Aus der Globuslehre und allgemeinen (Erdkunde.
Die Gestalt der Erde.
Auf dem vollkommen flachen Lande oder auf dem offenen
Meer erscheint uns die Erdoberfläche als eine Scheibe. Ver-
schiedene Beobachtungen sprechen dafür, daß das eine Täuschung ist.
1. Bei Reisen von S nach N sinken die dem s-en Horizonte
nahen Sterne unter den Horizont, während über dem n-en
Horizonte andere Sterne aufsteigen; bei Reisen von N nach
S ist das Umgekehrte der Fall: Krümmung der Erdoberfläche
von N nach S. O von uns gelegene Orte haben srüher, w
gelegene später Mittag als wir: Krümmung von O nach
W. Allseitige Krümmung.
2. Man hat die Wahrnehmung gemacht, daß die Sonnenscheibe
von der Oberfläche des ruhigen Meeres in deutlich zusammen-
gedrückter Form widergespiegelt wird wie die Bilder auf einer
konvexen spiegelnden Kugeloberfläche.
3. Der Erdschatten auf der Mondscheibe ist immer ein Teil
eines Kreises.
4. Gegenstände, welche sich von dem Beobachter entfernen (aus
dem Hafen auslaufende Schiffe), verschwinden allmählich, so
daß der Beobachter erst den unteren Teil aus den Augen
verliert und nach und nach das Ganze.
Hieraus geht hervor, daß die Erde Kugelgestalt hat. Diese
Kugel schwebt frei im Weltenraum. Alles, was sie trägt, wird von
der ihr innewohnenden Kraft, der Anziehungs- oder Schwerkraft,
festgehalten. Es ist darum alles, was von uns aus dem Mittel-
punkt der Erde zugekehrt ist, unten, was von ihm weggewendet
ist, oben. Nach oben sich bewegen heißt, sich vom Erdmittel-
punkte entfernen.
Weil die Erde kugelförmig ist, darum ist der Teil der Erd-
oberfläche, den man nach allen Seiten ungehindert überblicken
kann, stets ein Kreis. Die Linie, welche unser Gesichtsfeld be-
grenzt, heißt Horizont*. Wir stehen im Mittelpunkt des
Horizonts. Der Punkt des Horizonts, in welchem die Sonne am
21. März und 23. September aufgeht, heißt Ostpunkt, der Unter-
gangspunkt an diesen Tagen Westpunkt. Die Verbindungs-
linie beider Punkte geht durch unsern Standpunkt. Eine durch
unsern Standpunkt zu dieser Linie gelegte Senkrechte trifft den
1 Die Begrenzende (näml. Linie) von honzein = begrenzen.
Wulle, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten I. 1
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flockiger Gestalt bis zum Schützen, wo sie den Horizont erreicht. Dicht
beim Südpol, beim Sternbild des südlichen Kreuzes, vereinigen sich die
beiden Arme, die sich im Schwan getrennt haben, und in einheit-
lichem Zuge steigt die wunderbare Erscheinung wieder zum ö-en
Horizont empor.
In ihrer Nachbarschaft steht eine Reihe der glänzendsten
Sterne; aber erst im Fernrohr und auf der photographischen Platte
löst sie selbst sich in ein unzähliges Sternenheer aus. Ihre räum-
liche Verteilung vollzieht sich ähnlich wie bei den Planeten an-
nähernd in einer Ebene; in der Richtung dieser Ebene drängen sich
die Sterne eng zusammen, während senkrecht dazu nach den Polen
der Milchstraße ihre Zahl abnimmt. Tatsächlich ist das ganze Heer
der sichtbaren Sterne in den endlichen, begrenzten Bezirk des Milch-
straßensystems zusammengedrängt, dessen linsenförmiger Raum einen
Längsdurchmesser von 20 000 und einen Querdurchmesser von 10 000
Lichtjahren hat.
Von alters her hat sich der Menschengeist mit der Deutung
dieser eigenartigen Erscheinung am nächtlichen Himmel beschäftigt.
Neuerdings gewinnt die Ansicht Raum, daß die Milchstraße nicht
ein Ring oder Gürtel ist, sondern sich aus Spiralstreifen zu-
sammensetzt. Von unserer zentralen Stellung aus lassen sich natür-
lich die Spiralen nicht einzeln erkennen, sondern müssen, aus das
Himmelsgewölbe projiziert, sich teilweise decken und durch diese teil-
weisen Übereinanderlagerungen einen geschlossenen Ring bilden. Da
die Spiralnebel als einzige Ausnahme von den Satz gelten müssen,
daß alle uns sichtbaren Objekte unserem Milchstraßensystem ange-
hören, so hält man die Spiralnebel für selbständige Milchstranen,
Fixsternsysteme, deren Entfernung von uns freilich unvorstellbar
groß ist.
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durch die bis in jene Höhen emporgeschleuderten Auswurfsprodukte
des Krakatau (1883) und des Mont Pelee auf Martinique, die um
die Erde herumgeführt wurden und durch die Brechung der Sonnen-
strahlen jene wunderbaren Farbenerscheinungen hervorriefen, die man
als leuchtende Nachtwolken bezeichnet.
Das Zurückweichen der polaren Luftströmungen ruft an den
Polen die herrschenden Westwinde hervor.
Ein von großer Höhe herabfallender Körper weicht von der
Lotrichtung nach O ab, wie Benzenberg durch seine Versuche im
Michaelisturm in Hamburg nachgewiesen hat. Der gewichtigste
Beweis jedoch ist der Foucaultsche Pendelversuch. Da die
Schwingungsebene eines Pendels,- auf welches andre Kräfte als die
Schwere nicht einwirken, unveränderlich bleibt, so muß es in einer
bestimmten Zeit seine Stellung gegen die unter ihm rotierende Erde
ändern. An jedem Pol beträgt die Richtungsänderung in einer
Stunde 15°; zwischen Pol und Äquator hängt ihre Größe von der
geographischen Breite ab.
Folgen der Rotation.
Die Folgen der Rotation der Erde sind die scheinbare tag-
liche Bewegung der Gestirne um die Erde und der tägliche Licht-
und Wärmewechsel auf der Erde.
Die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne findet in der
Achsendrehung unserer Erde die einfachste Erklärung. Tritt ein Ge-
ftirn in den ö-en Horizont des Beobachters, so geht es für ihn ausi.
Sinkt bei der fortgesetzten Drehung der Erde von W nach O der
ö-e Horizont unter das Gestirn, so steigt es scheinbar empor, bis
der Meridian es passiert, der Stern also seine obere Kulmination
erreicht. Darauf nähert sich ihm der w-e Horizont; das Gestirn
sinkt am W-Himmel, bis es in den w-en Horizont tritt, also unter-
geht. Bei der weiteren Drehung der Erde nähert sich ihm wieder
der Meridian, passiert es (untere Kulmination), und endlich tritt es
wieder in den ö-en Horizont. In der Zeit von einer Kulmination
eines Fixsternes bis zu derselben nächsten hat die Erde eine volle
Umdrehung zurückgelegt. Diese Zeit nennt man einen Sterntag.
Er ist das einzige, von der Natur selbst gegebene Zeitmaß, das sich
immer gleich bleibt und das daher auch in der Astronomie als Grund-
maß der Zeit dient. Er wird gerechnet von einer Kulmination des
Frühlingspunktes bis zur nächsten. Die Länge dieses Tages, also
auch der Rotationsdauer der Erde, hat sich seit den frühesten Zeiten
astronomischer Berechnung noch nicht um Vio Sekunde geändert.
Da die Sonne scheinbar (S. 10) während einer Umdrehung der Erde
um ihre Achse sich 1° weiter nach O unter den Fixsternen bewegt
1 An einer Armillarsphäre zu veranschaulichen.
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Rechteckige Plattkarte auf S. 80). Die Krümmung der Erdoberfläche
darf, weil zu gering, dabei unberücksichtigt bleiben. Bei den höheren
Verjüngungen aber muß sie in Betracht gezogen werden.
Die Oberfläche der Kugel ist eine allseitig gekrümmte Fläche
und läßt sich ohne Faltung und Zerreißung aus einer Ebene nicht
ausbreiten, daher auch aus einem ebenen Blatte nicht genau d. h.
der Natur vollständig entsprechend auszeichnen. Jede Karte muß
deshalb den betreffenden Teil der Erdoberfläche mehr oder minder
ungenau darstellen. Die Ungenauigkeiten bestehen darin, daß ent-
weder das Größenverhältnis der einzelnen Flächen auf der Karte
nicht mit dem auf der Kugel übereinstimmt, oder daß die Winkel,
welche zwei verschiedene Richtungen auf der Karte bilden, von denen
auf der Kugel abweichen. „Bon diesen Ungenauigkeiten läßt sich nur
immer eine ganz vermeiden: soll das Arealverhältnis dem auf der
Kugel gleichen, soll die Karte eine flächentreue, äquivalente
Abbildung sein, so muß man sich Verzerrungen der Gestalt gefallen
lassen, und umgekehrt: sollen die Umrisse der Länder in ihrer Ge-
statt unverändert bleiben, soll die Karte eine winkeltreue oder
konforme Abbildung sein, so muß man auf das richtige Größen-
Verhältnis verzichten." Im Streben nach größtmöglicher Naturtreue
hat man Mittelwege eingeschlagen: man hat weder ganz aus Flächen-
treue, noch ganz auf Winkeltreue verzichtet und versucht, die unver-
meidlichen Fehler durch Verteilung zu verringern und von bestimmten
Gesichtspunkten aus zu regeln. So sind die vermittelnden, aus-
gleichenden Darstellungen entstanden, auch unechte, modifierte
Entwürfe genannt. Vom Zweck der Karte, von dem abzubildenden
Stück Erdflä'che und von der Leichtigkeit der Zeichnung hängt es ab,
welche der drei Darstellungen zu wählen ist.
Um die geographischen Objekte auf der Karte richtig eintragen
und die Lage (Länge und Breite) eines Ortes leicht ablesen zu
können, ist es zunächst nötig, ein Gradnetz anzulegen. Dazulassen
sich verschiedene Wege (nach „Eoordes, Lehrbuch der Landkarten-
Projektion") einschlagen.
1. Man entwirft (projiziert) den betreffenden Teil der Erdfläche
auf eine Ebene, entweder nach den Grundsätzen der gewöhnlichen
Perspektive oder ohne Anwendung derselben. Im ersten
Falle denkt man sich die Ebene (Bildfläche) zu dem vom Auge nach
dem Erdmittelpunkte gerichteten Strahle senkrecht stehend und ent-
weder durch den Erdmittelpunkt gelegt (Mittelebene) oder die Erd-
obersläche berührend (Tangentialebene). Im letzteren Falle wird stets
eine Berührungsebene angenommen, aus welche die Punkte der Erd-
obersläche durch nicht perspektivische Strahlen übertragen werden.
Diese Entwürfe nennt man auch azimutale, weil bei ihnen jede vom
Kartenmittelpunkte aus bestimmte Richtung mit dem Mittelmeridian
denselben Winkel bildet, dasselbe Azimut hat wie auf der Kugel.
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C
ferner der Umstand, daß der Stern in der jeweiligen Richtung
der Tangente verschoben erscheint (s. Fig. 16?), ließ erkennen, daß
es sich hier nicht um eine parallaktische Verschiebung handeln
konnte. Bradley selbst erklärte diese Er-
scheinung, die Aberration des Lichts,
aus dem Verhältnis zwischen der Be-
Wegungsgeschwindigkeit der Erde und der
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts.
Man erklärt den Vorgang in folgender
Weise. Ein senkrecht fallender Regen-
tropfen wird durch ein senkrecht gestelltes
Rohr hindurchfallen, solange man still-
steht. Bewegt man sich vorwärts, so
wird der Tropfen an der Hinterwand
des Rohres anschlagen. Soll er hin-
durchfallen, so muß das Rohr so weit nach
vorn geneigt werden, daß das untere Ende
in D (Fig. 17) ankommt, wenn der Tropfen
die Höhe A D zurückgelegt hat. In ähnlicher Weise muß das Fern-
rohr, durch welches der Lichtstrahl eines Fixsternes fällt, fortgesetzt
im Sinne der Bewegungsrichtung der Erde gedreht werden. Nach
einem Jahr hat man das Fernrohr auf eine Reihe von Punkten am
Himmelsgewölbe gerichtet, die einen Kreis oder je nach der Lage des
Sternes zum Pole der Ekliptik eine kleine Ellipse bilden und ein
Zeugnis sind von der Drehung der Erde um einen (relativ) festen
Punkt, um die Sonne.
Durch die Revolution der Erde lassen sich die eigenartigen
Bahnen der Planeten am einfachsten erklären (s. unten das Kapitel:
Ansichten über das Weltgebäude!).
Fig. 17.
Die Erdbahn.
Gestalt. Kopernikus nahm an, daß die Erdbahn ein Kreis
sei. Beobachtet man den Sehwinkel, unter dem uns die Sonne er-
scheint, so findet man, daß er Anfang Januar am größten ist,
32^/2 Bogenminuten, Anfang Juli am kleinsten, 31^2 Bogenminuten.
Demnach muß die Sonne Anfang Januar uns am nächsten stehen,
Anfang Juli am weitesten von uns entfernt sein; darum kann die Erd-
bahn kein Kreis sein. Wie Kepler für alle Planeten nachgewiesen hat,
ist die Erdbahn eine Ellipse, in deren einem Brennpunkte die Sonne
steht, und zwar beträgt ihre Exzentrizität, d. h. die Abweichung der
Brennpunkte vom Mittelpunkte, 1/&o der halben großen Achse. Der
der Sonne am nächsten stehende Punkt heißt die Sonnennähe oder
das Perihel, der entfernteste Punkt heißt Sonnenferne oder Aphel;
beide führen den gemeinschaftlichen Namen Apsiden, und die sie ver-
bindende gerade Linie ist die Apsidenlinie. Im n-en Winter sieht
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Erdkugel in immer niederen Breiten berühren, so wird er immer
höher, die Spitze rückt der Kugel immer ferner, bis sie, wenn
die Berührung im Äquator stattfindet, ins Unendliche rückt
und der Kegel in einen Zylinder übergeht. Man gelangt als-
dann zum zylindrischen Entwurfe. Anderseits: je mehr
sich der Berührungskreis des Kegels dem Pole nähert, desto
niedriger wird der Kegel, desto stumpfer der Winkel an der
Spitze, bis schließlich der Kegelmantel zu einer Ebene wird.
Die Meridiane schneiden sich auf derselben unter dem wahren
Winkelwert (Azimut), darum heißen diese Projektionen azi-
mutale Entwürfe. Fällt die Kegel- oder Zylinderachse mit
der Erdachse zusammen, so erhält man normale, liegt sie in
der Äquatorialebene, transversale, liegt sie zwischen Erd-
achse und Aquatorialebene, schie fach sig e Entwürfe. Solassen
sich 9 Arten von Projektionen aufstellen. Entwirf die Tabelle!
Iii. Z)ie modifizierten (vermittelnden) Entwürfe,
a. Der Sanson-Flamsteedsche Entwurf.
Es ist ein flächentreuer, unecht zylindrischer Entwurf
mit längentreuen Parallelkreisen (Fig. 53, linke Hälfte). Er
wurde eingeführt durch Nicol. Sanson 1650 und angewandt von
dem Engländer Flamsteed (spr. flämstid) 1729, daher seine Be-
zeichnung. Das Netz zeigt den Mittelmeridian als gerade Linie, die
von dem gradlinigen Äquator und den gradlinigen, gleichabständigen
Parallelkreisen rechtwinklig geschnitten wird. Auf letzteren sind vom
Mittelmeridian aus die Längengrade im richtigen Verhältnisse ab-
getragen und die Punkte gleicher Längen durch stetige Kurven ver-
bunden, welche die Meridiane darstellen. Die Netzvierecke sind flächen-
treue (gleiche) Trapeze, welche allerdings immer verschobener werden,
je weiter sie von der Mitte entfernt sind, und je näher sie am Pole
6*
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Die äußerste Hülle der Sonnenatmosphäre ist die rätselhafte
Korona, die bisher nur bei totalen Sonnenfinsternissen gesehen
worden ist. Sie breitet sich in mattem Glänze von der Sonne
nach allen Richtungen hin strahlenförmig aus; die Strahlen sind
häufig länger als der Sonnendurchmesser. Zur Zeit der Flecken-
maxima breitet sich die Korona gleichmäßig nach allen Richtungen
aus. Zur Zeit der Fleckenminima erstrecken sich die Koronastrahlen
von den äquatorialen Teilen aus wie große Besen: von den
Sonnenpolen werden sie „gegen den Äquator herabgezogen, ganz
wie die Kraftlinien um die Pole eines Magneten", weshalb man
annimmt, daß die jeweilige Struktur der Korona auf magnetische
Kräfte der Sonne zurückzuführen ist.
Das gleichförmige Licht der. „inneren Korona" wird, wie die
spektroskopische Untersuchung lehrt, hauptsächlich von Wasserstoff und
einem sonst unbekannten, Koronium genannten Gas ausgestrahlt.
Das Licht der „äußeren Korona" ist reflektiertes Sonnenlicht, das von
kleinen festen oder flüssigen Partikeln herstammt. Die strahlen-
sörmige Beschaffenheit der „äußeren Korona" deutet auf eine Kraft
hin, welche die kleinen Partikel vom Sonnenzentrum wegstößt. So
erinnern die Koronastrahlen an die Kometenschweife, die in der
Regel auch der Sonne abgekehrt sind.
Die Temperatur der Sonne wird verschieden hoch angenommen;
jedenfalls ist sie so groß, daß alle Elemente noch im Zustande der
Dissoziation sich befinden, also eine chemische Verbindung unmöglich
ist. Zöllner nimmt sie zu 13250° C an der Oberfläche, 112 0000 0
im Innern an; andere stellen niedrigere Temperaturen auf. Da-
gegen ist festgestellt, daß die jährliche Wärmemenge, welche die Ober-
fläche der Erde erhält, ausreichend sein würde, um eine die ganze
Erdoberfläche bedeckende Eisschicht von 30,8 m Dicke zu schmelzen,
und dabei beträgt diese Wärmemenge nur den 2160 millionsten Teil
aller von der Sonne in den Weltenraum ausgestrahlten Warme.
Wie die Sonne den Wärmeverlust deckt, darüber bestehen verschiedene
Hypothesen, die aber nichts weiter als eine gewisse Wahrscheinlichkeit
für sich haben.
Wie die Sonne eine Achsenbewegung hat, so muß sie auch
eine fortschreitende Bewegung im Räume haben. Man hat dies aus
den Beobachtungen, die die Spektralanalyse an die Hand gibt, so-
wie aus dem Auseinanderrücken der Fixsterne an einer Stelle des
Himmels und dem entsprechenden Zusammenrücken an der entgegen-
gesetzten Stelle ' geschlossen. Der Weg, den die Sonne in einer
Sekunde zurücklegt, beträgt 20 km. Wo wir den Mittelpunkt der
Bewegung zu suchen haben, ist zurzeit noch ungewiß.
Der Mond (Erdmond).
Der Mond, dieser treue Begleiter der Erde, der „stille Ge-
fährte der >Nacht", ist wie die Erde eine Kugel, aber nur von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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hat, so braucht sie von einer Kulmination bis zu derselben nächsten
etwa 4 Min. mehr; 24 Std. : 3 60 = 24/360 = Vis Std. = 4 Min.
Ein Sterntag ist daher ungefähr 4 Min. kürzer als ein (mittlerer)
Sonnentag.
Die Geschwindigkeit, mit welcher ein Punkt der Oberfläche
sich bewegt, nimmt vom Äquator nach N und S anfangs langsam,
dann schnell ab. Sie beträgt für den Äquator 463,7 m, für
50° Br. etwa 312 m in der Sekunde.
Daß wir von der Bewegung der Erde nichts merken, liegt an
ihrer großen Gleichmäßigkeit. Wir nehmen sie ebensowenig, oder
vielmehr noch weit weniger wahr als die Bewegung eines Fahr-
zeuges in völlig ruhigem 'Wasser, und das Durchschneiden der Luft
kann uns darum nicht bemerklich werden, weil die Atmosphäre an
der Umdrehung der Erde teilnimmt.
Der tägliche Lichtwechsel auf der Erde, d. h. das Aufgehen,
Emporsteigen, Absteigen und Untergehen der Sonne erklärt sich aus
dieselbe Weise wie bei den übrigen Gestirnen. Da die Erde ein
dunkler Körper ist, so hat jeder Ort der Erdoberfläche, sofern die
Sonne über seinem Horizont steht, Tag, im andern Falle Nacht.
Dabei ist zu bemerken, daß die Lichtgrenze1 die Erdoberfläche nicht
halbiert, sondern es ist der beleuchtete Teil größer als der unbe-
leuchtete. Dies hat seinen Grund in der verschiedenen Größe von
Erde und Sonne. Nur wenn beide Körper gleich groß wären, so
würde der Lichtkreis die Erdoberfläche halbieren; da aber die Sonne
beträchtlich größer ist als die Erde, so muß trotz der großen Ent-
fernung der beiden Körper voneinander der beleuchtete Raum größer
sein als der unbeleuchtete. Dazu kommt die Wirkung der Strahlen-
zuletzt eingefallen ist, so wird das Gestirn in größerer Höhe am
Himmel beobachtet, als es tatsächlich steht. So sieht man Sonne
und Mond schon, wenn sie eigentlich noch nicht aufgegangen sind,
und umgekehrt werden sie noch von uns gesehen, wenn sie wirklich
schon untergegangen sind. Bei uns beträgt die Verlängerung des
Tages nur wenige Minuten; in den Polarländern dagegen dehnt sie
sich auf Tage, ja Wochen aus, um welche die langen Winternächte
Fig. 12.
brechung durch die an Dichte nach
der Höhe zu abnehmende Atmosphäre.
Ein von einem Stern ausgehender
Lichtstrahl geht nicht in gerader
Richtung durch die Atmosphäre, aus-
genommen, wenn er im Zenit steht,
sondern in einer gegen die Erdober-
fläche hohlen Kurve (Fig. 12). Da
das Auge das Gestirn in die Rich-
tung versetzt, in welcher der Lichtstrahl
1 Teil I. S. 3.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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stab für die wachsenden Breitenkreise" beigegeben (S-W Bl. 10. —
D-G Seite 14/15, 19/20, 50/51).
5. Die quadratische Plattkarte.
Die Netzmaschen der iso-zylindrischen Projektion sind am
Äquator Quadrate. Macht man sämtliche Flächen diesen Quadraten
gleich, so erhält man die quadratische Plattkarte, einen Zylinder-
Entwurf mit längentreuem Äquator, bei dem die Abstände der
Breitenkreise denen auf der Kugel entsprechend einander gleich sind
(mittabstandstreuer Entwurf).
6. Die rechteckige Plattkarte.
Statt eines Zylinders, der den Äquator überall berührt, kann
man auch einen solchen wählen,
dermiteinembeliebigenparallel-
kreise (in Fig. 49 mit dem von
45°) gleichen Durchmesser hat
und die Kugel in diesem Pa-
rallel n und s vom Äquator
durchstößt. Dieser Parallel-
kreis ist längentreu dargestellt,
alle übrigen sind ihm gleich
und haben gleichen Abstand
voneinander wie auf der Kugel
(mittabstandstreuer Entwurf).
— Die Land- und Seekarten
des Altertums und des Mittel-
alters waren vielfach in diesem
Entwürfe angelegt.
Anmerkung. Bei den besprochenen Zylinder-Entwürfen
fällt die Zylinderachse mit der Erdachse zusammen. Sie kann
aber auch in die Äquatorebene fallen oder ein beliebiger Erd-
durchmesser sein. Diese Entwürfe werden fast nie benutzt und
seien hier nur erwähnt.
Fig. 49.
b. Kegel-Projektionen.
Denkt man sich eine einseitig gekrümmte Fläche (wie die Mantel-
fläche der zylindrischen Entwürfe) nicht an den Äquator, sondern an
einen nach Norden oder Süden gelegenen Breitenkreis angelegt, so
neigt sich wegen der Krümmung der Kugel die Fläche über einem
Pole zusammen, bildet eine Spitze und wird so zu einem Kegel-
mantel. Auch darauf läßt sich die Kugelfläche projizieren, und es
entstehen die Kegel- oder konischen Entwürfe. Diese eignen sich
besonders zur Darstellung von enger begrenzten Stücken der Erd-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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Iii. Das Jtteet.
N.-Hälfte, zu welcher der Zutritt arktischen Wassers durch die Meeres-
bodenschwetle zwischen Europa und Nordamerika behindert wird. Allein
abgeschlossene Meeresglieder (Mittelmeerl, rotes Meer) sind durch die
hohe Masserscheide an ihrem Eingang vor dem Andrang des kalten
Tiefenwassers gesichert; ihre Tiefe zeigt genau die der Winterkälte ihrer
Oberfläche entsprechende Temperatur.
Außer der nur lhermometrisch erkennbaren allgemeinen Zirkulation
sämtlicher Wasserteilchen erführt das Meer Aufregungen plötzlicher Art
vom Grund zum Spiegel durch unterseeische Erdbebenstöße (Seebeben,
die mitunter ganze Küstenstädte vernichten durch den entsetzlichen Wogen-
fchwall, den sie plötzlich ans Gestade werfen), vor allem jedoch eine täg-
liehe, seine ganze Masse treffende Erregung durch die Gezeiten- und
eine sanfte Vorwärtsbewegung seiner Oberflächenteile in den breiten
Bändern der Meeres ströme.^ Das beständige Anschlagen des Meeres
an die Küste in nur minutenlangen Pausen nennt man die Brandung,
die Wellenerhebung, durch welche das geschieht, die Brandungswelle.
Stellt U den Mond und die größere Kugel links die Erde dar (die
Entfernung der Mittelpunkte beider voneinander auf 1/10 verringert gegen-
über dem für die Radien angewandten Maßstab), so wird die Erdstelle A,
weil sie dein Mond um einen Erdradius näher liegt als der Mittelpunkt
C, auch stärker als dieser vom Mond angezogen, sobald der Mond in den
Meridian von A tritt (über A kulminiert); andererseits wird aus dem
nämlichen Grund C stärker vom Mond angezogen als die Gegend bei B.
Dadurch erleidet zwar die feste Masse der Erde keine merkbare Beeinträch-
tigung ihrer Gestalt, wohl aber das Meer mit seinen leicht verschiebbaren
Teilchen: sowohl unter demjenigen Meridian, dessen Bewohnern der
Mond im Zenith steht, als auch unter dem, dessen Bewohner er gegen
die Fußsohlen („im Nadir") steht, schwillt das Meer zu einer flachen
Welle empor, weil es beiderseits das Streben erhielt sich vom Anziehungs-
punkt C zu entfernen, es ist Flut (Zenith- und Nadirflut), dagegen auf
den von der beiderseitigen Welle um 90 Längengrade entfernten zwei
Meridianen Ebbe, weil von dort die Wasserteilchen nach den Flutseiten
abgelenkt werden. Am geringsten wird sich diese Hebung und Senkung
des Meeresspiegels nach den Polen zu äußern; ein die ganze Erde um-
kleidender Ozean müßte mithin, in der Richtung der Flut-Meridiane
durchschnitten, eine elliptische Verziehung erfahren, und es müßte sich
1 S. 6 (dritter Abschnitt). 2 S. 92 (§ 4). 3 S. 93 (§ 4).
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