74
Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273 — 1519.
Macht seines Hauses zu mehren, und belehnte seinen damals noch nn-Römerzug. mündigen Sohn Johann mit Böhmen. Dann aber zog er nach Italien, um in diesem durch die Kämpfe der Guelsen und Ghibellinen zerrütteten Lande den Frieden wiederherzustellen. Von vielen wurde er mit Jubel begrüßt, vor allem von dem großen Florentiner Dante, dem Dichter der „Göttlichen Komödie", der ans seiner Vaterstadt wegen seiner kaiserlichen Gesinnung verbannt worden war. In Rom erhielt Heinrich die Kaiserkrone, jedoch nicht von dem Papste selbst, sondern durch päpstliche Abgeordnete. Denn Papst Clemens V. hatte seine Residenz nach Avignon verlegt, und etwa 70 Jahre lang haben die Päpste in dieser südfranzösischen Stadt ihren Sitz gehabt, eine Periode, die man als die Trche^ ^s babylonischen Exils der Kirche bezeichnet hat.
Im übrigen war Heinrichs Macht zu schwach, als daß er viel hätte erreichen können. Zudem raffte ihn ein früher Tod hinweg. In Pisa ist er beigesetzt.
Ludwig der Bayer 1314—1347 und Friedrich der Schöne 1314—1330.
Thronstreil. Nach dem Tode Heinrichs Vh. fand eine Doppelwahl statt. Die habsburgische Partei wählte Herzog Friedrich den Schönen von Österreich, Albrechts I. Sohn; die Gegner erhoben Herzog Ludwig von Bayern, einen Wittelsbacher. So tobte in Süddeutschland wieder ein Bürgerkrieg, der sich lange Jahre ergebnislos hinzog.
§ 76. Die Schweizer Eidgenossenschaft. In jene Zeiten fällt die Erhebung der drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die Herrschaft der Habsburger, welche die Hoheitsrechte, die sie in jenen Gebieten ausübten, auch über die freien Bauern ausdehnen und eine landesfürstliche Macht begründen wollten. Dieser Ereignisse hat sich die Sage bemächtigt. Sie erzählt, wie die Vögte, welche Albrecht I. über das Land gesetzt habe, sich maßlose Bedrückungen hätten zuschulden kommen lassen. Die Tell- vor allen der Landvogt Geßler, der seinen Hut auf dem Markte zu Altdorf Rümsage. aufrichten ließ und von den Vorübergehenden verlangte, daß sie den Hut grüßten wie ihn selbst. Sie erzählt, wie der kühne Alpenschütze Wilhelm Tell sich dessen geweigert, wie er den Apfel vom Haupte seines Sohnes geschossen, wie er in der hohlen Gasse bei Küßnacht den Landvogt erschossen habe. Sie berichtet ferner, wie sich ehrenhafte Männer aus den drei Kantonen in stiller Nacht auf dem Rütli, einer Waldwiese hoch über dem See, zusammengefunden und den Schwur getan hätten, das Vaterland zu befreien.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Heinrich Heinrich Clemens_V. Heinrichs Heinrichs Ludwig_der_Bayer Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Albrechts_I. Ludwig_von_Bayern Ludwig Albrecht_I. Geßler Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Avignon Süddeutschland Schwyz Altdorf_Rümsage
Ludwig der Bayer 1314—1347 und Friedrich der Schöne 1314 -1330.
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Macht seines Hauses zu mehren, und belehnte seinen damals noch unmündigen Sohn Johann mit Böhmen. Dann aber zog er nach Italien, um Römerzug. in diesem durch die Kämpfe der Guelfen und Ghibellinen zerrütteten Lande den Frieden wiederherzustellen. Von vielen wurde er mit Jubel begrüßt, vor allem von dem großen Florentiner Dante, dem Dichter der „Göttlichen Komödie", der aus seiner Vaterstadt wegen seiner kaiserlichen Gesinnung verbannt worden war. In Rom erhielt Heinrich die Kaiserkrone, jedoch nicht von dem Papste selbst, sondern durch päpstliche Abgeordnete.
Denn Papst Clemens V. hatte seine Residenz nach Avignon verlegt, und etwa 70 Jahre lang haben die Päpste in dieser südfranzösischen Stadt ihren Sitz gehabt, eine Periode, die man als die des babylonischen^^ Exils der Kirche bezeichnet hat.
Im übrigen war Heinrichs Macht zu schwach, als daß er viel hätte erreichen können. Zudem raffte ihn ein früher Tod hinweg. In Pisa ist er beigesetzt.
Ludwig der Bayer 1314-1347 und Friedrich der Schöne 1314—1330.
Nach dem Tode Heinrichs Vii. fand eine Doppelwahl statt. Die Habs- Thronstreu, burgische Partei wählte Herzog Friedrich den Schönen von Österreich,
Albrechts I. Sohn; die Gegner erhoben Herzog Ludwig von Bayern, einen Wittelsbacher. So tobte in Süddeutschland wieder ein Bürgerkrieg, der sich lange Jahre ergebnislos hinzog.
§ 76. Die Schweizer Eidgenossenschaft. In jene Zeiten fällt die Erhebung der drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die Herrschaft der Habsburger, welche die Hoheitsrechte, die sie in jenen Gebieten ausübten, auch über die freien Bauern ausdehnen und eine landesfürstliche Macht begründen wollten. Dieser Ereignisse hat sich die Sage bemächtigt. Sie erzählt, wie die Vögte, welche Albrecht I. über das Land gesetzt habe, sich maßlose Bedrückungen hätten zuschulden kommen lassen, vor allen der Landvogt G e ß l e r, der seinen Hut auf dem Markte zu Altdorf ^ aufrichten ließ und von den Vorübergehenden verlangte, daß sie den Hut atütitfase. grüßten wie ihn selbst. Sie erzählt, wie der kühne Alpenschütze Wilhelm Tell sich dessen geweigert, wie er den Apfel vom Haupte feines Sohnes geschlossen, wie er in der hohlen Gasse bei Küßnacht den Landvogt erschaffen habe. Sie berichtet ferner, wie sich ehrenhafte Männer aus den drei Kantonen in stillet: Nacht auf dem Rütli, einer Waldwiese hoch über dem See, zusammengefunden und den Schwur getan hätten, das Vaterland zu befreien.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Bayer Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich Johann Heinrich Heinrich Clemens_V. Heinrichs Heinrichs Ludwig_der_Bayer Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Albrechts_I. Ludwig_von_Bayern Ludwig Albrecht_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Avignon Süddeutschland Schwyz Altdorf
102
Vierte Periode. Von 12(3—1517.
deschi), Frankreich, Burgund; der niederdeutsche nach dem noch unentwickelten, an Rohstoffen reichen, kauffähigen Norden und Osten. Yerbindungen und Gildehallen des „gemeinen deutschen Kaufmanns“ gab es im 13. Jh. in Wisby, Nowgorod (der Peterhof), Brügge, Bergen, London (der Stahlhof1). Diese traten mit den norddeutschen Städten zum Bunde der Hansa ( = Gilde) zusammen, als dessen Haupt am Ende des 13. Jh.lübeck erscheint. Er gliederte sich in drei Drittel, das wendische, das westfälische und das gotisch-livische, im 16. Jh. in vier Quartiere mit den Yororten Lübeck, Köln, Braunschweig und Danzig. Ihre höchste Macht erreichte die Hansa in der zweiten Hälfte des 14. Jh. nach dem ruhmreichen Kriege gegen Waldemar Iy. von Dänemark.
ß) Die Schweizer Eidgenossenschaft war zunächst eine rein bäuerliche Yereinigung; später schlossen sich auch städtische Gemeinden an. Die Yogtei in Uri, Schwyz und Unterwalden hatten die Grafen von Habsburg; sie waren bemüht die Reichsvogtei zur Landeshoheit umzubilden. Aber Uri und Schwyz erhielten von Friedrich Ii. die Zusicherung der Reichsunmittelbarkeit. 1291 schlossen die drei Urkantone den „ewigen Bundi; zu Schutz und Trutz. König Adolf bestätigte ihre Freiheitsbriefe. Unter Albrecht I. fügten sie sich geduldig in die nicht gewalttätige Herrschaft Österreichs. Heinrich Yii. gewährleistete ihnen die Reichsunmittelbarkeit von neuem. 1314 nahmen sie für Ludwig Partei und schlugen 1315 Herzog Leopold I. am Morgarten (§ 76e), worauf sie zu Brunnen den „ewigen Bund“ erneuerten. Der Bund vergrößerte sich bald durch den Beitritt von Luzern, Zürich, Glarus, Zug, Bern. Ihre wachsende Macht verwickelte die Eidgenossen in neue Kämpfe mit Österreich; 1386 erlag ihnen Leopold Iii. bei Sempach (nw. von Luzern) (Sage von Winkelried).2 Seitdem wuchs die Eidgenossenschaft weiter an Umfang.
1) Die eingeführten Tuchstoffe wurden dort „gestählt“, d. h. gestempelt, plombiert (vgl. Rembrandts Staalmeesters).
2) Die Sagenbildung über den Ursprung der Eidgenossenschaft beginnt im 15. Jh. Ihre endliche Gestalt hat die Sage bei Ägidius Tschudi (Chronicon helveticum) im 17. Jh. erhalten und ist in dieser Form durch Joh. v. Müller und Schiller verbreitet worden.
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Iy Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht_I. Heinrich_Yii Heinrich Ludwig_Partei Ludwig Leopold_I. Leopold_Iii Leopold Ägidius_Tschudi
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Burgund Wisby Peterhof London Braunschweig Danzig Schwyz Schwyz Luzern Glarus Bern Sempach Luzern Rembrandts
102 Vierte Periode. Von 1273 — 1517.
deschi), Frankreich, Burgund; der niederdeutsche nach dem noch unentwickelten, an Rohstoffen reichen, kauffähigen Norden und Osten. Verbindungen und Gildehallen des „gemeinen deutschen Kaufmanns“ gab es im 13. Jh. in Wisby, Nowgorod (der Peterhof), Brügge, Bergen, London (der Stahlhof1). Diese traten mit den norddeutschen Städten zum Bunde der Hansa (= Gilde) zusammen, als dessen Haupt am Ende des 13. Jh. Lübeck erscheint. Er gliederte sich in drei Drittel, das wendische, das westfälische und das gotisch-livische, im 16. Jh. in vier Quartiere mit den Vororten Lübeck, Köln, Braunschweig und Danzig. Ihre höchste Macht erreichte die Hansa in der zweiten Hälfte des 14. Jh. nach dem ruhmreichen Kriege gegen Waldemar Iv. von Dänemark.
ß) Die Schweizer Eidgenossenschaft war zunächst eine rein bäuerliche Vereinigung; später schlossen sich auch städtische Gemeinden an. Die Vogtei in Uri, Schwyz und Unterwalden hatten die Grafen von Habsburg; sie waren bemüht die Reichs-vogtei zur Landeshoheit umzubilden. Aber Uri und Schwyz erhielten von Friedrich H. die Zusicherung der Reichsunmittelbarkeit. 1291 schlossen die drei Urkantone den „ewigen Bund“ zu Schutz und Trutz. König Adolf bestätigte ihre Freiheitsbriefe. Unter Albrecht I. fügten sie sich geduldig in die nicht gewalttätige Herrschaft Österreichs. Heinrich Vh. gewährleistete ihnen die Reichsunmittelbarkeit von neuem. 1314 nahmen sie für Ludwig Partei und schlugen 1315 Herzog Leopold I. am Morgarten (§ 76e), worauf sie zu Brunnen den „ewigen Bund“ erneuerten. Der Bund vergrößerte sich bald durch den Beitritt von Luzern, Zürich, Glarus, Zug, Bern. Ihre wachsende Macht verwickelte die Eidgenossen in neue Kämpfe mit Österreich; 1386 erlag ihnen Leopold Hl bei Sempach (nw. von Luzern) (Sage von Winkelried).2 Seitdem wuchs die Eidgenossenschaft weiter an Umfang.
1) Die eingeführten Tuchstoffe wurden dort „gestählt“, d. h. gestempelt, plombiert (vgl. Rembrandts Staalmeesters).
2) Die Sagenbildung über den Ursprung der Eidgenossenschaft beginnt im 15. Jh. Ihre endliche Gestalt hat die Sage bei Ägidius Tschudi (Chronicon helveticum) im 17. Jh. erhalten und ist in dieser Form durch Joh. v. Müller und Schiller verbreitet worden,
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Iv Friedrich_H. Friedrich Adolf Albrecht_I. Heinrich_Vh Heinrich Ludwig_Partei Ludwig Leopold_I. Leopold_Hl Leopold Ägidius_Tschudi
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Burgund Wisby Peterhof London Braunschweig Danzig Schwyz Habsburg Schwyz Luzern Glarus Bern Sempach Luzern Rembrandts
132 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871.
eines Einsiedlers“ 1780, „Lienhard und Gertrud“ 1781 ff., „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“ 1801.1
4. Neue Steuergesetze schafften die Akzise ab und führten die Klassensteuer, die Mahl- und Schlachtsteuer und die Gewerbesteuer ein. Zur Verwaltung der Staatsschulden wurde eine eigene Behörde geschaffen. Auch erhielt der Staat Münzeinheit (1 Taler = 30 Silbergroschen zu 12 Pfennigen).
5. Die größte Tat war die Stiftung des Deutschen Zollvereins, der die wirtschaftliche Einigung der Nation herbeiführte, die Vorbedingung für ihre politische Einigung. Da nach dem Frieden die Engländer den offenen deutschen Markt mit ihren Industrieerzeugnissen überschwemmten, während sie die Getreideeinfuhr verboten, da Frankreich und die Niederlande ihre Grenzen gegen deutsche Erzeugnisse sperrten, während zahllose Binnenzölle in Deutschland den Verkehr lähmten, konnte der Ruin der deutschen Volkswirtschaft nur verhindert werden durch Beseitigung dieser Binnenzölle und Aufrichtung von Außenzöllen. Der Anfang dazu wurde gemacht durch das preußische Zollgesetz von 1818, das die preußischen Binnenzölle aufhob und, bei grundsätzlicher Anerkennung der Handelsfreiheit, wegen des Zollkrieges des Auslandes einen mäßigen Schutzzoll auf fremde Industrieerzeugnisse und einen Finanzzoll auf Kolonialwaren legte, zugleich aber die deutschen Nachbarstaaten auf den Weg des Zollanschlusses und der Handelsverträge wies. Die Not zwang, nach anfänglich heftigen Angriffen, die Mittel- und Kleinstaaten seit 1828 zum Anschluß an Preußen; 1833 erfolgte der entscheidende Anschluß von Bayern, Württemberg, Sachsen und den thüringischen Staaten, womit der Deutsche Zollverein gegründet war; 1834 waren mehr als 400000 qkm deutschen Landes mit 23 Mill. Einwohnern wirtschaftlich geeint. Innerhalb dieses Gebietes herrschte Handelsfreiheit; der Ertrag der Außenzölle wurde unter die Staaten nach Maßgabe der Bevölkerung verteilt.
1) Seine Grabschrift zu Birr bei Brugg (Aargau): „Geb. in Zürich 12. Jan. 1746, + in Brugg 17. Hornung [Febr.] 1827. Better der Armen auf Neuhof, Prediger des Volks in ,Lienhard und Gertrud1, in Stanz Vater der Waisen, in Burgdorf und Münuhenbuchsee Gründer der neuen Volksschule, zu Iferten Erzieher der Menschheit. Mensch, Christ, Bürger. Alles für andere, für sich nichts.“
'X s-J-ri efhf. ' 2
* /i-*>»
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Extrahierte Personennamen: Gertrud
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Bayern Württemberg Sachsen Brugg Zürich Brugg Neuhof Burgdorf
— 167 —
V. Periode.
Die Auflösung des deutsch-römischen Reiches und die Ausbildung nationaler Staaten: Erschütterung der päpstlichen Herrschaft.
1273 — 1492 (1517).
I. Abschnitt.
Hie Ausbildung des Landesfürstentums und der städtischen Wacht
1273-1389 (1400).
1. Rudolf von Habsburg und die Begründung der habsburgischen Hausmacht 1273-1291.
1. Nach dem Tode Richards von Cornwallis (1272) verlangten nicht die Fürsten, sondern die freien Herren und die Slädte des Südens, die mit dem Zerfalle der Reichsgewalt ihren Halt verloren hatten, und vor allen der Papst Gregor X., der von der wachsenden Übermacht der Anjous und Frankreichs bedroht war, nach der Wiederherstellung des deutschen Königtums. So kam es unter dem Einfluß des Mainzer Erzbischofs Werner von Eppenstein und nach dem Vorschlag des Burggrafen
von Nürnberg, Friedrichs Iii. von Hohenzollern, 1273 zur Wahl 1273 des Grafen Rudolf von Habsburg („Willebriefe" der Kurfürsten, habsburgische Heiraten)').
2. Rudolf von Habsburg (1273—1291), ein praktischer, nüchterner Mann in reifen Jahren (geb. 1218), ohne feine Bildung, verschlagen und tapfer im Kriege, von kaufmännischer Sparsamkeit und bürgerlicher Schlichtheit, verzichtete durchaus auf ein Eingreifen in die italienischen Angelegenheiten (Willfährigkeit gegenüber den Ansprüchen der Kurie) und beschränkte sich von Anfang an darauf, den Rest der Güter und Rechte des Reiches zusammenzufassen, eine leidliche Ordnung herzustellen, vor allem aber eine starke Hausmacht zu gründen als einzige zuverlässige Stütze für das Königtum inmitten der endlosen Ständekämpfe.
*) Die Habsburger stammten aus dem Aargau und hatten zu ihren bescheidenen Slammgütern an der unteren Aar und Reuß die Landgrafschast im oberen Elsaß und im Zürichgau, Rudolf dazu die Grafschaftim Aargau und die Kiburgischen Güter erworben.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Richards_von_Cornwallis Gregor_X. Gregor_X. Werner_von_Eppenstein Friedrichs Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf
— 102 —
die Erzeugnisse des eigenen Gewerbefleißes überwiegend ausgeführt
werden, müssen Lebensmittel (Getreide) und die Rohstoffe der Industrie
eingeführt werden. Durch die Gotthardbahn ist die Schweiz
nunmehr die Vermittlerin des Handels zwischen Deutschland, Italien
und dem Oriente geworden. Schöne Heerstraßen und ein reiches
Netz von Eisenbahnen durchziehen das Land, kühn die vielen Hinder-
nisse des gebirgigen Bodens überwindend.
V. a) Die Schweiz zählt bei einem Flächeninhalte von 41000 qkm
über 3 Mill. Eiuwohner; somit treffen auf 1 qkm durch-
schnittlich 75 Menschen. Naturgemäß siud die Hochalpengebiete sehr
dünn bevölkert; die Jndustriebezirke dagegen gehören zu den stärkst-
bewohnten Gegenden Europas.
b) Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung große Ver-
schiedenheit; doch überwiegen die Deutschen, welche den Norden,
Osten und die Mitte des Landes bewohnen, weit an Zahl, indem
sie mehr als 7/io aller Einwohner ausmachen. Über 2/10 sind
französisch (im Westen). Der Rest verteilt sich auf die Italiener
(im Süden) und etwa 40 000 Rätoromanen (im Kauton Grau-
bünden).
c) Der Religion nach sind fast 3/5 der Schweizer prote-
stantisch, über 2/ö katholisch. Während das Alpenland vorzugsweise
katholisch blieb, verbreitete sich die Reformation besonders auf der
Ebene und im Jura.
ä) Für geistige Bildung ist in der Schweiz durch zahl-
reiche Volks- und viele Mittelschulen trefflich gesorgt. An Hoch-
schulen besitzt das Land sechs Universitäten und eine technische
Hochschule.
e) Die Schweiz ist eiu Bundesstaat — die „Schweize-
rische Eidgenossenschaft" — von 22, richtiger 25 Kan-
tonen, da Basel, Appenzell und Unterwalden je zwei Halbkantone
bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemein-
samen Angelegenheiten werden durch die Bundesversammlung und
den Bundesrat besorgt. Die Bundesversammlung, welche ans
dem National rat (den Vertretern des Volkes) und dem Stände-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Europas Basel Appenzell
39
1278 Ottokars von Böhmen Niederlage und Tod auf
dem Marchfelde.
1282 Belehnung der Söhne Rudolfs Albrecht und
Rudolf mit Ottokars Ländern Oesterreich, Steiermark, Krain: Gründung der Macht des Hauses Habsburg.
1291 Ursprung der schweizerischen Eidgenossenschaft
von Uri, Schwyz und Unterwalden.
1292—1298 Adolf, Graf von Nassau.
Er versucht die Erwerbung Meissens und Thüringens von Albrecht dem Unartigen.
1298 Adolfs Absetzung, Niederlage und Tod bei Göll-
heim.
1298—1308 Albrecht I. von Oesterreich.
1304—1377 Babylonisches Exil der Kirche. (Verlegung des päpstlichen Stuhles nach Avignon 1309). Ende der Weltherrschaft der Hierarchie.
1308 Albrecht wird von seinem Neffen Johann Parri-
cida ermordet.
1308—1313 Heinrich Vh., Graf von Lützelburg.
1310 Erschafft durch die Erwerbung Böhmens
den Lützelburgern eine Hausmacht.
1310—1313 Heinrichs Römerzug (Dante Alighieri) und Kaiserkrönung.
1314—1347 Ludwig der Baier und
1314—1330 Friedrich der Schöne van O ester reich.
1315—1325 Deutscher Bürgerkrieg.
1315 Die Schweizer siegen über den Herzog Leopold
von Oesterreich, Friedrichs Bruder, am Morgarten ;
1316 sie erneuern den ewigen Bund zu Brunnen.
1319 Waldemar der Grosse stirbt.
1320 Die Ascanier i n B r an d e nb urg sterben
aus.
1322 Ludwigs Sieg über Friedrich von Oesterreich
bei Mühldorf.
1323 Beginn des Streites Ludwigs mit dem Papste.
1324—1373 Die Wittelsbacher in Brandenburg. 1325 Trausnitzer Vertrag.
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Extrahierte Personennamen: Ottokars Rudolfs Albrecht Rudolf Rudolf Ottokars Adolf Adolf Albrecht Albrecht Adolfs Adolfs Albrecht_I._von_Oesterreich Albrecht_I. Albrecht Johann_Parri- Johann Heinrich_Vh Heinrich Graf_von_Lützelburg Heinrichs_Römerzug Heinrichs Dante_Alighieri Ludwig_der_Baier Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich Leopold
von_Oesterreich Leopold Friedrichs Friedrichs Ludwigs Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Ludwigs
- 37 —
10,000 wechselnd, in der flachen Schweiz meist reformiert,
in den Alpen vorzugsweise katholisch (die katholischen Urkan-
tone*), wie Tyrol tapfer in der Abwehr alles dessen, was den
alten Gerechtsamen, den alten Sitten, dem alten Glauben Gefahr
zu drohen scheint). Auch die Lebensweise voller Gegensätze:
auf Ackerbau und Viehzucht begründete Wohlhabenheit im niedri-
geren Lande, Hand in Hand mit der von Italien eingeführten
Seiden- (später auch Baumwollen-) Industrie, von deren Mittel-
Punkt Zürich sie sich über die Ostschweiz verbreitet hat, während
Basel, an der Schwelle des großen Handelshauses, den Verkehr
nach N. und W. vermittelt. Genf, Vermittlerin der Uhren-
industrie im ärmeren Juralande. Auch die Alpenwirtschaft zum
Theil industriell betrieben. Mangel an Bergwerken. Die seit
Gründung der Eidgenossenschaft entbundene Kraft der Schweizer
nach Befestigung der politischen Selbständigkeit lange Zeit im
Kriegshandwerke verwerthet (Miethstruppen; Reislaufen); jetzt
friedlicher Erwerb theils im Auslande, theils durch das eiuwan-
dernde Ausland. (Touristenzüge; wandernde Kolonieen beson-
ders am Genfer^**), im Berner Oberlande, um den Vierwald-
stätter See, in Graubünden.)
Das innere Gebirgsland erst seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts bekannter. Die alten gefürchteten Verkehrswege
zwischen Italien und der Schweiz***),'selbst von den Cimbern
umgangen, seit Bonapartes Herrschaft in Kunststraßen umge-
wandelt. Der alte Paß vom Knie der Rhone bei Martinach
über den großen St. Bernhard (7600') nach Aosta (zur
Heerstraße des kleinen St. Bernhard im Thale der Dora Baltea)
nur als Saumpfad tauglich, weiter oberhalb durch die kunst>
volle, niedrigere Simplonstraße ersetzt. Seitdem ein großes
Straßennetz auch durch die mittlere und östliche Schweiz nach
der Lombardei (Mailand). Hier die wichtigsten Passagen 1) die
*) Die um den Vierwaldstätter See und die obere Renß liegenden vier
Waldkantone, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern. Hier der Ansgaugspunkt
der von kräftigen Bauern und Hirten gegründeten Eidgenossenschaft; an
ihren Eingangsthälern Moorgarten, Näfels, Sempach; an derzüri-
cher Straße: Cappel,
**) Der internationale Genfersee im Gegensatze gegen den alemannischen
Bodensee nach Lage, Umgebung und Verkehr.
***) Unter diesen wurde der Gotthardspaß von Snwarow und zwar von
der steilen italischen Seite überstiegen: der kühnste Alpenübergang seit Han-
nibals Zeit.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Bonapartes Bernhard_( Bernhard Cappel Gotthardspaß_von_Snwarow
148 Fünfte Periode. Yonl517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648.
Dogmen, die in scharfem Gegensätze zur protestantischen Auf-
fassung (über das Yerhältnis von Bibel und Tradition, die Recht-
fertigung, die Erbsünde, die Sakramente u. s. w.) formuliert wurden,
so hat die dritte Tagung das hierarchische Gebäude neubegründet
und gefestigt; die Macht des Papstes ward über diejenige der
Konzile gestellt, die Bischöfe wurden nur seine Beauftragten und
Stellvertreter, erhielten aber volle Gewalt über den Klerus ihres
Sprengels. Auch wurden Beschlüsse gefafst, die sittliches Leben
und wissenschaftliche Bildung der Geistlichen in ganz anderer
Weise forderten und durchsetzten als je bisher. Das Triden-
tinum ist ein Werk des Jesuitismus; es hat die katholische
Kirche restauriert und mit Kampfeseifer gegen den Protestantis-
mus erfüllt.
§126. 2. Johann Calvin.
Johann Calvin (Jean Cauvin), geb. 1509 zunoyon in der
Picardie als der Sohn des bischöflichen Sekretärs, in Paris, Bourges
und Orleans juristisch, humanistisch und theologisch gebildet, gab,
mit Luthers Schriften bekannt geworden, die auf des Yaters Wunsch
gewählte Jurisprudenz auf und wandte sich reformatorischen Be-
strebungen zu, mufste daher aus Frankreich fliehen und ging nach
Strafsburg und Basel, wo 1536 seine „Christianae religionis
institutio“ erschien, deren spätere französische Übersetzung ein
Meisterwerk der französischen Prosa ist. Nach einem kurzen Aufent-
halt in Italien wurde Calvin auf der Rückkehr von dort in
Genf, wo man schon die Reformation versucht, aber nur Ver-
wirrung angerichtet hatte, durch Farel veranlaßt hier das Refor-
mationswerk durchzuführen (1536), erregte aber durch seine An-
ordnungen so heftigen Widerspruch, dafs er (1538) die Stadt ver-
lassen mufste; er ging nach Basel und Strafsburg. Aber die nun
entstehende Auflösung bewog die Bürgerschaft ihn zurückzurufen.
Von 1541 bis zu seinem Tode 1564 begründete und leitete er
seinen Genfer Gottesstaat, dem er das Gepräge seines den
Franzosen verratenden ernsten, sittlichen, logischen, gemütlosen,
kalten und doch fanatisch-leidenschaftlichen Wesens — so liefs
er den Antitrinitarier und spanischen Arzt Michael Servede
(Servetus) verbrennen — aufdrückte.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Calvin Johann Johann_Calvin_(Jean_Cauvin Johann Luthers Calvin Michael_Servede
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Strafsburg Basel Italien Genf Basel