2
Der Heimatort.
Mitternacht
Ausmessen des Schul-
zimmers. Plan Zeichnung
auf der Wandtafel im Maß-
stabe von 1 : 100.
Betrachte den Schul-
bau! Zähle die Stockwerke!
Wie hoch ist das Gebäude?
Zähle Baustoffe auf, die zum
Schnlban verwendet worden
sind! Was ist aus der
Geschichte des Schul-
Hauses merkenswert?
3. Die tägliche Er-
leuchtung und Erwär-
mung der Erde. Wir
haben a n Frühlings-
tagen die Sonne ge-
meinsam und daheim
allein beobachtet. Sie
spendet uns Licht und Wärme.
Zu den einzelnen Tages-
zeiten geschieht dies aber in
verschiedenem Maße
Vor Sonnenansgang
wird der Himmel im 0.
bereits hell. Es ist Morgen-
dämmerung. Am Morgen-
Himmel zeigt sich die M o r g e n-
röte. Die Luft ist frisch
und kühl. — Mit Sonnenaufgang wird es ganz hell. Es ist Morgen. Die
Sonnenstrahlen fallen sehr schräg, fast wagerecht auf die Erde. Sie
spenden nur wenig Wärme.
Im Laufe des Vormittags steigt die Sonne am Himmelsgewölbe empor.
Sie sieht kleiner und goldglänzender aus. Ihre Strahlen blenden das Auge
und bringen größere Wärme hervor als am Morgen. Um 12 Uhr mittags
erreicht die Sonne ihren Höhepunkt. Es ist Mittag. Ihre Strahlen haben
sich der senkrechten Richtung am meisten genähert und erzeugen die
größte Tageswärme. Ganz senkrecht fallen sie aber in unserer Gegend nie
zur Erde. Je mehr sich die Sonnenstrahlen der senkrechten
Richtung nähern, desto mehr Wärme erzeugen sie, und
umgekehrt.
Nachmittags sinkt die Sonne am Himmelsgewölbe in westlicher Richtung
hinab. Dabei wird es kühler. Vor dem Untergange erscheint die Sonne
groß und glänzt rötlich-golden. Türme und Bergesspitzen liegen im Abend-
sonnenscheine. Mit Sonnenuntergänge ist es Abend. — Am Abendhimmel
zeigt sich die Abendröte. Die Tageshelle nimmt bedeutend ab, und die
Abenddämmerung tritt ein. Der Tau lagert sich auf Gras und Blumen.
Nach und nach wird es ganz dunkel, und die Nacht zieht herauf. Am
Nachthimmel blinken die Sterne.
Mittag
Grundriß eines Schulzimmers.
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Die Umgebung des Heimalortes.
11
* *
*
Kleiner Bär.
* * * Polarstern.
Sterngruppen denkt man sich durch
Linien verbunden oder umzogen.
Die dadurch entstehenden Bilder
nennt man Sternbilder. Sehr
bekannte Sternbilder sind das
Siebengestirn, der Orion,
der große und der kleine
Himmelswagen, auch großer
und kleiner Bär genannt.
*
Großer Bär.
*
Der letzte, mittelhelle Stern
im Schweif des kleinen Bären
heißt der nördliche Polarstern.
Andere helle Sterne führen be-
sondere Namen, z. B. Venus,
Jupiter. Der nebelartige Licht-
streifen, der den Himmel umspannt, heißt die Milchstraße. Die Stern-
schnuppen durcheilen in manchen Nächten in blitzartig schnellem Laufe
einen Teil des Himmels.
Auch die Sterne gehen im 0. auf und im W. unter. Nur die in
der Nähe des Polarsterns umkreisen ihn und sind die ganze Nacht sichtbar,
wie z. B. der große Bär
5. Der Horizont. Wenn wir uns draußen ans freiem Felde be-
finden, so haben wir unter uns ein kreisförmiges Stück der Erde. Über
dieser Erdfläche wölbt sich der Himmel wie eine hohle Halbkngel. Über uns
haben wir den höchsten Punkt des Himmelsgewölbes, den Scheitelpunkt.
An der Grenze der kreisförmigen Erdoberfläche scheinen sich Himmel und
Erde zu berühren. Bis zu jener Kreislinie reicht unser Gesicht. Man
nennt diese Linie daher den Gesichtskreis oder Horizont.
Horizontbeobachtungen. Von einer Anhöhe aus reicht unser
Auge bereits etwas weiter. Unser Horizont ist größer geworden. Je höher
unser Standpunkt ist, desto größer ist unser Horizont. Je
niedriger wir stehen, desto kleiner ist er. — Zeige 0., W., S., N. am Horizonte!
Bestimme die Nebenhimmelsgegenden von deinem Standpunkte aus!
Weuu wir unsere Schritte nach irgend einem Punkte des Horizontes
lenken, um an die Grenze zu gelangen, wo Himmel und Erde zusammen zu
stehen scheinen, so bemerken wir bald, daß über uns das Himmelsgewölbe
nicht niedriger wird. Immer haben wir über uus den Scheitel-
puukt. Der Horizont rückt immer mehr hinter die Gegenstände, die vom
ersten Standpunkt aus gesehen an der Grenze unseres Gesichtskreises lagen.
Der Horizont verändert sich mit unserm Standpunkt. Das
Himmelsgewölbe ruht nicht in Wirklichkeit auf der Horizontlinie; der
Himmel wölbt sich also nur scheinbar über der Erdfläche. Unser Auge
täuscht uns.
Auch mancherlei andere Erscheinungen belehren uns, daß die Wirklichkeit
vieler Vorgänge oft nicht mit unfern Wahrnehmungen übereinstimmt. In
stürmischer Nacht scheint der Mond mit rasender Eile durch die zerrissenen
Wolkenmassen zu schießen. Wir überzeugen uns leicht, daß in Wirklichkeit
die Wolken vom Winde in entgegengesetzter Richtung getrieben werden. —
Führe andere Beispiele an!
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 42 —
a) im ersten Jahre seiner Bearbeitung mit Winterkorn bestellt = Winterung,
b) im zweiten Jahre seiner Bebauung mit Sommerkorn besät = Sommerung,
c) im dritten Jahre seiner Benutzung blieb er brach liegen = B r a c h e.
Wie war die christliche Kirche im Merowingerstaate gestaltet?
1. Dem Papste gegenüber nahm sie die Stellung einer fast unabhängigen Landeskirche ein.
2. Der König berief Synoden und führte bei den Verhandlungen den Vorsitz.
3. Die Bischöfe wurden nicht (wie das kanonische Recht es forderte) vom Könige nur bestätigt sondern ernannt.
4. Die bischöflichen Sprengel fielen nicht mit den Gauen zusammen: sie bildeten in Zeiten politischer Wirren ein kräftiges Band.
5. Die Geistlichen waren vom Kriegsdienste befreit.
Worin liegt die weltgeschichtliche Bedeutung des merowingischen Staates ?
1. In der Einverleibung der Trümmer der ostgermanischen Staatenbildungen in Südfrankreich und Burgund.
2. In der Zurückdrängung der Araber und deren Beschränkung auf Spanien.
3. In der Eroberung und erfolgreichen Verteidigung Italiens gegenüber byzantinischen Ansprüchen.
Bonifatius.
135 a. Inwiefern bringt Bonifatius die von den Iren begonnene germanische •—Mission zum Abschlüsse?
1. Er verbreitete das Evangelium unter den heidnischen Germanen des Festlandes (außer unter den Sachsen).
2. Er schuf die erste kirchliche Organisation in Germanien nach dem Vorbilde der römischen Kirchenverfassung.
3. Er stellte das Frankenreich auf einen festeren Grund und erfüllte die leere Form des Gewaltreiches mit sittlichem und religiösem Inhalte.
1$> b. Welche Stellung nahm Bonifatius seinen Mitmenschen gegenüber ein ?
1. Er war seinen Herren ein zwar ergebener aber ebenso unerschrockener Diener.
2. Er war seinen Genossen ein treuer Freund und selbstloser Berater.
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Bonifatius Bonifatius
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326 Die mittlere Zeit.
um die kaiserliche Vollgewalt zu rechtfertigen, zum römischen Recht feine Zuflucht nehmen und die Befugnisse des heidnischen Imperators aus sich übertragen lassen. Aber gerade das römische Recht paßte für keine Zeit weniger, als für die der Hohenstaufen, da der heidnische Staat weder eine Kirche noch Rechte einzelner Korporationen kannte, und vou einer Selbständigkeit neben dem Kaiser gar keine Rede war. Namentlich kannte man aber bis jetzt im römischen Reiche anch keine Staatsstener. Friedrich schrieb nun, wie es im alten Rom der Branch war, eine Steuer aus sowohl nach den Gütern, als nach den Köpfen, was große Unzufriedenheit erregen mußte, sowohl bei den Italienern als bei den Deutschen, weil dieses Geld doch nur auf die vielen Rüge nach Wien verwendet wnrde.
2. Ronkaglia ist ein Ort in der Nähe von Piacenza. Hier pflegten die Kaiser auf ihrem Römerzuge das erste Mal auf italienischem Boden zu übernachten. Dort wurde der Heerschild ausgepflanzt und die obersten Vasallen mußten ein jeder zwei Nächte lang vor dem kaiserlichen Zelte die Wache halten, eine Ehrenbezeugung, die sie selbst wieder vou ihren Lehensleuten verlangen durften. Dort wurde auch das erste Mal Heerschau gehalten, und wurden die Lehensträger, die nicht zur Heeresfolge erschienen waren, mit der Acht belegt.
3. Schrecklich war das Schicksal, das Mailand auf dem zweiten Römerzuge traf. Als es sich das erste Mal ergeben mußte, mußte es 0000 Mark Silber bezahlen und 300 Geiseln stellen. Die Bürgermeister, der Rat und die Edlen mußten barfuß, das bloße Schwert am Nacken hängend, das Volk mit Stricken um den Hals, vor dem Kaiser erscheinen und fußfällig dessen Milde anflehen (1158). Bei der zweiten Unterwerfung, ^ vier Jahre später, wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel. Das Urteil aber, das über Mailand erging, lautete: Mailand soll leer und wüst sein; binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und baueu sich in vier Flecken an, von denen jeder zwei Meilen vom andern entfernt ist (1162).
4. Die Einwohner von Susa, wo Friedrich übernachtete, hatten sich verabredet, den Kaiser nachts im Bette zu überfallen. Aber der Anschlag wnrde verraten und Hermann von Sieben eichen, der mit dem Kaiser einige Ähnlichkeit hatte, legte sich in das Bett des Kaisers, wodurch es diesem möglich wurde, zu entfliehen. Die Susaner vergriffen sich nun zwar an dem Ritter nicht, als sie den Irrtum merkten, Friedrich ließ aber die Stadt doch niederbrennen, als er wieder nach Italien kam.
8 121.
Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod.
338) In Deutschland hatte jedoch die Lust, mit dem Kaiser nach Italien zu ziehen, abgenommen, denn Italien war das Grab aller Hoffnungen. Ganz besonders war Heinrich der Löwe, der im Norden seine Herrschaft beträchtlich erweitert hatte, den Zügen nach Italien so abgeneigt, daß er, um einer neuen Fahrt auszuweichen, eine Reise nach dem Heiligen Lande unternahm. Allein er kam nach Hanse, bevor der Kaiser den fünften Nömer-zng hatte antreten können. Er begleitete nun wohl den Kaiser,
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ronkaglia Friedrich Friedrich Hermann_von_Sieben Friedrich Friedrich Heinrichs Friedrichs_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Mailand Mailand Mailand Italien Deutschland Italien Italien Italien
300
Wesen dem Scharfsinne des Menschen verborgen, aber von seinem
Verstände in Dienst genommen, Mithelferin zur Ausführung der
wohlthätigsten Umgestaltung und des Fortschrittes unter den Völkern
der Erde geworden ist.
Fragen wir nach der Ursache der dem genannten Erze inwohnenden
Kraft, so erfahren wir so viel wie nichts; der tiefste Forscher ist ihr
noch nicht auf die Spur gekommen. So viel hat sich durch Beobach-
tungen herausgestellt, daß im Eisen ohne Unterschied die magnetische
Kraft vorhanden ist, aber gleichsam wie gebunden; sie zeigt sich aber
wirksam, wenn sie erregt wird und die Vermuthung ist nicht unge-
reimt, daß der Erdkörper selbst ein großer Magnet sei. Denn je
weiter nach Norden Schiffer und Reisende zu Lande mit der Magnet-
nadel kommen, desto mehr senkt sich deren nördliche Spitze; der eng-
lische Kapitän Roß erreichte im höchsten Norden sogar eine Stelle,
wo die Nadel fast senkrecht stand. Dort pffanzte dieser muthige See-
fahrer die Flagge seines Landes auf. Nahe an dem Südpole kehrt
sich ihre südliche Spitze der Erde zu. Worauf deutet dies hin? Je-
denfalls auf eine Anziehung der Erdpole, welche Verwandtschaft mit
dem Stäbchen haben; denn wie überall in der lebendigen Natur das
Aehnliche sich sucht und findet, so auch hier. Die magnetischen Pole
liegen indessen nicht in den eigentlichen Erdpolen; es zeigen auch die
Nadeln nicht überall und zu jeder Zeit die strenge Richtung nach
denselben an.
2. Das Nordlicht.
Wen hat die Natur im weißschimmernden Winterkleide nicht
schon überrascht, wenn nach tagelangem Duftnebel endlich die Son-
nenblitze aus dem dunkelen Gewölle schießen und die mit Eiskrystallen
beschwerten Zweige der Bäume und Hecken oder die verdorrten Halme
auf dem erstorbenen Boden beleuchten, so daß ein Schimmern und
Funkeln entsteht, welches an Pracht und Freundlichkeit von der blü-
henden Erde im Frühlinge und Sommer nicht erreicht werden kann.
Aber es herrscht dabei der strenge Winter mit seiner Kälte, seinen kur-
zen Tagen, seiner Dunkelheit und allem Unbequemen, worüber die
Menschen klagen, und wofür sich die Meisten durch den unbeschreiblich
schönen Anblick von wenigen Viertelstunden nicht entschädigen lassen
wollen. Liebe Freunde, mit Anschuldigungen gegen den Winter seid
ihr nicht in gutem Rechte; denn er herrscht bei uns noch als milder
Herr und gibt manches Schöne zu sehen, was man nicht übersehen
sollte; ungleich strenger dagegen führt er sein Regiment in den Län-
dern des hohen Nordens, wo er sogar auf Wochen und selbst auf
Monate die Sonne gänzlich wegnimmt und Erde und Luft in Dunkel
hüllt. „Dort muß eö öde und schauerlich sein!" höre ich sagen.
Darauf entgegne ich mit ja und nein, wie ihr wollt. Freilich liegt
die Welt am Nordpole zur Winterzeit in Dunkel und Erstarrung, und
die kälteste Nacht bei uns im Dezember oder Januar ist nicht mit der
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496
grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
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Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
87. Blick ins Weltall.
393
die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht
entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Fußen hat, und
oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß
er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den
Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben.
Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören
sollte, wie groß die Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader
Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern
Punkt reichlich zwölftausend siebenhundert, der Umkreis der Kugel aber beträgt
vierzig tausend Kilometer. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit aus-
gemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache.
Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große
Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlem darauf
seinen Tau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen
lebendigen Odeni in die Nase. Man rechnet, daß 1460 Millionen Menschen zu
gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen,
ohne das Getier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so
nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgen-
luft hinaufschaut, so ist sie doch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von
der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder anssprechen, als
erwägen und ausdenken läßt, so merke: Wenn auf der Sonne eine große, scharf
geladene Kanone stände und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte
auf keinen andern Menschen, als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm-
lichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues
Haus zu bauen, und könntest darin essen, trinken und schlafen. Denn wenn
auch die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Geschwindigkeit immer
fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr zehn
Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kano-
nenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von 500 Meter nicht mehr
als den sechzigsten Teil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde.
Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe
des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift
man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu um-
fassen, nachdem sie aus einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und
der Wärme noch auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr mildes Antlitz
bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwölfmal größer, als der
Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre inwendig, so hätte nicht nur unsere
Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50 000 Meilen von uns absteht,
könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen: ja, er könnte fast noch einmal
so weit von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde
herumspazieren, wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht aus der
nämlichen, allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Mohnsamenkörnlein
in seiner Schale bildet und zur Reife bringt, eins so unbegreiflich wie das andere.
Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Nämlich
man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte
bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Axe gezogen wäre. Diese zwei
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
87. Blick ins Weltall.
397
die Sonne herum ist und hat sich an ihr erwärmt, so zieht er in einer langen
Linie hinweg in seinen Winter hinaus, weiß niemand wohin. Wenn er als-
dann dreißig oder hundert oder viele hundert Jahre lang immer weiter und
weiter hinweggezogen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit
er sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht
wieder eben so viel Zeit zu seiner Heimreise, und selten sieht ihn einer, der
ihn zum ersten Male gesehen hat, zum zweiten Male.
Der Kometstern hat keine so feste Masse, wie die Erde oder wie ein anderer
Planet. Einige sehen aus wie ein bloßer Dunst, also daß man durch sie hin-
durch die andern Sternlein will sehen können, die hinter ihnen stehen. Andere
sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht
alles daran recht aneinander hinge, sondern viele leere Zwischenräume da wären.
Die Kometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden Schweif geziert, aber
nicht alle. Einige z. B. haben rings um sich bloß einen Strahlenschein, als wenn sie
mit leuchtenden Haaren eingefaßt wären, wie in den großen Bibeln die Köpfe der
heiligen Evangelisten und Apostel aussehen und Johannes des Täufers. Hat aber
ein solcher Stern einen Schweif, so hat er allemal das Ansehen eines Dunstes, der
von Strahlen erhellt ist. Man kann hinter ihm immer die Sterne sehen, an denen
er vorbeizieht; er ist immer etwas gebogen, wird bald größer, bald kleiner, bald
heller, bald bleicher.
4. Die Milchstraße.
^ie Fixsterne sind soweit von uns entfernt, daß es gar kein Mittel mehr giebt,
ihre Entfernung auszurechnen. Der Sirius z. B. oder der Hundsstern, der mit
seinem wunderschönen Glanze vor allen anderen Sternen herausstrahlt, muß wenig-
stens 28 000mal weiter von uns entfernt sein, als die Sonne. Also kann es
auch nicht fehlen, daß er noch viel größer als die Sonne und selber eine
glorreiche, strahlende Sonne ist, die ihrerseits wieder vielleicht eine ganze Planeten-
welt um sich schwingt. Und so ist auch jeder andere Fixstern eine Sonne; denn
daß sie uns so viel kleiner erscheinen, rührt nur von ihrer größeren Entfernung
her. Aber kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter, flattern-
der Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelstreif, den
eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die Gläser der Sternseher betrachtet,
löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine Sterne auf; und es ist wohl
glaublich, daß, wenn ein Sternseher auf den letzten, obersten Stern sich hinauf-
schwingen könnte, der von hier aus noch zu sehen ist, so würde er noch nicht
am Ende sem, sondern ein neuer Wunderhimmel voll Sterne und Milchstraßen
würde sich vor seinen Augen aufthun bis ins Unendliche hinaus.
Aber der ewige und allmächtige Geist, der alle diese Lichter angezündet
hat und alle die Heere von Weltkörpern in den Händen trägt, sieht das Kind
lächeln auf der Mutter Schoß und ernährt auch das kleinste Insekt, und er
umfaßt die Erde und den Himmel und aller Himmel Himmel mit Liebe und
Erbarmung. Denn ob auch die unfaßbare Größe des Weltalls predigt: Was
ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, und Adams Kind, daß du
dich seiner annimmst? so wissen wir doch: Und ob auch eine Mutter
ihres Kindes vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen, spricht
der Herr. Hebel.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
392
87. Blick ins Weltall.
87. Blick ins Weltall.
Jes. 40. 26: Hebet eure Augen in die Höhe und sehet!
Wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer
bei der Zahl heraus, der sie alle mit Namen rufet?
1. Die Erde und die Lonne.
Hach dem Augenscheine und nach dem allgemeinen Glauben wäre die Erde
mit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer
ungeheuer großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt nichts
mehr, dort ist gleichsam der Himmel an sie angefügt, der wie eine große, hohle
Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf
und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten
Berg oder Haus, bald rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter,
und bei Nacht der Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich
hoch über unsern Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Stern-
seher wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen
bis ans Ende der Erde, an den Rand, wo man einen aufgehenden Stern mit
der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, imd er geht am erstin April
von Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kaun reisen, wenn
er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein,
durch die Mohamedaner und Heiden, pom Land aufs Wasser, und vom Wasser
wieder aufs Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein Tabak
einfüllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen weg ist,
und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück, auf
einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüt, es wird nach und nach alles, wie
es daheim war; er hört seine Landessprache wieder sprechen; zuletzt erblickt er
von weitem einen Kirchturm, den er auch schon gesehen hat, und wenn er auf
ihn hingeht, kommt er in ein wohlbekanntes Dorf und hat nur noch zwei Stun-
den oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende der Erde nie gesehen.
Nämlich er reist um die Erde, wie mau einen Strich mit Kreide um eine Kugel
herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den alten Fleck, von dem er ausging.
Es find schon viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen Richtungen
gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je nachdem, ist alles geschehen.
Ist nicht der englische Seekapitän Cook in seinem Leben zweimal um die ganze
Erde herumgereist und von der andern Seite wieder heimgekommen? Aber das
dritte Mal haben ihn die Wilden auf der Insel Owai totgeschlagen fl779).
Daraus und aus mehreren sicheren Anzeichen erkennen die Gelehrten folgen-
des: Die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, nein,
sie ist eine ungeheure, große Kugel. Weiteres: Sie hängt und schwebt frei,
ohne Unterstützung, wie die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raume
des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiteres:
Sie ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die Hitze oder der bittere
Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Tieren und ver-
nünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein
Teil der Geschöpfe mit deni Kopfe abwärts hänge und in Gefahr stehe, von
der Erde weg und in die Lust herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden
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