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nun Bergleute aus dem Harz, wo damals schon der Bergbau blühte, und aus Böhmen in sein Land und gründete eine neue Stadt, die den Namen Freib erg erhielt. Den Silbersegen verwendete er zur Förderung des Wohlstandes seines Landes. Namentlich suchte er Gewerbe und Handel zu heben. Leipzig erhob er zu einem bedeutenden Handelsplatz und verlieh ihm das Recht, alljährlich zu Ostern und zu Michaelis eine Messe zu halten. An der Elbe bei Meißen wurden Reben gepflanzt und so der Weinbau begonnen. —
Iii. 1. Als Kaiser Konrad Iii. gestorben war, wählten die deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich zu feinem Nachfolger. Die Italiener nannten denselben seines röthlich-blonden Haares und Bartes wegen Barbarossa, d. h. Rothbart.
Friedrich Barbarossa regierte von 1152 —1190. Bemüht, das alte Ansehen und die alte Macht Deutschlands wieder herzustellen, suchte er zuvörderst im Innern Ruhe zu schaffen. Darum schlichtete er den alten Streit zwischen Welsen und Hohenstaufen, indem er feinem Jugendfreunde Heinrich dem Löwen zu dem Herzogthume Sachsen, das er schon besaß, das Herzogthum Baiern zurückgab. Dann richtete er seinen Blick südwärts.
In Italien war das kaiserliche Ansehen fast ganz erloschen. Die oberitalienifchen Städte, welche durch den Ge-wcrbfleiß ihrer Bewohner und durch den ausgedehnten Handel mit den kostbaren Waaren des Morgenlandes allmählich sehr reich und mächtig geworden waren, wollten von einer Oberherrschaft des Kaisers nichts mehr wissen. Die übermüthigste dieser lombardischen Städte aber war Mailand. Viele benachbarte kleinere Städte wurden von ihm arg bedrückt. Die Unterdrückten wandten sich hilfesuchend an den Kaiser. Friedrich verwies in einem Schreiben den Mailändern ihr Benehmen auss ernstlichste. Diese aber rissen in ihrem Uebermuthe das kaiserliche Schreiben in Stücke, warfen es auf die Erde und traten es mit Füßen. Solcher Frevel forderte Züchtigung. Friedrich zog mit einem ansehnlichen Heere nach Italien und schloß Mailand von allen Seiten ein. Nach kurzer Zeit mußte es sich, vom Hunger bezwungen, demüthigen. Die Thore öffneten sich; heraus schritt die ge-sammte Geistlichkeit mit vorangetragcnen Kreuzen; dann kamen die Adligen, barfuß und mit bloßen, an dem Nacken befestigten Schwertern; zuletzt erschien das Volk, mit Stricken um den Hals, bleich und trostlos. Alle warfen sich dem auf einem Throne sitzenden Kaiser zu Füßen und flehten um Schonung und Erbarmen. Die Stadt wurde begnadigt, nachdem sie Treue und Gehorsam geschworen hatte.
Kaum aber war Friedrich abgezogen, als auch der Schwur schon wieder gebrochen wurde. Die Mailänder, unzufrieden mit dem kaiserlichen Beamten, dem sie gehorchen sollten, empörten sich von neuem. Abermals zog Barbarossa vor die wortbrüchige Stadt und belagerte sie. Hartnäckig wurde sie von ihren Bewohnern vertheidigt. Der Kaiser aber schwur, nicht eher seine Krone wieder auszusetzen, als bis Mailand
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Michaelis Konrad_Iii Konrad Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich_dem_Löwen Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa
— 90 —
Bergbau liefert besonders Meerschaum, die Industrie Teppiche (Smyrna)
und Seidenwaren (Brnssa). Den Verkehr besorgen noch größtenteils Kamel-
karawanen. Fahrstraßen gibt es nur in geringer Zahl, und die Gesamtlänge
der Eisenbahnen beträgt nur 2400 km. Die wichtigsten Linien sind die von dem
neu angelegten Hafen Haidar Pascha bei Skutari nach Konia mit Abzweigung
nach Angora (Anatolische Bahn) und mehrere Strecken von Smyrna ins Innere.
Von großer Bedeutung für die Zukunft des Landes wird die Bagdadbahn werden,
die als Fortsetzung der Auatolischeu Bahn nach Bagdad und weiter zum Per-
fischen Meerbusen führen soll.
Die Bagdadbahtt wird von der Deutschen Bank gebaut, in deren Händen auch der
Betrieb der Anatolischen Bahn liegt. 1908 wurde mit dem Bau begonnen, und man ist jetzt
am Taurus angelangt, dessen Durchstechung das schwierigste und kostspieligste Stück der ganzen
Anlage ist. Doch ist anch in Syrien bereits eine Strecke vom Amanusgebirge über Aleppo
bis zum Euphrat (200 km) im Betrieb. Die geplante Linie berührt Adana in der Ebene von
Tarsus und zieht von da ö. durch Syrien nach Mosul am Tigris, folgt diesem bis Bagdad,
berührt weiterhin Basra und endet bei Koweit am Persischen Busen. Sie wird eine Länge von
2100 km haben; die Kosten hat man auf 200 Mill. Mk. veranschlagt. Da die Bahn auf
weite Strecken durch öde, wirtschaftlich wertlose Gegenden führt, ist wohl für lange Zeit auf
einen Betriebsgewinn nicht zu rechnen, und die Gesellschaft hat sich darum von der tür-
kischen Regierung eine Noheinnahme von jährlich 12300 Mk. auf das km sichern lassen.
Doch ist zu erwarten, daß in vielen Gegenden, die die Bahn berührt, neue Kulturoasen
entstehen. Banse, ein guter Kenner des Morgenlandes, hält die Anlage der Bahn, im
ganzen genommen, wirtschaftlich für verfehlt. „Strategisch ist sie für die Türkei von Be-
deutung, da für einen n. Kriegschauplatz jetzt erst ihre mefopotamischen und Teile der syrischen
Truppen verwertbar werden. Für den Schnell- und Postverkehr ist sie ebenfalls eine Er-
leichterung, kommt aber da vornehmlich den Interessen der Engländer in Indien entgegen.
Großer Güterverkehr jedoch, der ja allein das Unternehmen gewinnbringend macht, wird
niemals die ganze Bagdadbahn benutzen, sondern höchstens Teilstrecken, um möglichst schnell
den billigen Seeweg zu erreichen. Phantasie ist es, daß die Erzeugnisse Mesopotamiens
oder gar Indiens durch die Bagdadbahn direkt bis Mittel- und Westeuropa oder auch nur
bis Konstantinopel könnten befördert werden". (Vergl. auch S. 99.)
Der Handel Kleinasiens ist beträchtlich, läßt sich aber nicht in Zahlen angeben.
Über Smyrna, den wichtigsten Hafen, mit dem aber neuerdings Haidar Pascha stark in
Wettbewerb tritt, wurden 1906 Waren im Werte von 112 Millionen Mark ausgeführt,
darunter besonders Rosinen (28,5 Millionen Mark), Feigen (15), Gerste (14), Knoppern
(9), Teppiche (7), Baumwolle (6,6), Opium (5,6).
Die Bevölkerung ist sehr ungleichmäßig verteilt. Während im Innern
weniger als 10 Menschen aus dem qkm wohnen, steigt die Dichte in den w.
Küstenlandschaften stellenweise ans 75—100. Den Hauptbestandteil bilden die
Osmanen (7 Mill.), ein Zweig des Türkenvolkes, der sich nach seinem Führer
Osman nennt. An den Küsten wohnen viele Griechen (1 Mill.), die Haupt-
sächlich den Handel in Händen haben. Daneben gibts noch Armenier, besonders im
O., Tscherkessen, Juden usw. 4/5 der Bewohner sind Mohammedaner, 1f6 Christen.
Die heutigen Osmanen sind aus einer Verschmelzung der türkischen Eroberer mit
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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— 215 —
er begnadigt werden und dann als freier Mann einen Beruf treiben. Bald kamen auch
freie Ansiedler, anfangs allerdings nur spärlich, namentlich Engländer, Iren und Deutsche.
„So bildete sich aus ihnen, den im Lande zurückgebliebenen Beamten und Soldaten und
den freigelassenen Sträflingen allmählich eine freie Bevölkerung". Diese erhob bald Ein-
fpruch gegen die weitere Einfuhr von Verbrechern; die Regierung gab endlich nach, und
seit 1640 hörte die Verschickung nach Neu-Südwales auf, nachdem im ganzen 82000 Sträf-
linge dorthin befördert worden waren. Dann wurde Tasmanien (bis 1854) und zuletzt
Westaustralien Verschickungsort, bis man 1868 auch hier die Zufuhr einstellte. Insgesamt
hat England in Australien etwa 200000 Sträflinge angesiedelt. Viele von ihnen sind später
zu ordentlichen Menschen geworden, manche zu Reichtum und Ansehen gelangt. Bei nicht
wenigen allerdings gewann nach der Freilassung die alte Natur wieder die Oberhand, und
die Bewohner haben oft schwer unter Diebes- und Räuberbanden zu leiden gehabt. Doch
darf nicht vergessen werden, daß die Sträflinge durch die Arbeit, die sie leisten mußten,
bedeutend zur Entwicklung des Landes beigetragen haben.
Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte die Bevölkerung nur langsam
zugenommen. Als aber 1851 in Neu-Südwales und Viktoria ergiebige Goldfelder entdeckt
wurden, strömten aus allen Erdteilen Abenteurer herbei, die in kurzer Zeit reich werden
wollten. In 10 Jahren verdreifachte sich die Bevölkerung. Auch später noch wurden durch
neue Goldsunde und die Entdeckung von Kupfer- und Silberlagern viele Menschen ange-
zogen. Außerdem waren die Regierungen auch darauf bedacht, ländliche Ansiedler zu ge-
Winnen. Sie unterstützten solche auf jede Weise, indem sie ihnen Land frei überließen,
sie mit Korn zur Aussaat, mit dem nötigen Vieh und Ackergerät versorgten, sie 18 Monate
lang ernährten und kleideten und ihnen Sträflinge als Arbeiter zur Verfügung stellten.
So wurden immer neue Gebiete der Landwirtschaft dienstbar gemacht und durch Bewässerungs-
anlagen und die Erbohrung von artesischen Brunnen selbst Gegenden sür den Anbau und
die Viehzucht gewonnen, die anfänglich zur Besiedlung gänzlich ungeeignet erschienen. Die
Einführung des Anbaus von Zuckerrohr u. a. tropischen Gewächsen brachte es mit sich, daß
man auch Farbige, Malaien und Kanaken, als Arbeiter ins Land zog, da Europäer in den
heißen Ländern keine Feldarbeit verrichten können. 1860 hatte die Bevölkerung die erste
Million überschritten, 1875 die zweite, 1889 die dritte, 1904 die vierte.
Seit etwa einem Jahrzehnt ist die Bevölkerungszunahme indes nur noch gering und
beschränkt sich fast ganz ans den natürlichen Zuwachs. Die Einwanderung ist dermaßen
zurückgegangen, daß sie die Auswanderung nur wenig mehr übertrifft, obwohl der Erdteil
eine noch viel größere Zahl von Bewohnern zu ernähren vermöchte. Diese Stockung in der
Volkszunahme ist das Werk der in Australien sehr einflußreichen Arbeiterpartei. Um sich
vor jedem Mitbewerb zu schützen und überall ihre hochgehenden Forderungen durchdrücken
zu können, hat sie es in den Volksvertretungen durchgesetzt, daß Einwandrer nur unter
sehr erschwerenden Bedingungen zugelassen werden. Schon seit 1860 suchte man sich der
Chinesen durch eine hohe Kopfsteuer zu erwehren, und seit 1901 wird von ihnen und den
Japanern, die sich im Lande niederlassen wollen, die Niederschrift von 50 Worten in einer
europäischen Sprache verlangt. Ferner ist die Heranziehung von farbigen Arbeitern jetzt
gänzlich verboten, wodurch die Pflanzer tropischer Gewächse schweren Schaden erlitten haben.
Auch die europäische Einwanderung hat sehr nachgelassen, da seit 1890 Unterstützungen an
ländliche Ansiedler nicht mehr gewährt werden und Fabrik- und Bergarbeiter von den ein-
heimischen Arbeitern als „Lohndrücker" gehaßt werden.
Die Verteilung der Bevölkerung über den Erdteil ist der Natur des Landes und den
verschiedenen Erwerbsverhältnissen entsprechend sehr ungleichmäßig. Am dichtesten bewohnt
ist der begünstigtere O. und S.-O.; aber auch hier reicht die stärkere Besiedlung nicht über
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Neu-Südwales Tasmanien Westaustralien England Australien Neu-Südwales Viktoria Australien
— 179 —
Von Faserpflanzen kommen Hanf und Baumwolle in Betracht, von andern
Nutzgewächsen der Tabak, der Lack-, Talg- und Kampferbaum. Der Lack-
bäum liefert einen Saft, der zu den berühmten Lackwaren verwendet wird, der
Talgbaum enthält in seinen Früchten ein talgartiges Fett. Die Viehzucht ist
unbedeutend. Den Schafen und Ziegen sagt das Klima und das hohe, rauhe
japanische Gras nicht zu. Dagegen wird viel Geflügel gehalten, und von großer
Bedeutung ist die Seidenraupenzucht, deren Erzengnisse den Weltmarkt
beeinflussen. Zur Volksernährung liefert der eifrig betriebene Fischfang mit
einem Jahreswerte von 120 Mill. Mk. einen wichtigen Beitrag.
Von Bodenschätzen enthält Japan besonders Kohlen und Kupfer. Beide
werden in ansehnlicher Menge ausgeführte Die Kohlenförderung stieg von
3 Mill, t im I. 1891 auf 151/2 Mill. im I. 1910 (D. 153 Mill.), die
Kupfererzeugung im gleichen Zeitraum von 19000 auf 50000 t. Von andern
Metallen findet man Gold, Silber und Blei, aber sie decken nicht den Bedarf
des Landes. Eisen, das für die Gegenwart wichtigste Metall, findet sich in
Japan nur in geringen Mengen (Erzeugung 1910: 65000 t, D. 15 Mill.).
Sehr bedeutend sind die Lager vorzüglicher Tonerde, die die Grundlage der
großen japanischen Steingut- und Porzellanindustrie bilden. In neurer Zeit hat
man ergiebige Erdöllager aufgeschlossen.
Hervorragendes haben die Japaner schon seit langem in der Industrie
geleistet. Sie ist noch heute überwiegend Hausgewerbe. Altberühmt ist die
Herstellung von Steingut, Majolika und Porzellan, die Verfertigung
prachtvoller, überaus haltbarer Lackwaren und künstlerisch ausgeführter Metall-
arbeiten, wie denn überhaupt das Kunstgewerbe eine hohe Stufe erreicht hat.
Auch in feinen Webarbeiten aus Hanf, Baumwolle und Seide leisten die
Japaner Vorzügliches, ebenso in Flechtarbeiten. Sehr bedeutend ist die Her-
stelluug von Papier, das zu allen möglichen Dingen, Fensterscheiben, Tüchern,
Schirmen, Kleidern, Kopfbedeckungen usw., verwendet wird. Zu diesen, schon
dem alten Japan eigenen Gewerben ist nun in neurer Zeit auch noch die Groß-
industrie nach europäischem Muster getreten: Spinnereien und Webereien,
Hüttenwerke, Schwereisenindustrie, die Panzerplatten, Eisenbahnschienen,Lokomotiven,
Maschinen usw. herstellt, Schiffsbauanstalten, Zündhölzchenfabriken, die jetzt ganz
Ostasien versorgen, usw. Wie rasch sich die Entwicklung vollzogen hat, möge
ein Beispiel zeigen. 1882 wurde die erste größere Baumwollspinnerei gegründet.
1886 waren bereits 65000, 1912 2177000 Spindeln in Betrieb. In einigen
Industriezweigen ist Japan schon in Wettbewerb mit europäischen Erzeugnissen
getreten.
Auch Verkehr und Handel haben gewaltige Fortschritte gemacht. Im alten
Japan gab es nur wenige größere Fahrstraßen. Fast alle Waren wurden auf
Lasttieren, Personen in Sänften und Tragstühlen befördert. In welcher Weise
12*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: Japan Japan Majolika Japan Ostasien Japan Japan
— 233 —
Gestalten von hellbrauner Farbe. Bevor sie europäische Kultur annahmen, pflegten sie den
Körper, insbesondere das Gesicht, zu tätowieren, und es kamen dabei oft sehr kunstvolle
Verzierungen zustande (Abb. 44). Die Kleidung bestand aus feinen Matten, die sie aus
den Fasern des Neuseeländischen Flachses flochten. Ihre Wohnungen waren Hütten ans
Flechtwerk mit Gras- und Mattendächern. Fische, Mark der Farnkräuter, süße Kartoffeln
und Taro bildeten ihre Hauptnahrung. Die Maori waren sehr geschickte Schiffer. Aus
den gewaltigen Stämmen der Kanrisichte machten sie Kanus (Einbäume) von 20 m Länge,
die oft von 100 Rudern bewegt wurden. Sie wohnten in Dörfern von 80—100 Hütten
zusammen. Die einzelnen Stämme, die unter Häuptlingen standtn, lebten beständig in Fehde
miteinander. Die Köpfe der erlegten
Feinde wurden als Siegeszeichen in den
Dörfern auf Pfähle gesteckt, die Leiber
verzehrt. Als Europäer zu Anfang des
19. Jahrhunderts Seeland zu besiedeln
begannen, lebten vielleicht 120000 Maoris
auf den Inseln. Seitdem ist ihre Zahl
bedeutend zurückgegangen. Gewalttätig-
keiten der Europäer führten zu hartnäckigen
Kriegen, die vielen Eingeborenen das
Leben kosteten; andere wurden durch ein-
geschleppte Krankheiten und den Brannt-
wein hinweggerafft. 1868 zählte man nur
noch 38500 Maoris; doch ist ihre Zahl, seit
die Kämpfe aufgehört haben, langsam
wieder gestiegen (1909: 48000). Die
Maoris sind jetzt sämtlich Christen und
haben europäische Kultur angenommen.
Sie leben in ihnen zugewiesenen Gebieten
friedlich von Ackerbau und Viehzucht, kleiden
sich auf europäische Weise, besitzen gute
Schulen und haben ihre völkische Eigen-
art fast ganz aufgegeben.
Die Zahl der Weißen betrug 1910
1,1 Mill. Die ersten Ansiedlungen grün- Abb. 44. Tätowierter Maorihäuptling.
deten Walfischjäger und Robbenschläger (Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine
stärkere Einwanderung erfolgte aber erst seit 1840, wo Neuseeland zur britischen Kolonie
gemacht wurde. Die Weißen sind fast alle englischer Herkunft. Unter den Nichtengländern
sind Deutsche (4—5000), Chinesen (3000), Juden (1600) und Jndier am stärksten vertreten.
Unter den Erwerbszweigen der Insel steht an erster Stelle die Viehzucht, deren
Erzeugnisse fast 3/< der Ausfuhr ausmachen. 1906 gab es 327 000 Pferde, 1,8 Mill. Rinder
und 19 Mill. Schafe. Auch der Ackerbau ist von Bedeutung, steuert aber zur Ausfuhr
wenig bei. Das wichtigste Erzeugnis für den Versand ist der Neuseeländische Flachs. Die
großen Wälder liefern wertvolles Holz, namentlich von der Kaurifichte, und Kauriharz.
Reiche Erträge bringt der Bergbau, insbesondere an Gold, Silber und Kohlen, meist
Braunkohlen. Die Industrie ist gut entwickelt und hat sich in einigen Zweigen bereits
vom Auslande unabhängig gemacht. Die Insel hatte 1910 4500 km Eisenbahnen und
eine Handelsflotte von 352 Dampfern und 254 Segelschiffen. — Der Außenhandel hatte
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— 317 —
dessen 20000 deutsche Einwohner den Anbau von Maniok u. a. Knollengewächsen, Zuckerrohr,
Mais. Bohnen, Kartoffeln^, auch Reis, Kaffee, Baumwolle und Tabak betreiben". Welche
Bedeutung di?ft Ansiedler für das Mutterland haben, geht daraus hervor, daß sie fast
ausschließlich deutsche Judustrieerzengnisse verbrauchen. Man hat ihren Bedarf auf jährlich
30 Mill. Mk. berechnet. Aber noch in andrer Beziehung spielt das Deutschtum in Brasilien
eine wichtige Rolle. Fast überall gibt es große deutsche Handelshäuser und von Deutschen
gegründete und geleitete industrielle Anlagen: Tabakfabriken, Mühlen, Spinnereien, Webereien,
Brauereien usw. Abgesehen von den Ladengeschäften und Agenturen gibt es in Brasilien
über 150 deutsche Großfirmen mit einem Betriebskapital von mindestens 1i2 Milliarde Mk.,
und in Fabrikanlagen sind etwa 40 Mill. Mk. angelegt. Der wichtigste Zweig der brasilischen
Aussuhr, der Kaffeehandel, liegt zu etwa 1/3 in deutschen Händen, und ähnlich steht es mit
dem Kautschukhandel.
Wirtschaftliche Verhältnisse. Brasilien ist ein an wirtschaftlichen Hilfs-
quellen überaus reiches Land, dessen Bedeutung für die Zukunft noch gar nicht
zu ermessen ist. Die Grundlage des Erwerbslebeus bildet der Ackerbau, der
bis heute der Hauptsache nach auf die Küstenlandschasten beschränkt ist. Es ge-
deihen alle tropischen und halbtropischen Gewächse. Für die Ernährung der eignen
Bewohner kommen in erster Linie in Betracht: Mais, das wichtigste Getreide,
schwarze Bohnen, das Nationalgericht der Brasilier, Maniok, Bataten,
Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Reis usw. Das Haupterzeugnis für den Welt-
Handel ist der Kaffee. Brasilien ist das erste Kaffeeland der Erde und lieferte
1907 12^ Mill. dz, über 85 °/0 der Welternte. Ebenso steht es im Anbau
von Kakao an der Spitze aller Länder. Es liefert ferner bedeutende Mengen
von Baumwolle, Rohrzucker und Tabak. Dazu kommen dann noch die Er-
zeugnisse der Urwälder: Kautschuk, von dem Brasilien ebenfalls weitaus am
meisten aus den Weltmarkt liefert, Färb- und Nutzhölzer, Para- und Stein-
nüsse, Vanille, Baumwachs und Arzneipflanzen (Ipekakuanha, Sasaparille).
Ein wichtiges Erzeugnis Südbrasiliens ist der Paraguay- oder Matetee, der
aus den Blättern mehrerer wildwachsender, jetzt auch in Pflege genommener
Stechpalmenarten gewonnen wird und in fast ganz Südamerika zu einem beliebten
Volksgetränk geworden ist.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Brasilien mit dem Anbau des Kaffees be-
gönnen. Aber erst mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts gewann er an Ausdehnung.
In den Jahren von 1830—40 wurden durchschnittlich 53 Mill. kg gewonnen, in den beiden
folgenden Jahrzehnten stieg die Erzeugung auf das Doppelte und Dreifache. 1881 lieferte
Brasilien bereits 59 % und endlich 1907 sogar 85,5 °/0 der Welternte. Die Hauptgebiete
des Kaffeebaus sind die Staaten San Paulo, mit mehr als der Hälfte der Gesamternte,
Rio de Janeiro und Minas Geraes. In San Paulo gibt es über 15000 Kaffeepflanzungen,
von denen reichlich ein Drittel 200000—500000 Bäumchen zählt. Diese Pflanzungen ge-
währen mit ihren immergrünen und immerblühenden Bäumen, die eine Höhe von 5—10 m
erreichen und schöne rote Früchte tragen, einen herrlichen Anblick, besonders zur Erntezeit,
wenn viele fleißige Hände sich regcn, um die Früchte zu pflücken (Ab. 62).
Von Bedeutung ist auch die Viehzucht. Sie wird vorwiegend in den
^-teppenlandschasten (Kampos) des Innern und im S. betrieben. Man hält Haupt-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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sächlich Rinder und Schafe. Hänte, gedörrtes und gesalzenes Fleisch sind
wichtige Ausfuhrerzeugnisse.
Sehr reich ist Brasilien auch an Bodenschätzen; doch ist der Bergbau noch
wenig entwickelt. Nur Gold (1910: 2900 kg) und Diamanten werden in
nennenswerter Menge gewonnen. Die Ausdeute au Diamanten hatte früher
einen Jahreswert bis zu 10 Mill, Mk., und in der Zeit von 1725—1900
sollen im ganzen für 4 Milliarden Mk. der kostbaren Edelsteine ausgeführt
worden sein. Die Entdeckung der afrikanischen Diamantenfelder aber hat einen
bedeutenden Rückgang gebracht (1904: 1,4 Mill. Mk.). Von andern Edelsteinen
und Halbedelsteinen findet man Berylle, Topase, Turmaline und Achate; von
Metallen kommt besonders Eisen und Mangan in Betracht, ferner Kupfer,
Platin und Quecksilber. Vou Silber und Kohlen dagegen hat man bis jetzt
nur geringe Mengen gefunden.
Die Industrie ist der Hauptsache nach aus die Verarbeitung der einheimischen
landwirtschaftlichen Erzeugnisse gerichtet (Getreidemühlen, Kaffeeschälereien, Braue-
reien, Brennereien, Großschlächtereien, Sägewerke usw.).
Das Verkehrswesen ist nur in den Küstenlandschaften einigermaßen ent-
wickelt. An Eisenbahnen gab es 1912 22 000 km. Fast das ganze Innere
ist noch ohne Schienenwege. Im Amazonenstromtieflande spielen die Flüsse, die
zusammen auf 40 000 km schiffbar sind, eine wichtige Rolle. Auf dem Haupt-
Abb. 62. Kaffeepflanzung in Brasilien zur Erntezeit.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
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die Landessprache ist. Von 1857—1911 sind eingewandert 2 Mill. Italiener,
1,1 Mill.spanier, 116000russen, 74000 aus Österreich-Ungarn, 50000deutsche
und 47000 Briten. Die Zahl der Mischlinge, hauptsächlich Nachkommen von
Spaniern und Indianerinnen, mag 300000 betragen. Die Indianer, deren
Zahl beständig zurückgeht, sind aus den Pampas ganz verdrängt und bewohnen
nur noch die unwirtlichen Gegenden des Gran Chako und Patagoniens.
Wirtschaftliche Verhältnisse. Argentinien ist unter allen Staaten Süd-
amerikas wirtschaftlich am besten entwickelt. Es verdankt dies außer der Frucht-
barkeit seines Bodens besonders dem günstigen, auch für Europäer gesunden
Klima, dem Überwiegen der weißen Bevölkerung und den geordneten staatlichen
Zuständen. Die Grundlagen des Wirtschaftslebens find der Ackerbau, der uu-
geheure Mengen von Getreide, namentlich Weizen, u. a. Erzeugnisse für die
Ausfuhr liefert, und die Viehzucht, die an Bedeutung sogar die Australiens
übertrifft. Bergbau und Industrie sind im Vergleich dazu von unter-
geordneter Bedeutung.
Der Ackerbau hat sich erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt. Früher war
Argentinien hauptsächlich ein Land der Viehzucht. Noch 1877 mußte es für die damals
kaum 2 Mill. betragende Bevölkerung Getreide einführen. Seitdem hat der Anbau Riesen-
fortschritte gemacht, und heute steht Argentinien mit an erster Stelle unter den Getreide
ausführenden Staaten der Erde. Das Hauptgebiet des Ackerbaus sind die Pampas,
namentlich deren ö. und n. Teil. Die Hauplerzeugnisse sind Weizen, dessen Anbaufläche
allein ein Gebiet von der dreifachen Größe Westfalens beansprucht, und Mais, der etwa
die Hälfte dieser Landfläche einnimmt. Aber auch der Anbau von Flachs, der Haupt-
sächlich der Gewinnung von Leinsamen dient, und von Hafer ist bedeutend. Sehr gut
hat sich in letzter Zeit auch der Zuckerrohrbau (Bei Tukuman) und der Weinbau (in
den Vorbergen der Anden) entwickelt. Andere wichtige Erzeugnisse sind Kartoffeln, Gemüse,
Erdnüsse, Hülsenfrüchte, Tabak und Obst. Der Viehzucht dient der Anbau der Luzerne,
der in großem Umfang betrieben wird. Die Wälder des Gran Chako liefern das wertvolle,
an Gerbsäure reiche Quebrachoholz. Es wird teils nach Europa verschickt, teils an Ort
und Stelle in Fabriken, die man im Chako angelegt hat, verarbeitet. Nachdem das Holz
zu Spänen zerraspelt ist, wird es in großen Kesseln ausgekocht. Die Brühe wandert dann
weiter, wird mit Chemikalien geklärt und dann durch Sieden eingedickt. Der Auszugstoff
bildet nach dem Erkalten eine feste Masse, die, wenn sie zum Gerben verwendet werden
soll, in heißem Wasser aufgelöst werden muß. Die größte Fabrik liefert allein jährlich
24000 t Extrakt und ernährt eine Bevölkerung von 4000 Köpfen. Das meiste Holz geht
nach Deutschland, wo durch das billigere Quebracho bekanntlich die Schälwaldkultur sehr
gelitten hat.
Der Viehzucht stehen in den Pampas ungeheure Flächen zur Verfügung, die aller-
dings mit dem Vordringen des Ackerbaus immer mehr eingeengt werden. Dafür gewinnt
aber wenigstens die Schafzucht neue Gebiete in Patagonim. Eine Zählung im I. 1903
ergab 29,1 Mill. Stück Rinder, 67 Mill. Schafe, 7,5 Mill. Pferde und 3,9 Mi«. Ziegen.
Welche Bedeutung die Viehzucht in Argentinien hat, leuchtet erst ein, wenn man einen
Vergleich mit andern Ländem zieht. Auf je 100 Bewohner kommen 410 Rinder gegen
32 in Deutschland, 944 Schafe (D. 12) und 106 Pferde (D. 7).
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Extrahierte Ortsnamen: Patagoniens Argentinien Argentinien Argentinien Westfalens Europa Deutschland Patagonim Argentinien Deutschland
— 323 —
In seinen gebirgigen Teilen hat Argentinien mancherlei Bodenschätze:
Gold, Silber, Kupfer n. a. Metalle. In letzter Zeit hat man auch Kohlen und
Erdöl gefunden. Der Bergbau ist aber noch wenig entwickelt. Dasselbe gilt
von der Industrie, die sich hauptsächlich auf die Verarbeitung der Erzeugnisse
des Ackerbaus und der Viehzucht erstreckt. Die wichtigsten gewerblichen Anlagen
sind die Großschlächtereien mit Einrichtungen zur Herstellung und zum Versand
von Gefrier-, Büchsen- und Trockenfleisch (S. 219), Fleischextrakt, ferner Gerbereien,
Molkereien, Getreidemühlen, Brauereien usw. Für den Berkehr bilden der
La Plata und seine Nebenflüsse wichtige Schiffahrtsstraßen. Die Eisenbahnen
hatten 1911 eine Länge von 32 000 km. Eine Linie führt über die Anden
nach Chile.
Der Außenhandel betrug 1911 2800 Mill. Mk. (A. 1314, E. 1486). Haupt-
gegenstände der Ausfuhr waren: Weizen (für 327 Mill. Mk.), Wolle (204), Häute (179),
Fleisch (176), Leinsamen (136>, Quebracho (48), Fett (48), Hafer (47). Unter den Handels-
ländern stehen England, die Bereinigten Staaten und Deutschland an erster Stelle. Der
Handel mit Deutschland hatte einen Wert von 626 Mill. Mk. (A. 370, E. 256). Argen-
tinien führte aus nach D. Wolle (102), Weizen (86), Rinderhäute (58), Leinsaat (48),
Kleie (19), Mais (15), Quebracho (13), Hafer (10). Es erhielt u. a. Eisen und Eisenbahn-
schienen (20), Baumwollwaren (13), Geschosse, Ofen, Röhren (9), Eisendraht (7), Zink (7),
Lokomotiven (5,6).
Staatliche Verhältnisse, Siedlungen. Argentinien ist ein Bundesstaat, der
aus 14 ziemlich selbständigen Provinzen und 10 Territorien besteht. Die Regierung wird
von einem auf 6 Jahre gewählten Präsidenten in Verbindung mit zwei Kammern geführt.
Es besteht allgemeine Wehrpflicht mit einjähriger Dienstzeit. Obwohl der Schulzwang
eingeführt ist und der Unterricht unentgeltlich in staatlichen Anstalten erteilt wird, ist die
Volksbildung noch sehr rückständig. Etwa die Hälfte der Bevölkerung kann weder lesen
noch schreiben. Die Mehrzahl der Bewohner ist katholisch, doch besteht volle Religions-
sreiheit.
Die größeren Siedlungen liegen fast alle im mittleren Teile des Landes. Buenos
Aires (ä-ires, 1,4 Mill. E.), die Hauptstadt, liegt am Mündnngstrichler des La Plata und
ist die größte Stadt Südamerikas. Es ist eine neuzeitlich gebaute, reiche Weltstadt mit vielen
hervorragenden Bauwerken. La Plata (95 000 E.) ist der Hauptsitz der Verwaltungs-
behörden und der gelehrten Anstalten, hat aber neuerdings auch Bedeutung als Handelsplatz
erlangt. Am Parana Rosario (210000 E.), der Endpunkt der Seeschiffahrt auf dem
großen Strome, bedeutend als Handels- und Fabrikstadt. Weiter ö. K6rdoba (95000 E.)
mit einer Universität; am Fuße der Anden, an der Bahnlinie nach Chile, Mendoza
(40000 E.), weiter n. Tukuman (66000 E.).
2. Paraguay (253 000 qkm, 716 000 E., 3 auf 1 qkm), neben Bolivien
der einzige Binnenstaat Südamerikas, liegt zum größeren Teil zwischen dem
Parana und dem Paraguay und erstreckt sich nach W. hin noch über einen
beträchtlichen Teil des Gran Chako. Nur das Zwischenstromland ist für die
Kultur gewonnen, hat viel fruchtbaren Boden und eignet sich zum Anbau
tropischer und halbtropischer Gewächse. Die Bevölkerung besteht überwiegend
aus Mischlingen, etwa 50 000 Indianern und 18 000 Weißen. Die Wirt-
21*
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Extrahierte Personennamen: Paraguay
Extrahierte Ortsnamen: Argentinien La_Plata Chile England Deutschland Deutschland Argentinien La_Plata Parana_Rosario Chile Mendoza Bolivien Parana Paraguay Gran_Chako
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erziehen, sie im Landbau zu fördern und zu umfangreicherer
Anpflanzung für den Handel wertvoller Gewächse zu veranlassen.
Den von Europäern angelegten Pflanzungen kommt die wichtige Aufgabe zu,
als Versuchsanstalten zu dienen und als Musterwirtschaften vorbildlich zu wirken.
Der Ackerbau wird von den Eingebornen meist noch als Hackbau und
ohne Verwendung von Düngemitteln betrieben. Ist ein Ackerstück ausgesogen,
so läßt man es einige Jahre brach liegen und nimmt eine andere Fläche in
Betrieb. Die deutsche Regierung hat nun in Nuatfchä eine Ackerbauschule
gegründet, in der die Neger in allen in Betracht kommenden Zweigen der
Landwirtschaft unterrichtet und praktisch angeleitet werden. Leider aber läßt
die Tsetsefliege in manchen Landesteilen die Haltung von Zugvieh und damit
den Gebrauch des Pfluges und natürlichen Dunges nicht zu, und man muß
vielfach künstliche Düngemittel verwenden. Die Bestrebungen der Regierung
sind von Erfolg gekrönt; die Erträge der Landwirtschaft nehmen von Jahr zu
Jahr zu. Unter den Erzeugnissen des Ackerbaus kommen Jams, Negerkorn,
Erdnüsse, Bohnen usw. nur als Nahrungsmittel der Eingebornen in Betracht.
Ausgeführt werden besonders Mais und Baumwolle. Von hohem Werte
ist ferner die Gewinnung von Palmöl und Palmkernen, Kokosnüssen,
Kautschuk und Elfenbein.
Mais ist schon seit langem von den Eingebornen für den eignen Bedarf ge-
pflanzt worden. Aber erst in den letzten Jahrzehnten hat sein Anbau einen größeren
Umfang angenommen, so daß jetzt schon ansehnliche Mengen ausgeführt werden können
(1909: 979000, 1910: 290000 Mk.). Auch der Anbau der Baumwolle wird schon seit
alters betrieben, besonders in Mitteltogo, das sich am besten dazu eignet. Aber die er-
zeugte Sorte war geringwertig, und die Ausfuhr lohnte nicht. Seit 1900 hat man mit
andern, bessern Arten Versuche angestellt; man hat zudem des Baumwollbaues kundige
Neger aus Amerika herübergeholt, Entkörnungsmaschinen aufgestellt und den Eingebornen
einen Mindestpreis für die Baumwolle zugesichert. Die Maßnahmen versprechen einen
guten Erfolg und lassen die Hoffnung berechtigt erscheinen, daß Baumwolle in absehbarer
Zeit zum wichtigsten Ausfuhrgegenstande des Schutzgebiets werden wird. (A. 1907:
231000, 1910: 456000 Mk.). Einen dauernden, noch sehr steigerungsfähigen Ertrag ver-
sprechen die Ölpalmen (S. 41), die sich in großer Zahl in Süd- und Mitteltogo finden.
Nur etwa 1i3 der Bestände kann bis jetzt sür die Ausfuhr ausgenutzt werden; die übrigen
warten noch der Erschließung durch die Eisenbahn. An zweiter Stelle unter den wild-
wachsenden Erzeugnissen des Landes steht der Kautschuk (S. 52). Er wird fast aus-
schließlich durch Anzapfung von Schlinggewächsen (Landolphia-Lianen) gewonnen, die in
den Urwäldern des Togogebirges massenhaft vorkommen. Da die Schlingpflanzen durch
die Anzapfung zugrunde gehen, so muß der Gummiertrag, der bis jetzt noch stetig zuge-
nommen hat, mit der Zeit wieder abnehmen, wenn es nicht gelingt, durch Anpflanzung
von Gummibäumen einen Ersatz für den Ausfall zu schaffen.
Es gibt in Togo nur vier von Deutschen angelegte Pflanzungen von mäßigem
Umfange, und ihr Beitrag zur Ausfuhr ist bis jetzt gering (Abb. 65). Am aussichts-
reichsten ist der Anbau von Kokospalmen (S. 238) auf dem sandigen, früher ertraglosen
Küstenstrich. Im Gebirge hat man mit Kakao- und Kautschukpflanzungen begonnen.
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Extrahierte Personennamen: Palmöl
Extrahierte Ortsnamen: Nuatfchä Negerkorn Amerika Togo