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mit beunruhigender Schnelle. Ein dichter Nebel umgab uns eine
Weile, und als wir nach wenig Minuten durch ihn herabgesunken
waren, lag plötzlich von Neuem die Erde im hellsten Sonnenschein
unter uns, und die Thürme von Potsdam, die wir schon deutlich
unterscheiden konnten, begrüßten uns. Wir waren im vollkom-
mensten Fallen begriffen und sahen dabei nichts unter uns als
Wasser (die vielen Arme und Seen der Havel), nur hie und da
mit Wald untermischt, auf den wir uns möglichst hinzulenken suchten.
Der Wald erschien mir aus der Höhe nur wie ein niedriges Dickicht,
dem wir und jetzt mit größter Schnelligkeit näherten. Es währte
auch nicht lange, so hingen wir wirklich in den Aesten eines dieser
— Sträucher. Ich machte schon Anstalt zum Ausstcigen, als mir
Herr Reichardt zurief: „Um's Himmelswillen! Rühren Sie sich
nicht; wir sitzen auf einer großen Fichte." So sehr hatte ich in
Kurzem den gewöhnlichen Maßstab verloren., daß ich mehrere Se-
cunden bedurfte, ehe ich mich überzeugen konnte, daß seine Be-
hauptung ganz wahr sei.
Wir hingen indeß ganz gemächlich in den Aesten des ge-
räumigen Baumes, wußten aber durchaus nicht, wie wir herunter
kommen sollten. Lange riefen wir vergebens um Hülfe; endlich
kam in der schon eingetretenen Dämmerung ein Ofsizier auf der
nahen Landstraße hergeritten. Er hielt unser Rufen zuerst für
irgend einem ihm angethanen Schabernack. Endlich entdeckte er
uns, hielt höchst verwundert sein Pferd an, kam näher und schien
immer noch seinen Augen nicht trauen zu wollen, noch zu begreifen,
wie dieses seltsame Nest auf die alte Fichte gerathen sei. Wir
mußten ziemlich lange von unserer Höhe unterhandeln, ehe er sich
entschloß, nach der Stadt zurückzureiten, um Menschen, Leitern
und einen Wagen zu holen. Zuletzt ging Alles gut von statten;
aber in dunkler Nacht erst fuhren wir in Potsdam ein, den wenig
beschädigten, nun leeren Ball in unseren Wagen gepackt und die
treue Gondel zu unseren Füßen. Pückler-Mus kau.
34. Hl« Taucherglocke.
Wir waren in die Taucherglocke gestiegen, sie begann sich
zu senken; plötzlich erhielt jeder der Mitreisenden einen unbe-
schreibbaren Schlag in die Nerven des Gehirns, an die Schläfe,
in das Ohr; man halte die Glocke gesenkt, und der Augenblick
jenes Schlages war der, wo ihr Rand die Wasseroberfläche be-
rührte. Die Luft innerhalb der Glocke war mit einem Male
abgeschnitten von jeder Verbindung nach Aussen, von unten
wurde sie nach oben gedrängt. Dies war die Ursache der
heftigen Erschütterung, die wir empfanden. Die tödtlichste Angst
bemächtigte sich plötzlich unser Aller, unsere Antlitze erbleich-
ten, der Mund wurde unwillkührlich krampfhaft aufgerissen,
Zungen und Augen traten hervor, und ein solches Weh von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
226
Einwohner zu verhindern, wurden in der Nacht vom 5. zum 6.
Juli, die zu dieser verabscheuungswerthen That ausersehen war, die
Straßen nach dem Palaste durch starke Soldatenabtheilungen abge-
sperrt. Gegen drei Uhr bei Tagesanbruch bestiegen Gensd'armen
und einige rebellische Unterthanen mit Leitern den Palast. Pacca hatte
die Nacht hindurch gewacht und da er bei Tagesanbruch keine Ge-
fahren mehr fürchtete, sich in sein Gemach zurückgezogen, um einige
Stunden zu ruhen. Aber kaum hatte er sich niedergelegt, so eilte
sein Kammerdiener herbei und meldete, die Franzosen seien im Pa-
laste. Der Cardinal trat schnell an'ö Fenster und sah eine Menge
bewaffneter Leute, mit angezündeten Fackeln in den Händen, durch
die Gärten laufen und die Thüren suchen, um in die Zimmer ein-
zudringen; Andere stiegen längs der Mauer hinab, wo Leitern an-
gelehnt waren. Sie schlugen die Fenster mit Beilen ein, drangen
durch und eilten die Pforten zu öffnen, um einer ziemlich bedeutenden
Anzahl Soldaten Eingang in den großen Hof zu verschaffen. Pacca
sandte auf der Stelle seinen Neffen, Johann Tiberius Pacca, den hei-
ligen Vater zu wecken und bald eilte er dann selbst zu ihm. Der Papst
stand mit großer Heiterkeit des Geistes auf, bedeckte sich mit seinem
Gewände, mit der Mozzetta (einem purpurfarbenen seidenen Kleide)
und Stola und kam in den Saal, wo er Audienz zu geben pflegte.
Dort versammelten sich um ihn Pacca und der Cardinal Despuig,
einige Prälaten, die im Palaste wohnten, und einige Beamte und
Schreiber der Staatskanzlei. Die Stürmenden schlugen indessen
alle Thüren mit Beilen ein und kamen so in den Thronsaal, wo
vierzig Mann Schweizer unter Befehl eines Hauptmannes aufgestellt
waren. Nadet forderte sie auf, das Gewehr zu strecken, was sie
ohne Widerrede thaten, weil sie dazu Befehl erhalten hatten. Nadet
trat nun in den Audienzsaal und fand daselbst den Papst von seinem
Hofe umgeben. Er hatte nur mit großem, innerem Widerstreben den
Befehl des Generals Miollis übernommen, und es erfüllte eine hei-
lige Ehrfurcht sein ganzes Wesen und alle Kräfte seiner Seele, als
er vor dem geheiligten Haupte der Christenheit stand.
Der Papst erhob sich nun von seinem Sitze, stellte sich vor den
Tisch, beinahe mitten in's Zimmer, umgeben von den Cardinälen
Pacca und Despuig, den Prälaten und Beamten. Einige Minu-
ten hindurch herrschte tiefe Stille. Endlich sprach der General Radet
mit blassem Angesichte und zitternder Stimme, indem er nur mit
Mühe Worte finden konnte, zum Papste, er habe einen unangeneh-
men und peinlichen Auftrag;- weil er aber dem Kaiser den Eid der
Treue und des Gehorsams geleistet habe, dürfe er von der Pflicht
sich nicht freisprechen, seinen Befehl zu vollziehen. Er müsse also
im Namen des Kaisers ihm ankündigen, daß er der weltlichen Herr-
schaft über Nom und den Kirchenstaat entsagen solle, und im Falle
Seine Heiligkeit dieses zu thun sich weigere, so habe er Befehl, ihn
zum General Miollis zu führen, welcher ihm den Ort seiner Be-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Pacca Pacca Johann_Tiberius_Pacca Johann Tiberius Cardinal_Despuig Cardinälen
Pacca Miollis
Xerres zieht mit Hunderttausenden wider Griechenland. 117
bauen und bemannen. Während der Rüstjahre schickte Xerres Herolde
nach allen griechischen Städten und Inseln, die Erde und Waffer ver-
langten (bei den Persern das Zeichen der Unterwerfung, wie man heut
zu Tage die Schlüssel der Stadtthore übergibt), nur nach Athen und
Sparta nicht; denn dort waren die Herolde des Darius in einen Brun-
nen geworfen, hier sogar umgebracht worden; übrigens bereuten die Spar-
taner die Verletzung des geheiligten Völkerrechtes und fürchteten den Zorn
der Götter. Zwei hochherzige Männer, Sperthias und Bulis, boten
sich als Sühnopfer und gingen nach Asien zu dem großen Könige; dieser
jedoch war edel genug, ihre Vaterlandsliebe zu bewundern, die Rache den
Göttern anheimzustellen und die beiden Männer ungekränkt ziehen zu
lassen. Mit dem Landheere gedachte -Lerres über den Hellespont zu gehen.
Zu diesem Zwecke hatte er zwischen Sestos und Abydos eine doppelte
Schiffbrücke schlagen lassen, und über sie zog 480 das ungeheure Heer
mit seinem noch viel größern Trosse sieben Tage und sieben Nächte hin-
durch. Voran ging der Troß der Packträger und Lastthiere; denn Xerres
war auch in Thrakien in seinem Gebiete und der Troß mußte Lager und
Zelte hergestellt haben, wenn das Heer eintraf, damit dieses die nothwen-
digen Bedürfnisse, der König aber seine Feldhofhaltung fand und nichts
von dem vermißte, was er in Susa und Babylon hatte. Dann kamen
1000 Reiter und 1000 Fußgänger, lauter erlesene Perser; hierauf die
zehn Sonnenroffe aus der nisäischen Ebene, der Himmelswagen, von acht
weißen Rossen gezogen, der Wagen des Königs, 1000 Reiter und 1000
Fußgänger, erlesene Perser; hierauf rückten 10,000 persische Reiter und
ebenso viele persische Fußgänger nach, und endlich folgten die Schaaren
aus den Provinzen, nach Landessitte gekleidet und bewaffnet. Auf der
thrakischen Ebene von Doriskus musterte der König seine Heeresmacht;
10,000 Mann wurden abgezählt, gedrängt aufgestellt und dann mit einer
Verzäunung umgeben. Nachdem die ersten aus dem umschlossenen Raume
getreten waren, füllte ihn eine zweite Abtheilung und so fort und fort,
und so viele 10,000 wurden nun gezählt, als Abtheilungen den Raum
gefüllt hatten. Als Xerres diese Unzahl von Menschen sah (die Griechen
geben fünf Millionen an, sehr übertrieben sicherlich, aber ungeheuer
mußte doch der Zug sein, zu welchem Xerres sein Reich aufgeboten und
nach orientalischer Weise mit Troß versehen hatte), traten Thränen in
seine Augen und als die Pascha den Gebieter um die Ursache zu fragen
wagten, antwortete er: „der Gedanke, daß in 50 Jahren keiner dieser
vielen Menschen mehr auf Erden wandeln wird, bewegt mich so;" wohl
auch eine düstere Ahnung des kommenden großen Unglücks. Langsam
wälzte sich das Heer in vielen Abtheilungen durch Thrakien und Make-
donien Thessalien zu; oft mangelte es an Wasser und noch öfter an
Lebensmitteln, und Löwen, die damals noch in den Gebirgen vom make-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König]]
Extrahierte Personennamen: Darius Doriskus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Athen Sparta Asien Abydos Thrakien Thrakien Thessalien
122
aber Jochen warf ihnen schlaue, vielsagende Blicke zu und stieß seinen
beiden Nachbarn die Ellenbogen in die Seite.
„Ja wohl, dreißigtausend zu Roß und dreißigtausend zu Fuß," fuhr
er fort. „Sie haben eine Wut auf die Bürger und Bauern, daß es nicht
zu sagen ist. Dann hat auch der Herzog Iürg der Stadt Braunschweig ihr
groß Geschütz, die Faule Metze genannt, abgekauft und —"
„Dunderwetter, das ist ja zersprungen beim ersten Schuß vom Michaelis-
rundel!" rief eine ehrliche Haut vom untern Ende des Tisches; aber der
Lügner fuhr fort, ohne sich im geringsten aus der Fassung bringen zu lassen:
„Schadet nichts; ist wieder zusammengelötet und hält desto besser. Wird
die Faule Metze geladen mit siebenzig Pfund Pulver und einer Kugel,
so acht Zentner wiegt. Wenn die Lunte aufgeschlagen werden soll, wird
an alles Volk Wachs und Werg verteilt, daß es sich damit die Ohren
verstopfe. Die Geschützmeister beißen sich jedesmal des großen Knalls
wegen die Zunge ab. Die Kugel aber macht durch den dicksten Wall
Bresche für jeden Sturmhaufen und legt den Dom zu Sankt Moritz da
drüben nieder in einem Augenzwinkern."
„Der Teufel glaube euch das!" schrie der Metzger.
„Das tut er auch!" schrie um einen Ton höher Jochen Lorleberg.
„Ihr da, wieviel Meilen ging die Kugel vom Braunschweiger Wall, ehe
sie niederfiel?"
„Drei, zwei, zwei und eine halbe!" schrie der Haufe durcheinander.
„Neunzig Ruten über das Lager bei Melverode!" klang die Stimme
des ehrlichen Kauzes am untern Ende des Tisches nach.
„Da habt ihr es! Da hört ihr es!" schrie Jochen Lorleberg.
„O Gott! O Gott!" jammerte der Schneider, welcher bei diesen Mord-
geschichten immer kleiner wurde.
„Ja, ja, solches Geschütz führt der Jürgen mit sich," fuhr der Lügner
fort, „über den Hessendamm muß er schon hinaus sein, und gesengt und
gebrannt wird, daß eine schwarze Spur wird vom Okerfluß bis zum Elb-
strom. — Peter Rauchmaul, steck mal die Nase aus dem Fenster, ob du den
Brandgeruch noch nicht schmeckst."
Die Bürger starrten den Peter Rauchmaul an, und dieser kam wirklich
grinsend dem Anrufe nach, schob den Kopf aus dem niedern Fenster und
schnüffelte hinaus.
„Na, merkst du was?"
„Nein, noch nicht; aber der Karren mit unserm Gerät hält vor der
Tür, und da hinten auf des Weges Höhe kommt langsam der Fähnrich,
der Doktor."
„Hallo, der Doktor! Vivat der Fähnrich! Hallo der Magister!
Iuho und abermals juho!" rief mit einer Stimme der ganze Schwarm der
Landsknechte, die Krüge hebend.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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159
ihm alles Volk zugefallen bis auf solche Narren wie wir. Nun ziehet
der Iürg heran hinter uns her auf das Erzstift, und der Ochsenkopf wehet
vor dem Zug, und folgen ihm dreistigtausend zu Rost und dreistigtausend
zu Fust 9'
,,O, o!" brummten hier einige Anhänger der Wahrheit im Haufen;
aber Jochen warf ihnen schlaue, vielsagende Blicke zu und stiest seinen
beiden Nachbarn die Ellenbogen in die Seite.
„Za wohl, dreistigtausend zu Rost und dreistigtausend zu Fust," fuhr
er fort. „Sie haben eine Wut auf die Bürger und Bauern, dah es nicht
zu sagen ist. Dann hat auch der Herzog Zürg der Stadt Braunschweig ihr
grost Geschütz, die Faule Metze genannt, abgekauft und —"
„Dunderwetter, das ist ja zersprungen beim ersten Schutz vom Michaelis-
runde! !" rief eine ehrliche Haut vom untern Ende des Tisches; aber der
Lügner fuhr fort, ohne sich im geringsten aus der Fassung bringen zu lassen:
„Schadet nichts; ist wieder zusammengelötet und hält desto besser. Wird
die Faule Metze geladen mit siebenzig Pfund Pulver und einer Kugel,
so acht Zentner wiegt. Wenn die Lunte aufgeschlagen werden soll, wird
an alles Volk Wachs und Werg verteilt, dast es sich damit die Ohren
verstopfe. Die Eeschützmeister Leisten sich jedesmal des grosten Knalls
wegen die Zunge ab. Die Kugel aber macht durch den dicksten Wall
Bresche für jeden Sturmhaufen und legt den Dom zu Sankt Moritz da
drüben nieder in einem Augenzwinkern."
„Der Teufel glaube euch das!" schrie der Metzger.
„Das tut er auch!" schrie um einen Ton höher Jochen Lorleberg.
„Ihr da, wieviel Meilen ging die Kugel vom Braunschweiger Wall, ehe
sie niederfiel?"
„Drei, zwei, zwei und eine halbe!" schrie der Haufe durcheinander.
„Neunzig Ruten über das Lager bei Melverode!" klang die Stimme
des ehrlichen Kauzes am untern Ende des Tisches nach.
„Da habt ihr es! Da hört ihr es!" schrie Jochen Lorleberg.
„O Gott! O Gott!" jammerte der Schneider, welcher bei diesen Mord-
geschichten immer kleiner wurde.
„Ja, ja, solches Geschütz führt der Jürgen mit sich," fuhr der Lügner
fort, „über den Hessendamm mutz er schon hinaus sein, und gesengt und
gebrannt wird, dast eine schwarze Spur wird vom Okerslust bis zum Elb-
strom. — Peter Rauchmaul, steck mal die Nasen aus dem Fenster, ob du den
Brandgeruch noch nicht schmeckst."
Die Bürger starrten den Peter Rauchmaul an, und dieser kam wirklich
grinsend dem Anrufe nach, schob den Kopf aus dem niedern Fenster und
schnüffelte hinaus.
„Na, merkst du was?"
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
185
die Haufen der Freiwilligen herein. Unter den ersten waren dreizehn Berg-
leute mit drei Eleven aus Waldenburg, Kohlengräber, die ärmsten Leute;
ihre Mitknappen arbeiteten so lange umsonst unter der Erde, bis sie zur
Ausrüstung für die Kameraden 221 Taler zusammenbrachten. Gleich da-
rauf folgten die oberschlesischen Bergleute mit ähnlichem Eifer. Kaum
wollte der König an solche Opferfähigkeit des Volkes glauben. Als er aus
den Fenstern des Regierungsgebäudes den ersten langen Zug von Wagen
und Männern sah, welcher aus der Mark ihm zugezogen war und die Al-
brechtstraße füllte, den Zuruf hörte und die allgemeine Freude erkannte,
rollten ihm die Tränen über die Wange, und Scharnhorst durfte fragen,
ob er jetzt an den Eifer des Volkes glaube. Mit jedem Tage steigt der
Andrang. Die Väter bieten ihre gerüsteten Söhne dar, unter den ersten
der Geheime Kriegsrat Eichmann, der zwei Söhne, und der frühere Sekretär
Bürde, welcher drei Söhne bewaffnete. Landschaftsschndikus Elsner zu Ra-
tibor stellt sich selbst und rüstet drei freiwillige Jäger; Geheimer Kom-
merzienrat Krause in Swinemünde sendet einen reitenden Jäger ganz aus-
gerüstet mit vierzig Dukaten und dem Anerbieten, zwanzig Jäger zu Fuß
zu rüsten und ein Jahr zu besolden und zehn Molden Blei zu liefern.
Justizrat Eckart aus Berlin leistet auf sein Gehalt von 1450 Talern Ver-
zicht und tritt als Kavallerist in Dienst; ein Rotkirch stellt sich selbst und
zwei ausgerüstete Leute zur Kavallerie, außerdem fünf Pferde seines Gutes
zum Fuhrwesen . . .
So geht es in langer Reihe fort; bald folgen die Städte und Kreise.
Schievelbein, damals der kleinste und ärmste Kreis Preußens, war der
erste, welcher anzeigte, daß er dreißig Reiter stelle, ausrüste, auf drei Mo-
nate besolde. Stolp war eine der ersten Städte, welche meldete, daß sie
zur Ausrüstung der freiwilligen Jäger 1000 Taler sogleich und fortan
jeden Monat 100 zahle; Stargard hatte zu demselben Zwecke schon am
20. März 6169 Taler und 1170 Lot Silber gesammelt, ein einzelner Guts-
besitzer K. hatte 616 Lot gegeben. Immer größer und zahlreicher werden
die Angebote, bis die Organisation der Landwehr den Kreisen volle Ge-
legenheit gibt, ihre Hingabe in dem eignen Bezirk zu betätigen.
3. Die einzelnen blieben nicht zurück. Wer nicht selbst ins Feld zog
oder einen seiner Familie ausrüsten half, der suchte durch Gaben dem
Vaterlande zu helfen. Beamte verzichten auf einen Teil ihres Gehalts,
Leute von mäßigem Wohlstände geben einen Teil ihres Vermögens, Reiche
senden ihr Silbergeschirr, Ärmere bringen ihre silbernen Löffel. Wer kein
Geld zu opfern hat, bietet von seinen Habseligkeiten, seiner Arbeit. Ge-
wöhnlich wird es, daß Gatten ihre goldnen Trauringe — sicher oft das
einzige Gold, das im Hause war — einsenden; sie erhielten dafür zuletzt
eiserne mit dem Bilde der Königin Luise zurück; Landleute schenken Pferde,
Gutsbesitzer Getreide, Kinder schütten ihre Sparbüchsen aus. Da kommen
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
200 —
20 der Sturmmarsch, — ja, tief in den Trancheen
dreihundert Spielleut' im Schlamme stehn.
Eine Kugel schlägt ein, der Schlamm spritzt um,
alle dreihundert werden stumm. —
„Vorwärts!" donnert der Dirigent,
25 Kapellmeister pieffe vom Leibregiment.
Und „vorwärts" spielt die Musika,
und „vorwärts" klingt der preußen Esurra;
sie fliegen über die Ebene hin,
wer sich besänne, hätt's nicht Gewinn;
30 sie springen, sie klettern, ihr Schritt wird Cauf —
Feldwebel Probst, er ist hinaus!
Er steht, der erst' aus dem Schanzenrück,
eine Kugel bricht ihm den Arm in Stück';
er nimmt die Fahn' in die linke ksand
55 und stößt sie fest in Kies und Sand.
Da trifft's ihn zum zweiten; er wankt, er fällt:
„Leb wohl, o Braut, leb wohl, o Welt!"
Rache! — Sie haben sich festgesetzt,
der Däne wehrt sich bis zuletzt.
4-0 Das macht, hier ficht ein junger Leu,
bjerr Leutnant Anker von Schanze zwei.
Da donnert's: „Ergib dich, tapfres Blut,
ich heiße Schneider, und damit gut!" —
Der preußische Schneider, meiner Treu,
^5 brach den dänischen Anker entzwei.
Und weiter, — die Schanze hinein, hinaus
weht der Sturm mit Saus und Braus;
die Stürmer von anderen Schanzen her
schließen sich an, immer mehr, immer mehr;
50 sie fallen tot, sie fallen wund, —
ein bsäuflein steht am Alsen-Sund.
Palisaden starren die Stürmenden an,
sie stutzen; wer ist der rechte Mann?
Da springt von achten einer vor:
55 „Ich heiße Klinke, ich öffne das Tor!" -
Und er reißt von der Schulter den pulversack,
Schwamm drauf, als wär's eine pfeif' Tabak.
Ein Blitz, ein Krach — der Weg ist frei, —
Gott seiner Seele gnädig sei!
60 Solchen Klinken für und für
öffnet Gott selber die bsimmelstür.
Sieg donnert's. Weinend die Sieger stehn.
Da steigt es heraus aus dem Schlamm der Trancheen
Dreihundert sind es, dreihundert Mann,
65 wer anders als piefke führet sie an?
Sie spielen und blasen, das ist eine Lust,
mitjubeln die nächsten aus voller Brust,
und das ganze bjeer, es stimmt mit ein,
und darüber Lerchen und Sonnenschein.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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327
wird's ringsum lebendig. Hier und dort folgen andre dem Beispiel ihres
Genossen; sie tauchen und schwimmen mit mächtigen Stößen ihrer langen
Hinterfüße in einem flachen Bogen unter der Oberfläche fort und tauchen
nach kurzer Zeit neugierig wieder auf. Dabei bilden die Blätter der
Teichrose besondre Lieblingsplähchen zum Ausruhen für die erschreckten
Tiere.
2. Siehst du dort den Kerl auf jenem Blatte? Breitspurig sitzt
er da, bereit, jeden Augenblick die unterbrochne Flucht wieder aufzunehmen.
Doch wir verhalten uns ganz still. Der Busch hier verbirgt uns, und
wir können den Burschen mit Muße näher betrachten.
3. Regungslos starrt sein großes Auge in das Weite. Nur die beim
Atmen sich hebende und senkende Kehle verrät, daß er lebt. So kann
er noch lange verharren. Die Sonnenwärme ist ihm ein dringendes Be-
dürfnis. Sie bringt sein kaltes, träges Blut in einen schnellern Umlauf
und erhöht sein Lebensgefühl. Da wir uns auf unserm Posten ganz
still verhalten, fassen nach und nach mehrere der geflüchteten Grünröcke
wieder Mut. Ein Frosch nach dem andern schwimmt lautlos ans Ufer
und erklettert es, wendet sich aber nach seiner Ankunft stets mit dem Kopfe
wieder dem Teiche zu, bereit, dorthin zurückzustürzen.
4. Auch der von uns beobachtete beginnt auf seinem Posten unruhig
zu werden. Was die andern können, das kannst du auch, denkt er und
— taucht von dem Blatte hinab. Langsam und würdevoll schwimmt er
unter dem Wasser dem Ufer zu. Bevor er es aber noch erreicht hat, taucht
er wieder auf, hebt den Kopf aus dem Wasser und verharrt eine Weile
spähend und lauschend. Alles dünkt ihm sicher, also vorwärts. Unmittelbar
vor dem Ufer hält er noch einmal an, den Kopf kaum aus dem Wasser
steckend, sonst aber zwischen Blättern verborgen.
5. Da ertönt über ihm ein Summen. In engen Kreisen schwirrt
eine Biene daher, welche gekommen ist, Wasser zu schöpfen und in den
Stock zu tragen. Der Frosch ist aufmerksam geworden. Seine Augen
leuchten, aber er harrt regungslos an seinem Platze; denn jede unbedachte
Bewegung würde seine Anwesenheit verraten. Her und hin schwirrt die
Biene, um einen sichern Platz für ihren Zweck auszuwählen. Endlich läßt
sie sich auf einem Holzklotz nieder, der im seichten Wasser steckt. Ein paar-
mal noch hebt und senkt sie ordnend die Flügel, dann kriecht sie behutsam
vor und senkt ihren Rüssel ins Wasser . . . Da, was ist das? Mit einem
Sprung ist der Frosch bei ihr; Wassertröpfchen sprühen über die Arg-
lose hin und netzen ihr Kopf und Flügel. Bevor noch das überraschte
Tierchen sich zur Flucht wenden kann, schießt plötzlich die Zunge des Frosches
vor; das Bienchen ist erfaßt und trotz des wütenden Flügelschlagens in
wenigen Augenblicken verschlungen. Der Räuber aber sitzt starr wie zuvor
da und glotzt anscheinend gleichgültig ins Blaue.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
329
tötrb's ringsum lebendig. Hier und dort folgen andre dem Beispiel ihres
Genossen; sie tauchen und schwimmen mit mächtigen Stößen ihrer langen
Hinterfüße in einem flachen Vogen unter der Oberfläche fort und tauchen
nach kurzer Zeit neugierig wieder auf. Dabei bilden die Blätter der
Teichrose besondre Lieblingsplätzchen zum Ausruhen für die erschreckten
Tiere.
2. Siehst du dort den itexl auf jenem Blatte? Breitspurig sitzt
er da, bereit, jeden Augenblick die unterbrochne Flucht wieder aufzunehmen.
Doch wir verhalten uns ganz still. Der Busch hier verbirgt uns, und
wir können den Burschen mit Muße näher betrachten.
3. Regungslos starrt sein großes Auge in das Weite. Nur die beim
Atmen sich hebende und senkende Kehle verrät, daß er lebt. So kann
er noch lange verharren. Die Sonnenwärme ist ihm ein dringendes Be-
dürfnis. Sie bringt sein kaltes, träges Blut in einen schnellern Umlauf
und erhöht sein Lebensgefühl. Da wir uns auf unserm Posten ganz
still verhalten, fassen nach und nach mehrere der geflüchteten Erünröcke
wieder Mut. Ein Frosch nach dem andern schwimmt lautlos ans Ufer
und erklettert es, wendet sich aber nach seiner Ankunft stets mit dem Kopfe
wieder dem Teiche zu, bereit, dorthin zurückzustürzen.
4. Auch der von uns beobachtete beginnt auf seinem Posten unruhig
zu werden. Was die andern können, das kannst du auch, denkt er und
— taucht von dem Blatte hinab. Langsam und würdevoll schwimmt er
unter dem Wasser dem Ufer zu. Bevor er es aber noch erreicht hat, taucht
er wieder auf, hebt den Kopf aus dem Wasser und verharrt eine Weile
spähend und lauschend. Alles dünkt ihm sicher, also vorwärts. Unmittelbar
vor dem Ufer hält er noch einmal an, den Kopf kaum aus dem Wasser
steckend, sonst aber zwischen Blättern verborgen.
5. Da ertönt über ihm ein Summen. In engen Kreisen schwirrt
eine Biene daher, welche gekommen ist, Wasser zu schöpfen und in den
Stock zu tragen. Der Frosch ist aufmerksam geworden. Seine Augen
leuchten, aber er harrt regungslos an seinem Platze; denn jede unbedachte
Bewegung würde seine Anwesenheit verraten. Her und hin schwirrt die
Biene, um einen sichern Platz für ihren Zweck auszuwählen. Endlich läßt
sie sich auf einem Holzklotz nieder, der im seichten Wasser steckt. Ein paar-
mal noch hebt und senkt sie ordnend die Flügel, dann kriecht sie behutsam
vor und senkt ihren Rüssel ins Wasser . . . Da, was ist das? Mit einem
Sprung ist der Frosch bei ihr; Wassertröpfchen sprühen über die Arg-
lose hin und netzen ihr Kopf und Flügel. Bevor noch das überraschte
Tierchen sich zur Flucht wenden kann, schießt plötzlich die Zunge des Frosches
vor; das Bienchen ist erfaßt und trotz des wütenden Flügelschlagens in
wenigen Augenblicken verschlungen. Der Räuber aber sitzt starr wie zuvor
da und glotzt anscheinend gleichgültig ins Blaue.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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rvird's ringsum lebendig. Hier und dort folgen andre dem Beispiel ihres
Genossen; sie tauchen und schwimmen mit mächtigen Stotzen ihrer langen
Hinterfüße in einem flachen Bogen unter der Oberfläche fort und tauchen
nach kurzer Zeit neugierig wieder auf. Dabei bilden die Blätter der
Teichrose besondre Lieblingsplätzchen zum Ausruhen für die erschreckten
Tiere.
2. Siehst du dort den Kerl auf jenem Blatte? Breitspurig sitzt
er da, bereit, jeden Augenblick die unterbrochne Flucht wieder aufzunehmen.
Doch wir verhalten uns ganz still. Der Busch hier verbirgt uns, und
wir können den Burschen mit Mutze näher betrachten.
3. Regungslos starrt sein grotzes Auge in das Weite. Nur die beim
Atmen sich hebende und senkende Kehle verrät, datz er lebt. So kann
er noch lange verharren. Die Sonnenwärme ist ihm ein dringendes Be-
dürfnis. Sie bringt sein kaltes, träges Blut in einen schnellern Umlauf
und erhöht sein Lebensgefühl. Da wir uns auf unserm Posten ganz
still verhalten, fassen nach und nach mehrere der geflüchteten Grünröcke
wieder Mut. Ein Frosch nach dem andern schwimmt lautlos ans Ufer
und erklettert es, wendet sich aber nach seiner Ankunft stets mit dem Kopfe
wieder dem Teiche zu, bereit, dorthin zurückzustürzen.
4. Auch der von uns beobachtete beginnt auf seinem Posten unruhig
zu werden. Was die andern können, das kannst du auch, denkt er und
— taucht von dem Blatte hinab. Langsam und würdevoll schwimmt er
unter dem Wasser dem Ufer zu. Bevor er es aber noch erreicht hat, taucht
er wieder auf, hebt den Kopf aus dem Wasser und verharrt eine Weile
spähend und lauschend. Alles dünkt ihm sicher, also vorwärts. Unmittelbar
vor dem Ufer hält er noch einmal an, den Kopf kaum aus dem Wasser
steckend, sonst aber zwischen Blättern verborgen.
5. Da ertönt über ihm ein Summen. In engen Kreisen schwirrt
eine Biene daher, welche gekommen ist, Wasser zu schöpfen und in den
Stock zu tragen. Der Frosch ist aufmerksam geworden. Seine Augen
leuchten, aber er harrt regungslos an seinem Platze; denn jede unbedachte
Bewegung würde seine Anwesenheit verraten. Her und hin schwirrt die
Biene, um einen sichern Platz für ihren Zweck auszuwählen. Endlich lätzt
sie sich auf einem Holzklotz nieder, der im seichten Wasser steckt. Ein paar-
mal noch hebt und senkt sie ordnend die Flügel, dann kriecht sie behutsam
vor und senkt ihren Rüssel ins Wasser . . . Da, was ist das? Mit einem
Sprung ist der Frosch bei ihr; Wassertröpfchen sprühen über die Arg-
lose hin und netzen ihr Kopf und Flügel. Bevor noch das überraschte
Tierchen sich zur Flucht wenden kann, schießt plötzlich die Zunge des Frosches
vor; das Bienchen ist erfaßt und trotz des wütenden Flügelschlagens in
wenigen Augenblicken verschlungen. Der Räuber aber sitzt starr wie zuvor
da und glotzt anscheinend gleichgültig ins Blaue.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]