, in größere oder geringere Abhängigkeit von der frän-
kischen Herrschaft.
Wiederherstellung des weströmischen Kaiserthums
800. Als Papst Leo der Iii. von einer republikanischen Partei in
Rom bei einem feierlichen Aufzuge schimpflich mißhandelt worden
war, begab er sich auf den Reichstag zu Paderborn und veranlaßt
Karl, die Schuldigen zu bestrafen und selbst nach Rom zu kommen.
Nachdem dieser durch Wiederherstellung der Ruhe die (vom griech.
Kaiser, längst vernachlässigte Pflicht) eines Schirmvogtes der Kirche
ausgeübt hatte, erhielt er am Weihnachtsfeste 800 von dem Papste
auch Titel und Krone des römischen Kaisers. Seitdem erschien
er nicht mehr blos in seinem Frankenreiche, sondern in der ganzen
katholischen Christenheit als oberster weltlicher Machthaber.
Karl's Staatsverwaltung.
Diejenigen Völker, welche noch keine geschriebenen Gesetze hatten,
erhielten nun solche auch, und die schon früher abgefaßten Gesetze
wurden durch Zesthe ergänzt.
Die Verwaltung des Reiches beruhte ganz auf der Ein-
theilung in Gaue; in jedem Gau hatte ein vom König ernann-
ter Graf die gesammte Civil- und Militärverwaltung, wozu nament-
lich Rechtspflege und Heerbann gehörten. Nur an den bedrohten
Grenzen sah sich Karl genöthigt, .einem einzelnen Beamten größere
Macht anzuvertrauen und mehrere Grafschaften zu einer sog. Mark
zu vereinigen, die ein Markgraf verwaltete. Um fortwährend eine
genaue Kenntniß von dem Zustande der einzelnen Provinzen zu er-
halten und um Einheit und Ordnung in die Reichsverwaltung zu
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_röm Karl Karl Leo_der_Iii Leo Karl Karl Karl Karl
Die Visconti und Sforza.
101
nischen Herrschaft. Der Freistaat erweiterte sein Gebiet durch Er-
oberungen in Dalmatien und erhob sich durch seinen rasch aufblühen-
deu Handel mit den beiden anstoßenden mächtigsten Reichen Europa's
zu einer der bedeutendsten Mächte Italiens, stieg aber erst durch die
Kreuzzüge und die Einnahme der meisten Inseln und Seeküsten des
byzantinischen Reiches H zu der ersten Handels- und Seemacht em-
por. Den höchsten Grad ihrer Blüte erreichte die Republik in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, indem sie durch eintzn Vertrag
mit dem Sultan von Aegypten zum Monopol des Handels nach
Indien über Aegypten gelangte und zugleich theils durch Verträge,
tbeils durch Kriege ihr Gebiet in Oberitalien (über den ganzen
Osteir der Lombardei) und Dalmatien erweiterte und die Inseln
Corfu (schon 1387) und Cypern (1489) erwarb. Allein durch das
Vordringen der Osmaueu in Europa verlor sie den größten Theil
ihrer griechischen Besitzungen, und die Entdeckung eines neuen Han-
delsweges nach Ostindien führte den gänzlichen Verfall ihrer Macht
herbei.
Seit 1172 war eine wesentliche Veränderung in der Verfassung eingetreten
durch die Einsetzung eines großen Nathes von 450 — 480 Mitgliedern. Dieser
bemächtigte sich der Besetzung fast aller Aemter und setzte dem Dogen einen Aus-
schuß, den kleinen Rath (Ia signoria), zur Seite, ohne dessen Zuziehung er keine
Staatsangelegenheiten entscheiden durfte. Durck die sogenannte Schließung des
großen Rathes wurde der Eintritt in denselben auf die damaligen Mitglieder
und deren Familien beschränkt, und so entstand eine erbliche Aristokratie. Unter
den mehrfachen Verschwörungen zum Umsturz dieser Verfassung ist am merkwürdig-
sten die, welche der 80jährige Doge Marino Falieri selbst veranlaßte und mit dem
Leben büßte (1355).
2. Ju Mailand ernannte Kaiser Heinrich Vii. den Matteo
Visconti zum kaiserlichen Statthalter (Vicar). Dieser begründete
durch Uitterwerfung benachbarter Städte die Macht seines Hauses,
welches unter Johann Galeazzo Visconti vom Kaiser Wenzel die
Herzogswürde von Mailand kaufte (1395). Nach dem Ausster-
den des Viscontischen Maunsstammes (1447) gelangte der von den
Mailändern in Sold genommene Condottiere Franz Sforza zur
Herrschaft, welcher (auch Genua eroberte und) die Regierung auf
»seine Nachkommen vererbte.
3. Die Republik Genua erlangte durch die Wiederherstellung
des griechischen,Kaiserthums außer einigen Seeplätzen große Haudels-
*) S. das 7. Blatt in v. Spruncr's historisch-geographischem Handatlas.
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Extrahierte Personennamen: Sforza Marino_Falieri Heinrich_Vii Heinrich Matteo
Visconti Johann_Galeazzo Johann Wenzel Franz_Sforza Franz
Rudolf von Habsburg.
85.
Polen, Ungarn und das ganze Abendland waren so gerettet, nur
Rußland blieb noch 200 Jahre unter der Herrschaft der Mongolen.
Im Jahre 1258 nahmen sie Bagdad ein und machten dem Khalifate
der Abbasiden ein Ende. Am Ende des 13. Jahrhunderts hatte
das Reich der Mongolen, nachdem auch noch Tibet und das südliche
China hinzugekommen, die größte Ausdehnung erreicht: vom chine-
sischen Meere bis an die Grenze Polens und von Indien bis in
Sibirien hinein. Die Residenz des Großkhans war Peking, die
einzelnen Länder wurden von Unterkhans aus Tschingis-Khans
Stamme regiert.
Vierter Zeitraum.
Von Ende der Kreuzzüge bis zur Entdeckung Amerika's
1273 — 1492.
8- 37.
Das deutsche Reich.
a) Könige aus verschiedenen Häusern 1273— 1347.
1. Rudolf von Habsburg 1273 — 1291.
Nach König Richard's Tode ward, da König Ottokar von Böh-
men die ihm angebotene Krone abermals (s. §. 29) abgelehnt hatte
(vielleicht wegen der an die Wahl geknüpften Bedingungen), auf
Empfehlung des Erzbischofes von Mainz, Graf Rudolf von
Habsburg gewählt, welcher auch vom Papste, nachdem er die von
diesem beanspruchten Besitzungen, Ehren und Rechte der römischen
Kirche zu schirmen versprochen hatte^ anerkannt wurde. Die verab-
redete Kaiserkrönung ward durch den Tod des Papstes aufgeschoben
und kam dann gar nicht zu Stande. Rudolf forderte die Güter und
Lehen zurück, welche seit der Absetzung Friedrichs Ii. erledigt, aber
gewaltsam in Besitz genommen waren. Diese Maßregel war haupt-
sächlich gegen König Ottokar von Böhmen gerichtet, desien Macht
sich damals vom adriatischen Meere bis an's Riesengebirge erstreckte,
indem er Oesterreich, Steiermark (beide erledigt durch den
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Ottokar_von_Böh- Ottokar Rudolf_von
Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Friedrichs Ottokar_von_Böhmen Ottokar
34
Pipin brr Kleine.
6) Auf den britischen Inseln waren die 7 Reiche der Angel-
sachsen in drei verschmolzen, die bald darauf (827) ein einziges Kö-
nigreich England bildeten; in den westlichen Küstengegenden erhiel-
ten sich noch lange einheimische britische Herrscher. Die Reiche der
Pikten und Scoten wurden (erst 838) in das Königreich Schott-
land vereinigt. Irland zerfiel in 5 Königreiche (Ulster, Connaught,
Meath, Munster, Leinster).
7) Das byzantinische Reich südlich von der untern Donau
besaß auch noch die italischen Inseln, den Inselstaat Venetia, und
auf dem Festlande das Gebiet von Jstria, das Herzogthum Neapel
und das südliche Calabrien (vgl. §. 8). Während der europäische
Theil dieses Reiches stete Kämpfe mit den bis zur Donau vorge-
drungenen und in einzelnen Horden schon über das ganze Reich zer-
streuten Slaven zu bestehen hatte, war der asiatische Theil den
wiederholten Angriffen der Araber ausgesetzt.
Ostwärts vom Reiche Karl's des Großen wohnten die ihm zinsbaren Wen-
den, Sorben, die böhmischen Czechen und Moraven. An diese grenzten wei-
ter ostwärts die noch unter einheimischen Fürsten stehenden slavischen Völker.
- §■ 16. &
Das fränkische Reich unter den Karolingern 752 — 887.
1) Pipin der Kleine 752 — 768.
Als der Longobardenkönig Aistulf von den Einwohnern Roms
einen Tribut verlangte, weil ihm die Oberhoheit über Rom und die
dazu gehörige Landschaft zukomme, und Rom selbst bedrängte, begab
sich Papst Stephan Ii., da er von dem byzantinischen Kaiser keine
Hülfe erlangen konnte, nach Gallien zu Pipin, der mit des vorigen
Papstes Genehmigung König der Franken und deshalb ein entschie-
dener Freund des römischen Stuhles geworden war. Der Papst
^/salbte ihn zu St. Denis, ernannts^chn zum Patricius von Rom
(wodurch er ihm die Schutzherrlichkeit über He Stadt und die öffent-
liche Gewalt im römischen Ducat übertrug)/verbot den Franken bei
Strafe des Bannes künftig von Pipin's Nachkommenschaft abzuwei-
chen und erhielt den verlangten Beistand gegen die Longobarden.
Pipin nöthigte durch einen zweimaligen Feldzug nach Italien
den Longobardenkönig, die besetzten Theile der römischen Landschaft
freizugeben und Ravenna nebst der Umgegend abzutreten, und dies
erhielt nicht der byzantinische Kaiser, sondern der päpstliche Stuhl.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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Extrahierte Personennamen: Stephan_Ii Denis
Extrahierte Ortsnamen: England Irland Meath Munster Donau Jstria Neapel Donau Rom Rom Gallien Rom Italien Ravenna
28 Justinian. Verfall des byzantinischen Reiches.
zugleich von den bedrängten Ostgothen zum Friedensbruche aufgefor-
dert, den Krieg erneuerte (540), in Syrien einbrach, Antiochia ver-
brannte und schon Palästina bedrohte, als Belisar's Erscheinen im
Orient ihn zum Rückzuge und Frieden bewog. Die beständigen
Kriege, einzelne schimpfliche Friedensschlüsse, die zahlreichen und kost-
spieligen Bauten veranlaßten drückende Abgaben, Käuflichkeit der
Ehrenstellen wie der Handelsmonopole und dennoch Schulden.
Ii. Verfall des Reiches bis zu den macedonischen
Kaisern 565 — 867.
Schon unter Justinian's nächsten Nachfolgern ging Italien an
die Longobarden (vgl. §. 8, 4), Syrien, Palästina und Aegypten
erst an die Perser, später an die Araber verloren. Unter den spä-
teren Kaisern wurde der Umfang des Reiches noch mehr beschränkt,
im W. durch die Longobarden, welche ihre Herrschaft über Italien
auf Kosten des Exarchats beständig erweiterten (s. §. 8, 4), im N.
durch die wiederholten Einfälle der Bulgaren, welche Mösien erober-
ten, im O. und S. durch die Araber, welche nicht nur die bedeu-
tendern Inseln des Mittelmeers bis Sardinien einschließlich erober-
ten, sondern auch wiederholte Angriffe auf Constautinopel selbst wag-
ten, die nur durch die Wirkungen des griechischen Feuers vereitelt
wurden.
Während so eine Provinz nach der andern verloren ging, ward
die innere Ruhe fast beständig sowohl durch bürgerliche als durch
religiöse Zwistigkeiten erschüttert. Denn die Thronfolge war gewöhn-
lich von Aufständen begleitet, indem die Kaiser bald von ihren
herrschsüchtigen Gemahlinnen oder ihren eigenen Söhnen, bald von
mächtigen Ministern oder siegreichen Feldherrn verdrängt, geblendet,
verstümmelt, ins Kloster geschickt oder hingerichtet wurden. Unter
den religiösen Streitigkeiten, welche auch den Kaiser und seinen Hof
vielfach beschäftigten, war die wichtigste der mehr als hundertsährige
Bilderstreit, veranlaßt durch den Befehl des Kaisers Leo Jsau-
ricus (726), die Bilder aus den Kirchen des Orients zu entfernen
und zu zerstören. Die Kaiserin Irene that der Bilderftürmerei Ein-
halt; das siebente öcumenische Concilium (zu Nicaea) entschied gegen
die Anbetung, aber für die Verehrung der Bilder, und die Bestäti-
gung dieses Ausspruches durch eine spätere Synode zu Constantinopel
(842) beendete den Bilderstreit.
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TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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50
Heinrich Iii. Heinrich Iv.
Bei Konrad's Kaiserkrönung in Rom waren König Rudolf Iii.
von Burgund und Knut der Große, König von Dänemark und
England, zugegen. Während Konrad dem letzteren die (seit dem
rs^/Lmören der normannischen Raubzüge überflüssig gewordene) Mark
** Schleswig abtrat, so daß die Eider wieder die Nordgrenze des
deutschen Reiches wurde, behauptete er nach dem Tode des erster»
.«^^^032) Burgund gegen anderweitige Ansprüche.
Als der (von einem Gegenkönige Aba) vertriebene König (Peter)
von Ungarn von Heinrich wieder in sein Reich eingesetzt wurde und
diesen dafür als seinen Lehnsherrn anerkannte, hatte das deutsche
Reich die größte Ausdehnung erreicht: es erstreckte sich
von der Rhone und Saone bis zur Aluta und dem Bug, und um-
faßte drei Königreiche, sechs deutsche und drei slavische Herzogthümer.
Doch dauerte die Abhängigkeit Ungarns von Deutschland nur wenige
Jahre. — Ueber dieser Erweiterung des Reiches versäumte er jedoch
nicht die innere Anordnung und Beruhigung desselben, und da die
Staatsgesetze nicht mehr hinreichten, den Fehden der Großen Einhalt
zu thun, so nahm mau (auf einer Reichsversammlung zu Costuitz)
den sogenannten Gottes friede u zu Hülfe, demzufolge von Mitt-
woch Abend bis Montag Morgen, so wie während der Advents-
und Fastenzeit, alle Fehden ruhen sollten.
Nachdem er dadurch,, so wie durch kräftige Unterwerfung und
Bestrafung mehrerer unruhiger Großen, die Ruhe im deutschen
Reiche gesichert, zog er nach Italien, und stellte auch die Einheit in
der Kirche her durch Absetzung der drei damals von verschiedenen
Adelsfactioneu gleichzeitig erhobenen Päpste und Einsetzung eines
neuen (des Bischofs von Bamberg als Clemens Ii.). Auch die drei
folgenden (deutschen) Päpste wurden auf den ausdrücklichen Antrag
der Römer von dem Kaiser eingesetzt und betrieben gemeinschaftlich
mit ihm die Abstellung der in der Kirche eingerisienen Mißbräuche,
namentlich der Simonie.
a) Vormundschaftliche Regierung 1056—1065.
Die Reichsverwaltung und die Erziehung des beim Tode seines
Vaters noch nicht sechsjährigen Königes wurde seiner Mutter Agnes
2) Heinrich Iii. 1039—1056.
3) Heinrich Iv. 1056—1106.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_Iii Rudolf Knut_der_Große Konrad Konrad Peter)
von_Ungarn_von_Heinrich Heinrich Clemens_Ii Agnes Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rom Burgund England Burgund Deutschland Gottes Italien Bamberg
133
Mailands. Reichstag in den roncalischen Gefilden. Neuer
Streit mit Mailand, welches zerstört wird. Streitige
Papstwahl.
(1166—68) Vierter Zug Friedrich's I. nach Italien, um Paschal Iii.
einzusetzen. Rückkehr ohne Heer. Alessandria erbaut.
(1174—78) Fünfter Zug Friedrich's I. nach Italien. Abfall Heinrich
des Löwen.
1176 Friedrich I. bei Legnano besiegt.
(1183) Friede zu Constanz zwischen Friedrich und den Lombarden.
Achtserklärung über Heinrich den Löwen und Theilung
der Länder desselben.
(1186) Sechster Zug nach Italien. Vermählung Heinrich's Vi.
mit Constanze, Erbin von Apulien und Sicilien.
1187 Niederlage der Christen bei Hittin. Verlust Jerusalems.
1189— 1193 Dritter Kreuzzug. Friedrich Barbarossa's Tod.
Stiftung des deutschen Ordens im Lager vor Akkon.
Entzweiung Philipp's H. mit Richard Löwenherz. Waffen-
stillstand mit Saladin. Richard's Gefangenschaft.
1190— 1197 Heinrich Vi. Besitznahme von Apulien und Sicilien und
grausames Verfahren daselbst.
(1194—1266) Das Königreich beider Sicilien unter den Hohenstaufen.
1198—1208 Philipp von Schwaben und Otto Iv. Zehnjähriger
Thronstreit bis zu Philipp's Ermordung durch Otto von
Wittelsbach.
1200 -1300
1203— 1204 Der vierte sogenannte Kreuzzug. Richtung deffelben
nach Constantinopel statt nach Aegypten, um den geblen-
deten Kaiser Isaak wieder einzusetzen. Entzweiung der
Kreuzfahrer mit demselben und Einnahme Constantinopels.
1204— 1261 Das lateinische Kaiserthum. Theilung des Rei-
ches. Die Kaiserregierungen in Nicäa und Trapezunt.
1206 Temudschin wird Tschingis-Khan.
Die Religionskriege im südlichen Frankreich. Die Ka-
tharer und Waldenser.
1208—1215 Otto Iv. allein. Entzweiung deffelben mit dem Papste.
1215 Magna charta libertatum in England.
1215—1250 Friedrich Ii. Streit mit dem Papste über die Ver-
einigung der deutschen Krone mit der ficilischen und über
den Kreuzzug. für > ■>>' > > ?
Lei,er jucii.'ofschung
Bfaunschweig
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_Barbarossa's Friedrich Richard_Löwenherz Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Otto Isaak Isaak Otto Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Mailands Mailand Italien Alessandria Italien Italien Apulien Sicilien Jerusalems Akkon Apulien Sicilien Wittelsbach Constantinopel Nicäa Frankreich England
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Verfall des osmanischen Reiches.
Die zweite und dritte Theilung Polens s. §. 38.
Gleiche Sorgfalt und Thätigkeit wie den auswärtigen Verhältnissen widmete
Katharina der innern Verwaltung, wenn auch Manches nur angefangen aber
nicht vollendet wurde. Sie gab dem Reiche eine neue und zweckmäßigere Einthei-
lung in kleinere Gouvernements, milderte die Leibeigenschaft, vermehrte, um den
Mittelstand zu heben, die Zahl und Freiheiten der Städte, zu deren Bevölkerung
sie auch fremde Colonisten, besonders deutsche, herbeizog, begünstigte Gewerbfleiß und
Bergbau, eröffnete dem Handel durch den ersten Frieden mit den Türken den gan-
zen Süden von Europa, beförderte den höhern und niedern Unterricht, vervollkomm-
nete die Land- und Seemacht und bewies allen Religionsparteien gleiche Duldung.
§. 32.
Das osmanrsche Reich.
Das sittliche Verderbniß der Osmanen und ihr Zurückbleiben
gegen die Fortschritte ihrer Nachbaren in den Künsten des Friedens
und Krieges, die Schwäche der im Serail erzogeneit Sultane, welche
die Regierung ihren habsüchtigen Vezieren und unwürdigen Lieblingen
ganz überließen, die meistens unglücklichen Kriege, namentlich gegen
Rußland, mußten nothwendig den Verfall des osmanischen Reiches
herbeisühren, und dieses verdankte seine Erhaltung fast nur der Eifer-
sucht der andern europäischen Mächte. Die Belagerung Wiens s.
S. 53, den Krieg gegen Oesterreich und Venedig s. S. 67, gegen
Oesterreich und Rußland s. S. 84, die beiden Kriege gegen Katha-
rina Ii. s. S. 84 und 85.
Dritter Zeitraum.
Vom Ausbruche der französischen Revolution bis zur
Gegenwart 1789—1853.
I. Bis zur Stiftung der ersten französischen
Republik 1792.
§. 33, a.
Geographische Uebersicht von Europa um 17891).
1. Auf der pyrenäischen Halbiusel war der Läuderbe-
stand unverändert geblieben, Spanien hatte 1713 seine europäischen
Nebenländer verloren und Gibraltar an England abgetreten.
S. das 58. Blatt in v. Spruner's historisch-geographischem Atlas.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Polens Europa Wiens Oesterreich Venedig Oesterreich Europa Spanien England