Mexico. 135
ten, war dem spanischen König ein Reich, Neu-Spa-
nien, gewonnen.
Reiche Produkte hatte'das eroberte Land: M a h ag o n y -
und köstliches Farbeholz in den Wäldern, die Vanille,
eine Schlingpflanze, deren Schoten das bekannte Gewürz ge-
den, Caca o, aus dem schon die Azteken Chocolade bereiteten,
die heilsame Ja lappen-Wurzel, die americanische Aloe
(Ag-ave americana) U. A. Dies Alles galt den Spa-
niern wenig gegen die überaus reichen Silbergruben.
Aber auch Neu-Spanien ging in den Zeiten der
Revolution seit 1809 verloren. Nach langwierigen Zerwürf-
nissen aller Art, nach längerem Schwanken zwischen Republik
und Kaiserthum besteht jetzt ein mexicaniscber Staaten -
bund. Nachdem derselbe in einem unglücklichen Kriege mit
den Vereinigten Staaten von Nordamerica 1843 einen großen
Theil seines nördlichen Gebietes verloren hat, also daß eine
Linie von der Mündung des Colorado quer durch zum Rio
del Norte gezogen, und dann der Rio del Norte selbst die
Gränze bilden: besteht derselbe noch aus 13 Staaten, dem
allen gemeinsamen Bundesdistricte Mexico mit 3 Gebieten,
zusammen etwa 30,000 mm. mit 7 Mill. E. Der Staat
Mexico umfaßt nach seinen politischen Gränzen einen Theil
der Landbrücke zwischen Nord - und Süd-A., das Plateau
von Anahuak, nach seinem Klima terra kria, das kühle
Land — die Terrassenländer, terra templacia, das
gemäßigte Land — die sandigen Küstensäume des atlantischen
und stillen Oceans, terra8 ealient6 8, die heißen Striche.
Die Hauptstadt liegt in der oben geschilderten, mit vulkanischen
Gebirgsriesen umsetzten Seen-Mulde von Anahuak, im Thale Te-
nochtitlan, auf der Stelle der alten Azteken-Hauptstadt. Doch
nahm diese einen weit größeren Raum ein und lag, durch Dämme
mit dem Lande verbunden, auf Inseln im See Tezeuco, den theils
Natur, theils Kunst seitdem weiter von der Stadt entfernt haben.
Das heutige M., die schönste und prächtigste Stadt in America, bil-
det ein regelmäßiges Biereck, ist von mehreren Canälen durchflossen,
hat breite, gut gepflasterte Straßen mit Trottoirs, die sich recht-
winklig schneiden. Unter den Plätzen ist der große Platz der größte
und schönste. An ihm die Kathedrale, die prächtigste Kirche des Erd-
theils, die von Gold, Silber und Diamanten starrt. M., ziemlich
im Mittelpunkte des Landes gelegen (50 M. von Vera-Cruz, 40
von Acapulco), ist Haupthandelsort. Ueber 200,000 E.
Der Staatenbund hat noch gegen 10 Städte, die 20,000 E. haben.
Sie liegen alle auf dem Plateau und nicht an den ungesunden Kü-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Bundesdistricte_Mexico M.
— 177 —
fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer,
Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?.
Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil
lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die
Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten
Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut
begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen
Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier.
Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell
wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein-
richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen
das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und
Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem
Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend,
doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein
ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem
Europäer zuin Vorbild dienen.
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48
seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth-
ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen
die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos
Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten
Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich).
Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten
961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung
Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“)
durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche
König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom
möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und
Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem
dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf-
ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst-
lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen-
staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit
Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii,
zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. —
Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg.
3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber
leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im
Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii,
des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der
Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen
Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar,
der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980;
Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980;
Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten
auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng
in Calabrien 982. —
4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre
alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet,
streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft.
Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom
und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter
und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes
Sylvester Ii. —
Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm
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Extrahierte Personennamen: Ottos Berengars Otto Berengars Ottos Pabst_Johann Johann Leos Leos Otto Peter) Johann_Xiii Johann Otto Kaisers_Romanus Ottos Ottcho Heinrichs Heinrichs Ottos Lothar Ottos Otto Großmutter_Theophano Adelheid Gerberts_von_Rheims Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederloth- Ungarn Ottos Oesterreich Ottos Rom Rom Ottos Memleben Magdeburg Bayern Ottos Frankreich Aachen Lothringens Ottos Calabrien Rom Mainz
86
U
Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu-
söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense
<338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe
Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung
der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein
durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König
bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er-
klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig
vom Pabst.
o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran-
denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem
Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; —
Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober-
bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von
Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol
1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries-
1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von
Nord- und Ostsee bis zur Adria.
Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo-
hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter
Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347.
6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay-
rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz-
burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer
Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats-
klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater"
(Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig.
a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit
dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und
Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner
Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver-
waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er-
klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten
Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor-
1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster
der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und
Bologna.
Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch
Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch
die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350)
!
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_er- Ludwig Ludwigs_Hauspolitik Ludwigs Waldemar Ludwig Ludwig Ludwigs_von
Brandenburg Ludwigs Margaretha_Maultasch Karl_Iv_von_Mähren Karl hanns_von_Böhmen Clemens_Vi Ludwigs Karl_Iv Karl Günther Maximilians Karl Karl Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreichs Niederbayern Tyrol Holland Seeland Hennegau Ostsee Adria Crecy Maximilians Deutschlands Paris Bologna Schlesien Brandenburg
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
198
In demselben Maßstabe, wie die auswärtigen Mächte,
welche von den Emigranten gegen die französische Revolu-
tion aufgeregt worden oder der Aufforderung derselben aus
eignem Antribe entgegengekommen waren, geschlagen wur-
den, vom Kampfplatze abtraten und dagegen im Inneren
ein milderer Zustand eintrat, versuchten die Emigranten,
welche die Hilfe des Auslandes verloren, im Inneren Frank-
reichs ihr Heil wider mit Umtriben und Verschwörungen.
Zwar waren die in den verschidenen Perioden der Revolu-
tion ausgewanderten von sehr verschidenen Ansichten, aber,
wie sich anfangs die verschidensten revolutionären Parteien
für die Revolution interessirten, und erst nach und nach
immer die eine die andere überbot, so war es nun mit
den verschidensten antirevolutionär gesinten Parteien. Sie
wirkten zunächst alle im wesentlichen auf Einen Punkt hin.
Der Convent hatte diese antirevolutionäre Bewegung
begünstigt bis zu Unterdrückung der Jakobiner, zu Ent-
wafnung der Vorstädte, zum Unterligen der Partei der
Comitös und des Berges im Convente; — hier aber wolte
er in der antirevolutionären Bewegung stehen bleiben.
Die Leute jedoch, die er zu Durchfürung seines bisherigen
Strebens gebraucht hatte, waren keinesweges mit solchem
Stehenblciben zufriden. Ein großer Teil der Ieunesse doröe
war für noch volkommenere Reaction gegen alles revolu-
tionäre; die Journalisten, wie sie früher, wo diejenigen
von ihnen Glük machten, welche die revolutionäre Richtung
verfochten, immer voraus gewesen waren mit ihren Ansich-
ten, waren jezt in ihren Aeußerungen weit antirevolutio-
närer als der Convent. Terrorist« und lionnete liomme
waren Begriffe, welche jezt in Paris als diametral ent-
gegenstehend genommen wurden; und mit weit größerer
Heftigkeit noch als in der Hauptstadt in den Provinzen.
Die Repreffalien gegen die ehemaligen Jakobiner waren
besonders im Süden des Reiches namentlich in Wäftch-
den können, wider mit der französischen Republik Fridcn gcschloßcn
hatte. Er war der erste europäische Fürst, der in freundliche Ver-
hältnisse trat zu der neuen Republik.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
272
Mattel, den Prälaten Caleppi und den Herzog de' Bras-
cht zu Abschließung eines Fridens. Sie trafen Buona-
Parte in Tolentin, eben als dieser die Ankunft des Erz-
herzog Karl in Triest erfur, und nun neuen Eräugnissen
im oberen Italien entgegen sehen muste. Da war der
französische Obergeneral geneigter, auf die Unterhandlung
einzugehen, die am Illten Februar einen für den Nach-
folger Petri schmachvollen Friden zur Folge hatte *). So
bald dieser Fride geschloffen war, eilte Buonaparte nach
dem Venctianifchen zurük.
Noch war Buonaparte kein volles Jahr in Italien
— als er ankam, hatte die Rotte, die er fürcn solte,
den nordwestlichen Küstenrand nur zum Teil — nun
war diese Rotte zu einer woldisciplinirten, sigreichen
Armee erhoben, und ihm, dem Fürer, gehorchte das
ganze reiche Land direct oder indirect fast von einem
Ende zum anderen. Nur Venedig, in dessen Gebiet sich
die Oestreicher von neuem sammelten, hatte noch keine
feste Stellung angenommen. Zu Frankreich aber war die
Stellung des in der öffentlichen Meinung ins risenhafte
gewachsenen General Buonaparte schon beinahe so, daß
das Directorium nur eine vermittelnde Behörde bildete
zwischen dem General, der die wichtigsten politischen und
militärischen Verhältnisse fast ganz selbstständig abmachte,
ja! sogar in finanzieller Hinsicht nicht bloß auf eignen
Füßen stund, sondern fortwärend der französischen Regi-
rung
’) Dcr Pabst entsagte allen Frankreich feindlichen Verbindungen und
entließ alle Truppen, die er nicht schon vor dem Waffenstilstande
von Bononien gehabt. Die Republik Frankreich trat in Rom in
alle Rechte ein, die früher die Könige von Frankreich besaßen.
Der Pabst willigte in die Abtretung des Gcbieecs von Avigon an
Frankreich, und cedirte Bononien, Ferrsr und ganz Romanien.
Ank6n solte französische Besatzung behalten bis zum algcmcinen
Friven. Außerdem machte er sich anheischig im Marz 10 Mill.
Franken, im April 5 Mill. Fr. und bis zum 6ten Mai noch 15
Millionen Franken zu zalen und zwar 10 Mill. bar, und 5 Mill.
in Pretiosen; ferner Lieferungen aller Art in Naturalien zu über-
nemcn, die früher ausbedungenen Kunstwerke und Manuscripte
heraus zu geben und alle verfolgten freizulaßen und respective zu
entschädigen.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Buonaparte Buonaparte Pabst Pabst
Extrahierte Ortsnamen: Caleppi Triest Italien Italien Venedig Frankreich Frankreich Frankreich Rom Frankreich Frankreich
314
Am 18ten Te Deum in St. Peter — sogar Cardinäle er-
nidrigten sich zur Anwesenheit.
Als bald hernach Cerooni in Beithiers Namen von
Pabst Pius Vi. verlangte, er solle auf seine weltliche Macht
verzichten, erklärte dieser: sein Recht sei gütliches Ursprungs
— darauf könne er nicht verzichten; auch fürchte ein 8<)jäh-
riger Greis auf dieser Welt nichts mehr. Er sei nun auf
jede Mishandlung gefaßt, man solle nur Gewalt brauchen.
Am 18ten erhielt er die Weisung, binnen zwei Tagen
Rom zu verlaßen. Man zwang ihn am 20ten zur Abreise.
Drei Monate blib er in einem Augustinerkloster in Hohen«
Sinne, dann am 30ten Mai gieng er nach der Carthause
von Florenz. Anfangs März schäfte man auch die Cardi-
näle aus dem Lande; alle auswärtigen Geistlichen musten
Rom verlaßen. Das Land ward, wie sich von selbst ver-
sieht, mit Liferungen gedrükt und aus den Kirchen der
Portugisen und katholischen Engländer, zum Teil auch aus
anderen nam man das Silberzeug. Da troz dem die fran-
zösischen Truppen äußersten Mangel litten, und Massena,
den vile haßten, an Berthiers Stelle trat, verlangte am
24ten Febr. eine Anzal Ossicire ungestüm den der Armee
schuldigen Sold. Wärend sie noch mit Massena und Ber-
thier unterhandelten, brach am Loten in Trastevere ein
Aufstand des eigentlichen Volkes, welches die Franzosen
haßte, aus. Er ward unterdrükt ehe die Montigianen, die
Repräsentanten des eigentümlichen römischen Volksbewust-
seins auf dem linken Tiberufer zu Hilfe kommen konten.
Aber die Ofsicire beharten bei ihrer Forderung; Massena
zog sich nach Monterosi zurük; Berlhier gieng nach der
Lombardei. Endlich befridigte man die Truppen; deren
Benemen aber regte auch die in Cisalpinien auf, und mit
Mühe gelang es, das Heer.zu beschwichtigen.
Anfangs März war Massena nach Rom zurükgekom-
men, und ließ nun die von französischen Commissariem ge-
brachte neue römische Verfaßung promulgiren: die 5 Di-
rektoren hießen hier Consuln; der Rat der Alten hieß Se-
nat; der große Rat Tribunat. Die ersten Consuln ernante
der französische General d'allemagne. So schmükte man
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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380
Richtung welche bis dahin die französische Revolution aus-
zeichnete — und wenn die sitlichcn Folgen dieses dämoni-
schen Tuns jemals besigt werden, wenn das Verderben
was aus demselben mit jeder Generation von neuem auf-
wächst, jemals bezwungen werden kan — nur oer Kirche,
nur ihren segensreichen Einwirkungen wird dies gelingen
— nur wenn es der Kirche gelingt neue Fundamente sitli-
chen Lebens zu legen, deren erstes Zeichen aber unumwun-
dene Lossagung von der Verehrung der höllischen Geister,
die in der französischen Revolution ihr Spil getriben ha-
den, sein müste, wird Frankreich nicht in sich verfaulen,
und nicht sich sitlich vollends verzeren. Das Concordat
gab zugleich Veranlaßung, die Verhältnisse der übrigen
christlichen Culte zum französischen State zu bestimmen, in
welchem nun bei der Widerker äußerer Ordnung, bei dem
großen Raum, welcher durch Freiheit und Äechtheit des
Eigentums äußeren Tätigkeiten eröfnet ward; bei den
Handelsvorteilen und Hilfsmitteln, welche die verbundenen
Tochterrepubliken boten; bei dem Interesse, was Napoleon
an den s. g. cxacten Wißenschaften, und in gewissem Be-
trachte an den Künsten nam, alle Gewerbe und Künste,
die sich mit dem Mammon vertragen mit erstaunender
Schnelligkeit emporblüheten. Da man im Ganzen und
Großen anderes damals nicht verlangte, hatte der erste
Conful bald unglaubliches geleistet. Seine weitere welthi-
storische Aufgabe war, das monarchische Princip weiter
und weiter zu entwickeln — schwerlich fülte er, daß er in
diesem Turr eine Entwickelung einleite, die ihn selbst auf
einem gewissen Puncte, als der Sache nicht weiter nötig
und dem weiterverlangten hinderlich im Wege stehend, ab-
stoßen mnße. Er tat, was er nicht laßen durfte und konte.
Zunächst aber hatte sich dies Streben in der monarchische-
ren Umbildung sämtlicher Tochterrepubliken seine Aufgabe
gefielt.
Am frühesten hatte diese Umbildung stat gehabt in
der batavischcn Republik. Seit den ersten Monaten des
Jahres 1801 ward sie vorbereitet. Das batavische Dircc-
torium legte zuerst einen Plan vor, den aber die gesezge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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569
selbst placirten, tonten nicht so vil Schaden tun, als die
Handgranaten, welche die Spanier mit größtem Geschick
warfen. Am 7ten Februar ward auch auf der linken Ebro-
seite das Jesuskloster gestürmt, als die Franzosen aber in
* die Vorstadt selbst einzudringen versuchten, wurden sie
aus das tapferste zurükgeworfen. Am loten ward endlich
das Kloster St. Francisco vom Engraciakloster aus, nach-
dem eine Mine gesprengt, und zwei Stürme versucht wa-
ren, genommen, und so die unmittelbare Nähe des Cosso
gewonnen. Am 17ten kam man auf der unteren Seite
der Stadt endlich über den Cosso und minirte das
Universi'tätsgebäude, was schon im inneren Cirkel der
Stadt ligt — von Sta. Engracia her sürte man nun sechs
Minen unter dem Cosso weg nach den gegcnüberligenden
Häusern — aber die Energie der Franzosen war erschöpft.
Fünfzig Tage lang hatten die Belagerer ohne Unterbre-
chung gearbeitet, fast ohne Untcrbrcchung gekämpft über
und unter der Erde, mit allen Gattungen blanker Waffe
und Feuergewer — fast alle die tapfersten waren gebliben
oder verwundet — und nun began auch Mangel aller Art
das Heer zu martern — aber Zaragoza war unbesi'gt —
kaum der vierte Teil der Stadt war gewonnen, und noch
hatten die Belagerer kein Zeichen gegeben, daß es ihnen
der Leiden zu vil werde. Das französische Heer ließ laut
seine Klagen, seine Vorwürfe hören — aber auch Lannes
blib fest. Er stelle seinen Leuten vor, daß alle ihre Leiten
von der Stadt gekeilt würden; daß diese außerdem von
einer furchtbaren Epidemie heimgesucht sei — nur wenige
Tage noch, und man werde ihrer Herr sein.
Schon am folgenden Tage, den 18tcn, beschloß Lan-
nes einen algemeinen Sturm — die Minen unter dem
Universi'tätsgebäude mit 30 Centner Pulver sprangen; die
Franzosen drangen über den Cosso in die innere Stadt ein
und sezten sich fest. Fünfzig Geschütze donnerten gegen die
Vorstadt, luchten die Ebrobrücke zu zertrümmern, schoßen
eine Bresche in den festesten Punkt der Vorstadt, das La-
zaruskloster und dieses ward genommen. Der Comman-
dant in der Vorstadt Baron Versage siel, und fast der
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