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23 Zoll Regen in Dublin sind auf 208 Regentage vertheilt,
die 20 Zoll in Kopenhagen dagegen nur auf 134 Regentage.
Es wäre zu wünschen, daß man die Vertheilung des Re-
gens für die ganze Oberfläche der Erde kännte, und mittels
einer allgemeinen Regenkarte einen Ueberblick dieser Naturver-
hältnisse erlangen könnte. Wir wollen uns darum hier auf einen
Theil der Erdoberfläche beschränken, und zwar auf Afrika und
Europa, vom Aequator bis zum 60. Grad nördlicher Breite.
Auf diesem Striche treten uns folgende 4, hinsichtlich der Regen-
verhältnisse verschiedene Gürtel entgegen:
1. Der Gürtel des Sommerregens, vom Aequator
bis zum 15. Grad nördlicher Breite reichend. Auf diesem Striche
ist der Regen, wie beinahe überall in den Ländern innerhalb
der Wendekreise, in der Regel auf eine gewisse Jahreszeit be-
schränkt, und zwar auf die Zeit, da die Sonne über der nörd-
lichen Halbkugel steht, mithin auf die Tage, da es bei uns
Sommer ist. Die Regenmenge ist dabei sehr beträchtlich und im
allgemeinen weit bedeutender als in der temperierten Zone.
Dann schwellen dort die Flüsse an, steigen über ihre Ufer und
überschwemmen große Landstrecken; die Seen erweitern sich nicht
wenig, wovon der Tschad im Innern Afrikas ein Beispiel gibt.
Die Regengüsse sind daneben viel heftiger als in den gemäßig-
ten Klimaten*). Die Regelmäßigkeit des Regnens beschränkt sich
dann nicht blos auf die jährliche Vertheilung, sondern zeigt sich
auch in Hinsicht der Tageszeit. Am Morgen ist die Luft kalt,
gegen den Vormittag ziehen die Wolken auf, und zwischen 10 und
11 Uhr fängt es an zu regnen, was den ganzen Nachmittag
anhält, bis die Luft sich bei Sonnenuntergang wieder aufklärt
und die Nacht hindurch rein bleibt. Dies wiederholt sich fast
während der ganzen Regenzeit mit so genauer Regelmäßigkeit,
daß die Bewohner jener Gegenden, wenn sie Geschäfte abmachen,
oder Lustpartien unternehmen wollen, mit einander verabreden,
ob sie vor oder nach den Regenstunden stattfinden sollen.
Die Regenzeit tritt in der heißen Zone keineswegs gleich-
zeitig ein, sondern sie folgt der Sonne in ihrem Fortrücken gen
Norden, so daß die Regentage früher am Aequator anfangen als
in den weiter von demselben entfernten Gegenden. Die westlichen
und östlichen Grenzen dieses Regengürtels erstrecken sich vom
*) Man hat in Cayenne in Südamerika Beispiele gehabt, daß
dort an einem halben Tage ebensoviel Regen gefallen, als nach einer
Mittelzahl wahrend eines ganzen halben Jahres in Kopenhagen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Dublin Kopenhagen Afrika Europa Afrikas Südamerika Kopenhagen
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durchschnitten. Welche Perspective bietet sich hier dem Auge, wenn
es die langen Straßen entlang blickt! — An prächtigen Gebäu-
den ist Berlin sehr reich. Da steht am Ende der Linden das
große königliche Schloß am Schloßgarten; hoch über das Dach
hebt sich die kupfergedeckte Kuppel mit dem vergoldeten Kreuz
darüber und der Inschrift um den blauen Ring der Kuppel:
„In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Kniee, die
im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Ein
anderes imposantes Gebäude ist das Zeughaus, das Museum
der preußischen Heere, in welchem sie die Trophäen gesammelt
haben, die sie den Feinden zu verschiedenen Zeiten abgenommen,
und das Magazin für Kriegsgeräth. In dem untern Raume
finden sich Geschütze und Wagen, während der obere durch Ge-
wehre, Säbel, Fahnen u. s. w. gefüllt wird. Nicht weit von
diesem Gebäude steht die Universität, die unter allen Anstalten
der Art die meisten Studenten zählt, und wo jede Wissenschaft und
Kunst durch große Männer würdig vertreten ist. Außer dem Schin-
kelschen Museum zieht auch noch das Neue Museum die Auf-
merksamkeit aller auf sich. Dasselbe ist ebenfalls wie jenes, das alte,
mit dem es durch einen Zwischenbau verbunden ist, auf einem
Rost von Pfahlwerk errichtet. Im untern Stock befinden sich das
ägyptische Museum, die nordischen Alterthümer und das ethno-
graphische Cabinet, im zweiten Stock Sculpturschätze, und im
dritten ist das Kupferstichcabinet. Im ersten Raume erblicken wir
Landschaftsgemälde aus Aegypten, ägyptische Statuen, Mumien,
Alterthümer, Gräber, Gemälde, und in dem Cabinet für das
nordische Alterthum zieren entsprechende Frescogemälde die Wände.
Im zweiten sehen wir Bilder griechischer und römischer Bauwerke,
Darstellungen aus Natur und Sitten des classischen Alterthums
und Alterthümer der Griechen, Römer, des christlichen Mittel-
alters und der modernen Bildhauerkunst.
Unter den übrigen zahlreichen Merkwürdigkeiten Berlins ist
auch noch die granitne Riesenschale vor dem Schinkelschen
Museum zu nennen, in deren Nähe ein Springquell von 60 Fuß
Höhe emporsteigt. Diese Schale wiegt 1500 Ctr. und ist aus
der einen Hälfte eines erratischen Blocks, der bei Fürstenwalde
liegt, gearbeitet worden. Fast zwei Jahre arbeiteten 20 Gesellen
an Ort und Stelle daran, und nur unter großen Anstrengungen
von 70 Arbeitern und Maschinen gelang es, die 22 Fuß im
Durchmesser haltende Schale herab zur Spree und dann nach
Berlin zu schaffen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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297
buswagen allein machen täglich 7400 Reisen durch die Altstadt.
Man rechne nun die übrigen Wagen jeder Art und Größe dazu!
Einen fernem Maßstab der Bewegung in dieser geräusch-
vollen Hauptstadt, wo jeder nur an sein Geschäft („business“)
denkt und wo für so viele Tausende jeder Tag ein beständig
erneuerter Kampf um das Dasein (a 8tru^l6 for life) ist, ge-
den die verschiedenen Bahnhöfe innerhalb und außerhalb derselben:
am Bahnhof (terminus) von London-Bridge, von wo die Eisen-
bahn nach Greenwich, Brighton und Dover führt, stieg die Zahl
der Reisenden im I. 1854 auf 10,845,000; an der südwestlichen
Station (nach Portsmouth, Southampton k.) auf 3,308,000, in
Shoreditch d. h. am östlichen Bahnhof auf 2,143,000; in Euston-
Square (nordwestlich) auf 970,000; in Paddington (westlich)
1,400,000; in Kingscroß (nördlich) 711,000 und in Fenchurch-
street, von wo die Bahn nach den Docks und nach Blackwall
ausläuft, auf nicht weniger als 8,144,000 Personen.
Wir geben zum Schluß noch den Jahresbericht von 1856
über die Bevölkerung und den Gesundheitszustand der brittischen
Hauptstadt, aus welchem bervorgeht, daß das Hauptübel des
Stadtlebens, nämlich die Erzeugung einer kurzlebenden und ge-
schwächten Bevölkerung, durch eine zweckmäßige Gesundheitspolizei
sich sehr wohl vermeiden lasse. Die Bevölkerung Londons betrug
um die Mitte von 1856 2,516,248 Einwohner und wird gegen
Ende des Jahres etwa 60,000 mehr, als am Schluß des vor-
hergehenden gezählt haben. Todesfälle waren verhältnißmäßig
geringer an Zahl, als in jedem andern Jahr, mit Ausnahme
von 1852; die Geburten (86.833) überstiegen die Todesfälle
(56,786) um 30,047; wie es in jedem Jahre unwandelbar der
Fall ist, wurden mehr Kinder männlichen, als weiblichen Ge-
schlechts geboren, während die weibliche Bevölkerung (durch Ein-
wanderung vom Lande) um 165,000 die männliche überstieg.
Zehn Jahre lang kamen 25 Todesfälle auf 1000 Einwohner;
1856 war das Berhältniß auf 22 zu 1000 herabgesunken. In
den nördlichen und westlichen Theilen der Stadt betrug die
Sterblichkeit 21, in den östlichen 23; auch in letztern hat sich
das Berhältniß gebepert. Ansteckende Krankheiten, wie Pocken und
Scharlachfieber, haben abgenommen. Aus allem dem erhellt, daß
London trotz seines schlechten Wassers, des Rauches und der
Unmäßigkeit seiner Bewohner in Bezug auf die Gesundheit der-
selben noch immer gut gestellt ist. Ein Grund mag in der Breite
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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3
zogen? Linie, beträgt 1720 deutsche Meilen; der Umkreis der
Kugel aber beträgt 5400 deutsche Meilen und ihre Oberfläche
über 9 Millionen Quadratmeilen, wovon drei Theile Wasser
und nur ein Theil Land ist. Die ganze Masse aber beträgt
mehr als 2660 Millionen Cubikmeilen. Dies haben die Gelehr-
ten mit großer Genauigkeit ausgerechnet, aber niemand kann
die göttliche Allmacht begreifen, welche diese ungeheure Kugel in
der Luft schweben läßt, und jedem Pflänzlein darauf seinen
Thau und sein Wachsthum und dem Kindlein, das geboren
wird, die lebendige und verständige Seele giebt. Man rechnet,
daß 1000 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde
leben, die der gute Gott mit der unendlichen Zahl von Thieren
jeden Tag ernährt.
Zweitens: die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn
sie Morgens hinter den Bergen aufgeht, ist doch über 20 Mil-
lionen Meilen weit von der Erde entfernt. Einen Begriff von
dieser Entfernung wird man sich dadurch machen können, wenn
man bedenkt, daß eine Kanonenkugel, welche in einer Secunde
einen Weg von 600 Fuß zurücklegt, erst nach Verlauf von
25 Jahren auf die Erde gelangen würde, wenn sie von der
Sonne abgeschossen und mit immer gleicher Geschwindigkeit fort-
fliegen würde. Daß die Sonne gleichfalls eine im Raume schwe-
bende Kugel sei und nicht blos eine runde Scheibe, begreift man
schon leichter.
Aber wer vermag ihre Größe zu erfassen, da sie aus einer
so unendlichen Entfernung solche Kraft des Lichts und der Wärme
auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr milder Strahl
bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist llllmal größer als
der der Erde; ihre Masse aber beträgt anderthalb millionenmal
so viel, als die Erde. Wenn sie hohl wäre, so hätte nicht nur
unsere Erde in ihr Raum, sondern auch der Mond, der doch
50,000 Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf
und untergehen; ja er könnte noch einmal so weit von uns
entfernt sein als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde
herum gehen. So groß ist die Sonne und geht aus der näm-
lichen allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Getreide-
körnlein bildet und zur Reife bringt; das eine ist für uns so
unbegreiflich wie das andere.
Lange glaubten selbst die gelehrten Sternforscher, dieses
unermeßliche Gestirn sei nichts anderes als eine glühende Feuer-
kugel. Rur konnte keiner von ihnen begreifen, woher dieses
Feuer seine ewige Nahrung erhält, so daß es in tausend und
1*
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Berge und Thäler entdecken und zuletzt auf einer neuen Erde
landen. Aber in dem nämlichen Verhültniß müßte unter ihm
die Erde immer kleiner werden und glänzender ihr Licht, weil
es sich auf einen kleinern Raum zusammendrängt. In einer
gewissen Entfernung hätte sie für ihn noch den Umfang eines
großen Rades, hernach wie der Mond, und endlich, wenn er
auf dem Abendstern angekommen wäre, würde er sie ferne am
Himmel als einen lieblichen Stern unter den andern erblicken
und mit ihnen auf- und untergehen sehen. »Sieh dort," würde
er, wenn er sich verständlich machen könnte, zu dem sagen, mit
welchem er zuerst bekannt würde, »sieh jenen lieblichen Stern,
dort bin ich daheim, und mein Vater und meine Mutter leben
noch dort." Es müßte ein wundersames Vergnügen sein, die
Erde unter den Sternen des Himmels und ganz als ihres
Gleichen wandeln zu sehen. Nach Hebel.
2. Gestatt der Erde.
Die ältesten Griechen hielten, nach dem oberflächlichen Zeug-
niß der Sinne, die Erde für eine flache Scheibe, umflossen vom
Ocean. Thal es (o. 630 v. Ehr.) scheint noch ein Schwimmen
der Erde auf dem Wasser des Oceans angenommen zu haben;
Anaximander (e. 600 v. Ehr.) dachte sich dieselbe als einen
frei schwebenden Cylinder, dessen Höhe V3 des Durchmessers
betragen sollte; nach Anaximenes (c. 540) ruhte sie als eine
ebene Scheibe auf der comprimierten Luft; Tenophanes gab
ihr Wurzeln, welche sich bis ins Unendliche erstreckten; Plato
(geb. 429) hielt sie für einen Würfel, und Aristoteles (geb.
384) endlich folgerte die runde Gestalt derselben aus specu-
lativen Gründen.
Man mag sich wundern, daß ein Volk, wie die Griechen,
welches seinem Scharfsinne in andern Zweigen des Wisiens so
manches unvergängliche Denkmal gesetzt hat, hinsichtlich der Ge-
stalt der Erde bis auf Aristoteles so gar nicht das Richtige ge-
troffen hat. Dies erklärt sich aber theils aus der Beschränktheit
ihrer geographischen Kenntnisse, theils daraus, daß das Auge
des Beobachters von Bergspitzen, die eine Höhe von 10,000 Fuß
haben (höhere hat Griechenland nicht), nur y4000 ^er Erdober-
fläche überblickt, und in 25,000 Fuß Höhe, der größten Erhe-
bung, welche je ein Mensch erreichte, der Halbmesser des Ge-
sichtskreises nur wenig über 43 Meilen beträgt. Die Griechen
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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größeren Entfernungen sichtbar sein, als wirklich der Fall ist.
Der über 11000 Fuß hohe Pie de Teyde auf Teneriffa, der,
wenn die Erde eine flache Scheibe wäre, bei reiner Luft auf
mehrere hundert Meilen dem bewaffneten Auge sichtbar bliebe,
verschwindet schon in einer Entfernung von 29 Meilen selbst in
den besten Ferngläsern. Es bleibt daher zur Erklärung dieser
Erscheinung nur die schon oben ausgesprochene Annahme übrig,
und weil die Meeresfläche über Zweidrittheile der gesummten
Erdoberfläche ausmacht, und die Flachländer, wo die Erscheinung
dieselbe ist, wie auf dem Meere, einen größeren Raum einneh-
men, als die Gebirgsländer, so berechtigt uns die Allgemeinheit
dieser Erscheinung zu Wasser und zu Lande zu dem Schlüsse,
daß die Krümmung der Erdoberfläche überall stattfinde, daß also
die Erde eine abgerundete Gestalt haben müsse. Zu demselben
Ergebniß führt uns die Beobachtung, daß überall auf Land-
und Meeresflächen der kreisförmige Horizont in stets unverän-
derter Gestalt sich nach allen Richtungen mit dem Beobachter
dergestalt fortbewegt, daß dieser sich überall in seinem Mittel-
punkt befindet, was nur auf einem runden Körper möglich ist.
Zwei Beobachtungen anderer Art führen nicht nur zu dem-
selben Resultat, sondern bringen uns auch um einen entscheiden-
den Schritt weiter. Bekanntlich sind in den weiter östlich ge-
legenen Ländern seit der Zeit, da ihnen am Morgen die Sonne
über dem Horizonte erschienen ist, schon mehrere Stunden ver-
flossen, drei z. B. wenn sie 45 o östlicher liegen, wenn sie denen,
welche mehr westlich liegen, eben erst aufgeht. So geht den
Chinesen die Sonne unter, während es in Deutschland Mittag
ist, und dis Freistaaten am Missisippi noch einige Zeit warten
müssen, bis ihnen die Sonne den neuen Tag bringt. Offenbar
geht also die Sonne den östlichen Ländern früher auf, als den
westlicher gelegenen. Wenn die Erde eine flache Ebene wäre, so
verhielte sich dies ganz anders; denn alsdann müßten im Mo-
mente des Sonnenaufganges die Lichtstrahlen wegen ihrer außer-
ordentlichen Geschwindigkeit gleichzeitig die ganze Ebene beschei-
nen, es müßten alle Orte der Erde Morgen haben, statt daß
sie in demselben Momente in Wirklichkeit verschiedene Tages-
zeiten zeigen. Dies läßt sich nur durch eine bogenförmige
Krümmung oder Wölbung in der Richtung von Osten nach
Westen rings um die-Erde erklären, und zwar muß diese Wöl-
bung eine im allgemeinen vollkommen gleichförmige sein, weil
gleichen Längen allemal gleiche Zeitunterschiede entsprechen. Der
östlich Wohnende sieht die Sonne, die sich von Osten nach
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Westen zu bewegen scheint, früher aufgehen, als der weiter west-
wärts Wohnende, ihre Strahlen treffen seine Horizontfläche, wenn
die westliche Gegend noch in Dunkel gehüllt ist.
Man beobachtet zweitens eine Veränderung des Standortes
der Gestirne, wenn der Beobachtungsort in der Richtung von
Norden nach Süden oder umgekehrt geändert wird. Reist
man von Norden nach Süden, so bemerkt man nicht nur, daß
die Gestirne auf der Südseite des Himmels in dem Maße höher
steigen, als man weiter vorrückt, sondern daß auch Gestirne,
welche man zu Anfang der Reise am südlichen Himmel gar
nicht wahrgenommen, beim weiteren Vorrücken zuerst am Hori-
zonte sichtbar werden und hierauf immer höher emporsteigen.
Umgekehrt sinken Gestirne, welche man anfangs am nördlichen
Himmel hoch über dem Horizonte sah, beim Vorrücken nach
Süden immer tiefer gegen denselben, bis sie zuletzt ganz unter
ihm verschwinden. So steht z. B. der Polarstern, der unter dem
45 o N. Br. um eben so viele Grade über dem nördlichen Ho-
rizonte steht, unter dem Aequator genau im Nordpunkt des
Horizontes. Die Zu- und Abnahme der horizontalen Höhe der
Gestirne steht nun aber mit der Größe des zurückgelegten Weges
in einem so steten Verhältnisse, daß, wenn man eine bestimmte,
immer gleiche Anzahl von Meilen südwärts vorrückt, ein Stern
am nördlichen Himmel genau um eben so viel gegen den nörd-
lichen Horizont herabsinkt, als ein gegenüber liegender südlicher
Stern über den südlichen Horizont emporsteigt. Wäre die Erde
eine Fläche, so würde ein zu Anfang einer solchen Reise am
nördlichen Himmel beobachteter Stern unseren Blicken nie ent-
schwinden, und ein am südlichen Himmel nicht geselfkner Stern
könnte nie sichtbar werden, noch viel weniger immer höher über
den Horizont emporsteigen. Will man sich daher diese scheinbare
Ortsveränderung der Gestirne erklären, so ist sie nur möglich
durch die Annahme einer Krümmung oder Wölbung der
Erde in der Richtung von Süden nach Norden, und zwar muß
dieselbe eine gleichförmige sein, weil die Zu- und Abnahme
der horizontalen Sternhöhe dem zurückgelegten Wege überall
proportional ist.
Es ergiebt sich also aus diesen beiden Beobachtungen eine
allseitige gleichförmige Krümmung der Erde in den zwei zu ein-
ander senkrechten Richtungen Ost-West und Nord-Süd, woraus
mit Recht der Schluß gezogen wird, daß die Erde die Gestalt
des einfachsten aller Körper habe, d. h. daß sie eine Kugel
sei. Geleitet durch die Ueberzeugung von der Kugelform der
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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vergrößert haben sollen, ist Wohl behauptet worden, aber eben
so wenig bewiesen, wie eine beständige Abnahme des Klimas
oder der Mittlern Iahreswärme, welche man gleichwohl aus jener
Vermehrung der Gletscher hat ableiten wollen. Von mehreren be-
sonders der ausgedehnten Gletscher ist es aber allerdings aus-
gemacht, daß sie eher größer als kleiner geworden, daß sie seit
Jahrhunderten bedeutende Strecken weiter ins Thal herabgestiegen
sind. Beim Aargletscher z. B. beträgt dieses Dorrücken seit meh-
reren Jahren 8 Meter (24 Fuß) jährlich. Auch die Pasterze am
Großglockner hat sich seit dem letzten Jahrhundert bedeutend
vergrößert. Nur in sehr hohen Alpentheilen und an Gletschern
zweiter Ordnung kommen jene Fälle vor, wo Gletscher, die wirk-
lich größer geworden, auch größer geblieben sind. Ueber den
Vernagtgletscher in der Oetzthalgruppe, welcher mehrmals ein be-
deutendes Terrain eroberte und sich in andern Perioden wieder
zurückzog, dabei auch die aus höher gelegenen Gletschern kom-
menden Bäche aufstaute und dadurch sehr große Ueberschwem-
mungen veranlaßte, reichen die Nachrichten bis zum Jahre 1599
zurück. Seitdem dehnte sich die Gletschermasse fünfmal bis zu
den Felsen eines gegenüber stehenden Berges aus, und die Länge
des Gletschers vergrößerte sich dabei um 5000 Fuß. Seine größte
Länge erreichte er in den Jahren 1601, 1677 oder 1678, 1772,
1822 und 1845. Während beim Vorrücken die Strecke vom ge-
wöhnlichen Gletscherende bis zu der ein nicht zu überschreitendes
Ziel setzenden Querwand gewöhnlich in einem bis drei Jahren
ausgefüllt wurde, war die Dauer des allmählichen Zurückziehens
bis zur gewöhnlichen Größe in den verschiedenen Perioden sehr
ungleich und betrug in der zweiten Periode nicht weniger als
34 Jahre.
Die eben beschriebene Ortsveränderung, welche man die
Oscillationen oder Schwankungen in dem Stande des Gletscher-
endes nennt, und welche hauptsächlich das Ergebniß aus dem
jährlichen Abschmelzen und der Bewegung ist, darf, wie bereits
angedeutet, nicht mit der eigentlichen Bewegung der Glet-
scher verwechselt werden, d. h. mit jenem Fortschreiten der gan-
zen Eismasse nach der Tiefe, welches sich an allen Punkten,
jedoch in sehr verschiedener Größe, äußert. Die Thatsache, daß
die ganze Masse des Gletschers, sowie die des ihn nährenden
Firns in einer fortwährenden Bewegung begriffen ist, hat ihn
in den Augen mancher altern phantasiereichen Naturforscher sogar
als ein organisches Wesen erscheinen lassen, und man hat eine
Theorie von dem Lebensprincip und dem organischen Wachsthum
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
70
der Gletscher aufgestellt. Jedenfalls ist die Bewegung der Glet-
scher eine der interessantesten und merkwürdigsten Erscheinungen
für den Naturforscher, und auf sie haben sich die Untersuchungen
lange Zeit vorzugsweise bezogen.
Daß die Gletscher ihrer ganzen Ausdehnung nach sich stets
thalwärts bewegen, ist übrigens eine entschiedene, durch vielfache
Beobachtungen als unumstößlich bewiesene Thatsnche. Einen der
auffallendsten Beweise dafür lieferte eine Leiter, welche der be-
rühmte Naturforscher Horace de Saussure bei einer Besteigung
des Col du Geant im Jahre 1788 benutzte und beim Herab-
steigen auf dem Glacier Lechaud liegen ließ. Im Jahre 1832,
also nach 44 Jahren, fand man diese Leiter, nachdem sie bis
dahin nicht hatte aufgefunden werden können, zertrümmert, aber
an ihren Bruchstücken kennbar, auf den untern Theilen desselben
Gletschers, nicht viel oberhalb des Montanvert, wieder. Forbes,
der sich in Chamouni genaue Nachricht über ihren ursprünglichen
Standpunkt und über ihre Identität (Einerleiheit) mit Saussure's
Leiter verschafft hatte, gibt ihre Entfernung oder den Raum,
den sie in der Zwischenzeit zurückgelegt hatte, auf etwa 12,000
pariser Fuß oder mehr als eine halbe deutsche Meile an, so daß
sich eine Bewegung von etwa einem Fuß in einem Tage ergibt.
Schon etwas früher (um 1830) versuchte Hugi die Fortbewe-
gung des Eises des kaum 5 Procent geneigten Unteraargletschers
zu messen, indem er mehrere Jahre nach einander die Verände-
rungen in der Lage eines besonders in die Augen fallenden un-
geheuren Granitblocks auf der Mittelmoräne beobachtete. Die
Hütte, welche Hugi auf der Oberfläche dieses Gletschers errichtete,
rückte von 1827—1830 um 2184 Fuß abwärts und bis 1836
4384 F., die Signalstange auf jenem Granitblock aber in den
ersten drei Jahren 2944 F. Vom Mürz bis August 1851 allein
wanderte Hugi's Hütte etwa 1000 F. weit. Agassiz wieder-
holte die Messungen am Unteraargletscher, fand aber wesentlich
verschiedene Ergebnisse. Die Fortbewegung betrug da, wo sie am
größten ist, d. h. ungefähr in der Mitte der Längenaxe des
Gletschers, jährlich 250 Fuß, eine halbe Meile weiter abwärts
nur 160 F., und am untern Ende wahrscheinlich noch weniger.
Im Jahre 1842 unternahm es der schottische Naturforscher For-
des, Beobachtungen auf dem Mer de Glace von Chamouni an-
zustellen, um nicht blos die jährliche, sondern sogar die tägliche
Bewegung des Gletschers festzustellen, und spätere Beobachtungen
mannigfacher Art machten es ihm möglich, die jährliche Bewe-
gung an verschiedenen Punkten dieses ausgedehnten und eine
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Horace_de_Saussure Forbes Hugi August Chamouni
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der ein kleines Kreuz aufgerichtet ist. Diese Kugel be-
deutet wieder die Erde und das Kreuz darauf soll uns
erinnern, daß Christus auf die Erde gekommen ist, um
das Menschengeschlecht zu erlösen. Die Vorstellung, die
Erde ist eine Kugel, ist also der christlichen Welt keine
fremde gewesen, nur wurde sie nicht so viel besprochen
wie heutzutage.
Die Anziehungskraft der Erde.
Aber, heißt es, wenn die Erde eine Kugel ist, so
muß ja, was seitwärts und noch mehr, was unterhalb
derselben ist, von ihr weg-, und Gott weiß wohin in den
Weltenraum hinausfallen, wenn es nicht an die Unter-
fläche und Seitenfläche der Erde gebunden oder befestigt
ist. So hören wir, daß das feste Land von Wasser oder
dem Weltmeere umgeben ist, dieses muß also auch an der
Seiten- oder Unterfläche der Erde sein; wie soll aber das
Wasser dann nicht wegfallen, und die Meerestiefe nicht
geleert werden? Man sagt ferner: Wie soll ein Schiff
fahren können, wenn die Erde rund ist und es also ab-
wärts geht wie an der Halde eines Berges, und wie
käme vollends ein Schiff wieder herauf? Wie könnten
Menschen gehen und stehen seitwärts an der Erde und
unterhalb derselben? Solcherlei und ähnliche Fragen hört
man gar viele. Darauf haben wir nur eine Antwort:
Gott hat die Erdkugel so eingerichtet, daß überall alles
in Ordnung bleibt und alle Theile der Kugeloberfläche
von Menschen oder von Thieren belebt sein können, ob
sich diese auf dem festen Erdboden bewegen oder auf dem
Wasser schwimmen oder in der Luft dahin schweben. Er
legte in die Erde, in ihren Mittelpunkt, eine Kraft,
welche von dort aus strahlenförmig an alle Punkte der
Erdoberfläche und noch weit über diese hinausreicht. Diese
Kraft heißt man gewöhnlich Anziehungskraft, weil die
Erde durch sie alles anzieht und zwar in der Richtung
gegen den Mittelpunkt hin, so daß sich gar nichts von
ihr entfernen kann, außer man wende Gewalt an. Doch
hilft auch die Gewalt nicht; denn man mag einen Stein
in die Höhe schleudern oder durch die Kraft des Pulvers
in die Höhe treiben, er kommt immer wieder herab.
Was also auf der Erde ist, wird durch die Anziehungs-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]