326 Die mittlere Zeit.
um die kaiserliche Vollgewalt zu rechtfertigen, zum römischen Recht feine Zuflucht nehmen und die Befugnisse des heidnischen Imperators aus sich übertragen lassen. Aber gerade das römische Recht paßte für keine Zeit weniger, als für die der Hohenstaufen, da der heidnische Staat weder eine Kirche noch Rechte einzelner Korporationen kannte, und vou einer Selbständigkeit neben dem Kaiser gar keine Rede war. Namentlich kannte man aber bis jetzt im römischen Reiche anch keine Staatsstener. Friedrich schrieb nun, wie es im alten Rom der Branch war, eine Steuer aus sowohl nach den Gütern, als nach den Köpfen, was große Unzufriedenheit erregen mußte, sowohl bei den Italienern als bei den Deutschen, weil dieses Geld doch nur auf die vielen Rüge nach Wien verwendet wnrde.
2. Ronkaglia ist ein Ort in der Nähe von Piacenza. Hier pflegten die Kaiser auf ihrem Römerzuge das erste Mal auf italienischem Boden zu übernachten. Dort wurde der Heerschild ausgepflanzt und die obersten Vasallen mußten ein jeder zwei Nächte lang vor dem kaiserlichen Zelte die Wache halten, eine Ehrenbezeugung, die sie selbst wieder vou ihren Lehensleuten verlangen durften. Dort wurde auch das erste Mal Heerschau gehalten, und wurden die Lehensträger, die nicht zur Heeresfolge erschienen waren, mit der Acht belegt.
3. Schrecklich war das Schicksal, das Mailand auf dem zweiten Römerzuge traf. Als es sich das erste Mal ergeben mußte, mußte es 0000 Mark Silber bezahlen und 300 Geiseln stellen. Die Bürgermeister, der Rat und die Edlen mußten barfuß, das bloße Schwert am Nacken hängend, das Volk mit Stricken um den Hals, vor dem Kaiser erscheinen und fußfällig dessen Milde anflehen (1158). Bei der zweiten Unterwerfung, ^ vier Jahre später, wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel. Das Urteil aber, das über Mailand erging, lautete: Mailand soll leer und wüst sein; binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und baueu sich in vier Flecken an, von denen jeder zwei Meilen vom andern entfernt ist (1162).
4. Die Einwohner von Susa, wo Friedrich übernachtete, hatten sich verabredet, den Kaiser nachts im Bette zu überfallen. Aber der Anschlag wnrde verraten und Hermann von Sieben eichen, der mit dem Kaiser einige Ähnlichkeit hatte, legte sich in das Bett des Kaisers, wodurch es diesem möglich wurde, zu entfliehen. Die Susaner vergriffen sich nun zwar an dem Ritter nicht, als sie den Irrtum merkten, Friedrich ließ aber die Stadt doch niederbrennen, als er wieder nach Italien kam.
8 121.
Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod.
338) In Deutschland hatte jedoch die Lust, mit dem Kaiser nach Italien zu ziehen, abgenommen, denn Italien war das Grab aller Hoffnungen. Ganz besonders war Heinrich der Löwe, der im Norden seine Herrschaft beträchtlich erweitert hatte, den Zügen nach Italien so abgeneigt, daß er, um einer neuen Fahrt auszuweichen, eine Reise nach dem Heiligen Lande unternahm. Allein er kam nach Hanse, bevor der Kaiser den fünften Nömer-zng hatte antreten können. Er begleitete nun wohl den Kaiser,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ronkaglia Friedrich Friedrich Hermann_von_Sieben Friedrich Friedrich Heinrichs Friedrichs_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Mailand Mailand Mailand Italien Deutschland Italien Italien Italien
106
Erste Periode der neueren Geschichte.
Galileo
Galilei
-j- 1642,
Isaak Newton
t 1727,
und Andere
erwerben sich
um die Wis-
senschaft un-
sterbliche
Verdienste.
Der Grego-
rianische Ka-
lender 1582.
Würtembergischen (1571—1630), dessen Mutter als Hexe angeklagt
wurde und im Kerker starb, beobachtete und berechnete die Bahn des
Mars und entdeckte, daß die Planeten sich in Ellipsen um die Sonne
bewegen. Der Italiener Galileo Galilei aus Pisa (1564—1642),
welcher die Gesetze des Pendels und des Falles entdeckte und das kurz
zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete,
lehrte öffeutlich die Bewegung der Erde um die Sonne. Er zog sich
dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward eingekerkert und mußte
öffentlich seine Behauptung widerrufen, wobei er jedoch leise die Worte
gesprochen haben soll: „und sie bewegt sich doch!" Der Engländer
Isaak Newton (1642—1727) fand, daß jedem Weltkörper zwei Kräfte
inwohnen, die Schwer- oder Anziehungskraft und die Flieh- oder
Fortschwingungskraft. Durch die Schwerkraft fesselt die Sonne den
Erdkörper, dieser den Mond an sich; ohne dieselbe würde die Erde von
der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, da sie vermittels der
Fliehkraft das Bestreben haben, geradeaus fortzuschwingen. Ferner
gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers durch
den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener
Toricelli und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister
Otto von Guerike.
Bemerkenswerth ist endlich noch, daß 1582 der Papst Gregor Xiii.
auf Anrathen des Dr. Aloys Lilius von Verona einen verbesserten
Kalender einführte, welcher nach seinem Adoptivvater der Gregorianische
heißt. Seit Julius Cäsar rechnete man das gemeine Jahr zu 365
Tagen 6 Stunden^), und schob alle vier Jahre ein Schaltjahr ein.
Da aber dadurch das Jahr um 11 Vs Minuten zu hoch bestimmt
worden war, so ward im Verlaufe der Zeit die Rechnung falsch.
Schon 325 n. Chr. auf der Kirchenversammlung zu Nicäa hatte man
drei Tage ausgemerzt; 1582 mußten abermals zehn Tage ausfallen,
und man ging damals vom 4. Okt. alsbald auf den 15. Okt. über.
Während Cäsar regelmäßig alle vier Jahre ein Schaltjahr einschob,
verordnete Gregor, daß zwar alle vier Jahre in der Regel ein Schalt-
jahr stattfinden solle, daß aber bei den Säcularzahlen immer nur das
vierte ein Schaltjahr sein sollte. 1600 und 2000 sind also nach dem
Gregorianischen Kalender Schalt-, 1700, 1800, 1900 dagegen gemeine
Jahre. Die russisch-griechische Kirche, welche den Iulianischen Kalender
°) Cäsar rechnete das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden und zählte
eben nur alle vier Jahre die 6 Stunden. In Wirklichkeit betrügt es
aber nur 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden.
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Extrahierte Personennamen: Isaak_Newton Isaak Isaak_Newton Isaak Cornelius_Drebbel Otto_von_Guerike Otto Gregor_Xiii Gregor Aloys_Lilius_von_Verona Julius_Cäsar Cäsar Chr Cäsar Gregor Gregor Cäsar
V
— 369 —
Gefahren die Arbeitenden von hüben und drüben sich die Hände schütteln
konnten, — wie ihr das schon beim Sandtunnel mit Vergnügen tatet.
4. Der Simplon-Tunnel übertrifft alle frühern Tunnel an Länge,
und die Kühnheit seiner Ausführung ist bewundernswert. Ungefähr 20 km
lang — also beinahe die Entfernung von Halberstadt bis Oschersleben —
brauchte man über 8 Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Während die
bisherigen Tunnel nur aus einem Stollen bestehen, in dem zwei Geleise
liegen, hat der Simplon-Tunnel zwei Stollen mit je einem Geleise. Der
zweite Stollen, der beim Bau, wie wir gesehen, der Luftzufuhr, dann auch
dem Arbeiterverkehr und dem Heranschaffen der Lasten biente, soll erst
später für den Betrieb ausgebaut werden. Einstweilen wird nur ein Stollen
benutzt, durch den die Züge mit elektrischer Kraft fahren. Von Vrig (686 m
über dem Meere) steigt der Tunnel bis zum Scheitelpunkt, der auf etwa
700 m Höhe, ziemlich genau unter der Grenzscheide zwischen der Schweiz
und Italien liegt. Denkt euch, daß an diesem Punkt die gewaltige Last
des über 2000 m hohen Gebirges über dem Tunnel lagert. Nach 500 m
horizontalen Laufs senkt sich die Bahn bis zum Austritt bei Iselle (634 m).
Die südöstlich laufende Richtung des Tunnels ist im wesentlichen grad-
linig; seine Steigungen sind, wie ihr euch selbst ausrechnen könnt, ver-
hältnismäßig gering. Daher man auch mit großer Geschwindigkeit hin-
durchfahren kann. Ich möchte euch wohl wünschen, ihr säßet in einen;
solchen Zuge: der Berg gähnt euch entgegen, sein schwarzer Mund ver-
schlingt euch, durch 20 Kilometer Bergesnacht fliegt der hellerleuchtete Zug,
und über euch türmt sich immer gewaltiger die Masse des Gebirges. Könnte
sie auf euch herabstürzen? Doch nein! Da ist alles wohl gefügt und be-
rechnet; die Fahrt so sicher wie über der Erde. Aber so gruselig interessant
sie auch sein mag, man begrüßt ihr Ende und freut sich des Augenblicks,
da der Berg uns wieder in die Freiheit entläßt.
Ich könnte euch von diesem berühmten Bauwerk noch manches er-
zählen, doch fehlt hier der Raum dazu. Nur eins möchte ich noch er-
wähnen : Es waren neben vielen andern tüchtigen Männern in erster Reihe
deutsche, deutsch-österreichische und deutsch-schweizerische Ingenieure, die
das Werk erdachten und leiteten. Deutsches Wissen, deutsche Gründ-
lichkeit, deutscher Fleiß wieder einmal an erster Stelle in der Welt —
nun, wie wär's? Wollt ihr einmal Ähnliches leisten?
Oswald Körte.
212. Die Pferde- und Rinderherden der ungarischen Pußta.
(Gekürzt.)
1. Der Pußta verdankt der Magyar seinen unvergleichlichen Viehstand,
voll dem man sich bei uns schwer eine Vorstellung machen kann, sowohl was
Sncdersächsisches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Ii. 24
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118
achtung die Jahresperiode ganz genau sollten erforscht
haben. Sonst wäre der Kalender der Römer etwa ein
halbes Jahrhundert vor Christi Geburt nicht in solcher
Unordnung gewesen, daß der große Julius Cäsar für
nothwendig fand, denselben durch die Gelehrten seiner
Zeit reformieren zu lassen. Dieser neue Kalender hieß
von Julius Cäsar der sulianische, und galt über andert-
halb tausend Jahre. Das Jahr wurde in ihm zu 365
Tagen und 6 Stunden angenommen; die 6 Stunden der
4 Jahre wurden dem letzten, dem vierten zugetheilt, und
dasselbe zu einem Schaltjahre von 366 Tagen gemacht.
Da aber das Jahr nicht volle 365 Tage und 6 Stunden
lang ist, sondern 11 Minuten und 12 Sekunden zu viel
eingeschaltet wurden, so zeigte sich im Laufe der Jahrhun-
derte ein neuer Uebelstand; in 300 Jahren machen die
11 Minuten 12 Sekunden bereits 3 Tage aus, und somit
rücken in dieser Zeit der Jahresanfang und die Feste um
3 Tage vor, oder man schreibt nach unserem Sprachge-
brauche 3 Tage zu viel; im Jahre 1582 nach Christi Ge-
burt betrug diese Abweichung schon 10 Tage, so daß der
Frühlingsanfang nicht auf den 21. März, sondern auf den
11. fiel, und wenn es so fortgegangen wäre, so hätte
Frühlingsanfang auf Neujahr und immer weiter rückwärts
fallen müssen. Da ließ Papst Gregor Xhi. den juliani-
schen Kalender abermals verbessern; die 10 Tage wur-
den dadurch beseitigt, daß er verordnete, in diesem Jahre
solle nach dem 4. Oktober nicht der 5., sondern sogleich
der 15. geschrieben werden. Die Einrichtung, daß das
4. Jahr ein Schaltjahr sein sollte, behielt der Papst bei,
weil sich wirklich kein besseres Mittel finden läßt, um die
5 Stunden, 48 Minuten und 48 Sekunden unterzubringen.
Damit aber das alte Gebrechen sich im Laufe der Zeit
nicht wiederhole, ist in dem gregorianischen Kalender (dem
Papste zu Ehren so genannt) bestimmt, daß die Säkular-
jahre 1700, 1800, 1900 u. s. w. keine Schaltjahre sein
sollen, wohl aber 2000 und die Säkularjahre, deren zwei
erste Ziffer sich nicht durch 4 ohne Rest theilen lassen,
wie 17, 18, 19 u. s. w. Dadurch wird im Laufe der
Jahrhunderte immer wieder ausgeglichen, was in den
Schalttagen zu viel oder zu wenig eingeschaltet wird, wie
man sich durch eine nicht schwere Rechnung selbst überzeugen
kann. Die Katholiken nahmen dett verbesserten Kalender
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Vorbegriffe und Planzeichnen.
39
Abhang richtet sich die größere oder geringere Geschwindigkeit eines Flusses,
mit anderm Worte: sein Gefäll.
Gefäll ist demnach der Höhenunterschied zwischen zwei gewissen Punkten
der Oberfläche eines Flusses in seiner Länge. Man sagt z. B. der Fluß
hat an jener Stelle auf eine gewisse Länge so und so viel Meter oder Deeimeter
Gefäll. Je nachdem nun der Fluß eine stärkere oder sanftere Abdachung,
ein abhängiges Bergthal oder eine fast wagrechte Ebene durchläuft, wird
sein Gefäll größer oder kleiner sein. Das Gefäll der Gebirgswasser ist so,
daß sie stürzen. Ein Strom, der in einer Seeunde 2 m. fließt, ist sehr
reißend; und wenn er auf 200 Schritt nur 3 -im. Gefäll hat, kann er doch
aufwärts kaum beschifft werden. Die Elbe zwischen Wittenberg und Magde-
bürg füllt auf 400 m. Lauf nur etwas über 1 dm. Am stärksten ist das
Gefäll eiues Flusses iu der Regel in seinem obersten, am geringsten in
seinem unteren Laufe.
Man hat das Gefäll vieler Ströme von ihrem Ursprünge bis ans Meer
gemessen. Um dies zu können, mußte man ausmitteln, wie viel Meter
mehrere Ortschaften am Ufer höher liegen als der Meerspiegel; denn dieser
Spiegel ist ja die tiefste Fläche, die wir uns horizontal unter dem Lande
durch bis senkrecht unter den Quell des Flusses fortgesetzt denken. Die
Meeresfläche bildet somit eine Ebene, welche in allen Punkten gleich weit
vom Erdmittelpunkte entfernt ist und als Grnndfläche oder Basis sür
Höhenbestimmungen betrachtet wird. Ist vermittels mathematischer und
physikalischer Instrumente die Höhe vieler Punkte des Stromspiegels über
jener wagrecht gedachten Fortsetzung der Meeresfläche bestimmt, so sagt man:
der Strom hat da und da so viel Meter Seehöhe. Der Rhein hat z.b.
in Mainz 79 m. Seehöhe, bei Basel 248, noch weiter stromauf bei Reichenau
in Graubündten 599, und bei feiner Quelle 2388.
Statt Seehöhe sagt man auch absolute Höhe. Wenn ich einen Thurm
messe, so sag ich: er erhebt sich so und so viel Meter über den Platz, worauf
er steht. Ebenso kann ich von einem Berggipfel sagen: Er ist so und so
viel hundert oder tausend Meter über das nächste Thal oder den nächsten
Flußspiegel erhaben. Dies nennt man nicht absolute, sondern nur rela-
tiv e (bezugsweise) Höhe; denn über einem andern Nachbarthale oder Flusse
würde seine Höhe auch anders sein, weil hier eine andere Grnndfläche an-
genommen wird. — lieber Barometermessungen siehe Abschnitt Iii. §. 35.
§. 14. Wasserscheiden.
Da alle Wasser von höherer Gegend der niederen zufließen, so ist jedes
Flußgebiet von Gebirgen oder Landrücken oder doch von einer sanft er-
höhten Gegend umgeben, die alle auf ihrer einen Seite entspringenden
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Vorbegriffe und Planzeichnen.
33
Wie aus dem Voranstehenden ersichtlich, setzt die Anwendung der Leh-
mannschen Schraffenscala das Dasein von äquidistanten Horizontalen (d. h.
von Linien, welche die Punkte gleicher Meereshöhe, und zwar in gleichen
Abständen der Höhe, verbinden) voraus, diese aber dienen nicht zur gleich-
zeitigen Erkenntnis der absoluten Höhe, sie sind nur Mittel zum Zwecke
und verschwinden, wenn dieser erfüllt ist. Die Schraffirmethoden ermög-
lichen somit wohl den mathematisch genauen Ausdruck der Böschuugsverhält-
nisse und das leichte Ablesen der Böschungswinkel nach dem Auge, ohne
schwerfällige Winkelinstrumente, m. a. W. den Ausdruck der relativen
Höhenunterschiede; aber der Erkenntnis der absoluten Höhenverhältnisfe
mußte durch zahlreiche Coteu d. i. Höhenziffern entgegengekommen werden.
In neuerer Zeit ging man einen Schritt weiter, indem man auch den
dritten Faktor der Bodenform, die absolute Höhe, in das Programm der
Darstellung aufnahm, was man dadurch erreichte, daß man jene Niveau-
kurven aus bloßen Hilfslinien in bleibende absolute Isohypsen
verwandelte, d. h. in Kurvenlinien, welche alle in gleicher Höhe liegenden
Punkte miteinander verbinden und in sich zurückkehren. Damit ist eine
neue geometrische Grundlage für die Darstellung der Bodengestaltnng ge-
geben, genauer und sicherer, als die früheren; denn nicht die Schraffen,
sondern die Isohypsen sind die Träger des geometrischen Inhaltes gewor-
den. Die Schraffen sind nur mehr das Mittel, dem Auge die Plastik der
Form deutlich zu machen. In die Schule allerdings hat diese, an und sür
sich des plastischen Momentes entbehrende, rein wissenschaftliche Art der
Darstellung durch Niveaukurven noch wenig Eingang gefunden, wird des-
halb hier auch nicht weiter behandelt.
Es gibt übrigens der Darstellungsmethoden gar viele; bei der Aus-
stellung zu Paris 1867 waren nicht weniger als 77 Arten der Darstellung
des Terrains durch Proben vertreten.
§. 10. Von der Luft auf den Berghöhen.
Mährend die Schüler im Bergzeichnen sich üben und mit Aufgaben dieser Art be-
schäftigt sind, ist mit ihnen Folgendes zu besprechen, was sich auf Gebirgsnatnr, beson-
ders auf Luft, Klima und Pflanzenwuchs bezieht, und nichts zu zeichnen gibt.^Z
Der Gebirge in einzelnen Gruppen, oder in Ketten und manchsacher
Verzweigung gibt es im deutschen Vaterlande viele. Sie sind dem Boden
zur Zierde, dem Menschen zum Nutzen und Vergnügen. Reizlos und er-
müdend für das Auge ist eine Haidefläche, erfreulicher eine frncht-, korn-
und baumreiche Ebene; manchfaltiger und deshalb noch reizender anzu-
fchauen ist ein Land, wo nicht bloß Felder, Gärten, Wiesen und Wälder,
ondern auch kleine Ebenen, Hügel, Niederungen und Berge abwechseln,
Schacht, Leh>.b. b. Geographie 8. Ausl. 3
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Vorbegriffe und Planzeichnen.
25
schneiden und die eine Hälfte bei Seite werfen, so würden wir den Durch-
schnitt der Gegend sehen. Stellten wir uns dann grade davor und be-
trachteten den oberen Rand des Durchschnitts, so sähen wir den Aufriß, das
Profil der Gegend, von der einen Seite nämlich, vor uns; denn Profil
ist der Rand eines Durchschnitts an den Hervorragungen
einer Gegend, eines Gebirgs, eines Landes. Man braucht nun
freilich kein Gebirg zu spalten, sondern nur Höhen und Vertiefungen zu
messen, um das Profil zeichnen und sich den Durchschnitt denken zu können.
Auf Taf. I. Fig. 5 findet man ein eingebildetes Profil, worin mehrere
Höhen und Tiefen angebracht sind, die in den vorigen Paragraphen erklärt
wurden, nämlich: 1) Knppe, 2) Bergplatte, 3) Horn, 4) Sattel, 5) bauchige
(eonvexe) Böschung, 6) hohle (eoneave) Böschung, 7) Terrassen, 8) Rückfall
9) Schlucht, 10) Thal.
Wird dieses an der Schultafel vorgezeichnet, so kann es zur Hebung des Gesagten
zweckdienlich und für Anfänger ausreichend sein; für Schüler von reiferem Alter
diene Folgendes zu näherer Einsicht: Fig. G stellt das geometrische Profil (Profilriß)
des Berges Fig. 4 nach der Richtung Fah genommen, vor. An diesem Profil kamt
man die gegenseitige Neigung der Bergoberfläche gegen die horizontale Linie F' H', die
hier den Durchschnitt Fl der schneidenden Ebene Fah mit der horizontalen Bergsohle
Bcde (Fig. 4) vorstellt, deutlich sehen. Zur genaueren Angabc des Böschungswinkels
in noch mehr Orten der Oberfläche des Berges, und zur bequemeren Anfertigung des
Profils, denkt man sich auf die Axe des Berges, von der Sohle nach der Kuppe zu, die
gleichen Theile 1, 2, 3 aufgetragen, und durch diese Theilpunkte schneidende Ebenen ge-
legt, die mit der Grundfläche Bcde parallel laufen, und den ganzen Berg in gleich
hohe Scheiben l, 2, 3 ?c. (Fig. 4 n. 6) zersälleu. Die oberste Scheibe ist nicht immer
den untern an Höhe gleich, weil die gleichen Theile, die man auf die Höhe Aq des
Berges sich aufgetragen denkt, selten eine ganze Anzahl mal in der Höhe enthalten sind,
wodurch denn die obere Scheibe weniger hoch als die übrigen Scheiben ist. Die Be-
grenzungen dieser Scheiben sind, als Durchschnitte der schneidenden Ebenen mit der
Bergoberfläche in sich zurückkehrende krumme Linien, deren unregelmäßige Form durch
die Form der Bergoberfläche bestimmt wird. Es zerlegen die Durchschnitte K'l', M'n',
0'P; die Grenzlinie des Profils (Fig. 6) in kleinere Theile F'k' K'm' M'o' :c., durch
welche die Verschiedenheit der Böschungswinkel x, z, w, v, r :c. näher angedeutet wird.
Wie aus^der Figur ersichtlich, so ändern sich die Grundlinien F'b, K'c, M'd :c. der
Böschungsdreiecke F'bk, K'cm, M'do' jc. mit dem Böschungswinkel, und zwar werden
erstere kürzer, sobald der Böschungswinkel zunimmt, und umgekehrt. Nur bei stät oder
gleichmäßig geböschter Oberfläche sind die Grundlinien gedachter Böschungsdreiecke von
gleicher Länge. Bei geringer Ausdehnung der Bergfläche kann das Profil mittels Setz-
wage (Fig. 7) und sogen. Klafterstange bestimmt werden. Die Einrichtung der Setzwage
kann als bekannt vorausgesetzt werden. Die Klafter oder Setzlatte kann eine Länge
von 3—ö m. haben; es ist solche 3 Zentimeter dick und 6—12 cm. breit, und dergestalt
gearbeitet, daß sie keinen bedeutenden Beugungen während des Gebrauchs unterliegt. —
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5
Einleitung.
Baien re. hinzu. Die Thaler eines Gebirgs läßt man mit Flüssen
versehen, und zuletzt ein ganzes Flußgebiet zeichnen.
§. 9. Um sich auf der Erde und auf Landkarten zurecht zu
finden (zu orientiren), muß man die Himmelsgegenden
kennen. Die vier wichtigsten sind: Nord oder Mitternacht, Süd
oder Mittag, Ost oder Morgen, West oder Abend. Wo ist
der große und kleine Bär, und wo der Polarstern? — Am
21. März und 21. September geht die Sonne im wahren
Ostpunkte auf, und im wahren Westpunkte unter.
Der runde Kreis um uns her, wo der Himmel die Erde
zu berühren scheint, heißt Horizont oder Gesichtskreis. Man
bemerke darin die vier Hauptgegenden des Himmels: Nord, Süd,
Oft u. West; und dazwischen: Nordoft und Nordweft, Südoft
und Südwest. Was ist eine Windrose?
Uebung im Orientiren, z.b. nach welcher Himmelsgegend liegen
die Wände des Schulzimmers, die Staduhore, die nächsten Anhöhen
und Dorfschasten?
§. 10. Man hat aber nicht blos zu wissen, nach welcher
Weltgegend ein Ort vom andern liegt, wie die Berge sich ab-
dachen, wohin die Thäler streichen, und welchen Lauf die Bäche
und Flüsse nehmen; wir müssen auch den Abstand der Oerter
von einander und den Höhenunterschied der Berge, Thäler
und Ebenen kennen, und wie hoch wiederum diese über dem
Meerspiegel liegen. Erklärung des Wortes See höhe.
Die Frage, welche Seehöhe hat der Schulort? läßt sich auch so
fassen: wie tief müßte man den Schulort sich senkrecht herabgedrückt
denken, wenn das Meer nach Wegräumuug des dazwischen liegenden
Landes bis zu uns herantreten sollte?
§.11. Längenmaße. Was ist Decimal- und was Duo-
decimalmaß? 12 oder 10 Linien sind 1 Zoll; 12 oder 10 Zoll
ein Fuß; 2 Fuß ein gewöhnlicher Schritt. Die Ruthe hält
12 Fuß. Statt Ruthe, Fuß, Zoll, Linie braucht man die Zeichen:
°, ", Ein Klafter (toise) hat 6/ pariser oder 6' 2"
x/'t“ rheinisches od. preußisches Maß. — Die Franzosen messen
auch nach Metern; 1 Meter hat 38 rheinische oder 40 darm-
ftadtische Zoll. Eine geografische Meile enthält 1970 Ruthen oder
23635^/2fuß rheinisch, oder 22842^ pariser Fuß; die deutsche
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
_ Vorberrcht. toi
Einer von den ältesten Königen hat 8vmo ge-
heissen , von demselben liesse sich endlich Schweden
und Svecia auch hersühren.
Ii.
Die Grösse.
Der Umkreiß dieses grossen Landes belänfft sich
zum wenigsten auf 1222. Meilen: Und wenn man
es mit dem Ctrckul ausmiffet, so ist die Länge zoo.
und die Breite 262. Meilen.
Es ist also bey nahe wahr, was jener Schwede
sagte: Wenn man sein Vaterland gleich wie einen
Bogen Papier gedoppelt zusammen legte, so würde
cs doch noch so groß , als Franckreich seyn.
Iii.
Die Nachbarn.
Gegen Abend sind die Dänen, und gegen Mor-
gen die Russen : Gegen Mittag aber die Ost-
See, und gegen Norden das Eiß-Meer.
Iv.
Das Land.
Man kan leicht erachten, daß ein Land, welches
sich vom Mittag gegen Norden aul zvo. Meilen
erstreckt, nicht eincrley Witterung haben kan.
An der Ost-See ist der längste Tag 187 , und
der kürtzeste hingegen si Stunde. Aber Weitet
hin gegen Norden ist im Jahre nur ein Tag , und
auch nur eine Nacht, es währet aber ein jedes ein
gantzes halbes Jahr.
Um die Gegend, wo Stockholm lieget, kan man
eigentlich weder Frühling noch Herbst berechnen,
G z sondern
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]