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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 79

1858 - Osnabrück : Rackhorst
79 23 Zoll Regen in Dublin sind auf 208 Regentage vertheilt, die 20 Zoll in Kopenhagen dagegen nur auf 134 Regentage. Es wäre zu wünschen, daß man die Vertheilung des Re- gens für die ganze Oberfläche der Erde kännte, und mittels einer allgemeinen Regenkarte einen Ueberblick dieser Naturver- hältnisse erlangen könnte. Wir wollen uns darum hier auf einen Theil der Erdoberfläche beschränken, und zwar auf Afrika und Europa, vom Aequator bis zum 60. Grad nördlicher Breite. Auf diesem Striche treten uns folgende 4, hinsichtlich der Regen- verhältnisse verschiedene Gürtel entgegen: 1. Der Gürtel des Sommerregens, vom Aequator bis zum 15. Grad nördlicher Breite reichend. Auf diesem Striche ist der Regen, wie beinahe überall in den Ländern innerhalb der Wendekreise, in der Regel auf eine gewisse Jahreszeit be- schränkt, und zwar auf die Zeit, da die Sonne über der nörd- lichen Halbkugel steht, mithin auf die Tage, da es bei uns Sommer ist. Die Regenmenge ist dabei sehr beträchtlich und im allgemeinen weit bedeutender als in der temperierten Zone. Dann schwellen dort die Flüsse an, steigen über ihre Ufer und überschwemmen große Landstrecken; die Seen erweitern sich nicht wenig, wovon der Tschad im Innern Afrikas ein Beispiel gibt. Die Regengüsse sind daneben viel heftiger als in den gemäßig- ten Klimaten*). Die Regelmäßigkeit des Regnens beschränkt sich dann nicht blos auf die jährliche Vertheilung, sondern zeigt sich auch in Hinsicht der Tageszeit. Am Morgen ist die Luft kalt, gegen den Vormittag ziehen die Wolken auf, und zwischen 10 und 11 Uhr fängt es an zu regnen, was den ganzen Nachmittag anhält, bis die Luft sich bei Sonnenuntergang wieder aufklärt und die Nacht hindurch rein bleibt. Dies wiederholt sich fast während der ganzen Regenzeit mit so genauer Regelmäßigkeit, daß die Bewohner jener Gegenden, wenn sie Geschäfte abmachen, oder Lustpartien unternehmen wollen, mit einander verabreden, ob sie vor oder nach den Regenstunden stattfinden sollen. Die Regenzeit tritt in der heißen Zone keineswegs gleich- zeitig ein, sondern sie folgt der Sonne in ihrem Fortrücken gen Norden, so daß die Regentage früher am Aequator anfangen als in den weiter von demselben entfernten Gegenden. Die westlichen und östlichen Grenzen dieses Regengürtels erstrecken sich vom *) Man hat in Cayenne in Südamerika Beispiele gehabt, daß dort an einem halben Tage ebensoviel Regen gefallen, als nach einer Mittelzahl wahrend eines ganzen halben Jahres in Kopenhagen.

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 171

1858 - Osnabrück : Rackhorst
171 durchschnitten. Welche Perspective bietet sich hier dem Auge, wenn es die langen Straßen entlang blickt! — An prächtigen Gebäu- den ist Berlin sehr reich. Da steht am Ende der Linden das große königliche Schloß am Schloßgarten; hoch über das Dach hebt sich die kupfergedeckte Kuppel mit dem vergoldeten Kreuz darüber und der Inschrift um den blauen Ring der Kuppel: „In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Ein anderes imposantes Gebäude ist das Zeughaus, das Museum der preußischen Heere, in welchem sie die Trophäen gesammelt haben, die sie den Feinden zu verschiedenen Zeiten abgenommen, und das Magazin für Kriegsgeräth. In dem untern Raume finden sich Geschütze und Wagen, während der obere durch Ge- wehre, Säbel, Fahnen u. s. w. gefüllt wird. Nicht weit von diesem Gebäude steht die Universität, die unter allen Anstalten der Art die meisten Studenten zählt, und wo jede Wissenschaft und Kunst durch große Männer würdig vertreten ist. Außer dem Schin- kelschen Museum zieht auch noch das Neue Museum die Auf- merksamkeit aller auf sich. Dasselbe ist ebenfalls wie jenes, das alte, mit dem es durch einen Zwischenbau verbunden ist, auf einem Rost von Pfahlwerk errichtet. Im untern Stock befinden sich das ägyptische Museum, die nordischen Alterthümer und das ethno- graphische Cabinet, im zweiten Stock Sculpturschätze, und im dritten ist das Kupferstichcabinet. Im ersten Raume erblicken wir Landschaftsgemälde aus Aegypten, ägyptische Statuen, Mumien, Alterthümer, Gräber, Gemälde, und in dem Cabinet für das nordische Alterthum zieren entsprechende Frescogemälde die Wände. Im zweiten sehen wir Bilder griechischer und römischer Bauwerke, Darstellungen aus Natur und Sitten des classischen Alterthums und Alterthümer der Griechen, Römer, des christlichen Mittel- alters und der modernen Bildhauerkunst. Unter den übrigen zahlreichen Merkwürdigkeiten Berlins ist auch noch die granitne Riesenschale vor dem Schinkelschen Museum zu nennen, in deren Nähe ein Springquell von 60 Fuß Höhe emporsteigt. Diese Schale wiegt 1500 Ctr. und ist aus der einen Hälfte eines erratischen Blocks, der bei Fürstenwalde liegt, gearbeitet worden. Fast zwei Jahre arbeiteten 20 Gesellen an Ort und Stelle daran, und nur unter großen Anstrengungen von 70 Arbeitern und Maschinen gelang es, die 22 Fuß im Durchmesser haltende Schale herab zur Spree und dann nach Berlin zu schaffen.

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 297

1858 - Osnabrück : Rackhorst
297 buswagen allein machen täglich 7400 Reisen durch die Altstadt. Man rechne nun die übrigen Wagen jeder Art und Größe dazu! Einen fernem Maßstab der Bewegung in dieser geräusch- vollen Hauptstadt, wo jeder nur an sein Geschäft („business“) denkt und wo für so viele Tausende jeder Tag ein beständig erneuerter Kampf um das Dasein (a 8tru^l6 for life) ist, ge- den die verschiedenen Bahnhöfe innerhalb und außerhalb derselben: am Bahnhof (terminus) von London-Bridge, von wo die Eisen- bahn nach Greenwich, Brighton und Dover führt, stieg die Zahl der Reisenden im I. 1854 auf 10,845,000; an der südwestlichen Station (nach Portsmouth, Southampton k.) auf 3,308,000, in Shoreditch d. h. am östlichen Bahnhof auf 2,143,000; in Euston- Square (nordwestlich) auf 970,000; in Paddington (westlich) 1,400,000; in Kingscroß (nördlich) 711,000 und in Fenchurch- street, von wo die Bahn nach den Docks und nach Blackwall ausläuft, auf nicht weniger als 8,144,000 Personen. Wir geben zum Schluß noch den Jahresbericht von 1856 über die Bevölkerung und den Gesundheitszustand der brittischen Hauptstadt, aus welchem bervorgeht, daß das Hauptübel des Stadtlebens, nämlich die Erzeugung einer kurzlebenden und ge- schwächten Bevölkerung, durch eine zweckmäßige Gesundheitspolizei sich sehr wohl vermeiden lasse. Die Bevölkerung Londons betrug um die Mitte von 1856 2,516,248 Einwohner und wird gegen Ende des Jahres etwa 60,000 mehr, als am Schluß des vor- hergehenden gezählt haben. Todesfälle waren verhältnißmäßig geringer an Zahl, als in jedem andern Jahr, mit Ausnahme von 1852; die Geburten (86.833) überstiegen die Todesfälle (56,786) um 30,047; wie es in jedem Jahre unwandelbar der Fall ist, wurden mehr Kinder männlichen, als weiblichen Ge- schlechts geboren, während die weibliche Bevölkerung (durch Ein- wanderung vom Lande) um 165,000 die männliche überstieg. Zehn Jahre lang kamen 25 Todesfälle auf 1000 Einwohner; 1856 war das Berhältniß auf 22 zu 1000 herabgesunken. In den nördlichen und westlichen Theilen der Stadt betrug die Sterblichkeit 21, in den östlichen 23; auch in letztern hat sich das Berhältniß gebepert. Ansteckende Krankheiten, wie Pocken und Scharlachfieber, haben abgenommen. Aus allem dem erhellt, daß London trotz seines schlechten Wassers, des Rauches und der Unmäßigkeit seiner Bewohner in Bezug auf die Gesundheit der- selben noch immer gut gestellt ist. Ein Grund mag in der Breite

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 3

1858 - Osnabrück : Rackhorst
3 zogen? Linie, beträgt 1720 deutsche Meilen; der Umkreis der Kugel aber beträgt 5400 deutsche Meilen und ihre Oberfläche über 9 Millionen Quadratmeilen, wovon drei Theile Wasser und nur ein Theil Land ist. Die ganze Masse aber beträgt mehr als 2660 Millionen Cubikmeilen. Dies haben die Gelehr- ten mit großer Genauigkeit ausgerechnet, aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, welche diese ungeheure Kugel in der Luft schweben läßt, und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Wachsthum und dem Kindlein, das geboren wird, die lebendige und verständige Seele giebt. Man rechnet, daß 1000 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben, die der gute Gott mit der unendlichen Zahl von Thieren jeden Tag ernährt. Zweitens: die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie Morgens hinter den Bergen aufgeht, ist doch über 20 Mil- lionen Meilen weit von der Erde entfernt. Einen Begriff von dieser Entfernung wird man sich dadurch machen können, wenn man bedenkt, daß eine Kanonenkugel, welche in einer Secunde einen Weg von 600 Fuß zurücklegt, erst nach Verlauf von 25 Jahren auf die Erde gelangen würde, wenn sie von der Sonne abgeschossen und mit immer gleicher Geschwindigkeit fort- fliegen würde. Daß die Sonne gleichfalls eine im Raume schwe- bende Kugel sei und nicht blos eine runde Scheibe, begreift man schon leichter. Aber wer vermag ihre Größe zu erfassen, da sie aus einer so unendlichen Entfernung solche Kraft des Lichts und der Wärme auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr milder Strahl bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist llllmal größer als der der Erde; ihre Masse aber beträgt anderthalb millionenmal so viel, als die Erde. Wenn sie hohl wäre, so hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, sondern auch der Mond, der doch 50,000 Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf und untergehen; ja er könnte noch einmal so weit von uns entfernt sein als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herum gehen. So groß ist die Sonne und geht aus der näm- lichen allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Getreide- körnlein bildet und zur Reife bringt; das eine ist für uns so unbegreiflich wie das andere. Lange glaubten selbst die gelehrten Sternforscher, dieses unermeßliche Gestirn sei nichts anderes als eine glühende Feuer- kugel. Rur konnte keiner von ihnen begreifen, woher dieses Feuer seine ewige Nahrung erhält, so daß es in tausend und 1*

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 8

1858 - Osnabrück : Rackhorst
8 Berge und Thäler entdecken und zuletzt auf einer neuen Erde landen. Aber in dem nämlichen Verhültniß müßte unter ihm die Erde immer kleiner werden und glänzender ihr Licht, weil es sich auf einen kleinern Raum zusammendrängt. In einer gewissen Entfernung hätte sie für ihn noch den Umfang eines großen Rades, hernach wie der Mond, und endlich, wenn er auf dem Abendstern angekommen wäre, würde er sie ferne am Himmel als einen lieblichen Stern unter den andern erblicken und mit ihnen auf- und untergehen sehen. »Sieh dort," würde er, wenn er sich verständlich machen könnte, zu dem sagen, mit welchem er zuerst bekannt würde, »sieh jenen lieblichen Stern, dort bin ich daheim, und mein Vater und meine Mutter leben noch dort." Es müßte ein wundersames Vergnügen sein, die Erde unter den Sternen des Himmels und ganz als ihres Gleichen wandeln zu sehen. Nach Hebel. 2. Gestatt der Erde. Die ältesten Griechen hielten, nach dem oberflächlichen Zeug- niß der Sinne, die Erde für eine flache Scheibe, umflossen vom Ocean. Thal es (o. 630 v. Ehr.) scheint noch ein Schwimmen der Erde auf dem Wasser des Oceans angenommen zu haben; Anaximander (e. 600 v. Ehr.) dachte sich dieselbe als einen frei schwebenden Cylinder, dessen Höhe V3 des Durchmessers betragen sollte; nach Anaximenes (c. 540) ruhte sie als eine ebene Scheibe auf der comprimierten Luft; Tenophanes gab ihr Wurzeln, welche sich bis ins Unendliche erstreckten; Plato (geb. 429) hielt sie für einen Würfel, und Aristoteles (geb. 384) endlich folgerte die runde Gestalt derselben aus specu- lativen Gründen. Man mag sich wundern, daß ein Volk, wie die Griechen, welches seinem Scharfsinne in andern Zweigen des Wisiens so manches unvergängliche Denkmal gesetzt hat, hinsichtlich der Ge- stalt der Erde bis auf Aristoteles so gar nicht das Richtige ge- troffen hat. Dies erklärt sich aber theils aus der Beschränktheit ihrer geographischen Kenntnisse, theils daraus, daß das Auge des Beobachters von Bergspitzen, die eine Höhe von 10,000 Fuß haben (höhere hat Griechenland nicht), nur y4000 ^er Erdober- fläche überblickt, und in 25,000 Fuß Höhe, der größten Erhe- bung, welche je ein Mensch erreichte, der Halbmesser des Ge- sichtskreises nur wenig über 43 Meilen beträgt. Die Griechen

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 11

1858 - Osnabrück : Rackhorst
11 größeren Entfernungen sichtbar sein, als wirklich der Fall ist. Der über 11000 Fuß hohe Pie de Teyde auf Teneriffa, der, wenn die Erde eine flache Scheibe wäre, bei reiner Luft auf mehrere hundert Meilen dem bewaffneten Auge sichtbar bliebe, verschwindet schon in einer Entfernung von 29 Meilen selbst in den besten Ferngläsern. Es bleibt daher zur Erklärung dieser Erscheinung nur die schon oben ausgesprochene Annahme übrig, und weil die Meeresfläche über Zweidrittheile der gesummten Erdoberfläche ausmacht, und die Flachländer, wo die Erscheinung dieselbe ist, wie auf dem Meere, einen größeren Raum einneh- men, als die Gebirgsländer, so berechtigt uns die Allgemeinheit dieser Erscheinung zu Wasser und zu Lande zu dem Schlüsse, daß die Krümmung der Erdoberfläche überall stattfinde, daß also die Erde eine abgerundete Gestalt haben müsse. Zu demselben Ergebniß führt uns die Beobachtung, daß überall auf Land- und Meeresflächen der kreisförmige Horizont in stets unverän- derter Gestalt sich nach allen Richtungen mit dem Beobachter dergestalt fortbewegt, daß dieser sich überall in seinem Mittel- punkt befindet, was nur auf einem runden Körper möglich ist. Zwei Beobachtungen anderer Art führen nicht nur zu dem- selben Resultat, sondern bringen uns auch um einen entscheiden- den Schritt weiter. Bekanntlich sind in den weiter östlich ge- legenen Ländern seit der Zeit, da ihnen am Morgen die Sonne über dem Horizonte erschienen ist, schon mehrere Stunden ver- flossen, drei z. B. wenn sie 45 o östlicher liegen, wenn sie denen, welche mehr westlich liegen, eben erst aufgeht. So geht den Chinesen die Sonne unter, während es in Deutschland Mittag ist, und dis Freistaaten am Missisippi noch einige Zeit warten müssen, bis ihnen die Sonne den neuen Tag bringt. Offenbar geht also die Sonne den östlichen Ländern früher auf, als den westlicher gelegenen. Wenn die Erde eine flache Ebene wäre, so verhielte sich dies ganz anders; denn alsdann müßten im Mo- mente des Sonnenaufganges die Lichtstrahlen wegen ihrer außer- ordentlichen Geschwindigkeit gleichzeitig die ganze Ebene beschei- nen, es müßten alle Orte der Erde Morgen haben, statt daß sie in demselben Momente in Wirklichkeit verschiedene Tages- zeiten zeigen. Dies läßt sich nur durch eine bogenförmige Krümmung oder Wölbung in der Richtung von Osten nach Westen rings um die-Erde erklären, und zwar muß diese Wöl- bung eine im allgemeinen vollkommen gleichförmige sein, weil gleichen Längen allemal gleiche Zeitunterschiede entsprechen. Der östlich Wohnende sieht die Sonne, die sich von Osten nach

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 12

1858 - Osnabrück : Rackhorst
12 Westen zu bewegen scheint, früher aufgehen, als der weiter west- wärts Wohnende, ihre Strahlen treffen seine Horizontfläche, wenn die westliche Gegend noch in Dunkel gehüllt ist. Man beobachtet zweitens eine Veränderung des Standortes der Gestirne, wenn der Beobachtungsort in der Richtung von Norden nach Süden oder umgekehrt geändert wird. Reist man von Norden nach Süden, so bemerkt man nicht nur, daß die Gestirne auf der Südseite des Himmels in dem Maße höher steigen, als man weiter vorrückt, sondern daß auch Gestirne, welche man zu Anfang der Reise am südlichen Himmel gar nicht wahrgenommen, beim weiteren Vorrücken zuerst am Hori- zonte sichtbar werden und hierauf immer höher emporsteigen. Umgekehrt sinken Gestirne, welche man anfangs am nördlichen Himmel hoch über dem Horizonte sah, beim Vorrücken nach Süden immer tiefer gegen denselben, bis sie zuletzt ganz unter ihm verschwinden. So steht z. B. der Polarstern, der unter dem 45 o N. Br. um eben so viele Grade über dem nördlichen Ho- rizonte steht, unter dem Aequator genau im Nordpunkt des Horizontes. Die Zu- und Abnahme der horizontalen Höhe der Gestirne steht nun aber mit der Größe des zurückgelegten Weges in einem so steten Verhältnisse, daß, wenn man eine bestimmte, immer gleiche Anzahl von Meilen südwärts vorrückt, ein Stern am nördlichen Himmel genau um eben so viel gegen den nörd- lichen Horizont herabsinkt, als ein gegenüber liegender südlicher Stern über den südlichen Horizont emporsteigt. Wäre die Erde eine Fläche, so würde ein zu Anfang einer solchen Reise am nördlichen Himmel beobachteter Stern unseren Blicken nie ent- schwinden, und ein am südlichen Himmel nicht geselfkner Stern könnte nie sichtbar werden, noch viel weniger immer höher über den Horizont emporsteigen. Will man sich daher diese scheinbare Ortsveränderung der Gestirne erklären, so ist sie nur möglich durch die Annahme einer Krümmung oder Wölbung der Erde in der Richtung von Süden nach Norden, und zwar muß dieselbe eine gleichförmige sein, weil die Zu- und Abnahme der horizontalen Sternhöhe dem zurückgelegten Wege überall proportional ist. Es ergiebt sich also aus diesen beiden Beobachtungen eine allseitige gleichförmige Krümmung der Erde in den zwei zu ein- ander senkrechten Richtungen Ost-West und Nord-Süd, woraus mit Recht der Schluß gezogen wird, daß die Erde die Gestalt des einfachsten aller Körper habe, d. h. daß sie eine Kugel sei. Geleitet durch die Ueberzeugung von der Kugelform der

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 69

1858 - Osnabrück : Rackhorst
69 vergrößert haben sollen, ist Wohl behauptet worden, aber eben so wenig bewiesen, wie eine beständige Abnahme des Klimas oder der Mittlern Iahreswärme, welche man gleichwohl aus jener Vermehrung der Gletscher hat ableiten wollen. Von mehreren be- sonders der ausgedehnten Gletscher ist es aber allerdings aus- gemacht, daß sie eher größer als kleiner geworden, daß sie seit Jahrhunderten bedeutende Strecken weiter ins Thal herabgestiegen sind. Beim Aargletscher z. B. beträgt dieses Dorrücken seit meh- reren Jahren 8 Meter (24 Fuß) jährlich. Auch die Pasterze am Großglockner hat sich seit dem letzten Jahrhundert bedeutend vergrößert. Nur in sehr hohen Alpentheilen und an Gletschern zweiter Ordnung kommen jene Fälle vor, wo Gletscher, die wirk- lich größer geworden, auch größer geblieben sind. Ueber den Vernagtgletscher in der Oetzthalgruppe, welcher mehrmals ein be- deutendes Terrain eroberte und sich in andern Perioden wieder zurückzog, dabei auch die aus höher gelegenen Gletschern kom- menden Bäche aufstaute und dadurch sehr große Ueberschwem- mungen veranlaßte, reichen die Nachrichten bis zum Jahre 1599 zurück. Seitdem dehnte sich die Gletschermasse fünfmal bis zu den Felsen eines gegenüber stehenden Berges aus, und die Länge des Gletschers vergrößerte sich dabei um 5000 Fuß. Seine größte Länge erreichte er in den Jahren 1601, 1677 oder 1678, 1772, 1822 und 1845. Während beim Vorrücken die Strecke vom ge- wöhnlichen Gletscherende bis zu der ein nicht zu überschreitendes Ziel setzenden Querwand gewöhnlich in einem bis drei Jahren ausgefüllt wurde, war die Dauer des allmählichen Zurückziehens bis zur gewöhnlichen Größe in den verschiedenen Perioden sehr ungleich und betrug in der zweiten Periode nicht weniger als 34 Jahre. Die eben beschriebene Ortsveränderung, welche man die Oscillationen oder Schwankungen in dem Stande des Gletscher- endes nennt, und welche hauptsächlich das Ergebniß aus dem jährlichen Abschmelzen und der Bewegung ist, darf, wie bereits angedeutet, nicht mit der eigentlichen Bewegung der Glet- scher verwechselt werden, d. h. mit jenem Fortschreiten der gan- zen Eismasse nach der Tiefe, welches sich an allen Punkten, jedoch in sehr verschiedener Größe, äußert. Die Thatsache, daß die ganze Masse des Gletschers, sowie die des ihn nährenden Firns in einer fortwährenden Bewegung begriffen ist, hat ihn in den Augen mancher altern phantasiereichen Naturforscher sogar als ein organisches Wesen erscheinen lassen, und man hat eine Theorie von dem Lebensprincip und dem organischen Wachsthum

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 70

1858 - Osnabrück : Rackhorst
70 der Gletscher aufgestellt. Jedenfalls ist die Bewegung der Glet- scher eine der interessantesten und merkwürdigsten Erscheinungen für den Naturforscher, und auf sie haben sich die Untersuchungen lange Zeit vorzugsweise bezogen. Daß die Gletscher ihrer ganzen Ausdehnung nach sich stets thalwärts bewegen, ist übrigens eine entschiedene, durch vielfache Beobachtungen als unumstößlich bewiesene Thatsnche. Einen der auffallendsten Beweise dafür lieferte eine Leiter, welche der be- rühmte Naturforscher Horace de Saussure bei einer Besteigung des Col du Geant im Jahre 1788 benutzte und beim Herab- steigen auf dem Glacier Lechaud liegen ließ. Im Jahre 1832, also nach 44 Jahren, fand man diese Leiter, nachdem sie bis dahin nicht hatte aufgefunden werden können, zertrümmert, aber an ihren Bruchstücken kennbar, auf den untern Theilen desselben Gletschers, nicht viel oberhalb des Montanvert, wieder. Forbes, der sich in Chamouni genaue Nachricht über ihren ursprünglichen Standpunkt und über ihre Identität (Einerleiheit) mit Saussure's Leiter verschafft hatte, gibt ihre Entfernung oder den Raum, den sie in der Zwischenzeit zurückgelegt hatte, auf etwa 12,000 pariser Fuß oder mehr als eine halbe deutsche Meile an, so daß sich eine Bewegung von etwa einem Fuß in einem Tage ergibt. Schon etwas früher (um 1830) versuchte Hugi die Fortbewe- gung des Eises des kaum 5 Procent geneigten Unteraargletschers zu messen, indem er mehrere Jahre nach einander die Verände- rungen in der Lage eines besonders in die Augen fallenden un- geheuren Granitblocks auf der Mittelmoräne beobachtete. Die Hütte, welche Hugi auf der Oberfläche dieses Gletschers errichtete, rückte von 1827—1830 um 2184 Fuß abwärts und bis 1836 4384 F., die Signalstange auf jenem Granitblock aber in den ersten drei Jahren 2944 F. Vom Mürz bis August 1851 allein wanderte Hugi's Hütte etwa 1000 F. weit. Agassiz wieder- holte die Messungen am Unteraargletscher, fand aber wesentlich verschiedene Ergebnisse. Die Fortbewegung betrug da, wo sie am größten ist, d. h. ungefähr in der Mitte der Längenaxe des Gletschers, jährlich 250 Fuß, eine halbe Meile weiter abwärts nur 160 F., und am untern Ende wahrscheinlich noch weniger. Im Jahre 1842 unternahm es der schottische Naturforscher For- des, Beobachtungen auf dem Mer de Glace von Chamouni an- zustellen, um nicht blos die jährliche, sondern sogar die tägliche Bewegung des Gletschers festzustellen, und spätere Beobachtungen mannigfacher Art machten es ihm möglich, die jährliche Bewe- gung an verschiedenen Punkten dieses ausgedehnten und eine

10. Abriß der Weltkunde - S. 8

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
8 der ein kleines Kreuz aufgerichtet ist. Diese Kugel be- deutet wieder die Erde und das Kreuz darauf soll uns erinnern, daß Christus auf die Erde gekommen ist, um das Menschengeschlecht zu erlösen. Die Vorstellung, die Erde ist eine Kugel, ist also der christlichen Welt keine fremde gewesen, nur wurde sie nicht so viel besprochen wie heutzutage. Die Anziehungskraft der Erde. Aber, heißt es, wenn die Erde eine Kugel ist, so muß ja, was seitwärts und noch mehr, was unterhalb derselben ist, von ihr weg-, und Gott weiß wohin in den Weltenraum hinausfallen, wenn es nicht an die Unter- fläche und Seitenfläche der Erde gebunden oder befestigt ist. So hören wir, daß das feste Land von Wasser oder dem Weltmeere umgeben ist, dieses muß also auch an der Seiten- oder Unterfläche der Erde sein; wie soll aber das Wasser dann nicht wegfallen, und die Meerestiefe nicht geleert werden? Man sagt ferner: Wie soll ein Schiff fahren können, wenn die Erde rund ist und es also ab- wärts geht wie an der Halde eines Berges, und wie käme vollends ein Schiff wieder herauf? Wie könnten Menschen gehen und stehen seitwärts an der Erde und unterhalb derselben? Solcherlei und ähnliche Fragen hört man gar viele. Darauf haben wir nur eine Antwort: Gott hat die Erdkugel so eingerichtet, daß überall alles in Ordnung bleibt und alle Theile der Kugeloberfläche von Menschen oder von Thieren belebt sein können, ob sich diese auf dem festen Erdboden bewegen oder auf dem Wasser schwimmen oder in der Luft dahin schweben. Er legte in die Erde, in ihren Mittelpunkt, eine Kraft, welche von dort aus strahlenförmig an alle Punkte der Erdoberfläche und noch weit über diese hinausreicht. Diese Kraft heißt man gewöhnlich Anziehungskraft, weil die Erde durch sie alles anzieht und zwar in der Richtung gegen den Mittelpunkt hin, so daß sich gar nichts von ihr entfernen kann, außer man wende Gewalt an. Doch hilft auch die Gewalt nicht; denn man mag einen Stein in die Höhe schleudern oder durch die Kraft des Pulvers in die Höhe treiben, er kommt immer wieder herab. Was also auf der Erde ist, wird durch die Anziehungs-
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