326 Die mittlere Zeit.
um die kaiserliche Vollgewalt zu rechtfertigen, zum römischen Recht feine Zuflucht nehmen und die Befugnisse des heidnischen Imperators aus sich übertragen lassen. Aber gerade das römische Recht paßte für keine Zeit weniger, als für die der Hohenstaufen, da der heidnische Staat weder eine Kirche noch Rechte einzelner Korporationen kannte, und vou einer Selbständigkeit neben dem Kaiser gar keine Rede war. Namentlich kannte man aber bis jetzt im römischen Reiche anch keine Staatsstener. Friedrich schrieb nun, wie es im alten Rom der Branch war, eine Steuer aus sowohl nach den Gütern, als nach den Köpfen, was große Unzufriedenheit erregen mußte, sowohl bei den Italienern als bei den Deutschen, weil dieses Geld doch nur auf die vielen Rüge nach Wien verwendet wnrde.
2. Ronkaglia ist ein Ort in der Nähe von Piacenza. Hier pflegten die Kaiser auf ihrem Römerzuge das erste Mal auf italienischem Boden zu übernachten. Dort wurde der Heerschild ausgepflanzt und die obersten Vasallen mußten ein jeder zwei Nächte lang vor dem kaiserlichen Zelte die Wache halten, eine Ehrenbezeugung, die sie selbst wieder vou ihren Lehensleuten verlangen durften. Dort wurde auch das erste Mal Heerschau gehalten, und wurden die Lehensträger, die nicht zur Heeresfolge erschienen waren, mit der Acht belegt.
3. Schrecklich war das Schicksal, das Mailand auf dem zweiten Römerzuge traf. Als es sich das erste Mal ergeben mußte, mußte es 0000 Mark Silber bezahlen und 300 Geiseln stellen. Die Bürgermeister, der Rat und die Edlen mußten barfuß, das bloße Schwert am Nacken hängend, das Volk mit Stricken um den Hals, vor dem Kaiser erscheinen und fußfällig dessen Milde anflehen (1158). Bei der zweiten Unterwerfung, ^ vier Jahre später, wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel. Das Urteil aber, das über Mailand erging, lautete: Mailand soll leer und wüst sein; binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und baueu sich in vier Flecken an, von denen jeder zwei Meilen vom andern entfernt ist (1162).
4. Die Einwohner von Susa, wo Friedrich übernachtete, hatten sich verabredet, den Kaiser nachts im Bette zu überfallen. Aber der Anschlag wnrde verraten und Hermann von Sieben eichen, der mit dem Kaiser einige Ähnlichkeit hatte, legte sich in das Bett des Kaisers, wodurch es diesem möglich wurde, zu entfliehen. Die Susaner vergriffen sich nun zwar an dem Ritter nicht, als sie den Irrtum merkten, Friedrich ließ aber die Stadt doch niederbrennen, als er wieder nach Italien kam.
8 121.
Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod.
338) In Deutschland hatte jedoch die Lust, mit dem Kaiser nach Italien zu ziehen, abgenommen, denn Italien war das Grab aller Hoffnungen. Ganz besonders war Heinrich der Löwe, der im Norden seine Herrschaft beträchtlich erweitert hatte, den Zügen nach Italien so abgeneigt, daß er, um einer neuen Fahrt auszuweichen, eine Reise nach dem Heiligen Lande unternahm. Allein er kam nach Hanse, bevor der Kaiser den fünften Nömer-zng hatte antreten können. Er begleitete nun wohl den Kaiser,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ronkaglia Friedrich Friedrich Hermann_von_Sieben Friedrich Friedrich Heinrichs Friedrichs_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Mailand Mailand Mailand Italien Deutschland Italien Italien Italien
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
87. Blick ins Weltall.
393
die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht
entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Fußen hat, und
oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß
er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den
Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben.
Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören
sollte, wie groß die Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader
Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern
Punkt reichlich zwölftausend siebenhundert, der Umkreis der Kugel aber beträgt
vierzig tausend Kilometer. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit aus-
gemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache.
Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große
Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlem darauf
seinen Tau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen
lebendigen Odeni in die Nase. Man rechnet, daß 1460 Millionen Menschen zu
gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen,
ohne das Getier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so
nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgen-
luft hinaufschaut, so ist sie doch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von
der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder anssprechen, als
erwägen und ausdenken läßt, so merke: Wenn auf der Sonne eine große, scharf
geladene Kanone stände und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte
auf keinen andern Menschen, als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm-
lichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues
Haus zu bauen, und könntest darin essen, trinken und schlafen. Denn wenn
auch die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Geschwindigkeit immer
fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr zehn
Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kano-
nenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von 500 Meter nicht mehr
als den sechzigsten Teil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde.
Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe
des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift
man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu um-
fassen, nachdem sie aus einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und
der Wärme noch auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr mildes Antlitz
bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwölfmal größer, als der
Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre inwendig, so hätte nicht nur unsere
Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50 000 Meilen von uns absteht,
könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen: ja, er könnte fast noch einmal
so weit von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde
herumspazieren, wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht aus der
nämlichen, allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Mohnsamenkörnlein
in seiner Schale bildet und zur Reife bringt, eins so unbegreiflich wie das andere.
Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Nämlich
man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte
bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Axe gezogen wäre. Diese zwei
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
87. Blick ins Weltall.
397
die Sonne herum ist und hat sich an ihr erwärmt, so zieht er in einer langen
Linie hinweg in seinen Winter hinaus, weiß niemand wohin. Wenn er als-
dann dreißig oder hundert oder viele hundert Jahre lang immer weiter und
weiter hinweggezogen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit
er sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht
wieder eben so viel Zeit zu seiner Heimreise, und selten sieht ihn einer, der
ihn zum ersten Male gesehen hat, zum zweiten Male.
Der Kometstern hat keine so feste Masse, wie die Erde oder wie ein anderer
Planet. Einige sehen aus wie ein bloßer Dunst, also daß man durch sie hin-
durch die andern Sternlein will sehen können, die hinter ihnen stehen. Andere
sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht
alles daran recht aneinander hinge, sondern viele leere Zwischenräume da wären.
Die Kometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden Schweif geziert, aber
nicht alle. Einige z. B. haben rings um sich bloß einen Strahlenschein, als wenn sie
mit leuchtenden Haaren eingefaßt wären, wie in den großen Bibeln die Köpfe der
heiligen Evangelisten und Apostel aussehen und Johannes des Täufers. Hat aber
ein solcher Stern einen Schweif, so hat er allemal das Ansehen eines Dunstes, der
von Strahlen erhellt ist. Man kann hinter ihm immer die Sterne sehen, an denen
er vorbeizieht; er ist immer etwas gebogen, wird bald größer, bald kleiner, bald
heller, bald bleicher.
4. Die Milchstraße.
^ie Fixsterne sind soweit von uns entfernt, daß es gar kein Mittel mehr giebt,
ihre Entfernung auszurechnen. Der Sirius z. B. oder der Hundsstern, der mit
seinem wunderschönen Glanze vor allen anderen Sternen herausstrahlt, muß wenig-
stens 28 000mal weiter von uns entfernt sein, als die Sonne. Also kann es
auch nicht fehlen, daß er noch viel größer als die Sonne und selber eine
glorreiche, strahlende Sonne ist, die ihrerseits wieder vielleicht eine ganze Planeten-
welt um sich schwingt. Und so ist auch jeder andere Fixstern eine Sonne; denn
daß sie uns so viel kleiner erscheinen, rührt nur von ihrer größeren Entfernung
her. Aber kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter, flattern-
der Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelstreif, den
eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die Gläser der Sternseher betrachtet,
löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine Sterne auf; und es ist wohl
glaublich, daß, wenn ein Sternseher auf den letzten, obersten Stern sich hinauf-
schwingen könnte, der von hier aus noch zu sehen ist, so würde er noch nicht
am Ende sem, sondern ein neuer Wunderhimmel voll Sterne und Milchstraßen
würde sich vor seinen Augen aufthun bis ins Unendliche hinaus.
Aber der ewige und allmächtige Geist, der alle diese Lichter angezündet
hat und alle die Heere von Weltkörpern in den Händen trägt, sieht das Kind
lächeln auf der Mutter Schoß und ernährt auch das kleinste Insekt, und er
umfaßt die Erde und den Himmel und aller Himmel Himmel mit Liebe und
Erbarmung. Denn ob auch die unfaßbare Größe des Weltalls predigt: Was
ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, und Adams Kind, daß du
dich seiner annimmst? so wissen wir doch: Und ob auch eine Mutter
ihres Kindes vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen, spricht
der Herr. Hebel.
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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87. Blick ins Weltall.
87. Blick ins Weltall.
Jes. 40. 26: Hebet eure Augen in die Höhe und sehet!
Wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer
bei der Zahl heraus, der sie alle mit Namen rufet?
1. Die Erde und die Lonne.
Hach dem Augenscheine und nach dem allgemeinen Glauben wäre die Erde
mit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer
ungeheuer großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt nichts
mehr, dort ist gleichsam der Himmel an sie angefügt, der wie eine große, hohle
Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf
und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten
Berg oder Haus, bald rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter,
und bei Nacht der Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich
hoch über unsern Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Stern-
seher wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen
bis ans Ende der Erde, an den Rand, wo man einen aufgehenden Stern mit
der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, imd er geht am erstin April
von Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kaun reisen, wenn
er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein,
durch die Mohamedaner und Heiden, pom Land aufs Wasser, und vom Wasser
wieder aufs Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein Tabak
einfüllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen weg ist,
und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück, auf
einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüt, es wird nach und nach alles, wie
es daheim war; er hört seine Landessprache wieder sprechen; zuletzt erblickt er
von weitem einen Kirchturm, den er auch schon gesehen hat, und wenn er auf
ihn hingeht, kommt er in ein wohlbekanntes Dorf und hat nur noch zwei Stun-
den oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende der Erde nie gesehen.
Nämlich er reist um die Erde, wie mau einen Strich mit Kreide um eine Kugel
herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den alten Fleck, von dem er ausging.
Es find schon viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen Richtungen
gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je nachdem, ist alles geschehen.
Ist nicht der englische Seekapitän Cook in seinem Leben zweimal um die ganze
Erde herumgereist und von der andern Seite wieder heimgekommen? Aber das
dritte Mal haben ihn die Wilden auf der Insel Owai totgeschlagen fl779).
Daraus und aus mehreren sicheren Anzeichen erkennen die Gelehrten folgen-
des: Die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, nein,
sie ist eine ungeheure, große Kugel. Weiteres: Sie hängt und schwebt frei,
ohne Unterstützung, wie die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raume
des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiteres:
Sie ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die Hitze oder der bittere
Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Tieren und ver-
nünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein
Teil der Geschöpfe mit deni Kopfe abwärts hänge und in Gefahr stehe, von
der Erde weg und in die Lust herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden
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Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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87. Blick ins Weltall.
87. Blick ins Weltall.
Jes. 40, 26: Hebet eure Augen in die Höhe und sehet!
Wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer
bei der Zahl heraus, der sie alle mit Namen rufet?
[. Die Erde und die Sonne.
Hach dem Augenscheine und nach dem allgemeinen Glauben wäre die Erde
nlit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer
mrgeheuer großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt nichts
mehr, dort ist gleichsam der Himmel an sie angesägt, der wie eine große, hohle
Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf
und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten
Berg oder Haus, bald rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter,
und bei Nacht der Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich
hoch über ilnsern Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Stern-
seher wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheiin weggeht und will reisen
bis ans Ende der Erde, an den Rarld, wo man einen aufgehenden Stern mit
der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April
von Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, weiln
er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein,
durch die Mohamedaner und Heiden, voin Land aufs Wasser, und vom Wasser
wieder aufs Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein
Tabak einfüllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen
weg ist, und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder
zurück, auf einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüt, es wird nach und
nach alles, wie es daheim war; er hört seine Landessprache wieder sprechen;
zuletzt erblickt er von weitem einen Kirchturur, den er auch schon gesehen hat,
und wenn er auf ihn hingeht, kommt er in ein wohlbekanntes Dorf und hat
nur noch zwei Stunden oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende
der Erde nie gesehen. Näiulich er reist um die Erde, wie man einen Strich
mit Kreide um eine Kugel herumzieht, und kommt zuletzt ivieder aus den alten
Fleck, von dem er ausging. Es sind schon viele solcher Reisen um die Erde nach
verschiedenen Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je nachdem,
ist alles geschehen. Ist nicht der englische Seekapitän Cook in seinem Leben zweimal
unr die ganze Erde herumgereist und von der andern Seite wieder heimgekommen?
Aber das dritte Mal haben ihn die Wilden auf der Insel Owai totgeschlagen (1779).
Daraus und aus mehreren sichern Anzeichen erkennen die Gelehrten Folgen-
des: Die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, nein,
sie ist eine ungeheure, große Kugel. Weiteres: Sie hängt und schwebt frei,
ohne Unterstützung, wie die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raume
des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiteres:
Sie ist rings um und um, wo sie Land hat und wo die Hitze oder der bittere
Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Tieren und ver-
nünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein
Teil der Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hänge und in Gefahr stehe, von
der Erde weg und in die Luft herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden
die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht
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Extrahierte Personennamen: Cook
Extrahierte Ortsnamen: Rarld Deutschland Polen Asien
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
$7. Blick ins Tdeltah.
393
entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Füßen hat, und
oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß
er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den
Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben.
Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören
sollte, wie groß die Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader
Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern
Punkt reichlich zwölftausend siebenhundert, der Umkreis der Kugel aber beträgt
vierzigtausend Kilometer. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit aus-
gemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache.
Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große
Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlein darauf
seinen Tau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen
lebendigen Odem in die Nase. Man rechnet, daß 1430 Millionen Menschen zu
gleicher Zeit aus der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen,
ohne das Getier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so
nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgen-
luft hinaufschaut, so ist sie doch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von
der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder aussprechen, als
erwägen und ausdenken läßt, so merke: Wenn aus der Sonne eine große, scharf
geladene Kanone stände und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte
auf keinen andern Menschen, als aus dich, so dürftest du deswegen in dem näm-
lichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues
Haus zu bauen, und könntest darin essen, trinken und schlafen. Denn wenn auch
die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Geschwindigkeit immer fort und
fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr zehn Jahren von
der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kanonenkugel einen
scharfen Flug hat und zu einer Weite von 500 Meter nicht mehr als den sech-
zigsten Teil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde.
Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe
des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift
man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu um-
fassen, nachdem sie aus einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und
der Wärme noch auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr mildes Antlitz
bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwölfmal größer, als der
Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre inwendig, so hätte nicht nur unsere
Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50000 Meilen von uns absteht,
könnte darin ohne Anstoß aus- und untergehen; ja, er könnte noch einmal so weit
von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren,
wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht aus der nämlichen, allmächtigen
Hand hervor, die auf der Erde das Mohnsamenkörnlein in seiner Schale bildet
und zur Reife bringt, eins so unbegreiflich wie das andere.
Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Nämlich
man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte
bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Axe gezogen wäre. Diese zwei
Punkte nennt man die Pole. Gleichsam um diese Axe herum dreht sich die Erde
in vierundzwanzig Stunden, nicht nach der Sonne, sondern gegen die Sonne;
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Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
87. Blick ins Weltall.
397
Linie hinweg in seinen Winter hinaus, weiß niemand wohin. Wenn er als-
dann dreißig oder hundert oder viele hundert Jahre lang immer weiter und
weiter hinweggezogen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit
er sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht
wieder eben so viel Zeit zu seiner Heimreise, und selten sieht ihn einer, der
ihn zum ersten Mal gesehen hat, zum zweiten Male.
Der Kometstern hat keine so feste Masse, wie die Erde oder wie ein anderer
Planet. Einige sehen aus wie ein bloßer Dunst, also daß man durch sie hin-
durch die andern Sternlein will sehen können, die hinter ihnen stehen. Andere
sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht
alles daran recht an einander hinge, sondern viele leere Zwischenräume da wären.
Die Kometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden Schweif geziert,
aber nicht alle. Einige z. B. haben ringsum sich bloß einen Strahlenschein, als
wenn sie mit leuchtenden Haaren eingefaßt wären, wie in den großen Bibeln
die Köpfe der heiligen Evangelisten und Apostel aussehen und Johannes des
Täufers. Hat aber ein solcher Stern einen Schweif, so hat er allemal das
Ansehen eines Dunstes, der von Strahlen erhellt ist. Man kann hinter ihm
immer die Sterne sehen, an denen er vorbeizieht; er ist immer etwas gebogen,
wird bald größer, bald kleiner, bald heller, bald bleicher.
4. Die Milchstraße.
^ie Fixsterne sind so weit von uns entfernt, daß es gar kein Mittel mehr
giebt, ihre Entfernung auszurechnen. Der Sirius z. B. oder der Hundsstern,
der mit seinem wunderschönen Glanze vor allen anderen Sternen herausstrahlt,
muß wenigstens 28 000mal weiter von uns entfernt sein, als die Sonne. Also
kann es auch nicht fehlen, daß er noch viel größer als die Sonne und selber
eine glorreiche, strahlende Sonne ist, die ihrerseits wieder vielleicht eine ganze
Planetenwelt um sich schwingt. Und so ist auch jeder andere Fixstern eine
Sonne; denn daß sie uns so viel kleiner erscheinen, rührt nur von ihrer grö-
ßeren Entfernung her. Aber kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie
ein breiter, flatternder Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen
Nebelstreif, den eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die Gläser der
Sternseher betrachtet, löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine Sterne
auf; und es ist wohl glaublich, daß, wenn ein Sternseher auf den letzten,
obersten Stern sich hinaufschwingen könnte, der von hier aus noch zu sehen ist,
so würde er noch nicht am Ende sein, sondern ein neuer Wunderhimmel voll
Sterne und Milchstraßen würde sich vor seinen Augen aufthun bis ins Unend-
liche hinaus.
Aber der ewige und allmächtige Geist, der alle diese Lichter angezündet
hat und alle die Heere von Weltkörpern in den Händen trägt, sieht das Kind
lächeln auf der Mutter Schoß und ernährt auch das kleinste Insekt, und er
umfaßt die Erde und den Himmel und aller Himmel Himmel mit Liebe und
Erbarmung. Denn ob auch die unfaßbare Größe des Weltalls predigt: Was
ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, und Adams Kind, daß du
dich seiner annimmst? so wissen wir doch: Und ob auch eine Mutter
ihres Kindes vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen,
spricht der Herr. Hebel.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
§ 37. Gesamtbeschaffenheit der Crde.
nur muß mau diesen Wert noch um Vis vergrößern, denn auch noch aus dem Um-
ring des so berechneten Gesichtskreises treffen Strahlen unser Auge, indem die
Lichtstrahlen nicht geradlinig, sondern in einem nach dem Erdboden hin geöffneten
Flachbogen die Luft durchmessen. Aus solchem Wege findet man z. B. für die Spitzen
der beiden Türme des Kölner Doms (156m) eine Aussichtsweite von 47553™
oder 6,4 M. j
Die einzelnen Breitenkreise der Erde haben naturgemäß eine
unter einander sehr verschiedene Rotationsgeschwindigkeit. Den Polen
nahe durchwandeln die Oberflächenpunkte der Erde kleinste Tages-
kreise in derselben Zeit eines Sterntages, in welcher die Punkte
des Gleichers 5400 M. zurücklegen, also mit 465™ Geschwindigkeit
dahinsausen Je größer aber die Schnelligkeit der Drehung, desto
größer auch die Eentrifugal- oder Fliehkraft d. h. das Streben des
rotierenden Punktes sich vom Drehungsmittelpunkt zu entfernen (Ver-
such mit der am Faden geschwungenen Bleikugel). In Folge dieses
nach den niederen Breiten so erhöhten Widerstrebens gegen die
alle irdischen Dinge nach dem Erdmittelpunkt ziehende Erdkraft, die
Schwerezeigt sich diese äquatorwärts verringert; etwas trägt
hierzu auch der Umstand bei, daß der Anziehungs- d. h. der Mittel-
punkt der Erde (wegen der nur sphäroidalen Erdgestalt) den niederen
Breiten ferner, den höheren näher liegt. Deshalb schlägt ein Sekun-
denpendel, für hohe Breiten bemessen, schon in mittleren Breiten zu
langsam, bis man es etwas verkürzt. Ein richtig gehendes Sekun-
denpendel muß an beiden Polen 996, am Äquator 991""° lang sein.
Die Erde besteht aus dichterem Stoff als fast alle anderen uns
bekannten Weltkörper; durch Beobachtung mittels der Drehwage hat
1) Meterlänge des Äquators 40068000, Sekundenzahl des Sterntages 86140;
hieraus solgt die Sekundengeschwindigkeit von 465™ (gleich der Ansangsgeschwindig-
keit eines Geschosses aus einem der größten Kruppschen Geschütze).
2) 43.
15*
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230
n. Die Lufthülle.
abfließende Winterluft stammt von dieser selbst, und 2km über ihr gewahrt man den
Luftersatz durch einen Gegenmonsun vom Meer ins Land.
Nach der Höhe der Atmosphäre nimmt der Luftdruck natürlich
ab^, denn die Dichte der Unterteile einer Luftsäule wird eben durch
die auf ihnen lastenden Oberteile derselben verursacht. Aber auch im
Niveau des Meeresspiegels grenzen (schon in Folge ungleicher Er-
wärmung, doch darum nicht allein) ^ schwerere an leichtere Luftschichten,
weshalb die Luft auf Erden nie zur Ruhe kommt. Linien gleichen
Luftdrucks (gemessen im Niveau des Seespiegels oder auf dasselbe
rechnerisch erhöht) heißen Isobaren.
Auch der große Austausch der Luft durch alle Zonen 3 beruht
einfach auf deren Druckunterschieden. Die im Stillengürtel empor-
gestiegenen Luftteilchen flimmern, durch die Aufsteigung selbst erkaltet,
zwar immer wieder hinab, um das Spiel wohl unzählige Male von
neuem durchzumachen; durch die in jenem Gürtel am beständigsten
aufwärtsstrebende Luft sammelt sich aber stets in der Höhe eine durch
den ständigen Nachschub verdichtete Luftmasse, welche gen N. wie S.
minder dichte Luftschichten zur Seite hat, diese folglich verdrängt; und
da durchschnittlich überhaupt jeder äquatornähere Breitengürtel einen
wärmeren Luftgürtel trägt als der ihm polwärts anlagernde, wird
auch außerhalb des Stillengürtels aus ähnlichen Gründen in gleichen
Lufthöhen regelmäßig dichtere Luft polwärts dünnere Luft berühren
und zu verdrängen bestrebt sein, woraus sich im ganzen eine doppelte
Luftströmung in der Richtung vom Äquator nach beiden Polarzonen
(Äquatorialstrom i. w. S.) und eine doppelte Ersatzströmung beider
Erdhälften in entgegengesetzter Richtung ergiebt (Polarstrom i. w. S.).
Der Passat gehört demnach seiner Richtung gemäß zum Polarstrom,
obwohl ein gutes Teil gegenpassatischer Luft immer von frischem in
ihn eintritt; und der gegenpassatische Äquatorialstrom macht sich auch
in unseren Breiten mitunter hoch oben im Luftmeer bemerklich, denn
er ist es, der die höchsten Wölkchen uns aus Sw. am Himmel
hintreibt.
Beginnt eine Bewegung, z. B. die eines Pendels, in genauer Ns.-Rich-
tung im Meridian 0 (wie die Pfeile von a aus andeuten sollen), so wird sie, falls
sie immer die gleiche Richtung beibehält, aber bei der Ostdrehung der Erde allmählich
in die Gegend gelangt, welche bei ihrem Beginn der Meridian 60 einnahm, sich
mit der Meridianrichtung kreuzen (weil ja die Meridiane polwärts auf einander
zustreben); aus diese Art machte Foucault [fulöl] durch vielstündiges Schwingenlassen
langer Pendel in hohen Gewölben die Rotation der Erde augenfällig. Bewegt sich
1) Deshalb kann man erreichbare Höhen der Erdoberfläche mittels des Baro-
meters, nämlich nach dem Grade ihrer Luftverdünnung messen; andere Höhen-
Messungen sind die trigonometrische (durch Messung des Höhenwinkels, bei nicht zu
ersteigenden Höhen das allein anwendbare Verfahren) und das Nivellement (Ab-
Messung der Bodenerhebung von einem der Höhe nach bekannten Ausgangspunkt
Strecke für Strecke bis zu der zu bestimmenden Höhe hin, so bei Eisenbahnbauten).
2) S. 148, Anm. 3) S. 36 f.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
§ 39. Wärme und Niederschlag.
Nun ein Lustteilchen anfangs ebenso in der Richtung des Meridians pol- oder
äqnatorwärts, so wird uns seine Richtung, wie obige Figur zeigt, uach einiger
Zeit durch den bloßen Einfluß der Erdrotation uicht mehr als eiue meridionale
erscheinen, der Punkt a wird bei beständiger Fortbewegung in der Richtung des
Pfeiles ad nicht in d eintreffen, wenn sein Meridian in die Stellung eingerückt ist,
die vorher der 60. einnahm, sondern in c. Somit lenkt jede geradlinige
Fortbewegung aus der n. Erdhälste r., aus der s. I. ab. Zum allmäh-
lichen Umsatz des S.-Windes in Sw.-Wind ans unserer Erdhälste (desgleichen des
N. in No., auf der anderen Halbkugel des N. in Nw., des S. in So.) trägt
aber auch noch die Thatsache das ihre bei, daß die Luftteilchen von niederen Breiten
raschere Rotationsbewegung mitbringen, von höheren langsamere (schon in mittel-
deutschen Breiten ist die Rotationsgeschwindigkeit nur noch 300 m in der Sekunde,
also um 165™ gegen die äquatoriale vermindert).
§ 39.
Wärme und Niederschlag.
Die Luft besteht aus einem Gemenge von | Sauerstoff- und
| Stickstoffgas; nur ihrer untersten Schicht ist Wassergas beigemengt,
in so rasch aufwärts abnehmender Masse, daß schon in Meilenhöhe
die Luft völlig trocken und daher tief dunkelblau ist.* Die Erwärmung
der Erdoberfläche hängt nicht nur von dem Winkel der Insolation
d. h. Zustrahlung ab2, sondern auch von der Beschaffenheit der bestrahl-
"ten Fläche^ und der Diathermanie der überlagernden Luft d. h.
ihrer Durchlässigkeit für Wärmestrahlen. Weil dünnere und trocknere
Luft diathermaner ist, so muß hochgelegener Boden viel rascher erwarmen
und (durch Ausstrahlung in den kalten Weltraum) erkalten als tief-
gelegener. Die Höhenluft muß überall kälter sein, weil sie besonders
wenig Wärme von den Sonnenstrahlen aufnimmt, hauptsächlich aber
weil nur so wenig erwärmende Bodenmasse in sie hineinragt. Auch
ihre durch Zuleitung wärmerer Luft aus tieferen Lagen verursachte
1) 43. 9. S. 97. 2) 7. 3) S. 35.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]