%
Lothar der Sachse. Kreuzzüge. 117
n.c.t.
4) Heinrich V. bedrängt wiederholt die Päbste, kämpft 1100.
gegen empörte Fürsten in Deutschland (Pfalzgraf Siegfried),
beendigt den Investitur-Streit mit dem Concordat zu 1122.
Worms (der Kaiser belehnt die Geistlichen wegen der Rega-
lien mit dem Sceptcr, der Pabst investirt mit Ring und Stab),
stirbt zu Utrecht, als der letzte der fränkischen Dynastie. 1125.
Lothar Ii. der Sachse, von 1125 — 1137.
* Au die Nachtheile des beginnenden unseligen
Streites zwischen den Hohenstaufen und Welfen schließen
sich die immer verderblicheren Züge nach Italien.
Lothar, von den versammelten Fürsten am Rheine
gewählt, kämpft gegen die geächteten Hohenstaufen, Kon-
rad von Franken und Friedrich von Schwaben (Ghibellinen
und Waiblinger), verbindet sich mit Herzog Heinrich dem
Stolzen (Welfen) von Baiern und überträgt ihm Sachsen
1127. Zwei Züge nach Italien; Normänner unter Roger tl.
von Sicilien. Albrecht der Bär, Graf von Ballenstädt,
erhält die Markgrafschaft Nordsachsen, — seine wendischen
Eroberungen (seit 1144 Markgraf von Brandenburg).
Die Pfalz grafen verlieren, bei der zunehmenden Macht der
Herzoge, an Einfluß; ihre Rechte gehen im Kleinen über an die Burg-
grafen; und statt der Grafen erhalten viele Bischöfe Kirchenvögte
über ihre kirchlichen Güter.
Die Leibeigenen fangen unter Heinrich Iv. an, Waffen zu
tragen und Kriegsdienste zu thntt: — Die Reichsversammlnngen sind
allmälig mehr in den Städten, als in den Reichspfalzen; daher Reichs-
städte. Handwerke und Handel besonders seit Heinrich V. allgemeiner;
aber Menge der Raubschlösser, vorzüglich unter Heinrich Iv.
Kreuzzüge: Jerusalem seit 657 unter den Arabern; der Druck
der dortigen Christen, und namentlich der Pilger, im achten Jahrhundert
unter dem Chalifat der Abbasiden besonders groß, steigt noch höher im
zehnten unter den ägyptischen Fatimiden und im eilften unter dem Chali-
fen Hakem, und als endlich die seldschukischen Türken unter dem
Sultan Malek-Schah sich der arabischen Länder bemächtigen, und der
Bruder des Sultans, Thutusch, seinem Feldherrn Orthok 1086
Jerusalem schenkte, begannen die furchtbarsten Greuel in der heiligen
Stadt. Allgemeine Klage der Pilger. Peter von Amiens 1094.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V. Heinrich_V. Siegfried) Siegfried Lothar_Ii Lothar Friedrich_von_Schwaben Friedrich Waiblinger Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Graf_von_Ballenstädt Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Iv Heinrich Peter_von_Amiens
Hohenstaufen. Kreuzzüge. 119
n.c.g.
1) Konrad Iii. erklärt Heinrich den Stolzen in die 1137.
Acht, übergibt das Herzogthum Sachsen an Albrecht den
Bären und Baiern an Leopold von Oesterreich; Welf Vi.,
Heinrich's Bruder, bei Weinsberg geschlagen. Heinrich der
Löwe entsagt Baiern, behauptet Sachsen.
Zweiter Kreuzzug, nachdem Edessa von den Türken 1147.
erobert worden. König Ludwig Vii. von Frankreich, sowie
Konrad, von dem Abte Bernhard von Clairvaux beredet,
entschließen sich dazu. Beide Heere durch trauriges Mißge-
schick aufgerieben; Damask vergebens belagert. Die Könige
erfolglos zurück.
2) Friedrich I. Barbarossa, sucht mit großer Kraft1l52.
das kaiserliche Ansehen in Italien wieder herzustellen. Zn
Unteritalien König Roger von Sicilien, in Oberitalien unab-
hängige Staaten — Mailand, Pa via. Daher Friedrichs
sechs Züge nach Italien. Reichstage auf den Roncalischen
Feldern. Mailand, wiederholt sich auflehnend, belagert und 1162.
zerstört. Darauf lombardischer Städtebuud. Niederlage Fried-
richs bei Lignano 1176. Frieden zu Costnitz 1183.
Friedrich rächt sich an Heinrich dem Löwen, und vermählt
seinen Sohn Heinrich mit Constantia von Sicilien.
Dritter Kreuzzug, nachdem Jerusalem durch Saladinii87.
erobert worden*): König Philipp August von Frankreich,
und Heinrich Ii. von England und nach dessen Tod sein
Sohn Richard Löwen herz, sowie Friedrich I. über-
Im Morgenlande war indessen der tapfere Balduin Hi-, der
noch 1153 Askalvn bezwingt, 1162 gestorben; sein Bruder Amalrich
führt Kriege gegen Aegypren, und dessen Sohn Balduin Iv., ein
kranker Knabe, legt in seiner Schwäche den Grund zum Untergange des
in sich selbst zerrütteten Reichs, starb 1183. Sein Neffe Balduin V.
regiert als Kind unter dem Grafen Raimund von Tripolis, stirbt schon
1186, und nun wird das Ganze durch Parteien zerrissen. König Veit
kämpft gegen den von Türken unterstützten Raimund, wird von Sultan
Sa lad in bei Chittim unfern Tiberias geschlagen und gefangen 1187,
und Jerusalem muß sich ergebe» (Saladin's großmüthige Behandlung
desselben).
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Leopold_von_Oesterreich Leopold Welf_Vi Heinrich Heinrich Ludwig_Vii Ludwig Konrad Konrad Bernhard_von_Clairvaux Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Constantia_von_Sicilien Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Heinrich_Ii Heinrich Richard_Löwen Friedrich_I. Balduin_Iv. Balduin_V. Raimund_von_Tripolis Raimund
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Baiern Weinsberg Baiern Sachsen Edessa Frankreich Italien Unteritalien Sicilien Oberitalien Mailand Italien Mailand England Morgenlande Chittim Jerusalem
— 99 —
unter Benutzung des alten Kanalnetzes mit absehbaren Kosten und Arbeitskräften wieder
in Kulturland verwandelt werden; eine weitere Ausdehnung müsse einer späteren Zeit vor-
behalten bleiben. In Obermesopotamien sei zwar eine künstliche Bewässerung nur in sehr
beschränktem Umfange möglich. Dafür sei aber der Regen etwas reichlicher und gestatte
auf großen Flächen den Getreidebau. Zahlreiche Trümmerhügel (Tells) großer Ortschaften
in jetzt öden Steppenlandschaften seien ein Beweis dafür, daß das Land in früheren Zeiten
dem Ackerbau gedient habe, und vereinzelt angebaute Landstriche zeigten, daß dies auch
jetzt noch möglich sei. Rohrbach weist ferner hin auf das häufige Vorkommen von Naphtha
in dem Landstrich ö. vom Tigris. Ohne Zweifel könnten hier große Erdöllager erschlossen
werden, und die Nähe des schiffbaren Stromes würde einen leichteren Versand des Oles
ermöglichen als von Baku und den amerikanischen Petroleumgebieten. Zudem würde der
Masud (S. 96) für die Bahnen einen billigen Heizstoff abgeben. Rohrbach erwartet Großes
von der Bagdadbahn mit ihren unausbleiblichen Zweiglinien, die das Land erschließen und
in den Weltverkehr hineinziehen werde. Mesopotamien gehe jedenfalls einer großen Zukunft
entgegen und werde insbesondere imstande sein, gewaltige Mengen von Getreide, Baum-
wolle und Erdöl auf den Weltmarkt zu liesern.
Die Bewohner, im ganzen nur 2 Mill., sind überwiegend Araber,
zum kleineren Teile Kurden, Armenier, Perser, Juden, Türken usw. Die meisten
sind seßhaft und treiben Ackerbau oder leben in den Städten als Kaufleute und
Handwerker. Die übrigen ziehen noch, wie zu Abrahams Zeiten, in Zelten
wohnend in den Steppen umher und weiden ihre Herden von Kamelen, Pferden,
Rindern und Schafen.
Wirtschaftlich spielt Mesopotamien heute natürlich eine untergeordnete Rolle.
Doch ist der Handel, seit die Engländer auf dem Tigris einen regelmäßigen
Dampferverkehr eingerichtet haben, rasch gestiegen. 1904 wurden für 31 Mill. Mk.
Landeserzeugnisse ausgeführt, darunter besonders Gerste (7,6 Mill. Mk.), Datteln
(5,9), Wolle (5,1), Galläpfel (1,2), Süßholz, Häute und Teppiche.
Geschichtliches. Babylonien gehört zu den ältesten Kulturländern der Erde.
Wie zahlreiche Ausgrabungen aus neuster Zeit dartun, reicht seine Geschichte bis weit
über das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. 538 v. Chr. kamen die alten Reiche Assyrien
und Babylonien unter die Herrschaft der Perser, dann wurden sie unter Alexander dem
Großen ein Teil des Mazedonischen Reiches (331 v. Chr.). Später wurden die
Römer Herren des Landes, dann nach Mohammeds Tode die Araber. Unter diesen
erlebte das Land seine letzte Blüte. Bagdad, der glänzende Herrschersitz der Kalifen, war
zur Zeit Harun al Raschids, eines Zeitgenossen Karls des Großen, die größte Stadt der
Erde. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Mesopotamien von den Mongolen
verheert, die auch die Kanäle mit Absicht zerstörten. Unter der türkischen Herrschaft
endlich geriet es vollends in Verfall.
Siedlungen. Mesopotamien ist heute arm an größeren Siedlungen. Die großen,
prächtigen Städte des Altertums, Ninive, Babylon, Ktesiphon, Seleuzia u. a.,
sind ganz vom Boden verschwunden, und nur noch Schutthügel kennzeichnen die Stellen,
wo sie einst gestanden haben. In Obermesopotamien ist jetzt Mosul (80000 E.) am
Tigris die Hauptstadt. Von ihr haben die leichten Musselinstoffe, die früher hier angefertigt
wurden, ihren Namen. In 4 km Entfernung liegt die Trümmerstätte des alten Ninive.
Im N.-W. des Landes, nahe der armenischen Grenze, Diarbekr (80000 E.) am Tigris
7*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Rohrbach Rohrbach Abrahams Alexander Alexander Mohammeds Harun_al_Raschids Karls Karls
— 11 —
Der Bergbau ist in Marokko fast unbekannt, obwohl an vielen Stellen reiche Lager
an Erzen, besonders Kupfer, nachgewiesen sind. Eist in letzter Zeit haben europäische
Gesellschaften die Erlaubnis erhalten, Bergwerke anzulegen. Das Gewerbe steht noch
auf niedriger Stufen Es erzeugt Seiden- und Wollengewebe, Teppiche, Metall-
und Töpferarbeiten und feines Leder aus Ziegenfellen (Maroquin und Saffian nach
den Stadien Marokko und Saffi). Die früher in Fes bedeutende Herstellung der nach
dieser Stadt benannten roten Mützen ist fast ganz eingegangen.
Der Binnenhandel leidet unter dem Mangel aller neuzeitlichen Verkehrsmittel
Es gibt weder Telegraphen, Eisenbahnen, noch Kunststraßen. Die Wege sind nichts weiter
als von Tieren und Menschen ausgetretene Pfade. Brücken sind selten. Man muß die
Flüsse durchwaten, und wo das nicht möglich ist, benutzt man Fähren, die von aufgeblasenen
Hammelbälgen über Wasser gehalten werden. Die Beförderung der Waren geschieht aus-
schließlich durch Kamel- und Maultierkarawanen. Der Außenhandel ist gering, aber
infolge des Einflusses, den Europäer in letzter Zeit im Lande gewonnen haben, in den
letzten Jahren rasch gewachsen. Der Gesamtwert der Aus- und Einfuhr betrug 1911
142 Mill. Mk. (A. 67, E. 75). Ausgeführt werden insbesondere Gerste, Felle, Häute,
Wolle, Datteln, Hülsenfrüchte und Eier. Deutschland war in dem genannten Jahre mit
13,9 Mill. Mk. an der Ausfuhr, mit 6,2 an der Einfuhr beteiligt.
Der Staat. Marokko war bis 1912, wo es in französischen Besitz kam,
ein selbständiges Reich, der letzte Rest der sich einst über ganz Nordasrika er-
streckenden Araberherrschaft. Sein Bestehen verdankte es nicht eigner Kraft,
sondern wie die Türkei der Eifersucht der europäischen Großmächte, von denen
keine der andern den fetten Bissen gönnte. Schon 1910 wollte sich Frankreich
Marokko aneignen, mußte aber dann auf Beschluß der Konferenz von Alge-
sir a s seine Hand wieder zurückziehen. 1911 ließ es unter dem Vorwand, seine Unter-
tanen schützen zu wollen, abermals Truppen einrücken. Deutschland erhob
Einspruch, indem es den Kreuzer „Panther" nach Agadir schickte, ließ sich aber
dann im sog. Marokkovertrag vom 4. Nov. 1911 mit der Abtretung eines
Streifens von Französisch-Kongo abfinden (s. Kamerun), und da keine andere
Macht widersprach, konnte Frankreich das Scherisenreich in der Form der „Schutz-
Herrschast" seinen übrigen Besitzungen in Nordafrika angliedern.
Über die Zustände, wie sie bisher in Marokko bestanden, sei noch folgendes mitgeteilt.
Der Sultan oder Kaiser besaß unumschränkte Macht, war zugleich geistliches Oberhaupt
(Scherif) und galt als Nachfolger des Propheten. Zum Zwecke der Verwaltung war das
Land in Bezirke eingeteilt, an deren Spitze je ein Kaid stand, der auch die richterliche
Gewalt ausübte. Doch erstreckte sich die Macht des Sultans in Wirklichkeit noch nicht
über die Hälfte des Landes. Große Gebiete, vor allem die Gebirgsgegenden, waren tatsächlich
unabhängig und erkannten den Herrscher höchstens als religiöses Oberhaupt an. Welche
grauenvolle Willkürherrschaft im Lande bestand, davon entwirft Th. Fischer folgende Schilderung:
„Der Dorffchech schindet seine Bauern, um sich zu bereichern; hat er sich vollgesogen,
so fällt er dem Kaid zum Opfer, der seinerseits über kurz oder laug, wenn ein andrer
für seine Stelle mehr bietet oder die freiwilligen Geschenke, die er dem Sultan und seiner
Umgebung alljährlich bringen muß, nicht groß genug erscheinen, unter irgend einem
Vorwande an den Hof befohlen, seiner Schätze beraubt wird und im Kerker verschwindet.
Tie Sultane ihrerseits endigen meist durch Gift. Nur derjenige, der gar nichts hat, ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Frankreich
Marokko
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Marokko Deutschland Marokko Nordasrika Alge- Deutschland Agadir Kamerun Frankreich Nordafrika Marokko
— 115 —
Wirtschaftlich spielt Arabien auf dem Weltmarkt keine Rolle. Das wich-
tigste Ausfuhrerzeugnis ist Kaffee, der aber heute kaum mehr ^ioo der Welt-
ernte ausmacht. Andere Ausfuhrgegenstände sind Datteln, Gummi, Weihrauch,
Balsam und Straußfedern.
Weihrauch ist das Harz des unsrer Eberesche ähnlichen Weihrauchbaumes. Er wird
gewonnen, indem man Einschnitte in den Stamm und die Zweige macht. Das heraus-
fließende Harz erhärtet rasch, ist blaßgelb, von würzigem Geschmack und angenehmem Ge-
ruch. Schon seit alter Zeit haben Phönizier, Ägypter und Juden, später auch Griechen und
Römer den Weihrauch als Räuchermittel, namentlich in Tempeln, benutzt, indem sie kleine
Stückchen auf glühenden Kohlen verdampfen ließen. Seit Konstantin dem Großen wurde
die Sitte des Weihräucherns auch in den christlichen Gottesdienst eingeführt und hat sich
Abb. 22. Die Kaaba in Mekka.
in der griechisch- und der römisch-katholischen Kirche bis heute erhalten. Auch der Balsam,
zum Unterschiede von andern Arten, Mekkabalsam genannt, ist ein Harz, das vom Balsam-
strauch gewonnen wird. Es dient ebenfalls zum Räuchern und wurde früher auch als
Heilmittel verwendet.
staatliche Verhältnisse; Siedlungen» Arabien ist politisch geteilt und enthält
neben türkischen und englischen Besitzungen mehrere selbständige Staaten.
a) Türkisch-Arabien (440000 qkm, 1050000 E.) umfaßt den w. Küstenstrich
mit den Landschaften Hedfchas, Afir und Jemen und die unfruchtbare Landschaft El
Hasa am Persischen Busen. In Hedschas liegen die beiden heiligen Städte der Moham-
medaner: Mekka und Medina. Mekka (70000 E.), Mohammeds Geburtsort, liegt 100 km
von der Küste in einem engen und sandigen Felsentale, in öder Umgebung. Die Bewohner
8*
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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635
Vieh, Holz, Wachs, Blei und Salz, welche nach Deutschland gingen,
und eben so für die deutschen und levantiner Produkte, welche in Polen
eingeführt wurden. Schlesische Leinwand, Tuche und Eisenwaren hatten
in Polen eine ansehnliche Kundschaft und gingen über Krakau in die
südöstlichen Länder an der Donau. Für Polen konzentrirte sich der Handel
in Krakau, der bevölkertsten und reichsten Stadt des Landes, welcher die
Lage auf der Grenzscheide zwischen Norden und Süden förderlich war.
Den bedeutendsten Verkehr hatte Polen schon in früher Zeit mit Un.
gärn. Aus Ungarn kamen Weine, gedörrtes Obst, Wolle, Hanf, Sal-
peter, Potasche, Häute, Kupfer, Bauholz, Zwetschgenbranntwein und
anderes nach Polen, und Polen gab dagegen besonders Salz aus den
Werken von Wilicka. Mit Rußland trieb Polen schon Handel, als
die Großfürsten noch in Kiew residirten. Der Einbruch der Mongolen
und die Zerstörung Kiews unterbrachen diesen Handel; doch nach der
Abschüttelung deß mongolischen Joches brachten die polnischen Juden
den Handel mit Rußland wieder in Aufnahme,; und Moskau war der
Markt deffelben. Zum Einkauf von Manufakturwaren besuchten die pol-
nischen Juden die leipziger Messen, Die polnischen Erzeugnisse,
namentlich das wichtigste Erzeugniß, Getraide, holten sich die Ausländer, die
Engländer und Holländer, in Polen selbst. Eine regelmäßige und großartige
Ausfuhr von Getraide fand über Danzig und theilweise auch über Riga
statt. Danzig war auch die Hauptniederlage für die nach Polen einge-
führten englischen Waren. Je mehr sich die westlichen Länder bevölker-
ten und durch Industrie bereicherten, desto mehr bedurften sie fremdes
Getraide. Die baltischen Zufuhren waren fast die einzigen, die in den
großen Seehandel kamen, und polnischer Waizen wurde in Spanien wie
in Schweden verbraucht. Erst gegen das Ende dieses Zeitraums, nach-
dem Rußland die Kcimm erobert hatte, erhielten die Länder am schwar-
zen Meer wieder ihre frühere Bedeutung, eine Kornkammer Europas zu
sein. Außer dem Getraide wurde besonders Holz über Danzig aus Po-
len ausgeführt. Zur Einfuhr kamen Kolonialwaren, Weine, Südfrüchte,
Fabrikate und Seesalz. Von dem allerwärts üblichen Merkantilsystem
war in Polen keine Rede; aber die polnische Handelsfreiheit beschränkte
sich nur auf den Adel, der für seine Getraideausfuhr nach Danzig so-
wie für die dagegen empfangenen Retouren keine Zölle zahlte. Der
Kaufmann dagegen war Zöllen unterworfen. Unter diesen Umständen
waren Handel und Industrie unmöglich, da der Edelmann alles billiger
bekam als der Kaufmann, und der Adel es unter seiner Würde hielt,
Handel zu treiben.
Der Verfall des osmanischen Reiches, die Verweichlichung Dievsmancn.
der Sultane, die Entartung der Janitscharen und die allgemeine Er-
schlaffung der vormaligen Spannkraft traten immer mehr hervor. Außer
den Kriegen mit den christlichen Völkern Europas kämpften die Türken
wiederholt auch gegen Persien, wo Ismael Sofi, ein Abkömmling
Ali's, des gepriesenen Vetters und Schwiegersohnes des Propheten,
1500 ein neues persisches Reich gegründet hatte. Der Sultan
Osman Ii. wurde 1621 von den Janitscharen entthront, in die sieben
Thürme geführt und von dem Großvezier erwürgt. Seitdem gewöhnten
sich die Janitscharen, die Schneide ihres Schwertes, wie einst die Prä-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Wilicka
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Polen Donau Krakau Polen Polen Kiew Kiews Moskau Polen Danzig Riga Danzig Polen Spanien Schweden Europas Danzig Danzig Europas Persien
men auch die materiellen Bedürfnisse zu, und Ackerbau, Gewerb-
fleiß und Handel sorgten für die Befriedigung derselben. Luxus
und Verschwendung nahmen bald überhand, und die Pracht mor-
genländischer Paläste und Gärten war nicht ein Mährchen aus Tau-
send und einer Nacht, sondern bare Wirklichkeit. Dieser Luxus ver-
anlaßte nicht, wie bei den Römern, ein System der Aussaugung
des Ganzen, um der unproduktiven Verzehrung einer einzigen Stadt
zu genügen. Mochte auch Bagdad die glänzendste Stadt sein, so
gab es doch noch viele andere, welche ihr nahe kamen. Kultur
und Reichthum waren nicht auf eine Stadt des arabischen Weltreichs
beschränkt, sondern in segensvoller Mannigfaltigkeit über das ganze
Gebiet verbreitet. Der Ackerbau blühte, wo sich Boden und Klima
dazu eignete, und viele Länder, welche in den vergangenen Jahr-
hunderten öde und verwüstet gelegen hatten, sind unter dem Islam
zu Ergiebigkeit und Wohlstand gelangt. Nicht minder, als der
Ackerbau gedieh der Gewerbfleiß und der Handel. Die wissenschaft-
liche Bildung trieb an zur Erforschung fremder Länder, und nach
Mekka, wohin jeder Rechtgläubige einmal im Leben eine Pilgerreise
machen mußte, richtete sich der Völkerverkehr. Das Gebiet des ara-
bischen Handels umfaßte Spanien, Sicilien, Sardinien und mehrere
Küstenstriche von Unteritalien; in Afrika herrschten die Araber wei-
ter, als je ein Volk vor ihnen und bis jetzt auch nach ihnen. Am
Niger, wie am Nil, in den Palmenthälern des Atlas, wie auf dem
Sand der Sahara wurde zu Allah gebetet. In Asien reichte die
Fahne des Propheten bis dahin, wo die großen Steppen ihr eine
natürliche Grenze setzten. Den Indus aufwärts längs des Himalaja
bis zu den Pässen des Belur, über den Aralsee und das kaspische
Meer nördlich zur Wolga und westlich zum Kaukasus erstreckte sich
das Khalifenreich. Auf einem so ungeheuren Gebiet welche Ver-
schiedenheit der Produkte, der Neigungen und Bedürfnisse der Be-
wohner, welche Fülle und Mannigfaltigkeit des Waarenumsatzes!
Die Hauplstadt der arabischen Herrschaft in Asien war Bag-
dad; hier residirte der Khalif, in der doppelten Würde eines reli-
giösen und politischen Oberhauptes aller Gläubigen. Mesopotamien
war durch Fleiß und Kunst aus der Verwüstung wieder in die alte
Fruchtbarkeit versetzt worden, und Bagdad erinnert in mancher Be-
ziehung an Babylon. Bagdad war der Knotenpunkt der wichtigsten
Handelsstraßen, hatte lebhaften Verkehr zu Wasser und zu Lande,
war Stapelplatz für den Handel mit Indien; schwebende Gärten,
Wasserwerke, Kanäle, kolossale Prachtbauten, Luxus, schwelgerisches
Leben, dabei aber auch blühende und kunstvolle Industrie — alles
findet sich wieder, wie in Babylon, nur erhöht und verfeinert durch
eine größere Geistesbildung und die Pstege der Wissenschaften. Me-
sopotamien war der bedeutendste Schauplatz der arabischen Kultur.
Der Feld- und Gartenbau lieferte was nur die Sinne begehrten;
die Schifffahrt auf dem Tigris und Euphrat führte die Schätze der
höher gelegenen Gegenden herbei; vor allem gediehen die Manufak-
turen: Gewebe in Baumwolle und Linnen, geschätzte Arbeiten in
Saffian, Schmuck, silberne und goldene Gefäße, Thonwaaren,
Stickereien, Seidenstoffe. Die Flüsse abwärts ging Aus- und Ein-
fuhr über Bassora, die Hauptstadt des arabischen Seehandels.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bagdad Mekka Spanien Sicilien Sardinien Unteritalien Afrika Niger Asien Kaukasus Asien Bagdad Bagdad Indien Saffian
373
zuwenden und mit ihr vertraut machen. Frühzeitig trieben die Ara-
der Schifffahrt nach Indien; sie find aber auch nach Hinter-
indien und bis nach China vorgedrungen. Südlich ging die ara-
bische Schifffahrt nach der Ostküste Afrika's. Während die Re-
gierung sich des Landhandels vielfach annahm, blieb der Seehandel
sich selbst überlassen. Die Schifffahrt der Araber war nur Küsten-
fahrt, und ihre Schiffe waren schlecht gebaut. Wie viele Bereicherun-
gen auch die Erdkunde den Handelszügen der Araber im Einzelnen
zu danken hat, die Anschauung von der Gestalt der Erde ist durch
sie nicht befördert worden.
Durch die Araber erhielt der Orient von neuem eine große
Bedeutung für die Bildung der Menschheit und regle noch einmal
zu großen Fortschritten in den Künsten des Lebens und in der Wis-
senschaft an. Frühzeitig hatten die Araber eine volksthümliche Poesie
(S. 243). Mohammed's Dichtungen im Koran und Ali's Be-
redtsamkeit gaben eine neue und lebhafte Anregung. Fast gleichzeitig
mit dem Koran wurden Stammsagen und Lieder aufgeschrieben und
in die sogenannten Di man's oder Blumenlesen zusammengetragen.
Um 800 sammelte Abu Theman die große arabische Antho-
logie, zu welcher 50 Jahre später Bochrery einen bedeutenden
Nachtrag zusammengebracht hat. Von jeher ist Spitzfindigkeit ein
Charakterzug der Araber gewesen, und so legte man auch schon früh
großen Werth auf grammatische und prosodische Kleinigkeiten, auf
Sylben- und Buchstaben-Anklänge, Wortstellung, Wortableitung,
Ton und Biegung, und die Künstlichkeit wurde sehr bald Künstelei.
Aus der früheren Zeit twr Araber haben sich auch einzelne Proben
der damaligen B ered tsamkei t, z. B. eine Stelle aus einer dem
Khalifen Ali zugeschriebenen vortrefflichen Rede, und historische
Werke von Jbn Doraid und Jbn Kuteiba erhalten. Die
historischen Sagen und das überlieferte Recht von Jemen hat Abu
Horaira gesammelt. Die große Schwierigkeit der arabischen Sprache
regte frühzeitig zur Beschäftigung mit Grammatik und Wort-
erklärung an.
Unter den Ommaijaden (S. 249) begann der Einfluß frem-
der Völker auf die arabische Literatur. Die Residenz des Khalifen
wurde nach Damaskus, der Hauptstadt des ganz griechischen Lan-
des Syrien, verlegt; das Khalifat hörte auf ein Patriarchat zu sein,
es wurde ein Kaiserthum, welches zugleich ein Papstthum war; es
wurde Arabien und den Beduinen entfremdet. Der neue Hof nahm
die Organisation und die Wissenschaft des byzantinischen Reiches
an; die Vermessung des Landes, das Rechnungswesen, die Heil-
kunde und die Leitung des Bauwesens wurde Griechen und Syrern
überlassen, deren Bildung die Mohammedaner annahmen. Auch
das griechische Postwesen wurde im arabischen Reiche eingerichtet.
Die Annahme und der Einfluß der griechischen Bildung er-
regte den Unwillen vieler Gläubigen. Diese bestritten die Berechti-
gung der Ommaijaden zur Khalifenwürde, und das veranlaßte nicht
bloß die Spaltung in Schiiten und Sunniten, sondern es zer-
fielen die letzteren wegen spitzfindiger Grübeleien wieder in 4 Sek-
ten. In diesen Streitigkeiten kritisirte man den Koran und dessen
Die
Literatur.
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Extrahierte Personennamen: Abu_Theman Ali Jbn_Doraid Abu
Horaira
Extrahierte Ortsnamen: Indien China Kuteiba Damaskus Syrien
382
Veranlassung
zu den Kreuz-
zügen.
Dritter I e i t r a u m.
Vom Anfang der Kreuzzüge bis zu Rudolph
von Habsburg, 1006—1273.
1) Die Kreuzzüge.
Schon sehr früh waren Wallfahrten nach dem gelobten
Lande üblich geworden. Häufiger wurden sie seit der Zeit Con-
stantin's des Großen, welcher das Grab des Erlösers mit einem
schönen Gewölbe hatte überbauen und daneben eine prächtige Kirche
aufführen lassen. Die Araber, welche seit dem siebenten Jahrhun-
dert Herrn von Palästina waren und bei den Besuchen der Pilger
ihren Vortheil fanden, störten die Wallfahrten nicht und ließen die
christliche Gemeinde zu Jerusalem ungekränkt. Dagegen hatten die
Pilger mit mannigfachen Bedrückungen zu kämpfen, als das gelobte
Land der Herrschaft der ägyptischen Khalifen unterworfen wor-
den war. Doch wurden um das Jahr 1000 die Wallfahrten häu-
figer, weil man die Wiederkunft Christi in Palästina erwartete.
Der Erzbischof Siegfried von Mainz und andere Bischöfe unternah-
men 1065 eine Wallfahrt nach Jerusalem mit 7000 Pilgern, von
denen nur 2000 zurückkehrten. Schrecklich war das Loos der Pil-
ger und der Christen in Palästina, als die Seldschucken (S. 365)
Syrien und Palästina erobert und Ortok, der Führer einer türki-
schen Horde, Jerusalem erhalten hatte. Laute Wehklagen erschollen
und erregten den Wunsch, den Ungläubigen das heilige Land zu
entreißen. Schon Gregor Vii. war von dem griechischen Kaiser um
Hülfe gegen die Seldschucken angegangen worden, doch dessen Streit
mit Heinrich Iv. hatte das beabsichtigte Unternehmen verhindert.
Da erschien ein Einsiedler, Peter von Amiens, welcher eine
Wallfahrt nach Palästina unternommen hatte und überbrachte dem
Papste Urban Ii. (S. 306) ein Bittschreiben des bedrängten Patriar-
chen von Jerusalem. Peter hatte die Mißhandlung der Christen
gesehen und selbst erfahren und schilderte sie mit den lebhaftesten
Farben. Christus, erzählte er, sei ihm im Traume erschienen und
habe ihm befohlen, alle Christen zur Befreiung des heiligen Grabes
aufzufordern. Peter wurde von dem Papst durch Italien und Frank-
reich gesandt, um den an ihn ergangenen Ruf des Heilandes zu ver-
kündigen. Ueberall wurde der fromme Pilger als ein Bote Gottes
betrachtet. Abgezehrt und bleich, mit tiefliegenden Augen, barfuß
und mit entblößtem Scheitel, in Lumpen gehüllt, einen Strick um
die Lenden und ein Kreuz in der Hand, zog er auf einem Efel sitzend
einher. Er predigte in Kirchen und auf der Heerstraße; feine hin-
reißende Beredtsamkeit regte alle Gemüther auf; sein Eifer für die
Religion und sein strenges Leben flößten Bewunderung und Ehr-
furcht ein.
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Extrahierte Personennamen: Rudolph
von_Habsburg Palästina Siegfried_von_Mainz Siegfried Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Peter_von_Amiens Urban Christus
548
Untergang
des byzanti-
nisären und
die weitere
Ausdehnung
und die Ver-
fassung des
vsmani scheu
Reiches.
700,000 Mann, das Bajazeths zu 120,000, von einigen zu 160,000
Mann angegeben. Bajazeth wurde geschlagen und nebst seinem Sohne
Musa gefangen genommen; drei andere Söhne retteten sich durch
die Flucht. Bajazeth wurde in einer vergitterten Sänfte (Käses),
dergleichen man fick zur Fortschaffung der Harems bedient, auf
Timurs Zügen mitgeführt, starb aber schon im nächsten Jahre.
Auch Timur wurde zwei Jahre nachher (1405) auf einem Zuge ge-
gen China vom Tode ereilt, und sein Weltreich zerfiel eben so schnell
als es entstanden war.
Dem Osmanenreich schien nach der Schlacht bei Angora der
Verfall zu drohen; die früher unabhängigen türkischen Fürsten traten
wieder hervor, und die vier Söhne Bajazeths stritten um die Herr-
schaft. Es war ein günstiger Zeitpunkt, die Macht der Osmanen
zu vernichten oder diese wenigstens aus Europa zu verdrängen.
Der byzantinische Kaiser ließ aber die Gelegenheit unbenutzt vorüber-
gehen. So geschah es, daß einer von Bajazeths Söhnen, Mo-
hammed I. (1413 —1421) die Macht seines Vaters wieder ver-
einigte. Dessen Nachfolger Murad Ii. (1421 —1451) schloß Con-
stantinopel ein und zwang den Kaiser Johann Vi. (1425— 1448)
ihm Tribut zu entrichten. Schon Johann V. und Manuel hatten
Reisen in das Abendland unternommen und hatten den Papst und
die abendländischen Fürsten um Beistand angefleht. Die erste Be-
dingung des päpstlichen Beistandes war aber die Wiedervereinigung
der griechischen Kirche mit der römischen, und es hatte deshalb auch
Johann V. dem Papste seinen Gehorsam sowie den Glauben der
römischen Kirche beschworen. Er hatte von diesem in den Augen
seiner Unterthanen schimpflichen Schritte nur geringen Vortheil ge-
habt. Dennoch betrieb auch Johann Vi. bei der wachsenden Gefahr
ernstlicher als seine Vorgänger die Vereinigung beider Kirchen. Er
wandte sich an Eugen Iv., und dieser, damals in Streit mit der
baseler Kirchenversammlung, benutzte die Gelegenheit, um eine Kir-
chenversammlung nach Ferrara zu berufen (S. 504). Von vielen
Bischöfen und dem Patriarchen begleitet, hielt Johann Vi. am
28. Februar 1438 einen prunkvollen Einzug in Ferrara. Nach lan-
gen Unterhandlungen über das Ceremoniel folgte ein langwieriger
spitzfindiger Streit über unergründliche Glaubenslehren. Doch kam
endlich eine, die Streitpunkte mehr verhüllende als lösende Verglei-
chungsurkunde zu Stande, und am 6. Juli 1439 wurde die Ver-
einigung beider Kirchen feierlich verkündet. Obgleich das fanatische
Volk in Constantinopel gegen die Vereinigung wüthete und viele
der heimgekehrten griechischen Priester ihre Zustimmung widerriefen,
ließ doch Eugen Iv. einen Kreuzzug predigen. Unter Wladislav Iii.
von Polen und Johann Hunyad drang ein christliches Heer siegreich
über den Balkan, und Murad Ii. ging einen zehnjährigen Waffen-
stillstand ein. Als aber darauf Murad Ii. die Regierung seinem
vierzehnjährigen Sohne Mohammed übergab und sich nach Magnesia
zurückzog, und da auch andere Umstände den christlichen Waffen einen
siegreichen Erfolg zu versprechen schienen, so bewog der päpstliche
Legat Julian den König Wladislav den Waffenstillstand zu brechen.
Da übernahm Murad die Regierung wieder und Wladislav verlor
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Extrahierte Personennamen: Bajazeths_Söhnen Johann Johann Johann_V. Johann_V. Manuel Johann_V. Johann_V. Johann Eugen_Iv. Eugen_Iv. Johann_Vi Johann Eugen_Iv Eugen Johann_Hunyad Johann Mohammed Julian_den_König_Wladislav
Extrahierte Ortsnamen: China Angora Europa Ferrara Ferrara Constantinopel Polen