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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 2 = Oberstufe - S. 4

1908 - Halle a. S. : Schroedel
4 Allgemeine Erdkunde. 4. Die Bewegung der Erde um ihre Achse. (Umdrehung = Rotation.) Jahrtausende hindurch hielt man an der Meinung fest,' daß sich alle Himmelskörper in 24 Std. um die Erde schwängen, wie es uns der Augenschein zu lehren scheint. Erst Kopernikus (f 1543) gelang es, diesen Irrtum dauernd zu beseitigen und jene alltäglichen Erscheinungen auf eine Achsendrehung der Erde zurückzuführen, die sie in fast 24 Std. von W. nach 0. vollbringt. Jene alte Meinung ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil bei der un- gleichen und größtenteils ungeheuren Entfernung der Gestirne von der Erde diese bei dem fraglichen Umschwünge eine undenkbare Geschwindigkeit entwickeln mußte. So hätte der Mond in einer Minute 1700 km, die Sonne über 0,6 Mill. km, der nächste Fixstern gar 130000 Mill. km zu machen. Und nun erst die fernen Milchstraßensonnen! Außerdem ist unsere Erde viel zu klein, um einen derartigen Umschwung so serner und großer Himmelskörper bewirken zu können. Bewiesen wird die Umdrehung der Erde durch die Ab- plattung der Erde. Die Rotationsmaschine sowohl als auch eine weiche Tonkugel auf einer in schnelle Umdrehung versetzten Töpferscheibe zeigen uns, daß sich ein nachgiebiger Kugelkörper infolge der Umdrehung an den Polen abplattet und in der Aquatorebene ausweitet. Nun nimmt man mit Grund an, daß das Erdinnere nicht absolut starr ist. Die Abplattung an den Polen kann demnach nur von einer Umdrehung herrühren. Die Erde dreht sich also um sich selbst. Beweise für die Achsendrehung der Erde von W. nach 0. sind die Passatwinde (s. S. 29) und angestellte Fall versuche. Da z. B, die Spitze eines Turmes bei der Umdrehung einen größeren Schwinguugskreis durchläuft, als sein Fuß, so können fallende Körper aus Turmeshöhe nicht den Fußpunkt der Senkrechten treffen, sondern müssen etwas östlich davon aufschlagen. Dies ist auch durch Fallversuche in Hamburg, in einem Berg- werkschachte zu Freiberg u. a. O. erwiesen. Folglich dreht sich die Erde von W. gegen O. Aus der Achsendrehung der Erde erklärt sich der Wechsel von Tag und Nacht. Die der Sonne zugewandte Hälfte der Erdkugel hat Tag, die von ihr abgekehrte Nacht. In dem Augenblicke, in dem morgens unser Wohnort die Beleuchtungsgrenze überschreitet, treffen ihn die ersten Sonnenstrahlen; wir haben Sonnenaufgang. Tritt unser Wohnort infolge weiterer Drehung der Erde unter den Meridian, so haben wir Mittag. Von nun an dreht er sich von der Sonne ab; die Sonne sinkt infolgedessen immer tiefer am Westhimmel hinab und geht in dem Augenblick unter, in dem unser Wohnort wieder durch die Beleuchtungsgrenze geht. — Der Bogen, den die Sonne am Tage über dem Horizont beschreibt, heißt Tagbogen; der Ergänzuugsbogeu unter dem Horizonte auf der Nachtseite wird Nacht- bogen genannt. Die gleichen Benennungen wendet man auch aus die Bogenstücke au, die ein Ort der Erdoberfläche bei der Umdrehung in der Tag- und in der Nachtseite beschreibt. 5. Die Bewegung der Erde um die Sonne. (Umlauf = Revo- lution.) Die Alten zweifelten nicht daran, daß sich die Sonne um die Erde drehe. Erst Kopernikus klärte diesen Irrtum aus und bewies mit Erfolg, daß sich die Erde um die Sonne bewegt. Für den Umlauf der Erde' spricht die Steigerung der Sternschnuppenhäufigkeit in den frühen

2. Allgemeine Erdkunde - S. 2

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 2 — und behandelt die Entwicklung des Menschengeschlechts, seine Verbreitung über die Erdräume und seine ver- schiedenen Kulturstufen in Beziehuug zur Erde. Bei den nachstehenden Ausführungen über die allgemeine Erdkunde wird von der mathematischen Geographie abgesehen. Die physikalische Erdkuude erfährt eiue eingehendere Darstellung als die beiden letzten Zweige, da diese bei der speziellen Länder- künde mehr in den Vordergrund der Behandlung treten. Kap. I. Der (Lrdkörper als Ganzes. A. Entstehung der Crde. Unser Planet Erde ist ein Teil des Sonnensystems, das außer ihm und der Sonne selbst noch eine große Anzahl von Planeten, Kometen und Meteoriten umfaßt. Über die Entwicklung der Erde lassen sich unbedingt zuverlässige Angaben bis jetzt nicht machen. Unter den bezüglich derselben ausgestellten Hypothesen (d. s. Voraussetzungen, von denen man bei einer sonst nicht möglichen Erklärung einer Erscheinung ausgeht) scheinen die von Kant*) und Laplace angegebenen der Wahrheit am nächsten zu kommen. Man hat sie zu einer Hypothese vereinigt und diese sast allgemein angenommen. Nach der Kant-Laplaceschen Hypothese gehörten alle Körper unsers Sonnensystems einst einer ungeheuer großen, sich drehenden Nebelmasse an. Diese glühende Dunstkugel zog sich infolge der Abkühlung im kalten Weltenraume zusammen und nahm durch die Rotation eine sphäroidsörmige Gestalt an, zeigte also eine Abplattung an den Polen und eiue Anschwellung in der Gegend des Äquators. Die Aufbauschung am Äquator wurde mit der zunehmenden Rotationsgeschwindigkeit immer größer, und zuletzt lösten sich infolge der überwiegenden Fliehkraft Teile der Duustmasse los und bildeten einen Nebelring, der sich in der Aquatorebene der großen Kugel um diese herum bewegte. Die nach außen hin schneller als an der Innenseite erfolgende Abkühlung bewirkte Spannungen innerhalb der ringförmigen Dunstmasse und ließ sie schließlich in mehrere Teile zerreißen. Aus den Teilen des Ringes entstanden kleinere Nebelballen, _ die gleich der Hauptmasse rotierten und die Ansänge der jetzigen Planeten darstellten. Es wiederholte sich bei ihnen derselbe Vor- gang: die Fliehkraft ließ sie am Äquator anschwellen, es lösten sich Ringe ab (vergl. Saturn), diese zerrissen, und aus ihren *) Kant, der große Königsberger Philosoph, lebte von 1724—1804, Laplace, ein berühmter französischer Mathematiker und Astronom, von 1749—1827.

3. Allgemeine Erdkunde - S. 7

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 7 — machte. Er mußte das Pendel um etwa 22/3 mm verkürzen, da- mit es wieder in jeder Sekunde eine Schwingung ausführte. Nach seiner Rückkehr nach Paris machte das verkürzte Pendel mehr als 86164 Schwingungen, und erst eine Verlängerung um die vorher abgenommene Größe ließ es wieder als Sekunden- pendel brauchbar werden. Der Grund für diese Erscheinung liegt erstens darin, daß die Fliehkraft auf der rotierenden Erde der zum Mittelpunkte der Erde hinstrebenden Schwerkraft an einem Orte in der Nähe des Äquators stärker entgegenwirkt, als an einem Punkte in höheren Breiten. Sie ist am Äquator wegen der größeren Entfernung der Oberfläche von der Drehungsachse (Figur 3 m > n) ohnehin schon größer und wirkt dazu noch der Schwerkraft direkt, also in stärkerem Maße ent- gegen als an dem anderen Orte, an welchem nur ein Teil der überdies geringeren Fliehkraft als Gegenwirkung zur Schwerkraft in Betracht kommt. So lag also in "den Beobachtungen am Pendel an und sür sich noch kein Be- weis gegen die Kugelgestalt der Erde vor. Jedoch schlössen die Physiker Newton (1643—1727) und Huyghens (1629—1695^) aus ihnen, daß die Erde am Äquator gleichsam angeschwollen und nach den Polen hin abgeplattet sein müsse. Weitere Pendel- versuche au verschiedenen Orten haben bei Berücksichtigung der genau berechneten Fliehkraft gezeigt, daß die Abweichungen bei den Schwingungszahlen des Pendels nicht allein von der Stärke und Richtung der wirkenden Fliehkraft verursacht werden können, daß vielmehr die Schwerkraft am Äquator sich in geringerem Maße äußern muß als weiter nach den Polen hin. Da aber, wie Newton nachgewiesen hat, die Anziehung im umgekehrten Verhältnis zum Quadrate der Entfernung steht, so muß der zweite Grund sür die zuerst von Richer beobachtete Erscheinung darin liegen, daß ein Ort am Äquator weiter vom Mittelpunkte der Erde, dem Sitze der Schwerkraft, entfernt ist als ein solcher in höheren Breiten, daß also in der Tat die Erde nicht Kugel- gestalt hat, sondern an den Polen abgeplattet ist. *) Sprich: njuten und heuchens. a. Richtung u. Stärke der Fliehkraft, b. „ „ „ „ Schwerkraft.

4. Allgemeine Erdkunde - S. 10

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 10 — sich nicht alle in einem Punkte. Sind zwischen zwei Paar Nor- malen in der Nähe des Äquators bezw. des Poles die Winkel- abstände gleich (ov = o'v' = o" v"; Bogen wv = w'v' = w"v"), so sind die zwischen ihnen liegenden Stücke des Meridians un- gleich, und zwar ist das am Äquator liegende kleiner als das dem Pol benachbarte, weil die Ellipse gegen den Äquator hin stärker gekrümmt ist (a'b' ^ m'n'). Auf einem Sphäroid wird also die Länge der Meridiangrade vom Äquator nach den Polen zu größer. 4. Dcrs Geoid. Bei^ den wiederholt mit großer Genauigkeit ausgeführten Gradmessungen ergaben die Resultate stets kleine Abweichungen, die man srüher nur als Beobachtungsfehler oder lokale Unregel- Mäßigkeiten anzusehen und durch rechnerische Methoden möglichst aus das kleinste Maß zurückzuführen pflegte. Ahnliche Ungenauig- feiten gegen die rechnungsmäßig festgestellte Zahl der Schwin- gungen wiesen viele Pendelbeobachtuugen auf. Man hatte längst beobachtet, daß das Bleilot von der Richtung, die ihm die allge- meine Schwerkraft gibt, in der Nähe von Gebirgen n. s. w. durch die Anziehung, welche diese Massen ausüben, abgelenkt wird. Außer diesen lokalen Lotabweichungen wurden aber auch Ab- lenkungen von der Normalen an solchen Orten gefunden, wo eine ablenkende Gesteinsmasse äußerlich nicht wahrzunehmen ist. Diese regionalen Lotabweichungen ziehen sich oft über weite Strecken hin und deuten eine Verschiedenheit in der Dichte der Bodenschichten an. Besonders ausfällig war die Beobachtung, daß das Sekundenpendel auf den ozeanischen Inseln länger sein mußte als — unter gleicher geogr. Breite — an den Küsten der Kontinente oder gar im Innern der letzteren, obwohl das Wasser viel geringere Dichte hat als die Erdschichten des Festlandes. Man schloß daraus, daß das Niveau des Meeres mitten im Ozean dem Erdmittelpunkte näher sein müsse als an den Küsten der Erdteile. So ergaben die Pendelversuche auch für das Meer das- selbe, was die Gradmessungen sür das Land vermuten ließen, daß nämlich die wahre Erdgestalt nicht genau dem regelmäßigen Rotationsellipsoid gleiche. Man nennt die wirkliche, freilich bis jetzt noch nicht im einzelnen festgestellte Gestalt der Erde das Geoid. Wir haben uns seine Oberfläche als eine allseitig gekrümmte Fläche zu denken, die aus vielen Einzelflächen von größerer oder geringerer Krümmung, welche ineinander übergehen und stets ihre kouvexe Seite nach außen kehren, zusammengesetzt ist. Sie geht, gegen die Kontinente hin allmählich ansteigend, innerhalb dieser etwas über das regelmäßige Sphäroid hinaus, liegt hingegen im Ozean dem Erdmittelpunkte näher als die Sphäroidsläche. An der Erforschung der wirklichen Erdgestalt arbeitet gegen- wärtig die „Vereinigung der internationalen

5. Allgemeine Erdkunde - S. 26

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 26 — folge von Bruch, Aufbiegung oder Faltung ganzer Erdschollen geneigte oder auch senkrechte Stellung erhielten. In der berg- männischen Ausdrucksweise bezeichnet man horizontale Schichten als „söhlige", senkrechte als „saigere" und solche, die vou der wagerechten Richtung bis höchstens 15° abweichen, als „schwebende". Bei der Lagenbestimmung einer gestörten oder dislozierten Schicht nennt man die Himmelsrichtung, in der sie sich erstreckt, ihr „Streichen", ihre Neigung gegen die Horizontfläche aber ihr „Fallen". Das Streichen einer Schicht wird durch den Winkel bestimmt, den eine längs ihrer Grenzfläche gezogene horizontale Linie (8t — 8t Fig. 10) fiiqux 10. mit dem Meridian bildet; ihr Fallen gibt der Winkel an, den eine auf der Schichtfläche senkrecht zur Streichungslinie gezogene Linie (F — F) mit der Horizontebene einschließt. Auf geologischen Karten pflegt man das Streichen und Falleu der Schichten durch das Zeichen ^ anzugeben, wo- bei die Basislinie die Streichungsrichtung, der Pfeil die Fall- richtuug bezeichnet; den Winkel des Fallens schreibt man in Graden neben den Pfeil. Horizontal liegende Schichten werden durch 4-, saiaere durch gekennzeichnet. — Wenn die Schichten eines Berges mit dem Abhänge desselben gleiche Fallrichtung haben, so sallen sie „r e ch t s i n n i g" (Fig. Iia); ein Fallen Figur Ii. gegen das Gehänge heißt „widersinnig" (Fig. 11 d). Traten vor oder während der Bildung neuer Gesteins- schichten keine Dislokationen der schon vorhandenen ein, so lagerten die neuen Schichten sich parallel den älteren aus diesen ab. Eine solche Anordnung parallel übereinander liegender Schichten heißt eine gleichförmige oder konkordante Lagerung (Fig. 9). Es ist dabei gleichgültig, ob die Schichten ihre ursprüngliche Lage behalten haben, oder ob sie nachträglich gestört sind; ihre Fallrichtung ist gleichfalls hier ohne Bedeutung. Jede Schicht in einer konkordanten Lagerung hat mit ihren liegenden und hangenden Schichten gleiche Streichungs- und Fallrichtung. Die konkordante Lagerung ist immer ein Beweis für die stetig erfolgte Absetzung der betreffenden Gesteine und läßt darauf schließen, daß die fraglichen Schichten entweder noch ihre anfängliche Stellung behalten oder doch die gleichen Störungen

6. Allgemeine Erdkunde - S. 166

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 166 — Wendet man dem Winde den Rücken zu, so hat man auf der nördlichen Hemisphäre das Minimum zur Linken etwas nach vorn, das Maximum zur Rechten etwas nach hinten. 2. Das Stevenson'sche Gesetz: Die Windstärke wird bedingt durch deu barometrischen Gradienten, d. i. durch die Differenz des Luftdrucks, die senkrecht zu deu Isobaren gemessen und auf die Längeneinheit eines Erdgrades (Iii km) bezogen wird. Eine Senkrechte zwischen zwei Isobaren bezeichnet den kleinsten Abstand derselben voneinander und gibt also den größten barometrischen Gradienten für die betreffende Gegend an. Die Ablesung des Gradienten von der Isobaren^ karte entspricht der Bestimmung des Böschungswinkels nach einer Jsohypsenkarte. Sind z. V. die Isobaren von 1 nun Druck- uuterschied 2 Grad (= 222 km) voneinander entfernt, so ist der Gradient 1:2 = 0,5; bei 0,2° Abstand (22 km) beträgt er 1 : 0,2 = 5 u. s. w. Je dichter die Isobaren liegen, desto größer oder steiler sind die Gradienten und desto erheblicher Geschwindigkeit und Stärke des Windes. Beide werden durch die Reibungswiderstände beim Hinstreichen über unebnes Festland wesentlich geschwächt und sind ans dem offenen Meere oft doppelt so groß als auf dem benachbarten Lande. Ebenso sind sie in höheren Lustschichten weit beträchtlicher als auf der Erdoberfläche. Man bezeichnet die Windstärke und -geschwindigkeit nach Beauforts*) Skala: Benennung 1 | Wind- geschwindigkeit m in 1 Sek. Kennzeichen. Stille leiser Zug leicht schwach mäßig frisch stark steif stürmisch Sturm starker Sturm heftiger Sturm Orkan 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 0—0,2 0,2-0,5 0,5—1 1—3 3—5 5—7 7-9 9—11 11—14 14—17 17—22 22—28 über 28 Der Rauch steigt gerade in die Höhe. Der Rauch steigt sast gerade in die Höhe Für das Gefühl schon bemerkbar. | Bewegt die Blätter der Bäume. j Bewegt die Zweige der Bäume. l Bewegt große Zweige und kleine | Stämme. | Die ganzen Bäume werden bewegt. Zerstörende Wirkungen. Auf den Wetterkarten pflegt man die Windrichtung durch die Richtung des Pfeiles und die Windstärke durch die Befiederung *) Beaufort (spr. bofört) war ein engl. Admiral.

7. Allgemeine Erdkunde - S. 142

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 142 — eine - 2' = Im mal fo starke Anziehung von der Sonne als vom Monde. Wenn trotzdem der Mond in erster Linie den Eintritt der Gezeiten bewirkt, so kann die Anziehung, die beide Himmelskörper auf unsere Erde überhaupt ausüben, Ebbe und Flut noch nicht verursachen. In Fig. 53 stelle 8 das anziehende Gestirn dar, der Kreis um m die Erde, auf deren Äquator die Zentrallinie trifft. Wirkte nur allem die vou S ausgehende Anziehungskraft auf die Erde, fo würde diese zu 8 sliegeu. Dabei müßte sie, falls ihre ganze Masse elastisch wäre, statt der Kugel- sorm langgestreckte Gestalt annehmen, da a der geringen Ent- fernung vou 8 wegeu starker als m und m wieder stärker als 1) angezogen würde. Punkt b wurde also zwar ebenfalls 8 zueilen, aber gegen in und noch mehr gegen a zurückbleibeu, so daß sich die Entfernungen nia und mb zu 111a' und ml)' vergrößerten. Weil nun außer der von 8 ausgehenden Anziehung noch andere Faktoren auf die Erde eiuwirken, fo fliegt sie zwar nicht zu 8 hin und nimmt auch infolge ihrer starren Kruste nicht langge- streckte Form an, aber Veränderungen ihrer Gestalt treten, ent- sprechend der obigen Annahme, dennoch ein, soweit die Wassermassen der Erdoberfläche in Frage kommen. Der Einfachheit wegen werde angenommen, die Erde sei rings von einer gleichmäßigen Wasserschicht umgebeu. Infolge der verschieden starken Anziehung, die a, m und b erfahren, vergrößern sich die Entfernungen ma und mb zu ma' und mb'. Bei a zieht das Gestirn die Wasser teilchen gleichsam von der festen Erde weg, und bei b zieht es die feste Erde von den Wassermassen fort; in beiden Fällen wird mithin eine Erhebung der Teilchen gegen ihre frühere Gleich- gewichtslage stattfinden. Es entstehen also gleichzeitig an den dem Gestirn zu- und abgewandten Stellen des Äquators Flut- wellen. Da sich der Durchmesser ab zu a' b' verlängert, so muß eine Verkürzung des rechtwinklig zu ab stehenden Durchmessers cd zu c'd' eintreten. Während demnach die dem anziehenden Gestirn zu- und abgewandten Orte der Erde Flut haben, herrscht an den Stellen, die 90° von jenen entfernt sind, Ebbe; von ihnen drängen die Wassermassen zu den Flutbergen hin. Bei der Erzeugung der Gezeiten kommt also neben der Stärke der Anziehung Überhaupt, die unsere Erde von einem Gestirn empfängt, sehr wesentlich die Differenz in Betracht, welche zwischen der Anziehung des dem Gestirn zugekehrten Teiles der Erde, des Erdmittelpunktes und der gegenüberlie- gen den Seite herrscht. Dieser Unterschied aber wird bedingt durch das Verhältnis, in welchem die Länge des Erdhalbmessers zur mittleren Entfernung des anziehenden Gestirns steht. Da der Erdradius mit 6375 km nur etwa V24000 der Sonnenentfernung ist, so werden die der Sonne zugekehrten Teile der Erde nicht viel stärker, die ihr abgewandten nicht erheblich geringer ange- zogen als der Erdmittelpunkt. Die Entfernungen der Punkte

8. Allgemeine Erdkunde - S. 163

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 163 — wenn man ba§ Barometer als Höhenmesser benutzen will. Mit annähernder Genauigkeit bestimmt man mittels des Baro- meters die Höhe eines Ortes auf folgende Weise (nach Hann). Die Höhenstufe für 1 mm Druckunterfchied bei einer Temperatur von 0° erhält man, wenn man die Höhe der homogenen Atmo- sphäre (8000 m) durch den mittleren Barometerstand (das arithmetische Mittel aus dem oben und unten gleichzeitig ab- gelesenen Stande) dividiert. Ist die Temperatur höher als 0°, so ist die Höhenstuse durch Multiplikation mit dem Faktor 1 -f~ 0,004 t — bei niedrigerer Temperatur als 0° mit 1 — 0,004 t — zu korrigieren (t ist das Mittel aus den oben und unten beobachteten Lusttemperaturen, 0,004 der abgerundete Ausdehnungskoeffizient der Luft für 10 C.). Die fo korrigierte. Höhenstufe ist mit dem Unterschied der Barometerstände zu multi-' plizieren, um den Höhenunterschied der beiden Beobachtungs- stationen zu finden. (Beisp. nach Hann: Am 8. September.1890 morgens zeigte das Barometer auf dem Pilatus 596 mm, Temperatur 8°. Unten im Luzern (454 m) war der Druck 729.8 mm, die Temperatur 14«. Das ergibt eine Höhenstufe von (596 + 730) : 2 = 663; 8000 : 663 = 12,07 m bei 0»; für (8 +14): 2 = 110 eine solche von 12,07 x [1 + (0,004 x 11)] = 12,07 x 1,044 = 12,60 m. Der Höhenunterschied Luzern — Pilatus ist demnach 729,8 — 596 = 133,8 x 12,6 = 1685,9 m, somit die absolute Höhe des Pilatus 2140 m.) c. Horizontale Verteilung des Luftdrucks. Isobaren. Wie sür die Temperatur aus den Thermometerangaben, so erhält man auch sür den Druck der Luft durch entsprechende Beobachtung und Berechnung der Barometerstände das Tages-, Monats- und Jahresmittel für einen Ort. Gleich der Temperatur ist nämlich auch der Luftdruck eines Ortes Schwankungen unter- worfen, die namentlich zu den Änderungen in der Wärme und der Feuchtigkeit der Luft in Beziehungen stehen. Um eine Übersicht über die Luftdruckverteilung auf der Erdoberfläche zu gewinnen, hat man auf der Karte die Orte mit gleichem mittleren Luftdruck durch Linien verbunden. Dabei sind jedoch, um gleiche Voraussetzungen zu haben, alle Werte auf das Meeresniveau und auch die normale Schwere in 45" Br. be- zogen. _ Solche Linien heißen Isobaren. Eine Karte der Jahresisobaren zeigt drei große Gebiete niederen Luftdrucks, am Äquator _ und in der Nähe der beiden Pole, und vier Hochdruck- gebiete, je eines an den Polen und in den subtropischen Zonen nahe den Wendekreisen. Am Äquator beträgt der mittlere Luft- druck 758 mm; nach Norden und Süden hin steigt er bis etwa zum 30. Grad bis auf 766 m und nimmt darauf weiter nach den Polen hin wieder ab. Auf der nördlichen Halbkugel erreicht er in 60—700 nur 754 mm, um dann noch in noch höherer Breite wieder etwas zu wachsen. Die Isobarenkarten der extremen Monate Januar und Juli zeigen, daß auf beiden 11"-

9. Allgemeine Erdkunde - S. 3

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 3 — Teilen entstanden die Monde. So bildeten sich aus der anfangs einheitlichen Masse die sämtlichen Teile unsers Sonnensystems. Alle diese Kinder der Sonne, etwa 500 an der Zahl, behielten die rotierende Bewegung bei; sie strahlten einen Teil ihrer Eigen- wärme in den kalten Weltenraum aus, und die Abkühlung be- wirkte eine Zusammenziehuug und Verdichtung ihrer Masse zu mehr oder minder festen Körpern. Diese sogenannte Abschleuderungstheorie wird durch ein Experiment versinnlicht, das zuerst der Physiker Plateau in Gent ausführte, und das gleichsam den Entstehungsprozeß des Sonnensystems im Wasserglase wiederholt. Plateau füllte ein Glas mit Wasser, dem er durch Zusetzung von Alkohol genau die spezifische Schwere des Olivenöls gegeben hatte. In dieses Wasser senkte er mittels einer Pipette einen Tropsen Olivenöl, der augenblicklich Kugelgestalt annahm und im Wasser schwebte. Durch mehrere eingeführte Tropfen, die sich mit dem ersten ver- einigten, vergrößerte er die Kugel. Wurde nun diese Olkugel durch eine an einer drehbaren Achse befestigte und bis in die Mitte der Kugel eingesenkte kleine Scheibe in rotierende Bewegung versetzt, so plattete sie sich an den Polen ab, während am Äquator eine Ausbauschung entstand. Bei langsam vermehrter Ge- schwindigkeit der Drehung löste sich am Äquator der Kugel ein Ring ab, der in der Drehungsrichtung die Kugel umkreiste und bei vergrößerter Geschwindigkeit, die sich durch die Flüssigkeit auch dem Olringe mitteilte, zuletzt zerriß, um kleine Kugeln zu bilden. Diese umkreisten, wie vorher der Ring, die Hauptkugel und drehten sich dabei in gleicher Richtung wie diese um ihre Achse. — Sind bei diesem Versuche auch teilweise audere Kräfte mit tätig als bei der Entstehung des Sonnensystems, so zeigt er doch die hier wie dort sich äußernde Wirkung der Zentrifugalkraft. Für die Wahrscheinlichkeit der Kant-Laplaceschen Hypothese gibt auch die Spektralanalyse ein bedeutsames Zeuguis. Sie beweist, daß die Sonne dieselben Stoffe in glühendem Zu- stände enthält, aus denen unfere Erde besteht. Die Erde wurde durch sortgesetzte Abkühlung und Zusammen- ziehung allmählich aus einem glühenden Dunstball zu einer glühendflüssigen Masse umgewandelt, die sich endlich mit einer festen Erstarrungskruste umgab. Die Ausstrahlung ihrer Eigen- wärme in den Weltenraum uahm ab, und die sie umgebenden Wafserdämpse wurden verdichtet und sammelten sich in den Ver- tiefungen der Erdrinde als Meer an. Die größeren Erhebungen auf der Erde ragten als Land über das Wasser empor. Land und Wasser bilden seit jener Zeit die bleibenden Grundformen auf der Oberfläche unsers Planeten; ihre geographische Verteilung hat sreilich im Lause der Zeit manchen Wechsel erfahren. Anmerkung: In neuerer Zeit hat mau mehrfach versucht, die Kant-Laplacesche Hypothese durch andere Theorien zu ersetzen. Man nimmt z. V. an, daß aus ring- oder spiralförmigen, glühenden 1*

10. Allgemeine Erdkunde - S. 6

1907 - Halle a. S. : Schroedel
6 C. Bei Reisen in der Richtung der Parallelkreise wird ein Unterschied in der wirklichen Zeit (Sonnenuhr) beobachtet. 7. Bei einer Mond- sinsternis erscheint der Quer- durchschnitt des Kern- schattens der Erde stets kreisförmig begrenzt; der Schatten bildet also einen Kegel, den unter allen Um- ständen nur eine kugel- sonnige Erde werseu kann. Figur 2. 8. Alle bekannten Planeten haben Kngelge- statt, höchst wahrscheinlich also auch die Erde. 9. Die allen Körpern innewohnende Kohäsionskrast ver- leiht — wenn sie allein wirkt — flüssigen Massen nur Gleiche gewicht aller Teile bei der Kugelgestalt. Die Erde war srüher seurigslüssig, muß also Kugelgestalt angenommen haben. 3. Die Erde crts ^otntionsell'iploid obcv Spßärotfc. Nachdem die Vorstellung von der Kugelgestalt der Erde mehr als zwei Jahrtausende unangefochten als zutreffend gegolten hatte, stiegen am Ende des 17. Jahrhunderts Zweifel an ihrer Richtigkeit auf. Sie wurden — da man die rotierende Ve- wegung der Erde längst kannte — veranlaßt durch die theoretischen Erörterungen über die Wirkung der Fliehkraft auf die Forin einer rotierenden Masse und durch die Beobachtung, daß die Schwerkraft aus der Erde nicht überall gleich ist, sondern vom Äquator nach den Polen hin zunimmt. Genaue Pendel- beobachtungen und Gradmessungen zeigten dann, daß die Erde in der Tat nicht die Gestalt einer vollkommenen Kugel hat. a) Pendelbcobachtunflen. Die Schwingungsdauer eiues Pendels hängt von der Pendellänge ab. Gleich lange Pendel schwingen am selben Orte gleich schnell. Bei Pendeln von ver- schiedener Länge verhalten sich die Schwingungszeiten wie die Quadratwurzeln aus deu Peudellängen. Ein Sekundenpendel nennt man ein solches, das eine Schwingung genau in einer Sekunde macht, also 86164 Schwingungen in einem Sterntage (24 Std. 56 Min. 4 Sek.) vollführt. Als der französifche Astronom Jean Richer 1672 von Paris (49" N) nach Cayenne (5° N) reiste, fand er, daß sein mitgenommenes Sekuudeupendel in Capenne langsamere Schwingungen (in einem Sterntage also weniger als 86164)
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