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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 106

1868 - Mainz : Kunze
106 Erste Periode der neueren Geschichte. Galileo Galilei -j- 1642, Isaak Newton t 1727, und Andere erwerben sich um die Wis- senschaft un- sterbliche Verdienste. Der Grego- rianische Ka- lender 1582. Würtembergischen (1571—1630), dessen Mutter als Hexe angeklagt wurde und im Kerker starb, beobachtete und berechnete die Bahn des Mars und entdeckte, daß die Planeten sich in Ellipsen um die Sonne bewegen. Der Italiener Galileo Galilei aus Pisa (1564—1642), welcher die Gesetze des Pendels und des Falles entdeckte und das kurz zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete, lehrte öffeutlich die Bewegung der Erde um die Sonne. Er zog sich dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward eingekerkert und mußte öffentlich seine Behauptung widerrufen, wobei er jedoch leise die Worte gesprochen haben soll: „und sie bewegt sich doch!" Der Engländer Isaak Newton (1642—1727) fand, daß jedem Weltkörper zwei Kräfte inwohnen, die Schwer- oder Anziehungskraft und die Flieh- oder Fortschwingungskraft. Durch die Schwerkraft fesselt die Sonne den Erdkörper, dieser den Mond an sich; ohne dieselbe würde die Erde von der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, da sie vermittels der Fliehkraft das Bestreben haben, geradeaus fortzuschwingen. Ferner gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers durch den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener Toricelli und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike. Bemerkenswerth ist endlich noch, daß 1582 der Papst Gregor Xiii. auf Anrathen des Dr. Aloys Lilius von Verona einen verbesserten Kalender einführte, welcher nach seinem Adoptivvater der Gregorianische heißt. Seit Julius Cäsar rechnete man das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden^), und schob alle vier Jahre ein Schaltjahr ein. Da aber dadurch das Jahr um 11 Vs Minuten zu hoch bestimmt worden war, so ward im Verlaufe der Zeit die Rechnung falsch. Schon 325 n. Chr. auf der Kirchenversammlung zu Nicäa hatte man drei Tage ausgemerzt; 1582 mußten abermals zehn Tage ausfallen, und man ging damals vom 4. Okt. alsbald auf den 15. Okt. über. Während Cäsar regelmäßig alle vier Jahre ein Schaltjahr einschob, verordnete Gregor, daß zwar alle vier Jahre in der Regel ein Schalt- jahr stattfinden solle, daß aber bei den Säcularzahlen immer nur das vierte ein Schaltjahr sein sollte. 1600 und 2000 sind also nach dem Gregorianischen Kalender Schalt-, 1700, 1800, 1900 dagegen gemeine Jahre. Die russisch-griechische Kirche, welche den Iulianischen Kalender °) Cäsar rechnete das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden und zählte eben nur alle vier Jahre die 6 Stunden. In Wirklichkeit betrügt es aber nur 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 226

1867 - Mainz : Kunze
226 Vierte Periode des Mittelalters. legte die Leiche eines Ermordeten auf eine Bahre und ließ den ver- dächtigen Mörder die Wunde berühren. Sobald das Blut ans der- selben oder Schaum ans dem Munde des Geniordeten trat, oder wenn der Todte sich bewegte und veränderte, so war der Angeklagte des Mordes schuldig. Manchmal nahm man statt der Leiche nur die Hand des Ermordeten; dies nannte man „das Scheiugeheu." Verschtedene Länger als die Ordalien, welche int 15. Jahrhundert abkamen, 6 Fetter^ schielt sich die Tortur. Unter Tortur oder Folter versteht man das Hülfsmittel, welches durch Erregung heftiger körperlicher Schmerzen dem Munde des Angeklagten ein Geständni'ß entlocken soll. Die Tortur hatte mehrere Grade. Die erste, die bambergische Tortur, bestand in Peitschenhieben bei ausgespanntem Körper und im Zusammenquetschen der Daumen in eingekerbten oder mit stumpfen Spitzen versehenen Schraubstöcken; der zweite in heftigem Zusannnenschnüreu der Arme mit härenen Schnüren, im Zusammenschrauben der Beine mit ähn- lichen Werkzeugen, den spanischen Stiefeln. Ein kreüzweises Zusam- menpressen der Daumen und großen Zehen geschah durch das soge- nannte mecklenburgische Instrument. Der dritte Grad bestand im Aus- recken des Körpers niit rückwärts aufgehobenen Armen auf einer Bank oder Leiter oder durch die eigene Schwere des Körpers, wobei Gewichte au die Füße gehängt wurden. Diese Marter wurde noch durch Brennen in der Seite, auf den Armen, an den Nägeln erhöht*). Außerdem gab es noch eine Menge anderer Peinigungsmittel, z. B. die pommersche Mütze, welche den Kopf auf eine bedenkliche Weise zusammenpreßte; der gespickte Hase, eine Rolle mit stumpfen Spitzen, über welche der auf der Leiter ausgespannte Körper auf- und abgezogen wurde. Ge- wöhnlich setzte man die Folter fort, btä ein Geständniß erfolgte. Leugnete der Inquisii, so fuhr man fort, denselben zu martern und zu quälen. Ein abgelegtes Geständniß mußte am folgenden oder dritten Tage ungezwungen wiederholt werden. Friedrich der. Große, König von Preußen, schaffte zuerst in Deutschland die Oualen der Tortur ab. Das F-hm- Abgesehen von dem Jnquisitionsgericht (S. 151) war das furcht- gericht. Harste aller Gerichte die heilige Fehme oder das Vehmgericht, welches in Westphalen und später in ganz Deutschland im Gange war und so viel als Strafgericht bedeutet. Als die Gesetze im deutschen Reiche durch die Willkür der Herrn vom Adel in Abwesenheit des Kaisers immer mehr mißachtet wurden, traten die Besseren zu einem Strasge- *) Die Criminalordnung der Kaiserin Maria Theresia von 1769 stellt die- selben auf 45 Kupfertafeln dar.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 216

1867 - Mainz : Kunze
216 Vierte Periode des Mittelalters. §. 39. Neue Entdeckungen und Ersindnngen. Die letzten Jahrhunderte des Mittelalters brachten eine Reihe der wichtigsten Erfindungen und Entdeckungen, welche für die Entwickelung der Menschheit von deni größten Einflüsse waren und als Vorboten einer neuen Zeit angesehen werden müssen. Dazu gehören insbesondere: Die Erfin- 1) Die Erfindung des Compasses zu Anfang des 14. Jahr- Compasfts Hunderts durch Flavio Gioja aus Amalsi, wodurch die freie Fahrt auf durch Flavio dem unermeßlichen Ocean ermöglicht wurde, da der Steuermann Mit G.oja 1302 j£jner m auch bei bedecktem Himmel leicht zurecht finden kann. Die wesentlichsten Bestandtheile eines Compasses sind die auf einem Stifte freispielende Magnetnadel, welche die wunderbare Eigenschaft be- sitzt, nach dem magnetischen Nordpol zu zeigen, so daß das eine Ende nach Norden, das andere nach Süden zeigt, und die Windrose, eine kreisförmige Pappenscheibe, auf welcher ein Stern von 32 Strahlen angebracht ist, deren Spitzen die Welt- oder Himmelsgegenden anzeigen. des Schieß- 2) Die Erfindung des Schießpulvers durch den Franziskaner ^Benhou^ Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau (1340). Schwarz be- Schwarz schäftigte sich viel mit Chemie. Einst hatte er Salpeter, Schwefel und 1340 Kohlen in einem Mörser gestampft und diesen mit einem Steine zuge- deckt. Zufällig siel ein Funke in den Mörser, die Mischung entzündete sich, und unter heftigem Knalle fiog der Stein empor. Die Chinesen, welche die Seide und das Porzellan vor uns zu fertigen verstanden, rühmen sich, vielleicht nicht mit Unrecht, auch das Schießpulver, den Compaß, die Buchdruckerkunst, das Lumpenpapier vor uns erfunden zu haben. Es ist gewiß, daß schon im 12. -Jahrhundert auf dem Rammelsberg bei Goslar Pulver zur Sprengung des Gesteins gebraucht wurde. Durch Berthold Schwarz erhielt es seine Anwendung auf die Donner- und Wallbüchsen. Dadurch ward eine ganz veränderte Krieg- führung und Bewaffnung nothwendig, weil die alten Waffen den aus Haus Lancaster aber von dem dritten Sohne abstamme. Dadurch ent- stand der greuelvolle''Krieg der rothen und weißen Rose. Richard ge- langte zwar nicht zum Ziel, allein sein Sohn Eduard Iv. befestigte sich durch Aechtnngen und Hinrichtungen seiner Feinde; das ganze lancastersche Haus ward ausgerottet, nur Heinrich Tndor entfloh nach der Bretagne. Mit französischer Hülfe kehrte er 1485 nach England zurück, besiegte und tödtete seinen Gegner Richard Iii. und bestieg den Thron. Durch seine Vermählung mit Elisabeth von Aork vereinigte er die Ansprüche der Häuser Lancaster und Aork. Das Haus Tndor hat England von 1485—1603 drei Könige und zwei Königinnen gegeben.

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 29

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Phöniclen. 29 die Phönicier den Küstenrand Syriens, am Fuße des stufenmäßig abfal- lenden Libanon, in einer Lange von 28 Meilen, aber in sehr geringer Breite, höchstens 5 Meilen, wodurch sie in den Besitz der Gebirgs- waldungen kamen, welche ihnen treffliches Holz zum Schiff- und Häuser- bau lieferten. Außer Sidon und Tyrus, den bedeutendsten ihrer 12 Städte, werden noch Berytus (Beirut), Aradus und das auf einer Insel liegende Antaradus, Byblus und Tripolis namhaft gemacht. Diese Städte hatten mit einander einen Bund, jedoch keine gemeinschaftliche Negierung; in Tyrus, Sidon und Aradus werden Könige genannt, deren Gewalt erblich, aber durch Aristokratie und Priesterschaft beschränkt war. Die Phönicier sind bekannt als ein Handelsvolk, deffen Verkehr zu Land und See weithin reichte. Die Maaren aus Indien und dem fernen Innerasien kamen den Stromweg des Euph rat herauf und wurden durch die Karawanen der Hirtenfürsten, die große Heerdcn von Kamelen und Maulthieren besaßen, nach Damaskus, Palmyra und Baalbek, und von da in die Seestädte der Phönicier gebracht. Aus den Häfen des rothen Meeres, Etat und Eziongeber, im Lande der Edomiter (Idumäer), aus denen in alter Zeit mit Ophir und Saba (letzteres im sogenannten glücklichen Arabien, Ophir ist nach der neuesten Annahme Canbay auf der Küste Malabar) verkehrt wurde, erhielten sie Gold, Edelsteine und Spezereien; die Reste der Felsenstadt Petra (von dem ein Theil Arabiens das peträische heißt) beurkunden noch heut zu Tage, daß hier eine bedeu- tende Handelsstadt blühte, die mit dem Untergang der Städte Phöni- ciens verödete. Die Phönicier selbst haben Elat und Eziongeber (deren Bedeutung in unserer Zeit Suez erlangt) wohl nie inne gehabt, aber König Salomo sandte von da Handelsschiffe aus, welche er mit phöni- cischen Seeleuten bemannt hatte. Später befuhren sie im Dienste des Pharao Necho, um 600 v. Ehr., das rothe Meer und umschifften selbst den Erdtheil Afrika, wozu sie drei Jahre gebrauchten, ungefähr so viel Zeit, als jetzt die Umschiffung des Erdballs erfordert. Zur allgemeinen Verwunderung erzählten sie bei ihrer Zurückkunft, daß ihnen die Sonne lange Zeit links gestanden sei, und darum bezweifelte Herodot die Wahr- heit dieser Umschiffung, weil es ihm unmöglich schien, daß die Sonne irgendwo um die Mittagszeit gegen Norden und nicht gegen Süden stehe. Aber gerade dieser Umstand beweist die erste Umschiffung des Kaps der guten Hoffnung, welche erst im 15. Jahrhundert nach Ehr. durch Vasco de Gama wieder ausgeführt wurde; denn wenn der nordische Seefahrer über den Aequator vorrückt oder die Linie passirt, so beschreibt ihm die Sonne ein halbes Jahr lang ihren Tagesbogen zwischen seinem Scheitel- punkt und dem Nordpole. Die Seefahrten der Phönicier gingen jedoch naturgemäß'hauptsächlich an die verschiedenen Küsten des mittelländischen Meeres, nach Aegypten, Nordafrika, Griechenland, Italien, Gallien und

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 42

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
42 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. Weg von Karnak nach dem % Stunde entfernten Fellahdorfe Luror enthält zu beiden Seiten eine zahllose Menge von Sphynren (Symbol der Königsgewalt), Thierbildern, Säulen u. s. w. Das Dorf Luror ist ebenfalls auf eine Tempelrnine gebaut; seine 2000 Bewohner haben sich auf den Decken und Gallerien des Tempels eingeniftet, welche dennoch unbewohnt scheinen. Noch stehen 14 Säulen von 11 Fuß Durchmesser; vor dem Thore stehen zwei Statuen von rosenfarbenem Granit und ihnen gegenüber zwei Obelisken, 100 Fuß hoch, aber 30 Fuß im Sande steckend; das kieselharte Gestein ist ganz mit Hieroglyphen bedeckt und man muß über die Härte des Meißels staunen, der so festes Korn angriff, so wie über die Maschinen und die Arbeit, welche erfordert wur- den, solche ungeheure Massen aus den Steinbrüchen des östlichen Felsen- gebirges auszumeißeln, zu heben und an den Ort ihrer Bestimmung zu schaffen. Die Alten bewunderten ferner das Labyrinth, ein Gebäude mit 12 bedeckten Höfen, deren Thore einander gegenüber standen, 6 gegen Norden und 6 gegen Süden. Dasselbe zählte 1500 Gemächer über der Erde, und ebenso viele unter der Erde, in welche Herodot aber nicht ge- führt wurde, weil darin Begräbnisse waren. Wahrscheinlich war das Laby- rinth eine Darstellung des jährlichen Sonnenlaufes durch die 12 Zeichen des Thierkreises, und in eine obere und untere Hälfte getheilt, wie der Himmelsbogen sich auch in der einen Hälfte über der Erde wölbt, während die andere Hälfte unter der Erde ausgespannt ist. — Ein großes Unternehmen war auch der See Möris, 15 Meilen im Umfange, größtentheils durch Menschenhände gegraben; er war bestimmt bei der Ueberschwemmung des Nil das überflüssige Wasser aufzunehmen, welches später zur Bewässerung der Felder wieder abgelassen wurde, was eine bedeutende Kenntniß im Wasserbau bei den ägyptischen Priestern voraus- setzt. Das Alterthum schrieb diesen überhaupt Außerordentliches zu, nicht bloß in der Astronomie und Geometrie, Geschichtskunde und gesetz- geberischen Weisheit, sondern es glaubte dieselben im Besitze großer Ge- heimnisse der Natur, durch die sie zaubern könnten, und man erzählte eine Menge angeblich beglaubigter Beispiele. Dies erinnert sehr an die Chaldäer, und wenn man ferner weiß, daß die Priester eine ziemliche Anzahl Orakel in ihren Tempeln hatten, durch welche sie die Götter zu den Menschen reden lassen konnten und wirklich jedesmal so reden ließen, wie es der Priesterpolitik angemessen war, so müssen wir zugeben, daß die ägyptischen Priester ihr Volk in vielen Dingen geflissentlich in Unwissenheit erhielten. So war auch ihre öffentliche Schrift geheimniß- voll; es ist dies die Hieroglyphen- oder Bilderschrift. Gewöhnlich wird angenommen, daß die Bilderschrift der Anfang aller Schrift gewesen sei; möglich wäre es, erwiesen ist es nicht, jedenfalls war die ägyptische Bilderschrift nicht der Uebergang zur Buchstabenschrift, denn die Priester

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 216

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
216 Die Römer. Je nach Verfluß von fünf Jahren, welche Zeit ein Instrum hieß, wurde Census gehalten, d. h. das Vermögen der Bürgerschaft ab- geschätzt und nach dem Ergebnisse die Klasseneintheilung revidiert; wer also Ln diesem Zeiträume seinen Besitz vermehrt hatte, rückte vor Ln die oberen Centurien, die, wenn sie einträchtig abstimmten, das Mehr entschieden. Die Centurie selbst gab eine Stimme ab, indem ihre Mehrheit als Stimme gezählt wurde. Die ersten Klassen waren auch die höchst Besteuerten und wurden durch den Kriegsdienst am meisten in Anspruch genommen. Die achtzehn Centurien der Ritter dienten zu Roß, die anderen achtzig der ersten Klasse als schwer- bewaffnetes Fußvolk, eben so die zweite und dritte, wobei die zweite den Panzer, die dritte den Panzer und Beinharnisch wegließ. Die vierte war leicht bewaffnet mit Spieß und Wurfpfeil, sie stellte auch die Signalbläser; die fünfte hatte nur die Schleuder; die drei ersten Abtheilungen der sechsten wurden nur als Ersatzmänner mitgenommen, die proletnrii lediglich in Nothfällen bewaffnet, die oapite oensi endlich leisteten gar keine Kriegsdienste. Der Kriegsdienst war eine schwere Last, denn jeder Bürger mußte sich seine Waffen selbst anschaffen, er- hielt keinen Sold und mußte in der Regel auch noch für seine Ver- köstigung im Felde sorgen. Die oberen Klassen waren demnach sehr in Anspruch genommen; außerdem fiel ihnen das Hauptwerk der Schlacht anheim, die immer mit blanker Waffe, Mann gegen Mann, entschieden wurde; von dem Handgemenge, das die meisten Todten und Verwun- deten fordert, waren die drei letzten Klassen zum voraus befreit, indem kein Leichtbewaffneter dem Schwerbewaffneten auf Speer- und Schwert- länge nahen konnte. Die Komitien der Centurien wurden von dem Könige zusammen- berufen; an sie gelangten die Anträge des Senates, welche entweder Wah- len betrafen (auch die Wahl des Königs), oder Gesetze; die Versammlung verwarf oder nahm an; die Entscheidung über Krieg und Frieden stand ihr allein zu; ebenso konnte eine peinliche Klage gegen einen römischen Bürger oder ein Verbrechen gegen den Staat nur von der Centurien- versammlung gerichtet werden. In diesen Centurien hatten die Patricier, wie sich nicht anders denken läßt, die Oberhand; doch waren nun die Plebejer in das Staatsleben hereingezogen und damit ein Anstoß gegeben, der nothwendig auf diesem Wege weiter führen mußte, wie die solonische Verfassung nothwendig die vollendete Demokratie erzeugte. Servius Tullius war bei den Patriciern auch nichts weniger als beliebt und wurde ein Opfer dieser Unzufriedenheit, die sein Schwiegersohn Tarquinius benutzte. Als der greise König einmal im Rathe saß, stürmte L. Tarquinius mit seinen Anhängern herein, ergriff ihn und stürzte ihn die steinernen Treppen hinunter. Blutend wankte der Alte weiter, aber von Tarquinius ab-

7. Bd. 2 - S. 114

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
114 Viertes Kap. Römische Geschichte. eine Reihe von 482 Jahren halb unter Königen, halb unter Consuln umfaßt, stellt die Entstehung des Staates, die mühe- und gefahrvolle Ausbreitung seiner Macht über Italien, zugleich die Festsezung sei- ner Constitution, seiner politischen und Kriegsmarimen und überbaupt die Grundlegung seiner Herrschaft, dabei die schöne Zeit unverderb- ter Sitten und republikanischer Tugend dar. Die zw eite, von der Unterwerfung Tarents (3712. 271 v.chr.) bis zur Schlacht bei Actium (3953. 30 v.chr.), enthalt in halb so tanger Dauer (241 I.) die Eroberung der Welt und den Umsturz der republikanischen Verfassung. Sic zerfallt in zwei Th eite, deren Grenzpunkte die Zerstörung Karthago's und Korinths (3838. 145 v. Ehr.) ist. In der ersten Hälfte wird, ungeachtet der schon begin- nenden Verworfenheit der römischen Politik, in Privatcharakteren bei roher Außenseite noch Würde, Rechtlichkeit und Mäßigung, in der Ge- meinde Ordnung und Herrschaft des Gefezes bemerkt. Es ist der glän- zendste Zeitpunkt der Römertugend. In der zweiten ist im Geleite der Verfeinerung der schnell hinreißende Sittenverfall, als Wirkung des schwellenden Reichthums, sichtbar. Ohne bedeutende Aenderung in den Formen wird der Geist der Verfassung wesentlich geändert. Der Patriotismus weicht der Selbstsucht; das Gesez erliegt der Ueber- macht einzelner Bürger, und die Republik — nach Außen immer noch furchtbar und triumphirend, aber durch innere Kriege schrecklich zer- rissen — fällt als Beute dem glücklichsten und verschmiztesten Räuber anheim. Die dritte Periode, von der Dauer eines halben Jahrtausends, zeigt bei anfänglichem Wechsel guter und böser Zeiten das im Ganzen unter der unumschränkten Macht ermattende Leben der verderbten rö- mischen Welt; darauf, bei immer steigendem Despotendrncke, die lange Verwüstung innerer und äußerer Kriege, endlich die Theilung des Reiches und in Westen seinen völligen Sturz (476n. Ehr.). Auch die dritte Periode wird —■ durch Commodus Regierung (von 180 bis 193) — in zwei Theile geschieden, deren erster die noch an- dauernde Kraft, der zweite den Verfall des Reiches enthält. Aus der angegebenen Zeitbestimmung ist klar, welche dieser Haupt- perioden oder ihrer Theile in den gegenwärtigen zweiten, und welche in den ersten und dritten welthistorischen Zeitraum ge- hören. §. 4. Krieg gegen die Tarquinier, gegen Porsenna und die Lateiner. Mit welcher Ruhe, Mäßigung und scheinbaren Eintracht das römi- sche Volk bei der Abschaffung des Königthums auch verfahren (3475.

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 261

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Mathematik und Naturwissenschaft. 261 aufzustellen, nämlich die Sonne in dessen Mittelpunkt und die Erde als dritten Stern in die Planetenreihe zu versetzen. Kepler (1571 bis 1631), aus dem schwäbischen Städtchen Weil, bewies, daß die Pla- netenbahnen nicht kreisförmig, sondern elliptisch sind, und lehrte die Verhältnisse ihrer Entfernung und Geschwindigkeit; der Italiener Ga- lilei (1564—1642) verbesserte das Fernrohr, entdeckte den Ring des Saturn und die vier Monde des Jupiter; durch den Holländer Huygens erhielt das Fernrohr abermals eine Verbesserung, von ihm wurde das Uhrenpendel erfunden, die Monde des Saturn und die Licht- phasen der Venus entdeckt; der Engländer Isaak Newton (1646 bis 1725) fand das Gesetz der Schwere, das unsichtbare Band der fernsten Weltkörper. Sein Schüler Halley berechnete zuerst die Bahn eines Kometen, des nach ihm benannten, Bradley entdeckte die Aberration des Lichts, der aus Deutschland nach England übergesiedelte Herschel den Uranus; große Verdienste um die Astronomie erwarben sich die Kas- sini, Maupertuis, Schröter u. s. w. Die meisten Astronomen such- ten auch die Natur des Lichts, dieses edeln Elementes, zu ergründen; Newton stellte darüber das Emanations-, Euler das Vibrationssystem auf. Die Schwere der Luft zeigte zuerst der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike, welcher die Luftpumpe erfand, der Italiener To- ricelli aber lehrte den Luftdruck durch das von ihm erfundene Barometer messen. Das Thermometer erfand Kornelius Drebbel, ein holländischer Bauer; Fahrenheit u. a. verbesserten das Instrument. Durch das Vergrößerungsglas oder Mikroskop, von Galilei erfunden, entdeckte man eine neue Wunderwelt im Kleinen, eine ganze Thierwelt im Wassertro- pfen, ein tausendfältiges Leben im Staube, den wir mit Füßen treten; der Flügelstaub des Schmetterlings, das Glied des kleinsten Insekts wur- den zu Wundergebilden, deren kunstvoller und zweckmäßiger Bau mit Staunen erfüllt. Nun wurde der menschliche und thierische Leib ein Gegenstand der eifrigsten Untersuchung; der Engländer Harvey entdeckte den Umlauf des Blutes, die Holländer Boerhave, Leuwenhoek, Swammerdam u. a. zergliederten wetteifernd, während früher alle drei oder vier Jahre auf einer Universität etwa ein Leichnam zergliedert worden war. So vervollkommnete sich die Anatomie, ohne welche eine andere Wissenschaft, die Kenntniß der organischen Natur (Physiologie), nie besonders gedeihen kann; um sie erwarb sich der Berner Alb. Hal- ler ausgezeichnete Verdienste. Die Pflanzenkunde (Botanik), durch Cäsalpin, Brunfels und Geßner angebahnt, wurde mit ähnlichem Eifer gepflegt; der große Naturforscher Linne, ein Schwede, ordnete zuerst alle Pflanzen in Klassen und Abtheilungen (Linnöisches System). Auch das Reich der unorganischen Körper, die verschiedenen Erden, Steine und Metalle, fanden Männer, welche sie mit eben so vielem

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 571

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
zu Ende des fünfzehnten und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. 571 (1481—1512) befand, stand in Italien einem Angriffe auf Neapel nichts im Wege. Da jedoch auf Ferdinand von Aragonien Rückstcht zu nehmen war, schloß Ludwig mit demselben im Jahre 1500 zu Granada einen Vertrag, nach welchem das Königreich getheilt werden sollte. Dieser Vertrag blieb dem Könige Friedrich, gegen welchen er gerichtet war, so geheim, daß derselbe ein spanisches Heer unter Gonzalez, dem Bezwinger Granada's, arglos in der Meinung, es sei zu seiner Unter- stützung bestimmt, aufnahm und zu spät den Jrrthum gewahrte. Schon im Jahre 1501 waren die fremden Truppen im Besitz des Reiches. Ueber die Theilung zwischen den beiden Eroberern erhoben sich, da die Grenzen zwischen dem nördlichen französischen und dem südlichen spani- schen Antheil nicht gehörig bestimmt waren, Streitigkeiten, die durch Ferdinands Schlauheit und Gonzalez' Feldherrntüchtigkeit mit gänzlicher Verdrängung der Franzosen endeten. Nachdem lange Zeit der spanische Feldherr nur der Stadt Barleta sicher gewesen war, gewann er mehr und mehr Boden, und entschied im Jahre 1503 den Krieg durch den Sieg am Garigliano, worauf im nächsten Jahre die Franzosen Gaeta, den letzten von ihnen behaupteten Punkt, räumten. Der Feldherr, dem Ferdinand seine Erfolge verdankte, ward jedoch, da der mißtrauische König ihn zu fürchten anfing, von aller weiteren Thätigkeit fern gehalten. 5. Nachdem zwei Staaten in Italien zu Grunde gegangen waren, entwickelte sich für Venedig eine Gefahr. Als Alerander Vi. starb, war Cäsar krank, und konnte nicht, wie er gehofft, auf die Papstwahl einen Einfluß ausüben, durch den er sich befestigt hätte. Es machte sich fran- zösisches Bemühen geltend, dem Cardinale von Amboise, dem Rathe des Königs Ludwig, die päpstliche Würde zu verschaffen. Doch ungeachtet ein französisches Heer sich Rom näherte, bildete sich keine französische Mehrheit unter den Cardinälen, und sie wählten, die Schmach der vori- gen Wahl zu sühnen, einen würdigen Mann in der Person Pius' Iii., eines Neffen Pius' Ii. Da er noch im Jahre 1503 starb, folgte Julius Ii., der der eifrigste Gegner Alexanders gewesen war. Er war als Oberhaupt der Kirche von geringer, als Fürst von großer Bedeu- tung. Sein nächstes Ziel war die Sicherung seiner Macht im Kirchen- staate. Dazu mußte er vor Allem Cäsar stürzen, und dies gelang ihm, da derselbe sich nach Neapel begeben mußte, wo er in Gonzalez' Hände fiel, um sein Leben in Spanien als Gefangener zu beschließen. In Verfolgung seines Zweckes ward aber Julius auch der Feind Venedigs, das seit dem Jahre 1503 Friede mit den Türken hatte, und das schon längst sich Uebergriffe in das nördliche Gebiet des Kirchenstaates erlaubt hatte. Das Ergebniß seiner Bemühungen war ein im Jahre 1508 zu Cambray zwischen Ludwig und Maximilian geschlossener Bund, dem außer ihm selbst auch König Ferdinand beitrat. Zunächst ward zu Cam-
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