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1. Teil 2 - S. 113

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 49. Rußland. 113 3. Klima und Kultur. Das Klima ist entsprechend der großen Ländermasse, auf welche die verhältnismäßig kleinen Meere mit ihrer geringen Küstenausdehnung nur wenig Einfluß ausüben, kontinental. Auf kurze, heiße Sommer folgen lange, grimmig kalte Winter, in denen das Quecksilber nicht selten hämmerbar, d. h. — 40°, ist. In der Pflanzenwelt lassen sich vier Zonen unterscheiden: die Tundrazone (s. o.), die Waldzone bis etwa zum 55. Breitenkreise, die Ackerbauzone („das Land der schwarzen Erde") und die Steppenzone. Die Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind daher: Ackerbau, Wald- Wirtschaft und Bienenzucht, Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe), Fischfang, Jagd und Handel. Im Ural wird Bergbau getrieben, in den Steppen am Kaspischen Meer Salz gewonnen. Die Industrie ist unbedeutend, so daß die Einfuhr vieler Waren aus Deutschland und England erfolgt. Hauptausfuhrprodukte Rußlands sind: Getreide, Vieh, Leder (als Juchten- leder bearbeitet), Wolle, Holz, Pelze, Flachs. 4. Bevölkerung. Der überwiegende Teil der Bewohner gehört dem slawischen Stamm an, nämlich die Russen (Großrussen, Kleinrussen, zu denen auch die Kosaken gehören, und Weißrussen), welche griechisch- orthodox sind, und die Polen, welche römisch-katholisch sind. In den Ostseeprovinzen wohnen lutherische Deutsche, am Eismeer die mongolischen Finnen, Lappen und Samojeden (z.t. noch heidnisch), in den s.-russischen Steppen die mongolischen Tataren und Kalmücken, welche sich zum Islam bekennen. Die Volksbildung steht auf sehr niedriger Stufe; Roheit und Trunksucht sind unter der gewöhnlichen Bevölkerung, welche sich an die Befreiung von der Leibeigenschaft (1861) immer noch nicht gewöhnen kann, weit verbreitet. Der z. T. unermeßlich reiche Adel (die alten Bojaren) lebt auf seinen prächtigen Schlössern auf dem Lande oder in Moskau in verschwenderischer Pracht. 5. Staat und Städte. Der Begründer des russischen Kaiser- reichs, das bis ins 15. Jahrhundert unter der Tatarenherrschaft litt, ist Peter der Große aus dem Hause Romanow (1689 — 1725). Er hat die w.-europäische Kultur eingeführt, indem er den Zugang zur Ostsee in siegreichen Kämpfen gegen die Schweden (Karl Xii.) erwarb. Seine Nachfolger, besonders Katharina Il, eine deutsche Fürstin aus dem Hause Anhalt-Zerbst, dehnten das Reich in glücklichen Kämpfen gegen die Türken und Polen aus. Zugleich waren auch die Eroberungen nach Asien vorgedrungen, so daß die russische Herrschaft heute den Stillen Ozean (Wladiwostock) erreicht hat. Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 8

2. Teil 2 - S. 199

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 100. Das Deutsche Reich und seine Kolonien. 199 Die deutschen Kolonien. § 99. Allgemeines. Wir unterscheiden drei Arten von Kolonien: Ackerbau-, Plan- tagen- und Handelskolonien. Die Ackerbaukolonien sollen den Bevölkerungsüberschuß des Mutterlandes aufnehmen und den Kolonisten die Möglichkeit gewähren, Ackerbau oder Viehzucht oder beides in der heimischen Weise zu be- treiben. Eine solche Kolonie setzt die geeigneten klimatischen und Bodenverhältnisse voraus und kann, wenn sie sich befriedigend entwickelt, eine wertvolle Abnehmerin heimatlicher Jndustrieprodukte im Austausch gegen ihre Rohprodukte werden. Die Plantagenkolonien in heißem, dem Europäer durch Malaria und andere Tropenkrankheiten gefährlichem Klima, gestatten nur den Anbau der sogenannten Kolonialprodukte (Kaffee, Zuckerrohr, Kakao, Tabak usw.), aber auf mit Eingeborenen (Negern oder chinesischen Kulis) bearbeiteten Plantagen. Sie können von hohem Werte sein, da sie das Mutterland mit wichtigen, uns heute unentbehrlichen Produkten versorgen. Als Abnehmer kommen sie nur für die den Eingeborenen wichtigen Erzeugnisse in Frage (Eisenwaren, Baumwollstoffe usw.). Die Handelskolonien sollen der Handelsflotte und damit dem heimischen Handel an der Küste wertvolle Stützpunkte bieten, von denen aus mit einem reichbevölkerten Hinterlande Handel getrieben und ein- heimische gegen fremde gewerbliche und Roherzeugnisse eingetauscht werden. Da der Seeverkehr heute im wesentlichen Dampferverkehr ist, so suchen die seemächtigen Nationen an wichtigen Straßen des Welt- verkehrs Kohlen st ationen zu erwerben, an denen die Dampfer, be- sonders aber die Kriegsschiffe ihre Vorräte an Kohlen ergänzen und auch wohl Ausbesserungen vornehmen können. Denn eine unerläßliche Vorbedingung für die Unterhaltung von Kolonien und für den Schutz des Handels ist eine starke Kriegsflotte. § 100. Das Deutsche Reich und seine Kolonien. Unter den großen Kolonialmächten der Erde ist das Deutsche Reich die jüngste. Die Befähigung zur Kolonisation hat das deutsche Volk im Mittelalter am slavischen O. erwiesen. Die russischen Ostseeprovmzen im No. sowohl wie auch der So. bis tief in das heutige Ungarn hinein

3. Deutsche Geschichte - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich Vi. 1190-1197. 57 Heinrich Vi. 1190-1197. 60. Indessen hatte Friedrichs willenskrftiger Sohn Heinrich Vi. die Herrschaft angetreten, ein Fürst von groen Anlagen, zugleich aber von einem gewaltigen Triebe nach Macht beseelt, der zuliebe er vor Hrte und Grausamkeit nicht zurckscheute. In Rom lie er sich die K a i s e r k r o n e auf das Haupt setzen. Dann eroberte er das unteritalische Normannenreich, dessen letzter König damals gestorben war, und zog siegreich in P a l e r m o ein, der normannischen Gerung Hauptstadt, wo sich das Abendland mit dem Morgenland, Christliches mit mimischen Arabischem traf. Gewaltigen Plnen hing der siegreiche Kaiser nach. Die kaiserliche ^spliwe. Gewalt, die hchste weltliche Gewalt der Christenheit, wollte er zur L e h n s -hoheit der die Könige des Abendlandes umgestalten. Durch einen Zusall fiel damals Richard Lwenherz in seine Gewalt. Dieser wollte sich, vom heiligen Lande zurckkehrend, in abenteuerlicher Weise durch Deutsch-land durchschlagen, wurde aber bei Wien erkannt und von dem Herzog von sterreich an den Kaiser ausgeliefert; und nicht eher durfte er die Burg Trifels in der Pfalz, wohin er als Gefangener gebracht wurde, verlassen, bis er sein Land von Heinrich zu Lehen genommen und ein hohes Lsegeld gezahlt hatte. Sodann plante der Kaiser einen Kreuzzug. Schon hatte sich ein starkes deutsches Kreuzheer gesammelt, schon schwammen die kaiser-lichen Schiffe auf dem Meere, da raffte den gewaltigen Mann in seinem Sctn^ 32. Jahre zu Messina ein Wechselfieber dahin. 1 Tod. ' Er hatte, wie ein zeitgenssischer Geschichtschreiber sagt, das deutsche Volk herrlich gemacht vor allen Nationen. Um so unheilvoller war fr Deutschland sein frher Tod. Denn er hinterlie nur einen kaum drei-jhrigen Sohn Friedrich, dem seine Mutter Konstanze das unteritalische Knigreich zu sichern suchte. In Palermo wuchs dieser auf, und der Papst Innocenz Iii. bernahm der ihn die Vormundschaft. Philipp von Schwaben 1198-1208 und Otto Iv. 1198-1215. 61. In Deutschland erhoben sich jetzt die vielen Gegner des hohen-staufischen Hauses und whlten Heinrichs des Lwen Sohn Otto zum König; ihm stellte die staufische Partei Friedrich Barbarossas jngsten Sohn Philipp von Schwaben als König gegenber. Whrend Deutschland wieder durch einen Brgerkrieg zerrissen wurde, erhob Papst Innocenz Iii., wohl der gewaltigste aller Ppste, das Jnn-

4. Deutsche Geschichte - S. 63

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 63 Schildesamt widmen sollte, erhielt zunchst als Edelknabe eine ritter-liche Ausbildung in feiner, hfischer Sitte und in der bung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edel-k n e ch t sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und wrdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu den gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schtzen, alle Armen und Bedrngten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und fr sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Zge des Zeitalters; aus ihnen erwchst als herrliche Blte die Minne-dichtung. Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als es zu den Zeiten der Dttonen gewesen war. Hfische Bildung mute sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein groer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und feiner Hand-arbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besa hhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein; auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen E lisab eth, von deren hoher Frmmigkeit und Mildttigkeit die Sage erzhlt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In groer Jugend wurde sie nach der Wartburg gefhrt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrafen Ludwig von Thringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mute sie die Wart-brg verlassen. Sie starb unter frommen Bubungen zu Marburg. Auf den Burgen spielte sich groenteils das ritterliche Leben ab. Die Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasser-gefllten Graben. Wenn es aber mglich war, erbaute man sie auf An-hhen, um sie leichter verteidigen zu knnen. Auf dem schmalen, steilen Burg-weg erstieg man sie; der die Zugbrcke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mchtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstrmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverlie, der Kerker; zu den oberen Stockwerken fhrte nur eine ^ rucke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den groen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. mit ^ammen versehenen Frauengemcher, enthielt; an ihn schlo sich die

5. Deutsche Geschichte - S. 65

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 65 mglichst alle Krperteile zu decken, hatte man die Rstung immer schwerer 1 gemacht; so wurde sie fr das Turnier immer brauchbarer, sur die Schlacht und den Feldzug zu schwerfllig. Daher erlagen im vierzehnten Jahrhundert mehrfach die Ritterheere den Schweizer Bauern, die weniger gut gewappnet waren, aber sich leichter bewegen konnten. Dazu kam, da mehr und mehr der Gebrauch von Sldnern aufkam; Landsknechte, die man fr Geld anwarb, waren den Fürsten eine zuverlssigere Hilse als die ritterlichen Vasallen, welche sich nicht immer bereit finden lieen, fr sie ins Feld zu ziehen. So brach ein neues Zeitalter des Heerwesens heran; die ge-wappneten Reiterheere traten zurck, die zu Fu kmpfenden Lands-knechte bildeten den Kern der Heere.x 68. Die Reichsverfassung. Wenn das Rittertum im zwlften und dreizehnten Jahrhundert eine eigenartige und hohe Kultur geschaffen hat, so war es um den deutschen Staat damals desto trauriger bestellt. Die langen, Knigtums oft wiederholten Kmpfe zwischen Kaiser und Papst, Kaiser und Fürsten hatten damit geendet, da das Kaisertum unterlag. Es war in seiner Macht wesentlich geschwcht; die Herrlichkeit Ottos des Groen, Konrads Ii., Fried-rich Barbarossas war fr die spteren Kaiser unerreichbar. Die deutschen Herzge, Grafen und Bischfe fhlten sich, obwohl durch den Lehnseid dem König zur Treue und zum Gehorsam verpflichtet, mehr als Fürsten denn als Vasallen. Sie fhrten ihre Reifigen lieber fr ihre eigenen Zwecke ins Feld als im Dienste des Knigs; sie ordneten sich ungern dem kniglichen Gericht unter; sie suchten die kniglichen Befugnisse zu schmlern und be-anspruchten es, in den Angelegenheiten des Reichs gehrt zu werden und auf den Reichstagen darber zu beraten. Die Einknfte der deutschen Könige ferner waren sehr gesunken. Einst hatten sie der ausgedehnte Krn-gter geboten: jetzt waren diese bis auf geringe Reste als Lehen vergeben und verschleudert. Wer in Zukunft die deutsche Krone trug, konnte nicht mehr auf das Reichsgut zhlen, sondern mute ein bedeutendes Familienerbe, eine Hausmacht, entweder schon besitzen oder zu gewinnen suchen. Zugleich war das Reich ein W a h l r e i ch geworden. Auch frher hatte der König Wahiretch. gewhlt werden mssen, aber man hatte sich doch meist fr den Sohn oder nchsten Verwandten des Knigs entschieden; jetzt wurde freie Wahl die Regel, und die Kurfrsten whlten eine Zeitlang mit Vorliebe solche Fürsten zu Knigen, die nicht aus der Familie des Herrschers stammten. Die Herabminderung der kniglichen Macht aber hatte zur Folge eine Herabminderung der inneren Einheit und der ueren Macht des deutschen Serftmtte* Volkes. Die Zersplitterung Deutschlands nahm von nun an $eu& Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch fr Mdchensch. Ii. 4. Aufl. k luni>S'

6. Deutsche Geschichte - S. 27

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Groe. 27 Sein Reich war ein Weltreich; er gebot der Germanen und Romanen. Er war der Schirmherr der abendlndischen Kirche, der Beschtzer des abend-lndischen Christentums. Unter diesen Umstnden erwachte der Gedanke, das abendlndische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die rmischen Verhltnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Iii. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines frnkischen, von Karl abgesandten Grasen zurck-kehren knnen. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar der Peterskirche die K a i s e r k r o n e auf das Haupt, und das Volk begrte tfbqn1^ ihn unter lautem Jubel als rmischen Kaiser. So war ein Germane Nach- abe^tl folger der Csaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an uerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrnung einen gewaltigen Zuwachs; Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahr-hunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht fr die deutschen Könige gewesen Karls Regententtigkeit. 27. Karls Persnlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Wn== Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persn-lichkeit hat uns sein jngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mchtigem Krperbau, festem Gang, schnem, grauem Haar und heiterem, gtigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen hrtete er den Krper ab; in Speise und Trank war er mig. Er kleidete sich nach frnkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, rmische Kleidung anzulegen; seine Gewnder lie er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willens-kraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemt; er war ein zrtlicher Vater seiner Shne und Tchter, die er ungern von sich lie, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gtig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in hheren Jahren wnschte er nachzuholen, was man frher an ihm versumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und lie sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich der gelehrte Dinge; selbst beim Mahle lie er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn fr die Heldensagen des deutschen Volkes und lie sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.

7. Deutsche Geschichte - S. 48

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
48 Die deutsche Kaiserzeit 919-1250. Wormser Endlich wurde der Jnvestiiurstreit 1122 durch das Konkordat von Ti25.nt Worms beendigt. Dieser Vertrag bestimmte, da die Bischse von dem Kapitel, d. h. der Versammlung der Domherren des Bistums, gewhlt werden, dann vom König durch berreichung eines Zepters mit den weltlichen Hoheitsrechten belehnt und daraus vom Papste durch Ring und Stab mit der geistlichen Wrde investiert werden sollten. 1125. 1125 starb Heinrich V. Mit ihm erlosch das stnkische Kaisergeschlecht. Rckblick auf die Zeit der frnkischen Kaiser. Ds 51. Whrend zur Zeit Konrads Ii. und Heinrichs Iii. das ^""'deutsch/Knigtum auf der Hhe seiner Macht stand, hatten die beiden letzten Salier zwei starke Gegner gefunden, deren sie nicht hatten Herr werden knnen: das Papsttum, das der den Staat zu herrschen strebte, und die Fürsten, die sich mglichst unabhngig zu machen suchten. Beide sahen in dem Knigtum einen gemeinsamen Feind, gegen den sie sich ver-banden. Auch aus die deutschen Bischfe konnten die Könige nicht mehr wie frher zhlen; sie traten als geistliche Fürsten den weltlichen zur Seite. So bereitete sich die Zersplitterung Deutschlands vor. iehnswesen. Alle Verhltnisse des damaligen Zeitalters beherrschte das Lehns-wesen. Wie der König Herzogtmer und Grafschaften, Lndereien, Rechte jeder Art zu Lehen vergab, so vergaben sie die Belehnten wieder an ihre Stande. Lehnsleute. Nur Ritter konnten Lehen empfangen. Diese schloffen sich zu einem adligen Krieg erstnde zusammen, der wirtschaftliche Erwerbsarbeit verschmhte und in jeder Beziehung ein Vorrecht fr sich in Anspruch nahm. Mit Verachtung sah er auf den Stand der Bauern herab. Auf diesen lastete nicht mehr, wie einst zur germanischen Zeit, die Wehrpflicht; aber sie genossen auch nicht die Rechte des Kriegers. Schon aber entstand inner-halb der Mauern der Städte ein dritter Stand, der Brg erstand, der sich zwischen Ritter und Bauern einfgte. Mrtschaft. Denn mehr und mehr blhte das S t d t e vo e f e tt auf. Worms war die erste deutsche Stadt, die in die Politik eingriff; die erste Handelsstadt Deutschlands aber wurde Kln, das damals fr Seeschiffe erreichbar war und mit England einen gewinnbringenden Handel trieb. berhaupt wuchs der Wohlstand des Landes. Immer mehr lichtete sich der Urwald, es wuchsen die Ackerfluren, die Kultur drngte die Wildnis zurck. Ein besonderes Verdienst um' die Urbarmachung des Bodens erwarb sich der Mnchsorden der Cisterzienser. !

8. Deutsche Geschichte - S. 88

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
88 Die Zeit der zunehmenden Auflsung des Reichs 1273 1519. Ludwig Ix. der Heilige, der auf dem siebenten Kreuzzug vor Tunis starb, erwhnt worden. Auf die Capetinger folgte 1328 das Haus der Valois, die ihre von den englischen Knigen bestrittene Nachfolge in langen, schweren Kriegen be-haupten muten. Nachdem unter Karl Vii. diese Kriege ein Ende ge-nommen hatten, gelang es Ludwig Xi., durch eine kluge und verschlagene Politik den Besitz und die Macht der Krone betrchtlich zu erweitern; er war es auch, der nach dem Tode Karls des Khnen Burgund als erledigtes Lehen einzog. Seine Nachfolger richteten ihr Augenmerk auf Eroberungen in Italien; sie gewannen Mailand und behaupteten es auch trotz aller Versuche, es ihnen wieder abzunehmen. Spanien. Spanien war im Jahre 711 durch die Schlacht bei Jerez de la Frontera in die Hand der Araber gefallen; die Reste der Westgoten hatten sich in die nrdlichen Gebirge zurckziehen mssen. Das Chalisat von Cor-d o v a erreichte in der Folgezeit eine hohe Blte. Dann wurden allmhlich die Araber durch die Christen zurckgedrngt; der grte Held jener titter-lichen Kmpfe gegen die Unglubigen war der im Liede viel besungene Cid, der im elften Jahrhundert lebte. Es entstanden mehrere christliche Staaten, aus denen die Knigreiche Aragonien, Kastilien und Portugal hervorgingen. Aragonien und Kastilien wurden gegen Ende des fnfzehnten Jahr-Hunderts durch die Heirat Ferdinands des Katholischen von Aragonien mit Jsabella von Kastilien zu einem Knigreiche Spanien vereinigt. Bald wurde dies neue Reich stark erweitert. Der letzte Rest maurischer Herrschaft in Spanien, das Knigreich Granada, wurde zerstrt. In demselben Jahre, 1492, entdeckte Co lumbus Amerika und erffnete so Spanien den Weg zu einem groen Kolonialbesitz. Bald darauf gelang es Ferdinand auch, Sizilien und Unteritalien zu erobern. 9tsr5e 93. Maximilians uere Politik. So setzten sich in Italien, wo frher dem deutschen Volke der strkste Einflu zugestanden hatte, zwei andere Nationen fest: im Sden die Spanier, im Norden die Fr an-z o s e n. Italien war damals ein zerstckeltes und zerrissenes Land. Zu den bedeutendsten Staaten gehrten die stolze Handelsrepublik Venedig, ferner die reiche Handelsstadt Florenz, in der das kuustliebende Geschlecht der Medici die Herrschast gewonnen hatte, und der von den Ppsten beherrschte Kirchen st aat. lajimutan. , Maximilian vermochte in den Kriegen, die damals um Italien

9. Deutsche Geschichte - S. 96

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
96 Das Zettalter der religisen Kampfe 15191648. noch fr eine Stadt des deutschen Reiches galt, und lebte meist in Basel; er war ein feinsinniger und geschmackvoller Gelehrter, der auch die Schden der Kirche wohl einsah, sich aber nicht entschlieen konnte Luthers Bahnen zu folgen. Ihm zur Seite steht I o h a n n e s R e u ch l i n, der aus Schwab n stammte und dessen besonderes Verdienst die Wiedererweckung der hebrisch:n Studien ist; grer noch als er wurde sein Groneffe Philipp Melanch-thon, ursprnglich Schwarzerd, der! bereits mit sechzehn Jahren eine griechische Grammatik schrieb, nachher an die Universitt Wittenberg be-rusen und Luthers vertrauter Freund und Helfet: wurde. Eine besondere Stellung unter den Humanisten nimmt der khne und feurige Ritter Ulrich von Hutten ein, der einst fr den geistlichen Stand bestimmt worden, aber aus dem Kloster entsprungen war und ein unstetes Wanderleben shrte; in seinen Streitschristen, die er ansangs lateinisch, spter deutsch schrieb, wandte er sich mit groer Schrfe gegen das Papsttum. Sein Wahlspruch war: Ich hab's gewagt!" Von ihm stammt das Wort O Jahrhundert, o Wissenschaften, es ist eine Lust zu leben'. Es blhen die Studien, die Geister erwachen!" Die deutsche In denselben Jahrzehnten erreichte die deutsche Kunst ihren Hhepunkt, Sunftl vor allem die Malerei. Damals lebte der aus Nrnberg gebrtige Albrecht Drer, der grte deutsche Maler, der Schpfer von Heiligen-bildern, Portrts, Kupferstichen und Holzschnittwerken; ein Mann von tiefem deutschem Gemt, zugleich ein treuer Anhnger Martin Luthers. Ihm steht zur Seite Hans Holbein, ein Augsburger von Geburt, der aber lange in England weilte, wo er mehr Auftrge erhielt als im Vater-lande; von ihm stammt u. a. das Darmstdter Bild der Mutter des Heilandes. Daneben ist Lukas Kranach zu erwhnen, der in Wittenberg lebte und von dem wir auch Bilder Luthers und seiner Freunde haben. Unter den deutschen Erzgieern ragt Peter Bischer hervor, der wie Drer aus Nrnberg stammte und dessen berhmtestes Werk, das figurenreiche Grabmal des heiligen Sebaldus, in der dortigen Sebalduskirche steht. Zugleich blhte die Bildhauerkunst und die Holzschnitzerei. Was endlich die Bau-f nn st anlangt, so folgt auch in Deutschland auf das Zeitalter der Gotik em Zeitalter der Renaissance, das bis zum dreiigjhrigen Kriege gedauert hat; das herrlichste Baudenkmal jenes Stils ist wohl das Heidelberger Schlo, das leider seit seiner Zerstrung durch die Heere Ludwigs Xiv. eine Ruine ist. 101. Die Erfindung oes Buchdrucks. Die Blte der Wissenschaft und Kunst kam zunchst den hheren Stnden zugute. Die niederen Stnde, zumal die Bauern, lebten in groer Unwissenheit dahin; Handschriften waren

10. Deutsche Geschichte - S. 101

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl V. und die Anfnge der Reformation. 101 lud ihn unter Zusicherung freien Geleits vor den Reichstag; und der Refor-mator versprach trotz aller Warnungen und aller Hinweise auf das Schicksal des Bhmen Hus zu kommen, und wenn dort", wie er sagte, so viel Teufel wren, als Ziegel auf den Dchern". Seine Reise war wie ein Triumphzug. Wie der ppstliche Legat selbst nach Rom berichtete, riefen damals neun Zehntel der Deutschen Luther"; allenthalben ward er festlich empfangen, in Erfurt kam ihm die ganze Universitt vor dem Tore entgegen. In Worms hatte sich eine unzhlige Menge zu seinem Einzge s^^gn eingefunden. Am 17. April ward er zum ersten Male vor den Kaiser und den Reichstag vorgefordert; auf die Frage, ob er seine Schriften wider-rufen wolle oder nicht, bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm gewhrt wurde. Am 18. April, abends 6 Uhr, erschien er von neuem vor dem Reichstag, Aufgefordert', eine klare und bndige Antwort zu geben, erklrte er: wenn er nicht durch Zeugnisse der Schrift oder durch einleuchtende Vernunftgrnde berfhrt wrde, so knne und werde er nicht widerrufen, da wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefhrlich sei. Er schlo mit den Worten: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helf mir. Amen." Als er in seine Herberge kam, rief er freudig und unerschrocken: Ich bin hindurch!" Auf viele unter den Fürsten hatte er Eindruck gemacht. Der Kaiser freilich sagte: Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Er erlie, als der Reichstag seinem Ende zuging, mit Zustimmung der noch anwesenden Fürsten das Wormser Edikt, wodurch Luther in die Reichsacht erklrt und diew^ser Verbreitung seiner Bcher und seiner Lehren verboten wurde. ebttt- 106. Luther auf der Wartburg. Die Schwarmgeister. Luther, der bereits vorher abgereist war, wurde unterwegs in einem Tale des Thringer Waldes auf Befehl des Kurfrsten Friedrich des Weisen unter dem Schein eines ruberischen berfalls aufgegriffen und nach der Wart-brg bei Eisenach gefhrt. Dort lebte der Reformator in Reitertracht als Junker Jrg; und auf den freien Hhen dieses Schlosses, umgeben vom grnen deutschen Walde, begann er die B i b e l, zunchst das neue Testament, I^schung in die deutsche Sprache zu b ersetz en. So machte er dem deutschen Volke" ein herrliches Geschenk; auch dem gemeinen Manne ermglichte er es, sich in die Worte des Evangeliums zu versenken und Trost, Erbauung und Be-lehrung daraus zu schpfen. Seine Sprache war nicht gelehrt, sondern so volkstmlich wie mglich; so verbreitete sich denn feine Bibelbersetzung mit ungemeiner Schnelligkeit in deutschen Landen, und kein Buch hat mehr als dieses zur Entstehung unsrer neuhochdeutschen Schriftsprache beigetragen. Kaum ein Jahr verblieb Luther auf der Wartburg. In seiner
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