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1. Geschichte des Mittelalters - S. 89

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. rc. 89 nicht gespendet, die Todten nicht mit kirchlicher Feierlichkeit bestattet werden. Das Interdikt war ein äußerst wirksames Mittel, ungehorsame und widerstrebende Fürsten und Völker zum Gehorsam gegen die Kirche zurückzuführen, und war zuerst 998 in Anwendung gekommen. Wie wirksam Gregor Vii. von diesen Strafmitteln Gebrauch zu machen wußte, wird das Folgende lehren. Schon 1074 erneuerte Gregor die Gesetze gegen die Simonie. Gregor be-Darunter verstand man den Verkauf geistlicher Stellen, den Pfründen- Sünonit Handel, wodurch oft unwürdige Priester durch Geld oder Versprechungen sich geistliche Stellen verschafften. Der Samaritaner Simon der Zauberer (Apostelgeschichte 8, 18) hatte den Aposteln Geld geboten für die Gabe, Jedem durch Auflegung der Hände den heiligen Geist mittheilen zu können; sein Name gab die Bezeichnung für den Handel her, welchen man mit geistlichen Aemtern trieb. Auch in Betreff der Investitur glaubte Gregor streng einschreiten die damals zu müssen. Darunter verstand man die Belehnung der Geistlichen mit “e6^ ^ Ring und Stab beim Eintritt in ihr geistliches Amt. Bisher war es die weltlichen häufig vorgekommen, daß weltliche Herrn geistliche Aemter verliehen ®errn' hatten. Darum verordnete Gregor: „Wenn von nun an noch Jemand ein Bistum oder eine Abtei aus der Hand eines Weltlichen annimmt, so soll er auf keine Weise für einen Bischof oder Abt gehalten werden; fein Ungehorsam gegen den römischen Stuhl ist dem Götzendienst gleich zu achten. Dasselbe soll auch von den niederen geistlichen Würden gelten. Wenn aber irgend Jemand, welcher eine weltliche Macht ausübt, einen Geistlichen durch Ring und Stab mit einer geistlichen Würde belehnen will, so soll er wissen, daß er sich gleicher Schuld theilhaftig macht, wie der, welcher die geistliche Würde von ihm angenommen hat." Gregor ließ sogleich mehrere deutsche Bischöfe, welche durch Simonie gewählt waren, absetzen, und fünf Räthe des Königs Heinrich, welche des Pfründehandels angeklagt waren, mit dem Banne belegen. Im folgenden Jahre führte Gregor auch für die Weltpriester den und führt den bereits durch ältere Kirchengesetze angeordneten Cölibat d. i. die Ehe- bs°gcvammte losigkeit für die Geistlichen wieder ein, damit dieselben außer Verbindung Geistlichkeit mit der Welt blieben und weder durch Familie noch Verwandtschaften un‘ gehindert feien, ausschließlich für das Interesse der Kirche zu sorgen. Schon längere Zeit pflegten die Bischöfe nicht mehr zu heiraten; aber die niedere Geistlichkeit that es allgemein. Darum gebot Gregor, daß sämmtliche verheirateten Priester und Alle, welche den gottesdienstlichen Handlungen derselben beiwohnen würden, von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen sein sollten. Diese Verfügung stieß auf heftigen Wider-

2. Neuzeit - S. 32

1894 - Halle a.S. : H. Peter
I 1170 — 32 — genommmen vielleicht die fast abgöttische Heiligen- und Reliquienverehrung, die aber auch den letzten Anstoß zum Beginn der großen Reformation gab. In der ältesten christlichen Zeit verhängte man über solche, die sich offenbarer Sünden schuldig machten, gewisse Kirchenstrafen; wer indes aufrichtige Reue zeigte, dem wurde ein Teil oder die ganze Buße erlassen, und dieses Erlassen nannte man Ablaß. Später erteilte man auch denen Ablaß, die zur Sühnung ihrer Schuld irgend ein gutes d. i. der Kirche wohlgefälliges Werk thaten, die da fasteten, Wallfahrten unternahmen, Almosen gaben, zu einem kirchlichen Zwecke Geld beisteuerten n. dgl. m. Immer noch aber dachte man dabei nur an ein Erlassen der Kirchenstrafen. Doch schon im Jahre 1300 ordnete Papst Bonifacius Viii ein Ablaß-Jubeljahr an, wobei er allen, die in diesem Jahre nach Rom pilgern würden, die vollkommenste Sündenvergebung verhieß; und Alexander Vi erklärte in seiner Ankündigungsbulle für das Jahr 1500, daß er auch den Seelen im Fegfeuer „aus väterlicher Zuneigung" Hilfe leisten wolle. So gestaltete sich die Lehre vom Ablaß mit der Zeit zu einem kirchlichen Bußsystem, nach welchem jede Verschuldung gegen die göttlichen Gebote, selbst wenn der Betreffende bereits gestorben war, durch Entrichtung einer Geldsumme an den Verwalter des Gnadenschatzes gesühnt werden konnte, und das niemand besser gekennzeichnet hat als jener päpstliche Kämmerling durch die frivole Verkehrung der Schriftworte: „Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er zahle und lebe." § 73. Vorbereitung der Reformation. Je mehr die Kirche bemüht war, alle Freiheit des Glaubens und Denkens unter ihre Satzungen gesanqen zu nehmen, desto mehr regte sich das Gefühl des Unbefriedigtseins, die Sehnsucht nach tieferer Belehrung und religiöser Erleuchtung. Nie hat es auch an Männern gefehlt,-welche die Gebrechen der Kirche erkannten und sie zu heilen suchten; durch das ganze Mittelalter finden sich Spuren informatorischen Strebens, fast in allen Ländern der Christenheit bildeten sich kleinere oder größere Religionsgemeinschaften, welche die Reinheit der Lehre und des Lebens ans ihre Fahne schrieben. Wohl gingen diese Sekten in verschiedenen Richtungen auseinander, wohl verwarfen sie mit dem Falschen oft auch das Wahre; aber darin stimmten sie alle überein, daß nur von einer inneren Erneuerung der Kirche, von einem Aufbau derselben auf dem Grunde der heiligen Schrift Rettung zu erwarten fei. Am meisten auf evangelischem Boden standen die Waldenser, so genannt nach ihrem Stifter Petrus Waldus, einem angefehenen Kaufmann in Lhon. Dieser entdeckte duft in feiner Bücherfammlung eine lateinische Bibel, und erfüllt

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 42

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
42 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. Weg von Karnak nach dem % Stunde entfernten Fellahdorfe Luror enthält zu beiden Seiten eine zahllose Menge von Sphynren (Symbol der Königsgewalt), Thierbildern, Säulen u. s. w. Das Dorf Luror ist ebenfalls auf eine Tempelrnine gebaut; seine 2000 Bewohner haben sich auf den Decken und Gallerien des Tempels eingeniftet, welche dennoch unbewohnt scheinen. Noch stehen 14 Säulen von 11 Fuß Durchmesser; vor dem Thore stehen zwei Statuen von rosenfarbenem Granit und ihnen gegenüber zwei Obelisken, 100 Fuß hoch, aber 30 Fuß im Sande steckend; das kieselharte Gestein ist ganz mit Hieroglyphen bedeckt und man muß über die Härte des Meißels staunen, der so festes Korn angriff, so wie über die Maschinen und die Arbeit, welche erfordert wur- den, solche ungeheure Massen aus den Steinbrüchen des östlichen Felsen- gebirges auszumeißeln, zu heben und an den Ort ihrer Bestimmung zu schaffen. Die Alten bewunderten ferner das Labyrinth, ein Gebäude mit 12 bedeckten Höfen, deren Thore einander gegenüber standen, 6 gegen Norden und 6 gegen Süden. Dasselbe zählte 1500 Gemächer über der Erde, und ebenso viele unter der Erde, in welche Herodot aber nicht ge- führt wurde, weil darin Begräbnisse waren. Wahrscheinlich war das Laby- rinth eine Darstellung des jährlichen Sonnenlaufes durch die 12 Zeichen des Thierkreises, und in eine obere und untere Hälfte getheilt, wie der Himmelsbogen sich auch in der einen Hälfte über der Erde wölbt, während die andere Hälfte unter der Erde ausgespannt ist. — Ein großes Unternehmen war auch der See Möris, 15 Meilen im Umfange, größtentheils durch Menschenhände gegraben; er war bestimmt bei der Ueberschwemmung des Nil das überflüssige Wasser aufzunehmen, welches später zur Bewässerung der Felder wieder abgelassen wurde, was eine bedeutende Kenntniß im Wasserbau bei den ägyptischen Priestern voraus- setzt. Das Alterthum schrieb diesen überhaupt Außerordentliches zu, nicht bloß in der Astronomie und Geometrie, Geschichtskunde und gesetz- geberischen Weisheit, sondern es glaubte dieselben im Besitze großer Ge- heimnisse der Natur, durch die sie zaubern könnten, und man erzählte eine Menge angeblich beglaubigter Beispiele. Dies erinnert sehr an die Chaldäer, und wenn man ferner weiß, daß die Priester eine ziemliche Anzahl Orakel in ihren Tempeln hatten, durch welche sie die Götter zu den Menschen reden lassen konnten und wirklich jedesmal so reden ließen, wie es der Priesterpolitik angemessen war, so müssen wir zugeben, daß die ägyptischen Priester ihr Volk in vielen Dingen geflissentlich in Unwissenheit erhielten. So war auch ihre öffentliche Schrift geheimniß- voll; es ist dies die Hieroglyphen- oder Bilderschrift. Gewöhnlich wird angenommen, daß die Bilderschrift der Anfang aller Schrift gewesen sei; möglich wäre es, erwiesen ist es nicht, jedenfalls war die ägyptische Bilderschrift nicht der Uebergang zur Buchstabenschrift, denn die Priester

4. Abriß der Weltkunde - S. 8

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
8 der ein kleines Kreuz aufgerichtet ist. Diese Kugel be- deutet wieder die Erde und das Kreuz darauf soll uns erinnern, daß Christus auf die Erde gekommen ist, um das Menschengeschlecht zu erlösen. Die Vorstellung, die Erde ist eine Kugel, ist also der christlichen Welt keine fremde gewesen, nur wurde sie nicht so viel besprochen wie heutzutage. Die Anziehungskraft der Erde. Aber, heißt es, wenn die Erde eine Kugel ist, so muß ja, was seitwärts und noch mehr, was unterhalb derselben ist, von ihr weg-, und Gott weiß wohin in den Weltenraum hinausfallen, wenn es nicht an die Unter- fläche und Seitenfläche der Erde gebunden oder befestigt ist. So hören wir, daß das feste Land von Wasser oder dem Weltmeere umgeben ist, dieses muß also auch an der Seiten- oder Unterfläche der Erde sein; wie soll aber das Wasser dann nicht wegfallen, und die Meerestiefe nicht geleert werden? Man sagt ferner: Wie soll ein Schiff fahren können, wenn die Erde rund ist und es also ab- wärts geht wie an der Halde eines Berges, und wie käme vollends ein Schiff wieder herauf? Wie könnten Menschen gehen und stehen seitwärts an der Erde und unterhalb derselben? Solcherlei und ähnliche Fragen hört man gar viele. Darauf haben wir nur eine Antwort: Gott hat die Erdkugel so eingerichtet, daß überall alles in Ordnung bleibt und alle Theile der Kugeloberfläche von Menschen oder von Thieren belebt sein können, ob sich diese auf dem festen Erdboden bewegen oder auf dem Wasser schwimmen oder in der Luft dahin schweben. Er legte in die Erde, in ihren Mittelpunkt, eine Kraft, welche von dort aus strahlenförmig an alle Punkte der Erdoberfläche und noch weit über diese hinausreicht. Diese Kraft heißt man gewöhnlich Anziehungskraft, weil die Erde durch sie alles anzieht und zwar in der Richtung gegen den Mittelpunkt hin, so daß sich gar nichts von ihr entfernen kann, außer man wende Gewalt an. Doch hilft auch die Gewalt nicht; denn man mag einen Stein in die Höhe schleudern oder durch die Kraft des Pulvers in die Höhe treiben, er kommt immer wieder herab. Was also auf der Erde ist, wird durch die Anziehungs-

5. Abriß der Weltkunde - S. 100

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
100 gen des Strandes geborgen glauben; sie werden nun die Beute der Menschen, welche die genießbaren aufsuchen, und der verschiedenen Seevögel, welche auf die Ebbe warten, wie der Hungrige auf den gedeckten Tisch. Weil sich Ebbe und Fluth (Ebbe ist ein altdeutsches Wort, mit welchem Abend verwandt ist, und heißt eigentlich das Abwärtsgehen, Fluth ist verwandt mit fließen) binnen 24 Stunden und 50 Minuten regelmäßig zweimal wie- derholen, und die stärksten Fluthen zur Zeit des Neumon- des und Vollmondes eintreten, so wurde man schon frühe auf den Gedanken gebracht, daß der Mond auf sie Einfluß haben müsse. Man bemerkte ferner, daß die Orte, welche unter demselben Meridian liegen, zu gleicher Zeit Fluth haben, daß die Fluth jeden Tag 50 Minuten später ein- tritt, wie auch der Mond jeden Tag beinahe 50 Minuten später durch den Meridian geht, und endlich, daß die Fluth am stärksten ist, wenn der Mond in der Erdnähe ist. Deßwegen schreibt man die Fluth dem Monde zu, und glaubt, daß ferne Anziehungskraft dieselbe verursache. Steht der Mond in dem Zenith eines Ortes, so wirkt er durch seine Anziehungskraft auf die senkrecht unter ihm stehende Wassermasse und hebt dieselbe; nach diesem Punkte hin muß also die nächste Wassermasse hinströmen, und dort Fluth eintreten, während da, wo das Wasser abströmt, Ebbe ist. Die Fluth bildet also gleichsam einen Wasserberg, dessen Spitze gegen den Mond gerichtet ist, die Ebbe aber ein Wafferthal. Auf der anderen Seite dieses Thales erhebt sich aber ein zweiter Berg, oder auf der Seite der Erde, welche der Fluth entgegengesetzt ist, ist ebenfalls Fluth, weil dort das Wasser nicht abfließt, sondern zurückbleibt, also ebenfalls anschwillt. Man kann sich diese Erscheinung auf eine sehr einfache Weise versinnlichen. Man tauche den Finger in Wasser, und halte ihn dann senkrecht gegen die Erde, und beobachte nun, was freilich schnell geschehen muß, den Wassertropfen in dem Augenblicke, wo er sich los- macht. Dabei bemerkt man nun, daß der Tropfen sich der Erde zu (die Anziehungskraft der Erde wirkt auf den Tro- pfen, wie die Anziehungskraft des Mondes auf den Ocean) rundet d. h. anschwillt (Fluth), ebenso gegen die Finger- fläche hin, während er sich zwischen beiden Anschwellungen halsähnlich verdünnt (Ebbe). (Bei zähen Flüssigkeiten, z. B. dickes Oel, läßt sich diese Erscheinung leichter beobachten.)

6. Das Mittelalter - S. 318

1884 - Mainz : Kirchheim
olo Italien. Dante. Petrarca. Boccaccio. narchie" aus. In demselben faßte er das abendländische Kaisertum nach der Weise der römischen Imperatoren auf, übersieht aber gänzlich die historische Entwickelung des Kaisertums und vergißt, daß die kaiserliche Würde von den Päpsten geschaffen war, sowie daß der deutsche König, um Kaiser zu sein, von dem Papste gekrönt werden mußte. Diese irrige Voraussetzung verleitete ihn denn auch, das Verhältnis des Kaisers zum Papste in politischer Beziehung ebenfalls nicht ganz richtig aufzufassen. Eiue gänzliche Unabhängigkeit des Kaisers vom Papste liegt Dante dagegen fern. Erklärt er doch ausdrücklich in der angeführten Schrift, daß der Kaiser dem Hl. Petrus jene Ehrfurcht erweisen solle, wie der erstgeborne Sohn seinem Vater. Auf dem Gebiete der Litteratur wurde Dante ein Bahnbrecher durch fein berühmtes Gedicht: „Die göttliche Comödie" ,,la divina comedia,“ in welchem er in verklärter Weise seine Anschauungen über die beiden großen Gewalten des Mittelalters wiederholt. Der Dichter macht eine Wanderung durch Hölle, Fegefeuer und Paradies, um sich Aufschlüffe über die Rätsel des Lebens zu verschaffen. Das große, geheimnisvolle Gedicht, für dessen Erklürnng noch vor Ablans des 14. Jahrhunderts eigene Lehrstühle errichtet wurden, ist nicht nur das erste Origiualgedicht Italiens, sondern auch das erste vollendete Kunstwerk der modernen Zeit, welches insofern auch die neuere europäische Litteratur gegründet hat und dem unter allen Erzeugnissen menschlicher Gestaltungskraft wegen seiner herrlichen Sprache und seiner Gedankentiefe wenig andere Werke an die Seite zu fetzen find. Endlich gebührt Dante auch der Ruhm, die römische Litteratur wieder erweckt zu haben; er ist daher auch von Späteren mit Recht „der Führer und die Fackel für die klassischen Studien" genannt worden. In den Fußtapfen des großen Mannes weiter ging Franz Petrarca (1-304— 1374); und wie sehr man die dnrch Dante's Begeisterung geweckte Beschäftigung mit den altrömischen Schriftstellern anerkannte, geht schon daraus hervor, daß Petrarca uicht wegen seiner später so sehr gepriesenen Sonnette an Laura, sondern wegen seiner lateinischen Gedichte (eines Epos Afrika und einer Sammlung dem Virgil nachgeahmter Idyllen) auf dem Capitol in Rom als Dichter gekrönt wurde. Begründer der eleganten italienischen Prosa wurde Giovanni Boccaccio (Bokatscho) 1313—-1375, durch sein Decamerone, eine Sammlung von Novellen. Er erweiterte das Studium der Alten durch das Herbeiziehen griechischer Autoren, indem er die Ilias und den größten Teil der Odyssee des Homer, sowie 16 Dialoge des Plato übersetzte. Die sich fort und fort steigernde Beschäftigung mit

7. Die Neuzeit - S. 36

1884 - Mainz : Kirchheim
o6 Der Clerus. Licht- und Schattenseiten. des kirchlichen Lebens. Durch die Verlegung des päpstlichen Stuhles von Rom nach Avignon hatte das Papsttum seine erhabene Stellung, und durch das dadurch herbeigeführte unselige Schisma, sowie durch die Erörterungen aus den Kircheuversamm-lungeu zu Coustauz und Basel seinen früheren Einfluß aus Europa verloren. Das Schisma wurde zwar aus dem Concil zu Coustauz beseitigt; aber die traurigen Folgen dauerten fort. Auch unter dem Clerus gab es viele Unwürdige, welche nur zur Verhöhnung und Herabwürdigung des geistlichen Standes beitrugen. Selbst in viele Klöster war das Verderben eingedrungen, und wenn auch sehr vieles, was über die Verkommenheit des damaligen Klosterlebens geschrieben worden, der Begründung entbehrt, so war doch im Allgemeinen die klösterliche Zucht in großen Verfall geraten, was schon der Umstand bekundet, daß die Prediger des Abfalls sich zumeist aus aufgesprungenen Mönchen rekrutierten. Indessen war die unter der Geistlichkeit eingerissene Verweltlichung durchaus keine allgemeine; auch der damalige Clerus hatte eine große Anzahl von Männern auszuweisen, die nicht nur persönlich sich rein erhielten von der herrschenden Verderbnis, sondern auch mit dem nachdrücklichsten Ernste für die Hebung der Religion und eine durchgreifende Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse thätig waren. So drang beispielsweise der berühmte Prediger Geiler von Kaisersberg (gest. 1510) in seinen Predigten, unter schonungsloser Geißelung der unter der unkirchlichen Geistlichkeit herrschenden Mißbrauche, aus die Erneuerung des kirchlichen Sinnes und frommer Zucht. Aber diese vereinzelten Bestrebungen waren, so viel Gutes sie auch im engeren Kreise wirkten, um so weniger imstande, dem allgemeinen Verderben Einhalt zu thun und eine bessere Zeit anzubahnen, als ihnen von den glaubensseiudlicheu Humanisten:) durch absichtliche Irreleitung der öffentlichen Meinung mit ebensoviel Erfolg als Geschick entgegen gearbeitet wurde. Der Humanismus hatte in Deutschland Vertreter aller 1) Humanisten (lat. homo, Mensch, und humanus, menschlich) sind solche Leute, die sich durch das Studium der alten Sprachen (oder des klassischen Altertums) auf den Standpunkt stellten, als seien sie allein im Besitz dessen, was den Menschen zum Menschen macht und ihn vom Tier unterscheidet. Der Humanismus suchte namentlich im 15. u. 16. Jahrh, der Schulweisheit des Mittelalters entgegen zu treten. Huma-noria sind die sprachlichen (philologischen) Wissenschaften, zum Unterschied von deu theolog. u. allen anderen, die mit dem heidnischen Altertum nichts zu schaffen haben.

8. Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß - S. 110

1910 - Halle a.S. : Schroedel
— 110 — doch sahen Abergläubische darin ein böses Vorzeichen. Nunmehr wand sich der Zug, begleitet von den lebhaften Zurufen einer begeisterten, aber in noch höherem Grade neugierigen Menge durch die Rue Nicaise und Rue St. Honors — Straßen, in denen Napoleon am Tage des Vendsmiaire sich die Sporen verdient hatte — über den Pont-Neus bis nach der ehrwürdigen Kathedrale, wo der Papst fröstelnd, infolge langen Wartens, bereit stand, der Zeremonie die göttliche Weihe zu verleihen. Zuerst salbte er den Kaiser und die Kaiserin mit dem heiligen Öl, dann an der passenden Stelle der Messe segnete er ihre Kronen, Ringe und Mäntel, indem er dabei die herkömmlichen Gebete sprach, des Inhalts, daß das Kaiserpaar diejenigen Tugenden und Kräfte besitzen möchte, als deren Sinnbilder jene Dinge angesehen werden könnten. Als er jedoch im Begriff stand, dem Kaiser die Krone aufzusetzen, wurde ihm ein leiser^,.sl%^ent)^Wink^egg&en( und Napoleon setzte sich die Krone trut^gnerhaud aufs Haupt. Eine Bewegung ging durch die hehre Versammlung; teils empfand man Mitleid mit den verletzten Gefühlen des bejahrten Papstes, teils Bewunderung über den „edlen und berechtigten Stolz" de?'großen Feldherrn, der die Krone, die seine eigene Rechte ihm gewonnen hatte, auch als gänzlich ihm gehörig beanspruchte. Dann begab sich der Zug zurück nach der Mitte der Kirche, wo ein erhabener Thron errichtet worden war. Noch ein böses Vorzeichen erschreckte alsdann diejenigen, welche Kleinigkeiten Bedeutung beilegen. Man bemerkte, daß das fürstliche Paar beim Besteigen der Stufen unter der Last ihrer Roben und Schleppen beinahe rücklings niederfiel, obgleich bei Josephine der beängstigende Augenblick durch die zufällige oder beabsichtigte Nachlässigkeit ihrer „Mantelträger" herbeigeführt worden fein mochte. Aber konnten nicht Tieferblickende hierin einen deutlichen Hinweis darauf erkennen, daß vor kaum elf Jahren dieser ganze religiöse Pomp beseitigt worden war, als dieses nämliche Gotteshaus im Licht der Fackeln erstrahlte und von dem wüsten Geschrei der Verehrer der soeben auf den Thron erhobenen Gottheit Vernunft widerhallte? Revolutionäre Gefühle waren noch nicht, ^völlig ertötet, aber sie machten sich jetzt nur_in Spöttereien Luft. Jn° verpacht vor der Krönung waren 'W'mauern von' Paris mit Anschlagszetteln i versehen worden, welche ankündigten: „Letzte^orstellung der fron-Mischen Revolution — zum Besten einer armen koreanischen i Fadme^^Nuch der Feier stellte man die Scherzfrage, weshalb sich an dem neuen Thron keine glands d’or befunden hätten, worauf die Antwort lautete: „Weil er sansglanz war". Aber diese Sticheleien und Scherze gingen jedoch Jakobiner und Royalisten nicht hinaus. Als gegenüber Napoleon die Bezeichnung: „Ihre Untertanen" für das Corps Lsgislatif durch dessen höfisch gesinnten Präsidenten Fontanes von Amts wegen eingeführt wurde, erregte

9. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. uncounted

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
Vorrede. gm lassen, daß ich noch hin und wieder einige merckwürdigeoer- ter mit Stillschweigen übergan- gen hätte; weil sich ein jeder, aus Liebe zu seinem Vaterlande, ein- bilden wird, als wenn ich sein wohlbestallter Leib Geographus wäre. Fürs andre kan man sich hier nicht etwan mit der Unwiffen- man zum Crempel von einem / Frantzösifchen Geographo for- dert, daß seinebeschreibung von seinem Vaterlande vollständig, undohnefehler seyn soll: Also verlanget man auch von einem Deutschen, wenn er von Deutschland etwas schreiben )( 3 will,

10. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. 891

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
ru Deutschland. $91 Die wenden sind zwar noch eine geraume Zeit bey ihrer Abgötterei) geblieben, und haben auch die Christen abscheulich verfolget: Aber im zwölften Seeulo hat ihnen der Heil. Vicelinus mit seinem Bischofs? Stabe; und dersachsischehertzog, Ken. rico Leo, mit dem Schwerde das Handwerck ge- leget. Der Xll. Articul. Vom Christenthum in Deutsihland. In der ersten Kirche sind verschiedene Bißthü- mer am Rhein-Strome und an der Donau auf- gerichtet worden: Aber die grosse Migratio Gen- tium hat alles wieder verwüstet. Endlich ist der heilige Bgnifaclus so glücklich gewesen, und hat im achten Seculo verschiedene neue Bißthümer angeleget,und den8tatnm Eccle- fiafticum am Rhein und an der Donau ziemlich in Ordnung gebracht. Er hat zwar bey solcher Gelegenheit dft Deutsche Clerifty unter das Joch des Römischen Stuhls ge- zogen , davor ihm wol kein Deutscher Patriote ei- nen Panegyricum schreiben wird: Aber er würde vermutblich auch mit seinem Bekehrungs-Wercke nicht fortkommm seyn, wenn er nicht dem Pabste zu Rom unter die Flügel gekrochen wäre. Der Xlh. Articul. Vom Pabstthum in Deutschland: So weit hat es der Pabst nicht bringet! können, daß er die Deutschen Bißthümer seines Gefallens hätte besetzen können; sondern dieganoniei haben das Recht einen neuen Bischof zu erwählen oder zu postuliren behauptet. Er
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