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1. Deutsche Geschichte - S. 27

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Groe. 27 Sein Reich war ein Weltreich; er gebot der Germanen und Romanen. Er war der Schirmherr der abendlndischen Kirche, der Beschtzer des abend-lndischen Christentums. Unter diesen Umstnden erwachte der Gedanke, das abendlndische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die rmischen Verhltnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Iii. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines frnkischen, von Karl abgesandten Grasen zurck-kehren knnen. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar der Peterskirche die K a i s e r k r o n e auf das Haupt, und das Volk begrte tfbqn1^ ihn unter lautem Jubel als rmischen Kaiser. So war ein Germane Nach- abe^tl folger der Csaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an uerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrnung einen gewaltigen Zuwachs; Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahr-hunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht fr die deutschen Könige gewesen Karls Regententtigkeit. 27. Karls Persnlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Wn== Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persn-lichkeit hat uns sein jngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mchtigem Krperbau, festem Gang, schnem, grauem Haar und heiterem, gtigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen hrtete er den Krper ab; in Speise und Trank war er mig. Er kleidete sich nach frnkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, rmische Kleidung anzulegen; seine Gewnder lie er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willens-kraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemt; er war ein zrtlicher Vater seiner Shne und Tchter, die er ungern von sich lie, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gtig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in hheren Jahren wnschte er nachzuholen, was man frher an ihm versumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und lie sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich der gelehrte Dinge; selbst beim Mahle lie er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn fr die Heldensagen des deutschen Volkes und lie sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.

2. Vorstufe - S. 41

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12. Das Rittertum. 41 In diesem ziemlich eng begrenzten Rume zwischen den Burgmauern spielte sich das Leben des Ritters und seiner Familie ab. Die umliegenden, untertnigen Bauerngehste lieferten Getreide und Vieh, Wolle und Felle in die Burg, die Knechte stellten in der Waffenkammer unter Leitung eines Meisters die Waffen her, die Mgde spannen und webten unter Aussicht der Herrin. Selten gab es im Winter eine Abwechslung, wenn eine Jagd ver-anstaltet wurde, oder wenn zu aller Freude ein Snger erschien, Neuigkeiten aus der Welt mitbrachte und Heldenlieder sang. Sonst klagte alles der die den Wochen, in denen es keine Unterhaltung gab. Uns hat der Winter geschadet so sehr. Heide und Wald sind so fahl nun und leer, Stimmen der Vglein erschallen nicht mehr. Knnt' ich verschlafen die Winterzeit! Wach' ich solange, so bringt es mir Leid, Da seine Macht reicht so weit und so breit." Um so freudiger wurde der Frhling mit den hervorsprieenden Blumen und der Vgelein sem Schall begrt. Wenn die Blumen aus dem Grase dringen Und dem Spiel der Sonne sie entgegen Frhlich lachen in des Maitags Frh', Wenn die kleinen Vgelein wohl singen Ihre besten Weisen, die sie Pflegen: Dem kann andre Wonne gleichen nie. Ist's doch fast ein Himmelreich." Mit diesen Versen gibt uns Walter von der Vogelweide kund, was seine ritterlichen Zeitgenossen fhlten. Im Frhling, im herrlichen Monat Mai ging es hinaus in die schne Natur. Laut schallte der Jagdrus durch Berg und Tal, mit dem Falken zog die Schloherrin aus, um den Reiher zu jagen; oder mit reichem Gefolge besuchte der Ritter einen Nachbar, der ihn gastlich aufnahm und mit ihm schmauste. An all diesem nahmen auch die R i t t e r f r a u und die Tchter des Burgherrn regen Anteil. Denn die hfifche Zucht hatte die Stellung des Weibes und sein Ansehen sehr gehoben. Es galt fr Ritterpflicht, sich einer Herrin zu geloben, ihr im Kampfe zu dienen, ihre Tugenden und Schnheit in Liedern zu besingen. Das war der M i n n e d i e n st. So mute auch die Erziehung des weiblichen Geschlechtes der hohen Stellung entsprechend sein. Von Jugend an lernten die Mdchen die hfische Bildung, Anftandsregeln, fein gesittetes Benehmen, das auf ganz bestimmten Regeln und Gesetzen

3. Deutsche Sozialgeschichte - S. 27

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ter Klerus. Kampf zwischen Kirche und Staat. 27 auch die Päpste in Abhängigkeit erhalten. Ohne Ströme von Blut mar das nicht möglich. Die von Heinrich Iii. (1039—1056) aus tiefem Verfall emporgehobene Kirche aber suchte kraft ihrer geistlichen Natur die völlige Freiheit von der Staatsgewalt zu erlangen und zu behaupten. Nach kirchlicher Anschauung gab es überhaupt nur zwei Stände: Klerus und Laien. Jener galt natürlich als besonders bevorzugt und begnadet und ward sehr früh einheitlich und streng monarchisch organisiert. Er strebte deshalb, sobald er das mit Aussicht auf Erfolg vermochte, nicht bloß nach Unabhängigkeit von den Laien, sondern nach der Herrschaft über sie. Papst Gregor Vii. (1073— 1085) wollte durch das Verbot der Laieninvestitur den staatsrechtlich gewordenen Lehnsverband zwischen Geistlichen und Laien zerreißen und den Klerus gänzlich aus dem Lehnssystem herausheben. Heinrich Iv. aber (1056 —1106) nahm den Fehdehandschuh leidenschaftlich auf. Ter erste Kampf zwischen Papsttum und Kaisertum ließ auch die unteren Volksschichten zum Gefühl ihrer Kraft kommen. Anfangs um die Prinzipien der geistlichen und weltlichen Macht im allgemeinen geführt erschöpfte sich der Kampf allmählich, und unter Heinrich V. (1106—1125) ward in Bezug auf den einen Streitpunkt, die Investitur, ein Ausgleich durch das Wormser Konkordat 1122 herbeigeführt. Der Kaiser behielt den entscheidenden Einfluß auf die Besetzung der Bistümer und Abteien: eine ihm nicht genehme Persönlichkeit blieb von der Wahl thatsächlich ausgeschlossen. Auch die Leistungen der geistlichen Fürstentümer kamen fernerhin dem Reiche zu gute. Erst seit Mitte des 13. Jahrhunderts ward die Investitur eine bloße Form, gerade wie die Belehnung der großen weltlichen Vasallen. Die territorialen Gewalten waren da bereits zu mächtig geworden, die königliche Macht aber zu tief gesunken. Diesen Nachteilen des Lehnswesens gegenüber darf sich der Blick vor seinen Vorteilen nicht verschließen. In der Vermischung Kampf zwischen Kirche und Staat. Vorteile des Lehnswesens.

4. Deutsche Sozialgeschichte - S. 73

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Folgen des Bauernkrieges. Stand der Gebildeten. 73 3 Jahrhunderte leiden; erst in der neuesten Zeit wurde den sozialen Schäden in diesem Stande wahre innere Heilung gebracht. Träger der Bildung war einst das Volk im ganzen, und noch im 13. Jahrhundert wurden die schönsten Werke unserer Dichtung z. B. in Thüringen und Franken von allen Bauern verstanden. Tie gelehrte Bildung jedoch übermittelten bis zum 15. Jahrhundert die Geistlichen allein; Stifter und Klöster waren lange die einzigen Heimstätten des Unterrichts. Gegen Ende des Mittelalters aber lag das Schulwesen schrecklich darnieder: Lehrer und Schüler zogen wohl gemeinsam umher, bettelten und stahlen und bildeten eine förmliche Landplage. Da weckte nun die resormatorische Bewegung in fast allen Ständen den Bildungstrieb. Wissen ward eine Macht! Hatten einst Ritter im Waffenschmuck die Alpen überschritten, um Lombarden und Römer zu bekämpfen, so zog jetzt dieselbe Straße friedlich der Bürger, um in der Heimat des Humanismus (f. S. 59) am Quell der neuen Bildung zu schöpfen. Humanisten wie Erasmus und Reuchlin schmiedeten die wissenschaftlichen Waffen für die Reformatoren, diese aber — namentlich Luther und Melanchthon — wiesen nachdrücklich darauf hin, wie wichtig der Schulbesuch für das evangelische Kirchenwesen sei. Alle gebildeten Glieder der Kirche müßten durch Verständnis der heiligen Schrift zu selbständiger Erkenntnis der Heilswahrheit gelangen. Nun wurden, nachdem neue Universitäten schon früher gegründet waren, viele Stadtschulen eingerichtet, und dazu Klöster und eingezogenes Kirchengut verwendet. Auch dem Niedrigsten ward die Möglichkeit gegeben, sich Kenntnisse zu erwerben und in geistliche und weltliche Stellen zu gelangen. So bildete sich ein neuer Stand, der gelehrte, und vorwiegend gehörten ihm Bürgerliche an. In den deutschen Städten schlossen Humanismus und Reformation einen Bund; die Bürger errangen in Bezug auf geistige Bildung durchaus die erste Stelle unter den Ständen und wurden deshalb auch in angesehene Hofämter befördert. Der Landadel Stand der Gebildeten.

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 57

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzzüge. 57 Papst jenes Abkommen für nichtig zu erklären. Einer Erhebung der Fürsten, besonders der Sachsen, wird Heinrich anfangs Herr, erliegt ihr aber darauf am Welfesholze bei Mansfeld (1115), wendet sich nun nach Mathildens Tode nach Italien, nimmt ihre Güter, wiewohl sie dieselben der Kirche vermacht hatte, in Besitz, kann jedoch zu keinem endgültigen Resultat kommen. Hach Deutsch- land zurückgekehrt, findet er die Fürsten als Herren der Lage; ihre Yermittelung führt schliefslich zu dem Kompromifs zwischen Heinrich Y. und Papst Calixtus Ii. (Guido von Yienne), den man das Wormser Konkordat nennt (1122); die Wahl des Bischofs erfolgt in kanonischer Weise durch die Geistlichen des Sprengels, aber in Gegenwart des Kaisers oder seines Stellvertreters; der Gewählte wird alsdann vom Kaiser mit den Regalien und dem Reichsgut durch das Symbol des Scepters belehnt, erhält darauf vom Papste Ring und Stab als Zeichen seiner geistlichen Würde; so in Deutschland; in Burgund und in Italien geht letzterer Akt der Belehnung mit dem Scepter voran. Heinrich Y. starb 1125: kalt, hart, ohne idealen Zug, voll Scharfblick, aber völlig gewissen- los in der Wahl der Mittel, ist er eine wenig sympathische Erscheinung. — Die deutsche Verfassung ist aus dem Investitur- kampf wesentlich verändert hervorgegangen: hatte die Ottonisch- salische Verfassung auf der engen Verbindung zwischen König- tum und Bistum beruht, so ist diese jetzt gelockert und als neuer bestimmender Faktor das Fürstentum erschienen; besonders das Herzogtum Sachsen, zumal unter dem energischen Lothar von Supplinburg, der nach dem Aussterben des Mannsstammes der Billunger ihr Nachfolger geworden war, nimmt eine überaus freie Stellung ein. Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzziige. 1. Ursachen und Veranlassung. a) Die Ursachen der Kreuzzüge liegen in dem allgemeinen Zustande der damaligen civilisierten Welt. Sie hören nach zwei- hundertjährigen Versuchen auf, weniger weil man erkannte, dafs das Ziel in Palästina christliche Herrschaften zu gründen uner-

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 69

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
m. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum. 69 2. Friedrich I. Barbarossa (1152 — 90) und der zweite Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, a) Friedrichs Anfänge (1152 — 57). Erfüllt von Begeiste- rung für das Ideal des universalen Kaisertums, voll Kraft und Schwung, eine grofsartige, bezaubernde Erscheinung, mufste sich Friedrich I. durch mühselige Anfänge hindurcharbeiten und hatte seine ersten Erfolge nur seiner überragenden Persönlichkeit zu danken. Die Politik seiner ersten Jahre ist beherrscht von dem Gesichtspunkt, er müsse vor allen Dingen suchen seinen mächtig- sten Vasallen Heinrich den Löwen bei guter Laune zu erhal- ten. Darum gab er ihm in Sachsen das Recht der Investitur der Bischöfe und verlieh ihm auch Bayern; Heinrich Jasomirgott wurde dadurch entschädigt, dafs er das von Bayern abgetrennte Österreich als selbständiges Herzogtum mit besonderen Privi- legien erhielt. Die Verhältnisse Italiens veranlafsten Friedrich zu seiner ersten Romfahrt (1154—55). Hier waren die Städte der Lombardei, wirtschaftlich gewaltig emporgekommen, demgemäfs auch politisch völlig selbständig geworden; am mächtigsten war Mailand; es hatte sich eine republikanisch-demokratische Ver- fassung unter Konsuln gegeben und suchte die kleineren Städte (Lodi u. a.) mit Gewalt sich zu unterwerfen. Vorstellungen des Königs deswegen begegneten offener Verhöhnung. In Rom war ! unter der Führung Arnolds von Brescia eine gegen den Papst und die weltliche Macht der Kirche gerichtete volkstümliche Be- wegung entstanden. Friedrich ging 1154 über den Brenner mit einem nur geringen Heere, bestrafte einige kleinere rebellische Städte furchtbar, liefs sich in Pavia mit der lombardischen Krone krönen, wagte jedoch Mailand nicht anzugreifen und zog gegen Rom Papst Hadrian Iv.1 zu Hilfe. In Toscana trafen sie sich und schlossen einen Bund. Friedrich liefs Arnold fangen und hinrichten. Dafür krönte ihn Hadrian ohne Wissen der Römer (1155). Sofort kehrte der Kaiser zurück. Hatte er auch seine | Herrschaft in Italien nicht zu begründen vermocht, so war doch seine Macht immerhin bedeutend gewachsen, was sich insbeson- dere den auswärtigen Staaten Dänemark und Polen gegenüber 1) Er ist der einzige Engländer, der zur päpstlichen Würde gelangt ist.

7. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 77

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum. 77 bemächtigte sich Rufslands. Nun überschwemmten die Mongolen Ungarn und drangen durch Polen gegen Deutschland vor, schlu- gen 1241 Herzog Heinrich d. Fr. von Niederschlesien bei Lieg- nitz, gingen aber trotzdem nach Osten zurück. Ein allgemeines Konzil, das der Papst berufen wollte, vereitelte Friedrich. Da starb Gregor 1241. d) Letzte Phase des Kampfes Friedrichs n. mit dem Papsttum (1243 — 50). Nach langer Sedisvakanz wurde der genuesische Graf Sinibald Fiesco von Lavagna (Innocenz Iv.) gewählt. Die Verhandlungen mit ihm schienen anfangs zum Ziele führen zu wollen, scheiterten aber, als der Papst sich mit den Lombarden solidarisch erklärte. Da floh Innocenz nach Lyon, berief dorthin ein Konzil und belegte den Kaiser trotz der Verteidigung seiner Gesandten (Thaddäus von Suessa) wieder mit dem Banne (1245). Nun schärften sich die Gegensätze auf beiden Seiten zu fanatischer Wildheit. Der Papst liefs durch die Bettelmönche gegen Friedrich das Kreuz predigen; die ghibel- linischen Capitani (Ezzelino da Romano) wüteten furchtbar gegen die Guelfen. In Deutschland drang die päpstliche Politik durch. König Konrad behauptete sich mit Mühe gegen die Gegenkönige Heinrich Raspe, den Landgrafen von Thüringen, (f 1247) und Wilhelm von Holland. In Italien aber war Friedrich bis 1247 siegreich. Seitdem trafen ihn mehrere Schläge. Die Guelfen be- mächtigten sich der Stadt Parma; der Kaiser belagerte sie und erbaute in der Nähe eine hölzerne Stadt „Vittoria“. In seiner Abwesenheit überfielen und verbrannten diese die Parmesen und schlagen sein Heer (1248). Einem Vergiftungsversuche entging er (Petrus de Vinea, ob schuldig?). Aber 1249 überfielen die Bolognesen Enzio bei Fossalta und nahmen ihn gefangen (er starb 1272 in bolognesischem Kerker). Unter Vorbereitungen zu einem neuen großen Angriffe starb Friedrich im Dezbr. 1250. — Friedrich Ii. ist der geistig bedeutendste Kaiser des Mittelalters. Er verstand deutsch, lateinisch, italienisch, griechisch, arabisch, hatte hohes Interesse für die Dichtkunst und für naturwissenschaft- liche Studien (sein Buch „De arte venandi cum avibus“). Sein Umgang mit arabischen Gelehrten erzeugte in ihm eine für jene Zeit ungewöhnliche Unbefangenheit in religiösen Dingen; bezeichnend

8. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 104

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
104 Vierte Periode. Vom Ende des 13. bis zum Ende des 15. Jb. und eine Restauration des Katholizismus bewirkt (s. S. 97). Was Italien angeht, so veränderte sich seit etwa 1450 die Stellung des Papsttums zu diesem Lande wesentlich: die Päpste wurden italienische Territorialfürsten, ihr Fürstentum für sie die Quelle, aus der sie ihren Verwandten Macht verschafften (Nepotismus). Im Papsttum sahen viele Italiener den Repräsentanten der Einheit der Nation, auch wenn auf dem Stuhle Petri ein Mensch wie Alexander Vi. (1492 —1503) (Kard. Borgia, eig. span. Borja; seine Kinder Cäsar und Lukretia) safs. Kein Wunder also, wenn die begeisterten Bufspredigten Girolamo Savanarolas in Florenz nur für kurze Zeit Hörer fanden; er wurde 1498 verbrannt. Auf Alexander Vi. folgte der kriegerische Julius Ii. (Julian della Rovere) (—1513), auf diesen Leo X. (Johann [Giovanni] de’ Medici) (—1521). Wenn also eine Erhebung gegen die Papstkirche losbrach, so konnte das nur in Deutschland geschehen; dafs ein solches Ereignis eintreten mufste, lag, ganz abgesehen von dem rein religiösen Element, an dem fortgesetzten Anspruch dieser verderb- ten Kirche alles Kulturleben — und die deutsche Kultur steht am Ausgange des 15. Jh. in Kunst und Kunsthandwerk, in Wissenschaft und Technik, in Handel und Gewerbe gerade sehr hoch — zu beherrschen: auf der Lateransynode (1512—17) wurde die Unbeschränktheit der päpstlichen Macht von neuem ausge- sprochen und die Gültigkeit der verrufensten Bonifazischen Bullen verkündet. 2. Humanismus und Renaissance, a) Begriff des Humanismus. Im Mittelalter war, wie die Völkerindividualität, so das Bewufstsein der Einzelpersönlichkeit verloren gegangen. Wie die erstere durch den Gang der ge- schichtlichen Ereignisse, wurde das letztere durch das seit dem 14. Jh. erwachte Studium der Werke des Altertums („Renais- sance“) wieder geschaffen. In der alten Welt fand man die Aus- prägungen voller Menschlichkeit („Humanismus“), die man in der mittelalterlichen Menschheit vermifste. Zugleich wurde das wissen- schaftliche Denken aus dem Banne der Scholastik erlöst. Nimmt man hinzu, dafs jenes Zeitalter den ersten wahren Begriff von

9. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 105

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Die Genesis der Deformation. 105 dem Aussehen unseres Erdplaneten bekam, so kann man sagen, am Ende des 15. Jh. erfolgte „die Entdeckung der Welt und des Menschen“. Aus dem Bewufstsein des Rechtes des Individuums ward die Reformation geboren. b) Der Humanismus in Italien. Diese Bewegung ent- stand zuerst naturgemäfs in Italien. Nachdem das 14. Jh. aus- schliefslich das römische Altertum studiert hatte (Franz Petrarca, Johann Boccaccio), begann im 15., zumal seit dem Fall von Kon- stantinopel (1453), das Studium der eigentlichen Quellen, des griechischen Altertums. Florenz unter den Auspicien des Medi- cäischen Hauses (Lorenzo il Magnificò, sein Sohn Leo X.) wurde der Mittelpunkt der neuen Bildung. Im Gegensätze zu der von Aristoteles beherrschten Scholastik wurde Platon das geistige Haupt des Florentiner Humanismus (Marsilio Ficino, Pico della Mirandola). Auch die bildenden Künste, unter dem Eindrücke des individualisierenden Geistes losgelöst von der Gebundenheit der konventionellen Formen des Mittelalters, nahmen einen unge- heuren Aufschwung (Lionardo da Vinci, Michelangelo Buonarroti, Rafael Santi, Tiziano, Correggio), geschützt und gefördert von Fürsten und Städten. Wie ein Zauber ergriff die neue Bildung alle höheren Kreise; selbst die Päpste (Nikolaus V., Pius Ii., Julius Ii., Leo X.) wurden trotz des antikirchlichen Geistes des Humanismus seine eifrigsten Pfleger. c) Der deutsche Humanismus. Während in Italien der Humanismus Modesache wurde und kosmopolitisch verflachte, mit der Kenntnis der heidnischen Schriften auch heidnische Le- bensauffassung und lasterhafte Lebensführung allgemein wurde, zeigen die deutschen Humanisten ein ernstes pädagogisch-religiö- ses und patriotisches Bestreben (Rudolf Agricola, Jakob Wimpfe- ling, Konrad Peutinger aus Augsburg, Willibald Pirckheimer aus Nürnberg); nur bei wenigen treten die frivolen Seiten der Italie- ner hervor (wie bei Konrad Celtis und den dem Erfurter Kreise angehörenden Mutianus Rufus, Crotus Rubeanus). Durch ihre religiöse und patriotische Richtung haben die Humanisten die Reformation vorbereiten helfen; wenn sie sich später von ihr gröfstenteils abwandten, so lag das vornehmlich daran, dafs diese Geistesaristokraten sich abgestofsen fühlten, als die Reformation

10. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 135

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Restauration der katholischen Kirche und der Calvinismus. 135 mit 6 Genossen (darunter Franz Xaver, Jakob Lainez, Peter Faber) einen Bund, der 1540 von Paul Iii. als Societas Jesu, als eine geistliche Genossenschaft zum Wachstum der Seele im christlichen Glauben und Leben, aber auch als eine Kriegsschar Jesu zur Verteidigung und Verbreitung des Glaubens bestätigt wurde. Diesem Zwecke des Ordens beständig Krieg zu führen für die katholische Religion gegen die Ketzer dienen die Grund- sätze, die unter den gewöhnlichen Mönchsgelübden das des Ge- horsams („Cadaver-Gehorsam“) besonders betonen, dient die halb- militärische Verfassung (der erste Ordensgeneral war Loyola), in der ein System der strengsten Subordination, Centralisation und gegenseitigen Überwachung und Spionage herrscht, dient die auf die Ertötung des eigenen Wollens abzielende virtuose Erziehung (Loyolas „Exercitia spiritualia“), die meisterhafte Sicherheit, mit der ein jeder auf den seiner Individualität am meisten entsprechen- den Platz gestellt wird, die Vielseitigkeit, mit der die Jesuiten als Diplomaten, Beichtväter, Prediger, Missionare, Lehrer an hohen wie an niederen Schulen wirken. In Rom war der Sitz der Centralregierung (Collegium romanum, Collegium germani- cum 1552). Loyolas Nachfolger war Lainez, der vielleicht noch gewandtere Organisator. b) Die Inquisition wurde in Rom von Paul Iii. 1542 er- neuert und entfaltete besonders unter dem Grofsinquisitor Kard. Caraffa ihre furchtbare Thätigkeit. Als Papst (Paul Iv.) legte die- ser den Index librorum prohibitorum an. c) Das Tridentiner Konzil (1545 — 63). Seit dem Be- ginne der Reformation hatten sowohl die Protestanten wie die katholische Reformpartei wie der Kaiser ein allgemeines Konzil zur Entscheidung über die religiöse Frage gefordert. Clemens Vii. hatte es verstanden diesem Verlangen auszuweichen. Endlich gab Paul Iii. nach und berief auf 1545 ein Konzil nach Trient, das aber keineswegs ökumenisch war und von kurialem Geiste so völlig beherrscht wurde, dafs es den Widerspruch des Kaisers erregte, weswegen es der Papst nach Bologna verlegte (1547), wo es bald darauf aufgelöst wurde. Julius Iii. berief die Ver- sammlung von neuem nach Trient 1551; sie wurde 1552 vertagt. Paul Iv. war zu einer Fortsetzung der Beratungen nicht zu be-
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