— 138 —
und in immer breiter werdendem Gürtel erstreckt sich von der
Wurzel der Halbinsel Kola nach O die Moossteppe oder Tundra.
Infolge des langen Winters ist der Boden bis tief hinab gefroren.
Im Sommer taut er nur oberflächlich auf; Moor und Sumpf, Morast
und Bruch, soweit das Auge reicht. Auf dem zu Dünen gehäuften Sande,
der tagelang von den Strahlen der Sonne durchwärmt wird, sprießen
allerlei Blumen; zwergartige Birkensträucher sind die Vertreter des Baum-
wuchses. Mit leichtem Fuß eilt das wilde Renntier über den offenen
Boden, verfolgt von wolkenartigen Scharen von Stechmücken.
Bis zum 60. Grade folgt die nordische Waldzone, Wenn
auch je weiter nach S in zunehmendem Maße Acker und Wiesen
den Wald durchsetzen, so bleibt doch der Wald überwiegend, der
sechs bis sieben Zehntel des Bodens bedeckt. Petschora und Dwina
sühren die Baumstämme an die Küste, und Archangelsk^ an
der Mündung der Dwina ist der wichtigste Ausfuhrort von Schiffs-
bauholz aus dem Innern.
Die Wälder bergen einen großen Reichtum an jagdbaren
Tieren, deren Pelze einen lohnenden Handelsartikel bilden.
Im W bildet den Abschluß des Nordrussischen Tieflandes
eine Seenreihe, die die größten Süßwasserseen des Festlandes
enthält: den Ladogasee (so groß wie Württemberg) und den
Onegasee (onjegasee) (halb so groß). Ladoga- und Onegasee
stehen untereinander und mit der Ostsee sowie mit der Dwina
und durch das große Tieflandstor zwischen dem Nordrussischen
Landrücken und der Waldaihöhe mit der Wolga in Verbindung.
Hier ist darum das große ö-e Kanalnetz; das w-e verbindet
Dnjepr, Weichsel und Njemen. Suche die Verbindungen auf der
Karte auf!
Nenne die großen Ströme und ordne sie nach den Meeren, in die
sie münden! Gib kurz Quelle, Richtung des Stromlaufs und Mündung
an! Inwiefern kann die Waldaihöhe ein Quellenmittelpunkt genannt
werden? Stelle das Längenverhältnis in geraden Linien dar, wenn die
Wolga 3600 km, Dnjepr 2000 km, Don 1800 km, Weichsel 1100 km, Düna
1000 km, Njemen 900 km, Newa 70 km Länge hat.
Zwischen dem Finnischen und Bosnischen Meerbusen liegt
Finnland, das „Land der tausend Seen". Flachgewölbte Boden-
schwellen und wallartige Hügelrücken durchziehen besonders den
S, während im N der feste Fels zu Tage tritt und aus der mit
Finnland zusammenhängenden Halbinsel Kola Höhen bis 700 m
bildet. Zahllose, vielgegliederte, durch kurze Flußläufe verbundene
Seen, Stromschnellen und Wasserfälle, ausgedehnte Moore und
Sümpfe, und die weithin sich erstreckenden, jegliche Aussicht hindernden
Nadelwälder vervollständigen das Charakterbild dieser nordischen
Landschaft. Am Meer zieht sich ein ziemlich breiter Tieflandssaum
hin, der vorzugsweise sür den Ackerbau gewonnen worden ist.
Land- und Waldwirtschast sind die Hauptzweige der Be-
schästigung der Bewohner. An den Waldreichtum des Landes
schließt sich auch die Industrie an (Pottaschefabrikation, Pech- und
Nach dem Erzengel (archängelos) Michael benannt; sk statt skoe —
Stadt, Ortschaft.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
— 140 —
finnländische Reichstag ihre Selbständigkeit verloren, und seit 1900 wird
die allmähliche Einführung der russischen Sprache als Amtssprache ange-
strebt. Die Oberverwaltung Polens ruht in den Händen eines militärischen
Generalgouverneurs.
Das gesamte russische Reich ist mit den asiatischen Besitzungen über
22 Mill. qkm smehr als die doppelte Größe Europas) groß und hat 166
Mill. Einw.; davon kommen aus das europäische Rußland 5,4 Mill. qkm
«das lofache des Deutschen Reichs) und 134 Mill. Einw., 25 aus das qkm.
Skandinavien 1.
Söge. Gib die Lage Skandinaviens im Gradnetz und den Zeitunter-
schied zwischen Vardö und Bergen an! Welches sind die Meeresgrenzen
von Skandinavien? Welche Inseln begleiten die Küste? Miß die Ent-
sernung von Kap Falsterbo bis zum Kap Arkona, von Stettin bis Trelle-
borg! Wie lange gebraucht ein Dampfschiff von Swinemünde bis Trelle-
borg, wenn es in 1 Stunde 15 Seemeilen (1 Seemeile — 1,8 km = '/«
geographische Meile) zurücklegt? Welches ist die Abdachung der Halbinsel?
Welche eigentümliche Richtung zeigen die Isothermen? In welcher Richtung
findet die Temperaturabnahme statt? Für die Zeichnung des Umrisses
nimm als Mittellinien den 64. Parallel- und den 10. Längenkreis ö
von Gr.: Trondhjem liegt in der Nähe des Schnittpunktes. Teile den
Mittel-Meridian vom 56.—70.0 in 14 gleiche Teile; dann ist die Ent-
sernung von Trondhjem bis zum Schnittpunkt des 70. Grades gleich der
Entfernung von hier bis Vardö. Bergen ist vom Mittel-Meridian 2, Stock-
Holm 4 Teile entfernt. Das übrige ergibt die Karte.
Skandinavien erstreckt sich vom Rumpfe Europas von No
nach Sw, wie die Halbinsel Italien von Nw nach So, und
zieht sich vom Meridian von Petersburg' bis zu dem von Bergen
durch 25 Längengrade. Bedeutsamer aber als seine ow-e Aus-
dehnung ist seine ns-e, die vom Nordkap bis zum Kap Lindesnäs
(in gleicher Breite mit Nordschottland) 13, bis zum Kap Falsterbo
^in der Breite von Memel) 15 Breitengrade beträgt. Das
zwischen Kap Lindesnäs und Kap Falsterbo eindringende Skager-
Rak spaltet Skandinavien in zwei halbinselartige Vorsprünge.
Oberflächenbild. Die skandinavische Halbinsel wird in ihrem
Hauptteil von einem kristallinischen Massengebirge erfüllt, das
aus einem langgestreckten Flachlandstreifen im O in mehreren
Stufen zu einer Hochfläche von 1000 m mittlerer Höhe nach W
aufsteigt und steil zum Atlantischen Ozean abfällt.
Die atlantische ftüfte. In schmalen, spaltenartigen Tälern,
den Fjorden, dringt das Meer mit großer Tiefe ein. Die
Fjorde umsäumen die ganze W- und N-Küste der Halbinsel, ver-
zweigen sich hirschgeweihartig und sind zuweilen so eng und von
so hohen Steilufern eingeschlossen, daß die Sonne den Wasser-
spiegel nicht zu erreichen vermag. Oft sind diese meilenlangen
Wasserstraßen auch von freundlichen, bewaldeten oder bebauten
Geländen eingeschlossen, wenn zwischen dem Meere und den Fjord-
wänden größere oder kleinere Anschwemmungsgebiete liegen,
1 Die Insel Skandia, da avi-sz—insel. Skandia verwandt mit Sk^ne,
ä = o, Schonen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Extrahierte Personennamen: Holm
Extrahierte Ortsnamen: Polens Europas Skandinavien Skandinaviens Skandinavien Stettin Mittel-Meridian Skandinavien Europas Italien Petersburg Nordkap Atlantischen_Ozean
— 8 —
Ist die Küste ohne nennenswerte Einbrüche des Meeres in
das Land, so heißt sie glatt, im andern Falle gebuchtet.
Überall, wo das Meer tief in das Land eingreift, haben wir eine
Bucht oder Bai oder einen Golf. Bietet die Bucht Schutz
gegen Wind und Wellen, so führt sie den Namen Hafen. Ein
ins Meer ausspringender Teil des Festlandes, der sich von dem
in seinem Zusammenhang nicht unterbrochenen „Rumpf" scharf
absetzt, heißt Halbinsel. Kleinere, schmale Halbinseln nennt
man Landzungen. Ein bloßer Vorsprung der Küste wird,
wenn er flach ist, Landspitze, wenn er hoch ist, Vorgebirge
(Kap) genannt. Ein schmaler Streifen Landes, der die Ver-
bindung zwischen zwei Landmassen herstellt, heißt Landenge
(Isthmus). Meerenge, Straße, Kanal, Sund nennt man
einen schmalen Meeresstreifen, der zwei Meere oder Meeresteile
miteinander verbindet. Ein ganz von Wasser umgebenes Stück
Land heißt Insel. Ein Meeresbecken mit mehreren nahe bei-
einander liegenden Inseln heißt Archipel. Die Halbinseln und die
küstennahen Inseln, die meist vom Rumpf sich abgelöst haben,
bilden die Glieder des Festlandes; sie greifen oft wie Arme
nach den benachbarten Erdräumen hinüber. Das Verhältnis der
Glieder zum Rumpfe ist in Europa 1 : 2, in Asien 1 : 3, in
Amerika 1 : 12, in Nordamerika 1 : 4, in Südamerika 1 : 89,
in Australien 1 : 36, in Afrika 1 : 47. Somit haben die Land-
masfen der n-en Halbkugel eine reichere Gliederung als die der
s-en Halbkugel, und während jene vom Äquator aus einander
zustreben und dadurch den Verkehr der Gegenküsten erleichtern,
scheinen diese sich in demselben Maße zu fliehen.
t Unter der senkrechten., (vertikalen) Gliederung eines Länder-
raumes versteht man die Übersicht über seine Gestalt mit Rücksicht
auf seine Erhebung.
Die Höhe eines Punktes der Erdoberfläche wird entweder
vom Meeresspiegel, oder von einem andern, höher oder tiefer ge-
legenen Orte gerechnet, und zwar nennt man die Größe seines
senkrechten Abstandes von der Meeresoberfläche ^ seine absolute,
die von einem beliebigen andern Punkte seine relative Höhe.
c
Fig. 3. Ab bezeichnet den Meeresspiegel, C D eine Ebene, a c ist die
absolute, b c die relative Höhe.
1 In Preußen beziehen sich alle neueren Angaben der absoluten Höhe
auf den Normal-Nullpunkt (abgekürzt N. N. Normal-Null), der mit
dem Mittelwasser der Ostsee zusammenfällt. Er liegt genau 37 m unter
dem am Nordpfeiler der Berliner Sternwarte etwa 1 m über dem Erd-
boden angebrachten Normalhöhenpunkt.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Amerika Nordamerika Südamerika Australien Afrika Normal-Null Ostsee Berliner_Sternwarte
— 12 —
zu bedecken. Auf der Karte von Nord- und der von Süddeutsch-
land ist das Verhältnis wie 1 : 2 250000; 1 mm auf der Karte
ist gleich 2*/4 km in Wirklichkeit. Die direkte Entfernung von Berlin
nach Cöln beträgt auf der Karte etwas mehr als 210 mm; diese
würden rund 500 km gleich sein. Die kürzeste Eisenbahnstrecke
von Berlin nach Cöln beträgt jedoch ca. 600 km. Noch weniger
als Eisenbahnstrecken kann man bei der Verallgemeinerung der
Linienführung auf unseren gewöhnlichen Karten die wirkliche
Länge von Fluß- und Küstenlinien, politischen Grenzen, Gebirgs-
kämmen usw. ausmessen. Die Flächengrößen werden am besten
durch Vergleich mit bekannten Größen von der Karte abgelesen.
Da die Karte uns ein Bild eines Teiles der Erdoberfläche
vermitteln will, so enthält sie eine Reihe von Grundrißfiguren
und Zeichen, die man den Lageplan nennt. Dahin gehören
nicht nur die Grenz-, Küsten- und Flußlinien, die Ortszeichen
und das Wegenetz, sondern auch die Andeutung über die Art
des Bodens, des Anbaus des Landes, die Arten der Verkehrs-
wege, die Arten der Besiedelung, der Bewaldung u. a. m.
Welches sind die im Schulatlas verwendeten Zeichen des Lageplans?
Daneben bringt die Karte auch die Unebenheiten der Erdober-
fläche — das Gelände oder Terrain — zur Darstellung.
Höhenzissern geben nicht nur die absoluten Höhen von Berg-
gipfeln und Pässen, sondern auch von Ortschaften, wichtigen
Punkten eines Flußlaufs und Seespiegeln an. Linien, welche
alle Punkte gleicher Höhe miteinander verbinden, heißen Höhen-
kurven oder Isohypsen^ (Schulatlas). Um die Verschieden-
heiten der Höhen dem Auge noch deutlicher zu machen, versieht
man die Flächen zwischen den Höhenkurven mit verschiedenen
Farben. In unserm Atlas sind die Höhen von 0—100 m, 100
bis 200 m, 200-500 m, 500—1500 m und über 1500 m zu-
sammengefaßt und mit gleichen Farbentönen von Hell zum
Dunkel fortschreitend bezeichnet; Senken, die unter den Meeres-
spiegel hinabreichen, haben eine dunkelgrüne Farbe. Ebenso sind
die Tiefen des Weltmeeres durch verschiedene Farbentöne ange-
deutet, wobei Gebiete gleichertiefe vontiefenlinien, Jsobathen^,
begrenzt sind. Als ferneres Hilfsmittel der Geländedarstellung
benutzt man die Schraffen. Sie dienen dazu, die verschiedene
Steilheit der Abhänge anzudeuten und aus der Stärke der
Schraffen den ungefähren Neigungswinkel erkennen zu
lassen nach dem Grundsatz: Je steiler, desto dunkler. Er-
kläre hiernach die verschiedenen Bergzeichnungen aus S. 1 von
Dierckes Schulatlas! Das richtigste Bild einer Geländeform gibt
das Relief; denn es läßt die Erhabenheiten der Erdoberfläche,
wenn auch oft bedeutend überhöht, wirklich als solche hervortreten.
Ein aus Grund von Isohypsen oder von Höhenschichten leicht
herstellbares Hilfsmittel zur Verdeutlichung der Oberflächengestalt
eines Erdraumes ist das Profil.
1 hypsos — Höhe. 2 bäthos — Tiefe.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
— 134 —
Rußland.
ßflgc. Bestimme die Lage Rußlands im Gradnetz! Gib den Zeit-
unterschied zwischen dem Ural und dem äußersten W an! Welche Länder-
strecken im übrigen Europa berührt der s-ste Parallelkreis? An der
Temperatur- und Regenkarte ist zu zeigen, wie mit der Entfernung vom
Ozean die Gunst des Klimas sich mindert. Bestimme die Grenzen! Im
S wird die Einsenkung am Manytschflusse als Grenze gegen Asien ange-
sehen, Wie greifen die begrenzenden Meere in das Land ein? Weise an
der Karte die allseitige Abdachung des russischen Flachlandes nach!
Rußland, das mehr als halb so groß ist wie ganz Europa,
nimmt den ganzen O des Erdteils ein. Durch 40 Längen- und
25 Breitengrade hindurch beträgt die ns-e und wö-e Ausdehnung
rund 2500 km, d. i. das 2^ fache der Strecke von Cöln bis
Königsberg. Moskau, in der Nähe des Schnittpunktes des
40. Meridians und des 55. Parallels, bezeichnet den natürlichen
Mittelpunkt des Landes. Ein Kreis von hier aus mit der doppelten
Entfernung Moskau—petersburg geschlagen, schließt mit Ausnahme des
äußersten Nw und No das ganze Land ein*. Im W liegen freilich noch
innerhalb des Kreises Ost- und Westpreußen, der ö-ste Teil von Pommern
und die Ostsee.
Oberflächenbild. Den Hauptteil bildet ein ungeheures Tief-
land, in dem nur wenige flache Bodenerhebungen über die Tief-
landsgrenze hinausgehen. Trotz diefer Gleichförmigkeit entbehrt
doch das Land nicht der Mannigfaltigkeit, besonders infolge seiner
Ausdehnung von der unwirtlichen Eismeerküste des N bis zu den
milden Mittelmeergestaden.
Zwischen dem Ural im O und den Grenzländern Finnland,
den russischen Ostseeländern und Russisch-Polen im
W lagert im N das waldreiche, sehr dünn bevölkerte Nordrus-
sische Tiefland und s des Nordrussischen Landrückens das
hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht zugewandte Mittel- und
Südrußland, dem sich die Kaspische Niederung und die
Halbinsel Krim anschließt.
a) Die russischen Ostseeländer und Russisch-Polen. Die russischen
Ostseeländer ziehen von der deutschen Grenze bis zum Finnischen
Meerbusen und sind in manchen Stücken den Landschaften des
deutschen Ostens ähnlich. An der Fortsetzung der deutschen Küste
treten Dünenketten auf; jenseit des Rigaischen Meerbusens folgt
eine niedrige Steilküste. Hinter der Düne in der Nähe _ der
Grenze der russische Rivale von Memel, Libau Q, neuerdings
zum Kriegshafen umgeschaffen. Im N schneidet der Rigaische
Meerbusen tief ein; in dessen sö-em Winkel Riga □ (325)
an der Dünamündung, die dritte Seehandelsstadt des Reichs, einst
der Eingang der deutschen Hansa in das Flachland. An _ der
innersten Stelle des Finnischen Meerbusens, inmitten öder Heiden
und Moräste, aus dem Delta des breiten Newastromes die
* Ein zweiter konzentrischer Kreis mit der einfachen Entfernung Moskau
—Petersburg trifft eine Anzahl wichtiger Punkte, so daß beide Kreise als
Grundfiguren zu einer Skizze betrachtet werden können.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Europa Königsberg Moskau Moskau—petersburg Pommern Ostsee Finnland Finnischen
Meerbusen Rigaischen_Meerbusens Libau Rigaische
Meerbusen Riga Moskau
—Petersburg
— 51 —
Mars.
Er ist der erste der sogenannten äußeren Planeten. Wenn
aber von dem Umstand abgesehen wird, daß wir gerade den dritten
Hauptplaneten, von der Sonne an gerechnet, bewohnen, so bildet er
mit Merkur, Venus und Erde die Gruppe der sonnennahen
Planeten, die außerdem noch miteinander gemein haben, daß sie
sämtlich mäßig groß, dicht, fast oder ganz kugelförmig sind und
eine nahezu 24 stündige Umlaufszeit haben. Mars kann aber nie
in eine untere Konjunktion, wohl aber in Opposition mit der
Sonne kommen, und die Zeit von einer Opposition zur andern
dauert 2 Jahre 48 Tage 23 Stunden; auch Phasengestalt kann
bei ihm nicht wahrgenommen werden, da uns immer mehr als die
Hälsle erleuchtet erscheint.
Mars ist kenntlich an seinem rötlichen Lichte. Im Fern-
rohr erscheinen die um die Pole gelagerten Striche weiß, wie von
einer mit den Jahreszeiten ab- und zunehmenden Schneekappe be-
deckt; alle andern Gegenden sind teils rötlich-gelb, teils grau. Ob-
gleich die Atmosphäre des Mars, falls der Planet überhaupt eine
solche besitzt, außerordentlich dünn ist und nur wenig Wasserdampf
enthält, so hält man doch daran fest, daß die Polarkappen ihre
Entstehung einer einfachen Kondensation von Wasserdampf auf der
intensiv kalten Oberfläche des Planeten verdanken, also unserem
Rauhfrost ähnliche Bildungen sind. Eine besondere Eigentümlichkeit
sind die sogenannten Kanäle, lange, dunkle Linien, deren Breite
von deni Mailänder Astronom Schiapareüi* (skiap —) bis 300 km
geschätzt wird. Merkwürdig ist, daß sie sich nicht immer mit gleicher
Deutlichkeit zeigen, sondern sich zuweilen wie aus einer Nebelmasse
Zu bilden scheinen; zu ihnen gesellen sich hin und wieder mit ihnen
parallel gehende neue Kanäle, die ebenso rätselhaft verschwinden,
wie sie gekommen sind. Das Woher der Kanäle sowie ganz be-
sonders ihre Verdoppelung ist von der Astronomie noch nicht über-
einstimmend aufgeklärt.
Mars hat 2 Monde, die aber auch dem Marsbewohner nur
als kleine Sternchen erscheinen können, da sie nur einen Durchmesser
von 91/2 km i^Phobos = Furcht) und 8 km (Deimos = Schrecken)
haben. Der innere Mond, Phobos, der in etwa 71/2 Stunden sich
um seinen .^auptplaneten dreht, also in viel kürzerer Zeit als dieser
nm seine Achse, weist aus dem eben angeführten Grunde noch die
Merkwürdigkeit aus, daß er für den Marsbewohner im W auf und
im O untergeht.
Tie Asteroiden.
Sie bilden eine Gruppe von Sternen zwischen Mars und
Jupiter, deren Zahl gegenwärtig rund 700 beträgt. Ste bewegen
1 gest. 1910.
4*
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
— 15 —
durch die bis in jene Höhen emporgeschleuderten Auswurfsprodukte
des Krakatau (1883) und des Mont Pelee auf Martinique, die um
die Erde herumgeführt wurden und durch die Brechung der Sonnen-
strahlen jene wunderbaren Farbenerscheinungen hervorriefen, die man
als leuchtende Nachtwolken bezeichnet.
Das Zurückweichen der polaren Luftströmungen ruft an den
Polen die herrschenden Westwinde hervor.
Ein von großer Höhe herabfallender Körper weicht von der
Lotrichtung nach O ab, wie Benzenberg durch seine Versuche im
Michaelisturm in Hamburg nachgewiesen hat. Der gewichtigste
Beweis jedoch ist der Foucaultsche Pendelversuch. Da die
Schwingungsebene eines Pendels,- auf welches andre Kräfte als die
Schwere nicht einwirken, unveränderlich bleibt, so muß es in einer
bestimmten Zeit seine Stellung gegen die unter ihm rotierende Erde
ändern. An jedem Pol beträgt die Richtungsänderung in einer
Stunde 15°; zwischen Pol und Äquator hängt ihre Größe von der
geographischen Breite ab.
Folgen der Rotation.
Die Folgen der Rotation der Erde sind die scheinbare tag-
liche Bewegung der Gestirne um die Erde und der tägliche Licht-
und Wärmewechsel auf der Erde.
Die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne findet in der
Achsendrehung unserer Erde die einfachste Erklärung. Tritt ein Ge-
ftirn in den ö-en Horizont des Beobachters, so geht es für ihn ausi.
Sinkt bei der fortgesetzten Drehung der Erde von W nach O der
ö-e Horizont unter das Gestirn, so steigt es scheinbar empor, bis
der Meridian es passiert, der Stern also seine obere Kulmination
erreicht. Darauf nähert sich ihm der w-e Horizont; das Gestirn
sinkt am W-Himmel, bis es in den w-en Horizont tritt, also unter-
geht. Bei der weiteren Drehung der Erde nähert sich ihm wieder
der Meridian, passiert es (untere Kulmination), und endlich tritt es
wieder in den ö-en Horizont. In der Zeit von einer Kulmination
eines Fixsternes bis zu derselben nächsten hat die Erde eine volle
Umdrehung zurückgelegt. Diese Zeit nennt man einen Sterntag.
Er ist das einzige, von der Natur selbst gegebene Zeitmaß, das sich
immer gleich bleibt und das daher auch in der Astronomie als Grund-
maß der Zeit dient. Er wird gerechnet von einer Kulmination des
Frühlingspunktes bis zur nächsten. Die Länge dieses Tages, also
auch der Rotationsdauer der Erde, hat sich seit den frühesten Zeiten
astronomischer Berechnung noch nicht um Vio Sekunde geändert.
Da die Sonne scheinbar (S. 10) während einer Umdrehung der Erde
um ihre Achse sich 1° weiter nach O unter den Fixsternen bewegt
1 An einer Armillarsphäre zu veranschaulichen.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Landesaufnahme zur Anwendung gebracht. Freilich ein plastisches
Bild der Bodengestaltung liefern sie nicht. In neuerer Zeit gibt
man auch die Linien gleicher Meerestiefe, Jfobathen genannt, auf
den Karten an (s. S-W, Bl. 16—43).
2. Plastischen Eindruck gewährt dem Auge die Schraffierung
geneigter Flächen durch Linien, deren Stärke zur Größe der Neigung
in einem bestimmten Verhältnisse steht. Der sächsische Major Leh-
mann stellte 1796 ein wissenschaftliches System der Schraffierung
auf, das mit geringen Änderungen noch jetzt gebräuchlich ist. Er
nimmt an: „jeder Punkt der Grundebene sei senkrecht beleuchtet, die
horizontale Fläche habe demnach volles Licht, je schräger eine Fläche
stehe, desto lichtärmer werde sie".' Er stellt also horizontale Ebenen
ganz weiß, Erhebungen mehr und mehr schwarz, d. h. mit immer
breiteren Strichen dar, bis zu einem Neigungswinkel von 45°, der
durch völlige Schwärze bezeichnet wird („Je steiler, desto dunkler").
Die Striche sind stets nach der Himmelsgegend gerichtet, nach welcher
das Gelände abfällt", sie laufen von einer (wenn auch nicht ausge-
zogenen) Höhenkurve bis zur nächsten und stehen auf beiden senk-
recht, sind also um so kürzer, je steiler das Terrain ist; auch bilden
die Schraffen der einen Böschung keine ungebrochene Linie mit denen
der darauf folgenden, sondern stehen abwechselnd mit diesen". Die
Zeichnung der Schraffen ist sehr mühevoll, dafür bietet aber auch
die gut gezeichnete Karte eines gebirgigen Landes, besonders wenn
statt der senkrechten Beleuchtung die schräge (von Nw her, in einem
Winkel von 45°) angenommen wird, ein schönes Bild lebensvoller
Plastik.
3. Die verschiedene Flächenfärbung nach Höhen-
schichten eingeführt zu haben, ist ein Verdienst E. v. Sydows. Er
wandte für das Tiefland grüne Farbentöne an, für das Meer hell-
blaue, für die Bergstriche braune. In neuerer Zeit bedient man
sich immer ausgiebiger des Buntdruckes zur Hervorhebung der Boden-
Plastik. Stehende Gewässer werden meist in Blau gehalten, und je
tiefer sie sind, desto dunkler, Tiefebenen bis zu 200 m über dem
Meeresspiegel in Grün, ebenfalls „je tiefer, desto dunkler", Höhen-
stufen über 200 m in Braun, je höher, desto dunkler, Firnen und
Gletscher weiß mit hellblauen, isohypsenartigen Linien (dabei die
Gebirgsschraffen und die Flüsse schwarz). Dann und wann sieht
man bei Wandkarten die Gebirge nicht in Schraffierung gezeichnet,
sondern durch Malen mit unmerklich ineinander übergehenden
Farbentönen, durch sogenannte Schummerung, Kreidemanier, her-
-gestellt.
Erwähnt sei hier noch die Wiedergabe der Bodengestalt in er-
habener Arbeit, das Relief. Es stellt die Höhengliederung eines
Gebietes am besten dar; aber seine Herstellung ist umständlich und
kostspielig. ^ Es kann auch A^r kleine ,G&jbiete umfassen, weil bei
größeren die Erhebungen wegen j.ihrex^Ger^ngsügigkeit gegenüber den
Schuib-iv.;h'.'ng
Brc-i •
&chulbucriütuiiuüi$ft
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Die äußerste Hülle der Sonnenatmosphäre ist die rätselhafte
Korona, die bisher nur bei totalen Sonnenfinsternissen gesehen
worden ist. Sie breitet sich in mattem Glänze von der Sonne
nach allen Richtungen hin strahlenförmig aus; die Strahlen sind
häufig länger als der Sonnendurchmesser. Zur Zeit der Flecken-
maxima breitet sich die Korona gleichmäßig nach allen Richtungen
aus. Zur Zeit der Fleckenminima erstrecken sich die Koronastrahlen
von den äquatorialen Teilen aus wie große Besen: von den
Sonnenpolen werden sie „gegen den Äquator herabgezogen, ganz
wie die Kraftlinien um die Pole eines Magneten", weshalb man
annimmt, daß die jeweilige Struktur der Korona auf magnetische
Kräfte der Sonne zurückzuführen ist.
Das gleichförmige Licht der. „inneren Korona" wird, wie die
spektroskopische Untersuchung lehrt, hauptsächlich von Wasserstoff und
einem sonst unbekannten, Koronium genannten Gas ausgestrahlt.
Das Licht der „äußeren Korona" ist reflektiertes Sonnenlicht, das von
kleinen festen oder flüssigen Partikeln herstammt. Die strahlen-
sörmige Beschaffenheit der „äußeren Korona" deutet auf eine Kraft
hin, welche die kleinen Partikel vom Sonnenzentrum wegstößt. So
erinnern die Koronastrahlen an die Kometenschweife, die in der
Regel auch der Sonne abgekehrt sind.
Die Temperatur der Sonne wird verschieden hoch angenommen;
jedenfalls ist sie so groß, daß alle Elemente noch im Zustande der
Dissoziation sich befinden, also eine chemische Verbindung unmöglich
ist. Zöllner nimmt sie zu 13250° C an der Oberfläche, 112 0000 0
im Innern an; andere stellen niedrigere Temperaturen auf. Da-
gegen ist festgestellt, daß die jährliche Wärmemenge, welche die Ober-
fläche der Erde erhält, ausreichend sein würde, um eine die ganze
Erdoberfläche bedeckende Eisschicht von 30,8 m Dicke zu schmelzen,
und dabei beträgt diese Wärmemenge nur den 2160 millionsten Teil
aller von der Sonne in den Weltenraum ausgestrahlten Warme.
Wie die Sonne den Wärmeverlust deckt, darüber bestehen verschiedene
Hypothesen, die aber nichts weiter als eine gewisse Wahrscheinlichkeit
für sich haben.
Wie die Sonne eine Achsenbewegung hat, so muß sie auch
eine fortschreitende Bewegung im Räume haben. Man hat dies aus
den Beobachtungen, die die Spektralanalyse an die Hand gibt, so-
wie aus dem Auseinanderrücken der Fixsterne an einer Stelle des
Himmels und dem entsprechenden Zusammenrücken an der entgegen-
gesetzten Stelle ' geschlossen. Der Weg, den die Sonne in einer
Sekunde zurücklegt, beträgt 20 km. Wo wir den Mittelpunkt der
Bewegung zu suchen haben, ist zurzeit noch ungewiß.
Der Mond (Erdmond).
Der Mond, dieser treue Begleiter der Erde, der „stille Ge-
fährte der >Nacht", ist wie die Erde eine Kugel, aber nur von
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1781 von Wilhelm Herschel wurde diese Grenze um das Doppelte,
durch die des Neptun von Leverrier und Galle um mehr als das
Dreifache weiter hinausgerückt. Uranus wurde zuerst als ein Komet
angesehen; erst Laplace erkannte seine Planetennatur. Nicht nur
seine bedeutende Größe, sondern auch seine übrigen Eigenschaften,
die er mit Jupiter und Saturn gemein hat, unterscheiden ihn wesent-
lich von den sonnennahen Planeten. Uranus hat 4 Monde, die
sich von O nach Za unter einem Winkel, der 98° gegen die Bahn-
ebene des Planeten geneigt ist, bewegen.
' Neptun.
Kurze Zeit nach der Entdeckung des Uranus wurden zwischen
den Vorausberechnungen seiner Bahn und den Beobachtungen Ab-
weichungen wahrgenommen. Diese „Störungen" wurden auf die t
Einwirkung eines Planeten außerhalb der Uranusbahn zurückgeführt.
Leverrier in Paris berechnete nun aus den Störungen den Ort und
die Masse dieses zunächst nur in der Voraussetzung existierenden
Körpers, der als ein Stern neunter Größe am Himmel stehen mußte.
Da die Berliner Sternwarte damals die besten Sternkarten besaß,
welche Sterne bis zu neunter Größe verzeichnet enthielt, wandte sich
Leverrier an den Direktor dieser Sternwarte, Encke, in der Hoffnung,
daß mit Hilfe dieser genauen Sternkarten durch Vergleichung sich
sehr leicht ein fremder Körper herausfinden lassen werde. Der mit
der Nachforschung beauftragte Assistent Galle1 fand noch an dem
Abend desselben Tages, an welchem das Schreiben eintraf (23. Sept.
1864), unweit der bezeichneten Stelle den errechneten Planeten.
Später stellte sich heraus, daß Neptun, ebenso wie auch Uranus,
schon früher als Fixstern beobachtet, nur nicht wegen seiner geringen
Ortsveränderung unter den Fixsternen als Planet erkannt worden
war; bei der großen Umlaufszeit des Neptun beträgt sein jährliches
Fortrücken wenig mehr als 2 °.
Über die physischen Eigenschaften Neptuns hat man nur Ver-
mutungen. Sicher ist, daß der Planet von einem Monde begleitet
wird, der sich, wie die Satelliten des Uranus, in der Richtung von
O nach W um seinen Hauptplaneten bewegt.
Kometen und Meteore (Sternschnuppen und Feuerkugeln).
Die Kometen (Haar- oder Schweifsterne, von kome = Haar)
weisen, soweit sie mit bloßem Auge zu beobachten sind, zumeist zwei
Hauptteile auf, den Kopf und den Schweif. Der Kopf besteht aus
einer Nebelhülle, die im Innern durch Lichtverdichtung einen Kern
enthält. Der Schweif, dessen Lichtschimmer sich allmählich im
Himmelsraum verliert, liegt immer auf der der Sonne abgekehrten
* Später Direktor der Sternwarte zu Breslau, gest. 1910.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Herschel Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Encke Neptuns Breslau