12
seitwärts an dem Senklothe, die Erde senkrecht abwärts
gegen den Mittelpunkt der Erde; weil der Mittelpunkt
aber 860 Meilen entfernt ist, die Gebirgsmasse jedoch ganz
in der Nähe, so vermag sie das Senkloth von der senk-
rechten Linie abzulenken, wiewohl nur sehr wenig.
Senkrecht. Oben und unten.
Fig. 1. Jeder Körper fällt
senkrecht zur Erde
(wenn er in seinem
Falle oder Sinken
nicht gestört wird),
oder er fällt in der
Richtung gegen den
Mittelpunkt der Erd-
kugel; würde er nicht
* an der Oberfläche der
Erde Widerstand fin-
den, so würde er bis
an den Mittelpunkt
der Erde fallen. Das
gilt von jeder Seite
der Erdkugel, wie die Zeichnung 1 veranschaulicht (es
liegt viel daran, daß man sich dies recht klar mache).
Fig. 2. Wenn also ein Schiff auf
<i dem Meere segelt (2), zuerst
in der Stellung a, so wird
es mit allen seinen Theilen
gegen den Mittelpunkt der
Erde gezogen; das gleiche
ist der Fall bei der Stellung
b; es findet kein Zug statt
gegen die Richtung x x;
ebenso in der Stellung c;
auch da geht aller Zug ge-
gen den Mittelpunkt der
Erde, nicht in der Richtung
von 2 z; es hat also mit
dem Hinunterfallen keine
Gefahr. Stellt einen Men-
schen auf diese Punkte, so
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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73
Sonnenstrahl die meiste Wärme entwickelt, so haben
die Tropengegenden die größtmögliche Sonnenwärme,
wenn die Sonne senkrecht über ihnen steht. Die Sonnen-
wärme mindert sich, je schiefer der Sonnenstrahl auffällt.
Für den Aequator beträgt die größte Abweichung des
Sonnenstrahls von der senkrechten Richtung nur 23*/2°;
dies ist der Fall, wenn die Sonne auf einem der Wenve-
kreise steht, daher ist auch die Abnahme der Wärme auf
dem Aequator nicht besonders merkbar, insofern die Wärme
von der Sonne abhängt und nicht durch Winde und an-
dere Ursachen bedingt wird. Daher findet auf dem
Aequator kein eigentlicher Wechsel der Jahreszeiten statt;
es ist dort immer Sommer, der aber durch gewaltige
Regengüsse gekühlt wird. Beträchtlicher aber ist der Ab-
stand der Sonne für die beiden Wendekreise; steht z. B.
die Sonne auf dem südlichen Wendekreise, so ist sie von
dem nördlichen nicht weniger als 47° entfernt und so viel
beträgt die Abweichung des ihn treffenden Sonnenstrahls
von der senkrechten Linie., was schon eine beträchtliche
Verminderung der entwickelten Wärme zur Folge hat.
Indessen ist auch dort kein eigentlicher Winter, weil diese
Entfernung der Sonne nur kurze Zeit dauert, und es
tritt daher auch dort kein eigentlicher Wechsel der Jahres-
zeiten ein, insofern derselbe von der Sonne und nicht
von den Luftströmungen und örtlichen Ursachen abhängt.
Je höher die Gebirge sind, um so mehr mindert sich die
Wärme, während Sandwüsten dieselbe steigern. Sind
die Luftströmungen aus den Aequatorgegenden ausge-
schlossen oder gehemmt, ist die Gegend wasserreich und
waldig, so wird die Sonnenwärme bedeutend geschwächt,
während unter den umgekehrten Verhältnissen das Gegen-
theil stattfindet. (Man vergleiche den klimatischen Unter-
schied Oberägyptens und Arabiens mit den Gebirgsge-
genden Ostindiens, die wie jene unter dem nördlichen
Wendekreise liegen, des südlichen Afrikas und des südlichen
Amerikas.)
In der heißen Zone, die ein so bedeutendes Stück des
Erdballs einnimmt, sind die Erzeugnisse des Thier- und
Pflanzenreichs am größten und manigfaltigsten; der Ele-
phant, die Giraffe, das Nilpferd, Nashorn, der Löwe und
Tiger, das Krokodil, die Riesenschlange haben dort ihre
Heimath und ebenso die größten Insekten und Würmer,
Lesebuch Vh. 4
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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87
Kreise um sie herumgeht. Da nun die Erde schon eine
so große Masse ist, daß wir sie uns gar nicht vorstellen
können, wie groß muß nun erst die Sonne sein, welche
in einer solchen Entfernung die Erdkugel, die beinahe
3000 Millionen Kubikmeilen Inhalt hat, anziehen und
bewegen kann! Der Erddurchmesser beträgt in runder
Zahl 1720 Meilen, der Sonnendurchmesser aber 188,000
Meilen, ihre Oberfläche 111 Millionen Quadratmeilen,
ihr Inhalt 3500 Billionen Kubikmeilen. Erst 1,400,000
Erdkugeln würden die Sonnenkugel ausfüllen. Denkt man
sich die Sonnenkugel hohl und in deren Mitte die Erd-
kugel, so könnte der Mond in einer Entfernung von
51,000 Meilen noch um die Erde kreisen, ohne das Kugel-
gewölbe der Sonne zu berühren. Weil die Masse der
Sonne so groß ist, so ist auch ihre Anziehungskraft eine
gewaltige; auf unsere Erde fällt ein Stein in der ersten
Sekunde 15 Fuß, in der zweiten 3 mal und in der dritten
5 mal so viel, auf der Sonne aber in der ersten Sekunde
430 Fuß, in der zweiten 3 mal und in der dritten 5 mal
so viel u. s. w., ihre Anziehungskraft ist daher 29 mal
so groß als die der Erde. Die Masse der Sonne ist
aber nicht so dicht als die Maffe unserer Erde, oder der
Sonnenkörper ist lockerer als der Erdkörper und zwar
dreiviertelmal lockerer. Mancher wird nun sagen: Woher
weiß man dies, da doch noch kein Astronom auf der
Sonne gewesen ist? Antwort: Wir können die Höhe eines
Berges oder Thurmes auch ausmessen, ohne daß wir auf
den Berg oder Thurm steigen, wir können die Geschwin-
digkeit eines Dampfwagens bestimmen, ohne daß wir ihm
nachlaufen; so bestimmen die Naturforscher d'ie Dichtigkeit
zweier Körper z. B. zweier Stücke Holz, zweier Metalle,
ohne daß sie dieselben in ihre kleinsten Theilchen, aus
denen sie zusammengesetzt sind, zerlegen können; sie wägen
dieselben und bestimmen nach dem Gewichte deren Dichtig-
keit. Das mehrwiegende Stück muß dichter sein als das
minderwiegende aber gleichgroße, oder das schwerere muß
aus mehr und näher bei einander liegenden Theilchen
bestehen als das leichtere. Nun können die Astronomen
die Sonne und andere Himmelskörper zwar nicht wägen,
aber sie wissen ihre Entfernungen von einander, sie kennen
ihren Umfang oder ihre Größe und sehen, wie diese Him-
melskörper einander gegenseitig anziehen, und daraus
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11
versuchen; ein kurzer Zug oder Ruck bewegt nicht so schnell
als ein länger dauernder. Die Erde aber zieht oder reißt
den Stein oder die Kugel unaufhörlich und ohne Unterbre-
chung herunter an sich, daher muß er immer schneller fallen;
in der ersten Secunde beträgt der Fall 15 Fuß, in der
zweiten 60, in der dritten 135, in der vierten 240 u. s. w.
So zeigt sich die Thätigkeit der Anziehungskraft alle
Tage und alle Stunden; wir wollen sie aber auch noch
unter nicht alltäglichen Umständen sehen. Durch die Luft-
pumpe kann man aus einer gläsernen hohlen Kugel oder
einem gläsernen hohlen Cylinder die Luft auspumpen, wie
man durch eine gewöhnliche Pumpe Wasser oder eine
andere Flüssigkeit auspumpen kann. Wird nun aus einem
solchen Glase die Luft ausgepumpt und läßt man in dem
Glase eine Bleikugel und eine Flaumfeder niederfallen
(daß eine eigene Vorrichtung vorhanden sein muß, ver-
steht sich von selbst), so fallen beide zu gleicher Zeit auf,
oder die Flaumfeder fäll! so schnell als die Bleikugel.
Das heißt mit andern Wertem: die Flaumfeder wird
von der Erde angezogen wie die Bleikugel, und die Blei-
kugel wie die Flaumfeder, keine stärker und keine schwächer,
denn es ist die gleiche Kraft, welche beide faßt und zieht.
Ein anderes Beispiel von der nicht alltäglichen Wir-
kung der Anziehungskraft. Beim Feldmessen braucht man
das sogenannte Senkloth, auch wohl nur Senkel genannt.
Einmal waren nun mehrere Naturforscher mit einer großen
Messung beschäftigt und ihr Instrument mit dem Senklothe
war in der Nähe des großen Andesgebirges in Amerika
aufgestellt« Da bemerkte einer derselben (Condamine),
daß das Senkloth nicht senkrecht hing, sondern gegen das
Gebirge hin abwich. Das wiederholte sich bei jeder Auf-
stellung, jedesmal wich das Loth ab und zog seitwärts
gegen die Gebirgsmasse. Das geschieht nicht etwa blos
in Amerika, sondern überall in der Nähe von Gebirgs-
maffen, und man hat darüber die genauesten Beobach-
tungen angestellt. Äas bewirkt nun das Abweichen des
Senklothes von der senkrechten Linie? Die Anziehungs-
kraft der Erde zieht es senkrecht, aber die Gebirgsmasse
ist auch ein Stück Erde, und hat als ein Theil der Erde
auch Anziehungskraft, aber eine um so viel schwächere
als die Erde, um so viel sie kleiner ist, als die ganze
Erde. Die Anziehungskraft der Gebirgsmasse zieht nun
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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13
ist es ganz dasselbe; er merkt keinen Zug seitwärts oder
von der Oberfläche weg, eben weil kein solcher Zug statt
findet; er behält immer die Erde unter seinen Füßen und
den Himmel ob seinem Haupte, steht also nie schief oder
gar verkehrt, sondern immer aufrecht. Für alle Gegen-
stände auf der Oberfläche unserer Erde ist also „unten"
der Mittelpunkt, „oben" das Himmelsgewölbe oder das
Firmament.
Verschiedene Beweise, daß die Erde eine
Kugel ist.
Wir haben oben gezeigt, daß man sich unsere Erde
gar nicht anders denken kann, denn als freischwebend im
Weltenraume, und daß sie die Gestalt einer Kugel habe,
wie unsere Vorfahren zum Theil geahnt, zum Theil ge-
wußt haben; nun wollen wir die hauptsächlichsten Erfah-
rungen nachweisen, welche uns überzeugen müssen, daß
die Erde eine Kugel ist.
1.
Die Anwohner des Meeres und großer Landseen
machen folgende Erfahrung: wenn ein Schiff in der Ferne
sichtbar wird, so sehen sie zuerst die Spitzen der Mast-
bäume und die Fig. 3.
oberen Segel
(dies rührt nicht
etwa von der
Schwäche des
Gesichtes her,
als ob das Schiff
nicht deutlich ge-
nug wegen der
großen Entfer-
nung gesehen
werden könnte,
mit den schärfsten Fernröhren zeigt es sich so); all-
mählig kommen Masten und Segel höher herauf, end-
lich der Rumpf des Schiffes, bis es ganz und voll-
ständig sichtbar ist. Es ist gerade, als ob das Schiff
einen Berg herauf käme, und findet seine Erklärung nur
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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300
Von der Temperatur.
Winter. — 3) Vier Jahrszeiten sind das Eigenthum der beiden gemäßigten
Erdgürtel, doch von verschiedener Dauer, und nicht an den Gränzen dieser
Gürtel, sondern mit allmähligem Uebergange mehr in ihren mittleren Regionen.
Dem Polarkreis sich nähernd werden Frühling und Herbst allmählig unbedeu-
tender , bis auf dem Polarzirkel selbst wieder nur 2 Jahrszeiten wechseln, ein
kurz dauernder Sommer und ein sehr langer Winter. Da wo der Frühling
unmerklich zu werden beginnt, steigt die Wärme viel rascher. Die Sonne hebt
sich zwar minder hoch im Meridiane, bleibt aber desto länger überm Horizonte,
woraus es sich erklärt, daß z. B. die mittlere Temperatur der Sommermonate
norwegischer Thäler, selbst noch in Drontheim (63" Breite) zuweilen stärker ist
als in einigen norddeutschen Gegenden, und mancher Julinachmittag einem in
Mitteldeutschland gleicht. Sonst könnte auch bei so kurzer Dauer des Sommers
das Korn nicht gedeihen, das man dort spät aussäet und früh ärndten muß. —
Daß unter höherer Breite die Frühlings- und Herbstmonate dem Winter
sehr ähnlich sind und die Sommer-Temperatur sich stark davon unterscheidet, bei
uns aber Frühling und Herbst deutlich heraustreten, zeigt folgende Zusammen-
stellung Drontheims mit Frankfurt, die 13 Breitegrade aus einander liegen.
Ihre mittlere Temperatur ist: zu Frankfurt zu Drontheim.
In den 3 Wintermonaten -i- 0,68 — 4,8
„ „ „ Frühlingsmonaten -l- 7,89 -+- 1,8
„ „ „ Sommermonaten -h 14,73 -+- 16,3
„ „ „ Herbstmonaten -+- 7,81 -l- 4,6.
Hinge nun die Temperatur ganz allein von der wechselnden Erdstellung ab,
d. h. wäre die Erdkugel völlig eben, von gleicher Beschaffenheit des Bodens,
ohne Lertheilnng von Land und Wasser, und umgeben von einer bewegung-
losen Atmosphäre, so würde die Abnahme des Wärmegrades vom Aequator
bis zu den Polen völlig regelmäßig sein, und jeder unter demselben Breiten-
parallel liegende Ort dasselbe Klima haben. Die mittlere Jahrestemperatur,
am Aequator zu 24° R. angenommen, würde sich alsdann gegen die Pole hin
abstufen:
am 10. Breitegrad 22,8
o co 17.7
„ 50. 9,6
70. „ 2,6 *).
*) Unter mittlerer Temperatur versteht man natürlich wederden höchsten
noch den niedrigsten Grad, sondern das Mittel der mehrere Jahre hindurch sorg-
fältig beobachteten Thermometerstände. Gewöhnlich nimmt man dazu die Scala
Reaumurs; anders sind die Thermometer von Fahrenheit, wonach die
Engländer messen, und noch anders die von dem Schweden Celsius eingetheilt.
Aus den Instrumenten nach Reaumur bedeutet der Nullpunkt den beginnenden
Frost und der Siedepunkt ist 80° über Null. Fahrenheits Nullpunkt ist da,
wo Reaumur 142/90 Kälte zeigt; von diesem Punkte an bis zum Siedepunkte
hat Fahrenheit seine Scala in 212 Gr. abgetheilt. Das Verhältniß beider
Thermometer zu einander ist so, daß 1° Reaumur — ist %° Fahrenheit, oder
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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301
Von der Temperatur.
So ist es aber nicht; diese Abstufung der mittleren Temperatur, die man
auch mathematisch.es Klima nennt, gilt nur als Grundlage des wirk-
lichen, denn vielfache Einflüsse wirken verändernd auf die Wärmevertheilung
ein. Wir wollen diese aufzählen.
a) Die Wärme der Luft nimmt von der Tiefe zur Höhe, also
in wachsender Erhebung über das Meeres-Niveau (d. i. Gleichhöhe
mit dem Meerspiegel) stufenweis ab. Die Höhe, wo das Thermometer
auf Null sinkt, ist deshalb in heißen Gegenden weit beträchtlicher, als
in kalten. Ueber dem Aeguator beträgt sie etwa 14400' oder 2400
Klafter und nimmt dann von Parallel zu Parallel ab, bis sie nahe den
Polen auf Null sinkt, also den Meerspiegel berührt.
Denken wir uns von jener Höhe über dem Aequator durch die folgenden
stets niedrigeren Frostpunkte der Atmosphäre bis zu den Polen eine Linie, so
bildet diese Linie (mit welcher auf Gebirgen der ewige Schnee beginnt, weshalb
Schneelinie genannt) eine Curve, die bei uns im mittleren Deutschland etwa
7400' überm Niveau des Meers hinzieht, am 60sten Breitegrad aber schon auf
5610' und am 70steu auf 2200' herabsinkt.
Daß aber die Höhe der Schneelinie nicht völlig regelmäßig bleibt und sich
nach der verschiedenen Temperatur der Länder etwas ändert, läßt sich aus man-
chen Abweichungen ersehen. An den Bergen Islands z. B. beginnt auf 2900'
Seehöhe schon ewiger Schnee, während in Norwegen 5 Grad nördlicher erst bei
3300 Fuß. Auffallender noch ist der Unterschied: Bei Quito am Aequator ist
die Schneegränze auf den Anden Südamerikas 14850' , und in der östlichen
Cordillera Bolivia's, obgleich 15° vom Aequator entfernt, fast 15000. Auch im
Himalaya zeigt sich eine ähnliche Abweichung. Bon den dortigen Hochgipfeln
liegt der ewige Schnee auf der Nordseite nicht so tief herab, als auf der Süd-
seite; auf dieser uemlich 12200, auf jener nur bis 15000, ja noch nördlicher, am
Gebirge Belur (31° Breite) soll die Schneelinie 16000' hoch liegen. Das sind
Abweichungen, die sich aus dem Gegensatz des Küsten- und Continentalklimas
umgekehrt: V4° R. — 1° F. Folglich trifft der Nullpunkt Reaumnrs mit 32° F.
zusammen. — Der Schwede Celsius, dessen Thermometer den Nullpunkt mit
Reaumur gleich hat, theilt seine Scala von da bis zum Siedepunkte in 100
Theile, während R. die seinige nur in 80. Man nennt daher den von Celüus
auch den hunderttheiligeu Thermometer, und seine Grade Centigrade. — Sie
lassen sich leicht einer aus den andern reduciren, wie aus folgendem Vergleich
R. C. F.
— 8 - 10 14
- 4 - 5 23
0 0 32
4 5 41
8 10 50
12 15 59
16 20 68 rc.
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Extrahierte Personennamen: Schwede_Celsius Celüus C. F.
Extrahierte Ortsnamen: Polen Deutschland Bergen_Islands Norwegen Quito Cordillera_Bolivia's Continentalklimas
12
§. 9. Andeutung der Böschungswinkel.
Im Kriege hat man die speciellsten Charten oder Pläne nö-
thig, da auf die Kenntniß selbst kleinerer Anhöhen, Buschwerke,
Wege und Stege u. s. w., besonders der Böschungen an Bergen
und Hügeln viel ankommt. Man gebraucht zu dem Behuf Charten
oder Risse, worauf sogar die Winkel der Böschungen durch dünnere
oder dickere Schraffirung oder durch sonst verschiedenartige Striche
angemerkt sind. Auf Tab. Hi. stehen zwei Muster solcher Böschungs-
bezeichnungen. Das eine, wo von 5 zu 5 Grad die Striche dicker
und die weißen Zwischenräume schmäler werden, ist die Dresdener
Manier des Herrn v. Lehmann; das andere, wo grade schlängelnde
und punctirte Linien verbunden sind, wird im Berliner topogra-
fischen Büreau gebraucht. Böschungen, die steiler sind als 40°,
macht man gewöhnlich ganz dunkel.
Zu den vorhin gezeichneten Figuren 1. 2. 3. ist die Lehmann'-
sche Weise gebraucht. In 3. ist die Böschung b von 15° durch
weniger dicke Striche angedeutet als die Böschung c von 30°; und
d von 10°, und noch mehr die am Fuß von 1», viel sanfter. —
Man sehe auch auf Tab. Ii. das Stück eines Fluß-
thals im Querprofil und im Grundriß *). A bis B ist
die Höhe des Flnßspiegels. Wirsehen den Rinnsaal des Thals,
worin das Wasser fließt. Don der Bergplatte x senkt sich die Höhe
herab, erst sanft in a, dann etwas rascher in b. In c wird der
Hang zur Fläche, die in <1 steil zur Tiefe abfällt. Dies ist das
Ufer, welches der Fluß zur Winterzeit, wenn er angeschwollen
ist, erreicht. In eist das Sommerufer. Auf der linken Seitein
f fließt er dicht am steilen Berghange hin, der zur Bergplatte y
aufsteigt. Dasselbe sieht man von oben herab auf dem Plane, wo
durch stärkere und mildere Striche die Abhänge oder Böschungen
bezeichnet und die Platten oder Flachen weiß gelassen sind. In f
sieht man z. B. in den starken Strichen das steile linke Ufer des
Flusses.
Man messe mit dem Transporteur die Böschungen b, d, f,
und versuche dann, erst die Fig. 3. dann diese aus der Lehmann'--
schen Manier in die Berliner umzusetzen. Eine solche Uebung wird
) Nach O'etzels Terrainlehre.
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TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
297
Quecksilberstand zweier ganz gleichen Barometer ist deshalb sogleich
verschieden, wenn man eins im Thale läßt und das andre auf
den Berg tragt. Etwa auf 87/1w Höhe fällt das Quecksilber
schon uw Zoll, d. i. 1 Zoll auf 874'. Den Zoll in 12 Linien
abgetheilt, fällt es auf eine Höhe von etwas mehr als 73' um 1
Linie. Die Wärme der Luft muß aber dabei beobachtet, und also
der wechselnde Stand des Thermometers zur Berichtigung der Ba-
rometerangaben berechnet werden. Um die absolute Höhe eines
Orts über dem Meerspiegel zu finden, ist das Barometer so ge-
ordnet, daß es am Meere 28 Zoll zeigen würde.
§. 54. Vom Klima.
Das Klima wird theils vom wechselnden Stande des Erd-
balls gegen die Sonne — mathemat. Klima —, theils von einer
Menge andrer Einwirkungen bestimmt, welche das mathematische
aufs mannigfachste zum fyfischen Klima umgestalten. Unter
fysischem Klima versteht man die herrschende Lufttempera-
tur der Länder und Landstriche.
Im Allgemeinen gilt folgendes:
1) Zwischen den Tropen oder Wendekreisen gibt cs zwei Jahr-
zeiten, die eine mehr, die andre minder warm, oder trockne und
nasse. Natürlich sind sie auf der Nord - und Südhälfte der heißen
Zone einander entgegengesetzt; doch ist zu merken, daß die Regen-
zeit gleichsam mit der Sonne wandert, indem es südl. vom Aequa-
tor trocken ist, wenn die Sonne nördlich steht, und umgekehrt.
2) Vier Iahrzeiten sind das Eigenthum der beiden gemäßigten
Zonen, doch von verschiedener Dauer. Ihr Unterschied tritt erst
allmählig in weiterer Entfernung von den Tropen (oder wie man
sich ausdrückt, in höher» Breitekreisen oder Parallelen) deutlicher
hervor, und nimmt eben so in noch höheren Parallelen ab, so
daß in den Polarzouen wieder nur zwei Abtheilungen, nemlich
Sommer und Winter, statt finden. — Wenn nun gleich die mitt-
lere Temperatur, d. i. der klimatische Durchschnitt des ganzen
Jahrs, desto geringer, d. h. kälter wird, je mehr man vom
Acquator sich entfernt, so steigt doch in höheren Breiten, wo der
Winter mit kaum merklichem Frühling in den Sommer übergeht,
die Warme viel rascher. Die Sonne steht dort freilich minder
j
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
2ñl
hoch im Meridian, aber desto länger am Horizonte; woraus es
sich erklärt, daß z. B. die mittlere Sommer-Temperatur norwe-
gischer Thäler, selbst in Drontheim am 63° Br., oft stärker ist,
als in einigen norddeutschen Gegenden, und mancher Juli-Nach-
mittag den unsrigen gleicht. Wie könnte sonst auch bei so kurzer
Dauer der warmen Jahrzcit das Korn gedeihen, das man spät
aussäet und früh ernten muß!
3) Die mittlere Temperatur schätzt man in der Aequator-
gegend auf etwa 24° Neaumür, an den Tropen auf 19, am vier-
zigsten Brcitegrad auf 14, am fünfzigsten auf 9'/^, am sechzigsten
auf 8, am siebzigsten auf 20/ R. *); woraus sich leicht auf die
dazwischen liegenden Breitenparallcle schließen läßt.
4) Vom Niveau (d. i. Gleichhöhc) des Meers aufwärts in
die leichter werdende Luft verliert sich — wie schon öfters bemerkt
worden — die Wärme progressiv bis zur ewigen Schneegränze,
die sich über das Erdrund von Pol zu Pol als eine Curve
denken läßt, deren Höhepunkt mehr als 2400 Toiscn überm
Acquator steht.
Nach diesen Angaben würde nun auf allen Gegenden eines Paralleles rings
um die Erde zur gleichen Zeit, und in gleicher Seehöhe, auch gleiche Tempe-
ratur (Isotherme, d. i. Gleichwarme) sein, also jeder Breitekreis einen Iso-
thermstrich bilden. So ist es aber nicht; es gibt beträchtliche Abweichungen
von der Regel. Was man darüber beobachtet hat, besteht in Folgendem:
1) Die südl. Hemisfäre ist kalter als die nördliche; was der weit größeren
Wassermasse und sowohl dem häufig vom Südpol herwehenden Winde, als den
weit hinausschwimmenden Eisschollen zuzuschreiben ist. Die Südspitze Amerika's
ist deshalb, obwohl nicht entfernter vom Aequator als Norddeutschland, fast
das ganze Jahr mit Schnee bedeckt. Näher dem Acquator hebt sich dieser Un-
terschied ziemlich auf.
2) Die Ostküsten der Welttheile find immer kalter als die westlichen. Ist
die Kälte Südfibiriens 18° unter Null, so hat Norddeutschland unter gleicher
Br. erst 5. 2>n Tieflande China's, am Jantse Kiang, ist es nicht ganz so
warm, als in der Lombardei, die vom Aequator doch entfernter ist. Am nord-
amerikan. Fluß Delaware ist solche Temperatur, wie in Holland, trotz des
Breitenunterschiedes von 12 Gr. Amerika ist überbaupt kühler als die alte
Welt. Zeigt das Thermometer an den nördlichen Küsten der Ostsee 3° über
Auf der Thermometerscala von Fahrenheit sind 31° = Null von
Reaumür; die Gradtheilung beider Thermometer verhält sich so zu einander,
daß 10 Grad Reaumür sind 21 Gr. Fahrenheit.
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TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Drontheim Norddeutschland Norddeutschland Holland Amerika Ostsee