Einleitung
Die nothwendigsten Erläuterungen aus der mathema-
tischen und physikalischen Geographie.
8. 1.
Die Stellung der Erde im Weltall.
Unter den acht größeren Planeten unseres Sonnensystems
nimmt die Erde in Hinsicht der Entfernung von der Sonne die
dritte Stelle ein, nur Merkur und Venus stehen der Sonne näher,
denn jener hat eine mittlere Entfernung von der Sonne von nur 8,
die Venus von 15 Millionen Meilen, während der Abstand der
Erde fast 21 Millionen Meilen beträgt. Der Mars steht schon
weiter (31*/* Mill. M.), der Jupiter (der größte von allen
Planeten, der das Volumen der Erde 1405mal enthält) mehr als
fünfmal (108 Mill. M.), der Saturn beinahe zehnmal (197 Mill.
M.), der Uranus neunzehnmal (397 Mill. M.), der (erst 1846
entdeckte) Neptun gar dreißigmal (624 Mill. M.) so weit von
der Sonne ab. Daher ist auch die Zeit des Umlaufs der Erde
um die Sonne (— 1 Jahr) eine verhältnißmäßig kurze.
Umlaufszeit der größeren Planeten um die Sonne:
Merkur 88 Tage Jupiter 11'/, Jahre
Venus 225 Tage Saturn 29 V2 Jahre
Erde 365'/4 Tage oder 1 Jahr Uranus 84 Jahre
Mars 1 Jahr und 322 Tage Neptun 164'/, Jahre.
Außer der Bewegung um die Sonne hat die Erde, wie alle
Planeten, noch eine zweite, die Umdrehung um ihre Achse in
24 Stunden, an welcher diese also selbst eben so wenig als ihre
beiden äußersten Punkte, die Pole, Theil nimmt. In dieser Be-
ziehung theilt die Erde die mäßige Geschwindigkeit der der Sonne
näheren kleineren Planeten, die etwas geringer ist, während die
Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Ausl. 1
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
2
Erleuchtung der Erde. §. 1.
entfernteren und größeren eine bedeutend stärkere Rotation haben,
denn Jupiter, obgleich er einen llmal größeren Durchmesser hat,
als die Erde, braucht kaum 10 Stunden (ungefähr eben so viel —
10 V2 St. — der Saturn) zu seiner Achsendrehung, die Erde hin-
gegen 24 Stunden (eben so viel wie die ungleich kleineren Planeten
Merkur und Mars, und nur eine Stunde mehr als die fast eben
so große Venus).
Durch diese mäßige Rotation hat die Erde weniger Abplattung
als andere Planeten und nähert sich am meisten der Kugelgestalt.
Ebenso nimmt die Erde eine mittlere Stellung in Bezug auf
die Zahl der Nebenplaneten oder Trabanten ein. Denn
während die übrigen kleineren Hauptplaneten gar keine Traban-
ten , die größeren mehrere (Jupiter 4, Saturn 8, Uranus. 6,
Neptun 2) solche Begleiter haben, ist der Erde nur einer zuge-
theilt, der Mond, dessen siderischer Umlauf in 27 Tagen 7 Stunden
43 Minuten (der synodische in 29^ T.) vollendet wird.
Die Erde bewegt sich in einer länglich-runden, nicht ganz
kreisförmigen Bahn, Erdbahn oder Ekliptik, um die Sonne,
welche sich in der Ebene derselben befindet. Die Achse der Erde
hat gegen die Ebene der Ekliptik stets eine Neigung von 67^ Grad
und bleibt in den verschiedenen Stellungen mit sich selbst stets
parallel. Sie behält also bei der Umdrehung der Erde um die
Sonne stets dieselbe Richtung nach einer bestimmten Gegend des
Himmels (nach dem Himmelspole in der Nähe des Polarsterns)
bei. Durch diese unveränderte Richtung der gegen die Ebene ihrer
Bahn schief gestellten Erdachse kommt die Erde in verschiedene
Lagen zur Sonne. Die Folge davon ist die große Mannichfaltigkeit
in der Erleuchtung und Erwärmung dev einzelnen Theile der
Erdoberfläche und somit in allen Verhältnissen, welche von diesen
beiden Bedingungen abhängig sind. Zweimal im Jahre, am 21.
Mürz und 23. September, fallen die Sonnenstrahlen senkrecht auf
den Aequator (s. §. 2), und an diesen beiden Tagen findet für die
ganze Erde Tag- und Nachtgleiche oder Aequinoctium statt,
während an allen übrigen Tagen die Länge von Tag und Nacht
mit der Entfernung vom Aequator nach den Polen hin zu- oder
abnimmt. Nur unter dem Aequator ist fortwährend Tag- und
Nachtgleiche, wogegen sich an den beiden Polen die größten Contraste
einstellen: ein halbjähriger Tag und eine ebenso lange Nacht. Vom
21. März bis 23. September fallen die Sonnenstrahlen senkrecht
auf Orte nördlich vom Aequator, und vom 23. September bis 21.
März auf Orte südlich vom Aequator. Am 21. Juni und 23.
Dezember entfernen sich die senkrechten Sonnenstrahlen am weitesten
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Erwärmung und Gestalt der Erde. §. 1. §. 2. 3
vom Erd-Aequator, nämlich um 23‘/2 Grad; es ist alsdann auf der
einen Halbkugel der längste, auf der andern der kürzeste Tag.
Man sagt, die Sonne befinde sich dann im „Solstitium".
Von dieser verschiedenen Neigung der Sonnenstrahlen hängt ferner
die Verschiedenheit der Erwärmung unseres Planeten ab, dessen
Oberfläche in dieser Beziehung in eine heiße, zwei gemäßigte und
zwei kalte Zonen (über deren Grenzen s. 8. 2) getheilt wird.
Die geringsten Differenzen nickt blos in der Tag- und Nachtlänge,
sondern auch in der Natur und Dauer der Jahreszeiten kom-
men in der heißen Zone vor (im Allgemeinen ein ewiger Sommer),
die stärksten in den kalten (einem sehr kurzen Sommer folgt ein
langer, strenger Winter, der oft das Quecksilber gefrieren macht),
während in der gemäßigten Zone die Contraste durch Uebergangs-
perioden (Frühling und Herbst) vermittelt werden. Doch ist zwi-
schen den beiden gemäßigten Zonen ein wesentlicher Unterschied in
Hinsicht der Erwärmung: die südlich gemäßigte ist bedeutend kälter
als die nördlich gemäßigte, hauptsächlich in Folge der größern
Wassermasse und weil jenseits des 60. Grades alles Festland, we-
nigstens das bewohnte, aushört, wogegen die nördlich gemäßigte
Zone die glücklichsten und cultivirtesten Länder der Erde enthält, von
denen aus diese erforscht und beherrscht worden ist.
8. 2.
Der Erdkörper als ein für sich bestehendes Ganzes.
Die Erde hat die Gestalt eines Sphäroids, welches aber
an den Polen so unbedeutend (kaum ‘/aoo) abgeplattet ist, daß die
Polarachse (1713 M.) nur um 5—6 Meilen kürzer ist, als der
Aequatorialdurchmesser (1718% M.).
Die populärsten Gründe für die Kugelgestalt der Erde sind: 1)
der stets kreisförmig erscheinende Horizont, 2) die Analogie der übrigen
Planeten, 3) der kreisförmige Erdschatten im Monde, 4) die Erwei-
terung des Gesichtskreises bei erhöhtem Standpunkte (die Bergspitzen
sind zuerst erleuchtet), 5) das allmähliche Sichtbarwerden herannahender
Gegenstände (Schiffe) und das eben so allmähliche Verschwinden sich
entfernender Gegenstände, 6) der frühere Aufgang und Untergang der
Gestirne im Osten als im Westen, 7) das Verschwinden südlicher Ge-
stirne bei einer Reise nach Norden und umgekehrt, 8) die Erdumsege-
lungen, welche durch Verfolgung derselben Richtung wieder zum Aus-
gangspunkte zurückkamen.
Multiplizirt man den Durchmesser der Erde mit der Peripherie
des größten Kreises, also mit dem Umfang des Aequators
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Erste Lehrstufe.
Einleitung.
Die nothwendigsten Erläuterungen aus der mathema-
tischen und physikalischen Geographie.
K. 1.
Die Stellung der Erde im Weltall.
Die Erde ist einer der 8 größeren Planeten, welche die Sonne
umkreisen. Sie nimmt unter diesen in Hinsicht der Entfernung von
der Sonne die dritte Stelle ein; nur Merkur und Venus stehen
der Sonne näher, denn jener ist nur 8, die Venus 15 Millionen
Meilen von der Sonne entfernt, während der Abstand der Erde fast
21 Millionen Meilen beträgt; der Mars steht schon weiter (32 Mil-
lionen Meilen), der Jupiter aber mehr als fünfmal (108 Mill.
M.), der Saturn beinahe zehnmal (198 Mill. M.), der Uranus
neunzehnmal (397 Mill. M.), der (erst 1846 entdeckte) Neptun
gar dreißigmal (über 600 Mill. M.) so weit von der Sonne ab.
Daher ist auch die Zeit des Umlaufs der Erde um die Sonne
(— ein Jahr) eine verhältnißmäßig kurze.
Außer der Bewegung um die Sonne hat die Erde, wie alle
Planeten, noch eine zweite, die Umdrehung um ihre Achse.
Diese geschieht in 24 Stunden und bewirkt den Unterschied von
Tag und Nacht.
Ein Nebenplanet oder Trabant ist der Erde zugetheilt, der
Mond.
Pütz, Leitfaden d. vergleichenden Erdbeschr.
1
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
24
die Sonne zweimal im Jahre, am 20. März und am
22. September, oder zur Zeit von Frühlings- und von
Herbstanfang. Der Tagesbogen der Sonne, den sie dann
genau in zwölf Stunden beschreibt, ist also der Aequator.
Zugleich lernen wir bei dieser Gelegenheit den Ost-
und Westpunkt kennen, die gleichweit von dem Nord- und
dem Südpole abstehen, d. h. je 90 Grade. Daß aber
diese Beobachtungen nur mit den dazu geeigneten Instru-
menten gemacht werden können, versteht sich wohl von
selbst; es handelt sich hier allerdings nicht um Ferngläser,
aber um so mehr um die genaueste Bestimmung der
Winkel- und Kreisbogengröße. Ohne Instrumente lassen
sich Aequator, Süd und Nord, Oft und West nur an-
nähernd bestimmen, wenn man in einer bestimmten und
unveränderten Stellung seine Beobachtungen macht und
einen festen Gegenstand, z. B. einen Thurm, Berg u. s. w.,
vor Augen hat, durch den man die Veränderung im
Stande der Sonne u. s. w. abschätzen kann.
Geographische Breite.
Da der Aequator von Osten nach Westen um die
Kugel geht, so kann von demselben nur eine Entfernung
gegen Norden oder gegen Süden stattfinden. Die Ent-
fernung oder der Abstand von dem Aequator heißt geo-
graphische Breite; es gibt eine nördliche und eine
südliche Breite (man läßt das Beiwort geographisch
weg, sobald man mit dieser Bedeutung des Wortes Breite
bekannt ist). Auf dem Aequator ist die Breite gleich Null;
entfernen wir uns gegen Norden, so haben wir nördliche
Breite, und am Nordpol ist sie am größten, d. h. gleich
90 Graden. Das gleiche Verhältniß hat es mit der süd-
lichen Breite, sie ist am Südpole 90 Grade; Nordpol
und Südpol stehen einen halben Kreisbogen oder 180
Grade auseinander.
Man denkt sich von dem Aequator gegen den Nord-
und Südpol parallele Kreise mit dem Aequator, die vor-
zugsweise die Parallelkreise heißen. Man nennt sie wohl
auch die Breitenkreise oder kurz nur die Breiten. Sagt
man demnach, ein Ort liegt auf der 48. Parallele
(Parallellinie) so heißt dies auf dem 48. Grad der Breite.
Der Umfang dieser Parallelkreise nimmt gegen den
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
27
fahren in andern Fächern die Eselsbrücke nannten; wer
über diese Brücke nicht hinüberkommt, der bleibt als
Langohr auf der andern Seite. So schwer ist das' uns
Vorliegende nicht; nur muß man sich gewöhnen, von Tisch
und Bank und Stubendecke an den Himmel zu schauen,
und muß das Bild unserer Erdkugel, die mitten im Him-
melsraume schwebt, und von dem gestirnten Himmel wie
mit dem Gewölbe einer Hohlkugel umgeben ist, öfters
recht lebhaft in sich schaffen und auffrischen.
Der Horizont auf dem Aequator.
Stehen wir auf dem Aequator, also gleich weit ent-
fernt von dem Nordpol und dem Südpol unserer Erde,
so ist der Aequator des Himmels in unserem Zenithe und
bei Frühlings- und Herbstanfang geht die Sonne über
unseren Scheitel weg. Von dem Zenithe sind es nach jeder
Richtung 90° (Grade) bis zum Horizonte hinab, ob wir von
dem Zenithe eine Linie nach Norden oder Süden, nach
Osten oder Westen ziehen; es sind eben jedesmal 90
Grade oder ein Viertelkreisbogen, weil es von einem
Ende des Horizontes zu dem entgegengesetzten andern
180° oder ein halber Kreisbogen ist.
Nun ist uns auch bekannt, daß Nord- und Südpol
90° von dem Aequator entfernt sind; der Aequator
geht aber durch unsern Zenith, und 90" von dem Ze-
nithe ist der Horizont, folglich liegen die beiden
Pole in unserem Horizonte. Stände ein Stern
gerade auf jedem Pole, so würden diese beiden einander
gerade entgegengesetzten Sterne in dem Horizonte stehen,
sie würden Jahr aus Jahr ein ihre Stellung nicht ver-
ändern, nicht auf- und nicht untergehen.
Wie viel sehen wir von dem Aequator? Da ist die
Antwort nicht schwierig; Aequator und mathematischer
Horizont sind zwei größte Kreise, und diese halbieren sich,
oder wir sehen die Hälfte des Aequators. Der Horizont
des auf dem Aequator Stehenden ist demnach ein Kreis,
der den Aequator mitten durchschneidend die zwei Pole
in seinem Umkreise (Peripherie) hat.
Wie viel sehen wir von den Parallelkreisen oder den
Breitekreisen? Da wir von Pol zu Pol sehen, oder der
Horizont sich als ein Kreis von Pol zu Pol mitten durch
2*
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
28
den Aequator legt, so muß dieser Kreis auch die mit dem
Aequator parallelen Kreise halbieren. Wir sehen also
auf dem Aequator alle Parallelkreise, und von je-
dem einzelnen Parallelkreise die Hälfte. Die Be-
wohner des Aequators sehen daher alle Sterne
des Himmels und jeder Stern steht zwölf Stun-
den über ihrem Horizonte, weil er seinen ganzen
Kreis in 24 Stunden beschreibt, und die Hälfte seines
Kreises sichtbar ist. Da der Horizont die Parallelen
unter einem rechten Winkel durchschneidet, so gehen die
Gestirne alle unter einem Winkel von 90 °, rechtwinklig,
unter. Deßwegen nennt man diese Kugel die rechtwink-
lige (8pdaera paradla). Die Bewohner des Aequa-
tors haben demnach von allen Erdbewohnern die schönste
Ansicht des Sternenhimmels. Sie haben auch Zahr aus
Jahr ein gleich lange Tag und Nacht; denn ob die
Sonne den Aequator beschreibt oder einen Parallelkreis
südlich oder nördlich von dem Aequator, sie sehen immer
die Hälfte des Parallelkreises, den die Sonne durchwan-
delt, haben sie also auch zwölf Stunden ob ihrem Hori-
zonte. — (Um sich dieses zu veranschaulichen, nehme
man einen Globus, und ziehe den Horizont mit einem
Faden durch beide Pole. Diese Anschauung ist insofern
nicht ganz entsprechend, als wir durch den Fadenkreis
den Horizont auf der Erde, und nicht an dem Himmel
bestimmen; da wir aber wissen, daß die Erd- und Him-
melspole, die Erd- und Himmelsparallelkreise, senkrecht
aufeinanderstehen, so ist es gleichgiltig, nur denken wir
uns unter dem Globus die Himmelskugel. Wir können
uns auch, um unserer Vorstellung nachzuhelfen, in dem
Globus noch eine ganz kleine Kugel denken, deren Mittel-
punkt auch der Mittelpunkt des Globus ist, so daß sich
ans beiden die entsprechenden Kreise und Punkte decken.
Dann denke man sich auf den Aequator der inneren Ku-
gel, und schaue von da aus die äußere an, die sich nun
als Hohlkugel um die innere wölbt, und es werden sich
die oben ausgeführten Erscheinungen ergeben. Mit Zeich-
nungen reicht man hier nicht aus; man muß wirkliche
Kugeln zu Hilfe nehmen und die Einbildungskraft an-
strengen, daß sie die geforderten Vorstellungen getreu und
in festen Umrissen bildet.)
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
30
parallele, weil der Horizont mit den Kreisbögen der
Gestirne parallel ist.
Der Horizont auf dem 48. Grad nörd-
licher Breite.
Dritte Stellung. Die Leser bewohnen ungefähr
den deutschen Landstrich unter dem 48. Grade nördlicher
Breite, oder wir wohnen 48 Grade nordwärts von dem
Aequator. Berechnen wir nun, wie unser Horizont sich
gestalten muß und unterwerfen wir dann das Ergebniß
der Probe des Augenscheins.
Wir stehen auf dem 48. Grad nördlicher Breite und
dieser Grad der Himmelskugel steht in unserem Zenithe.
Von dem Zenithe ist es nach jeder Richtung 90 Grade
bis an den Horizont; sehen wir also nach <püden, so
reicht unser Blick noch 42 Grade mehr südwärts, als uns
der Aequator steht, denn 48° + 42° — 90°, oder wir
sehen an dem Himmel bis zum 42. Grad südlicher Breite.
Kehren wir uns gegen Norden, so beträgt der Bogen
von dem Zenithe bis an den Horizont 90°; nun beträgt
die Entfernung vom 48. Grade bis zum Pole nur 42°,
wir sehen also in dieser Richtung noch 48° über den Pol
hinaus; denn abermals beträgt 42° + 48° — 90°.
Nach Osten und Westen beträgt natürlich der Bogen
abermals 90°. Welche Erscheinung am Himmel ergibt
sich nun?
Vom Aequator sehen wir die Hälfte; denn der Hori-
zont als ein größter Kreis halbiert den Aequator als einen
anderen größten Kreis. Wir sehen von den südlichen
Parallelkreisen nicht mehr als bis zum 42. Grade und
zwar so, daß wir vom ersten südlichen Breitengrade nicht
mehr die Hälfte sehen, von dem zweiten noch weniger,
und so fort und fort, bis der 42. Grad nur mehr unsern
Horizont in einem Punkte berührt, der 43. Grad aber
ganz unsichtbar ist.
Umgekehrt sehen wir von den nördlichen Parallelen
bis zum Nordpole 42°; wir sehen aber noch 48° weiter,
weil, wie wir wissen, die Entfernung des Horizontes vom
Zenilh 90° beträgt; der Pol steht also 48° über unserem
Horizonte, oder wir sehen noch 48° über den Pol hinaus,
nördlich abwärts gegen den Horizont. Daraus folgt,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
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daß wir von dem Parallelkreise, der nordwärts zunächst
vom Aequator liegt, mehr als die Hälfte sehen, und so
fort und fort, bis wir von dem 42. Grade an alle Pa-
rallelkreise bis zum Pole ganz sehen.
Auf der südlichen Halbkugel sehen wir demnach nur
die Sterne bis zum 42. Grad südlicher Breite; ein Ge-
stirn, das in diesem Grade sich bewegt, erscheint also nur
in unserem Horizonte. Je näher die Gestirne dem Aequa-
tor stehen, desto mehr kommen sie über unseren Horizont
herauf, doch sehen wir noch immer nicht die Hälfte ihres
Kreises; erst der Aequator wird uns zur Hälfte sichtbar,
zwölf Stunden über unserem Horizont also steht ein
Stern, der sich in der Kreislinie des Aequators be-
wegt. Vom Aequator an sehen wir von jedem Paral-
lelkreise immer mehr als die Hälfte, oder die Gestirne in
diesen Parallelen stehen immer mehr als zwölf Stunden
über unserem Horizonte. Die 42. Parallele aber steht
ganz über unserem Horizonte, oder ein Stern, der sich in
diesem Kreise bewegt, geht nicht mehr auf und unter,
sondern beschreibt vor unseren Augen einen vollständigen
Kreis um den Pol, als den Endpunkt der Himmelsare,
und so von diesem Sterne alle anderen bis zum Polar-
sterne, der nur einen halben Grad von dem Pole entfernt
steht.
Diese Stellung der Himmelskugel nennt man die
schiefe, weil der Horizont den Aequator und die Parallel-
kreise unter einem Winkel von 42° schneidet; deßwegen
gehen uns die Sterne unter einem schiefen Winkel auf
und unter. Diesem Umstande verdanken wir hauptsächlich
die längere Dauer der Morgen- und Abenddämmerung;
den Bewohnern der Aequatorgegenden entfernt sich die
Sonne von ihrem Horizonte in einer senkrechten Linie,
uns aber in einer schiefen, sie bleibt also nach ihrem Un-
tergänge längere Zeit in der Nähe unseres Horizontes;
ebenso verhält es sich am Morgen, wenn sie sich unserem
Horizonte nähert.
Nun wollen wir unseren Horizont in mechanischer
Weise darstellen, indem wir einen Faden von dem 42.
Grade der südlichen bis zum 42. Grade der nördlichen
Breite, aber auf die entgegengesetzte Seite der Kugel
spannen, und wir werden das Ergebniß unserer Rechnung
vollständig bestätiget finden.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
40
Orte beträchtlich sein, und zwar muß die Wiener Uhr
um so vielmal vier Minuten früher gehen, als um wie
viele Grade Paris westlich von Wien liegt. Allein
eine Taschenuhr ist für eine solche Bestimmung wie
die des geographischen Längenunterschiedes ein viel zu
unsicheres Instrument, als daß man ernstlich an deffen
Gebrauch denken könnte. Man muß daher auf andere
Mittel sinnen, um den Zeitunterschied zweier Orte auf-
zufinden. Hiezu dienen Pulverblitze, die auf einer Höhe
abgebrannt werden, die von beiden Orten gesehen
wird. (Eine solche Höhe wird eine correspondierende ge-
nannt.) Der Pulverblitz wird zur verabredeten Zeit los-
gebrannt und an beiden Orten beobachtet und die Zeit auf
das genaueste notiert; in dem östlicher gelegenen Orte
wird die Uhr im Augenblicke des Aufblitzens mehr zeigen,
als in dem westlicher gelegenen, und die Vergleichung des
Zeitunterschiedes der beiden Orte gibt den Längenunter-
schied. Z. B. der eine Ort sah den Blitz des abge-
brannten Pulvers um 11 Uhr 15 Minuten. Der andere
um 11 Uhr 13 Minuten, so ist der Zeitunterschied zwei
Minuten, der Längenunterschied also */2 Grad. Setzen
sich mehrere Orte durch eine Reihe solcher correspondie-
renden Höhen in Verbindung, so läßt sich ihr Längenunter-
schied unter einander genau bestimmen und auch ihre Ent-
fernung vom ersten Meridian, vorausgesetzt, daß die
Entfernung eines einzigen Ortes von dem ersten Meridian
vorher aufgefunden ist.
Dieser letztere Umstand erinnert uns nun aber sogleich
daran, daß es noch andere Mittel zur Auffindung des
Längenunterschiedes geben müsse. Ein solches ist na-
mentlich die Beobachtung der Zeit, wenn ein
Fixstern von dem Monde bedeckt wird. Da näm-
lich der Mond der Erde näher steht als die Sterne, so
kommt er auf seiner Bahn zwischen die Erde und die-
jenigen Sterne zu stehen, unter welchen seine Bahn hin-
weggeht; dann sehen wir diese Sterne wegen des zwischen
uns und sie getretenen Mondes nicht, oder der Mond
bedeckt uns diese Sterne. Einem westlicher gelegenen Ort
geht der Mond später auf, als einem östlicher gelegenen,
er culminiert ihm später und geht ihm später unter; daraus
folgt, daß ihm der Mond auf seiner Bahn am nächtlichen
Himmel auch die Sterne, die ihm auf dieser Bahn
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]