— 8 —
Ist die Küste ohne nennenswerte Einbrüche des Meeres in
das Land, so heißt sie glatt, im andern Falle gebuchtet.
Überall, wo das Meer tief in das Land eingreift, haben wir eine
Bucht oder Bai oder einen Golf. Bietet die Bucht Schutz
gegen Wind und Wellen, so führt sie den Namen Hafen. Ein
ins Meer ausspringender Teil des Festlandes, der sich von dem
in seinem Zusammenhang nicht unterbrochenen „Rumpf" scharf
absetzt, heißt Halbinsel. Kleinere, schmale Halbinseln nennt
man Landzungen. Ein bloßer Vorsprung der Küste wird,
wenn er flach ist, Landspitze, wenn er hoch ist, Vorgebirge
(Kap) genannt. Ein schmaler Streifen Landes, der die Ver-
bindung zwischen zwei Landmassen herstellt, heißt Landenge
(Isthmus). Meerenge, Straße, Kanal, Sund nennt man
einen schmalen Meeresstreifen, der zwei Meere oder Meeresteile
miteinander verbindet. Ein ganz von Wasser umgebenes Stück
Land heißt Insel. Ein Meeresbecken mit mehreren nahe bei-
einander liegenden Inseln heißt Archipel. Die Halbinseln und die
küstennahen Inseln, die meist vom Rumpf sich abgelöst haben,
bilden die Glieder des Festlandes; sie greifen oft wie Arme
nach den benachbarten Erdräumen hinüber. Das Verhältnis der
Glieder zum Rumpfe ist in Europa 1 : 2, in Asien 1 : 3, in
Amerika 1 : 12, in Nordamerika 1 : 4, in Südamerika 1 : 89,
in Australien 1 : 36, in Afrika 1 : 47. Somit haben die Land-
masfen der n-en Halbkugel eine reichere Gliederung als die der
s-en Halbkugel, und während jene vom Äquator aus einander
zustreben und dadurch den Verkehr der Gegenküsten erleichtern,
scheinen diese sich in demselben Maße zu fliehen.
t Unter der senkrechten., (vertikalen) Gliederung eines Länder-
raumes versteht man die Übersicht über seine Gestalt mit Rücksicht
auf seine Erhebung.
Die Höhe eines Punktes der Erdoberfläche wird entweder
vom Meeresspiegel, oder von einem andern, höher oder tiefer ge-
legenen Orte gerechnet, und zwar nennt man die Größe seines
senkrechten Abstandes von der Meeresoberfläche ^ seine absolute,
die von einem beliebigen andern Punkte seine relative Höhe.
c
Fig. 3. Ab bezeichnet den Meeresspiegel, C D eine Ebene, a c ist die
absolute, b c die relative Höhe.
1 In Preußen beziehen sich alle neueren Angaben der absoluten Höhe
auf den Normal-Nullpunkt (abgekürzt N. N. Normal-Null), der mit
dem Mittelwasser der Ostsee zusammenfällt. Er liegt genau 37 m unter
dem am Nordpfeiler der Berliner Sternwarte etwa 1 m über dem Erd-
boden angebrachten Normalhöhenpunkt.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Amerika Nordamerika Südamerika Australien Afrika Normal-Null Ostsee Berliner_Sternwarte
— 12 —
zu bedecken. Auf der Karte von Nord- und der von Süddeutsch-
land ist das Verhältnis wie 1 : 2 250000; 1 mm auf der Karte
ist gleich 2*/4 km in Wirklichkeit. Die direkte Entfernung von Berlin
nach Cöln beträgt auf der Karte etwas mehr als 210 mm; diese
würden rund 500 km gleich sein. Die kürzeste Eisenbahnstrecke
von Berlin nach Cöln beträgt jedoch ca. 600 km. Noch weniger
als Eisenbahnstrecken kann man bei der Verallgemeinerung der
Linienführung auf unseren gewöhnlichen Karten die wirkliche
Länge von Fluß- und Küstenlinien, politischen Grenzen, Gebirgs-
kämmen usw. ausmessen. Die Flächengrößen werden am besten
durch Vergleich mit bekannten Größen von der Karte abgelesen.
Da die Karte uns ein Bild eines Teiles der Erdoberfläche
vermitteln will, so enthält sie eine Reihe von Grundrißfiguren
und Zeichen, die man den Lageplan nennt. Dahin gehören
nicht nur die Grenz-, Küsten- und Flußlinien, die Ortszeichen
und das Wegenetz, sondern auch die Andeutung über die Art
des Bodens, des Anbaus des Landes, die Arten der Verkehrs-
wege, die Arten der Besiedelung, der Bewaldung u. a. m.
Welches sind die im Schulatlas verwendeten Zeichen des Lageplans?
Daneben bringt die Karte auch die Unebenheiten der Erdober-
fläche — das Gelände oder Terrain — zur Darstellung.
Höhenzissern geben nicht nur die absoluten Höhen von Berg-
gipfeln und Pässen, sondern auch von Ortschaften, wichtigen
Punkten eines Flußlaufs und Seespiegeln an. Linien, welche
alle Punkte gleicher Höhe miteinander verbinden, heißen Höhen-
kurven oder Isohypsen^ (Schulatlas). Um die Verschieden-
heiten der Höhen dem Auge noch deutlicher zu machen, versieht
man die Flächen zwischen den Höhenkurven mit verschiedenen
Farben. In unserm Atlas sind die Höhen von 0—100 m, 100
bis 200 m, 200-500 m, 500—1500 m und über 1500 m zu-
sammengefaßt und mit gleichen Farbentönen von Hell zum
Dunkel fortschreitend bezeichnet; Senken, die unter den Meeres-
spiegel hinabreichen, haben eine dunkelgrüne Farbe. Ebenso sind
die Tiefen des Weltmeeres durch verschiedene Farbentöne ange-
deutet, wobei Gebiete gleichertiefe vontiefenlinien, Jsobathen^,
begrenzt sind. Als ferneres Hilfsmittel der Geländedarstellung
benutzt man die Schraffen. Sie dienen dazu, die verschiedene
Steilheit der Abhänge anzudeuten und aus der Stärke der
Schraffen den ungefähren Neigungswinkel erkennen zu
lassen nach dem Grundsatz: Je steiler, desto dunkler. Er-
kläre hiernach die verschiedenen Bergzeichnungen aus S. 1 von
Dierckes Schulatlas! Das richtigste Bild einer Geländeform gibt
das Relief; denn es läßt die Erhabenheiten der Erdoberfläche,
wenn auch oft bedeutend überhöht, wirklich als solche hervortreten.
Ein aus Grund von Isohypsen oder von Höhenschichten leicht
herstellbares Hilfsmittel zur Verdeutlichung der Oberflächengestalt
eines Erdraumes ist das Profil.
1 hypsos — Höhe. 2 bäthos — Tiefe.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
286
I. mathematische Erdkunde.
Die Größe des Mondradius (r) betragt nämlich nur 1740 km,
die des Erdradius (R) 6370. Aus dem Halbmesser ergiebt sich der Kugel-
inhalt nach der Formel 4/3r*tc. Es verhält sich also die Ranmsassnng
oder Größe des Mondes zu derjenigen der Erde = 4/3r3yr : V3r3/r oder
= r3:R3, d. h. wie 1:49. Aus der Erde ließen sich mithin 49 Ku-
geln von Mondgröße ballen. Um aber das Massenverhältnis beider
Weltkörper (in und Zi) zu ermitteln, muß man ihre Größe mit ihrem
spezifischen Gewicht (s und S) multiplizieren, das beim Mond nur 3.g
beträgt. Es verhält sich also
Rs3
m : M = r3s : R3s = 1 : = 1 : 78.
rds
Nicht weniger als 78 Mondkugeln wären foinit erforderlich, um unserer
Erde das Gleichgewicht zu halten. Nun herrscht durch die ganze Welt
das Gravitations^-Gesetz: die Körper ziehen sich wechselseitig an
nach dem Verhältnis ihrer Masse und im umgekehrten quadratischen
Verhältnis ihres Abstandes voneinander (im verdoppelten Abstand ver-
ringert sich folglich die Anziehung nicht aus 1/2, sondern auf 1j4, bei
dreifachem Abstand schon auf 1/9 u. s. f.). Die Schwere eines Körpers
aus der Mondoberfläche verhält sich demnach zu derjenigen des näm-
lichen Körpers aus der Erde wie
m M Mr2 78 • 17402
T : Ej = ' mr2 = ' 1 • 637=
* *
*
Von einer thermisch im Jahreskreislaus uicht mehr veränderlichen
Schicht nahe unter der Oberfläche ab nimmt die Wärme des Erd-
körpers nach der Tiefe hin ausnahmslos zu2, jedoch in sehr
ungleicher Schnelligkeit (am schnellsten in Steinkohlenlagern). Bei
durchschnittlicher Zunahme der Wärme des Erdinnern um 1° auf je
33 in und einer Wärme der obersten thermisch unveränderlichen Schicht
von z. B. 0° kann man trotzdem in der (noch nie erbohrten) Tiese von
33 x 100 oder 3300 m unter dieser Schicht noch kein Sieden des
Wassers erwarten, denn Siede- wie Schmelzpunkt erhöht sich mit dem
Druck, letzterer aber ist je weiter gegen den Erdmittelpunkt hin ein
immer gewaltigerer.3
Die rätselhafteste Eigenschaft der Erde ist ihr Magnetismus;
er wird von der Sonne beeinflußt und unterliegt sowohl ununter-
brachen vor sich gehenden regelmäßigen, als auch plötzlich eintretenden
1 Gravitation (abgeleitet von lat. gravis = schwer) bedeutet die Anziehungs-
kraft, die alle Körper aufeinander ausüben und die wir in der Rückwirkung der
Erde auf die au ihrer Oberfläche befindlichen Körper als Schwerkraft wahrnehmen.
* S, 96.
3 Die tiefsten Bergwerke reichen kaum über 1km in die Tiefe, mit dem Erd-
bohrer erreichte man bisher auch nur eine solche von 2 km.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
298
Ii. Die Lufthülle.
Nach der Höhe der Atmosphäre nimmt der Luftdruck natürlich
ab 1, denn die Dichte der unteren Teile einer Luftsäule wird eben durch
den Druck des über ihr lastenden Restes derselben verursacht. Aber
auch im Niveau des Meeresspiegels grenzen (schon infolge ungleicher
Erwärmung) schwerere an leichtere Luftschichten, weshalb die Luft auf
Erden nie zur Ruhe kommt. Linien gleichen Luftdrucks (letzterer ge-
messen im Niveau des Seespiegels oder auf dasselbe rechnerisch erhöht)
heißen Isobaren.
Auch der große Austausch der Luft durch alle Zonen 2 beruht ein-
fach auf deren Druckunterschieden. Die im Stillengürtel emporgestiegenen
Luftteilchen flimmern, durch die Aufsteigung selbst erkaltet, zwar immer
wieder hinab, um dasselbe Spiel unzählige male von neuem durch-
zumachen; durch die in jenem Gürtel am beständigsten aufwärtsstrebende
Luft sammelt sich aber dennoch stets in der Höhe eine durch den stän-
digen Nachschub verdichtete Luftmasse, welche gen N. wie S. minder
dichte Luftschichten zur Seite hat, diese folglich verdrängt; und da
durchschnittlich überhaupt jeder äquatornähere Breitengürtel einen wär-
meren Luftgürtel trägt als der ihm polwärts benachbarte, so wird auch
außerhalb des Stillengürtels aus ähnlichen Gründen in gleichen Luft-
höhen regelmäßig dichtere Luft polwärts dünnere Luft neben sich haben
und zu verdrängen bestrebt sein, woraus sich im ganzen eine doppelte
Luftströmung in der Richtung vom Äquator nach beiden Polarzonen
(Äquatorialstrom im weiteren Sinn) und eine doppelte Ersatzströmung
beider Erdhälften in entgegengesetzter Richtung ergiebt (Polarstrom
im weiteren Sinn). Der Passat gehört demnach seiner Richtung gemäß
zum Polarstrom, obwohl ein gutes Teil gegenpassatischer Luft immer
von frischem in ihn eintritt; und der gegenpassatische Äquatorialstrom
macht sich auch in unseren Breiten mitunter hoch oben im Luftmeer
bemerklich, denn er ist es, der die höchsten Wölkchen uns aus Sw.
am Himmel hintreibt.
Beginnt eine Bewegung, z. B. die eines Pendels, in genauer Ns.-
Richtung im Meridian 0 (wie die Pfeile von a aus andeuten sollen), so
wird sie, falls sie immer die gleiche Richtung beibehält, aber bei der Ost-
drehung der Erde allmählich in die Gegend gelangt, die bei ihrem Be- *
ginn der Meridian 60 einnahm, sich mit der Meridianrichtung kreuzen
(weil die Meridiane polwärts aufeinander zustreben); auf diese Art
machte Foucault [süfö] durch vielstündiges Schwingenlassen langer Pen-
del in hohen Gewölben die Rotation der Erde augenfällig. Bewegt sich
1 Deshalb kann man erreichbare Höhen der Erdoberfläche mittels des Baro-
Meters, nämlich nach dem Grade ihrer Lustverdnnnung messen; andere Höhenmessnngen
sind die trigonometrische (durch Messung des Höhenwinkels, bei nicht zu ersteigenden
Höhen das allein anwendbare Verfahren) und das Nivellement (Abmessung der Boden-
erhebung von einem der Höhe nach bekannten Ausgangspunkt Strecke für Strecke bis
zu der zu bestimmenden Höhe hin, so bei Eisenbahnbauten).
* S. 91.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
284 I. Mathematische Crdkunde.
Hiernach findet man z. B. für die Schneekoppe (1600 m) eine
Aussichtsweite von V1600 • 3.8 km = 152 km.
Mit Hilfe der Aussichtsweite läßt sich auch leicht der Satz be-
weisen, daß man die Größe des von einem Höhenpunkt überschauten »
Gesichtskreises in qkm erhält, wenn man die in m ausgedrückte Höhe
mit 45.^5 multipliziert. Denn mit nur ganz unbedeutendem Fehler
darf man die Größe des Gesichtskreises, der eigentlich ein Kreis auf
der Kugeloberfläche ist, gleich setzen dem (ein wenig kleineren) ebenen
Kreis, der mit jenem den Umfang gemein hat, und ebenso die Aus-
sichtsweite gleich setzen dem (ein wenig kleineren) Halbmesser dieses
Kreises. Dann ergiebt sich der Flächeninhalt des Aussichtskreises aus
der Formel für die aus dem Halbmesser zu berechnende Größe eines
Kreises F:
F = r2/r,
also (nach Obigem) = Vh2 • 3.82 • n = h • 45.365 qkm.
Somit erhält man z. B. als Größe des von der Schneekoppe
aus bei völlig durchsichtiger Luft zu umspannenden Gesichtsfeldes
72 584 qkm, d. h. nahezu die Größe von Bayern.
* *
Die einzelnen Parallelkreise haben naturgemäß eine sehr ver-
schiedene Rotationsgeschwindigkeit. Den Polen nahe durchwandeln die
Oberflächenpunkte der Erde kleinste Tageskreise in derselben Zeit eines
Sterntages, in welcher die Punkte des Gleichers 40070 km zurück-
legen, also mit 465 m Geschwindigkeit dahinsansen. ^ Je größer aber
die Schnelligkeit der Drehung, desto größer auch die Zentrifugal- oder
Fliehkraft, d. h. das Streben des rotierenden Punktes, sich vom
Drehungsmittelpunkt zu entfernen (Versuch mit der am Faden ge-
schwungenen Bleikugel). Infolge dieses nach den niederen Breiten zu
erhöhten Widerstrebens gegen die alle Gegenstände nach dem Erdmittel-
punkt ziehende Erdkraft2, die Schwere, zeigt sich diese äquatorwärts
verringert; etwas trägt hierzu auch der Umstand bei, daß der
Schwerpunkt, d. h. der Mittelpunkt der Erde^, den niederen Breiten
ferner, den höheren näher liegt (wegen der nur sphäroidalen, nicht
* Diese Sekundengeschwindigkeit von 465 in (gleich der Anfangsgeschwindigkeit
eines Geschosses aus einem der größten Kruppschen Geschütze) erhält man, indem man
die Äquatorläuge durch 86t64 d.h. durch die Sekundenzahl des Sterntages (S- 277)
dividiert.
2 I, 42.
3 Zwar wirkt jedes kleinste Massenteilchen der Erde anziehend, keineswegs bloß
der Erdmittelpunkt, aber die Summe der Anziehungskraft sämtlicher Massenteilchen
äußert sich in der Wirkung des Anziehens nach dem Erdmittelpunkt hin, weshalb
man diesen auch den Schwerpunkt nennt.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
§ 4. Gesamtbeschaffenheit der Crde.
285
genau kugelgleichen Erdgestalt). Deshalb schlägt ein Sekundenpendel \
das für eine höhere Breite bemessen ist, in niederen Breiten zu lang- *
sam, bis man es etwas verkürzt. Ein richtig gehendes Sekunden-
pendel muß an beiden Polen 996, in Deutschland 994, am Äquator
991 mm lang sein. Ebenfalls schlägt das in geringer Seehöhe richtig
gehende Sekundenpendel zu langsam, wenn man es auf höhere Berge
bringt, d. h. vom Erdmittelpunkt entfernt, ohne die Breite des Ortes
Zu verändern.
Die Erde besteht aus dichterem Stoff als alle anderen uns be-
kannten Weltkörper. Durch Abwägen eines und desselben Körpers
in verschieden großem Abstand vom Erdmittelpunkt hat man gefun-
den, um wie viel derselbe in höherer Lage weniger wiegt als in
tieferer, d. h. um wie viel die Anziehungskraft der Erde auf jenen
Körper bei vergrößertem Abstand sich vermindert; hieraus berechnete
inan das absolute Gewicht der Erde, endlich hieraus und aus der
bekannten Größe der Erdkugel deren spezifisches Gewicht auf 5.z.
Da die Außenseite des festen Erdkörpers aus Gesteinen besteht,
deren spezifisches Gewicht meist nur 2.5— 2.6 beträgt, so muß also
die Erde weiter nach ihrem Innern hin aus viel dichteren (eigenartig
schweren) Stoffen zusammengesetzt sein.
* -i-
Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß die Schwere eines Körpers,
d. h. der Druck, den er auf seine Unterlage ausübt, oder der Wider-
stand, den er dem Versuch ihn zu heben entgegensetzt, gar nicht von
der Erde abhinge, sondern eine von ihm allein geäußerte Kraft dar-
stelle. Vielmehr ist die Schwere eines Körpers stets doppelt bedingt:
1. von seiner Größe und der Dichte (dem spezifischen Gewicht) seiner
Masse, 2. von der Größe und Dichte des Weltkörpers, in dessen An-
ziehungsbereich der Gegenstand sich befindet. Bei uns würden alle
Körper schwerer sein als sie wirklich sind, wenn die Erde, die auf sie
ununterbrochen anziehend wirkt, aus noch dichteren: Stoff bestände oder
wenn sie größer wäre. Auf der Sonnenoberfläche würde jeder Körper
sogar 28 mal schwerer sein als auf der Erde, weil die Sonne, obwohl
ihr spezifisches Gewicht nur 1.4 ausmacht (soviel wie das von Lehm
oder Eoaks), eine so ungeheure Größe besitzt. ^ Dagegen z.b. auf den
Mond versetzt, würde jeder irdische Körper nur noch 1/6 des Gewichtes
besitzen, das er auf Erden wahrnehmen ließ. Eine Zentnerlast (100 kg)
der Erde würde auf der Oberfläche des Mondes von einem schwachen
Kind gehoben werden können, denn sie übte dort nur einen Widerstand
wie auf Erden 17 kg.
.d. h. ein Pendel, dessen Länge so gewählt ist, daß es in einer bestimmten
geographischen Breite genau in je einer Sekunde eine Schwingung macht.
* S. 272 (oben).
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
— 44 —
Winde und Meeresströmungen erhöhen oder erniedrigen die
Wärme eines Ortes, die ihm nach seiner geographischen Breite zu-
kommt. Vgl. Ost- und Westküste Amerikas, Östküste Amerikas und
Westküste Europas! Warum in Afrika die heißesten Stellen nicht
unter dem Äquator, wo doch auch breites, zusammenhängendes Land
ist, liegen, sondern nördlich davon, erklärt sich daraus, daß im nörd-
lichen Teile die Wüste den Erdteil durchzieht, die sich im Sommer
außerordentlich erhitzt, während am Äquator das Land mit einem
Pslanzenkleid bedeckt ist. So ist auch die Bodenbedeckung auf den
Wärmegrad eines Landes von Einfluß.
Eine Abnahme der Temperatur findet im allgemeinen mit der
Erhebung über den Meeresspiegel statt. Jedoch erweisen die
Ballonfahrten die Zusammensetzung der Atmosphäre aus verschieden
erwärmten Luftschichten und einen mehrfachen Wechsel von rascherem
und langsamerem Abnehmen der Temperatur. Im Gebirge kann
sogar der Fall eintreten, daß bei hohem Barometerstande und völliger
Windstille die Temperatur der über der Schneedecke lagernden
kalten Luftschicht im Tale niedriger ist als auf den Bergen (Wärme-
umkehr!).
Um die Temperaturen zweier Orte miteinander zu vergleichen,
sucht man ihre mittlere Tages-, Monats-, Jahres-Temperatur,
indem man die Summe der an einem Orte beobachteten Thermo-
meterstände (etwa um 6 Uhr bezw. 7 Uhr morgens, 2 Uhr mittags
und 10 Uhr bezw. 9 Uhr abends) durch die Anzahl der Beobach-
tungen dividiert. Die Ausschaltung der Seehöhe wird durch Zurück-
rechnung der Mitteltemperatur aus den Meeresspiegel bewirkt. Als
mittlerer Maßstab für die Rechnung wird allgemein 0,5° für 100 m
Höhe angenommen. Verbindet man die Orte gleicher, auf den
Meeresspiegel zurückgeführter Mitteltemperatur nach dem Vorgange
Humboldts (1817) durch Linien, sog. Isothermen, so erhält man
ein übersichtliches, freilich nur ideales Bild der Wärmeverteilung auf
der Erdoberfläche. Die Isothermen von 0° und 20° sind nach Supan
die Grenzen der kalten, gemäßigten und heißen (physischen oder
Wärme-) Zonen, die wesentlich abweichen von den Wende- und Polar-
kreisen, den Grenzen der tropischen, polaren und mittleren (mathe-
matischen oder Beleuchtungs-) Zonen.
Fast jeder Ort der Erde zeigt, wie die Isothermenkarte er-
kennen läßt, eine andere Temperatur, als ihm nach seiner Breite zu-
kommt. Diese Abweichung heißt thermische Anomalie, und sie ist
entweder positiv oder negativ, d. h. der Ort ist entweder relativ zu
warm oder zu kalt. Verbindet man alle Orte von gleicher Anomalie
durch Linien, so erhält man die Jsanomalen.
Lassen die Jahresisothermen und die Jsanomalen die mittlere
Jahrestemperatur eines Ortes erkennen, so ermöglichen sie doch keinen
sicheren Schluß aus das organische, besonders das Pslanzenleben.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Amerikas Europas Afrika Humboldts Wende-
— 46 —
Luftdruck und Winde.
Ter Druck der Luft auf einen bestimmten Ort der Erdober-
fläche ist in erster Linie abhängig von seiner Höhenlage (vgl. S. 43).
Will man darum den Luftdruck, der an zwei verschiedenen Orten
herrscht, miteinander vergleichen, so muß man den durch das Baro-
meter^ gemessenen Druck aus den Meeresspiegel zurückführen.
Verbindet man die Punkte gleichen (ans den Meeresspiegel
zurückgeführten) Luftdrucks miteinander, fo erhält man die Isobaren.
Ein Blick auf eine Karte der mittleren Jahresisobaren zeigt drei
große Gebiete niedrigen Luftdruckes, eines um den Äquator und
zwei in der Nähe der Pole. Der mittlere Luftdruck am Äquator
beträgt 760 mm, nach N. und S. steigt er bis ungefähr 30° n.
und s. Br. aus 765 mm; darauf nimmt er wieder mit zunehmender
Breite ab, bis er in 60—70° n. Br. 754 mm erreicht, worauf er
in noch höheren 2 Breiten wieder zunimmt. Die ungleiche Erwärmung
der Erdoberfläche bringt nämlich in der die Erde umgebenden Luft-
hülle, der Atmosphäre, unausgesetzt eine Störung der Gleichgewichts-
läge hervor. In den Äquatorialgegenden werden infolge der starken
Erwärmung der unteren Luftschichten diese mehr gelockert und aus-
gedehnt als in höheren Breiten und üben einen erhöhten Druck auf
die oberen Luftmassen aus, welcher sie nötigt, nach den beiden Polen
hin abzufließen, während ein zweiter Luftstrom von den Polen nach
dem Äquator hin zieht. Der obere, der Äquatorialstrom, wird bei
abnehmender Breite des Abstandes zwischen zwei Meridianen auf
einen kleineren Raum zusammengedrängt und niedergedrückt; so er-
reicht er etwa unter 30° n. und s. Br. zu einem Teile die Erd-
obersläche, und es entsteht hier eine Zone größeren Luftdruckes, von
welcher ein Zurückströmen der der Erdoberfläche benachbarten Luft-
schichten nach den luftverdünnten Räumen am Äquator stattfindet.
Beide Ströme werden durch die Drehung der Erde abgelenkt, der
obere auf der n.-en Halbkugel nach No. und erscheint als Sw.-Wind,
der untere nach Sw. und erscheint als No.-Wind. Da die Segel-
schiffe den letzteren hauptsächlich zur Überfahrt nach Brasilien be-
nutzten, so wurde er der Passat ^ genannt, während der äquatoriale
(obere) Strom den Namen Anti-(Gegen-)Passat führt. Auf der
s.-en Halbkugel weht der Passat von So. nach Nw., der Antipassat
ebenfalls in entgegengesetzter Richtung. Die Zone zu beiden Seiten
des Äquators, welche hauptsächlich nur einen aufsteigenden Luststrom
aufweist, ist die Zone der Kalmen^. Auch die Gebiete des er-
höhten Luftdrucks an der Polargrenze der Passate zeichnen sich durch
Windstille aus. Man bezeichnet sie als die Kalmen der Wendekreise,
auch wohl als „Roßbreiten", da früher die nach Westindien mit
einer Deckladung von Pferden bestimmten Schiffe in dieser Region
1 baros — Schwere. 2 „Höher" nennt man einen Breitengrad in größerer Entfernung
vom Äquator. 3 passata — Überfahrt. 4 calme <frz>) — ruhig, still.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 6 —
von -f 20° C umschließt (nach Supan) die warme Zone, die Jso-
thermen von 0° schließen die kalten Zonen ein. und zwischen denen
von 20° und 0° liegen die gemäßigten Zonen.
Vergleiche nach der Aarte die Grenzen der Beleuchtungs- und
der Wärmezonen miteinander! Gib im besonderen die Lage der
^ahresisotherme 0 an! Am 2\. )uni und am 2\. Dezember bewegt
sich die Zonne in einem der beiden Wendekreise. Welche Aulmi-
nationshöbe hat die ^onne an diesen Tagen für Breslau, Bremen,
Moskau, Kto de Janeiro u. a. O.? Woher mag es kommen, daß
im Lause des Tages die größte Wärme nicht um \2, sondern gegen
\ Uhr und im ^)ahre nicht am 2{. ~\um, sondern in der zweiten
Hälfte des Juli und der ersten Hälfte des August herrscht?
Winde und Niederschläge. Die ungleiche Erwärmung der
Erdoberfläche bringt in der die Erde umgebenden Lusthülle, der
Atmosphäre^, unausgesetzt eine Störung der Gleichgewichtslage her-
vor. In den Äquatorialgegenden werden insolge der starken Er-
wärmung der unteren Luftschichten diese mehr gelockert und ausge-
dehnt als in höheren^ Breiten und üben einen erhöhten Druck aus
die oberen Luftmassen aus, welcher sie nötigt, nach den beiden Polen
hin abzufließen, während ein zweiter Luststrom von den Polen nach
dem Äquator hin zieht. Der obere, der Äquatorialstrom, wird
bei abnehmender Breite des Abstandes zwischen zwei Meridianen auf
einen kleineren Raum zusammengedrängt und niedergedrückt' so er-
reicht er etwa unter 30" nördl. und südl. Breite zu einem Teile die
Erdoberfläche, und es entsteht hier eine Zone größeren Luftdruckes^
von welcher ein Zurückströmen der der Erdoberfläche benachbarten
Luftschichten nach den luftverdünnten Räumen am Äquator stattfindet..
Beide Ströme werden durch die Drehung der Erde abgelenkt, der
obere auf der nördlichen Halbkugel nach Nordosten und erscheint als
Südwestwind, der untere nach Südwesten und erscheint als Nord-
ostwind. Da die Segelschiffe den letzteren hauptsächlich zur Überfahrt
nach Brasilien benutzten, so wurde er der Passat^ genannt, während
der äquatoriale (obere) Strom den Namen Anti-(Gegen-)Passat sührt.
Auf der südlichen Halbkugel weht der Passat von Südosten nach
Nordwesten, der Antipassat ebenfalls in entgegengesetzter Richtung.
Die Zone zu beiden Seiten des Äquators, welche hauptsächlich nur
einen aufsteigenden Luftstrom ausweist, ist die Zone der Kalmen^.
Auch die Gebiete des erhöhten Luftdrucks an der Polargrenze der
Passate zeichnen sich durch Windstille aus. Man bezeichnet sie als
die Kalmen der Wendekreise, auch wohl als „Roßbreiten", da früher
die nach Westindien mit einer Deckladung von Pferden bestimmten
Schiffe in dieser Region so lange ausgehalten wurden, daß aus
Mangel an Wasser ein Teil der Pferde über Bord geworfen werden
mußte. Jenseit der Kalmen der Wendekreise solgen die Zonen der
1 atraös = Dunst, sphaera = Kugel. 2 „Höher" nennt man einen Breitengrad in
größerer Entfernung vom Äquator. :l passata — Überfahrt. 4 calme ffrj.) — niliig, still.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
— 12 —
Allgemeine Erdkunde.
A. Der Erdkörper als Ganzes
Daß die Erde ein kugelförmiger Körper fei, war schon im
Altertum eine bekannte Tatsache'^. Tie in der Mitte des 17. Jahr-
Hunderts gemachte Beobachtung, daß ein Sekundenpendel am Äquator
langsamer schwingt als in höheren Breiten, führte zu der Annahme
von der Abplattung der Erde an den Polen, und die französische
Gradmessung in der Mitte des 18. Jahrhunderts brachte den unum
stößlichen Beweis für die sphärodiale Gestalt der Erdoberfläche.
Durch die fortschreitend genauer werdenden Messungen und Pendel-
beobachtungen gelangte man zu der Erkenntnis, daß die Gestalt der
Erde der Regelmäßigkeit entbehrt. Dies gilt nicht nur von der
Oberfläche des festen Landes mit seinen Erhebungen und Senkungen,
nicht nur von der Meeresoberfläche, die Schwankungen unterworfen
ist, sondern auch von der gedachten, nur unter dem Einflüsse der
Schwerkraft stehenden Meeresfläche, die man durch ein System von
Kanälen durch die Kontinente hindurch annimmt. Auch sie entspricht
nicht einem regelmäßigen Sphäroid, sondern zeigt Abnahmen und
Zunahmen mit konkaver Krümmung nach dem Erdinnern zu. Diese
wahre Erdgestalt mit ihren ineinander übergehenden, verschieden ge-
krümmten Flächen wird Geoid genannt. Die Erde ist also ein
kugelförmiger Körper, der an den Polen abgeplattet ist,
und dessen Obersläche aus stetig ineinander übergehenden,
mehr oder weniger nach dem Erdinnern zu gekrümmten
Flächen besteht. Aufgabe der Gradmessung ist es, die dem Geoid
am nächsten kommende Sphäroidslache zu finden und die Ausdehnungen
der Erde zu bestimmen. Die weitaus größte Verbreitung haben die
Angaben von Besses gefunden. Sind auch seitdem genauere Be-
rechnuugen gemacht worden, so sind die Unterschiede doch nicht so
beträchtlich, daß die bis jetzt allgemein angenommenen Maße:
Äquatordurchmesser......12754,8 km
Poldurchmesser..............12712,2 km
Äquator.........= 40070 km
Erdoberfläche........— 510 Null, qkm
Länge des Äquatorgrades. ... - 111807 m
Länge des mittleren Meridiangrades llll^l m
Abplattung 1/299
nicht beibehalten werden könnten.
1 Wagner, Lehrbuch der Geographie, Teil I. Hann, Hochstetter und Pokornu, Allgemeine
Erdkunde. I. Slfu. Die Erde als Ganzes von Julius Hann, Ratzel, ?ie Erde und das Leben.
- S. 1. 3 Bessel, Königsberger Astronom, lebte von 1784—1846.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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