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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 367

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 367 — schlankem, aber kräftigem Wuchs und außerordentlich kriegerisch. Als Waffe führen sie große lederne Schilde, 2 m lange Speere und Schwerter. Sie sind ein reines Hirtenvolk, ohne feste Wohnsitze und leben von Milch und dem Fleisch und dem Blut der Tiere. Wo eine Horde für einige Augenblicke Halt macht, schlägt man leichtgebaute Hütten auf, die kreisförmig angeordnet werden, damit man einen Raum für das Vieh gewinnt. Ein Dorn- verhau, der das Ganze umgibt, gewährt Schutz gegen wilde Tiere und feindliche Überfälle. Die Maffai sind von N. her erobernd vorgedrungen und waren wegen ihrer Raubzüge lange Zeit der Schrecken der Bantuvölker und der Handelskarawanen. Verschiedentlich haben deutsche Schutztruppen siegreich gegen sie gefochten, ohne doch ihrer völlig Herr zu werden. Was sie nicht vermocht, das hat die Rinderpest zuwege gebracht, die 1891 verheerend ganz Ostafrika heimsuchte. Sie vernichtete ihre Herden, die einzige Quelle ihres Unterhaltes, und damit war ihre Macht gebrochen. Zwei Drittel des Volkes sind zugrunde gegangen. Die übrigen haben sich zwar nach dem Erlöschen der Pest wieder erholt, aber sie bilden jetzt keine Gefahr mehr für die übrigen Stämme. — Wie im N. die Massai, so sind im S. unsers Schutzgebietes Zulustämme, wie die Wahehe und die Mafiti, die allerdings auch zu den Bantunegern gehören, gefährliche Eindringlinge gewesen. Wirtschaftliches. Deutsch-Ostafrika ist wohl das für die Zukunft Wirtschaft- lich wertvollste unsrer Schutzgebiete. Es liefert als Erzeugnisse der Sammel- Wirtschaft insbesondere Kautschuk, Elfenbein, Kopalharz und Wachs. Im Gegensatze zu Kamerun hat auch die Wirtschaft der Eingebornen einen erheblichen Anteil an der Erzeugung von Gütern, und wenn erst das Land noch mehr durch Bahnen erschlossen ist, wird dieser Beitrag noch bedeutend zu- nehmen. Für die Ausfuhr kommen namentlich in Betracht Kopra, Erdnüsse und Sesam, sowie Häute und Hörner. Zu großen Hoffnungen berechtigen die von Europäern angelegten Pflanzungeu, die ständig an Umfang zunehmen und als Haupterzeugnisse bis jetzt Sisalhanf, Kautschuk, Baumwolle und Kaffee liefern. Wie in Kamerun, so nimmt auch hier die Ausfuhr an Elfenbein ständig ab. Die Vorräte, die viele Häuptlinge in früheren Zeiten aufgehäuft hatten, gehen allmählich zu Ende, und die Zahl der Elefanten ist infolge der eifrigen Verfolgung immer geringer geworden. Durch strenge Jagdgesetze sucht die Regierung der Ausrottung des wertvollen Tieres vorzubeugen. An Kautschuk liefernden Pflanzen ist Ostafrika ärmer als Kamerun, und bei dem Raubbau, der auch hier getrieben wird, werden die Wälder in absehbarer Zeit erschöpft sein. Einen Ersatz dafür bieten die von Europäern angelegten Pflanzungen. Kopal ist ein dem Bernstein ähnliches Harz, das zur Herstellung von feinen Lacken und Firnissen verwendet wird. Man findet es verhärtet in größeren und kleineren Stücken in dem Erd- boden eingebettet; geringere und weniger wertvolle Mengen gewinnt man auch von jetzt noch lebenden Bäumen. Das Wachs stammt größtenteils von wilden Bienen, z. T. auch von verwandten Infekten, und wurde früher von den Negern, die den Honig ein- sammelten, weggeworfen, bis sie von Händlern auf seinen Wert aufmerksam gemacht wurden. Leider hat die steigende Nachfrage die Neger auch hier zum Raubbau veranlaßt, durch den die nützlichen Tiere meist zu gründe gerichtet werden. Unter den Ausfuhrerzeugnissen der Eingebornenwirtschast steht bis jetzt Kopra an erster Stelle (1910: 1,9 Mill. Mk.). Schon vor einigen Jahren gab es im Küstengebiete über 1 Million Kokospalmen; seitdem hat ihre Zahl noch erheblich zugenommen, und neben

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 333

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 333 — (1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland, sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000 Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens- weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse, Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak, der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund, der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang- artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände, Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder, Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen der Schlitten verwendet werden. Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr- hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands- leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort- gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden, Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.). 2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245). 3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten- kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl- reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf- stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt, werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 356

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 356 — wiegend die Nama oder Hottentotten. In der Kalahari Hausen die ihnen der- wandten Buschmänner. Beide gehören der südafrikanischen Rasse an. Den übrigen Teil des Landes haben Bantuneger in Besitz, und zwar wohnen im mittleren Teile die Damara oder Hsrero, im N. die Ovambo. Dazu kommen dann noch in den wenig zugänglichen Gebirgsgegenden die Berg- damara, über deren Volkszugehörigkeit man noch im Zweifel ist, und im S., um Rehoboth, die Bastards, ein Mischvolk aus Hottentotten und Buren. Die Zahl der Weißen betrug 1911 13962, mehr als in allen unsern andern Kolonien zusammengenommen. 11140 davon waren Deutsche. Die Hottentotten und Buschmänner sind S. 63 ausführlich behandelt worden. Die in unserm Schutzgebiet wohnenden Nama (etwa 14000 Köpfe) sind eifrige Viehzüchter und waren früher ein wohlhabendes und auch politisch kräftiges Volk. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwarfen sie unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner die Hereros und dehnten ihre Herrschaft auch über das Ovamboland aus. Nach seinem Tode aber (1860) machten sich die Herero wieder frei, und in jahrzehntelangen Kämpfen mit diesen sowie auch in den Ausständen gegen die deutsche Herrschaft haben sie ihre Macht gänzlich eingebüßt, und ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. Sie sind jetzt gänzlich verarmt und müssen sich ihren Unterhalt zum großen Teil durch Arbeit bei den Weißen verdienen. Ihre geringe Arbeitslust macht sie aber zu einem wenig wertvollen Völker- bestandteil unsrer Kolonie. Da die Mission schon lange unter ihnen gearbeitet hat, sind die meisten Christen. Sie können lesen und schreiben und kleiden sich europäisch. Ihre alte Wohnweise in bienenkorbartigen Hütten oder Pontocks haben sie aber beibehalten (S. 65). Die erst im 18. Jahrhundert von N. her eingewanderten Damara oder H6rero (18000) sind ein körperlich kräftiges, kriegerisches und zur Arbeit anstelliges Volk. Vor dem großen Ausstande (S. 360), der auch ihre Macht gebrochen hat, besaßen sie große Viehherden. „Die Herero gelten aber als lügenhaft, hochmütig, betrügerisch und unreinlich. Unvorteilhafte Charaktereigenschaften sind ferner ihre Tücke und Hinterlist, ihre zügellose Roheit und kaltherzige Grausamkeit, die bei aller Gerechtigkeit eine eisern strenge Bevor- mundung des unzuverlässigen und gefährlichen Volkes nmfomehr nahe legen, als es den Weißen stets frech und unverschämt entgegengetreten ist. Anderseits sind die Herero brauchbar für schwere Arbeiten beim Berg- und Bahnbau, und vor allem schätzt man sie als tüchtige Viehzüchter, deren ganzes Leben in der Sorge um ihre Herden aufgeht. Alle sind eifrigst auf die Vermehrung ihres Viehstandes bedacht, der ihren Reichtum bedingt und mit dem ein schwunghafter Handel betrieben wird" (Hafsert). Im Gegensatze zu den umherziehenden viehzüchtenden Hereros sind die ihnen nahver- wandten Ovambo (60000) seßhafte Ackerbauer, die den Boden gut bearbeiten und für ihr Vieh schützende Ställe besitzen. Auch in der Bearbeitung des Eisens und in Flecht- arbeiten sind sie sehr geschickt. Ebenso haben sie sich als Arbeiter im Dienste der Weißen bei Bahnbauten und in Bergwerken als fleißig und anstellig bewährt. Von europäischen! Einfluß sind sie noch wenig berührt worden, was sich u. a. auch darin zeigt, daß sie säst unbekleidet gehen. Ihr Land ist bis jetzt noch nicht in regelrechte Verwaltung genommen worden, wird aber in Zukunft wohl die Kornkammer des Schutzgebietes werden. Die Bergdamara, so genannt im Gegensatz zu den viehzüchtenden Damara, gleichen in ihrem Äußern den Bantnnegern, reden aber die Sprache der Hottentotten. Wahr- scheinlich sind sie als einer der ersten Bantustämme in das Gebiet der Hottentotten ein- gebrochen, dann aber von diesen überwältigt worden. Von den andern Völkerschaften immer

4. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 403

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 403 — Kulturstufen. Große Unterschiede bestehen zwischen den Menschen auch bezüglich ihrer Kultur. Zur Kultur rechnet man alles, was das Leben des Menschen über das des Tieres erhebt. Dazu gehören die Art des Nahrnngs- erwerbs, die Wohnweise, die Beschaffung von Gebrauchsgegenständen (Hausrat, Kleidung, Schmuck), Handel und Verkehr und das geistige und gesellschaftliche Leben, (Wissenschaft, Kunst, Sittlichkeit, Religion, Leben in Familie, Gemeinde, Staat). Kennzeichnend für den Kulturzustand eines Volkes ist insbesondere das Wirtschaftsleben, einmal, weil sich in ihm offenbart, bis zu welchem Grade sich ein Volk die Gaben und Kräfte der Natur dienstbar gemacht hat, und zum andern, weil erst ein höher entwickeltes Wirtschaftsleben mit seiner reichen Gütererzeuguug dem Menschen die nötige Muße zu geistiger Beschäftigung gewährt. Ohne jede Kultur ist kein Volk. Selbst die rohesten Stämme haben Werkzeuge, künstliche Wohnungen, Schmuck; sie verstehen Feuer zu machen und besitzen auch Anfänge geistigen Lebens, die über die reinen Naturtriebe hinaus- reichen. Aber bei vielen ist doch ihr Dasein gänzlich abhängig von der natür- lichen Beschaffenheit der von ihnen bewohnten Länder, so daß man sie mit Recht als Naturvölker bezeichnen kann. Die höher stehenden Völker scheidet man, je nach dem Grade der erlangten Kultur, in Halbkulturvölker und eigentliche Kulturvölker. 1. Naturvölker. Ihr Streben geht fast ganz in der Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse auf. Am tiefsten stehen die Sammelvölker, die, unstät umherziehend, von dem leben, was ihnen die Natur von selbst darbietet, daneben auch wohl etwas Jagd und Fischfang treiben (Buschmänner Iv, S. 64, Australier S. 212, Botokuden S. 315). Weiter fortgeschritten sind die Jäger- und Fischervölker (Indianer Nordamerikas S. 266, Eskimo S. 332). 2. Halbkulturvölker. Sie unterscheiden sich von den Naturvölkern dadurch, daß sie bleibendes Eigentum besitzen, das nicht dem augenblicklichen Bedürfnis, sondern der Erzeugung neuer Güter dient. Zu ihnen gehören die Nomaden, wandernde Hirten- Völker, deren Besitz in ihren Herden besteht. Sie bewohnen hauptsächlich die Steppen- und Wüstengebiete Asiens und Afrikas (Araber S. 5, 114, Tibetaner S. 181, Mongolen S. 154, Kirgisen S. 190, Hottentotten S. 65). Eine höhere Stufe nehmen im allgemeinen die Ackerbau treibenden Völker ein. Der Ackerbau macht den Menschen seßhaft; er nötigt zur Erfindung von allerlei Ackergeräten; das bewegliche Zelt macht der dauerhaften und besser eingerichteten Hütte Platz, und das dichtere Beisammenwohnen führt zu den ersten staatlichen Einrichtungen. Pflug und Wagen sind den Halbkulturvölkern meist noch unbekannt. Der Ackerbau wird als Hackbau betrieben, und die Ernteerzeugnisse, vor- wiegend Wurzelknollen und Baumfrüchte, doch auch Getreide, werden nach Hause getragen. Manche Nomadenvölker, wie z. B. die Araber, besitzen übrigens eine höhere Kultur als die Hackbau treibenden Völker. (Sudauneger S. 45, Malaien S. 146, Polynesier S. 239). 3. Kulturvölker. Auch bei ihnen bildet die Landwirtschaft die Grundlage der Kultur. Aber der Ackerbau wird in besserer Weise, mit Zuhilfenahme von Pflug, Wagen, Zugtieren und Maschinen, mit Düngung und z. T. künstlicher Bewässerung betrieben. Die gesteigerten Lebensbedürfnisse führen zu mannigfacher Teilung der Arbeit. Es bilden sich die Berufszweige der Handwerker, der Kaufleute, der Gelehrten. Bergbau, Industrie und 26*

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 607

1858 - Weimar : Böhlau
607 Zuckerraffinerien, Seilerbahnen und Segeltuchfabriken hatten einen guten Erfolg. In Dänemark dagegen geriethen die Fabriken, welche für den Luxus arbeiteten, in Verfall, und nur zwei Industriezweige wurden in Kopenhagen heimisch und fanden auch auswärts Absatz, Lederhandschuhe und leinene Spitzen. Während des kurzen Ministeriums von Struensee wurden die Auswüchse des Merkantilsystems zweckmäßig beschnitten, allen Fabriken die Unterstützung aus Staatsmitteln entzogen, der Kornhandel nach Nor- wegen frei gegeben, überflüssige Feiertage abgeschafft und in der Staats- wirthschaft liberale Grundsätze befolgt. Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts machten Schifffahrt und Rhederei große Fortschritte. Außer in den Kolonien sah man im Mit- telmeer häufig dänische Schiffe. Der Ursprung des Sundzolles verliert sich in das Dunkel der frühesten Geschichte. Sein historischer Rechtstitel ist das Faustrecht. Die ersten Nachrichten über Erhebung deß Sundzolles von Seiten Dänemarks kommen im 14. Jahrhundert vor. Die damals mächtige Hansa trat dagegen auf und hat zeitweise gar keinen oder nur einen geringen Zoll bezahlt. Die mit der Zunahme der Schifffahrt wachsenden Erträgnisse des Sundzolles verleiteten die dänische Regierung zu willkürlichen Auf- lagen; da vereinigten sich Holland und Schweden, um ihre Handels- interessen zu schützen. Schweden erreichte im Frieden zu Brömsebro (1645) die Freiheit vom Sundzoll; die Holländer dagegen erlangten nur, daß der Zoll nach einem festen Tarif erhoben wurde. Nach dem Tode Karls Xii. verlor auch Schweden die alte Freiheit vom Sundzoll wieder. Unter Christian Iv. (1588—1648) eröffneten die Dänen (1619) den Handel mit Ostindien und gründeten auf der Koromandel-Küste Trankebar. Der dänisch-ostindische Handel entfaltete sich in kurzer Zeit, sank aber bald wieder, als der dreißigjährige Krieg die Kräfte des Mutterlandes ausschließlich in Anspruch nahm. Erst im 18. Jahrhun- dert unter der Regierung von Friedrich Iv. und Christian Vi. nahm der indische Handel einen neuen Aufschwung. Trankebar blieb der Mit- telpunkt; daneben bestanden Niederlassungen am Ganges. Ansehnlich erweiterten sich die Verbindungen mit China. Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts wurden im südwestlichen Theile Grönlands feste Niederlassungen angelegt, welche sich vorzugs- weise mit dem Fang von Walisischen und Seehunven abgaben. Von mehr Bedeutung sind aber die Kolonien Dänemarks in Westindien. König Christian V.- hatte (1671) St. Thomas besetzen lassen, und dessen vortrefflicher Hafen wurde wichtig für den Zwischenhandel, in Kriegszei- ten ein Zufluchtsort bedrängter Schiffe und die Niederlage aller von und nach den spanischen Kolonien geschmuggelten Waren. Später besetzten die Dänen noch St. Jean und kauften von Frankreich St. Ccoix, welche letztere Insel durch seine Produktion von Kolonialwaren wichtig wurde.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 447

1854 - Weimar : Böhlau
447 Jagd, Fischerei und Raubzüge waren lange die einzigen Nah- rungsquellen der Bewohner Schwedens, und diese gewöhnten sich nur langsam an Ackerbau. Birger umgab Stockholm mit festen Mauern und hohen Thürmen, und erst in dieser Zeit entstanden Städte durch die Aufmunterung der Fürsten. Denn es beförderte weder Gewerbthätigkeit das städtische Leben, noch bewog Furcht vor einem räuberischen Feinde oder einem vvr den übrigen Freien begünstigten Adel zur Anlegung von Burgen und ummauerten Plätzen. Nur die von Deutschen auf der Insel Gothland gegrün- dete Stadt Wisby trieb schon früh einen ausgebreiteten Handel, und es siedelten sich daselbst auch Eingeborene und Kaufleute ande- rer Nationen an. Bon den Schweden wurden im 12. und 13. Jahrhundert die noch auf einer niedrigen Stufe stehenden und ohne eigentliche Staatsverbindung lebenden Finnen besiegt und zur An- nahme des Christenthums gezwungen. In Norwegen behauptete sich am längsten die altgermanische Verfassung. Das norwegische Reich war seit Kanuts des Großen Tod (S. 355) fast außer Verbindung mit dem übrigen Europa, und wurde durch blutige Thronstreitigkeiten zerrüttet. Erst Ha- kon V. (1217 —1263) stellte Ruhe und Einheit wieder her. Er berief 1223 den ersten allgemeinen Reichstag, wo außer der hö- heren Geistlichkeit und den weltlichen Beamten auch Bauern als Abgeordnete erschienen. Hakon bevölkerte öde Gegenden, baute Kirchen, befestigte die Städte, trat mit auswärtigen Mächten in Verbindung und gestattete den Lübeckern ein Comtoir in Bergen zu errichten. Die Isländer unterwarfen sich Hakon Ii. mit Vor- behalt der Regierung unter einem eigenen Jarl und ihrer alten Gesetze. Auch das unwirthliche Grönland wurde Hakon zins- bar. Die norwegische Seemacht, welche gegen das Ende des 13. Jahrhunderts sank , war damals noch sehr bedeutend, und die Nor- weger standen sogar mit den entfernten mohammedanischen Ländern in Verbindung. Doch war trotz dieser Blüthe der Seemacht das äußere Leben noch roh und unentwickelt. Die Norweger hatten nur Fische und Fleisch im Ueberfluß, sie bauten aber sehr wenig Ge- traide. Dies machte ihr Land zu einem Hauptziel des Handels für die norddeutschen Städte, und so wurden die Norweger noch unter Hakon V. mit den Genüssen und Bequemlichkeiten des deutschen oder vielmehr italienischen Lebens bekannt. Mit Magnus Vh, (1263 —1280) begann für Norwegen eine neue Art v>on Blüthe und für die deutschen Kaufleute die glänzende Zeit ihres nordischen Handels. Magnus suchte seine Norweger zu civilisiren und ge- währte den deutschen Kaufleuten gewisse Vorrechte in Bergen. Doch wurde durch die eingeführte fremde Bildung und durch die über- mäßig begünstigten Pfaffen die Kraft der rüstigen Norweger ge- brochen, und es erblich gerade unter dem vortrefflichsten Regenten der Glanz des Reiches. Magnus ermunterte die zahlreichen nor- wegischen Dichter und gewährte den isländischen Sängern seinen Schutz. Am berühmtesten ist er dadurch geworden, daß er die ver- schiedenen Satzungen und Rechtsgewohnheiten zu einem Gesetzbuch-e vereinigte; er hat davon den ehrenvollen Beinamen Lagabätter (Gesetzverbesserer) erhalten.

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 290

1858 - Weimar : Böhlau
290 Christian hatte sich wieder mit dem Papst versöhnt, und die norwegischen Bischöfe unterstützten ihn. Allein seine Flotte wurde von der dänischen verbrannt, und Christian ließ sich bewegen, zu einer mündlichen Unter- handlung mit Friedrich I. auf der dänischen Flotte nach Kopenhagen überzusetzen. Hier wurde er gefangen genommen und in einem finstern Thurme auf der Insel Alsen sechzehn Jahre lang in strengem Gewahr- sam gehalten. 1549 erhielt er mehr Freiheit und ein Schloß zu seinem Aufenthalte. Da junge Dänen die Hochschule Wittenberg zahlreich besuchten, so war auch in Dänemark das Verlangen nach Theilnahme an der Kirchen- reformation frühzeitig laut geworden. Christian Ii. wurde bei seiner Begünstigung der Reformation wohl durch die Aussicht geleitet, durch eingezogene Kirchengüter seinen Schatz zu bereichern. Dagegen neigte sich König Friedrich I. entschieden dem neuen Glauben zu. Als auf dem Reichstage zu Odense (1527) Friedrich I. den Prälaten gelobte, ihnen ihre Güter zu lasten, dagegen das Einholen des Palliums von Rom verbot und den Grundsatz ausstellte, daß die hohe Geistlichkeit keiner wei- teren Bestätigung als der des Königs bedürfe, mußten die Bischöfe sich seinem Ausspruche fügen, weil auch der Adel es so wollte. Seitdem verbreitete sich die neue Lehre, ohne auf bedeutenden Widerstand zustoßen. Erst der Tod von Friedrich I. (1533) schien den Prälaten die Gelegen- heit zu bieten, die verlorene Stellung wieder zu gewinnen. Da der älteste Sohn Friedrichs, Herzog Christian, ein eifriger Anhänger der evangelischen Religion war, so widersetzten sich die katholi- schen Geistlichen und die katholischen Reichsräthe seiner Thronbesteigung. Die Wahl wurde aufgeschoben und die Regierung dem Reichsrathe über- geben. Den anarchischen Zustand des Interregnums glaubte Wullen- weber, der unternehmende und thatkräftige Bürgermeister von Lübeck, zum Vortheil seiner Vaterstadt benutzen zu können. Die Hansa hatte früher ein so ausschließendes Monopol in den skandinavischen Reichen gehabt, daß den Eingebornen nur der Kleinhandel im Innern übrig ge- blieben war. Betreibung von Landwirthschaft, Fischfang und etwas Bergbau war ihnen zugestanden worden, Industrie und Schifffahrt da- gegen waren unterdrückt, damit den Hansen die Einfuhr gesichert war. Der Verfall der Hansa und die Konkurrenz der Niederländer befreiten die skandinavischen Reiche von dem lang getragenen Handelsjoche. Wullen- weber faßte daher jetzt den kühnen Entschluß, mit einem Schlag der drohenden Gefahr zu begegnen und den Norden mehr als je unter die Gewalt und Vormundschaft des Bundes zu beugen. Wullenweber und der Stadthauptmann von Lübeck Marcus Meier bauten auf die Uneinig- keit in Dänemark den Plan, Dänemark für ihre Republik zu erobern und dem niederländischen Handel die Ostsee ganz zu verschließen. Sie sandten (1534) Truppen nach Dänemark unter Anführung des Grasen Christian von Oldenburg, und dieser verlangte die Huldigung im Namen Christians Ii., indem er dadurch die Anhänger des gefangenen Königs zu gewinnen hoffte. Wirklich öffnete Kopenhagen dem Grafen von Oldenburg die Thore. Nun aber sah der Reichsrath die Nothwen- digkeit ein, die religiöse Entzweiung fahren zu lassen, und der Herzog Christian wurde zum König gewählt (1534). Christian Iii. (1534 bis 1559) beendigte bis 1536 siegreich den Krieg.

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 291

1858 - Weimar : Böhlau
291 Die Bischöfe, welche der Wahl Christians widerstrebt hatten, galten als die Urheber aller dieser Leiden. Von dem Reichstage wurden sie jetzt gezwungen, auf ihre Würde zu verzichten, und ihre Güter wurden zur Tilgung der Staatsschuld und zur Erhaltung evangelischer Schulen und Kirchendiener verwandt. Der Adel erhielt die Bestätigung seiner großen, die königliche Gewalt beschränkenden Vorrechte. Der nach Däne- mark berufene Freund Luthers, Johann Bugenhagen, entwarf eine neue Kirchenordnung. Die Reformation wurde nun auch in Norwegen und etwas später in Island eingeführt. Die königliche Gewalt wurde unter den folgenden Königen Friedrich Ii. und Christian Iv. durch den Adel noch mehr beschränkt. Der Handel der Hansa sank immer mehr, die Eingebornen fingen an sich selbst in Handelsgeschäften zu versuchen, und die Ankunft engli- scher und holländischer Schiffe eröffnete eine freiere Konkurrenz. Ein großes Hinderniß für die volkswirthschaftliche Ausbildung des Landes lag in seiner feudal-aristokratischen Verfassung. Der Adel beengte ebenso die monarchische Gewalt, als er den Bürger- und besonders den Bauernstand niederdrückte und jeder politischen Vertretung beraubte. Der Zustand des letzteren war in Dänemark vollkommne Leibeigenschaft, in Norwegen da- gegen glückte es ihm, sich von derselben frei zu halten. Bei solchen Zuständen war es mit dem Hauptnahrungßzweig des Landes, dem Acker- bau, schlecht bestellt. Nur die deutschen Provinzen Schleswig und Hol- stein, allenfalls auch Jütland, waren ergiebig an Korn, die dänischen Inseln sowie Norwegen erzeugten nicht genug zu ihrem Bedarf. Bester als mit dem Ackerbau stand es mit der Viehzucht. Für den Handel gewährte Norwegen eine mannigfaltigere und reichere Ausbeute an Bodenprodukten. Des Pelzes wegen verlohnte sich die Jagd auf Biber und Elennthiere. Norwegische Butter war gesucht, und die Fischerei bedeutend, seit der Häring sich in die Nordsee gezogen hatte. Herrliche Tannen- und Fichtenwälder lieferten Holz zur Ausfuhr für den zunehmenden Schiffsbau in England und Holland. Der Bergbau erweiterte sich, Christian Iii. rief deutsche Bergleute ins Land. Nor- wegen hat von der Natur alle Bedingungen zum Schiffsbau und See- gewerbe. Nachdem das hansische Joch gebrochen war, machte der na. türliche Beruf sich allmälig geltend. Die dänische Regierung fing an zu erkennen, daß einem Jnsellande wie Dänemark zur Erlangung kommer- zieller Unabhängigkeit wie zur Behauptung seiner politischen Selbständigkeit eine Seemacht nöthig sei. Die dänische Rhederei fing an sich zu rühren. Es wurden einzelne Kauffahrteischiffe auf weite Fahrt ausgerüstet, Gesell- schaften für den nordischen und 1616 für den indischen Handel begrün- det. Die Regierung suchte dem Handwerkerstande aufzuhelfen. Eine Seidenfabrik und 1624 eine Navigationsschule wurden in Kopenhagen angelegt. Es wurden nicht wenige Stiftungen für Kirche, Unterricht und Erziehung gemacht; ein Waisenhaus wurde zu Kopenhagen, ein Gymnasium zu Odense, eine Ritterakademie zu Soröe gegründet. Manche gute Einrichtung Christians Iv. fand bei dem Volke nicht den rechten Anklang, aber im Kirchenthum und Seewesen begegneten sich Regierung und Volk. Aufrichtige, stille Gläubigkeit und Lust und Geschick zu See- fahrten sind die Grundzüge des dänischen Volksthums jener Zeit. Dem 19* Zustande des äußeren und des geistigen Lebens.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 528

1858 - Weimar : Böhlau
5258 Verbindung. Diese bestand aus Europäern, besonders Franzosen und Engländern, welche zu Ansang deß siebzehnten Jahrhunderts theils in Folge politischer und religiöser Verfolgung, theils wegen begangener Verbrechen, theils auch aus Lust zu Abenteuern ausgewandert waren. Sie hatten sich ursprünglich als Hirten und Jäger, dann als Seeräu- der im Westen der Insel Domingo und auf einzelnen der kleinen Antillen angesiedelt, von wo sie Schmuggel, See- und Landraub trieben. Be- vor sie sich als Piratenstaat organisirten und der Schrecken der spani- schen Flotten und Küsten wurden, trieben sie friedliche Beschäftigungen und jagten auf Dmningo und den nahe liegenden Inseln wilde Stiere, woher sie den Namen Bukaniers erhielten. Die grausame Verfol- gung, die sie hier von den Spaniern erlitten, und die Ausrottung der Stiere erbitterten sie so, daß sie ihre zeither nur vereinzelten Streifzüge in einen systematisch angelegten Plan brachten. Sie nannten sich nun Flibustier oder Küstenbcüder; denn nicht alle waren Seeräuber, ein Theil blieb als Bukaniers bei der Jagd und ein dritter Theil bearbeitete das Land. Anfangs erkannten sie kein früheres Nationalverhältniß an; erst später theilten sie sich in französische und englische Unterthanen. Geraume Zeit genoffen sie Frankreichs Schutz und wurden von England und Holland geduldet. Als sie ansingen ihre Raubgewerbe gegen Freund und Feind zu treiben, wurden sie nach hartem Kampf unterdrückt und zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ist der Bund verschwunden. Die Flibustier sind die eigentlichen Gründer der englischen und französischen Kolonien in Westindien. Die erste westindische Kolonie, die von England aus angelegt wurde, war Barbados (1624). Die Fli- bustier gewährten der Niederlassung ihren Schutz und siedelten sich gleich, falls an. Durch sie allein konstituirte sich um dieselbe Zeit die Kolonie von St. Christoph. Auch sie suchte und fand Unterstützung in Eng- land. Während der Unruhen im Mutterlande überließ man die Kolo- nien sich selbst; und viele Engländer begaben sich dahin. Manche der kleinen Antillen schlossen sich als Tochterkolonien an St. Christoph an. Die ersten Gegenstände des Anbaus waren Tabak und Baumwolle, bald holte man aus Brasilien das Zuckerrohr und der Anbau dessel- den nahm so zu, daß die westindischen Kolonien seit 1650 vorzugsweise in den Besitz der Zuckerausfuhren nach Europa gelangten. Auch wurde Barbados ein Hauptdepot für Sklaven. Bei der damaligen Lage Englands hatten die Kolonien ganz freien Handel. Man schickte die Erzeugnisse nach Belieben in alle Länder, wo sie den besten Absatz fanden, und öffnete ohne Unterschied jedem Kaufmann die Häsen. Diese unbeschränkte Freiheit kam besonders den Holländern zu'statten, welche den englischen Kolonialhandel ganz an sich rissen und mit ihren Schiffen Aus- und Einfuhr besorgten. Die westindischen Kolonien wurden unter kluger Benutzung der Zeitumstände allmälig unabhängig und dem Wesen nach förmliche Freistaaten. Als aber das Mutterland unter Cromwell Zeit und Kraft fand, sich nach außen umzusehen und seine gefährdeten Interessen zu wahren, zogen auch die Kolonien die Blicke auf sich. Und als es ferner galt, durch die Navigationßakte den Streich gegen die Holländer zu führen, waren es eben wieder die Kolonien, deren ergiebige Ausbeute den Fremden entzogen und dem Mutterlande gesichert werden sollte. Jamaika wurde

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 587

1858 - Weimar : Böhlau
587 7) Schweden. Dänemark. Unter der glorreichen Regierung des großen Gustav Adolf (1611 bis 1632) erhielt die schwedische Nation einen Schwung, der sie auch der inneren Veredlung rasch entgegenführte, und einen Namen, den alle Völker Europa's mit Achtung aussprachen. Auch der äußere Um- fang deß Reiches wurde bedeutend erweitert; die ganze Ostküste des baltischen Meeres wurde unterworfen, Finnland, Karelien, Jngermann- land, Esthland gehorchten der schwedischen Herrschaft. Der 1635 mit Polen erneute Waffenstillstand setzte Schweden auch in den Besitz von Livland. Nach Gustavs Tode wurde seine sechsjährige Tochter Chri- stine (1633—1654, gestorben 1689) von den Ständen des Reiches als Thronfolgerin anerkannt und die Regentschaft von den fünf höchsten Reichsbeamten geführt. Die im westphälischen Frieden erfolgte Abtre- tung von Vorpommern und dem Herzogthum Bremen schien den Ein- fluß Schwedens in Deutschland für alle Zeiten zu sichern. Die königliche Gewalt war in Schweden durch den Reichsrath be- schränkt, welchen der König aus den angesehensten Adeligen ernannte und dessen Mitgliederzahl Gustav Adolf auf fünf und zwanzig festgestellt hatte. Weniger einflußreich als in anderen Staaten waren die Versamm- lungen der Stände, und überdies hatte Gustav Adolf den Gebrauch eingeführt, gewöhnlich nur einen beliebig von ihm gewählten Ausschuß der Stände statt der allgemeinen Reichstage zu berufen. Große Vor. rechte und Abgabenfreiheit besaß der Adel, dem auch alle hohen Aemter und Ehrenstellen ausschließlich zugesichert waren. Ein Edelmann zog sich durch eine Vermählung mit einer Frau aus dem Bürger- oder Bauernstande den Verlust des Adels zu. Die gutshörigen Bauern wur- den mit den härtesten Frohnen gedrückt, mit Rohheit und Gewaltthä- tigkeit behandelt. Dennoch ruhte die Stärke Schwedens auf den Bauern, weil der Ackerbau die einzige Nahrungs- und Erwerbsquelle des Landes war. Die Geistlichkeit besaß keinen bedeutenden Einfluß, obgleich die höhern Kirchenbeamten es meist mit dem Adel hielten; die niedern waren arm und schlecht besoldet. Das Finanzwesen war nicht geordnet; die Einkünfte des Staates waren im Ganzen unbedeutend, und man mußte fortwährend seine Zuflucht zur Verpfändung von Krongütern nehmen, die gewöhnlich an den Adel kamen. Das Gerichtswesen war unter Gustav Adolf bedeutend verbessert worden. Die Armee wurde durch Werbungen und Aushebungen zusammengebracht, indem eine gewisse Zahl bäuerlicher Haushaltungen je einen Mann stellen mußte. Christine übernahm die Regierung, als sie achtzehn Jahre alt und mündig geworden war. Sie war von gelehrten Männern in Sprachen und Wissenschaften unterrichtet worden und hatte ungemeine Fortschritte gemacht. Sie las den Thucydides und Polybius in der Ursprache, scbrieb und redete Französisch und Italienisch wie ihre Muttersprache, und Deutsch und Lateinisch ziemlich richtig. Tacitus und Plato studirte sie mit dem größten Eifer und lernte sogar das Hebräische. Ihr gan« Christine.
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