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1. Die Weltgeschichte - S. 127

1835 - Mainz : Kupferberg
Concil zu Kostnitz. Hussiten. 127 reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t- wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt. 8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener), noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn, und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09. den, stirbt er plötzlich. 9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410. Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt, bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414. Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne; Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen, gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti- sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich hartnäckig, wird nicht beachtet. Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415. eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst. Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver- kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417. Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg. Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor; blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419. Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen. Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten; Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc. Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431. *) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 130

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — wieder vereinigt wird" (Weber-Baldamus). Mit diesem Glauben hängt die eigentümliche Stellung zusammen, die der Inder den Tieren gegenüber einnimmt. Tiere zu töten oder zu verletzen, selbst schädliche, gilt als sündlich, weil wandernde Menschenseelen in ihren Leibern Hausen kannten. Das indische Volk ist seinem Glauben und dem Dienst der Götter mit Eifer ergeben. Über- all gibt es Tempel, Wallfahrtsstätten, werden Götzenfeste gefeiert, zu denen ungeheure Menschen- massen herbeiströmen. Um sich das Wohlgefallen der Götter zu erwerben, legt man sich die schrecklichsten Bnßllbungen auf. Es gibt auch eine Art Mönche, Fakire, die es darin besonders weit gebracht haben. Manche setzen sich bei Sonnenglut noch zwischen zwei Feuer und ertragen so die fürchterlichste Hitze. Andre bringen sich schwere Wunden bei oder schwingen an Haken, die im Fleisch und den Sehnen des Rückens befestigt werden. Noch andre lassen sich am „Wagenfeste" zu Ehren des Gottes Knschna von den Rädern des heiligen Götterwagens zermalmen. Häufig aber sind diese Fakire nur Faulenzer, die vom Bettel leben und das Volk durch ihre oft erstaunlichen Zauberkünste unterhalten und betören. Als heilige Stätten, Wallfahrtsorte, gelten den Hindus insbesondere die Quellen des Ganges und die Stadt Benares. Im heiligen Strom zu baden, ist ein verdienstliches Werk, und viele bestimmen auch, daß ihr Leichnam in dessen Fluten versenkt wird. Die indischen Tempel, Pagoden, sind oft gewaltige Bauten und tragen in ihrem Innern reichen Schmuck. Viele Tempel sind auch in Felsen gehauen. Der Gründer des Buddhismus ist Gautama 548 v. Chr.), ein indischer Königssohn. Er entsagte der königlichen Würde und zog sich in die Einsamkeit zurück, wo er ein entsagungsvolles Leben führte. Umherziehend verkündete er dann als Buddha, d. h. der Erweckte, Erleuchtete, eine neue Religion, die bald zahlreiche Anhänger fand. Der Buddhismus kennt keinen Golt. Die Welt ist aus dem Nirwana, dem Nichts, entstanden, bewegt sich in unaufhörlichem Kreislauf und kehrt wieder in das Nichts zurück. Alles Leben ist Leiden, und es wäre besser, nicht geboren zu sein. Erlösung vom Leiden, Rück- kehr ins Nirwana ist das Ziel, nach dem der Mensch streben muß. Er erreicht dies, indem er Barmherzigkeit und Menschenliebe übt, vor allem aber dadurch, daß er allen irdischen Genüssen entsagt, seinen Willen abtötet und ein Leben beschaulicher Betrachtung führt. Doch verwirft Buddha grausame Peinigungen. Seine Lehre verbreitete sich nicht nur in Indien, sondern auch in Mittelasien, China und Japan. Sie ist aber mit der Zeit sehr ausgeartet und vielfach zu einem öden Zeremoniendienst mit allerlei abergläubischen Ge- bräuchen, Gebetsformeln, Prozessionen, Bußübungen und Wallfahrten geworden. Eine eigentümliche Erscheinung des indischen Lebens ist das Kastenwesen, die Gliederung des Volkes in streng gesonderte Stände oder Kasten. Ihre Entstehung geht zurück auf die Einwanderung der Arier. Diese richteten zunächst eine Scheidewand auf zwischen sich und der unterworfenen Bevölkerung. Im Laufe der Zeit entstand dann auch bei ihnen selbst noch eine Gliederung in drei Stände: Priester, Krieger und Ackerbauer und Gewerbetreibende, die sich als die drei reinen Kasten von der vierten, unreinen Kaste der Urbevölkerung abschlössen. Durch die Unterwerfung neuer Stämme, durch Mischung, durch Verteilung der Arbeit, durch Abzweigung religiöser Sekten, durch Unterschiede der Bildung usw. entstanden immer neue Kasten. So gibt es z. B. unter den Priestern mindestens 25 Genossenschaften, die nicht untereinander heiraten, meist nicht einmal zusammen essen dürfen. Am größten ist die Spaltung bei den untern Schichten der Bevölkerung, wo jeder, selbst der kleinste Beruf, eine Kaste für sich bildet. Die Brahmanen oder Priester gelten für heilig und unverletzlich. Sie sind die Lehrer der Religion, verrichten die Opfer, Gebete und Reinigungen, beraten die Könige und pflegen die Wissenschaften und die Künste. Die Kfchatrijas oder Krieger, denen die Könige und

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 34

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
34 auf jeglichem Wege blindlings zu folgen und sein Thun gutzuheißen-die Frankenkönige aber. Chlodovech voran, waren Meister in jeder Untugend, was sie im großen an Schändlichem verübten, suchten die Untergebenen im kleinen nachzuahmen. (Chlodovech beseitigt die andern Könige der Franken. Kampf der Brunhild mit Fredegnnde.) Aber auch die Geistlichen, sowohl die höheren wie die niederen, gerieten in den Strudel der Lasterhaftigkeit hinein. Die meisten der Bischöfe waren Römer, von den Franken stiegen sehr wenige zu dieser Würde empor. (Im 6. Jahrhundert waren auf einer Synode zu Macon unter 63 Bischöfen nur 7 Franken, im 7. Jahrhundert hatte sich dies Verhältnis zu Gunsten der Franken geändert, unter 42 befanden sich 24 geborne Franken.) Im Gegensatze zu andern deutschen Volksstämmen, die schon frühzeitig für ihre Zeit hochgebildete Männer in ihren Reihen zählten — Ulfilas bei den Goten. Paul Diakonus bei den Langobarden, Beda Venerabilis bei den Angelsachsen — entwickeln sich bei den Franken erst spät hervorragende Geister. Ihr Ä9rö&ter Geschichtschreiber, Gregor von Tours, war von Geburt ein 540-594römei. Er schilderte .die Kämpfe der Könige mit den feindlichen Völkern, der Märtyrer mit den Heiden und der Kirche mit den Ketzern“ in folgenden Schriften: „Vom Ruhme der Märtyrer;" „Von den Wundern des hl. Martinus;" „Vom Leben der Väter" und „Zehn Bücher fränkischer Geschichte", auch wohl „Kirchengerichte der Franken" genannt. Außer Gregor find als Gelehrte und Schriftsteller noch Avitus, von 490-525 Bifchof in Vienna, Fortunatus, Bischof von Poitiers, um 565, und Fredegar zu nennen. Für die Stellung, welche die Geistlichkeit zu den Königen hatte, ist folgende Stelle aus Gregor bezeichnend: „Also warf Gott Tag für Tag feine (Chlodo-sechs) Feinde vor ihm zu Boden und mehrte fein Reich, darum daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und that, was feinen Augen wohlgefiel." In den Augen der Bischöfe waren Chlodovech und seine Nachfolger die Verteidiger und Beschützer des römisch-katholischen Glaubens gegen die ketzerischen Arianer, „Ketzern ober braucht man keine Treue zu halten." Aber auch der Reichtum der Kirchen bedurfte eines starken Schutzes, wenn er nicht eine Beute der nach Schätzen gierigen Großen werden sollte. Zudem ging zu dieser Zeit alle Gewalt, auch die kirchliche, vom Könige aus; er setzte die Bischöse ein, ernannte die Äbte u. s. w., berief die Synoden, in welchen er selbst oder sein Gesandter den Vorsitz führte, vor seinem

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 43

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
43 Volk wollte den beliebten und verehrten Priester nicht ziehen lassen; er mußte in Rom bleiben und wurde bald darauf zum Papste gewählt. Nun hinderte ihn nichts, das Missionswerk in Britannien zu beginnen und zu fördern. Er sandte Glaubensboten dorthin, unterstützte ihre Predigt und machte sie fruchtbar durch Ermahnung und sein Gebet." — Mehrere Könige wurden für das Christentum gewonnen, so Ethebert von Kent 597, Eadwin von Northumberland 627, Cynegils von Wessex 635 u. a. Zum Erzbischof von Canter-bury ernannte Gregor den Benediktiner-Abt Augustinus, der nun durch Gründung von neuen Bistümern dem christlichen Glauben in England eine sichere Heimstätte zu bereiten suchte. Leider verfuhr er dabei nicht in rechter Weise. Er verletzte durch seine Unduldsamkeit die Culdeer, welche ebenfalls eifrig missionierten, indem er verlangte, daß sie die Gesetze, Sitten und Gebräuche der römischen Kirche annehmen sollten. Es entstand ein erbitterter Kamps zwischen beiden Missionen, der erst 664 auf einer Synode zu Gunsten der römischen Kirche entschieden wurde. „Doch gelang es der römischen Priester-schaft nie ganz, die angelsächsischen Nationaleigentümlichkeiten aus der Kirche zu vertilgen. Die angelsächsische Sprache blieb bis zum Einfall der Normannen Kirchensprache; die Taufformel war angelsächsisch, die Bibel war in angelsächsischen Übersetzungen unter dem Volke verbreitet. Ebenso wurde die Autorität des Papstes erst unter den Normannen in ihrer ganzen Macht begründet, das kanonische (katholische Kirchen-) Recht fand keine Geltung. Die Bischöfe wurden von den Königen eingesetzt, die Beschlüsse der Kirchenversammlungen bedurften zu ihrer Geltung der königlichen Bestätigung, die Kirchengüter waren gleich den weltlichen den Lasten und Abgaben unterworfen, die bürgerliche Gerichtsbarkeit umfaßte auch die Kleriker." (Weber.) Während noch der Streit zwischen den iro-schottischen Mönchen und den römischen Bischöfen geführt wurde, erblickte Winfried, Sprößling eines vornehmen westsächsischen Geschlechtes, das Licht der Welt (um 680). Er trat früh ins Kloster ein und lernte so eifrig, daß er bald als Lehrer thätig sein konnte. Da seine ganze Umgebung römisch gesinnt war, wurde auch er in dieser Denkweise erzogen und befestigt. 716 verließ er feine Zelle, um sich in Deutschland der Mission zu widmen. Sein erstes Arbeitsfeld war Friesland. Nachdem er noch in demselben Jahre seine Heimat besucht, die Würde des Abtes in seinem Kloster ausgeschlagen hatte, begab er sich 718 597 627 635 664 Boni- facius. 680 716 718

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 44

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
44 nach Rom zum Papste Gregor Ii. und ließ sich von ihm zu seinem Missionsdienste bevollmächtigen. Er wandte sich dann wieder nach Friesland. wo er drei Jahre als Gehilfe seines Landsmannes Willibrord thätig war. Von hier pilgerte er zu den Thüringern und Hessen 723 und verkündete ihnen die Lehre Christi mit Erfolg. 723 war er wieder in Rom. Gregor Ii. weihte ihn zum Bischöfe, und Winfried oder Bonifacius leistete bei der Gelegenheit am sogenannten Grabe der Apostel Petrus und Paulus dem Oberhaupte der abendländischen Kirche folgenden Eid: „Ich schwöre, daß ich nie das Geringste auf irgend eines Menschen Rat gegen die Einheit der katholischen Kirche unternehmen, sondern Dir und Deiner Kirche, welcher vom Herrn die Macht des Bindens und Lösens verliehen ist, unverbrüchliche Treue und Reinheit des Glaubens weihen werde." Nachdem er sich so feierlich verpflichtet hatte, diejenigen, welche er zu bekehren auszog, der kirchlichen Oberhoheit Roms zu unterwerfen, empfing er von dem Papste Empfehlungsbriefe an den fränkischen Hausmeier Karl Martell und wanderte zunächst nach dem Hofe desselben. Herzog Karl nahm ihn ehrerbietig auf. Er versprach dem frommen Glaubensboten Schutz, und Förderung, wogegen Bonifacius sich unter die fränkische Herrschaft stellte und die fränkischen Interessen zu wahren gelobte. Sein Weg führte ihn hierauf zu den Hessen zurück. Hier war der früher ausgestreute Same des Wortes Gottes bereits wieder überwuchert von den wilden Schößlingen heidnischen Wesens. Willibald, ein Presbyter zu St. Viktor in Mainz, der im Aufträge zweier Schüler von Bonifacius, des Erzbischofs Lullus in Mainz und des Bischofs Megingoz in Würzburg, das Leben desselben geschildert hat, berichtet folgendes darüber: „Noch opferten sie Bäumen und Quellen im Verborgenen oder auch offen, andere übten noch Seherei und Wahrsagung. Wunder und Zauberkünste im Geheimen und vor den Menschen, andere schauten auf den Flug der Vögel und die Zukunft kündende Vorzeichen und erfüllten mannigfachen Opferbrauch." Bonifacius nahm den Kampf gegen diese Verirrungen sofort auf. seiner eindringlichen und überzeugenden Predigt gelang es, die Gemüter wieder auf den rechten Weg zu führen, sein scharfes Auge entdeckte häufig die Ursachen der Verderbnis, die er dann ohne Zögern und ohne Furcht vor dem leidenschaftlichen Hasse der Heiden beseitigte. So fällte er bei dem Dorfe Gäsmere (Geismar) die berühmte Jovis- oder Donarseiche und erbaute aus ihrem Holze zu Ehren des Apostels Petrus ein Kirch-

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 45

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
45 lein. Solche Handlungen wirkten mehr als Worte: das Volk bekehrte sich zu Hunderten. Auch sorgte er durch Gründung von Klöstern dafür, daß die neuen Christen Lehrer empfingen, die bei ihnen bleiben konnten. Im Hessenlande hatte er bei seiner ersten Anwesenheit Amöneberg a. d. Ohm gegründet, jetzt gründete er in Thüringen südlich von Gotha das Kloster Ordorp (jetzt Ohrdruf). Die Mönche sollten nicht nur das Christentum, sondern auch Acker- und Gartenbau verbreiten und so die Leute zu einem gesitteten, zielbewußten und Zweckmäßigen Leben führen. Mittlerweile war der Freund des „Apostels der Deutschen", wie Bonifacius genannt wird, Gregor Ii., gestorben, und Gregor Iii. hatte den päpstlichen Stuhl bestiegen. ®^or Bonifacius sandte sofort Boten nach Rom. Sie sollten das neue Ober-731-741 haupt der Kirche beglückwünschen und um die Fortsetzung der alten Freundschaft bitten. Gregor war darüber hoch erfreut, er versprach, die Arbeit des Bonifacius mit feinem Gebete und feinem Segen begleiten zu wollen, auch ernannte er ihn zum Erzbischöfe und übersandte ihm das Pallium (Bifchofsmantel für höhere Geistliche). Bonifacius aber erbaute zum Danke für die päpstliche Zustimmung zwei Kirchen, die St. Peterskirche in Frideslare (Fritzlar) und die St. Michaeliskirche in Amanaburch (Amöneberg). Darauf durchzog er Bayern und begab sich 738 zum dritten Male nach Rom. Von da 738 nach Bayern zurückkehrend, wohin ihn Herzog Odilo berufen hatte, steuerte er eingeriffenen Mißbrauchen und errichtete vier Sprengel in dem Lande: Salzburg, Freifing, Regensburg und Paffau. Um diese Zeit starb Karl Martell (741) und feine Söhne Karlmann und Pippin 7*i teilten das fränkische Reich unter sich, als ob sie die rechtmäßigen Herrscher desselben feien. Sie befolgten die Politik ihres Vaters, der ganz richtig erkannt hatte, daß an eine dauernde Unterwerfung der deutschen Volksstämme rechts vom Rheine nicht gedacht werden könne, solange diese Völker Heiden blieben, und der deswegen stets ein warmer Freund*) und Schützer des Bonifacius gewesen war. Karlmann und Pippin gingen noch einen Schritt weiter, indem sie den Mann Gottes zu ihrem Gehilfen und Ratgeber in kirchlichen Dingen erhoben. Letzterer suchte zunächst die Einrichtung der Bistümer zu vollenden. Er gründete zu dem Zwecke Würzburg für *) Vergl. Prof. Dr. H. Hahn in Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte: „Sein Verhältnis zu Karl Martell blieb kühl. Der rücksichtslose Politiker und der kirchliche Eiferer paßten nicht zusammen."

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 117

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
117 und neue an deren Stelle erhoben. Geistlichkeit und Volk von Rom mußte des Kaisers Recht anerkennen, daß jeder neue Papst der kaiserlichen Bestätigung bedürfe. Aber die schreckensvolle Revolution gegen Heinrich Iv. änderte diese Lage der Dinge vollständig. Heinrichs großer Gegner, Gregor Vii., hatte schon als Kardinal den Beschluß der päpstlichen Regierung durchgesetzt, in Zukunft den Papst allein von den Kardinälen wählen zu lasten; der Kaiser dürfe sich, nur wenn er darum bitte und dann persönlich erscheine, an der Wahl beteiligen. Als Papst steigerte Gregor seine Ansprüche dann noch ganz bedeutend: Von einer Bestätigung des Papstes durch den Kaiser war keine Rede mehr; kein weltlicher Fürst sollte in Zukunft einen Bischof durch Verleihung von Ring und Stab (Investitur) in sein geistliches Amt einsetzen; ebenso belegte der Papst es mit der Strafe des Bannes (Ausschließung aus der kirchlichen Gemeinschaft), wenn ein Bischofsamt für Geld verliehen wurde (Simonie); endlich verlangte er, daß alle Geistlichen ehelos sein sollten (Colibat). Zur Unterstützung seiner Forderungen bediente Gregor sich der „falschen Dekretalen (päpstliche Entscheidungen oder Aussprüche) des Isidor". Letzterer war ein römischer Priester (Jsidorus, auch wohl Merkator oder Pekkator genannt). Er hatte in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts eine Sammlung älterer Aussprüche von Päpsten veranstaltet. Diese Sammlung enthielt Lehrsätze, welche sich in den amtlichen Sammlungen der päpstlichen Dekretalen nicht fanden. Und zwar waren dies insgesamt solche Lehrsätze, welche aus Erweiterung der päpstlichen Machtbefugnisse abzielten. (Biedermann.) Gregor Vii. erregte durch seine Ansprüche einen furchtbaren Kamps, der sich durch mehrere Jahrhunderte zog. Über die Wirkung des Eheverbotes sagt Lambert von Hersfeld folgendes: „Der gesamte Priesterstand erhob sich gegen das Colibatgesetz mit heftigem Unwillen; sie riefen taut, der Mann fei ein völliger Ketzer und seine Lehre unsinnig, da er die Menschen mit gewaltsamer Forberung zwingen wolle, nach Art der Engel zu leben und, indem er der Natur ihren gewohnten Laus verweigere, der Unzucht und Zwietracht die Zügel lockere. Fahre er so fort, so wollten sie lieber das Priestertum als die Ehe ausgeben" u. s. w. Auch die Mönche von Clugny und viele Bischöfe erklärten sich gegen den Papst, letztere wollten von der Zumutung, sich entweber von ihren Frauen ober von ihrem Amte zu trennen, nichts wissen und weigerten sich, nach Rom zu gehen, wohin der ,gefährliche Mensch', Gregor Vii., sie wegen Simonie geloben

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 20

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
20 bis in den Tod, Opferwilligkeit und warme Bruderliebe bereits verloren. Hochmut und Eitelkeit, Ehrgeiz und Verfolgungseifer, die Sucht reich zu werden und zu herrschen, prägte sich bei vielen Christen schon deutlich aus. Statt nach der von Christus geforderten Veredlung des Herzens zu streben, betraten die Christen die verderblichen Wege der von ihrem Meister so hart verurteilten Pharisäer: sie veräußerlichten das Christentum, legten übermäßigen Wert auf bestimmte heilige Zeiten, heilige Orte, Verehrung der Märtyrer, ehelosen Stand u. s. w., ja, manche Christen zogen sich ganz von der Welt zurück, um in der Einsamkeit der Wüste nutzlosen Andachtsübungen obzuliegen, oder sie kasteiten sich nach Art indischer Fakire, in der Meinung, dadurch das Wohlgefallen Gottes desto sicherer zu erwerben (die Säulenheiligen). Mehr und mehr bildete sich ferner ein Unterschied aus zwischen den Geistlichen und Laien. Erstere, namentlich die Vorsitzenden Bischöfe, traten immer bestimmter als bevorrechteter Stand auf und erhoben als Glieder desselben weitgehende Ansprüche. Besonders verlangten sie die Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit, außerdem sollte ihnen die richterliche Gewalt über ihre Gemeindemitglieder gesetzlich zugesprochen werden (bischöfliche Schiedsgerichte), und endlich wollten sie des Schutzes der Regierung für ihre Lehrmeinungen sicher sein. Es war längst kein Geheimnis mehr, daß die Priester der Christen in Sachen der Lehre sehr voneinander abwichen, sie führten die ärgerlichsten Streitigkeiten herbei und gaben den Heiden willkommenen Anlaß, auf dem Theater und in Schriften über die Uneinigkeit der Christen zu spotten. Zur Zeit Konstantins stritt man besonders über zwei Fragen: Sollen diejenigen Christen, welche in den Zeiten der Verfolgung sich schwach gezeigt haben, ferner der Gemeinschaft der Kirche teilhaftig sein? Die Anhänger des Bischofs Donatus von Karthago, die Donatisten, verneinten die Frage, die große Mehrzahl der übrigen Bischöfe und Priester gab einer milderen Auffassung Raum, aber die Donatisten unterwarfen sich nicht, sondern erregten noch lange Zeit blutige Unruhen. Die zweite Frage betraf die Person Christi. Der Priester Anus in Alexandria lehrte, Christus sei nicht gleichen Wesens mit Gott dem Vater, sondern nur wesensähnlich, sei auch nicht von Ewigkeit her dagewesen. Gegen diese Meinung erhob sich der Bischof Alexander von Alexandrien und nach ihm sein Nachfolger Athanasius. Beide behaupteten, daß der Sohn dem Vater

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 33

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
33 aber auch Gruben. Fallen und Selbstschüsse. Wild und Fische gehörten dem, der sie sing. In der gemeinen Mark besagen jedoch nur die angesessenen Freien das Recht zu jagen und zu fischen. Schon begannen auch die Könige die Jagdgerechtigkeit zu beschränken. Die meisten Franken waren zwar Christen geworden, aber ste^!^ lebten und webten noch immer in den Anschauungen ihres altgermani-Leben, schen Götterglaubens, der sich häufig unter christlichen Formen verbarg. Gott wurde verehrt, weil er Sieg spendete, die Sünde alsbald strafte. Ackerbau und Viehzucht gedeihen ließ. Von der Anbetung vieler Götter bis zur Heiligenverehrung war nur ein Schritt, an die Stelle der heidnischen Amulette traten die Reliquien; die Befragung durch geworfene Runenstäbe wandelte sich um in die Befragung der heiligen Schrift, die man für orakelgebend oder für ein Wahrsage-tiuch hielt. Ganz allmählich nur wich der Aberglaube vor dem aufklärenden Lichte der Wahrheit zurück, aber seine Spuren lassen sich noch heute in einzelnen Gebräuchen. Zeichen und Worten erkennen. — Seit der Bekehrung Chlodovechs hatte die Verbreitung des Christentums im Frankenreiche große Fortschritte gemacht, Kirchen, Kloster und Bistümer entstanden überall, bald umgab sie und die Geistlichkeit auch der ganze Pomp, mit dem die römische Kirche auf die Gläubigen einzuwirken liebt. Durch Schenkungen und Vermächtnisse sammelte sich an den Mittelpunkten des kirchlichen Lebens ein gewaltiger Reichtum an: die Truhen füllten sich mit kostbaren Meßgewändern, die Schränke mit herrlichen Gefäßen; Teppiche, Lichterglanz und Weihrauchdüfte schufen den erregten Sinnen ein frommes Blendwerk, das die entsetzliche Verwilderung des ganzen Volkes mit gefälligen Formen verhüllte. Manchmal freilich setzte sich die tierische Roheit auch über diese Formen hinweg, Mord und Totschlag erfüllte die geweihten Räume. Das ganze Christentum der damaligen Zeit war auf äußerliches Thun gerichtet, durch gute Werke sollte der Himmel verdient werden; Heiligung des Herzens und daraus hervorgehend Reinheit des Wandels waren und blieben unbekannte Begriffe. Diesen Zustand hatten verschiedene Ursachen hervorgerufen: der Mangel an Bildung bei den Franken, die an ihren in Liederlichkeit versunkenen römischen Mitbürgern Vorbilder fanden, deren sittlichen Mangel sie weder erkannten, noch empfanden; die Gewohnheit der Franken, ihrem Könige schon zur Jagd verwendet worden ist , soll er 1800 Denare, d. s. 45 Solidi zu zahlen schuldig sein. Lex Salica Xxxiii. Deutsche Kulturgeschichte. I. 2te Aufl. 3

10. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 35

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
35 Richterstuhle hatten sich die Bischöfe zu verantworten u. s. f. Die kirchliche Verbindung mit Rom hatte seit dem Untergange des weströmischen Reiches thatsächlich aufgehört. Weun so die Kirche an dem Könige einen starken Schützer fand, dem sie in jeder Weise gefällig zu sein suchte, konnte doch auch der Herrscher die Geistlichen nicht entbehren. Sie allein waren befähigt. Hofämter, die einige Bildung erforderten, zu übernehmen, sie verteidigten seine nur zu oft schändliche Handlungsweise und machten ihm die Gemüter geneigt. An dem Könige fanden die Priester daher auch stets einen milden Richter ihrer Verbrechen. Gregor v. Tours erzählt z. B., daß ein Bischof einen Priester lebendig in einen großen Sarkophag, worin bereits ein Toter log, habe einschließen lassen, weil der Unglückliche dem Bischöfe eine königliche Schenkungsurkunde über ein Gut nicht habe ausliefern wollen. Dem Priester gelang es indes, seinem schaurigen Grabe zu entfliehen. Er verklagte den Bischof beim Könige. Dieser wies den Verbrecher von seinem Hofe, von anderer Strafe aber lesen wir nichts. Rachsucht und Habgier waren zumeist die Triebfedern, welche auch Geistliche zu Verbrechern machten. Solche Vorbilder vertrieben bald die wahre Gottesfurcht aus dem ganzen Volke. Ganz vereinzelt fanden sich allerdings auch Menschen, die durch Entsagung. Kasteiung. Eremitenleben u. s. w. den Forderungen des Christentums zu genügen suchten, aber ihre Worte wie ihre Handlungen blieben wirkungslos für die Menge. Man darf indes nicht glauben, daß das geistige Leben im Volke Geisti-ganz abgestorben wäre. Unter den Tausenden von Priestern und L^-n. Mönchen befanden sich viele, die nicht nur an ihrer eigenen Bildung rüstig fortarbeiteten, sondern auch für Verbreitung angenehmer und nützlicher Kenntnisse sorgten. „An jeder Gerichtsstätte fand sich ein Schreibkundiger. Am Königshofe überwachte der Kanzler die Ausfertigung der Urkunden und sicherte sie durch künstliche Unterschrift gegen Nachahmung. Zum Schreiben bediente man sich meistens der römischen Schriftzeichen, Papier wurde aus Ägypten eingeführt. Für den täglichen Gebrauch reichten Holztäfelchen aus. in deren Wachsschicht die Buchstaben mittels eines Griffels eingegraben wurden. Viele Städte hatten Schulen, in welchen Geistliche lehrten. Sie unterrichteten damals wie während des ganzen Mittelalters in den sieben freien Künsten: Grammatik, Rhetorik, Dialektik (das Trivium für die unteren Klassen). Geometrie. Musik, Arithmetik und Astronomie (das Quadrivium für die oberen Stufen). — Vielfach 3*
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