m. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum.
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2. Friedrich I. Barbarossa (1152 — 90) und der zweite
Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum,
a) Friedrichs Anfänge (1152 — 57). Erfüllt von Begeiste-
rung für das Ideal des universalen Kaisertums, voll Kraft und
Schwung, eine grofsartige, bezaubernde Erscheinung, mufste sich
Friedrich I. durch mühselige Anfänge hindurcharbeiten und hatte
seine ersten Erfolge nur seiner überragenden Persönlichkeit zu
danken. Die Politik seiner ersten Jahre ist beherrscht von dem
Gesichtspunkt, er müsse vor allen Dingen suchen seinen mächtig-
sten Vasallen Heinrich den Löwen bei guter Laune zu erhal-
ten. Darum gab er ihm in Sachsen das Recht der Investitur
der Bischöfe und verlieh ihm auch Bayern; Heinrich Jasomirgott
wurde dadurch entschädigt, dafs er das von Bayern abgetrennte
Österreich als selbständiges Herzogtum mit besonderen Privi-
legien erhielt. Die Verhältnisse Italiens veranlafsten Friedrich zu
seiner ersten Romfahrt (1154—55). Hier waren die Städte der
Lombardei, wirtschaftlich gewaltig emporgekommen, demgemäfs
auch politisch völlig selbständig geworden; am mächtigsten war
Mailand; es hatte sich eine republikanisch-demokratische Ver-
fassung unter Konsuln gegeben und suchte die kleineren Städte
(Lodi u. a.) mit Gewalt sich zu unterwerfen. Vorstellungen des
Königs deswegen begegneten offener Verhöhnung. In Rom war
! unter der Führung Arnolds von Brescia eine gegen den Papst
und die weltliche Macht der Kirche gerichtete volkstümliche Be-
wegung entstanden. Friedrich ging 1154 über den Brenner mit
einem nur geringen Heere, bestrafte einige kleinere rebellische
Städte furchtbar, liefs sich in Pavia mit der lombardischen Krone
krönen, wagte jedoch Mailand nicht anzugreifen und zog gegen
Rom Papst Hadrian Iv.1 zu Hilfe. In Toscana trafen sie sich
und schlossen einen Bund. Friedrich liefs Arnold fangen und
hinrichten. Dafür krönte ihn Hadrian ohne Wissen der Römer
(1155). Sofort kehrte der Kaiser zurück. Hatte er auch seine
| Herrschaft in Italien nicht zu begründen vermocht, so war doch
seine Macht immerhin bedeutend gewachsen, was sich insbeson-
dere den auswärtigen Staaten Dänemark und Polen gegenüber
1) Er ist der einzige Engländer, der zur päpstlichen Würde gelangt ist.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrichs Friedrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich_Jasomirgott Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Arnold
Iii. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum.
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bemächtigte sich Rufslands. Nun überschwemmten die Mongolen
Ungarn und drangen durch Polen gegen Deutschland vor, schlu-
gen 1241 Herzog Heinrich d. Fr. von Niederschlesien bei Lieg-
nitz, gingen aber trotzdem nach Osten zurück. Ein allgemeines
Konzil, das der Papst berufen wollte, vereitelte Friedrich. Da
starb Gregor 1241.
d) Letzte Phase des Kampfes Friedrichs n. mit dem
Papsttum (1243 — 50). Nach langer Sedisvakanz wurde der
genuesische Graf Sinibald Fiesco von Lavagna (Innocenz Iv.)
gewählt. Die Verhandlungen mit ihm schienen anfangs zum
Ziele führen zu wollen, scheiterten aber, als der Papst sich mit
den Lombarden solidarisch erklärte. Da floh Innocenz nach
Lyon, berief dorthin ein Konzil und belegte den Kaiser trotz
der Verteidigung seiner Gesandten (Thaddäus von Suessa) wieder
mit dem Banne (1245). Nun schärften sich die Gegensätze auf
beiden Seiten zu fanatischer Wildheit. Der Papst liefs durch
die Bettelmönche gegen Friedrich das Kreuz predigen; die ghibel-
linischen Capitani (Ezzelino da Romano) wüteten furchtbar gegen
die Guelfen. In Deutschland drang die päpstliche Politik durch.
König Konrad behauptete sich mit Mühe gegen die Gegenkönige
Heinrich Raspe, den Landgrafen von Thüringen, (f 1247) und
Wilhelm von Holland. In Italien aber war Friedrich bis 1247
siegreich. Seitdem trafen ihn mehrere Schläge. Die Guelfen be-
mächtigten sich der Stadt Parma; der Kaiser belagerte sie und
erbaute in der Nähe eine hölzerne Stadt „Vittoria“. In seiner
Abwesenheit überfielen und verbrannten diese die Parmesen und
schlagen sein Heer (1248). Einem Vergiftungsversuche entging
er (Petrus de Vinea, ob schuldig?). Aber 1249 überfielen die
Bolognesen Enzio bei Fossalta und nahmen ihn gefangen (er
starb 1272 in bolognesischem Kerker). Unter Vorbereitungen zu
einem neuen großen Angriffe starb Friedrich im Dezbr. 1250. —
Friedrich Ii. ist der geistig bedeutendste Kaiser des Mittelalters.
Er verstand deutsch, lateinisch, italienisch, griechisch, arabisch,
hatte hohes Interesse für die Dichtkunst und für naturwissenschaft-
liche Studien (sein Buch „De arte venandi cum avibus“). Sein
Umgang mit arabischen Gelehrten erzeugte in ihm eine für jene Zeit
ungewöhnliche Unbefangenheit in religiösen Dingen; bezeichnend
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_d Heinrich Friedrich Friedrich Gregor Gregor Friedrichs Sinibald_Fiesco_von_Lavagna Innocenz_Iv. Innocenz_Iv. Innocenz Innocenz Suessa Friedrich Friedrich Konrad Konrad Heinrich_Raspe Heinrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Niederschlesien Lieg- Friedrichs Lyon Deutschland Holland Italien Fossalta
326 Die mittlere Zeit.
um die kaiserliche Vollgewalt zu rechtfertigen, zum römischen Recht feine Zuflucht nehmen und die Befugnisse des heidnischen Imperators aus sich übertragen lassen. Aber gerade das römische Recht paßte für keine Zeit weniger, als für die der Hohenstaufen, da der heidnische Staat weder eine Kirche noch Rechte einzelner Korporationen kannte, und vou einer Selbständigkeit neben dem Kaiser gar keine Rede war. Namentlich kannte man aber bis jetzt im römischen Reiche anch keine Staatsstener. Friedrich schrieb nun, wie es im alten Rom der Branch war, eine Steuer aus sowohl nach den Gütern, als nach den Köpfen, was große Unzufriedenheit erregen mußte, sowohl bei den Italienern als bei den Deutschen, weil dieses Geld doch nur auf die vielen Rüge nach Wien verwendet wnrde.
2. Ronkaglia ist ein Ort in der Nähe von Piacenza. Hier pflegten die Kaiser auf ihrem Römerzuge das erste Mal auf italienischem Boden zu übernachten. Dort wurde der Heerschild ausgepflanzt und die obersten Vasallen mußten ein jeder zwei Nächte lang vor dem kaiserlichen Zelte die Wache halten, eine Ehrenbezeugung, die sie selbst wieder vou ihren Lehensleuten verlangen durften. Dort wurde auch das erste Mal Heerschau gehalten, und wurden die Lehensträger, die nicht zur Heeresfolge erschienen waren, mit der Acht belegt.
3. Schrecklich war das Schicksal, das Mailand auf dem zweiten Römerzuge traf. Als es sich das erste Mal ergeben mußte, mußte es 0000 Mark Silber bezahlen und 300 Geiseln stellen. Die Bürgermeister, der Rat und die Edlen mußten barfuß, das bloße Schwert am Nacken hängend, das Volk mit Stricken um den Hals, vor dem Kaiser erscheinen und fußfällig dessen Milde anflehen (1158). Bei der zweiten Unterwerfung, ^ vier Jahre später, wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel. Das Urteil aber, das über Mailand erging, lautete: Mailand soll leer und wüst sein; binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und baueu sich in vier Flecken an, von denen jeder zwei Meilen vom andern entfernt ist (1162).
4. Die Einwohner von Susa, wo Friedrich übernachtete, hatten sich verabredet, den Kaiser nachts im Bette zu überfallen. Aber der Anschlag wnrde verraten und Hermann von Sieben eichen, der mit dem Kaiser einige Ähnlichkeit hatte, legte sich in das Bett des Kaisers, wodurch es diesem möglich wurde, zu entfliehen. Die Susaner vergriffen sich nun zwar an dem Ritter nicht, als sie den Irrtum merkten, Friedrich ließ aber die Stadt doch niederbrennen, als er wieder nach Italien kam.
8 121.
Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod.
338) In Deutschland hatte jedoch die Lust, mit dem Kaiser nach Italien zu ziehen, abgenommen, denn Italien war das Grab aller Hoffnungen. Ganz besonders war Heinrich der Löwe, der im Norden seine Herrschaft beträchtlich erweitert hatte, den Zügen nach Italien so abgeneigt, daß er, um einer neuen Fahrt auszuweichen, eine Reise nach dem Heiligen Lande unternahm. Allein er kam nach Hanse, bevor der Kaiser den fünften Nömer-zng hatte antreten können. Er begleitete nun wohl den Kaiser,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ronkaglia Friedrich Friedrich Hermann_von_Sieben Friedrich Friedrich Heinrichs Friedrichs_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Mailand Mailand Mailand Italien Deutschland Italien Italien Italien
602
Die Zeit von 1815 bis 1857.
erfüllen. Oesterreich hat durch die Verträge von 1815 in der Päpst-
lichen Stadt Ferrara das Besatzungsrccht, das der Papst 1815 zwar
nicht anerkannte, aber seitdem weder in Wort noch in That hinderte.
Ferrara war immer eine zum Aufruhr geneigte Stadt und zeigte dies
auch 1847, indem bei Hellem Tage und auf offener Straße ein Baron
Baratelli ermordet wurde, der als Anhänger Oesterreichs galt. Der
Generalgouverneur der Lombardei, Marschall Radetzky, fand deßwegen
für gut, die Besatzung des wichtigen Platzes zu verstärken, da ohnedem
die Guardia Civica in Ferrara bei Gelegenheit sehr gefährlich werden
konnte. Gegen diese Verstärkung der Besatzung, deren Dienst sich nun
nicht wie früher fast ausschließlich auf die Citadelle beschränkte, sondern
sich auf alle wichtigen Posten in der Stadt ausdehnte, protestierte der
Kardinallegat Ciachi in Ferrara in einer ganz ungewöhnlichen, Aufsehen
erregenden Form, und das päpstliche Staatssekretariat sprach in der
üblichen Form das Gleiche aus. Die Regierungen zu Florenz und
Turin stimmten bei und thaten somit den ersten offenen feindseligen
Schritt gegen Oesterreich, so daß es dadurch jedem klar werden mußte,
daß sich ganz Italien auf das österreichische Heer in der Lombardei
stürzen werde, wie dies Radetzky seinem Hofe als bevorstehend berichtete.
Ein deutscher Publicist sagte dasselbe (in dem bei Cotta in Augsburg
erscheinenden „Auslände") als nothwendige Folge des im Kirchenstaate
zur Geltung gekommenen Liberalismus in den klarsten und bestimmtesten
Ausdrücken voraus, nicht im dunkeln Orakelstyl, auch ließ er sich nicht
erst dann hören, als die Bewegung den Regierungen bereits über den
Kopf gewachsen war. Dies geschah nur zu bald; zuerst im Juli zu
Lukka, das seinen Anschluß an Toskana nicht abwarten wollte. Herzog
von Lukka war Karl Ih., Prinz von Bourbon, Jnfant von Spanien,
Sohn des Königs von Etrurien, dessen Königreich Napoleon 1801 ge-
schaffen und 1807 weggenommen hatte; der Wiener Kongreß gab der
Königin Wittwe und ihren Kindern 1815 das Herzogthum Lukka mit
der Anwartschaft auf Parma nach dem Ableben von Napoleons Wittwe
Marie Louise, in welchem Falle Lukka an Toskana übergehen sollte.
Die Aufstände im Juli bewogen den Herzog, der nach Venedig geflüchtet
war, sowie den Erbprinzen am 5. Oktober zur Abdankung, so daß das
Ländchen an Toskana heimfiel. Im September zeigten sich im König-
reich Neapel Aufstände zu Reggio, Messina, auf mehreren Punkten
Kalabriens und in den Abruzzen; im Oktober sah Turin ein liberales
Ministerium, das Reformen in der Justiz, Verwaltung und Polizei an-
kündigte, Rom einen neu organisierten Rath, und am 15. versprach der
Papst eine Staatskonsulta, die am 15. November eröffnet wurde und
am 31. Dezember ein liberales Preßgesetz als Zugabe erhielt. In
Modena und Reggio fanden am 12. und 13. Dezember Unruhen
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Radetzky Kardinallegat_Ciachi Radetzky Cotta Lukka Karl_Ih Karl Napoleon Napoleons_Wittwe
Marie_Louise Napoleons
Angriff auf Rom. Schlacht bei Mentana. 183
an der dalmatischen Küste in einem vierstündigen Kampfe zustimmen, ans welchem die österreichische unter Admiral Tegethoff als Sieger hervorging. — Es trat hieraus Waffenstillstand ein und bald begannen die Friedensverhandlungen, welche im Frieden von Wien (3. Oktober 1866) ihren Abschluß fanden.
Bereits im November 1866 räumten gemäß dem geschlossenen Vertrage die Franzosen R o m. Doch warb der Papst nun selber ein Heer, die Stadt und das belassene Gebiet zu schützen. — Nicht lange nach dem Abzug der Franzosen erschien (1867) Garibaldi auf dem Feftlande, um feine Pläne auf Rom zu erneuern. An der Spitze begeisterter Freifchareu unternahm er einen Einfall in das päpstliche Gebiet. Napoleon Iii. schickte dem Papste 10,000 Mann zu Hilfe, die Rom besetzten. Garibaldi hatte sich in Monte rotondo, drei Meilen von Rom verschanzt. Als er von hier gegen die ewige Stadt aufbrach, wurde er von den päpstlichen Truppen, denen eine französische Brigade folgte, bei Mentana (3. November) vollständig geschlagen. Garibaldi wurde auf dem Rückwege nach Florenz verhaftet, erhielt aber nach einigen Wochen Erlaubnis zur Rückkehr nach Cavrera. Der Forderung Napoleons entsprechend, wurden die italienischen Truppen schon nach zwei Tagen aus dem päpstlichen Gebiete zurückgezogen; von den französischen Truppen blieb ein Teil 'zum Schutze Roms gegen etwaigen neuen Handstreich in Ci Vita Vecchia zurück.
Am 11. April 1869 feierte der vielgeprüfte, aber in seinem felfenfesten Gottvertraueu auch inmitten der schwersten Stürme starkmütige Pins Ix. sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, und am 8. Dezember des gleichen Jahres eröffnete er im Vatikan das seit längerer Zeit vorbereitete zwanzig st e ökumenische Konzil — das erste seit dreihundert Jahren — , zu welchem sich über siebenhundert Bischöse, nicht nur aus den verschiedenen Ländern Enropa's, sondern auch aus Nord- und Südamerika, aus Asien, Afrika und Australien eingefunden hatten. Das Hauptergebnis des „Vatikanums," das infolge des Ansbruches des deutsch-frauzösifcheu Krieges vertagt werden mußte, war die Erklärung des Dogma's von dem unfehlbaren Lehr amte des Papstes, d. h. vou der Unfehlbarkeit feiner Aussprache in Sachen des Glaubens und der Sitten, wenn er von feinem Lehrstuhle ans — d. H. in Ausübung feines oberhirtlichen Lehramtes spricht.
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Extrahierte Personennamen: Mentana Tegethoff Napoleon Garibaldi Mentana Garibaldi Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Rom Wien Rom Rom Rom Florenz Cavrera Napoleons Roms Asien Afrika Australien
Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. ggz
des in Folge der früheren Kriegsjahre entstandenen, zu einer furcht-
baren Landplage angewachsenen Näuberwesens wirksam zeigte. Die
Ordnung ließ ihn auch Mittel gewinnen, Nom durch große Bauten zum
Nutzen und zum Schmucke zu heben und es zu einem Bilde der nach so
vielen Stürmen verjüngten Kirche zu machen. Unter ihm wurde der
von Leo X. begonnene Bau der Peterskirche vollendet durch Aussetzung
der riesenhaften Kuppel, von welcher das die Welt überwindende Kreuz
leuchtet. Die Thätigkeit, welche die Päpste der zweiten Hälfte des
sechzehnten Jahrhunderts entwickelten, machte sich aber auch nach den
entferntesten Grenzen des kirchlichen Gebietes hin fühlbar, und dieses
Gebiet erweiterte sich fortwährend durch Anpsianzung des Christenthums
in den neu entdeckten Ländern jenseits der östlichen und der westlichen
Meere. Während Italien an den Regenten der Kirche zugleich Muster
weltlicher Fürsten hatte, wurde das Land, das nicht mehr der Schauplatz
einheimischer Fehden, nicht mehr der Tummelplatz ausländischer Kriegs-
heere war, von einer geistigen Thätigkeit durchdrungen, die der bildenden
Kunst eine schöne Nachblüthe, der redenden Kunst eine neue frische Blüthe
schuf. Die Dichtung nährte sich an der Erinnerung der Zeit, da der
Kern der Jugend Italiens durch die Schule des spanischen Kriegs-
dienstes gegangen war, und an den Aussichten, welche das erfrischte
Leben der Kirche und der erneuerte Kampf gegen die Ungläubigen eröff-
nete. Es war bedeutsam, daß an dem Hofe zu Ferrara, wo im An-
fänge des Jahrhunderts Ariosto (1474—1533) durch kunstreiche Er-
findung und Verschlingung der Erzählung, durch anmuthige Darstellung
und kecken Scherz entzückt hatte, Tasso (1544—1595) das ernste auf
einer großen That des christlichen Heldenthums beruhende Lied von
Jerusalems Befreiung sang. Der Kirchenstaat gewann auch die Festig-
keit eines abgerundeten Staates durch das Aufhören der Lehensherr-
schaften, die sich in demselben gebildet und die Zeiten der Verwirrung
zur Erringung unabhängiger Stellung benutzt hatten. Clemens Viii.
(1592—1605), durch drei Vorgänger von kurzer Regierungszeit von
Sirtus getrennt, zog das Herzogthum Ferrara ein, das dieser Art von
Herrschaften angehörte. Als Alphons Ii., der Gönner Tasso's, im Jahre
1596 kinderlos starb, war der Uebergang der Negierung an eine andere
von Alphons' Il Großvater Alphons I., dem Gönner Ariosto's, abstam-
mende Linie bestimmt. Doch hatte nur der Kaiser für die als Neichs-
lehen geltenden Fürstenthümer Modena und Reggio seine Zustimmung
gegeben. Da sich Niemand fand, der das Haus Este in dem Bemühen,
auch Ferrara zu behaupten, unterstützt hätte, da Heinrich Iv., der durch
Gewinnung des Papstes den Anfang zur Wiederherstellung des franzö-
sischen Einflusses in Italien machen wollte, sich für Clemens erklärte,
blieb das Herzogthum Ferrara dem Kirchenstaate einverleibt, ein Loos,
Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 43
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Extrahierte Personennamen: Philipp Leo_X Leo Clemens_Viii Alphons_Ii Alphons_I. Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Clemens
Die Zeit der siegreichen Revolution.
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reichische Breisgau als Entschädigung gegeben. Er trat denselben aber,
da er keine Söhne hatte, an seinen Schwiegersohn Ferdinand ab, den
Bruder der Kaiser Joseph Ii. und Leopold Ii., den Begründer der
Dynastie Oestreich-Este. Von den Staaten des nördlichen Italiens be-
standen nur noch das Königreich Sardinien, wo im Jahre 1796 auf
Victor Amadeus Hi. sein Sohn Karl Emanuel Iv. gefolgt war, die
Republik Lucca und das Herzogthum Parma, alle im Zustande der Ab-
hängigkeit von Frankreich, und alle nur für so lange, als es Frankreich
beliebte. Im Anfänge des Jahres 1798 traf die Reihe, demokratisch
umgestaltet zu werden, zwei andere Staaten, den Kirchenstaat und
die Schweiz. Die überall vorhandenen Umwälzungsgelüste ließen es
nicht an Kundgebung von Wünschen fehlen, die auf Zerstörung der bis-
herigen Ordnung gerichtet waren. Der Trieb des Auflehnens kleidete
sich in das Gewand eines Verlangens nach derjenigen Freiheit, welche
Frankreich der ganzen Welt bringen zu wollen laut genug erklärte,
welche aber jeden Druck, der irgendwo gefühlt worden sein mochte, im
Namen der französischen Republik vervielfachte und nur deren zur Um-
wälzung fremder Staaten gebrauchte Helfer für kurze Zeit mit dem
Glanze der Herrschaft unter republikanischen Formen umgab. Jeder
Aufruhr konnte, zumal wenn in seinen Frevel sich Aeußerungen der Hin-
neigung zu Frankreich mischten, französischen Schutzes sicher sein, und
angebliche Wünsche des Volkes führten bald zu gewaffnetem Eingreifen,
durch welches die innere Umwandlung theils gefördert, theils erzwungen
wurde. Ein in Rom entstandener Auflauf, bei welchem ein französischer
Befehlshaber umkam, gab die erwünschte Gelegenheit. Ein französisches
Heer unter Berthier besetzte den Kirchenstaat, und unter einer geringen
Theilnahme, ja unter Widerstand des Volkes, ging die Gründung einer
römischen Republik von Statten. Der greise Papst Pius Vi. sollte
zwar in seinem geistlichen Amte bleiben, auch den nöthigen Lebensunter-
halt beziehen, aber die Furcht, daß seine Anwesenheit die Abneigung
gegen das von den Franzosen angeblich gebrachte Glück nähren werde,
bestimmte die Machthaber zu Paris, den Greis, der kaum noch die An-
strengung einer Reise ertragen konnte, nach Valence führen zu lasten,
wo er im Jahre 1799 starb. Recht geflissentlich zeigte die glaubens-
lose Negierung in seiner Behandlung kaltblütige Härte und dünkelhafte
Verachtung. Vielen mochte, wie ihnen selbst, die in Frankreich entstan-
dene Ordnung der Dinge, welche sich über die Welt zu verbreiten im
Begriffe war, den höchsten Triumph in dem Siege über den apostolischen
Stuhl zu Nom gefeiert zu haben scheinen, der sich schon so oft als der
festeste Pfeiler der jetzt so eifrig bekämpften Ordnung erwiesen hatte.
Das Einrücken der Franzosen in die Schweiz war durch einen Streit
veranlaßt, welchen Bern mit dem von ihm abhängigen Waadtland hatte.
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TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Victor_Amadeus Karl_Emanuel_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Sardinien Lucca Parma Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Rom Paris Valence Frankreich