163
4. Der Krieg mit Äen Cimbern und Teutonen.
(113-101).
Es klopfen um diese Zeit zuerst an die Pforten des römischen
Reiches die germanischen Völkerschaften, die bestimmt waren,
dasselbe nach ungefähr vierthalbhundert Jahren zu zertrümmern.
Heimat der Cimbern der cimbrische Chersones (Schleswig-
Holstein und Jütland), der Teutonen die Küste der Ostsee. Grund
der Auswanderung, nach einigen eine Ueberschwemmuug, nach
andern Uebervölkernng. Nach vielfachen Wanderungen stoßen die
Cimbern zuerst im Jahre 113 in Noricum mit den Römern zu-113
sammen, die ihre Herrschaft bis jenseits der Alpen ausgedehnt
hatten. Der Consul Cn. Papirius Carbo bei Noreja (im jetzigen
Kärnthen) 113 geschlagen. Nach vielfachen Wanderungen, Plün-113
derungen und Siegen der Cimbern erhielt 104 Marius gegen sie 104
den Oberbefehl. Seine Maßregeln zur Herstellung der Disciplin
(Rhonecanal) und zur Ermuthigung der Soldaten. Bei ^quae
Lextiae (Aix in der Provence) schlug er 102 die Teutonen ent-102
scheidend. Darauf eilte er den Cimbern nach, welche nach Italien
vorausgeeilt waren und seinen Collegen Catulus hart bedrängten
und besiegte sie 101 in den Raudischen Feldern bei Vercellä. 101
5. Reformversuch des Drusuö. Der Bundesgenoffenkrieg. (91—88).
Marius, nach der Rückkehr aus dem cimbrischen Kriege die
Hoffnung des Volkes, verbindet sich mit den verwegenen Volks-
führern C. Servilius Glaucia und L. Apulejus Saturninus ltnb
nimmt mit ihnen die graechischen Reformen wieder auf, die an
ihren Gewaltthätigkeiten und an des Marius Rücktritt scheitern.
Servilius und Apulejus kommen in einem Aufstande um (100). 100
Einen dauernden geordneten Zustand herbeizuführen versuchte der
Tribun M. Livins Drusus, der Sohn desjenigen Drusns, der
den graechischen Reformen entgegengearbeitet hatte, und stellte
im Dienste der Nobilität 91 den Antrag, daß zwischen dem 91
Senat und den Rittern die Gerichtsbarkeit getheilt werden sollte
(nt aequa parte iudicia penes senatum et equestrem ordinem
essent), in der Weise, daß aus dem Ritterstande 300 neue Se-
natoren zu den bereits bestehenden 300 gewählt werden und diese
zusammen die Handhabung der Gerichte übernehmen sollten. Außer-
dem aber beantragte er noch, um die Menge auf die Seite des
11*
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius C._Servilius_Glaucia L._Apulejus_Saturninus Marius_Rücktritt Marius Livins_Drusus
49
zurückerhält, nunmehr der „Friedfertige". — Wiederholte Em-
pörungen Roms - — Cresceutius.
Verdienste um die Bekehrung der Polen durch Gründung des
Erzbisthums Gnefen 1000, unter beut das Bisthum Breslau stand.
5. Heinrich Ii (1002—1024), der Heilige, Urenkel Königs
Heinrich I unter drei Bewerbern gewählt. Eine von Krieg er-
füllte, aber im ganzen resultatlose Regierung. Wenig glückliche
Kämpfe gegen den Polenherzog Boleslav: dreimaliger Römerzug;
erst nach langjährigen Fehden gegen den Gegenkönig Arduin von
Jvrea (f 1010). anerkannter König von Italien. Seine Kaiser-
krönung 1014. Krankheiten hinderten ihn, die auf dem dritten
Römerzug glücklich begonnenen Kümpfe gegen die Griechen Unter-
italiens zum Ziele, zur Verdrängung des Feindes aus der Halb-
insel, zu führen. —
.. . . J
i, l rsv'j \ .
J, \
> yy-A^Jit)
Herbst, historisches Hünsbuch Ii.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Königs
Heinrich_I Heinrich Jvrea
106
Erste Periode der neueren Geschichte.
Galileo
Galilei
-j- 1642,
Isaak Newton
t 1727,
und Andere
erwerben sich
um die Wis-
senschaft un-
sterbliche
Verdienste.
Der Grego-
rianische Ka-
lender 1582.
Würtembergischen (1571—1630), dessen Mutter als Hexe angeklagt
wurde und im Kerker starb, beobachtete und berechnete die Bahn des
Mars und entdeckte, daß die Planeten sich in Ellipsen um die Sonne
bewegen. Der Italiener Galileo Galilei aus Pisa (1564—1642),
welcher die Gesetze des Pendels und des Falles entdeckte und das kurz
zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete,
lehrte öffeutlich die Bewegung der Erde um die Sonne. Er zog sich
dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward eingekerkert und mußte
öffentlich seine Behauptung widerrufen, wobei er jedoch leise die Worte
gesprochen haben soll: „und sie bewegt sich doch!" Der Engländer
Isaak Newton (1642—1727) fand, daß jedem Weltkörper zwei Kräfte
inwohnen, die Schwer- oder Anziehungskraft und die Flieh- oder
Fortschwingungskraft. Durch die Schwerkraft fesselt die Sonne den
Erdkörper, dieser den Mond an sich; ohne dieselbe würde die Erde von
der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, da sie vermittels der
Fliehkraft das Bestreben haben, geradeaus fortzuschwingen. Ferner
gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers durch
den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener
Toricelli und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister
Otto von Guerike.
Bemerkenswerth ist endlich noch, daß 1582 der Papst Gregor Xiii.
auf Anrathen des Dr. Aloys Lilius von Verona einen verbesserten
Kalender einführte, welcher nach seinem Adoptivvater der Gregorianische
heißt. Seit Julius Cäsar rechnete man das gemeine Jahr zu 365
Tagen 6 Stunden^), und schob alle vier Jahre ein Schaltjahr ein.
Da aber dadurch das Jahr um 11 Vs Minuten zu hoch bestimmt
worden war, so ward im Verlaufe der Zeit die Rechnung falsch.
Schon 325 n. Chr. auf der Kirchenversammlung zu Nicäa hatte man
drei Tage ausgemerzt; 1582 mußten abermals zehn Tage ausfallen,
und man ging damals vom 4. Okt. alsbald auf den 15. Okt. über.
Während Cäsar regelmäßig alle vier Jahre ein Schaltjahr einschob,
verordnete Gregor, daß zwar alle vier Jahre in der Regel ein Schalt-
jahr stattfinden solle, daß aber bei den Säcularzahlen immer nur das
vierte ein Schaltjahr sein sollte. 1600 und 2000 sind also nach dem
Gregorianischen Kalender Schalt-, 1700, 1800, 1900 dagegen gemeine
Jahre. Die russisch-griechische Kirche, welche den Iulianischen Kalender
°) Cäsar rechnete das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden und zählte
eben nur alle vier Jahre die 6 Stunden. In Wirklichkeit betrügt es
aber nur 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden.
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TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Isaak_Newton Isaak Isaak_Newton Isaak Cornelius_Drebbel Otto_von_Guerike Otto Gregor_Xiii Gregor Aloys_Lilius_von_Verona Julius_Cäsar Cäsar Chr Cäsar Gregor Gregor Cäsar
Die Plebejer werden römische Vollbürger. Ausbau der Verfassung. 229
Auch die alten Senatoren blieben Ln der Stadt, um sich dem Tode zu
weihen und die erzürnten Götter mit ihrem Blute zu versöhnen. Sie
wurden von den Galliern geschlachtet, die Stadt selbst ausgeraubt und
verbrannt. Die Römer auf der Burg hielten aber aus; ein nächtlicher
Angriff der Gallier mißglückte und die Belagerung zog sich in die Länge.
Da unterhandelten die Römer mit den Galliern und zahlten ihnen 1000
Pfund Goldes, daß sie wegziehen sollten, und als die Römer sich über
das schwere Gewicht der Gallier beklagten, warf Brennus sein Schwert
auf die Wagschale und rief: „Schmach den Besiegten!" Von diesen Be-
gebenheiten kam die dunkle Kunde nach Griechenland, „eine hellenische
Stadt sei von den Barbaren eingenommen worden." Die Römer aber
erfanden schöne Sagen, um den erkauften Frieden zu bemänteln, und ließen
die Gallier durch den herbeieilenden Kamillus fast gänzlich aufgerieben
werden. Der Name der Gallier blieb ihnen lange furchtbar und der
Tag des Treffens an der Allia war in ihrem Kalender ein Unglückstag,
an welchem im Kriege und Frieden nichts unternommen werden durfte.
Die Stadt selbst wurde in Eile wieder aufgebaut, ohne Rücksicht auf
die Richtung der Kloaken und sah viel ärmlicher aus als vorher. Doch
die Römer ermannten sich bald wieder und unter der Anführung des
Kamillus schlugen sie mehrere Schaaren streifender Gallier, die in die
Nähe der Stadt kamen. Auch andere Städte und Völkerschaften mußten
sich wieder unter die Oberhoheit der Römer bequemen; diese stan-
den bald wieder so furchtbar da als früher, und durch die Niederlage an
der Allia gewitzigt, zeigten sie sich später nur um so vorsichtiger.
Die Plebejer werden römische Vollbürger.
Ausbau der römischen Verfassung.
Kaum war der Gallierschrecken vorüber, so betraten die Tribunen
den Weg ihrer Vorgänger abermals und klopften an die Pforte, welche
die Plebejer von den Staatsämtern ausschlvß. Im Jahr 377 stellten
die Tribunen L. Sertius und K. Licinius Stolo den Vorschlag, daß die
Plebejer Konsuln werden könnten und daß nie mehr Militärtribunen ge-
wählt werden sollten. Die Patricier setzten dagegen alles mögliche in
Bewegung; sie ernannten den Kamillus zum Diktator, allein die Tri-
bunen blieben fest und die Plebs nicht weniger; nach lojährigem Wider-
stande räumten die Patricier die Schranke vor dem Konsulate weg und
L. Sertius wurde der erste plebejische Konsul.
Mit dem Konsulate war für die Plebejer die Hauptschlacht gewonnen,
obwohl sich die Patricier auf dem Rückzuge noch wacker schlugen und
jede Position vertheidigten. Schon bei der Einführung der Militär-
tribunen (443) hatten die Patricier für sich ein neues Amt gestiftet; lange
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Tiberius und Kajus Gracchus.
273
besiegen, indem sie dieselben cm Entsagung, Gehorsam, Ausdauer und
Aufopferung übertrafen, diese Kriege waren demnach eine wahre Schule
römischer Tugenden. Die Siege wurden theuer erkauft, die Kriegsbeute
war selten beträchtlich, weil das Land in dem hartnäckigen Kampfe viel-
mal verwüstet wurde, die meisten Städte aber, wenn sie alle Wider-
standsmittel erschöpft hatten, durch Vertrag übergingen und nicht ausge-
raubt werden durften. Der Friede selbst ließ den Unterworfenen noch
manche Ehre; die meisten erhielten italisches, latinisches oder Muni-
cipal-Recht, bekamen keine gebietenden Statthalter, und dienten im
Felde in eigenen Legionen. Anders gestaltete sich dies in den großen aus-
wärtigen Kriegen. Die Römer bekamen es in Großgriechenland, noch
mehr im eigentlichen Griechenland und Asien, zum Theil auch in Afrika
mit ausgearteten, luxuriösen Völkern zu thun, die sie leicht niederwarfen,
bei denen sie nun aber vieles lernten, wovon sie früher gar nichts
wußten. So war der Wein ein Genuß, der dem Plebejer nicht oft
zu theil wurde (erschlug doch ein Senator sein Weib, weil es in seiner
Abwesenheit hinter den Wein gerathen war), in Griechenland und Asien
aber gab es für die Soldaten eine Uebersülle der köstlichsten Weine, und
sie lernten dieselben trinken und schätzen. Die plebejische Speise war ein
Mehlbrei (pul8, daher die italienische Polenta) und der Besieger der
Samniter und des Pyrrhus, Kurius Dentatus, wurde von einer Ge-
sandtschaft getroffen, als er mit eigener Hand Rüben für seine Küche
reinigte; im Auslande aber erfuhren die Römer die Wunder der Kochkunst
und ein sicilisches, griechisches oder gar asiatisches Mahl schmeckte anders
als der nationale Mehlbrei! Die Völker Italiens lebten keusch, bei den
Griechen und Asiaten war Ausschweifung jeder Art im Schwünge und
entehrte nicht. Der Römer badete viel, wie alle kräftigen Völker des
Alterthums zu thun gewohnt waren, wollüstige Bäder mit ihren raffi-
nierten Reizen sah und benutzte er zuerst im Morgenlande. Und mußte
nicht auch die römische Religiosität einen Stoß erleiden, als sie in ihrer
Einfalt mit dem frivolen, geistreichen Unglauben der hochgebildeten Grie-
chen zusammentraf? Sonst baute der Plebejer sein kleines Gut mit eigener
Hand, der Patricier aber belehnte seinen Klienten; die Sklaven waren
nicht zahlreich, nun aber waren deren eine Menge durch den griechischen
und asiatischen Feldzug in die Hände der Römer gekommen, und zum
Theil waren dies Köche, Schreiber, Toilettenkünstler, in der Bereitung
der verschiedensten Genüsie ausgelernte Wichte, deren Künste von den
vornehmen Römern nicht brach gelaffen werden konnten. Wie einfach
war sonst die römische Wohnung! An der vorderen Seite des Hauses
befand sich eine Art Vorhaus (vestibulum) ; aus diesem trat man in
den Hauptraum, einen Sal (atrium, penetralia), den Versammlungs-
ort der Familie, dessen Mittelpunkt der heilige Herd einnahm, wo die
Dumüller, Gesch. d. Alterth. 18
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Kajus_Gracchus Alterth
Extrahierte Ortsnamen: Großgriechenland Griechenland Asien Afrika Griechenland Asien Italiens Morgenlande
42 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Weg von Karnak nach dem % Stunde entfernten Fellahdorfe Luror
enthält zu beiden Seiten eine zahllose Menge von Sphynren (Symbol
der Königsgewalt), Thierbildern, Säulen u. s. w. Das Dorf Luror
ist ebenfalls auf eine Tempelrnine gebaut; seine 2000 Bewohner haben
sich auf den Decken und Gallerien des Tempels eingeniftet, welche dennoch
unbewohnt scheinen. Noch stehen 14 Säulen von 11 Fuß Durchmesser;
vor dem Thore stehen zwei Statuen von rosenfarbenem Granit und
ihnen gegenüber zwei Obelisken, 100 Fuß hoch, aber 30 Fuß im
Sande steckend; das kieselharte Gestein ist ganz mit Hieroglyphen bedeckt
und man muß über die Härte des Meißels staunen, der so festes Korn
angriff, so wie über die Maschinen und die Arbeit, welche erfordert wur-
den, solche ungeheure Massen aus den Steinbrüchen des östlichen Felsen-
gebirges auszumeißeln, zu heben und an den Ort ihrer Bestimmung zu
schaffen. Die Alten bewunderten ferner das Labyrinth, ein Gebäude
mit 12 bedeckten Höfen, deren Thore einander gegenüber standen, 6 gegen
Norden und 6 gegen Süden. Dasselbe zählte 1500 Gemächer über der
Erde, und ebenso viele unter der Erde, in welche Herodot aber nicht ge-
führt wurde, weil darin Begräbnisse waren. Wahrscheinlich war das Laby-
rinth eine Darstellung des jährlichen Sonnenlaufes durch die 12 Zeichen
des Thierkreises, und in eine obere und untere Hälfte getheilt, wie der
Himmelsbogen sich auch in der einen Hälfte über der Erde wölbt,
während die andere Hälfte unter der Erde ausgespannt ist. — Ein
großes Unternehmen war auch der See Möris, 15 Meilen im Umfange,
größtentheils durch Menschenhände gegraben; er war bestimmt bei der
Ueberschwemmung des Nil das überflüssige Wasser aufzunehmen, welches
später zur Bewässerung der Felder wieder abgelassen wurde, was eine
bedeutende Kenntniß im Wasserbau bei den ägyptischen Priestern voraus-
setzt. Das Alterthum schrieb diesen überhaupt Außerordentliches zu,
nicht bloß in der Astronomie und Geometrie, Geschichtskunde und gesetz-
geberischen Weisheit, sondern es glaubte dieselben im Besitze großer Ge-
heimnisse der Natur, durch die sie zaubern könnten, und man erzählte eine
Menge angeblich beglaubigter Beispiele. Dies erinnert sehr an die
Chaldäer, und wenn man ferner weiß, daß die Priester eine ziemliche
Anzahl Orakel in ihren Tempeln hatten, durch welche sie die Götter
zu den Menschen reden lassen konnten und wirklich jedesmal so reden
ließen, wie es der Priesterpolitik angemessen war, so müssen wir zugeben,
daß die ägyptischen Priester ihr Volk in vielen Dingen geflissentlich in
Unwissenheit erhielten. So war auch ihre öffentliche Schrift geheimniß-
voll; es ist dies die Hieroglyphen- oder Bilderschrift. Gewöhnlich wird
angenommen, daß die Bilderschrift der Anfang aller Schrift gewesen
sei; möglich wäre es, erwiesen ist es nicht, jedenfalls war die ägyptische
Bilderschrift nicht der Uebergang zur Buchstabenschrift, denn die Priester
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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184
Viertes Kap. Römische Geschichte.
wahrscheinlich, daß Scipio solcher gewesen wäre, der Verderber von
Karthago, und der bald nachher an Numantia dieselbe Kraft erwies.
Diese in den altkastilischen Bergen am Duero gelegene, wohlbc-
fcstigte, aber nicht große Stadt, widerstand durch mehrere Jahre der
römischen Macht, schlug mehr als ein consutarisches Heer, und er-
langte endlich durch Einschließung eines solchen unter Mancinus
einen billigen Vergleich. Aber der Senat, mit ähnlicher Treulosigkeit,
wie ehemals nach dem Unglück bei Eaudium, doch ohne denselben
Grund, weil der Vergleich nicht schimpflich war, weigerte sich, ihn
zu erfüllen, und vermeinte, durch Auslieferung des Mancinus den
Göttern, welche den Meineid rächen, Genüge zu leisten. Verge-
bens berief Numantia sich ans das Völkerrecht; die Römer kannten
nur senes der Waffen, und wer sie gcdemüthiget, dem drohte Verder-
den. Also wurde Scipio mit starker Macht gesandt, die Rache zu
vollstrccken. Dreizehn Jahre nach Karthago und auf ähnliche Weise
siel Numantia (3851. 132 v. Ehr.), nach heldenmüthiger Gegen-
wehr, durch S c ip i o's Tapferkeit und durch die Verzweiflung der Bür-
ger. Sie tödtetcn sich unter einander, und begruben sich unter den
Trümmern der brennenden Stadt. Aber für die wenigen Jahre eines
bedrückten und schmachvollen Lebens, die sie Hingaben, ist ihnen das
bewundernde Andenken aller Zeiten geworden, und sie mochten im
Tode sich mit dem Gedanken trösten, daß ihr glorreicher Untergang
dem Feinde eine Schandsäule seze.
Um dieselbe Zeit hatten die Sklaven anssicilien einen Aufstand
gemacht. Grausamkeit der Herren bewog sie dazu. Unter Anführung
des vcrschmizten Eunus stritten sie fünf Jahre, zuerst in kleinen
Haufen, endlich in starken Heeren gegen die Römer, bis der Cónsul
Rupilius sie auf schreckliche Weise vertilgte (3852. 131 v. Ehr.)
Hl Abt Heilung.
Zeitraum der Bürgerkriege.
§. 40. Inneres Vorder bniß Roms.
Von den Kriegen Roms kehren wir nun zurück zu dessen inne-
rer Geschichte. Dieselbe wird sezt ernster und wichtiger, als zuvor.
Die inneren Streitigkeiten, die bis dahin zwar mit Erbitterung,
doch meist ohne Gcwaltthat, geführt wurden, nehmen nunmehr einen
blutigen Charakter an. Bald werden wir in denselben das Bürgerblut
anfangs tropfenweise, dann in Bächen, endlich in breiten Strömen
fließen, und unter andauernden fürchterlichen Stürmen die Republik
zulezt Zusammenstürzen sehen.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Mathematik und Naturwissenschaft.
261
aufzustellen, nämlich die Sonne in dessen Mittelpunkt und die Erde als
dritten Stern in die Planetenreihe zu versetzen. Kepler (1571 bis
1631), aus dem schwäbischen Städtchen Weil, bewies, daß die Pla-
netenbahnen nicht kreisförmig, sondern elliptisch sind, und lehrte die
Verhältnisse ihrer Entfernung und Geschwindigkeit; der Italiener Ga-
lilei (1564—1642) verbesserte das Fernrohr, entdeckte den Ring
des Saturn und die vier Monde des Jupiter; durch den Holländer
Huygens erhielt das Fernrohr abermals eine Verbesserung, von ihm
wurde das Uhrenpendel erfunden, die Monde des Saturn und die Licht-
phasen der Venus entdeckt; der Engländer Isaak Newton (1646 bis
1725) fand das Gesetz der Schwere, das unsichtbare Band der fernsten
Weltkörper. Sein Schüler Halley berechnete zuerst die Bahn eines
Kometen, des nach ihm benannten, Bradley entdeckte die Aberration
des Lichts, der aus Deutschland nach England übergesiedelte Herschel
den Uranus; große Verdienste um die Astronomie erwarben sich die Kas-
sini, Maupertuis, Schröter u. s. w. Die meisten Astronomen such-
ten auch die Natur des Lichts, dieses edeln Elementes, zu ergründen;
Newton stellte darüber das Emanations-, Euler das Vibrationssystem
auf. Die Schwere der Luft zeigte zuerst der Magdeburger Bürgermeister
Otto von Guerike, welcher die Luftpumpe erfand, der Italiener To-
ricelli aber lehrte den Luftdruck durch das von ihm erfundene Barometer
messen. Das Thermometer erfand Kornelius Drebbel, ein holländischer
Bauer; Fahrenheit u. a. verbesserten das Instrument. Durch das
Vergrößerungsglas oder Mikroskop, von Galilei erfunden, entdeckte man
eine neue Wunderwelt im Kleinen, eine ganze Thierwelt im Wassertro-
pfen, ein tausendfältiges Leben im Staube, den wir mit Füßen treten;
der Flügelstaub des Schmetterlings, das Glied des kleinsten Insekts wur-
den zu Wundergebilden, deren kunstvoller und zweckmäßiger Bau mit
Staunen erfüllt. Nun wurde der menschliche und thierische Leib ein
Gegenstand der eifrigsten Untersuchung; der Engländer Harvey entdeckte
den Umlauf des Blutes, die Holländer Boerhave, Leuwenhoek,
Swammerdam u. a. zergliederten wetteifernd, während früher alle
drei oder vier Jahre auf einer Universität etwa ein Leichnam zergliedert
worden war. So vervollkommnete sich die Anatomie, ohne welche eine
andere Wissenschaft, die Kenntniß der organischen Natur (Physiologie),
nie besonders gedeihen kann; um sie erwarb sich der Berner Alb. Hal-
ler ausgezeichnete Verdienste. Die Pflanzenkunde (Botanik), durch
Cäsalpin, Brunfels und Geßner angebahnt, wurde mit ähnlichem
Eifer gepflegt; der große Naturforscher Linne, ein Schwede, ordnete
zuerst alle Pflanzen in Klassen und Abtheilungen (Linnöisches System).
Auch das Reich der unorganischen Körper, die verschiedenen Erden,
Steine und Metalle, fanden Männer, welche sie mit eben so vielem
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Isaak_Newton Isaak Schüler_Halley Bradley Maupertuis Newton Euler Otto_von_Guerike Otto Kornelius_Drebbel Harvey Linne
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Leuwenhoek Swammerdam Linnöisches
Vorbereitung, tz. 24.
23
gleiche Theile getheilt. Jeder Theil (/^tel des Ganzen)
heißt ein Schuh oder Fuß, d. i. ein gewisses Maas, wie
eine Elle auch ein Mas in die Länge ist. Alle zehen Theile
oder Schuhe zusammen besagen das Mas einer sogenannten
geometrischen Ruthe. Ucber dieser ersten Linie werden noch
zehen andere Linien gleichweit oder parallel gezogen; und
dann auf den ersten, oder auch lezten jener Theilungs-Puncte
eine Perpendicular-Linie aufgerichtet. Wo diese die oberste
Linie durchschneidet, von demselben Puncte an werden die
obengedachten zehen gleichen Theile, welche Schuhe heissen,
auf der obersten Linie abgestochcn. Sodann werden schräge
Linien durch alle die über einander stehenden Linien gezogen,
und zwar so, daß die erste unten in dem Punkte, wo die
Perpendicular-Linie aufgerichtet worden, anfängt und an
den zweiten Punkt auf der obern Linie gezogen wird; allso,
daß ein rechtwinklichter Triangel entsteht, dessen groser
Kathedus die Perpendicular-Linie, der kleine Kathedus ein
sogenannter Schuh oder rote Theil der Ruthe, und die
Hypothenuse die schräge Linie macht, welche mit jeder Durch-
kreuzung einer der zehen Linien, von unten nach oben,
einen weitern Zehntel von einem Schuhe, folglich auf der
vhneins obersten i^tel, abschneidet. Diese immer groser
werdenden Theile geben dann die Zolle. So werden dann mit
der gedachten Hypothenuse zehen schräge Linien in gleicher
Weite gezogen. Und der geometrische Masstab ist fertig.—
Wie wird ein solcher nun ein Zeit-Masstab? —
Man denke sich eine sogenannte Ruthe als ein Sacu-
lum oder Jahrhundert, welches aus einer Linie jene gewisse
Gröse von ein, oder zwei Daumen breit beträgt. (Auf
der isten Karte sind die Jahrhunderte wirklich etwa ein
Daumen, auf den zwo andern fast doppelt so breit). Durch
jene Abtheilung in zehen gleiche Theile, welche Schuhe
gaben, wird ein Säculum in zehen Decennia getheilt. (Ein
Dccennium ist ein Zehntel von hundert, folglich zehen Jah-
re). Endlich werden durch jene schrägen Linien, welche
Zolle gaben, die Decennia in einzelne Jahre abgetheilt.
Nun soll durch einige Messungen der Gebrauch des
mehrgedachten Masstabes näher erläutert werden, wenn
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Ii. Völker nach Chr. Geburt. — Chr'neser. §. 55* 77
bar. China ist das Haupt-Theetand in der Welt, das Va-
terland der europäischen Orangen, und so, nebst Indien,
des Seidenwurmes; hat vorzugsweise Firnis« und Wachs-
bäume, Rhabarbar- und Chinawurzel, ferner weisses Kupfer,
und Magnetsteine. Die Hauptstädte sind: Peking/ im
Norden, die jezige Residenzstadt, mit einer Million (nach
andern zwo Millionen) Einwohner. Eben sogros, oder
noch gröser, soll die ehemalige Residenz Nankin/ am Iant-
sekian, sein, mit einem bei 200 Fus hohen Porcellan-Thur-
me. Ranton/ im Südosten des Landes, mit einem grosen
Seehafen. Sie ist die einzige Stadt in China, wohin die
Europäer um des Handels willen kommen dürfen.
8. 55.
Momente der Chinesischen Geschichte.
u Ihr Reich entstand erst durch Schihoangti/ des Ar-
chimedes und Hannibals Zeitgenoß, um das Jahr
220, v. Chr. Geb. (S. iste Karte, wo das Volksfeld
unter dem römischen gezeichnet, und von da an durch
sechs Perioden fortlaufend ist).
2. Die Chineser haben eine Vorgeschichte/ welche kurz
nach Trojens Zerstörung schon erträgliche Nachrichten
enthalten soll. Seit Romulus Zeiten sollen eine Menge
kleiner Staaten in China gewesen sein, die mit ein-
ander kriegten. In einem dieser Staaten, im An-
fänge der zten Periode, lebte ihr Religions-Lehrer
Con-fu-tse; und bei 250 I. nachher erhob sich aus je-
nen Staaten Einer, der die andern unter sich brachte:
da stand Schihoangti da.
3. Der Sohn des Schihoangti vermochte nicht den Be-
stand der Monarchie zu erhalten. Aber die Dynastie
der Hang kam, welche die Hunnen, die Ruhestörer
von China, besiegte, und den Einen Theil als Un-
tergebene aufnahm, den Andern Theil hingegen ver-
jagte. Die Dynastie der Hang dauerte 4oo Jahre;
und eben so lang die hernach erfolgte Erste Zerthei-
lung.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Hannibals
Extrahierte Ortsnamen: China Indien Rhabarbar- Peking China Hannibals China China