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abstufungen begegnen, vom gesitteten Europäer und dem mit ihm an Bildung
wetteifernden, philosophisch geschulten Hindu bis hinab zum rohesten Wilden, bei
dem Hexen- und anderer Aberglaube in üppigster Blüte stehen und Menschen-
opser erst vor wenigen Jahren unterdrückt werden konnten". Es sind drei
Gruppen von Völkerschaften zu unterscheiden, die sich aber z. T. in mannigfacher
Weise miteinander vermischt haben: 1. Die Drawida (60 Mill.), die Urein-
wohner des Landes, ein dunkelfarbiger, fast schwarzer Menschenschlag, der vielleicht
den Australiern verwandt ist. Sie waren ursprünglich über die ganze Halbinsel
verbreitet, bewohnen aber jetzt nur noch Südindien und Ceylon. Zu ihnen
gehören als wichtigste Völker die Tamulen (10 Mill.) an der Malabarküste
und auf Nordceylou und die hochbegabten Singhalesen im mittleren Ceylon.
2. Die Hindu, indogermanischer Herkunst und von heller Hautfarbe. Sie sind
um 2000 v. Chr. als wanderndes Hirtenvolk durch den Khaiberpaß in Indien
eingewandert, haben die Ureinwohner in Jahrhunderte langen Kämpfen zurück-
gedrängt oder unterworfen und das ganze Tiefland und Norddekan in Besitz
genommen. 3. Mongolen, die von N. und N.-O. her in den Himalaja ein-
gedrungen sind. Die Zahl der Europäer, überwiegend Engländer, beträgt
etwa */4 Mill. Die vorherrschende Religion ist der Brahmaismus, der über
200 Mill. Bekenner zählt. 60 Mill. sind Mohammedaner, etwa 10 Mill.
Buddhisten, gegen 3 Mill. Christen.
Nur die oberen Schichten der Hiudu, die sich peinlich von einer Verbindung mit
andern Völkern freigehalten haben, können heute noch als reine Arier gelten. Die
große Masse des Volkes hat sich mehr oder weniger mit den Urbewohnern vermischt, im
wesentlichen aber doch seine körperliche und geistige Eigenart bewahrt. Die Hindu (Abb. 24)
sind ein mittelgroßer, schlank gebauter Menschenschlag von hell- bis dunkelbrauner Haut-
färbe, je nach der Vermischung mit den Drawidas, und schwarzem Haupt- und Barthaar.
Die Stirne ist wohlgebildet, das Gesicht schmal und fein geschnitten. Sie sind körperlich
außerordentlich gewandt und geschmeidig und zeigen in allerlei Handfertigkeiten großes
Geschick. Die Kleidung der ärmeren Volksklassen besteht meist nur aus einem um die
Hüften geschlungenen Tuche und einer turbanähnlichen Kopsbedeckung. Die Reichen tragen
weite Jacken und Beinkleider aus Musselin oder Seide, die oft mit feinen Stickereien ver-
ziert sind, und Sandalen oder schnabelförmig endende Pantoffeln. Die Frauen hüllen sich
in leichtgewebte Tücher, die sie kunstvoll um den Körper schlingen, oder tragen lange, bei
den Vornehmen aus Gold- und Silberstoff bestehende Beinkleider und eine den Oberkörper
deckende Weste. Die Hauptn ahrungsmittel sind Reis und Früchte, besonders Bananen.
Tierische Nahrung und der Genuß geistiger Getränke sind den Hindus durch die Religion
untersagt. Die oberen Klassen setzen sich aber häufig über das Gebot hinweg. Die Bauart
der Häuser zeigt je nach dem Klima der Gegend bedeutende Unterschiede. In Hindostan
wohnt die große Masse der Bevölkerung in einfachen, mit Schilf oder Stroh gedeckten
Hütten aus Bambusrohr. Die Vornehmen bewohnen aber schöne Häuser, die Fürsten große,
oft mit verschwenderischer Pracht ausgestattete Paläste.
Der Brahmaismus lehrt ein höchstes unpersönliches Wesen, Brahma, von dem
alles, was in der Welt ist, herrührt und zu dem alles wieder zurückkehrt. Dieses entfaltet,
und offenbart sich nun in drei Goitheiten (Trimurti — Götterdreiheit), als Brahma i. e. S.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
— 329 —
von Panama und entdeckte so den Großen Ozean, den er, da er von N. kam, als Südsee
bezeichnete. 1520 endlich durchfuhr Magell an die nach ihm benannte Straße im S. des
Erdteils, durchsegelte den Großen Ozean und gelangte zu den Philippinen. Erst dadurch
wurde endgültig festgestellt, daß die bisher entdeckten Länder nicht zu Asien gehörten,
sondern einen eignen Erdteil bildeten. Auch das Innere der Neuen Welt wurde bald
näher bekannt. Cortez eroberte 1519—21 mit einer Handvoll Leute Mexiko (S. 288),
Pizarro 1525—35 Peru. Nach und nach wurde dann ganz Mittel- und Südamerika
von Spaniern und Portugiesen in Besitz genommen. Um die wissenschaftliche Erforschung
hat sich in späterer Zeit besonders Alexander von Humboldt, verdient gemacht, der
von 1799—1804 Mexiko und das n.^Sudämerika bereiste. Die Kenntnis Nordamerikas
wurde stückweise durch die immer weiter nach W. vordringenden Ansiedler erschlossen.
E. Die Polarländer.
Außer den fünf Erdteilen enthält die Erde noch große Landgebiete im Um-
kreise der beiden Pole: die Polarländer. Die der n. Halbkugel bestehen aus
einer Anzahl größerer und kleinerer Inseln, die ein den Pol umgebendes tiefes
Meer umschließen, während sich auf der Südhalbkugel eine große, zusammen-
hängende Landmasse findet. Die Polarländer sind von eigenartiger Beschaffen-
heit, die hauptsächlich in ihrer Stellung zur Sonne begründet ist. Innerhalb
der Polarkreise dauert überall der längste Tag und die längste Nacht mehr
als 24 Stunden, und diese Dauer wächst stetig bis zu den Polen hin, wo die
Sonne ununterbrochen ein halbes Jahr über und ein halbes Jahr unter dem
Gesichtskreise bleibt (I, S. 11). Daraus ergeben sich eigentümliche klimatische
Verhältnisse. Während der langen Polarnacht herrscht beständig bittere Kälte,
die 40, 50 und mehr Grad erreicht, und auch im Sommer beträgt die Wärme
nur wenige Grad über 0. Denn wenn auch die Sonne Wochen- und monate-
lang ununterbrochen scheint, so steigt sie doch niemals hoch am Himmel empor.
Ihre Strahlen fallen stets sehr schräg auf und vermögen daher nur wenig
Wärme zu spenden, die zudem noch größtenteils von den auftauenden Eis- und
Schneemassen verbraucht wird. Nur verhältnismäßig kleine Landflächen werden
auf kurze Zeit von diesen befreit; der weitaus größere Teil ist dauernd von
einer Eisdecke überzogen, die an manchen Stellen eine Mächtigkeit von mehr
als 1000 m erreicht. Von diesem Inlandeise fließen gewaltige Gletscher zum
Meere hinab und schieben sich immer weiter in das Wasser hinein, bis dessen
Auftrieb schließlich so stark wird, daß die Eismassen von unten her durchbrechen.
Die abgelösten Stücke treiben nun als Eisberge auf dem Meere umher und
gelangen mit den Strömungen in wärmere Gegenden, wo sie sich allmählich
auflösen. Es sind oft Klötze von gewaltiger Größe, die 30—100 m über
den Meeresspiegel emporragen, während sich eine 7—8 mal so große Eismasse
unter Wasser befindet (Abb. 63). Die Eisberge bilden eine große Gefahr für
die Schiffe, da sie durch die Abkühlung der Luft oft dichte Nebel veranlassen,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Cortez Pizarro Alexander_von_Humboldt Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Panama Mexiko Peru Mexiko Nordamerikas Polen
— 339 —
Hühner gehalten werden. Die Togoneger sind auch geschickt in allerlei Ge-
werben. Sie verstehen das Weben und Färben von Baumwollstoffen; sie
machen seine Flechtarbeiten von Stroh und Bast; sie kennen die Herstellung und
Verarbeitung des Leders, treiben Holzschnitzerei und Töpferei. Hochentwickelt
ist insbesondere die Schmiedekunst. In jedem Dorfe findet man einen Schmied,
der mit Geschick Ackergeräte, Waffen und Messer verfertigt, Schlösser und Ge-
wehre ausbessert. Auch der Handel ist unter den Eingeborenen gut entwickelt.
Jedes Dorf hat seinen Markt, und an den Hauptverkehrsplätzen erscheinen an
Markttagen oft Taufende von Händlern, um ihre Waren abzusetzen oder andre
einzukaufen. Aus dem Angeführten geht hervor, daß die Togoneger keine
eigentlichen Wilden mehr find, sondern in einem Zustande der Halbkultur leben,
wie sie denn überhaupt „die tüchtigsten, leistungs- und bildungsfähigsten Einge-
bornen find, die wir in uufren Schutzgebieten besitzen" (Hassert). Die meisten
sind noch Heiden. Im N. zählt der Islam, der durch Haussahändler verbreitet
worden ist, viele Anhänger, im S. wirken christliche Missionare mit gutem
Erfolg. Sie unterhalten auch gut besuchte Schulen, in denen nicht nur das
Christentum, sondern auch gemeinnützige Kenntnisse gelehrt werden, und arbeiten
so an der allgemeinen Hebung des Volkes. — Die Zahl der Weißen, meist
Beamte, Kaufleute und Missionare, betrug 1911 363 Köpfe, darunter waren
327 Deutsche.
Die wichtigste Völkerschaft Togos sind die Eweneger, die das Küstenland bewohnen.
Sie sind groß und schlank gebaut, und ihre Gesichtsbildung hat ein weniger negerhaftes
Gepräge als die der binnenländischen Stämme, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß
hier schon seit Jahrhunderten eine Mischung mit Europäern, namentlich Portugiesen, statt-
gefunden hat. Die Ewe sind ein friedfertiges, fleißiges, tüchtiges, auch geistig gut be-
anlagtes Volk, das in der Kultur allen andern Stämmen überlegen ist. Die Völkerschaften
des Binnenlandes sind kriegerischer und lagen früher häufig in Fehde miteinander. Ver-
schiedene Stämme waren auch wegen ihrer Räubereien berüchtigt. Die deutsche Regierung
hat mehrmals gegen sie vorgehen müssen, um Ruhe und Ordnung zu schaffen. In einzelnen
Kolonien wohnen zerstreut zwischen den eigentlichen Negern auch Häufst» (S. 43), die
außer an ihren feineren Gesichtszügen auch an ihrer Kleidung kenntlich sind. Sie tragen
„ein langes, weißes, oft gesticktes Hemd, weite Pluderhosen, buntgestickte Lederschuhe und
als Oberkleid die weite, schön gestickte Tode; den glatt rasierten Kopf bedeckt ein Fes oder
Turban" (Heilborn). Die Haussa sind in erster Linie Kaufleute und haben in Mittel- und
Nordtogo fast den gesamten Kleinhandel in Händen.
Wirtschaftliches. Togo hat sich unter der deutschen Herrschaft erfreulich
entwickelt. Im Gegensatze zu Kamerun und Dentsch-Ostasrika ist es allerdings
zur Anlage großer Pflanzungen wenig geeignet. Der Boden ist dafür meist
nicht fruchtbar genug, die Regenmenge zu gering. Dazu kommt, daß das
kulturfähige Land größtenteits im Besitz der ziemlich dichten Bevölkerung
ist. Die wirtschaftliche Hebung des Landes wird der Hauptsache
nach darin bestehen, die Eingebornen zu geordneter Arbeit zu
22*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
— 404 —
Handel gewinnen beständig an Bedeutung und erlangen in manchen Staaten das Ubergewicht
über die Landwirtschaft. Darauf beruht die Unterscheidung von Ackerbau- und Industrie-
und Handelsstaaten (Rußland, China — Belgien, England, Holland). Erst bei solchen
Völkern, wo Güter im Überfluß erzeugt werden und nicht alle Kräfte für den Erwerb der
notwendigsten Lebensbedürfnisse in Anspruch genommen werden, können Wissenschaft und
Kunst rechte Pflege finden, können freiheitlich geordnete Staaten entstehen. Man kann in
der Gegenwart einen morgenländischen und einen abendländischen Kulturkreis
unterscheiden. Zu jenem gehören als Hauptvölker die Inder, die Chinesen und die
Japaner. Bedeutend höher entwickelt ist die abendländische Kultur. An der Spitze
stehen die germanischen Völker; rückständiger sind, abgesehen von den Franzosen, die
Romanen und die Slawen.
6. Die Erde als Weltkörper,
a) Die Erde.
Größe und Gestalt der Erde (I, S. 1—5). — Das Linienuetz der Erde
(I, 6—9). — Die Achsendrehung der Erde; Entstehung von Tag und Nacht
(I, S. 5—6). — Die Bewegung der Erde um die Sonne, a) Die scheinbare
Bewegung der Sonne (I, S. 10) — b) Die Zonen und die Jahreszeiten
(I, S. 11—14). c) Die wirkliche Bewegung der Erde. Wie die tägliche
Bewegung der Himmelskörper um die Erde nur Schein ist (I, S. 6), so beruht
auch die jährliche Bewegung der Sonne (I, S. 16) auf einer Täuschung. In
Wirklichkeit bewegt sich die Erde um die Sonne, wie Kopernikus (-f 1543) zuerst
festgestellt hat. Innerhalb eines Jahres durchläuft sie eine dem Kreise sich
nähernde ellipsenförmige Bahn, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht.
Aus dieser Bewegung, die man als die Revolution der Erde bezeichnet, erklärt
sich der Wechsel der Jahreszeiten und der Tageslängen.
Zur Veranschaulichung diene die Abbildung 79, die die Erde in vier
verschiedenen Stellungen auf ihrer Jahresbahn um die Sonne zeigt. Zunächst
ist zu beachten, daß die Erdachse nicht senkrecht, sondern schräg zur Erdbahn
steht und zwar um 231/2° von der senkrechten Richtung abweicht, und ferner,
daß die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne diese Richtung stets beibehält.
Daraus ergibt sich, daß in der einen Hälfte des Jahres die n., in der andern
die s. Hälfte der Erdachse gegen die Sonne hin geneigt ist und daß darum auch
in der einen Jahreshälfte die n., in der andern die f. Erdhälfte stärker beleuchtet
und erwärmt werden muß.
Am 21. März (Abb. oben) ist die Stellung der Erde so, daß ihre
Strahlen senkrecht auf den Äquator fallen; die Beleuchtungsgrenze geht durch
die beiden Pole (I, S. 11) und halbiert alle Breitenkreise. Daher haben auf
der ganzen Erde, die Pole ausgenommen, Tag und Nacht dieselbe Dauer. Es
ist die Zeit der Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktium). Die n. Halbkugel
hat Frühlings-, die s. Herbstanfang. Vom 21. März ab neigt sich die
Nordhalbkugel täglich mehr der Sonne zu; ein immer größeres Gebiet um den
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: China Belgien England Holland
— 44 —
jtret große Gruppen, die Sudan- und die Bantuueger, von denen diese
Mittel- und Südafrika, jene den Sudan bewohnen. Die Neger sind im allgemeinen
groß und kräftig gebaut. Sie haben eine niedrige, etwas zurücktretende Stirn,
vorspringende Kieferknochen, eine breite, platte Nase, dicke, aufgeworfene Lippen
und kräftige, blendendweiße Zähne. Die Haut ist samtartig weich und dunkel-
braun, selten ganz schwarz. Die Haare sind meist kurz, dick, hart, schwarz und
wollig gekräuselt. Der Bartwuchs ist spärlich oder fehlt ganz. Doch wird man
kaum einen Neger finden, der alle diese Merkmale in sich vereinigt. Vielmehr
bestehen nicht nur zwischen den verschiedenen Stämmen, sondern auch unter den
_______Angehörigen desselben Stammes
oft große Unterschiede, ganz wie
bei den Europäern. Der „typische"
Neger ist nirgends vorhanden.
Die Neger sind keine eigent-
lichen Wilden mehr, obwohl noch
hin und wieder Menschenfresserei
vorkommt. Insbesondere die
Sudanneger haben schon einen
gewissen Grad der Kultur er-
reicht. Sie wohnen in Dörfern
und volkreichen Städten und
treiben Viehzucht und Ackerbau.
Sie verstehen das Eisen zu
schmelzen und zu schmieden, kuust-
reiche Baumwollgewebe zu fertigen
und schön zu färben'; sie gerben
Tierhäute, machen Sattler- und
Töpferwaren und treiben leb-
hasten Handel untereinander und
mit fremden Völkern.
Die Kleidung der Neger beschränkt sich gewöhnlich auf einen Lendenschurz aus
Blättern, Rindenstoff oder Fell. In den Küstengegenden sind eingeführte Baumwollstoffe
sehr verbreitet, und viele Neger fangen bereits an, sich europäisch zu kleiden. Als Schmuck-
gegenstände trägt man Schnüre von Glasperlen u. a. Gegenständen, Bein-, Arm- und
Halsringe von Metall, bei einigen Stämmen auch Pflöcke in der Ober- und Unterlippe,
der Nase und den Ohrläppchen. Große Sorgfalt wird von manchen Stämmen auf die
Haartracht verwendet, die oft die sonderbarsten Formen annimmt (Abb. 9).
Die Wohnungen zeigen je nach der Gegend große Unterschiede. Bei manchen
Stämmen sind sie viereckig, bei andern rund und spitz zulaufend, bei wieder andern tugel-
förmig. Die Dächer sind aus Gras, Schilf oder Palmblättern hergestellt. Die Wände
bestehen gewöhnlich aus einem Holzgestell und Flechtwerk, das mit Lehm oder Schilf über-
kleidet wird. Meist liegen die Hütten zu Dörfern vereint beisammen, die dann zum Schutze
Abb. 9. Haartracht einer Ovambofrau, aus
lebenden Haaren geflochten.
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
— 162 —
zwängt werden. Bei den Reichen geschieht dies durch Umwicklungen, die von
fachkundigen Spezialisten angelegt und allmählich immer mehr verschärft werden.
Furchtbar aber sind die Qualen, die die Mädchen armer Eltern zu erdulden
haben. Der Fuß des Kindes wird in eine Holzsorm getrieben, die so klein ist, daß
die gewaltsame Zerstörung von Muskeln und Zehen unter den gräßlichsten Schmerzen
eintreten muß, ja in der Regel pflegt man große Steine als Hämmer zu benutzen, um die
Formen an den Fuß zu treiben. In den höheren Ständen wird mit dieser Plage fortgefahren,
bis das arme Geschöpf wie auf Stelzen geht und sich außer dem Hause nicht mehr anders
als im Tragstuhle oder auf dem Rücken einer Dienerin bewegen kann. In den Niedern
Ständen geht man nicht so weit, hier bewegen sich die Frauen noch immer mit einiger
Freiheit." Der Schuh einer vornehmen Chinesin ist nicht größer als bei uns der Schuh
eines 5—6 jährigen Kindes. Neuerdings ist aber unter dem Einfluß europäischen Wesens
eine lebhafte Bewegung gegen die unnatürliche Sitte entstanden und hat sogar die Unter-
stützung des kaiserlichen Hofes gefunden. Ein Erlaß vom Jahre 1909 verbietet allen Beamten,
die Füße ihrer Töchter zu verstümmeln bei Strafe sofortiger Absetzung.
Der Chinese liebt weite und bequeme Kleidung. Das Hauptstück ist meist ein langer,
bis zu den Knien oder Knöcheln reichender kragenloser Rock mit weiten, langen Ärmeln, die
zugleich als Taschen dienen. Er besteht bei den Ärmeren aus Hanf- oder Baumwollstoffen,
bei den Reicheren aus Seide. Darüber wird im Winter noch ein kürzeres, häufig aus
Pelzwerk bestehendes Kleidungsstück getragen. Die Füße stecken in plumpen Zeugschuhen
mit ungewöhnlich dicken Filz- oder Ledersohlen. Doch geht die ärmere Bevölkerung im
Sommer meist barfuß. Den Kopf bedeckt eine bei den Vornehmen fein gearbeitete Mütze;
Landleute tragen zum Schutz gegen die Sonne einen großen Hut aus Bambusgeflecht.
Sehr beliebt ist der Schmuck. Vornehme Chinesen haben oft, um ihren Reichtum zu zeigen,
alle Finger voll von kostbaren Ringen. Die Wohnungen sind gewöhnlich klein, einstöckig,
aus Holz oder Backsteinen erbaut und stehen dicht zusammengedrängt in engen, winkligen
Gassen, nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern. Millionen wohnen auch
in Erdhöhlen (S. 159), und Hunderttausende auf Flößen oder Booten. Die Reichen haben
natürlich prächtige, mit Gärten und Parkanlagen umgebene Häuser.
Im Essen und Trinken ist der Chinese außerordentlich genügsam. Das Haupt-
Nahrungsmittel ist der Reis. Dazu kommen Brot, Hülsenfrüchte, Gemüse, Schweinefleisch,
Fische und Geflügel, als Getränk hauptsächlich Tee. Aber man verzehrt auch Pferde-,
Hunde-, Katzen- und Rattenfleisch und alle Meertiere, darunter mit Vorliebe Seegurken.
Abweichend von andern morgenländischen Völkern, wird nicht aus einer gemeinsamen
Schüssel und mit den Fingern gegessen, sondern jeder Tischgast hat seinen eignen Teller,
eine kleine Lackschale, aus der die Speisen mit zwei Holz- oder Elsenbeinstäbchen, die man
zangenartig zwischen den Fingern der rechten Hand hält, zum Munde geführt werden. Von einem
Gastmahl in einem vornehmen Hause berichtet ein Europäer u. a.: „Tischtücher waren nicht
landesüblich, wohl aber lag bei jedem Gedeck eine Papierserviette von der Größe eines Brief-
bogens, woran man die Lippen oder auch die Eßstäbchen zwischen den einzelnen Gängen
trocknen konnte. Bei jedem Gedeck lag ferner ein großer Löffel und stand eine kleine
Blechschale, nicht größer als ein Desserttellerchen; aus diesem Schälchen, das nie gewechselt
wurde, aß man alle 30—40 Gänge und warf etwaige Reste eines früheren Ganges einfach
unter oder gar auf den Tisch. Die Vorspeisen sollten offenbar die Eßlust anregen: Me-
lonenkerne, Rosinen, verzuckerte Nüsse, Ingwer, Krabben und Schnecken, kleine rot und
weiß überzuckerte Kuchen. Nachdem der Gaumen gereizt war, folgte Haifischsuppe, eine
Leckerei. Nun aber wechselten die Gerichte, so daß man Mühe hatte, alle im Gedächtnis
zu behalten: Schnecken, Enteneier, die infolge längeren Eingrabens einen senfartigen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
— 396 —
nach Schottland, Norwegen und Böhmen verspürt und verbreitete sich über Vis
der ganzen Erdoberfläche.
Die Erschütterungen geben sich oft nur als leises Beben und Erzittern kund. In
andern Fällen bemerkt man ein Schwanken des Bodens, die Fensterscheiben klirren, und
Gegenstände, die an der Decke des Zimmers hängen, geraten in pendelnde Bewegung. Wo
aber Erdbeben mit großer Gewalt austreten, da gehören sie zu den schrecklichsten und ver-
derblichsten aller Naturerscheinungen. Ost ohne jedes Vorzeichen hört man plötzlich ein
Rollen wie von fernem Donner oder dem Abfeuern eines Geschützes, und noch ehe man
sich darüber Rechenschaft geben kann, verspürt man einen heftigen Stoß, dem gewöhnlich
in kurzen Zwischenräumen noch mehrere leichtere folgen. Man fühlt den Boden auf- und
abschwanken, „wie wenn eine Wellenbewegung, wie die Dünung des Meeres, unter uns
hindurchginge". Schornsteine und Häuser wanken hin und her, bekommen Risse und
stürzen unter krachendem Getöse zusammen. An manchen Stellen öffnet sich die Erde und
schließt sich wieder; es entstehen Erdspalten, an denen sich große Schollenstücke ost um
mehrere m gegeneinander verschieben. Mitunter sinken große Landflächen ein und werden
vom Meere überdeckt. Ereignet sich ein Beben im Meere, so werden gewaltig«', 10—20 m
hohe Flutwellen erzeugt, die sich verheerend über die Küstenlandschaften ergießen (Iv, S.
147, 173). Das alles ist das Werk einiger Augenblicke. Bei dem furchtbaren Erdbeben
in Lissabon (1755) kamen 60000 Menschen ums Leben; 1783 wurden in Kalabrien mit
einem Stoße 109 Städte und Dörfer zertrümmert und 32 000 Menschenleben vernichtet,
und noch viel furchtbarer war das Beben vom Jahre 1908, das neben vielen andern
Orlen die großen Städte Messina und Reggio vollständig zerstörte und gegen 200000
Menschen unter den Trümmern begrub.
Die Erdbeben haben verschiedene Ursachen, und man unterscheidet danach 3 Arten:
Einsturz-, vulkanische und tektonische Beben. Die Einsturzbeben sind auf den
Einsturz unterirdischer Hohlräume, wie solche z. B. vom Wasser ausgewaschen werden,
zurückzuführen. Sie ereignen sich besonders häufig in Gebieten leicht löslichen Gesteins,
namentlich in Kalklandschaften, wie im Karst (Iii, S. 70). Sie erstrecken sich gewöhnlich nur
über kleine Gebiete, können aber trotzdem sehr verderbliche Wirkungen haben. Die vnlka-
nischen Beben stehen mit Vulkanausbrüchen in Verbindung und werden wohl durch die
dabei stattfindenden Dampfexplosionen hervorgerufen. Die Erschütterungen sind meist auf
die nächste Umgebung des Feuerbergs beschränkt. Die tektonischen Beben werden durch
Verwerfungen und Faltuugen der Erdrinde verursacht. Die ungeheuren Pressungen und
Spannungen, die durch die Einschrumpfung der Erde in den Gesteinsschichten entstehen,
lösen sich plötzlich durch Biegungen und Brüche und rufen wie mit einem Ruck die
gewaltigsten Erschütterungen hervor. Zu dieser Art gehören die meisten und größten Beben.
Den Ausgangsort der Bewegung bezeichnet man als den Erdbebenherd. Er liegt
meist in einer Tiefe von 10—40 km unter der Erdoberfläche. Die Erschütterung verbreitet
sich wellenförmig nach allen Seiten, ähnlich wie eine Wellenbewegung, die um einen ins
Wasser geworfenen Stein entsteht. Bei der Kugelgestalt der Erde wird natürlich die senk-
recht über dem Ausgangspunkte liegende Stelle, das Epizentrum, zuerstund am stärksten
von der Erschütterung ergriffen, die sich hier in aufwärtsgerichteten Stößen kundgibt. Je
weiter ein Ort vom Epizentrum entfernt ist, in je spitzerem Winkel er also von der
Bewegung getroffen wird, umsomehr geht diese in eine wellenförmige über, umfomehr
verliert sie natürlich auch an Stärke. Die Geschwindigkeit, mit der Erdbeben sich fort-
pflanzen, unterliegt großen Schwankungen, je nach der Beschaffenheit des Gesteins und der
ursprünglichen Siärke der Bewegung. Man hat Geschwindigkeiten von 3 5 km, aber auch
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
— 384 —
der Höhe nach N. und S. ab, während unten die kühlere Luft höherer Breiten zum
Äquator hinströmt. Der obere Luftstrom, den man auch als Gegen- oder Antipassat
bezeichnet, wird infolge der Kugelgestalt der Erde auf seinem Wege nach N. und S. auf
einen immer engeren Raum zusammengepreßt. Die Luft verdichtet sich daher, wird
schwerer und sinkt darum größtenteils wieder zur Erdobeisläche hinab. Das geschieht etwa
zwischen dem 30. und 40.0 n. und s. Breite. Von hier aus strömt sie aufs Neue dem
Äquator zu. So befindet sich also die Tropenluft zwischen dem Äquator und den 30.0
Breitenkreisen in einem beständigen Kreislaufe (Abb. 75).
Zwischen den beiden Passaten, in den Gebieten des aussteigenden Luststroms, zieht
sich rings um die Erde ein Streifen von etwa 6° mittlerer Breite, in dem Nuhe herrscht,
die nur durch schwache, veränderliche Winde unterbrochen wird. Das ist der Wind-
stillen- oder Kalmengürtel (calme = ruhig). Da die hier aufsteigende warme Lust
stets große Mengen von Wasserdampf enthält, der sich in der Höhe verdichtet, so entstehen
Nord- und Südwinde sind, sondern schräg auf den Äquator zuwehen. Es hängt dies mit
der Achsendrehung der Erde zusammen. Wie jeder andre Körper, so nimmt auch die Luft
an dieser Bewegung teil. Die Drehgeschwindigkeit ist naturgemäß am Äquator am größten
und nimmt nach den Polen hin ab. Es ist ferner bekannt, daß ein Körper in einer einmal
erlangten Bewegung mit gleicher Richtung und Schnelligkeit beharrt, so lange er nicht
durch andre Kräfte abgelenkt und gehemmt wird. Daraus ergibt sich, daß eine Luslmasse,
die von N. nach dem Äquator hinströmt, die wö. Bewegung, die sie am Ausgangspunkte
hatte, beibehalten muß. Sie weht aber nun auf ihrem Wege über Gegenden, deren Dreh-
geschwindigkeit immer größer wird. Infolgedessen muß sie hinter der wö. Bewegung der
Erde zurückbleiben, die gleichsam unter ihr wegeilt, und die anfangs s. Bewegung geht in
eine fw. über, der Nordwind wird zum Nordostwind und ebenso auf der f. Halbkugel der
Südwind zum Südostwind. Bei den Gegenpassaten, die von Orten größerer zu solchen
geringerer Drehgeschwindigkeit wehen, ist es natürlich umgekehrt; sie lausen der Erde
voraus und werden auf der n. Halbkugel nach N.-O., auf der f. nach S.-O. abgelenkt.
Die Ablenkung ist also auf jener immer nach rechts, auf dieser immer nach links gerichtet.
Daraus ergibt sich als Regel: Infolge der Erdumdrehuug werden auf der
Hordpo/
regelmäßig, gewöhnlich in den Nachmittags-
stunden, furchtbare, mit den heftigsten
Regengüssen verbundene Gewitter (Äquato-
rialregen Iv, S. 38). Wie der auf-
steigende Luftstrom am Äquator, so erzeugt
die Passate nicht, wie man erwarten sollte,
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deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz
zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die
Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen
schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige
Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als
100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr
wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren
viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus-
schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate
die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.)
Km chinesisches Kastmahl.
Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören
zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch
auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr
abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder
Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns
vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch
fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen
eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen,
nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen
Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden-
Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt
stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen
Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles.
Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster
Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe
kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus
umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare
Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm
aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge-
schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der
Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten
meine Ansicht.
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Gäste dient. Ein großer Ofen und ein Wandschrank mit Heiligen-
bildern sind die Zierde des letztern. Einige Fenster, d. h. Löcher in
der Wand, welche mit geöltem Papier verklebt sind, erhellen den
Ranm notdürftig. Für alle Bequemlichkeiten zum Schlafen muß der
Reisende selbst sorgen, da das Bett fehlt.
Uber Nahrung und Kleiduug der christlichen Bosniaken schreibt
der ehemalige Trappisten-Prior P. Franz aus Baujaluka folgendes:
„Was essen die Rajas (das sind die Christen)? Ein- oder
zweimal des Tages warmes Kukuruzbrot, das ohne Sauerteig und
Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen verspeisen
zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer gemacht
haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln fehlt.
Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum Mais-
brot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaw, d. i. Reisbrei mit
Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind sehr
rar. Eier und Schweine müssen veräußert werden, damit nur
die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen For-
derungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können. Das
ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche wohl
dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich von diesem
Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen hier sast alle
Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat oft das Aus-
sehen einer Kleinkinderbewahraustalt, da viele wurmleidende Kinder
hierher getragen werden, um durch Arznei, meistens Chinin, vom
Fieber und von den Würmern befreit zu werden.
„Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren
Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen
Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen
Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe
sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken,
d. i. ein rundes Stück Schweinsleder mit durchlöchertem Rand, das
durch einen Riemen wie ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden
kann. Natürlich ist ein solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit
durchgelaufen und kann auch nicht mehr ausgebessert werden; aber
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Extrahierte Personennamen: P._Franz_aus_Baujaluka Franz