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durch die bis in jene Höhen emporgeschleuderten Auswurfsprodukte
des Krakatau (1883) und des Mont Pelee auf Martinique, die um
die Erde herumgeführt wurden und durch die Brechung der Sonnen-
strahlen jene wunderbaren Farbenerscheinungen hervorriefen, die man
als leuchtende Nachtwolken bezeichnet.
Das Zurückweichen der polaren Luftströmungen ruft an den
Polen die herrschenden Westwinde hervor.
Ein von großer Höhe herabfallender Körper weicht von der
Lotrichtung nach O ab, wie Benzenberg durch seine Versuche im
Michaelisturm in Hamburg nachgewiesen hat. Der gewichtigste
Beweis jedoch ist der Foucaultsche Pendelversuch. Da die
Schwingungsebene eines Pendels,- auf welches andre Kräfte als die
Schwere nicht einwirken, unveränderlich bleibt, so muß es in einer
bestimmten Zeit seine Stellung gegen die unter ihm rotierende Erde
ändern. An jedem Pol beträgt die Richtungsänderung in einer
Stunde 15°; zwischen Pol und Äquator hängt ihre Größe von der
geographischen Breite ab.
Folgen der Rotation.
Die Folgen der Rotation der Erde sind die scheinbare tag-
liche Bewegung der Gestirne um die Erde und der tägliche Licht-
und Wärmewechsel auf der Erde.
Die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne findet in der
Achsendrehung unserer Erde die einfachste Erklärung. Tritt ein Ge-
ftirn in den ö-en Horizont des Beobachters, so geht es für ihn ausi.
Sinkt bei der fortgesetzten Drehung der Erde von W nach O der
ö-e Horizont unter das Gestirn, so steigt es scheinbar empor, bis
der Meridian es passiert, der Stern also seine obere Kulmination
erreicht. Darauf nähert sich ihm der w-e Horizont; das Gestirn
sinkt am W-Himmel, bis es in den w-en Horizont tritt, also unter-
geht. Bei der weiteren Drehung der Erde nähert sich ihm wieder
der Meridian, passiert es (untere Kulmination), und endlich tritt es
wieder in den ö-en Horizont. In der Zeit von einer Kulmination
eines Fixsternes bis zu derselben nächsten hat die Erde eine volle
Umdrehung zurückgelegt. Diese Zeit nennt man einen Sterntag.
Er ist das einzige, von der Natur selbst gegebene Zeitmaß, das sich
immer gleich bleibt und das daher auch in der Astronomie als Grund-
maß der Zeit dient. Er wird gerechnet von einer Kulmination des
Frühlingspunktes bis zur nächsten. Die Länge dieses Tages, also
auch der Rotationsdauer der Erde, hat sich seit den frühesten Zeiten
astronomischer Berechnung noch nicht um Vio Sekunde geändert.
Da die Sonne scheinbar (S. 10) während einer Umdrehung der Erde
um ihre Achse sich 1° weiter nach O unter den Fixsternen bewegt
1 An einer Armillarsphäre zu veranschaulichen.
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Die äußerste Hülle der Sonnenatmosphäre ist die rätselhafte
Korona, die bisher nur bei totalen Sonnenfinsternissen gesehen
worden ist. Sie breitet sich in mattem Glänze von der Sonne
nach allen Richtungen hin strahlenförmig aus; die Strahlen sind
häufig länger als der Sonnendurchmesser. Zur Zeit der Flecken-
maxima breitet sich die Korona gleichmäßig nach allen Richtungen
aus. Zur Zeit der Fleckenminima erstrecken sich die Koronastrahlen
von den äquatorialen Teilen aus wie große Besen: von den
Sonnenpolen werden sie „gegen den Äquator herabgezogen, ganz
wie die Kraftlinien um die Pole eines Magneten", weshalb man
annimmt, daß die jeweilige Struktur der Korona auf magnetische
Kräfte der Sonne zurückzuführen ist.
Das gleichförmige Licht der. „inneren Korona" wird, wie die
spektroskopische Untersuchung lehrt, hauptsächlich von Wasserstoff und
einem sonst unbekannten, Koronium genannten Gas ausgestrahlt.
Das Licht der „äußeren Korona" ist reflektiertes Sonnenlicht, das von
kleinen festen oder flüssigen Partikeln herstammt. Die strahlen-
sörmige Beschaffenheit der „äußeren Korona" deutet auf eine Kraft
hin, welche die kleinen Partikel vom Sonnenzentrum wegstößt. So
erinnern die Koronastrahlen an die Kometenschweife, die in der
Regel auch der Sonne abgekehrt sind.
Die Temperatur der Sonne wird verschieden hoch angenommen;
jedenfalls ist sie so groß, daß alle Elemente noch im Zustande der
Dissoziation sich befinden, also eine chemische Verbindung unmöglich
ist. Zöllner nimmt sie zu 13250° C an der Oberfläche, 112 0000 0
im Innern an; andere stellen niedrigere Temperaturen auf. Da-
gegen ist festgestellt, daß die jährliche Wärmemenge, welche die Ober-
fläche der Erde erhält, ausreichend sein würde, um eine die ganze
Erdoberfläche bedeckende Eisschicht von 30,8 m Dicke zu schmelzen,
und dabei beträgt diese Wärmemenge nur den 2160 millionsten Teil
aller von der Sonne in den Weltenraum ausgestrahlten Warme.
Wie die Sonne den Wärmeverlust deckt, darüber bestehen verschiedene
Hypothesen, die aber nichts weiter als eine gewisse Wahrscheinlichkeit
für sich haben.
Wie die Sonne eine Achsenbewegung hat, so muß sie auch
eine fortschreitende Bewegung im Räume haben. Man hat dies aus
den Beobachtungen, die die Spektralanalyse an die Hand gibt, so-
wie aus dem Auseinanderrücken der Fixsterne an einer Stelle des
Himmels und dem entsprechenden Zusammenrücken an der entgegen-
gesetzten Stelle ' geschlossen. Der Weg, den die Sonne in einer
Sekunde zurücklegt, beträgt 20 km. Wo wir den Mittelpunkt der
Bewegung zu suchen haben, ist zurzeit noch ungewiß.
Der Mond (Erdmond).
Der Mond, dieser treue Begleiter der Erde, der „stille Ge-
fährte der >Nacht", ist wie die Erde eine Kugel, aber nur von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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16
hat, so braucht sie von einer Kulmination bis zu derselben nächsten
etwa 4 Min. mehr; 24 Std. : 3 60 = 24/360 = Vis Std. = 4 Min.
Ein Sterntag ist daher ungefähr 4 Min. kürzer als ein (mittlerer)
Sonnentag.
Die Geschwindigkeit, mit welcher ein Punkt der Oberfläche
sich bewegt, nimmt vom Äquator nach N und S anfangs langsam,
dann schnell ab. Sie beträgt für den Äquator 463,7 m, für
50° Br. etwa 312 m in der Sekunde.
Daß wir von der Bewegung der Erde nichts merken, liegt an
ihrer großen Gleichmäßigkeit. Wir nehmen sie ebensowenig, oder
vielmehr noch weit weniger wahr als die Bewegung eines Fahr-
zeuges in völlig ruhigem 'Wasser, und das Durchschneiden der Luft
kann uns darum nicht bemerklich werden, weil die Atmosphäre an
der Umdrehung der Erde teilnimmt.
Der tägliche Lichtwechsel auf der Erde, d. h. das Aufgehen,
Emporsteigen, Absteigen und Untergehen der Sonne erklärt sich aus
dieselbe Weise wie bei den übrigen Gestirnen. Da die Erde ein
dunkler Körper ist, so hat jeder Ort der Erdoberfläche, sofern die
Sonne über seinem Horizont steht, Tag, im andern Falle Nacht.
Dabei ist zu bemerken, daß die Lichtgrenze1 die Erdoberfläche nicht
halbiert, sondern es ist der beleuchtete Teil größer als der unbe-
leuchtete. Dies hat seinen Grund in der verschiedenen Größe von
Erde und Sonne. Nur wenn beide Körper gleich groß wären, so
würde der Lichtkreis die Erdoberfläche halbieren; da aber die Sonne
beträchtlich größer ist als die Erde, so muß trotz der großen Ent-
fernung der beiden Körper voneinander der beleuchtete Raum größer
sein als der unbeleuchtete. Dazu kommt die Wirkung der Strahlen-
zuletzt eingefallen ist, so wird das Gestirn in größerer Höhe am
Himmel beobachtet, als es tatsächlich steht. So sieht man Sonne
und Mond schon, wenn sie eigentlich noch nicht aufgegangen sind,
und umgekehrt werden sie noch von uns gesehen, wenn sie wirklich
schon untergegangen sind. Bei uns beträgt die Verlängerung des
Tages nur wenige Minuten; in den Polarländern dagegen dehnt sie
sich auf Tage, ja Wochen aus, um welche die langen Winternächte
Fig. 12.
brechung durch die an Dichte nach
der Höhe zu abnehmende Atmosphäre.
Ein von einem Stern ausgehender
Lichtstrahl geht nicht in gerader
Richtung durch die Atmosphäre, aus-
genommen, wenn er im Zenit steht,
sondern in einer gegen die Erdober-
fläche hohlen Kurve (Fig. 12). Da
das Auge das Gestirn in die Rich-
tung versetzt, in welcher der Lichtstrahl
1 Teil I. S. 3.
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286
I. mathematische Erdkunde.
Die Größe des Mondradius (r) betragt nämlich nur 1740 km,
die des Erdradius (R) 6370. Aus dem Halbmesser ergiebt sich der Kugel-
inhalt nach der Formel 4/3r*tc. Es verhält sich also die Ranmsassnng
oder Größe des Mondes zu derjenigen der Erde = 4/3r3yr : V3r3/r oder
= r3:R3, d. h. wie 1:49. Aus der Erde ließen sich mithin 49 Ku-
geln von Mondgröße ballen. Um aber das Massenverhältnis beider
Weltkörper (in und Zi) zu ermitteln, muß man ihre Größe mit ihrem
spezifischen Gewicht (s und S) multiplizieren, das beim Mond nur 3.g
beträgt. Es verhält sich also
Rs3
m : M = r3s : R3s = 1 : = 1 : 78.
rds
Nicht weniger als 78 Mondkugeln wären foinit erforderlich, um unserer
Erde das Gleichgewicht zu halten. Nun herrscht durch die ganze Welt
das Gravitations^-Gesetz: die Körper ziehen sich wechselseitig an
nach dem Verhältnis ihrer Masse und im umgekehrten quadratischen
Verhältnis ihres Abstandes voneinander (im verdoppelten Abstand ver-
ringert sich folglich die Anziehung nicht aus 1/2, sondern auf 1j4, bei
dreifachem Abstand schon auf 1/9 u. s. f.). Die Schwere eines Körpers
aus der Mondoberfläche verhält sich demnach zu derjenigen des näm-
lichen Körpers aus der Erde wie
m M Mr2 78 • 17402
T : Ej = ' mr2 = ' 1 • 637=
* *
*
Von einer thermisch im Jahreskreislaus uicht mehr veränderlichen
Schicht nahe unter der Oberfläche ab nimmt die Wärme des Erd-
körpers nach der Tiefe hin ausnahmslos zu2, jedoch in sehr
ungleicher Schnelligkeit (am schnellsten in Steinkohlenlagern). Bei
durchschnittlicher Zunahme der Wärme des Erdinnern um 1° auf je
33 in und einer Wärme der obersten thermisch unveränderlichen Schicht
von z. B. 0° kann man trotzdem in der (noch nie erbohrten) Tiese von
33 x 100 oder 3300 m unter dieser Schicht noch kein Sieden des
Wassers erwarten, denn Siede- wie Schmelzpunkt erhöht sich mit dem
Druck, letzterer aber ist je weiter gegen den Erdmittelpunkt hin ein
immer gewaltigerer.3
Die rätselhafteste Eigenschaft der Erde ist ihr Magnetismus;
er wird von der Sonne beeinflußt und unterliegt sowohl ununter-
brachen vor sich gehenden regelmäßigen, als auch plötzlich eintretenden
1 Gravitation (abgeleitet von lat. gravis = schwer) bedeutet die Anziehungs-
kraft, die alle Körper aufeinander ausüben und die wir in der Rückwirkung der
Erde auf die au ihrer Oberfläche befindlichen Körper als Schwerkraft wahrnehmen.
* S, 96.
3 Die tiefsten Bergwerke reichen kaum über 1km in die Tiefe, mit dem Erd-
bohrer erreichte man bisher auch nur eine solche von 2 km.
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298
Ii. Die Lufthülle.
Nach der Höhe der Atmosphäre nimmt der Luftdruck natürlich
ab 1, denn die Dichte der unteren Teile einer Luftsäule wird eben durch
den Druck des über ihr lastenden Restes derselben verursacht. Aber
auch im Niveau des Meeresspiegels grenzen (schon infolge ungleicher
Erwärmung) schwerere an leichtere Luftschichten, weshalb die Luft auf
Erden nie zur Ruhe kommt. Linien gleichen Luftdrucks (letzterer ge-
messen im Niveau des Seespiegels oder auf dasselbe rechnerisch erhöht)
heißen Isobaren.
Auch der große Austausch der Luft durch alle Zonen 2 beruht ein-
fach auf deren Druckunterschieden. Die im Stillengürtel emporgestiegenen
Luftteilchen flimmern, durch die Aufsteigung selbst erkaltet, zwar immer
wieder hinab, um dasselbe Spiel unzählige male von neuem durch-
zumachen; durch die in jenem Gürtel am beständigsten aufwärtsstrebende
Luft sammelt sich aber dennoch stets in der Höhe eine durch den stän-
digen Nachschub verdichtete Luftmasse, welche gen N. wie S. minder
dichte Luftschichten zur Seite hat, diese folglich verdrängt; und da
durchschnittlich überhaupt jeder äquatornähere Breitengürtel einen wär-
meren Luftgürtel trägt als der ihm polwärts benachbarte, so wird auch
außerhalb des Stillengürtels aus ähnlichen Gründen in gleichen Luft-
höhen regelmäßig dichtere Luft polwärts dünnere Luft neben sich haben
und zu verdrängen bestrebt sein, woraus sich im ganzen eine doppelte
Luftströmung in der Richtung vom Äquator nach beiden Polarzonen
(Äquatorialstrom im weiteren Sinn) und eine doppelte Ersatzströmung
beider Erdhälften in entgegengesetzter Richtung ergiebt (Polarstrom
im weiteren Sinn). Der Passat gehört demnach seiner Richtung gemäß
zum Polarstrom, obwohl ein gutes Teil gegenpassatischer Luft immer
von frischem in ihn eintritt; und der gegenpassatische Äquatorialstrom
macht sich auch in unseren Breiten mitunter hoch oben im Luftmeer
bemerklich, denn er ist es, der die höchsten Wölkchen uns aus Sw.
am Himmel hintreibt.
Beginnt eine Bewegung, z. B. die eines Pendels, in genauer Ns.-
Richtung im Meridian 0 (wie die Pfeile von a aus andeuten sollen), so
wird sie, falls sie immer die gleiche Richtung beibehält, aber bei der Ost-
drehung der Erde allmählich in die Gegend gelangt, die bei ihrem Be- *
ginn der Meridian 60 einnahm, sich mit der Meridianrichtung kreuzen
(weil die Meridiane polwärts aufeinander zustreben); auf diese Art
machte Foucault [süfö] durch vielstündiges Schwingenlassen langer Pen-
del in hohen Gewölben die Rotation der Erde augenfällig. Bewegt sich
1 Deshalb kann man erreichbare Höhen der Erdoberfläche mittels des Baro-
Meters, nämlich nach dem Grade ihrer Lustverdnnnung messen; andere Höhenmessnngen
sind die trigonometrische (durch Messung des Höhenwinkels, bei nicht zu ersteigenden
Höhen das allein anwendbare Verfahren) und das Nivellement (Abmessung der Boden-
erhebung von einem der Höhe nach bekannten Ausgangspunkt Strecke für Strecke bis
zu der zu bestimmenden Höhe hin, so bei Eisenbahnbauten).
* S. 91.
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284 I. Mathematische Crdkunde.
Hiernach findet man z. B. für die Schneekoppe (1600 m) eine
Aussichtsweite von V1600 • 3.8 km = 152 km.
Mit Hilfe der Aussichtsweite läßt sich auch leicht der Satz be-
weisen, daß man die Größe des von einem Höhenpunkt überschauten »
Gesichtskreises in qkm erhält, wenn man die in m ausgedrückte Höhe
mit 45.^5 multipliziert. Denn mit nur ganz unbedeutendem Fehler
darf man die Größe des Gesichtskreises, der eigentlich ein Kreis auf
der Kugeloberfläche ist, gleich setzen dem (ein wenig kleineren) ebenen
Kreis, der mit jenem den Umfang gemein hat, und ebenso die Aus-
sichtsweite gleich setzen dem (ein wenig kleineren) Halbmesser dieses
Kreises. Dann ergiebt sich der Flächeninhalt des Aussichtskreises aus
der Formel für die aus dem Halbmesser zu berechnende Größe eines
Kreises F:
F = r2/r,
also (nach Obigem) = Vh2 • 3.82 • n = h • 45.365 qkm.
Somit erhält man z. B. als Größe des von der Schneekoppe
aus bei völlig durchsichtiger Luft zu umspannenden Gesichtsfeldes
72 584 qkm, d. h. nahezu die Größe von Bayern.
* *
Die einzelnen Parallelkreise haben naturgemäß eine sehr ver-
schiedene Rotationsgeschwindigkeit. Den Polen nahe durchwandeln die
Oberflächenpunkte der Erde kleinste Tageskreise in derselben Zeit eines
Sterntages, in welcher die Punkte des Gleichers 40070 km zurück-
legen, also mit 465 m Geschwindigkeit dahinsansen. ^ Je größer aber
die Schnelligkeit der Drehung, desto größer auch die Zentrifugal- oder
Fliehkraft, d. h. das Streben des rotierenden Punktes, sich vom
Drehungsmittelpunkt zu entfernen (Versuch mit der am Faden ge-
schwungenen Bleikugel). Infolge dieses nach den niederen Breiten zu
erhöhten Widerstrebens gegen die alle Gegenstände nach dem Erdmittel-
punkt ziehende Erdkraft2, die Schwere, zeigt sich diese äquatorwärts
verringert; etwas trägt hierzu auch der Umstand bei, daß der
Schwerpunkt, d. h. der Mittelpunkt der Erde^, den niederen Breiten
ferner, den höheren näher liegt (wegen der nur sphäroidalen, nicht
* Diese Sekundengeschwindigkeit von 465 in (gleich der Anfangsgeschwindigkeit
eines Geschosses aus einem der größten Kruppschen Geschütze) erhält man, indem man
die Äquatorläuge durch 86t64 d.h. durch die Sekundenzahl des Sterntages (S- 277)
dividiert.
2 I, 42.
3 Zwar wirkt jedes kleinste Massenteilchen der Erde anziehend, keineswegs bloß
der Erdmittelpunkt, aber die Summe der Anziehungskraft sämtlicher Massenteilchen
äußert sich in der Wirkung des Anziehens nach dem Erdmittelpunkt hin, weshalb
man diesen auch den Schwerpunkt nennt.
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§ 4. Gesamtbeschaffenheit der Crde.
285
genau kugelgleichen Erdgestalt). Deshalb schlägt ein Sekundenpendel \
das für eine höhere Breite bemessen ist, in niederen Breiten zu lang- *
sam, bis man es etwas verkürzt. Ein richtig gehendes Sekunden-
pendel muß an beiden Polen 996, in Deutschland 994, am Äquator
991 mm lang sein. Ebenfalls schlägt das in geringer Seehöhe richtig
gehende Sekundenpendel zu langsam, wenn man es auf höhere Berge
bringt, d. h. vom Erdmittelpunkt entfernt, ohne die Breite des Ortes
Zu verändern.
Die Erde besteht aus dichterem Stoff als alle anderen uns be-
kannten Weltkörper. Durch Abwägen eines und desselben Körpers
in verschieden großem Abstand vom Erdmittelpunkt hat man gefun-
den, um wie viel derselbe in höherer Lage weniger wiegt als in
tieferer, d. h. um wie viel die Anziehungskraft der Erde auf jenen
Körper bei vergrößertem Abstand sich vermindert; hieraus berechnete
inan das absolute Gewicht der Erde, endlich hieraus und aus der
bekannten Größe der Erdkugel deren spezifisches Gewicht auf 5.z.
Da die Außenseite des festen Erdkörpers aus Gesteinen besteht,
deren spezifisches Gewicht meist nur 2.5— 2.6 beträgt, so muß also
die Erde weiter nach ihrem Innern hin aus viel dichteren (eigenartig
schweren) Stoffen zusammengesetzt sein.
* -i-
Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß die Schwere eines Körpers,
d. h. der Druck, den er auf seine Unterlage ausübt, oder der Wider-
stand, den er dem Versuch ihn zu heben entgegensetzt, gar nicht von
der Erde abhinge, sondern eine von ihm allein geäußerte Kraft dar-
stelle. Vielmehr ist die Schwere eines Körpers stets doppelt bedingt:
1. von seiner Größe und der Dichte (dem spezifischen Gewicht) seiner
Masse, 2. von der Größe und Dichte des Weltkörpers, in dessen An-
ziehungsbereich der Gegenstand sich befindet. Bei uns würden alle
Körper schwerer sein als sie wirklich sind, wenn die Erde, die auf sie
ununterbrochen anziehend wirkt, aus noch dichteren: Stoff bestände oder
wenn sie größer wäre. Auf der Sonnenoberfläche würde jeder Körper
sogar 28 mal schwerer sein als auf der Erde, weil die Sonne, obwohl
ihr spezifisches Gewicht nur 1.4 ausmacht (soviel wie das von Lehm
oder Eoaks), eine so ungeheure Größe besitzt. ^ Dagegen z.b. auf den
Mond versetzt, würde jeder irdische Körper nur noch 1/6 des Gewichtes
besitzen, das er auf Erden wahrnehmen ließ. Eine Zentnerlast (100 kg)
der Erde würde auf der Oberfläche des Mondes von einem schwachen
Kind gehoben werden können, denn sie übte dort nur einen Widerstand
wie auf Erden 17 kg.
.d. h. ein Pendel, dessen Länge so gewählt ist, daß es in einer bestimmten
geographischen Breite genau in je einer Sekunde eine Schwingung macht.
* S. 272 (oben).
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496
grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
111
von sechs bis sieben Fuß erreicht, so sucht man die Krone zu bilden,
was etwa im vierten Jahre vor dem Eintritte des Saftes geschehen
kann. Es wird nämlich da, wo die Krone beginnen soll, der mitt-
lere Schößling und auch die unter ihm zur Seite befindlichen bis
auf vier Augen abgestutzt. Nachher sind die Bäumchen an denjeni-
gen Ort zu verpflanzen, an dem sie künftig Früchte tragen sollen.
Bevor sie ausgehoben werden, ist es nothwendig, die Stelle zu ihrer
Aufnahme gehörig zuzurichten. Der Boden muß die erforderliche
Tiefe an gutem Erdreich haben; auf steinigem unfruchtbarem Grunde
kann ohne Nachhülfe kein Obstbaum gedeihen. Ist die tragbare
Erdschicht dünn, so nützt es nicht, tiefe Gruben zu machen und
unten hin guten Boden zu schütten; denn nach wenigen Jahren
würden die Wurzeln weder Nahrung noch Raum genug nach den
Seiten finden. Man thut hier besser, seicht, jedoch in einem weiten
Umkreise, das Land zwei bis drei Fuß tief aufzulockern und zu ver-
bessern, und dann in die Mitte dieser Fläche für den Baum eine so
große Oeffnung zu machen, daß er darin gerade so weit, als er
bisher gestanden, eingesenkt wird. Seine Wurzeln werden sich nun
nach der Breite begeben und von selbst die obere Erdschicht auf-
suchen, wie dies die Bäume in der freien Natur, welche auf kiesigem
Grunde stehen, zu thun Pflegen. — Wenn die Stämmchen gesetzt
und gehörig eingeschlemmt sind, so darf man sie nicht gleich fest an
die Stangen binden, weil sich das lockere Erdreich senkt und da-
durch zwischen den Wurzeln hohle Räume entständen. Ein Obst-
garten wird in regelmäßigen Reihen angepflanzt. Die Aepfel- und
Birnstämme müssen 30, die der Kirschen und Pflaumen 20 Fuß
auseinander kommen. In jedem Frühjahr werden die ineinander
wachsenden Triebe und das trockene Holz weggeschnitten. So
lange die Bäume klein sind, kann man das Land umher graben, mit
Gemüse besetzen und zuweilen etwas kurzen Mist daran bringen;
nur muß man sich vor dem Verletzen beim Graben hüten. Unter
den Futterkräutern wäre der Klee zum Besäen des Gartens am
geeignetsten.
Junge Bäume leiden oft am Brande; die Rinde springt auf,
trennt sich vom Holze, dieses wird schwarz und das Uebel frißt um
sich. Der Brand entsteht durch Fröste, Verletzungen und frischen
Mist. Man schneide die brandige Stelle bis auf die gesunde Rinde
weg, und verschmiere die Wunde mit einer Mischung von Lehm und
Kuhdünger. Eine noch gefährlichere Krankheit ist der Harzfluß;
vorzüglich sind demselben die Steinobstarten, als Pfirsich- und
Kirschbäume, unterworfen. Es ergießt sich dabei der Saft zwischen
dem Holze und Baste, verdichtet sich hier und verstopft die Saft-
röhren, daß der Umlauf unterbrochen, die Rinde schwarz und das
Holz nach und nach dürre wird, während an den ungesunden Stellen
ein bräunliches Harz hervortritt, das sich an der Luft verhärtet.
Die Ursache dieses Uebels ist ein Andrang von Saft, durch Düngen
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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ihrem Abwelken, sondern sie verbirgt die unreifen Körner in einer weißen,
zarten Kapsel unter dem Boden, wo sie den ganzen Winter über ruhen.
Im Frühjahre kommen ihre dunkelgrünen Blätter noch vor dem Grase
aus dem Boden, und wenn man sie stehen läßt, so entfalten sie sich und
die Samenkapsel wird ziemlich groß, enthält viele Körner, welche, wenn
sie reif werden, braungelb aussehen. Diese Pflanze ist erstens ein Wiesen-
unkraut, denn sie versperrt dem Grase oder andern Futterpflanzen den Platz
und nimmt ihnen die Nahrung weg. Sie ist ferner für das Vieh nicht
gesund, und so lange sie grün ist, wird sie von dem Vieh nicht angerührt;
mit dem Heu getrocknet verliert sic ihre Schärfe und wird von dem Vieh,
wiewohl nicht gerne, doch ohne Schaden gefressen. Die Herbstzeitlose ist
aber zweitens eine Giftpflanze. Ich weiß ein Beispiel, daß zwei Kälber,
welche sie grün im Frühjahre abweideten, daran zu Grunde gingen. Ja
es ist schon mehrmals der Fall gewesen, daß Kinder zuerst mit der Samen-
kapsel spielten, dann die Körner verschluckten und daran sterben mußten.
Dieses Kraut ist schwer zu vertilgen; denn es hat ziemlich tief im Boden
seine Zwiebel, aus welcher die Blätter herauskommen, und diese Zwiebel
ist schwer aus dem Boden zu bringen, wenn man nicht eigens dazu gerich-
tetes Stcchwcrkzeug hat. Wenn man aber die Blätter im Frühjahre, wenn
sie schon ziemlich aus dem Boden find, wegschneidet und zwar möglich
weit unten, und dies im nächsten Frühjahre wiederholt, so bleibt die
Pflanze aus, weil die Zwiebel im Boden verfault. Wäre dies nicht ein
nützliches Geschäft für die Knaben? So viel Herbzeitlosen blieben immer
noch übrig, als der Apotheker zu der Bereitung einer Arznei gebraucht,
welche besonders in Gichtanfällen angewandt wird.
8. Dev Weinstock.
Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube
unter den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe
des Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften
Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken
zum Festhalten versehenen Sträucher, und ist ohne Zweifel, wie wir
aus der Bibel wissen, im milderen Asten ursprünglich einheimisch.
Nach Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man
lernte schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren
durch Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch
berauschendes Getränke zu bereiten. Die Weinbeere besteht nämlich
aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoss
(Säure), andere Zuckerstoff enthalten ; nebstdem ist auch Schleim
damit vermischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren,
wodurch die Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung
des Sauerstoffs auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlen-
säure) entbunden und Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht
die Verwandlung des Mostes in Wein. Hat in schlechten Zähren
der zuckerhaltige Theil der Traube stch nicht gehörig ausbilden
können, so gibt es einen schlechten Wein, der aber um Vieles besser
wird, wenn man dem gährenden Most Zucker zusetzt.
Durch die Kultur, die Verschiedenheit des Bodens und des
Klima's sind nach und nach eine große Menge von Abarten und
Spielarten der Weintrauben entstanden, so daß man bereits gegen