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1. Deutsche Geschichte - S. 27

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Groe. 27 Sein Reich war ein Weltreich; er gebot der Germanen und Romanen. Er war der Schirmherr der abendlndischen Kirche, der Beschtzer des abend-lndischen Christentums. Unter diesen Umstnden erwachte der Gedanke, das abendlndische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die rmischen Verhltnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Iii. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines frnkischen, von Karl abgesandten Grasen zurck-kehren knnen. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar der Peterskirche die K a i s e r k r o n e auf das Haupt, und das Volk begrte tfbqn1^ ihn unter lautem Jubel als rmischen Kaiser. So war ein Germane Nach- abe^tl folger der Csaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an uerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrnung einen gewaltigen Zuwachs; Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahr-hunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht fr die deutschen Könige gewesen Karls Regententtigkeit. 27. Karls Persnlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Wn== Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persn-lichkeit hat uns sein jngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mchtigem Krperbau, festem Gang, schnem, grauem Haar und heiterem, gtigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen hrtete er den Krper ab; in Speise und Trank war er mig. Er kleidete sich nach frnkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, rmische Kleidung anzulegen; seine Gewnder lie er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willens-kraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemt; er war ein zrtlicher Vater seiner Shne und Tchter, die er ungern von sich lie, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gtig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in hheren Jahren wnschte er nachzuholen, was man frher an ihm versumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und lie sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich der gelehrte Dinge; selbst beim Mahle lie er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn fr die Heldensagen des deutschen Volkes und lie sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.

2. Deutsche Geschichte - S. 67

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hrige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wuten die Waffen zu führen. Sie schlssen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Znfte oder Innungen nannte; die Znfte hatten ihre besonderen Bruche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehrte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, da er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und da er ein Meisterstck angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werksttten nachzusehen, ob berall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt wrde. In dieser Art erblhte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Stdten ge-arbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nord-europa, ausgefhrt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblht. Die Handel Straen, fr deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen groen Strme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch lngst aus die hohe See hinausgewagt; Nord - und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtet trieb, der mute selbst hinaus in die Fremde, mute die Waffen führen knnen, mute mancher Gefahr gewrtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, bersoll von See-Zubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstmme bringen konnten; dafr harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein auer-ordentlich hoher Gewinn. An den Ksten Skandinaviens und des heutigen Rulands landeten die deutschen Kaufleute und grndeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgerte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Hute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Sden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuz-zuge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem V e n e d i g s und

3. Vorstufe - S. 41

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12. Das Rittertum. 41 In diesem ziemlich eng begrenzten Rume zwischen den Burgmauern spielte sich das Leben des Ritters und seiner Familie ab. Die umliegenden, untertnigen Bauerngehste lieferten Getreide und Vieh, Wolle und Felle in die Burg, die Knechte stellten in der Waffenkammer unter Leitung eines Meisters die Waffen her, die Mgde spannen und webten unter Aussicht der Herrin. Selten gab es im Winter eine Abwechslung, wenn eine Jagd ver-anstaltet wurde, oder wenn zu aller Freude ein Snger erschien, Neuigkeiten aus der Welt mitbrachte und Heldenlieder sang. Sonst klagte alles der die den Wochen, in denen es keine Unterhaltung gab. Uns hat der Winter geschadet so sehr. Heide und Wald sind so fahl nun und leer, Stimmen der Vglein erschallen nicht mehr. Knnt' ich verschlafen die Winterzeit! Wach' ich solange, so bringt es mir Leid, Da seine Macht reicht so weit und so breit." Um so freudiger wurde der Frhling mit den hervorsprieenden Blumen und der Vgelein sem Schall begrt. Wenn die Blumen aus dem Grase dringen Und dem Spiel der Sonne sie entgegen Frhlich lachen in des Maitags Frh', Wenn die kleinen Vgelein wohl singen Ihre besten Weisen, die sie Pflegen: Dem kann andre Wonne gleichen nie. Ist's doch fast ein Himmelreich." Mit diesen Versen gibt uns Walter von der Vogelweide kund, was seine ritterlichen Zeitgenossen fhlten. Im Frhling, im herrlichen Monat Mai ging es hinaus in die schne Natur. Laut schallte der Jagdrus durch Berg und Tal, mit dem Falken zog die Schloherrin aus, um den Reiher zu jagen; oder mit reichem Gefolge besuchte der Ritter einen Nachbar, der ihn gastlich aufnahm und mit ihm schmauste. An all diesem nahmen auch die R i t t e r f r a u und die Tchter des Burgherrn regen Anteil. Denn die hfifche Zucht hatte die Stellung des Weibes und sein Ansehen sehr gehoben. Es galt fr Ritterpflicht, sich einer Herrin zu geloben, ihr im Kampfe zu dienen, ihre Tugenden und Schnheit in Liedern zu besingen. Das war der M i n n e d i e n st. So mute auch die Erziehung des weiblichen Geschlechtes der hohen Stellung entsprechend sein. Von Jugend an lernten die Mdchen die hfische Bildung, Anftandsregeln, fein gesittetes Benehmen, das auf ganz bestimmten Regeln und Gesetzen

4. Für Präparandenanstalten - S. 8

1913 - Halle a.S. : Schroedel
— 8 — Ist die Küste ohne nennenswerte Einbrüche des Meeres in das Land, so heißt sie glatt, im andern Falle gebuchtet. Überall, wo das Meer tief in das Land eingreift, haben wir eine Bucht oder Bai oder einen Golf. Bietet die Bucht Schutz gegen Wind und Wellen, so führt sie den Namen Hafen. Ein ins Meer ausspringender Teil des Festlandes, der sich von dem in seinem Zusammenhang nicht unterbrochenen „Rumpf" scharf absetzt, heißt Halbinsel. Kleinere, schmale Halbinseln nennt man Landzungen. Ein bloßer Vorsprung der Küste wird, wenn er flach ist, Landspitze, wenn er hoch ist, Vorgebirge (Kap) genannt. Ein schmaler Streifen Landes, der die Ver- bindung zwischen zwei Landmassen herstellt, heißt Landenge (Isthmus). Meerenge, Straße, Kanal, Sund nennt man einen schmalen Meeresstreifen, der zwei Meere oder Meeresteile miteinander verbindet. Ein ganz von Wasser umgebenes Stück Land heißt Insel. Ein Meeresbecken mit mehreren nahe bei- einander liegenden Inseln heißt Archipel. Die Halbinseln und die küstennahen Inseln, die meist vom Rumpf sich abgelöst haben, bilden die Glieder des Festlandes; sie greifen oft wie Arme nach den benachbarten Erdräumen hinüber. Das Verhältnis der Glieder zum Rumpfe ist in Europa 1 : 2, in Asien 1 : 3, in Amerika 1 : 12, in Nordamerika 1 : 4, in Südamerika 1 : 89, in Australien 1 : 36, in Afrika 1 : 47. Somit haben die Land- masfen der n-en Halbkugel eine reichere Gliederung als die der s-en Halbkugel, und während jene vom Äquator aus einander zustreben und dadurch den Verkehr der Gegenküsten erleichtern, scheinen diese sich in demselben Maße zu fliehen. t Unter der senkrechten., (vertikalen) Gliederung eines Länder- raumes versteht man die Übersicht über seine Gestalt mit Rücksicht auf seine Erhebung. Die Höhe eines Punktes der Erdoberfläche wird entweder vom Meeresspiegel, oder von einem andern, höher oder tiefer ge- legenen Orte gerechnet, und zwar nennt man die Größe seines senkrechten Abstandes von der Meeresoberfläche ^ seine absolute, die von einem beliebigen andern Punkte seine relative Höhe. c Fig. 3. Ab bezeichnet den Meeresspiegel, C D eine Ebene, a c ist die absolute, b c die relative Höhe. 1 In Preußen beziehen sich alle neueren Angaben der absoluten Höhe auf den Normal-Nullpunkt (abgekürzt N. N. Normal-Null), der mit dem Mittelwasser der Ostsee zusammenfällt. Er liegt genau 37 m unter dem am Nordpfeiler der Berliner Sternwarte etwa 1 m über dem Erd- boden angebrachten Normalhöhenpunkt.

5. Für Präparandenanstalten - S. 12

1913 - Halle a.S. : Schroedel
— 12 — zu bedecken. Auf der Karte von Nord- und der von Süddeutsch- land ist das Verhältnis wie 1 : 2 250000; 1 mm auf der Karte ist gleich 2*/4 km in Wirklichkeit. Die direkte Entfernung von Berlin nach Cöln beträgt auf der Karte etwas mehr als 210 mm; diese würden rund 500 km gleich sein. Die kürzeste Eisenbahnstrecke von Berlin nach Cöln beträgt jedoch ca. 600 km. Noch weniger als Eisenbahnstrecken kann man bei der Verallgemeinerung der Linienführung auf unseren gewöhnlichen Karten die wirkliche Länge von Fluß- und Küstenlinien, politischen Grenzen, Gebirgs- kämmen usw. ausmessen. Die Flächengrößen werden am besten durch Vergleich mit bekannten Größen von der Karte abgelesen. Da die Karte uns ein Bild eines Teiles der Erdoberfläche vermitteln will, so enthält sie eine Reihe von Grundrißfiguren und Zeichen, die man den Lageplan nennt. Dahin gehören nicht nur die Grenz-, Küsten- und Flußlinien, die Ortszeichen und das Wegenetz, sondern auch die Andeutung über die Art des Bodens, des Anbaus des Landes, die Arten der Verkehrs- wege, die Arten der Besiedelung, der Bewaldung u. a. m. Welches sind die im Schulatlas verwendeten Zeichen des Lageplans? Daneben bringt die Karte auch die Unebenheiten der Erdober- fläche — das Gelände oder Terrain — zur Darstellung. Höhenzissern geben nicht nur die absoluten Höhen von Berg- gipfeln und Pässen, sondern auch von Ortschaften, wichtigen Punkten eines Flußlaufs und Seespiegeln an. Linien, welche alle Punkte gleicher Höhe miteinander verbinden, heißen Höhen- kurven oder Isohypsen^ (Schulatlas). Um die Verschieden- heiten der Höhen dem Auge noch deutlicher zu machen, versieht man die Flächen zwischen den Höhenkurven mit verschiedenen Farben. In unserm Atlas sind die Höhen von 0—100 m, 100 bis 200 m, 200-500 m, 500—1500 m und über 1500 m zu- sammengefaßt und mit gleichen Farbentönen von Hell zum Dunkel fortschreitend bezeichnet; Senken, die unter den Meeres- spiegel hinabreichen, haben eine dunkelgrüne Farbe. Ebenso sind die Tiefen des Weltmeeres durch verschiedene Farbentöne ange- deutet, wobei Gebiete gleichertiefe vontiefenlinien, Jsobathen^, begrenzt sind. Als ferneres Hilfsmittel der Geländedarstellung benutzt man die Schraffen. Sie dienen dazu, die verschiedene Steilheit der Abhänge anzudeuten und aus der Stärke der Schraffen den ungefähren Neigungswinkel erkennen zu lassen nach dem Grundsatz: Je steiler, desto dunkler. Er- kläre hiernach die verschiedenen Bergzeichnungen aus S. 1 von Dierckes Schulatlas! Das richtigste Bild einer Geländeform gibt das Relief; denn es läßt die Erhabenheiten der Erdoberfläche, wenn auch oft bedeutend überhöht, wirklich als solche hervortreten. Ein aus Grund von Isohypsen oder von Höhenschichten leicht herstellbares Hilfsmittel zur Verdeutlichung der Oberflächengestalt eines Erdraumes ist das Profil. 1 hypsos — Höhe. 2 bäthos — Tiefe.

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 14

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
14 Fränkische Zeit. Vordringen ins Römerreich. Natural- wirtschaft. Zweiter Abschnitt. Grundherren und Grundholde in der fränkischen Seit. Infolge des durch die steigende Bevölkerungszahl entstandenen Land- und Nahrungsmangels (s. oben S. 10) drangen die Germanen seit Beginn des vierten Jahrhunderts in immer größeren Massen gegen die römischen Grenzprovinzen vor. Hier lagen die Äcker vielfach verödet, der kleine Bauer war durch die Großgrundbesitzer mit ihren Sklavenscharen und durch den schweren Steuerdruck dem Untergange nahe gebracht. Zunächst nahmen die siegreichen Germanen nun die öde liegenden Landstriche in Besitz, bald aber beraubten sie auch die Grundherren ganz oder doch zum größten Teile ihres Eigentums. Dies sowie überhaupt die kriegerische Wanderung mußte bedeutenden Einfluß aus die sozialen Verhältnisse im allgemeinen ausüben. Die Entwicklung gestaltete sich aber bei den verschiedenen deutschen Stämmen in verschiedener Weise. Die wichtigste Staatengründung vollbrachten die Franken, und im Zusammenhange mit dem Umschwung der wirtschaftlichen Zustände erfuhr die soziale Ordnung manche Änderung, durch die das ganze Volksleben beeinflußt wurde. Seit dem Eindringen der Germanen ins Römerreich kam die Naturalwirtschaft völlig zur Herrschaft, d. h. der Grundbesitz wurde die wichtigste Form des Besitzes überhaupt, Geld schwand fast gänzlich aus dem Verkehr, Vermögen und Grundbesitz fielen eigentlich zusammen, und nur dieser gewährte staatliche Rechte. Allein solche Güter, die unmittelbar gebraucht werden konnten, wurden erzeugt und miteinander vertauscht, und zwar ging jedes Gut vom Produzenten meist unmittelbar an den Konsumenten über. Es war eine Produktion nur für den Bedarf: nur das, was gebraucht ward,

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 27

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ter Klerus. Kampf zwischen Kirche und Staat. 27 auch die Päpste in Abhängigkeit erhalten. Ohne Ströme von Blut mar das nicht möglich. Die von Heinrich Iii. (1039—1056) aus tiefem Verfall emporgehobene Kirche aber suchte kraft ihrer geistlichen Natur die völlige Freiheit von der Staatsgewalt zu erlangen und zu behaupten. Nach kirchlicher Anschauung gab es überhaupt nur zwei Stände: Klerus und Laien. Jener galt natürlich als besonders bevorzugt und begnadet und ward sehr früh einheitlich und streng monarchisch organisiert. Er strebte deshalb, sobald er das mit Aussicht auf Erfolg vermochte, nicht bloß nach Unabhängigkeit von den Laien, sondern nach der Herrschaft über sie. Papst Gregor Vii. (1073— 1085) wollte durch das Verbot der Laieninvestitur den staatsrechtlich gewordenen Lehnsverband zwischen Geistlichen und Laien zerreißen und den Klerus gänzlich aus dem Lehnssystem herausheben. Heinrich Iv. aber (1056 —1106) nahm den Fehdehandschuh leidenschaftlich auf. Ter erste Kampf zwischen Papsttum und Kaisertum ließ auch die unteren Volksschichten zum Gefühl ihrer Kraft kommen. Anfangs um die Prinzipien der geistlichen und weltlichen Macht im allgemeinen geführt erschöpfte sich der Kampf allmählich, und unter Heinrich V. (1106—1125) ward in Bezug auf den einen Streitpunkt, die Investitur, ein Ausgleich durch das Wormser Konkordat 1122 herbeigeführt. Der Kaiser behielt den entscheidenden Einfluß auf die Besetzung der Bistümer und Abteien: eine ihm nicht genehme Persönlichkeit blieb von der Wahl thatsächlich ausgeschlossen. Auch die Leistungen der geistlichen Fürstentümer kamen fernerhin dem Reiche zu gute. Erst seit Mitte des 13. Jahrhunderts ward die Investitur eine bloße Form, gerade wie die Belehnung der großen weltlichen Vasallen. Die territorialen Gewalten waren da bereits zu mächtig geworden, die königliche Macht aber zu tief gesunken. Diesen Nachteilen des Lehnswesens gegenüber darf sich der Blick vor seinen Vorteilen nicht verschließen. In der Vermischung Kampf zwischen Kirche und Staat. Vorteile des Lehnswesens.

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 73

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Folgen des Bauernkrieges. Stand der Gebildeten. 73 3 Jahrhunderte leiden; erst in der neuesten Zeit wurde den sozialen Schäden in diesem Stande wahre innere Heilung gebracht. Träger der Bildung war einst das Volk im ganzen, und noch im 13. Jahrhundert wurden die schönsten Werke unserer Dichtung z. B. in Thüringen und Franken von allen Bauern verstanden. Tie gelehrte Bildung jedoch übermittelten bis zum 15. Jahrhundert die Geistlichen allein; Stifter und Klöster waren lange die einzigen Heimstätten des Unterrichts. Gegen Ende des Mittelalters aber lag das Schulwesen schrecklich darnieder: Lehrer und Schüler zogen wohl gemeinsam umher, bettelten und stahlen und bildeten eine förmliche Landplage. Da weckte nun die resormatorische Bewegung in fast allen Ständen den Bildungstrieb. Wissen ward eine Macht! Hatten einst Ritter im Waffenschmuck die Alpen überschritten, um Lombarden und Römer zu bekämpfen, so zog jetzt dieselbe Straße friedlich der Bürger, um in der Heimat des Humanismus (f. S. 59) am Quell der neuen Bildung zu schöpfen. Humanisten wie Erasmus und Reuchlin schmiedeten die wissenschaftlichen Waffen für die Reformatoren, diese aber — namentlich Luther und Melanchthon — wiesen nachdrücklich darauf hin, wie wichtig der Schulbesuch für das evangelische Kirchenwesen sei. Alle gebildeten Glieder der Kirche müßten durch Verständnis der heiligen Schrift zu selbständiger Erkenntnis der Heilswahrheit gelangen. Nun wurden, nachdem neue Universitäten schon früher gegründet waren, viele Stadtschulen eingerichtet, und dazu Klöster und eingezogenes Kirchengut verwendet. Auch dem Niedrigsten ward die Möglichkeit gegeben, sich Kenntnisse zu erwerben und in geistliche und weltliche Stellen zu gelangen. So bildete sich ein neuer Stand, der gelehrte, und vorwiegend gehörten ihm Bürgerliche an. In den deutschen Städten schlossen Humanismus und Reformation einen Bund; die Bürger errangen in Bezug auf geistige Bildung durchaus die erste Stelle unter den Ständen und wurden deshalb auch in angesehene Hofämter befördert. Der Landadel Stand der Gebildeten.

9. Deutsche Sozialgeschichte - S. 160

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
160 Vierziger Jahre. 1848 steigerte den Notstand, und die Versuche einzelner (z. B. Hubers und Wageners), durch Vereine die wirtschaftliche Lage der Handwerker zu bessern, hatten nicht viel Erfolg. Deshalb verbreiteten sich dielehrenderkommunisten immer mehr, und März 1848 wurden zunächst in großen Industriestädten (rote Leipzig, Hanau, Mannheim) Ausstände erregt. Sie wirkten dann ansteckend vor allem auf die Handwerkerkreise, und bald stand die ganze Arbeiterbewegung, die überall das gleiche Gepräge zeigte, im Schlepptau des Handwerks. Die Fabrikarbeiter spielten noch keine bedeutende Rolle. Ansang April fand in Berlin die erste deutsche Arbeiterversammlung statt. Sie ward einberufen und geleitet vom Schriftsteller Born (einem ehemaligen Mitgliede des Kommunistenbundes). Damit die Arbeiter thatkräftig in das öffentliche Leben eingreifen konnten, war ihre planmäßige und dauernde Organisation nötig, und dazu wurden nun in Berlin, Hamburg und Leipzig Anfänge gemacht. Etwa 40 Arbeitervereine waren Ende August auf einem Arbeiterkongresse in Berlin vertreten. Ein deutscher Arbeiterbund ward gestiftet, und Leipzig Sitz des Ausschusses (Born gab das Vereinsblatt „Verbrüderung" heraus). Neben der Selbsthilfe hielt man an der Staatshilfe fest. Allgemeines und gleiches Wahlrecht, Freizügigkeit, Befähigungsnachweis für alle Meister, Maximalarbeitstag von 10 Stunden, Verbot der Kinderarbeit waren die hauptsächlichsten Forderungen. Ganz andere Ansichten wurden am Rhein laut, vor allem in der „Neuen Rheinischen Zeitung". Ihr Leiter war Karl Marx. Sein Vater, ein jüdischer Rechtsanwalt in Trier, trat mit seiner Familie 1824 zum Protestantismus über. Der Sohn Karl war damals 6 Jahre alt. Er studierte in Bonn und Berlin erst Rechtswissenschaft, dann Geschichte und Philosophie, hatte vor, Privatdozent zu werden, wurde aber durch die politische Bewegung in die schriftstellerische Laufbahn verschlagen. Rousseau und Shakespeare kannte er schon vom Elternhause her genau. Er trat mit liberalen

10. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 15

1911 - Halle a.S. : Schroedel
— 15 — durch die bis in jene Höhen emporgeschleuderten Auswurfsprodukte des Krakatau (1883) und des Mont Pelee auf Martinique, die um die Erde herumgeführt wurden und durch die Brechung der Sonnen- strahlen jene wunderbaren Farbenerscheinungen hervorriefen, die man als leuchtende Nachtwolken bezeichnet. Das Zurückweichen der polaren Luftströmungen ruft an den Polen die herrschenden Westwinde hervor. Ein von großer Höhe herabfallender Körper weicht von der Lotrichtung nach O ab, wie Benzenberg durch seine Versuche im Michaelisturm in Hamburg nachgewiesen hat. Der gewichtigste Beweis jedoch ist der Foucaultsche Pendelversuch. Da die Schwingungsebene eines Pendels,- auf welches andre Kräfte als die Schwere nicht einwirken, unveränderlich bleibt, so muß es in einer bestimmten Zeit seine Stellung gegen die unter ihm rotierende Erde ändern. An jedem Pol beträgt die Richtungsänderung in einer Stunde 15°; zwischen Pol und Äquator hängt ihre Größe von der geographischen Breite ab. Folgen der Rotation. Die Folgen der Rotation der Erde sind die scheinbare tag- liche Bewegung der Gestirne um die Erde und der tägliche Licht- und Wärmewechsel auf der Erde. Die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne findet in der Achsendrehung unserer Erde die einfachste Erklärung. Tritt ein Ge- ftirn in den ö-en Horizont des Beobachters, so geht es für ihn ausi. Sinkt bei der fortgesetzten Drehung der Erde von W nach O der ö-e Horizont unter das Gestirn, so steigt es scheinbar empor, bis der Meridian es passiert, der Stern also seine obere Kulmination erreicht. Darauf nähert sich ihm der w-e Horizont; das Gestirn sinkt am W-Himmel, bis es in den w-en Horizont tritt, also unter- geht. Bei der weiteren Drehung der Erde nähert sich ihm wieder der Meridian, passiert es (untere Kulmination), und endlich tritt es wieder in den ö-en Horizont. In der Zeit von einer Kulmination eines Fixsternes bis zu derselben nächsten hat die Erde eine volle Umdrehung zurückgelegt. Diese Zeit nennt man einen Sterntag. Er ist das einzige, von der Natur selbst gegebene Zeitmaß, das sich immer gleich bleibt und das daher auch in der Astronomie als Grund- maß der Zeit dient. Er wird gerechnet von einer Kulmination des Frühlingspunktes bis zur nächsten. Die Länge dieses Tages, also auch der Rotationsdauer der Erde, hat sich seit den frühesten Zeiten astronomischer Berechnung noch nicht um Vio Sekunde geändert. Da die Sonne scheinbar (S. 10) während einer Umdrehung der Erde um ihre Achse sich 1° weiter nach O unter den Fixsternen bewegt 1 An einer Armillarsphäre zu veranschaulichen.
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